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I Wilsdruffer Tageblatt I 2. Blatt. — Nr. 132 - Mittwoch, 29. Mai 1929 I r, M« »j WilsMerAgebla« «WMMMgWS traße. 18. Fortsetzung Nachdruck verboten en 4 rt ulen >fg >»Ie der der mal chl- un- tige lär. den Zoll en;. 10v .5. 12.7 0 bis inz. ,33; 1,61 err. nen würde Ethel im Fieber manches verraten, was ihr Geheim nis war. Eschingens graue schöne Augen blickten mit gequältem Ausdruck ins Weite. Noch hatte er die schöne Frau nicht vergessen, die ihn so namenlos enttäuscht hatte. Oft stand sie in seinen Träumen leibhaftig vor ihm und ihr roter Mund lockte und girrte, rief ihn mit den zärtlichsten Namen. Dann stand er am Morgen müde und zerschlagen auf. Stundenlang war er mit Ethel geritten. Dann war das Bild der sündhaften, schönen Frau verschwunden und rei nes, brüderliches Gefühl erfüllte ihn für das frische Mädel an seiner Seite, welches er so gern als des Freundes Frau gesehen hätte. Aber dann hatte er vor einigen Tagen plötzlich einen Blick bemerkt, der ihn die Sachlage mit erschreckender Deut lichkeit überblicken ließ. Noch vermochte er es nicht aus zudenken. Sollte er es sein, der dem Freunde, dem alten, lustigen, herzensguten Kerl diese Wunde bcibringen würde. Nein, das war nicht auszudenken. Karl Heinz, der elegante, immer lebenslustige Mann war oft in sich gekehrt und einsilbig. Caldern hatte es dahin ge deutet, daß Eschingen das Teufelsweib, die Sorta, nicht ver gessen könne. Er war doppelt liebenswürdig und gut zu Karl Heinz. Jedes liebe treue Wort des Freundes aber schnitt Eschingen tief ins Herz. Und heute nun hatte das Bekenntnis Ethels alle Zweifel zerstört. Was sollte nun werden? Wieder war er gezwungen, seine Ehe mit Jutta klarzustellen. Es kam ihm unsagbar schwer an. „Kleine Jutta, ohne daß du es willst und ahnst, be hauptest du deinen Platz als meine Frau." Und seltsam, er war gar nicht unglücklich darüber, daß er gebunden war. Seit dem furchtbaren Erlebnis mit der Sorta sollte nie wieder ein Weib ihn dazu bringen, an eine Scheidung von Jutta zu denken. Frau von Hermsdorf hatte ihm zuletzt geschrieben, Jutta wolle keine direkte Korrespondenz mehr. Er solle ihr ver zeihen, aber sie hätten sich ja doch so wenig zu sagen, es kleine Krise im „Mnschenfrefferprozeß". Die Verteidiger drohen mit Mandatsniederlegung. Im Kaschauer Zigennerprozeß liegen die Dinge nach wie vor so, daß über Menschenfresserei nicht gesprochen werden darf. Die Verteidiger sind aber der Ansicht, daß gerade diese Frage restlos geklärt werden müsse, im Interesse der Zigeuner selbst und vor allem im Interesse der zivilisierten Welt. Wenn sie mit ihrer An sicht nicht schließlich doch noch durchdringen, wollen sie, wie es heißt, zum Zeichen des Protestes gemeinsam ihr Mandat niederlegen, womit aber den Zigeunern wenig gedient wäre. Inzwischen ist man bei der Untersuchung des dritten Mordes, der den Angeklagten zur Last gelegt wird, angelangt. EZ handelt sich um die Ermordung eines vierzehn jährigen Gymnasiasten. Drei Zigeuner, unter ihnen Filke und Paul Ri bar, sollen den Knaben ermordet und die Leiche in den Straßengraben geworfen haben. Alle drei aber leugnen und behaupten, daß sie von der Tat überhaupt nichts wüßten. er g Mit- auf, t! r ab! -'lernt mrn» jogen Wilsdruffer el nur »SN Plalr e 4 rms. 4k I Die Komleffe als AweleMebm. Eine Urenkelin des „alten Renz". Eine sensationelle Aufklärung fand jetzt ein großer Auwelendiebstahl, der vor einigen Monaten in Berlin- Lichterfelde (Ost) bei der Gräfin Antoinette Hermersberg verübt worden ist Der Gräfin waren Juwelen im Werte von etwa lOVOOV Marl verschwunden. Nachdem alle möglichen Angestellten und Bekannten der Gräfin verdächtigt worden waren, ist ganz plötzlich die Nichte der Gräfin, die 23 Jahre alte Komtesse Helga Monroy verhaftet worden. Sie Hai bereits ein Ge ständnis abgelegt Weitere Vernehmungen können vor läufig nicht erfolgen, weil die Komtesse einen nervösen Zusammenbruch erlitt. Sie hat die Juwelen entwendet und zu verkaufen versucht, um einen Rittmeister a. D. von Wedel heiraten zu können Ihre Mutter und ihre Tante waren gegen diese Heirat, was die Komtesse veranlaßte, das Haus zu verlassen und in einem be kannten Berliner Hotel Wohnung zu nehmen. Rittmeister von Wede! Hai sich, als er von der Verhaftung der Komtesse störte, im Grunewald erschaffen, offen- 16.2 pr) trotz wg- ,65: !,50; eliz- Hcu Ein Nachkomme Schillers unter Betrugsanklage. Die Maus als Perlenhalsband. Gegen den in München lebenden 63 Jahre alten Schriftsteller Karl Alexander von Gleicheu-Rußwurm, einen Nachkommen Friedrich von Schillers, begann vor in ü ein in 50,0 34,c 23,0 26.5 24.0 30.6 18.0 24.0 64.( 18.9 22.0 12.( 19? Tagesft»ruch. Ich wollt', daß ich daheime wär' stnd aller Welt nicht diente mehr. Ich hab doch hier mein Bleiben nicht, Ob's morgen oder heut' geschicht. Daheim ist Leben ohne Tod Und ganze Freude ohne Not. Ludwig Richter. dem Großen Schöffengericht in Würzburg eine Verhand lung wegen Betrugsversuchcs. Achtzehn Zeugen und vier ärztliche Sachverständige sind geladen. Die Anklage legt dem Baron zur Last, daß er am 17 Oktober 1925 von feinem Gut in Unterfrauken aus an eine Münchener Juwelierfirma einen mit 1300 Mark Wert deklarierten Wertbrief fandte, in dem sich angeblich ein Perlenhals band, das bei einer Kölner Versicherungsgesellschaft mit 65 000 Mark versichert war, befinden sollte, in dem aber bei ver Ankunft in München eine — tote Maus vor gefunden wurde. Der Angeklagte soll das Tier in leben dem Zustand statt des Perlenhalsbandes eingepackt haben in der Erwartung, daß sich die Maus während des Transports durchnagen und so eine Beschädigung der Sendung und den Verlust des Inhalts vortäuschen werde. Am Bette Ethels saß die alte Dienerin und wartete bis zur Ankunft der Pflegerin. , Morland wartete bis der Arzt im Auto davonfuhr. Dann ging er zu den beiden Herren, welche ihm als Gäste so lieb und wert geworden waren. Sie waren in größter Unruhe. „, xffb Morland nun erzählte, waren sie aleicknalls außer rücks^aus ^us nächster Nähe war hinter ¬ rücks auf Ethel geschoßen worden. ÄA?wobl?" "Was hast du nur, ist Und jetzt richtete sein Gastgeber dieselbe^a^ snNch°E »»d o-s-b pch Morland und Caldern sprachen noch lange von dem An schlag auf Ethel. Eschingen lehnte an einen Baum. Grübelnd starrte er vor sich hin. Was er langst geahnt, heute hatten Ethels Worte es ihm bestätigt. Er schlug plötzlich beide Hände vor das Gesicht. „Wozu lebe ich überhaupt? Ich finde kein Glück wf dieser Welt und den besten Freund helfe ich, wenn auch Hue meine Schuld, unglücklich machen," dachte er verzweifelt. So energisch hatte Fritz reinen Tisch gemacht mit allem, was vordem war. Er lebte nur noch seiner reinen Liebe zu Ethel. Und nun sollte auch er enttäuscht werden. Und auch das luftige liebe Mädel würde unglücklich sem. Eine schwere Schuld aber traf ihn, Karl Heinz, daß er den alten Morland und seine Tochter ahnungslos gelassen, daß er verheiratet war. Dann wäre ihm gewiß das er- ^blieben, daß er nun zusehen mußte, wie zwei Men- fAen unglücklich wurden, die ihm so lieb und wert waren. mußte das Versäumte sofort nachholen. Noch heute wollte er mit Morland sprechen. Denn wahrscheinlich Hugo Gimues und Getroffen. Vier Wochen Prozeßdauer in Aussicht. Vor dem Erweiterten Schöffengericht des Amtsgerichts Berlin-Mitte begann unter dem Vorsitz des Land- gerichtsdirektors Arndt der große Anleihebeirugsprozeh gegen Hugo Stinnes und Genofsen. Unter den Schöffen befindet sich eine Frau. Mehrere Vertreter von Be hörden wohnen der Verhandlung bei. Dem Hauptbeschuldigten Hugo Stinnes, stehen ach! Verteidiger zur Seite, den übrigen sieben Beschuldigten zwölf. Man rechnet mit einer Prozeß- sauer von vier Wochen. Bald nach dem Eintritt in die Verhandlung entspann sich nne Auscinandersetzuna zwischen der Staatsanwaltschaft und ver Verteidigung Sie'betraf einen von der Verteidigung ge adelten Sachverständigen, den die Staatsanwaltschaft wegen Besorgnis der Befangenheit ablehnte. Der Gerichtshof be schloß jedoch die Zulassung des Sachverständigen. Bald darauf gab es eine zweite Auseinandersetzung. Einer der Verteidiger Protestierte gegen die Absicht der Staatsanwaltschaft, den Schössen eine Abschrift der Anklageschrift zur Verfügung zv stellen. Er bezeichnete ein derartiges Vorgehen als ungesetzlich, weil die Beisitzer sich allein aus der Hauptverhandlung ein Urteil bilden sollen. Wenn der Plan zur Aussührung ge langte, würden die Anwälte den Schössen Abschriften ihre, Achutzschriften s ü r die Angeklagten übergeben muffen. Nack dem Einspruch des Verteidigers erklärte der Vorsitzende, das er es für besser halte, wenn den Schössen keine Abschrift bei Anklageschrift übergeben werde. Die Vernehmung der Angeklagten beginnt. Nachdem der Vorsitzende dann einen kurzen Überblick über die Grundsätze des Anleiheablöjungsgesetzes ge geben und erklärt Halle, den Angeklagten werde vorgeworsen daß sie durch Strohmänner Markanleihen als Altbesitz an gemeldet hätten, die in Wirklichkeit nicht Allbesitz gewesen sondern zu diesem Zwecke erst heraugeschasst worden seien wurde als erster Angeklagter der 39jährige Leo Hirsch ver nommen. Er war vor dem Kriege als Banksachmann li England, Frankreich und Holland tätig uns beschäftigte sick nach dem Kriege mit Finanzierungsgeschäften. Im Auguf 1926 habe er, so führte er aus, seinen alten Regimentskame raden und Mitanqeklagten Schneid getrossen. Dieser hab, ihm erklärt, es wäre eine ganz tmeressarue Transaktion durch zuführen. wobei es sich um die im Gange befindliche Aus wertung der deutschen Anleihen handele. Er Hirsch, sollte wegen seiner guten ausländischen Beziehungen die Finanzleute dafür interessieren. Schneid habe zu ihn gesagt, es sei eine Lücke im Gesetz, die sehr inte ress an: sei und die man natürlich ausnützen könne. Was für eine Lück« das sei, das habe Schneid damals noch nicht gesagt. Schneid vom Oelphi-Patast. Nach der Vernehmung des Kausmanns Leo Hirsch tvird ver durch seine Affären mit dem Berliner Delphi-Palast be- !m»uacwordenc Kaufmann Schneid vernommen. Er Hai während des Krieges große Heereslieserungen für die öster- rüchischc Armee getätigt und will dabei 20 Millionen Kerenski-Rubel verdient haben. Die Anklage wirft ihm vor, daß er die Seele des ganzen Krieg sanleihe- acsch äst es gewesen sei: er soll cs gewesen sein, der zuerst von der „Lücke im Gesetz" gesprochen habe. Er behauptet aber, daß das nur ein Geschäftstrick gewesen sei; er habe von der ganzen Sache nichts verstanden und habe nur nicht aus- aeickaliet werden wollen. Es habe sich nur um eine Be- soillüna von Anleihe-Altbesitz gehandelt, und man habe nur wissen wollen °b durch eine solche Belcihnng der vom Gesetz oorac chriebene unmtterbrochenc Bcpv unterbrochen wurde. Das habe man ihm aber nicht curmal m der Rerchsfehulden- kommisston sagen können. Der Zakubowfki-Nogens-Prozeß. Sensationen am ersten Verhandlungstage. In Neustrelitz begann die mit Spannung erwartete Schwurgerichtsverhandlung in der Strafsache gegen die Brüder Nogens und Genossen, die eine Art Revision des Prozesses des wegen Mordes verurteilten und Hingerichteten ehemaligen russisch-polnischen Kriegsgesangenen Jaku bowski ist. Die Verhandlung findet im Gelben Saal des Neustrelitzer Schlaffes statt. Vor Beginn der Verhandlung be tonte der Vorsitzende ausdrücklich, daß es sich nicht um die eigentliche Wiederausnahme des Jakubowski-Prozesses, son dern um ein neues, selbständiges Verfahren handele. Eine Angeklagte, die der Begünstigung bezichtigte Frau Lübcke, ist wegen ihrer bevorstehenden Niederkunft nicht erschienen. Das Verjähren gegen sie wird daher abgetrennt. Als Neben kläger tritt im Auftrage der Ettern Jakubowskis der Vertreter der Liga für Menschenrechte, Rechtsanwalt Dr. Brandt- Berlin, aus. Auf seinen Antrag hin beschließt das Gericht, den Professor Aschaffenburg-Köln als psychiatrischen Sach verständigen zu laden. Zwei Angeklagte geben Mordbcihilse zu. Aus Befragen des Vorsitzenden gibt die Angeklagte Frau Kähler, die Mutter der Brüder NogenS, zu, daß sie im Ver fahren gegen Jakubowski einen Meineid geleistet habe. Sie sei im Einvernehmen mit Jakubowski am Mordtagc aus Palingen (dort wohnt die Familie Rogens) abgereist, da sie von dem Mordplan gewußt habe und Jakubowski die Wege zur Beseitigung des klemen Jungen ebnen wollte. Auch die Angeklagten Fritz und August Rogens und Blöcker mutzten zugeben, einen Meineid geleistet zu haben. Fritz Nogens erklärte, er habe den kleinen Ewald beseitigen Helsen. August Rogens aber bestritt im Gegensatz zu einem früheren G-ständnis. zu sammen mit Jakubowski den Ewald beiseitegebracht zu haben. Er räumte jedoch ein, datz er Jakubowski bei der Ermordung des kleinen Ewald Vorschub geleistet habe. Der gutmütige Jakubowski. Bei der Vernehmung der Angeklagten Kähler, verwitweten Nogens, wurden erschütternde Familienverhältnisse ausgerollt. Frau Kähler schilderte auf die Frage des Vorsitzenden den Hin gerichteten Jakubowski als einen gutwilligen Mann, der mit ven Kindern gut umgegangen sei. Nebenkläger Dr Brandt: „Sie haben den Jakubowski in früheren Verhandlungen gerade entgegengesetzt geschildert." Für diesen Widerspruch kann die Angeklagte keine Erklärung geben. Es werden dann die ver schiedenen Heiratspläne des Jakubowski erörtert. Die Vernehmung der Brüder Nogens. Im weiteren Verlauf der Verhandlungen im Jalubowski- Nogens-Prozetz wurde der Angeklagte Fritz Rogens ver nommen. Er gab an, daß der Hingerichtete Jakubowski über die Übernahme der Kinder Ewald und Anni Nogens mit ihm gesprochen und ihm angeboten habe, er könne alles von ihm be kommen, wenn er für Ewald sorge. Aus die Frage des Vor sitzenden: „Haben Sie in dieser Aufforderung Jakubowskis, Ewald zu übernehmen, eine verschleierie Andeutung gesehen, datz Sie Ewald ermorden sollien?" antwortete der Angeklagte mit nein. Aus die weitere Frage des Vorsitzenden an den Angeklagien A u g u st N o g e n s, wer zum ersten Male davon gesprochen habe, datz Ewald Nogens von ihnen umgebracht werden solle, er oder Jakubowski, antwortete dieser, daß Jaku bowski am Pfingsttage den Mord angeregt habe. August Nogens verwickelte sich aber in Widersprüche. Er wurde hier auf befragt, ob er noch andere des Mordes beschuldigt habe. Als er schwieg, wurde scstgestellt, daß der jetzt wegen Mein eides angeklagte Blöcker und andere von August des Ver brechens beschuldigt worden sind. Nebenkläger Dr. Brandt stellte dann folgende Frage an Frltz Rogens: „Sie haben früher zugegeben, Sie hätten mit Ihrem Bruder eine Unterredung gehabt, und damals hätten Sie den Mord genau durchgesprochen. August Rogens hat bei Vieser Unterredung gesagt, daß man vereinbaren müsse, alles auf Jakubowski abzuschieben, da er ja tot sei. Sie haben dabei abgemacht, datz Sie sich gegenseitig möglichst schonen wollten bei den Aussagen vor Gericht." Fritz Rogens gab zu, datz die Vereinbarungen in der von Dr. Brandt geschilderten Art getrossen worden sind. August Rogens bestritt das aber ganz entschieden. Seine blinde Fra« Originalroman von Gert Nothberg. sei ihm sicher auch ost lästig, die regelrechten Pflichtbriefe zu schreiben. Auch sie wisse ost nicht, was sie ihm mitteilen solle. Seit dieser Zeit hatte er nun nichts mehr von ihr gehört. Nur das eine war ihm aufgefallen, Frau von Hermsdorf hatte ihn gebeten, .irgendwelche wichtige Nachricht an Juttas Rechtsbcistand, dessen Adresse beigesiigt war, gelangen zu lassen. Auch Jutta werde eine etwaige Nachricht durch die Hände des Iustizrates an ihn übermitteln. Wollte Jutta vielleicht reisen? Glaubte sie unverhofft mit ihm zusammcnzutreffen und gebrauchte deshalb diese Vorsicht? Eschingen richtete sich auf. Ein paar Schwarze gin gen vorüber und grüßten den deutschen Herrn, der immer so freundlich und freigebig war. Eschingen dankte. Dann ging er nach dem Haus zurück. „Es Hilst nichts, wir müssen uns klar werden alle zusammen. Ich werde mit Morland spre chen und dann mag er als Vater tun, was er für das Rich tige hält," dachte er. 9. Kapitel. Jutta saß auch an einem Krankenlager. Frau von Herms darf, die ihr so viel Liebe geschenkt, war an einer Lungen entzündung schwer erkrankt. Der Arzt ging und kam mit ernstem Gesicht. In zwei Stunden wollte er wieder vorspre chen. Jutta saß und wachte mit töchterlicher Liebe am Lager der Kranken. Mit weicher Hand erneuerte sie die Eisum schläge. Keuchend hob und senkte sich die Brust der Tante. Ab und zu stand ein kleiner Blutstropfen auf den Lippen, welchen Jutta mit sanfter Hand hinwcgwischte. Traurig dachte Jutta: „Soll ich die Nimmermüde schon verlieren? Es wäre furchtbar." Am Fußende saß mit edlem, ernstem Gesicht eine ältere Schwester. Ein bitterer, entsagungsvoller Zug stand fest ein gegraben um den kleinen Mund. Jutta hatte gebeten, an der Pflege teilnehmen zu dürfen. Es wurde ihr gewährt. Jutta war das stille Wesen der Schwester ungemein sympathisch. (Fortsetzung folgt.)