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raie zu ergänzen und inzwischen notwendig gewordene Anschaffungen zu machen, veranstaltete man in den Städten sogenannte P f i n g st m ä r k t e, wo neben Vieh und Lebensmitteln alle nur erdenklichen Gebrauchsgegen stände feilgeboten wurden und zu denen die Käufer aus nah und fern herbeiströmten. Aus praktischen Gründen hielt man die Heiratsmärkte stets zugleich mit den Waren märkten ab, so daß jeder Heiratslustige sich nach Gefallen neben etlichen Ellen Tuch, neuen Werkzeugen oder etwa einem feisten Kühlem auch gleich ein Ehegespons be sorgen und mit nach Hause nehmen konnte. Bekannt schaften der Jugend untereinander wurden durch allerlei Belustigungen eifrig gefördert. Vermittler, welche die Leute und ihre Verhältnisse in weitem Umkreise genau kannten, fehlten auch nicht, und mgnche dieser Märkte er rangen bald einen bedeutenden Ruf. So genoß zum Bei spiel der Markt von Trier im 15. Jahrhundert großes An sehen. Diesen besuchten sogar Personen adligen Standes; sie unterhielten sich — natürlich streng abgesondert vom niederen Volke — mit Lustbarkeiten und Gelagen und hatten bereits Veranstaltungen, die man als Vorläufer unserer heutigen Bälle und Reunions bezeichnen könnte. Selbst aus dem Auslande reisten Ehekandidaten dort hm doch wird es sich dabei Wohl mehr um zweifelhafte Ele mente oder völlig hoffnungslose Fälle gehandelt haben Mit der Zeit kamen diese Märkte gänzlich ab — jedoch kine letzte Erinnerung an sie erhielt sich in einigen Gegen- !>en Deutschlands, besonders in der Pfalz und am Rhein, dis in unsere Tage in den sogenannten „Brautkäufeu md -Versteigerungen". Das waren die zu Pfingsten ge- keierten ländlichen Feste, bei denen die Dorfmädchen iv Form einer scherzhaften Versteigerung oder durch das Los son den Burschen als „Maibräute" erworben wurden. Richtige und unseren früheren sehr ähnliche Heirats märkte hält man dagegen heute noch in Sibirien ab. Dori fahren zu Pfingsten die jungen Leute beiderlei Geschlechts mit ihren Anverwandten nach der nächsten größeren Ort schaft, in der regelmäßig auch ein Krämermarkt stattfindet Am ersten Tage belustigt man sich bei Tänzen und wüster Trinkgelagen, und am zweiten oder dritten putzen sich du Mädchen auf das sorgfältigste heraus, behängen sich mit ill ihrem Schmuck und nehmen in einem eigens hierfüt hergerichteten großen Raume auf langen Bänken an den Wänden Platz. Nun werden die Türen geöffnet und du Burschen kommen herein, um, die Reihe entlanggehend Ihre Auswahl zu treffen. Etwas abweichende Gebräuche bestehen in Mtruß- kand, um Mädchen an den Mann zu bringen. Da hält man jedes 15- bis 16jährige Mädchen längere Zeit hin durch möglichst viel im Hause; am Vorabend des Pfingst festes — mitunter auch in der Woche vor den großer Fasten — erscheint dann die Heiratsvermittlerin, du Swacha, betrachtet sich ihr Opfer gründlich von aller Seiten und bespricht mit der Mutter das Nähere. An Festmorgen selbst erhält das Mädchen neue Kleider unk Wird, so zierlich wie möglich geschmückt, zur Messe ge sandt. Nähert sich ihm nun vor der Kirche einer der dort wartenden jungen Männer, so eilt die Swacha sofort ar. seine Seite, stellt ihm das Mädchen förmlich zur Bram aus und preist ihm dessen Vorzüge in allen Tonarten an Findet sich niemand, der die Schöne begehrt, so wird der Versuch im nächsten Jahre und, wenn nötig, in jedem weiteren Jahre so lange wiederholt, bis sie selbst schließ lich jede Hoffnung, doch noch unter die heißbegehrtl Haube zu kommen, endgültig aufgegeben hat. IlMllllllWWWWlMllllllMßlMlhlWWMllllWWM Gereimte Zeitbilder. Von Gotthilf. Alle Parlamente schweigen, Und der Himmel hängt voll Geigen, Nämlich Pfingsten ist gekommen — Haben Sie es schon vernommen? Linde Winde wehen westlich, Und man selbst benimmt sich festlich, Geht man irgendwen besuchen, Riecht das ganze Haus nach Kuchen. Lassen wir doch jetzt die schalen Redereien über Wahlen, Spricht mir jemand was von Sachsen, Sag' ich: „Mensch, mach' keine Faxens Wer wird sich um so was mühen, Wenn die Maienglöckchen blühen?! Hör' ich Nachtigallmusike, Pfeif' ich auf die Politike!" Durch die Erde geht ein Düften, Und es liegt was in den Lüften, Und sondiert man dieses klinisch, Dann erscheint es zeppelinisch. Ob auch die Französier knurren Bei dem wohlbekannten Surren, Wir, wir stehen in Parade, Und dann ätschen wir: „Nu grade!" Selbst der dankee blickt nach oben, Und er fühlt sich so gehoben Wie der Zepp, der nach der Reise Zieht um Lakehurst seine Kreise Sind das nun nicht gute Gründe, Daß ich Helle Botschaft künde Und mit grünen Birkenreisern Grüße wink' als Frühlingsweisern? Ja, in solchen Zeiten gänzlich Fühlt der Mensch mal endlich lenzlich, Und mit einer lieben Frane Möcht' er mittenmang ins Blaue. Also nicht mehr so verdrossen, Hochverehrte Festgenossen! Schütteln wir uns rasch die Hände: „Frohe Pfingsten!" — Aus ist's. Ende. Lumen, Sport und Spiel ) Siebenter Bundesjugendtag des Sächsischen Radfahrer- bundcs. Zum Pfingstfest, vom 18. bis 21. Mai, findet in Walden burg der 7. Jugendbundestag des Sächsischen Radfahrer bundes statt. Für Sonnabend ist ein Begrützungsabend an- gesetzt. Am Sonntag vormittag findet die Jugendführer tagung statt, nachmittags die Jugendvcrsammlüng. Nach mittags wird in Waldenburg auch ein Hindernisfahren für Fahrräder abgehalten, abends soll auf dem Marktplatz ein Lichtbildervrotrag gehalten werden. Am Pfingstmontag Werden verschiedene Wettbewerbe ausgetragen, u. a. der Kampf um die Jugendbundesmeisterschaft. Für Dienstag sind Besichtigungen vorgesehen. Sachsen im Schwimmen voran Der Mitgliederbestand des Deutschen Schwimmverbandes hat sich, wie erst jetzt bekannt wird, von 1926 zu 1927 um rund 35 000 Mitglieder vermehrt. Die Zahlen lauten 140 002 zu 174 431. Von den 35 000 neuen Mitgliedern entfallen allein 30 000 auf den Kreis VII (Freistaat Sachsen), der damit in bezug auf Mitgliederzahl an erster Stelle im D. S. P. steht. GeiSSstliches Zehn Jahre sind es jetzt her, seit den verhängnisvollen Tagen, in denen Deutschlands Schicksal in Versailles besiegelt wurde. Die neueste Nummer der „Münchener Illustrierten Presse" i(Nr. 20) bringt aus diesem Anlaß eine Reihe von Aufnahmen von den Vorgängen-auf der Versailler Konferenz. Was die Handschrift alles sagen kann, darüber erzählt Ro bert Scheu in dem neuesten Heft von Lyons illustrierter Frauen zeitschrift „M odenscha u". Scheu ist der eigentliche Entdecker Rafael Schermanns, des berühmten Handschriftendeuters, der nicht nur Charakter und Gesichtszüge aus den Schriftzügen zu lesen vermag, sondern auch die Beziehungen von Menschen zu einander genau schildern kann, wenn man ihm deren Schriftproben vorlegt. Er hat aber auch wiederholt die spätere Entwicklung sol cher Menschen angegeben, zukünftige Schicksale bis in die letzten möglichen Einzelheiten dargestellt und so manche Existenz durch seinen Rat vor dem Ruin gerettet. Die seltsame Fähigkeit Scher manns ist durch einwandfreie Zeugen erwiesen und darum werden die neuen Mitteilungen von Scheu besonders interessieren. Das Maiheft der „Modenschau" bringt in seinem reichhaltigen Unter haltungsteil noch eine ganze Reihe anderer Beiträge, darunter solche mit reizenden Illustrationen. Der verspätete Frühjahrsbe ginn macht den ausgezeichneten modischen Teil im höchsten Maße zeitgemäß. - Mundfunk-Programm Rundfunk Leipzig (Welle 365,8), Dresden (Welle 317,1). c-onnabend, 18. Mat. 12: Schallplatten. V Ca. 14.10: Schall- platten. » Ansch!.: Bastelstunde für die Jugend » 16: Schach S 16.30: Konzert Leipziger Funk-Orch. Märchen-Musil. Mendels sohn: Ouo. „Das Märchen von der schönen Melusine". — Tschai kowsky: Dornröschen-Suite. — Humperdinck: Melodien aus „Königs kinder . — Nüodö: Märchen. — Humperdinck: Ein Männlein steh >m Walde: Walzer aus „Hänsel und Gretel". - Suck: Ein Märchen 2 18: Basielsiunde. » 18.30: Französisch sür Ans. « 19: Mm.-Ral rur. Maier Wandern und Reisen unserer Jugend un Indultnezeit- alter. » 19.30: Dr. Schultze: Die Karte als Wandergefährte, V 20: Ist Mr. Brown zu verurteilen? Schwank sür den Rundfun: von Victor Heinz Fuchs und Georg Wolf. » Anschl.: Berlin: Uanzmusik. Sonnabend, 18. Mai. Berlin Welle 475,4 und ab 20 30 Welle 1649. 12.15: Wettermeldungen für den Landwirt. * 15.30: For- schuugsreisender Herbert Baldus: Paraguayische Geister geschichten. 4c 16.00: Bruno Bleyhöffer: Peking und Nanking. 4- 16.30: Priens Bierstuben. Ein Berliner Panorama von Walter Hollander. Gelesen vom Autor 4- 17.00—18.00: Tee musik der Kapelle Ilja Livschakow. — Anschl.: Werbenachrichten und Mitteilungen des Arbeitsamtes Berlin-Mitte. 4- 18.10: Dr. H. Bollmann: Die Sportschau des Monats 4- 18.35: Dr. I. E. Poritzky: Der deutsche Idealismus. 4- 19.00: Prof. Dr. Joh. Riem: Weltkatastrophen der Vorzett 4- 1930: Prof. Dr. Schönichen: Vom Umgang mit Mutter Grün. 4- 20.00: Bild funk. 4c 20.05: „Die schwarze Kiste." Eine Phonomontage von Dr. Franz Höllering. — Danach bis 0.30: Tanzmusik. Deutsche Welle 1649. 12.00—12.50: Epische Dichtungen: Aus dem Altertum. 4- 13.45—14.15: Bildfunkversuche. 4- 14.20—15.00: Kinderbastel- stunde. 4- 15.00—15.30: Sprcchtechnik. 4c 15.40-16.00: Künstle rische Handarbeiten sür Frauen und Mädchen: Wir spritzen ein Kinderkleid. 4- 16.00—16.30: Veranstaltungen des Zentral instituts. * 16.30—17.00: Praktische Wohnungspolitik der Be amtenschaft. 4- 17.00—18.00: Nachmitlagskonzert Hamburg. 4- 18.00—18.30: Der Industriearbeiter an der Wasserkante. 4c 18.30—18.55: Französisch für Anfänger. 4- 18.55—19.45: Das rheinisch-westfälische Industriegebiet. 4- 20.00: Die Stunde des Landes. Berliner Funkchor. Leitung: Maximilian Albrecht. Wilh. Konrad Gomoll: Der deutsche Wald 4- 21.00: Klavier vorträge. Diny Schramm-Soetermeer und Paul Schramm. 4- 21.30: Violinvorträge. Prof. Jos. Wolfsthal (Violine). Am Flügel: Br. Seidler-Winkler. 4- Danach bis 0.30: Tanzmusik. Man trägt wieder die Bluse Uls Ergänzung des Kostüms, das mehr und mehr in den Vorder grund modischer Interessen rückt, ist uns die Bluse zurückge geben, und zwar nicht nur die einfache, mehr sportlich gehaltene, sondern eine, die wirklich mit Recht elegant genannt werden darf. Schöne Stoffe wie Crepe de Chine, Georgette, Rohseide, Velouti- ne, außerdem zarte waschbare Gewebe — Voile, Waschkrcpp und Batist — sind als Material besonders beliebt; und daneben stehen, für das praktischere Genre, prachtvolle, feinmaschige Trikotgewebe und leichte Wollstoffe. Uns interessieren heute nur die eleganten Blusen, von denen unsere Abbildung ein paar besonders schöne Proben zeigt. Stickereien, einfarbige und bunte, schmale und breite Spitze, feine Biesen, Fältchen und Säume sowie linien- und musterförmig eingearbeitete Hohlnähte bilden an diesen Blusen, gleichviel ob sie aus Voile oder spinnwebdünner Seide gearbeitet sind, den wir kungsvollsten Schmuck. Im allgemeinen trägt man noch die Jum perform, die den Rockbund deckt und die für die Schlanken und die Stärkeren gleich vorteilhaft ist. Neuerdings aber tauchen hier und da bereits wieder die Blusen auf, die plan im Rock trägt — denn die Mode ist mit allen Kräften bestrebt, die Gürtellinie endlich wieder an ihre normale Stelle zurückzuführen. Und aus diesem Grund arbeitet man die Röcke, für die alle Arten von leichten Woll stoffen, glatte und gemusterte, verwendet werden, vielfach mit einem Gürtel aus gleichem Material, falls nicht ein Ledergürtel, ost sogar einer in abstechender Farbe, bevorzugt wird. — Zu allen Modellen sind Lyon-Schnitte erhältlich. A.K. E 1766 Vornehmer Blusenrock aus Hellem Nash» mit vorderer Faltcn- gruxpc, die oben von Stepperei und gestickten Fliegen gehalten ist. Lyon- Schnitt, Gröbe 14 (Klein.Schnitt). cs 1767 Eleganter Muscnrock aus sandfarbenem Wollrips mii effekt- voller Falienpariie, die in Hüft höhe zackig eingesetzt ist. Lyon- Schnitt, Grütze 44 (Klein. Schnitt). E 1761 Bluse aus Hellem Cräpe de Chins mii abstechendem .Besatz. Außerdem zeigen Vlusenieile und Ärmel effektvolle Biesen verzierung. Am Kragen Schleife. Lyon- Schniit, Größe 41. (Kleiner Schnitt.) E 1765 Bluse aus gelblichem Volle mii schö- nein Motiv, aus Siickerei und „Hohlnaht ge< bildet. An den Achseln und Ärmeln Reih. Ziehung. Abplüttmuster, yi Bogen: Lyon- Schnitt, Größe 11. (Kleiner Schnitt.) E 1762 Passenbluse aus Crepe de Chins mit Umlegekragen und eingesetzten Ärmeln. Bis- sengruppen zieren Borderteil, Ärmel und Gürtel. Spitzenvcrzlcrung: Jabot. Lyon- Schnitt, Größe 44. "(Kleiner Schnitt.) <S 1761 Elsganie weiße Voilebluse mii reicher Spitzenverzicrung an Garntturkragen und Ärmeln. Seitlich und an den Achseln B!e- sengruppsn. Born Knopfschluß. Lyon- Schnitt, Größe 44. (Kleiner Schnitt.) E 1763 Bulgarenbluse mit Kreuzstichstickerei in effektvoller Anordnung. Zielsuche begren zen den Ausschnitt und die ÄrmelrSnder. Abplüttmuster 2 Bogen. Lyon-Schnitt, Größe 14 (Kleiner Schnitt). Lyon-Schnitte zu -en oben abgebildeten Modellen sind erhältlich im Verlag Gustav Lyon, Berlin SO 16