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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaff/ Do» Wttsdruffti Tageblatt- erschein! an allen Werktagen nachm ttags S Uhr. Bezugspreis: Bei Adbolnng in der Drschättasttllc "Nb den Ausgabestellen 2RM. im Monat, bei Anstellung durch die Bonn 2,3n RM., bei Poftbeftcllung r RM. ,uzüg»ck Abtrag» . «edüpr. Einzelnummer» rSApsg.Allc^oi anstalicn vBoMeNolatt für Wiisdrust u. »lingsveud Postboten und unsereAus. trägerundiSeschajtSstellen - - nehmen zu jederzeit Be ¬ stellungen entgegen, Im Falte höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die «gespaltene Aavmzeile LÜ Rpsg., die «gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reschs, psrnnig, die sgespaltene Reklamezeile im textlichen Telle I Reichsmark. Nachweijungsgebühr 2V Reichspsrnntge. Dor» geschriebeneErschcinungs- tage und Plazvorschristen werden nach Möglichkeit Fk kN s v kL lh LV l Amt WilSdrust Nk. 6 bciü-isichtigt. Atezcigeu. annahmebisoorm.lvUhr. — l Für die Richtigkeit der durch Fernruf übcrmittellcnAnztigen übernehmen wir keinetSarantic. Jeder Rabat anlpruch erlischt, wenn LerBetragdurch Kluge eingezogen werden mutz oder derAustrag geber in Konkurs gerüt. Anzeigen nl hnten alle Dermititungsstlllen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts- gerichts und des Stadtrats zu Witsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Freitag, den 24 Mai 1929 Nr. 118 — 88. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt* Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Oer Gegenschlag. Die Dinge haben sich in Paris derart kompliziert, daß man zum Verständnis dessen, was dort augenblicklich vor gehl, folgendes genau auseinanderhalten muß: Erste Forderungen der vier Staaten England, Frank reich, Belgien und Italien von 2500 Millionen Jahres zahlungen: in der Versenkung verschwunden. Deutscher Gegenvorschlag von 1650 Millionen, aber wirtschaftliche Vorbehalte: aufgegeben. Der Plan Owen Aoungs mit 1750 Millionen An fangsannuität, jährlich um 25 Millionen ansteigend, Dauer 37 Jahre mit durchschnittlicher Jahreszahlung von 2050 Millionen; dann in 21 Jahren Abtragung des Restes der Schulden, die die Alliierten in diesem Zeitpunkt noch bei Amerika haben. Deutschlands Delegation akzeptiert aus politischen Gründen diesen Zahlungsplan, macht aber bestimmte Vor behalte. Nun ist von der Gegenseite als Antwort an Dr. Schacht eine Denkschrift überreicht, deren Hauptpunkte kurz gesagt diese sind: der Plan Aoungs wird entscheidend abgeändert und die wichtigsten deutschen Vorbehalte werden abgelehnt, andere werden noch zur Diskussion gestellt. Damit ist die Pariser Konferenz in ihre dritte, vielleicht schwerste Krise getreten. s Zunächst einmal die Abänderungspläne zum Aoung-Plan. Sie laufen auf eine Heraufsetzung der Forderungen an Deutschland hinaus. Denn nicht, wie es vorgesehen war, soll der „revidierte Zahlungsplan* am 1. April 1929 einsetzen, sondern der Dawes-Plan bis zum Dezember d. I. in Kraft bleiben. Im ersten Viertel- iayr 1929 Hai Deutschland 625 Millionen gezahlt, dazu '"mH"« ä' b's zum 31. Dezember drei Viertel der 1 ^so 1312,5 Millionen, zusammen Millionen. Mithin 560 Millionen weniger "IE?" Mionen des Dawes-Planes, dazu der Zins- 40 Millionen, so daß Deutschland ent- gegen dem Aoung-Plan gerade jetzt zur Zeit schwerer finanzieller Note 6iw Millionen mehr bezahlen soll die unter die Alliierten verteilt werden. ' ' ^on den Alliierten aufgestellte Gegenvor schlag knüpft die deutschen Jahrcszahlnngen fest an den Zahlungsplan für die interalliierten Schulden stöw olto die alljährliche 25-Milli°neu-Steigerung um und dazu, daß nur im ersten, dritten und in den letzten sieb-ebn Jahren die Zahlungen unter denen des Aonng-Planes licgen, sonst immer und teilweise beträchtlich darüber So verworren und unübersichtlich sind diese Vorschläge daß die deutsche Delegation die Franzosen um nähere Erläuterung bitten mußte. * Eine neue Zusatzfordcrung außerdem: An Belgien soll — im Rahmen dieser neuesten Jahres zahlungen — Deutschland jährlich 25 Millionen zahlen als Entgelt für die Papiergeldmilliarden, die — sehr an geblich — von der deutschen Verwaltung in Belgien während der Kriegszeit ausgegeben wurden Für die Verzinsung und Amortisation des zu mobili sierenden Teils der deutschen Jahresleistungen sind von diesen alljährlich 750 Millionen bestimmt, da man für elf Milliarden Rcparationsschuldverschreibungen Deutsch lands auflegen will. Deutscherseits ist nun vorgeschlagen worden, daß der - hauptsächlich für diese Zinszahlungen bestimmte - nicht dem Transferschutz unterliegende Teil der deutschen Jahresleistungen ständig 660 Millionen ausmachen soll. Der alliierte Gegenvorschlag — übrigens auch der Aoung-Plan — verlangt aber eine sehr bald be ginnende alljährliche Steigerung des Anteils, der keinen Transferschntz genießt. Was ist nun außerdem aus den deutschen Vorbehalten geworden, die die Voraussetzung für die Zustimmung Dr. Schachts zum Aoung-Plan sein sollten? * Um zunächst aufzuführen, was von der Gegenseite davon angenommen wurde: Die Reparationsbank hat über dte Berechtigung einer etwaigen deutschen Mit teilung an sie zu entscheiden, daß der Zahlungs - p l a nun a u f ü hrbar ist; ferner wird dem deutschen Vorbehalt zugestimmt, daß die Neuregelung des Dawes- Plans nicht bloß nach wirtschaftlichen, sondern auch nach politischen Gesichtspunkten erfolge. Weiter sollen alle Staaten an der Durchführung des neuen Planes „ge meinschaftlich" ""wirken und schließlich, daß alle sonstigen deutschen Zahlungsverpflichtungen beliebiger Art durch die Neuregelung abgelöst werden. Nach deutscher Ansicht - auch die an Belgien! Nur ist das bloß der unwichtigere Teil der deutschen Vorbehalte. Die Sondergarantien für die Durchführung des Zahlungs planes, die auf bestimmte Teile des deutschen Volksver mögens gelegt sind, werden nur zum Teil aufgehoben: man will z. B der Reichsbahn emen gewissen Spielraum für die Aufnahme von Anleihen gewähren, die bisher wegen des Prioritätsrechtes der Ententegläubigcr un möglich war. Zugestanden ist aber das Transfer- Moratorium, also ein bis zu zwei Jahren dauernder Aufschub bei einer Bedrohung der deutschen Wahrung — aber natürlich nur für den Teil der deutschen Zahlungen, die an sich den Transferschutz genießen. Dagegen ist der wichtigste deutsche Vorbehalt, daß bei einer Überbelastung Der Rücktritt Dr. Böglers Höhepunkt der Krise in Paris. Unmögliche Forderungen an Deutschland. Donnerstag hat der stellvertretende Führer der deut schen Vertretung bei der Pariser Neparativnskonfcrenz, Generaldirektor Dr. Vogler, der Rcichsregierung mitgeteilt, daß er von seinem Amte zurücktrete. Dr. Vögler rvar nach Berlin gekommen und ist zur Ausführung seines schon seit Wochen geplanten Schrittes durch die neueste Wen dung der Dinge in Paris veranlasst worden. Als sein Nachfolger wird der Mitdelegierte K a st l, gcschäfts- führendes Vorstandsmitglied des Reichsvcrbandes Ler Deutschen Industrie, genannt. Kastl gehört der deutschen Delegation ebenfalls an und wird für Dr. Bögler stell vertretender Delcgationsführcr werden. Die Führung selbst hat bekanntlich Rcichsbankpräsident Dr Schacht inne, während der Finanzmann Melchior weiteres Mitglied bleibt. Eine Ergänzung für den ausgeschie denen Dr. Bögler soll nicht beabsichtigt fern. Schon das kürzliche deutsche Angebot in Paris in Höhe von !650 Millionen jährlicher Reparationszahlungen erschien, wie bekannt wurde, Dr. Vögler zu hoch und als für die deutsche Wirtschaft untragbar. Er stellte seine Bedenken jedoch zurück, um weitere Verhandlungen zu ermöglichen; stimmte auch dem Aoung-Plan zu, erklärte aber jetzt seinen Rücktritt, nachdem auch die leisten deutschen Vor behalte von den Gläubigerstaaten teilweise verworfen und neue Belastungen an ihre Stelle gesetzt worden waren. Das sind die Lesarten, die über den ungeheures Auf sehen nicht allein in Deutschland, sondern auch in Frank reich und in England sowie in Amerika erregenden Rück tritt dieses Wirtschaftsführers von den Konferenzverhand lungen verbreitet sind. Sie werden im großen und ganzen der Wahrheit ziemlich nahekommcn, obwohl Dr. Vögler seine Gründe nicht besonders der Regierung unterbreitet hat. Seine Stellungnahme ist bei den hin- und hergehen den Verhandlungen in den letzten Wochen deutlich genug umrissen worden. Zunächst hatte er Bedenken gegen die vom Aoung-Vorschlag geforderten 2050 Millionen statt des deutschen Vorschlags von >650 Millionen jährlich, er klärte sich aber bereit, weiter mitzuarbeiten, wenn be stimmte deutsche Vorbehalte von der Gegenseite akzeptiert würden. Diese wurden jetzt abgelehnt. Dr. Vögler wollte ferner nicht eine deutsche Zahlungs pflicht über 37 Jahre hinaus anerkennen. Die in Aussicht genommenen Zusatzzahlungen für weitere 21 Jahre, an denen sich neuerdings Deutschland wenigstens beteiligen soll, lehnte er ab. Besonders sollen ihn zu seinem Ent schluß auch noch die von den Vertragsgegnern geforderten Verzichte auf ein Zahlungsmoratorium und auf eine die Möglichkeit einer Revision naherückende Sicherheitsklausel zu. seinem Schritt gedrängt haben. Der m Berlin weilende Dr. Vögler hält zurzeit noch Ve- jprechnngen mit der Reichsregierung ab, obwohl von zu- uandtger Seite versichert wird, daß diese nicht versuche, , Burucknahme des Rücktritts zu erreichen. Geheimrat Kastl. Dr. Vögler. der deutschen Wirtschaft durch die Zahlungen an die Reparationsbank ein Aufbringungsmoratorium Platz greifen soll — wie es gleich zweimal im Dawes-Plau vorgesehen ist —, von der Gegenseite glatt abgelehm worden. * Wenig Aussicht auf Annahme haben auch die anderen, noch offen gelassenen deutschen Vorbehalte, wie z. B., daß Deutschlands Zahlungen sich ermäßigen müßten, wenn Amerika seinen Schuldnern Nachlässe gewährt. Oder daß die Reparationsbank einen Teil ihrer Gewinne auch Deutschland zugute kommen lassen soll, zumal man von uns verlangt, baldmöglichst 700 Millionen für das Kapital dieser Bank durch eine Anleihe aufzubringen. * Soviel in kurzen Strichen über die Gegenvorschläge der Entente. Bei ihnen sind nur die wirklichen oder an geblichen Bedürfnisse berücksichtigt. Nur und allein diese — aber auf die deutsche Leistungsfähigkeit hat man dabei Weiler nicht geachtet. Oie Auffassung in Berlin. Berliner politische Kreise lasten verlauten, daß die Lage in Paris bis auf den Höhepunkt einer Krisis ge wachsen sei. Man könne den Ernst der Lage nicht ver kennen, wenn sic sich auch durch die Amtsniederlegung des Generaldirektors Dr. Vögler nicht geändert habe. Die letzten Forderungen der Alliierten stellten sich so dar, daß sic von den deutschen Vertretern, denen allerdings noch immer vollständig freie Hand gegeben sei, nicht an genommen werden könnten, falls nicht grundsätzliche Änderungen und Verbesserungen erzielt würden, die eine größere Rücksichtnahme auf die deutsche Leistungsfähigkeit bedeuteten. Eine über besonders gute Quellen im Auswärtigen Amt zu Berlin verfügende Stimme sagt, fo bedauerlich es sei, daß eine so maßgebliche Persönlichkeit wie Dr. Vögler an den weiteren Diskussionen nicht mehr Mit wirken werde, mutz daraus hingewiesen werden, datz alle Sachverständigen in Paris persönlich und unter eigener Verantwortung Mitarbeiten, datz sic also wie bei etwaigen Vorschlägen, so auch bei der Entscheidung über Fort setzung oder Abbruch ihrer Tätigkeit lediglich ihrem Ge wissen zu folgen haben. Herr Dr Vögler hat offenbar nicht geglaubt, daß angesichts der nach mehr als drei- monaligen Verhandlungen zutage getretenen neuen Schwierigkeiten und Divergenzen der Auffassung noch ein fruchtbares Ergebnis weiterer Auseinandersetzungen zu erwarten sei, und daraus für seine Person noch bester Überzeugung die Konsequenzen gezogen. In jedem Fall schienen aber die verwickelten Pariser Berechnungen eine Mehrbelastung Deutschlands gegen über dem Aoung-Plan, und zwar gerade während der besonders schonungsbedürftigen Anfangsperiode, vorzu- sehen, auch scheint man eine Sonderentschädigung für Belgien über diesen Plan hinaus zu fordern, so daß im ganzen sowohl in den Ziffern wie in den Einzel heiten dieser neuen Vorschläge, immer vorausgesetzt, daß ihre Klarstellung durch die Aussprache zwischen den Dele gierten nicht wesentliche Veränderungen in günstigem Sinne ergebe, als Basis für weitere Verhandlungen nicht geeignet erscheinen. Besprechung Or. Schachts mit Owen Houng. Tatsächlich sind Gerüchte, die infolge der neuesten Entwicklung verbreitet wurden, als ob die Deutschen in Paris nunmehr die Vertagung der Konferenz beantragt hätten, unbegründet. Auch eine mehrfach er wähnte Reise Dr. Schachts nach Berlin ist im Augenblick nicht beabsichtigt, vielmehr hatte Dr. Schacht am Donners tag eine bereits angekündigte Besprechung mit dem Vor sitzenden der Reparationskonferenz, dem Amerikaner Owen Young. Für nachmittags war die Zusammen kunft der deutschen Delegierten mit den Delegierten der Gläubigerstaaten vereinbart. Nach dieser mündlichen Besprechung über das Memo randum der Alliierten soll die genaue Prüfung des Memorandums zur vollen Aufklärung über die Bedeu tung der darin enthaltenen Zahlenangaben und ihre Aus wirkung stattfinden. Im Mittelpunkt stehen dabei die Fragen des Aufbringungsmoratoriums für Deutschland, die Höhe der ungeschützten Zahlungen und die Frage der Verwendung der Eisenbahnobligationen. * Dr. Gchachi bei den Berireiern her Gläubigernaiionen. Eine eingehende Aussprache. Aus Paris wird berichtet: Die deutschen Delegierten Dr. Schacht und Kastl haben mit den vier Vertretern der Gläubigernatiönen Addis, Quesnay, Pi relli und Gutt in Anwesenheit amerikanischer Dele- gationsmitglicder eine eingehende, nahezu dreistüudige Aussprache über die Antwort der Gläubigerdelegationen gehabt, ohne daß irgendwelche Beschlüsse gefaßt worden sind. Die Gläubigervertreter werden nunmehr ihre Delegationen über den deutschen Standpunkt unterrichten. Erst dann werden die Besprechungen hierüber weiter- gehcn. Inzwischen werden voraussichtlich zwischen Dr. Schacht, Owen Aoung und Sir Josiah Stamp Besprechun gen über andere Fragen geführt werden. Graf Zeppelin in Friedrichshafen gelandet Der Start Toulon, 23. Mai. Nachdem sich die Passagiere um 19.30 Uhr an Bord des Luftschiffes „Graf Zeppelin" begeben hatten, erfolgte um 20.19 Uhr der Statt, der glatt vonstatten ging. Das Luftschiff erhob sich bei gutem Wetter leicht und nahm Kurs aus Marseille. Der 1. Ossizier Lehmann, sowie andere Offiziere, In genieure und Mannschaften des Luftschiffes „Graf Zeppelin" ha-