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MOmfferAMM Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Da» »Wilsdruffer Tageblatt* erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2RM. im Monat, der Zustellung durch die Boten 2,30 NM., bei Postbestellung 2 AM. zuzüglich Abtrag- 'gebühr. Einzelnummern ISRpfg.AlleBos austalten Wochenblatt für Wr'sdrnff u. Nmaeaend Postboten und UN,creAus» träger und Geschäftsstellen - — : nehmen zu jeder Heil Be ¬ stellungen entgegen. ImFa.'r höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Brtrrebsstvrungeu besteh, t-.in Anspruch auf Lieferung der Zettung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Äürgertum, Beamte, Angestellte m Arbeiter. Rnzeigenprris: die 8 gespaltene Raumzeile 20 Rpsg., die t gespaltene Zeile der amtlichen Bedanntmachu»,en 40 8eich., psennig, die »gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile I Reichsmark. NachweiiungsgcbLhr 20 Reichspscvnigr. «or. geschriebeneErscheinunge. cvrsrr cvr- -> tage und Platzvarschristen Zerben nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 dersntsichtigt. Anxcigen. annahme bis norm.lOUbr. ————— — Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Dal antie. Jeder Aabanausprrch er!jcht, wcnn berBetra g dnrch Klage elng ezogen werde» muß oder derAuftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmt» alls Verintttiur gsfiellen enIgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts- aerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 122 — 88. Jahrgang T-Iegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, den 29. Mai 1929 Künstlicher Nebes. , Sogar den primitiven Gasschutz hatte — in über, schreitung selbst der Versailler Friedensbestimmunaen — die Entente für Deutschlands kleines Heer verboten und es bedurfte erst langer Verhandlungen, um nach Auf hebung der Militärkontrolle cs zu erreichen, daß Gas schutzapparate für das Militär zugelassen wurden Schließlich sind das doch reine Verteidigungsmittel, von denen man nicht einmal weiß, ob sie im Ernstfälle nützen wurden; denn rings um Deutschland arbeitet man ja in allen Staaten an der Herstellung immer neuer, immer gefährlichere Kampfgase, die dann durch Bombengeschwader ins Hinterland befördert nicht bloß die Bevölkerung, sondern auch die industriellen Hilfsmittel des feindlichen Landes vernichten sollen. Hiergegen besitzt Deutschland nicht den geringsten Schutz, den ja in der Hauptsache nur die Luftwaffe im sofortigen Gegenangrif, sarstellen konnte. -j! Man wird ja wohl im Auslande wieder allerhand .meckern", wenn man dort jetzt hört, daß Deutschland be- gönnen hat, endlich einmal ein Schutzmittel gegen Angriffe aus der Luft auszuprobieren, das man von Weltkriege her noch gut kennt: die Vernebelung. Oder, Wie man in Erinnerung an des Zwergenkönigs Laurin unsichtbar machender Kappe auch sagt: die Tarnung. Zn dem Experiment wurde ein wichtiges Elektrizitäts- Werk "in Ostpreußen ausgesucht, das einen großen Teil der Provinz mit Licht und Kraft versorgt, für die dortige Industrie von Bedeutung ist und daher im Ernst fall vornehmstes Ziel feindlicher Bombenan griffe aus der Luft her sein würde. Natürlich wird nicht bloß das zu schützende Werk selbst „vernebelt", son dern die Umgebung in weitem Umkreis dazu. Die Sache glückte sehr gut, denn überaus schnell wurde das Werl Und die ganze Gegend in weitem Umkreis mit einer dichten künstlichen Nebeldecke belegt, und zwar so erfolg- ,vic Führer von drei Flugzeugen, die während des Experimentes hoch oben in der Luft kreisten und sozu sagen das feindliche Bombengeschwader „markierten", hinterher erklärt haben, daß sie die Lage des Werkes auch nur einigermaßen genau festzustcllcn nicht vermocht hätten Der »Nebel war übrigens unschädlich verursachte nur einen leichten Hustenreiz, und das Ganze ist auch des wegen als besonders gut gelungen zu bezeichnen, weil die dicke und ziemlich lang anhaltende Tarnung des Werkes bei einem ziemlich starken Wind durchgeführt wurde und trotzdem erreicht werden konnte. Teils hatte man in weitem Halbkreis um das Werk die aus dem Weltkriege her wohlbekannten „Nebcltöpfe" eingebaut, teils diente ein aus einem unmittelbar benachbarten See fahrendes Motorboot als Träger für diese Töpfe. Dieses Expcrimenl ist „ach den, Urteil aller Teil- irehmcr, trotz schwieriger Umstände ausgezeichnet gelun gen. Übrigens muß man erwähnen, daß unsere lieben Nachbarn in Ost und West nicht bloß derartige Versuche gleichfalls veranstaltet haben, sondern wie z. B. dre Polen, sogar einen regelrechten Gasbömbenangriff aus die Warschauer Vorstadt Praga, natürlich unter Verwen dung eines recht harmlosen Gases, aber auch begleitet von Tarnungsexperimenten usw. Und über London hat ja im vergangenen ^ahr sogar ein Luftangriff nebst Ver teidigung, also em „mit allen Schi ¬ kanen der Neuzeit ' stattgefunden. In Frankreich hat man ebenfalls schon nach mögliche ausprobiert — kurz, was deutscherseits jetzt in sehr klei nem Maßstab in Ostpreußen veranstaltet wurde ist nur rin sehr zurückhaltendes sehr langsames Vorwärtsqehen auf einem Wege, von dem unsere lieben Nachbarn — übrigens auch Amerika, obwohl es dort vorläufig wohl ganz unnötig istStück mit schnellem Fortschretten zuruckgclegt Haven. Der Völkerbund hat sich ja bisher als unfähig aewiat den Gaskrieg gegen die Zivilbevölkerung z„ verhindern ebenso wie er cs geradezu abgelehnt hat, den Angrif, van Bombengeschwadern aus das Hinterland des Gegners 211 verbieten. Mit den geringen Mitteln, die DeutsMand verstattet sind, sich dagegen zu schützen, durfte uns nicht untersagt werden. Solange der Krieg u^ immer furchtbarer werdenden Mittel nicht aus der W geschafft sind, müssen Vorkehrungen getroffen werden, die einen wenn auch noch so zweifelhaften, aber doch immerhin möglichen Schutz gewähren. M tschechW-ftMHsZer MlitSr- bilvdnir gegen ke» ÄiWuß? trägen zwischen Polen—Rumänien und Frankreich ^"eren Vertrag zwischen der Tschechoslowakei und F^relch, «ach chem erstere im Falle einer Vereinigung zwischen -euftchland und Oesterreich die Städte Wien Lim und Salzburg besetzt. Eme frankreichverbiindete Macht soll dann Klagenfurt besctzcn. Die Oberleitung dieser Aktionen soll in die Hände des französischen Generalstabes gelegt werden. Zer Panzerkreuzer wird gebaut Sozialdemokraten ond Panzerkreuzer Mehrheit für die sozialdemokratischen Minister. Die erste aufsehenerregende Entschließung brachte der Reichsparteitag der Sozialdemokratie in Magdeburg am Dienstag. Der Antrag des Vorstandsmitgliedes Vogel, über den Berliner Antrag zur Ablehnung der zweiten Rate >ür den Panzerkreuzer „-4" zur Tagesordnung überzu- gchen, wurde mit 256 gegen 138 Stimmen angenommen. Damit entfällt auch das weitere Berliner Verlangen, den sozialdemokratischen Ministern Fraktionsdisziplin aufzu- erlegcn, d. h., die Minister zu bestimmen, sich einer Ab- lehnung des Weiterbaues für de» Panzerkreuzer anzu- schtteßen. Mit dieser Entscheidung sind alle vorliegenden Anträge über den Panzerkreuzer und über die etwaige Zurückziehung der sozialdemokratischen Minister aus der Nelchsrcgierung erledigt. Damit ist eine der grundlegenden Meinungsver schiedenheiten, Uber die man stürmische Auseinander setzungen auf dem Parteitage erwartete, einstweilen im Sinne der Parteileitung beigelegt. Die sozialdemo kratischen Minister werden wieder wie bei Bewilligung der ersten Rate für diese mit dem übrigen Kabinett stimmen, wenn auch etwa die Fraktion im Reichstage eine gegenteilige Entscheidung trifft. Da die Mehrheit der Parteiverireter in Magdeburg Verständnis für die Hal tung der Minister gezeigt hat, wird auch die nachherige Kritik an dem Auseinanderfallen von Fraktion und Ministern nichts ändern. Für die innere Politik be- veutet diese Stellungnahme die Aufrechterhaltung -er Großen Koalition, sie jetzt im Reiche besteht, die also unter Ein- vezrehung der übrigen an ihr beteiligten bürgerlichen Parteien anscheinend noch auf längere Zeit hinaus in F")^samkeit bleiben soll. Der Abstimmung war natür- tich eine längere, zum Teil heftige Debatte voraus- Mangen. Rach den Berichten über die Tätigkeit des Parleivorstandes griff eine Anzahl von Rednern den EMtritt der Sozialdemokraten in die Neichsregierung an, wahrend andere ihn verteidigten unter dem Gesichts- punkt daß cs immer noch besser sei, den Einfluß der joztaldenrokratischen Minister in der Koalitionsregierung emzusetzen, als tatenlos bei einer rein bürgerlichen Re- ^iseilezustehen. kür ^ ,,'dcrä der Rcichslagsat'gcorvnele Sollmann setzte sich reiMa^ ^'k?"ige Paneipolink ein, äußerle sich gegen iede Nr >wd vencwunc Tolcranzubung auch gegen- mewte Meinungen Neutzstagsabgcordnclc^ bekenne sich du Parte: geschlossen für me aNerb^ wieder Krieg! Doch der Panzerkreuzer sei weac ^ Ä" Mittel zur Kustenverlcid:gu"g Wolle man Rese m Kreuzers eine Neuwahl veranstalten, so wurde o r P^ kür die äußere und innere Stellung Reichskanzler Müller ue>m tü»seMaii würde die geüble heftige Kritik verstehen, üer nasiätt^ während des abgelaufenen Jahres der Nc- Mital edo? ^'rer Minister an Krasl und an Zahl :hrer n mtt^ hätte. Sie selbst, die Minister, seien viel ^bcn um Freude an der Koattttonspattttk zu keil Auch dos o gegenwärtig eine politische Notwendig Konkordat müsse seine Wünsche in bezug au, da: llua dazu N die Zemrumslcutc seien viel zu «erkennen d?b i. Kops durch die Waud zu rennen und zu m " "U" Koalilionsrcqicrung aus die anderen Kabinett aeluu^" ^t. Zum ersten Male sei es dem letzigen der M t^. ' den Wehreial herabzusetzen. Es lei mÄnobiekt - ?„-^rl. die Panzerkreuzersrage zu einem Reu- nr^k?Koalition Nachdem die Abmachungen für die Arast sind, ist es nichl geraten, davon ab- Fe Konsem-enz^ »erlange, sei er jederzeit bereit. Die GoziaZöemokrsiLW Lmö Has Wehrprogramm. Auf der Sozialdemokratischen Parteitagung sprach' der Reichstagsabgeordnete Wilhelm Dittmann als Berichterstatter über das Wehrprogramm. Er gab eine kurze Darstellung der Einstellung der vom Parteivorstand eingesetzten Kommission zur Feststellung eines Wehr programms und betonte, daß das Programm eine Fort setzung der bisherigen Haltung darstelle. Er verwahrte sich gegen die Behauptung, daß der Parteivorstand die Frage jetzt unbedingt zur Klärung und Erledigung brin gen wolle. Der Parteivorstand lasse dem Parteitag völlig freie Hand. Die Kommission empfehle Annahme des Entwurfes in der abgeänderteu Form und Ableh nung aller dazu gestellten Anträge. Dittmann sprach dann über die allgemeine Stellung der Partei zur Heeresfrage. Anfänglich sei die Partei mit dem Liberalismus konform gegangen. Dann sei das Schlagwort aufgekommen: „Diesem System keinen Mann und keinen Groschen!" Be sonders habe Bebel den preußischen Militarismus heftig bekämpft. Auch im kapitalistischen System der Vorkriegs zeit wäre die Partei bereit gewesen, Mittel zu bewilligen, wenn eine Änderung des Heeressystems eingeleitet worden Wäre. Im Kriege sei dann die Spaltung gekommen. Heute bestimme der vom Volke gewählte Reichstag die Hecresform. Der preußische Militärstaat habe sich selbst umgebracht. Die Lösung müsse auf demokratischem Wege geschehen. „Gewalt," so erklärte der Redner u. a., „werden wir nur anwendcn, wenn Gewalt hemmend auf die Demo kratie einwirkt. Eine solche Möglichkeit ziehen wir in Rechnung und stellen uns darauf ein. Die Gründung des Reichsbanners ist ein Beweis dafür. Wir Sozialdemo kraten lehnen das Rezept der Kommunisten, die Zer trümmerung des Bestehenden ab." Zu dem Begriff des Bestehenden gehöre auch das Heer und die Polizei. Die Sozialdemokratie betrachte die bestehenden Einrichtungen vom Standpunkt des kommen den Besitzenden aus. Warum solle die Wandlung, die sich bei der Justiz vollziehe, beim Heere unmöglich sein? Die Entwickelung der Wafsentechnik habe eine Änderung der Geistesverfassung der Soldaten herbeigeführt. Der Miß brauch der Soldaten gegen das eigene Volk sei erschwert. Die Partei würde falsch handeln, wenn sie einen künstlichen Gegensatz zu dem Heere schaffen würde. * Oie Opposition will die Landesverteidigung ablehnen. Während des Referats über das Wehrprogramm ging ein von Levi, Rosenfeld, Seydewitz und weiteren SO Delegierten unterzeichneter neuer Programmentwurf ein, in dem es u. a. heißt, daß die Partei im kapitalistischen Staat die Landesverteidigung ablehnen müßte. Weiter heißt es: „Wird ein Land, in dem das Proletariat die politische Macht erobert hat, und in der Übergangszeit zur klassenlosen Gesellschaft von anderen, aoch von der Bourgeoisie beherrschten Staaten an gegriffen, so ist das Proletariat verpflichtet, seine Klassen- interessen gegen alle Angriffe mit allen Mitteln zu ver teidigen." An diesen Antrag, der vom Abgeordneten Levi be gründet wurde, knüpfte sich eine längere Debatte, die schließlich abgebrochen wurde, ohne daß es zu einer Be schlußfassung gekommen wäre. Alfons von Spanien an Hindenburg. Die großartige deutsche Ausstellung. In Erwiderung des Glückwunschtelegramms, welches der Reichspräsident anläßlich der Eröffnung der deutschen Abteilung auf der Internationalen Ausstellung in Barcelona an den König von Spanien gerichtet hatte, hat der König von Spanien an den Reichsprä sidenten nachstehendes Telegramm gerichtet: „Ich empfing soeben Ihre liebenswürdige Kund- aebuna, für die ich von ganzem Herzen danke. Es war mir ein wirkliches Vergnügen, zusammen mit der Königin den aroßartigen deutschen Pavillon auf der Internationalen Ausstellung rn Barcelona zu eröffnen, und ich beeile mich, Eurer Exzelleuz mit meinen aufrich- tiaeu Glückwünschen den Ausdruck meiner und meines Volkes Dankbarkeit für die so glänzende Mitarbeit Ihres edlen Vaterlandes an dieser Ausstellung zum Ausdruck zu brinaen Ich verbinde damit die wärmsten Wünsche für das Gedeihen und Glück Ihres Landes und für die Festt- ä"ng der freundschaftlichen Beziehungen zwischen unseren Ländern." Noch keine Lösung in Paris Parrs, 28. Mai. Nach deutscher Ansicht ist auch der Dienstag auf der Suche nach einer Lösung in der Frage der deut schen Iahrcszahlungen ergebnislos verlausen. Die außerordent liche Abspannung und Nervosität, die gleichmäßig in sämtlichen KonserenzkrÄsen herrscht, macht es völlig unmöglich, einen ein wandfreien Ueberblick über den Stand der Verhandlungen zu ge winnen. Wichtigere Aussprachen zwischen den Deutschen und den Alliierten fanden im Laufe des Dienstag nicht statt. Vermittlungsversuche Owen S. Noungs. Paris. Havas berichtet: Die Besprechungen unter den ver schiedenen Delegationen gehen weiter. Der Vorsitzende der Reparationskonferenz, Owen Aoung, der neuerdings wieder mit Dr. Schacht eine Unterredung halte, hat einen Meinungs austausch auch mit den Sakverstandigen der Gläubigermächte gepflogen, um zu versuchen, als Vermittler die von den verschiedenen Delcgaiionen eingenommenen Swndpuntte aus- zugleichen. Infolgedessen scheine nichl iede Hoffnung, zu einer Verständigung zu gelangen, ausgegeben zu sein.