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und denen der anderen Abordnungen sind zurzeit nicht vorgesehen. Für Freitag nachmittag ist der Redaktionsausschutz einberufen worden, der sich in erster Lesung mit dem von den einzelnen Grup pen ausgearbeiteten Entwurf für einen Schlußbericht beschäftigen wird. Nach Auffassung des „Temps" würden die Aussichten für eine Einigung, je länger die Besprechungen in Paris andauerten, um so dürftiger, da Dr. Schacht nicht geneigt sei, seine ursprüngliche Haltung im geringsten zu ändern. Parker Gi berts seltsame Rolle in Paris Seine Mitschuld am Scheitern der Konferenz Berlin, 25. April. Der Pariser Berichterstatter des Ber liner Tageblatt beschäftigt sich heute mit der merkwürdigen Rolle, die Parker Gilbert während der Sachverständigenverhandlungen hinter den Kulissen gespielt hat. Gilbert habe ganz offenbar eine Politik der persönlichen Selbstverteidigung betrieben, denn sein An sehen in den Kreisen, die in ihm das große internationale Finanz genie bewunderten, stehe auf dem Spiele. Jeder wisse, daß er die treibende Kraft gewesen fei, die die Reparationskonferenz zusam mengebracht habe, obwohl zu Anfang des Jahres die Meinung herrschte, daß die Zeit noch nicht reif fei. Aber sein Optimismus fei großer gewesen als seine Kenntnis europäischer Länder. Die Konzessionen die er sür möglich gehalten habe, habe er offensicht lich als seststehende Größen dargestellt. Dieser mehr vom Tempe rament als von Wissen gestützte Optimismus Parker Gilberts sei der Konferenz zum Verhängnis geworden. Zunächst habe sich her ausgestellt, daß er die gegenseitige Konzessionsbereitschaft der Gläubigerländer stark überschätzt habe, woraus der peinliche Ouo- tenkampf unter den Alliierten entstanden fei. Dann aber habe sich gezeigt, daß man auch hinsichtlich Deutschlands Leistungsmöglichkeit nur auf dem Wege über die privaten Ansichten des Generalagen ten, nicht aber über die wirklichen Verhältnisse unterrichtet worden sei. Die Ziffern Dr. Schachts von 1650 Millionen liege mit meh reren 100 Millionen unter der Zahl, die von Parker Gilbert of fenbar als durchsetzbar bezeichnet worden fei. Auch über die Ge fahr, die die Transferschutzklausel für die Reparationseinnahmen der Gläubigerländer bedeute, habe der Reparationsagent seine Auftraggeber schlecht unterrichtet. Die Tatsache, daß es das mehr fache seines Reparations-Transfers im Auslande borgen mußte, fei nur nebenher als Bagatelle erwähnt worden. Die Wag-Agentur untergräbt den Kutschen Kredit im Auslande Berlin, 25. April. Amtlich wird mitgeteilt: „Die gestrige Sitzung des Transferkomitee hat der Havasagentur Anlaß zu Kombinationen und Schlußfolgerungen gegeben, die nicht anders gewertet werden können, als eine beabsichtigte Untergrabung des deutschen Kredites im Ausland. Sie behauptet, daß gewisse aus- ländische Banken es für klüger erachtet haben, ihre Depos aus Deutschland zurückzuziehen. Bisher ist von einer solchen Zurück ziehung ausländischer Kredite in Deutschland noch nichts zu spü ren gewesen. Wenn diese versteckte Aufforderung der Havasagentur aber zu solchen Zurücknehmungen führen sollten, dann wird man wissen, von welcher Seite zuerst das Signal dazu und zudem sich darauf etwa ergebendenTransferschwierigkeiten gegeben worden ist. ist. Offenbar haben die Mitglieder des Transferkomitees das unverantwortliche und gefährliche einer solchen Stimmungsmache in der Presse erkannt, denn die Reparationskommission hat heute folgende amtliche Verlautbarung hrrausgegeben: „Der Transferausschuß hat gestern seine übliche Monats sitzung abgehalten. Entgegen den in der Presse erschienenen Nach richten haben weder der Ausschuß selbst noch der Vorsitzende ir gend eine Mitteilung an den Reichsbanlpräsidenten hinsichtlich des Diskontosatzes der Reichsbank gemacht. Der Ausschuß hat, wie allmonatlich die üblichen Transferierungen auf Reparationskonto genehmigt." Tatsächlich hat die Reichsbank den Devisen- und Geld abschluß in der letzten Zeit mit steigender Sorge verfolgt und war bereits vor der Sitzung des Transferkomitees zu einer Erhöhung des Diskontes entschlossen. Sie habe nur den Wochenausweis vom 23. April noch abgewartet, um sich einen vollen Ueberblick über den Gesamtstatus der Reichsbank zu verschaffen, um den Ausmaß der notwendigen Diskontoerhöhungen beurteilen zu können. Sie hat sobald dieser Ausweis vorlag, die sich daraus ergebende Konse quenz gezogen." , Am 5. Mai wieder Trans ferkomitee? Paris, 25. April. Die „Information" glaubt zu wissen, das Transserkvmmitee werde bereits nach 10 Tagen wieder zu sammentreten. Hierbei werde es sich unter Umständen mit der Prüfung der Privritätenfrage der Kriegsentschädigungen vor den übrigen deutschen Auslandsschulden befassen, was zu einer bedeu tungsvollen Aussprache Anlaß geben könnte. Deutschland und die Türkei. Schiedsgerichtsvertrag geplant. Der Außenminister der Türkischen Republik, Tewfit Ruschdy Bei, der sich seit einigen Tagen zu Besuch in Berlin aufhielt, ist wieder abgereist. Er hat bei ver schiedenen Empfängen beim Reichskanzler, Reichsaußen minister und beim Präsidenten des Reichstages Gelegen heit gehabt, mit den Mitgliedern der Ncichsregierung, mit Vertretern des Parlaments sowie mit führenden Persön lichkeiten aus Kreisen der Wirtschaft und der Wissenschaft zusammenzutreffen. Im Auswärtigen Amt haben Be sprechungen über allgemeine Fragen stattgefunden, die die Interessen beider Länder berühren. Insbesondere sind dabei die in Angora bereits eingeleiteten Verhandlungen über einen allgemeinen Schiedsgerichts- und Vergleichsvertrag zum Abschluß gebracht worden. Die formelle Unterzeichnung des Vertrages soll demnächst in Angora vorgenommen werden. Der Vertrag sieht, ebenso wie die meisten derartigen Verträge, für Rechts- strcitigkeiten ein Gerichts- oder Schiedsgerichtsverfahren, für politische Streitigkeiten ein Vergleichsverfahren vor. ! Gras Zeppelin gelandet Friedrichshafen, 25. April. Graf Zeppelin ist um 10.24 Uhr nach 57stündiger Fahrt wohlbehalten gelandet. Zum ersten Mal hat das Luftschiff trotz seines großen Umfanges auf dem kleinen Landefeld des Luftschiffbaues eine Notlandung unter nommen. Man kann jagen, daß die Schwierigkeiten kaum größer waren als bei Tage. Es hat sich dabei aber gezeigt, von welcher Bedeutung eine gut gescbulte Mannschaft ist. Die Fahrt selbst ist ausgezeichnet verlaufen. Die Passagiere, die das Schiff sofort nach der Landung verließen, äußerten sich sehr befriedigt über ihre Ein drücke. Vor allem wurde von jedem Passagier zum Ausdruck ge bracht, mit welcher Sicherheit das Luftschiff sich in gegenströmen den Windrichtungen bewegte und wie gering die Schwankungen des Schiffskörpers selbst bei böigem Wetter waren. Auch die Ver pflegung war ausgezeichnet. Heinrich Käse 1". Wer von den Fremden, der einmal in Berlin oder Ham- i bürg war, kennt nicht die berühmten „Käses Rund- - führte n", die den Fremdling in bequemen Autoomnibussen durch die Straßen der Stadt zur Besichtigung aller Sehens ¬ würdigkeiten fahren. Der Schöpfer und ursprüngliche Unter nehmer dieser Rundfahrten, Heinrich Käse, ist jetzt in Berlin gestorben. Sein Name wird noch weilerleben mit den zahl reichen bekannten großen Wagen, die den Besuchern der Groß städte eine willkommene Erleichterung bei der Überwindung der ungewohnten großen Strecken bieten. Mein« NsckiKvtrn ) Die Rußlandreise per ostpreußischen Delegation. Die ostpreußische Delegation ist aus Rußland zurück gekehrt. Gegenüber einem Vertreter der „Hartungschen Zei tung" betonte Oberpräsident Dr. Siehr, daß bei den Ver handlungen in Rußland besonders zwei Fragen besprochen worden seien: erstens die Frage, inwieweit die ostpreußische Landwirtschaft nach Rußland exportieren könne, zweitens, in wieweit der Transitverkehr über den Hasen Königsberg noch ausgebaut werden könne, jedenfalls herrschte sowohl bei den russischen Stellen wie bei der Delegation der Eindruck vor, daß durch die Reise der Delegation und ihre Verhandlungen eine wertvolle Vorarbeit für die Vertiefung und Ausgestal tung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Ostpreußen und der Sowjetunion geleistet sei. Der Besuch auf der deutschen Kon zession Drusag (Deutsch-russische Saatgutaktiengesellschast) zeigte, daß das ostpreußische Vieh, insbesondere Schafe und Schweine, sich dort ganz ausgezeichnet akklimatisiert hat. Diese äußerst günstigen Zuchterfolge liefern den Beweis, daß die ostpreußischen Zuchten für erhebliche Teile des großen Russi schen Reiches mit großem Nutzen sür die dortige Landwirt schaft zu. verwenden sind. Einsturz eines Fabrilschornstcines. Eine Arbeiterin getötet. Berlin. Wahrscheinlich infolge des heftigen Sturmes stürzte in Reinickendorf ein etwa zehn Meter hoher Fabrik- schornstcin mit einem daran befindlichen Baugerüst ein. Der Schornstein fiel aus das Fabrikgebäude und durchschlug es. Eine in einem Arbeitsraum beschäftigte Arbeiterin wurde von den einstürzenden Massen verschüttet. Schwere EkplosionSlatsfirophe. Nürnberg. Hier ereignete sich in dem im dritten Stockwerk gelegenen Pvlierraum der Bleistiftfabrik Mars- Städtler aus bisher noch unbekannter Ursache eine furchtbare Explosion. Im Nu stand das dritte Stockwerk des westlichen Flügels der Riesensabrik in Flammen. Leider gelang es mehreren in dem Raum beschäftigten Arbeitern und Arbei terinnen nicht mehr den Ausgang ins Freie zu gewinnen. Nach den ersten Meldungen wurden sechs vollkommen verkohlte Leichen in den Arbeitsräumen aufgefunden. Zahlreiche Verletzte wurden unter den Trümmern hervor- gczogen. Die Zahl der Verletzten beläuft sich nach den ersten Fest stellungen auf acht. Das dritte Stockwerk des Gebäudes ist, soweit es der Fabrikation diente, vollkommen ausgebrannt. Unglück durch Sprengkapsclnexplosion. Meiningen. In dem in der Nähe gelegenen Ort St. Bern hard sanden spielende Kinder im Wald mehrere Spreng kapseln, wie sie zum Sprengen von Baumstümpfen verwendet werden. Sie nahmen die Kapseln mit nach Hause und spielten damit während der Abwesenheit der Eltern Dabei explodierte einer der Sprengkörper und richtete starke Verwüstungen an. Ein Kind wurde aus der Stelle getötet, das andere so schwer verletzt, daß man für sein Leben fürchtet. Rus unserer Heimat 's Wilsdruff, am 26. April 1929. Merkblatt für den 27. April. Sonnenaufgang 4" !s Mondaufgang 23-- Sonnenuntergang 19'° ss Monduntergang 6" 1898: Kiautschou wird deutsches Schutzgebiet. Frühlingsboten. Die ersten Blümchen, die uns noch in ver hältnismäßig reichem Flor begegnen, sind die Himmelfchlüsselchen oder Schlüsselblumen. Von den verschiedenen Arten ist Primula elatior geschützt, d. h. sie darf nicht gepflückt werden. Zwar war früher die Herrlichkeit der bunten Wiesenteppiche noch viel größer als heute, wo wir den weibblühenden Märzbecher schon als ört liche Seltenheit schätzen und die Schlüsselblumen mit ihrem gelben Flor nur noch auf wenigen Wiesen in großer Menge Vorkommen. Ist das ein Wunder? Jahr für Jahr kommen die alten Blumen weiber mit riesigen Tragkörben stundenweit gefahren, um auch die entlegensten Gebirgswiesen, wo sie einigermaßen sicher vor Ver folgung sind, zu plündern. Und wenn täglich vier Wochen lang diese Wiesen abgegrast werden, wenn sich dieser Frevel jahrelang wiederholt, dann braucht man nicht zu staunen, wenn die Lehrbücher nach wenigen Jahrzehnten von dem Aussterben einstmals sehr häufiger Pflanzen schreiben. Noch immer gibt es Bahnstationen, wo Schulkinder aus dem Handel mit Himmelfchlüsselchen ein Ge werbe machen. Kein Fahrgast darf die Kinder in diesem Treiben unterstützen. Dem wahren Naturfreund fällt es gar nicht ein, sich an einer seltenen Pflanze zu vergreifen, und die vielen Frauen, denen es auf ein kleines „Sträußchen" nicht anzukommen scheint, mögen bedenken, daß Tausende, Zehntousende ihrer Geschlechtsge nossinnen ebenso denken und daß auf diese Weise ebenfalls Milli onen von Blüten vernichtet werden. Die ersten blühenden Himmel- schlüsselchen werden, um das Maß des Frevels voll zu machen, oft genug auch ausgestochen und zu Hause eingetopft, damit sie ja in kurze Zeit für alle Ewigkeit verloren sind. Schule und Elternhaus sollten nicht müde werden, vor allem den blumenliebenden Kindern das Verwerfliche ihres Tuns vor Augen zu halten. Mit den Him- melschlüsselchen beginnt auch der Unfug, Blumen über Blumen zu brechen, um sie dann achtlos an die nächste Wegkreuzung zu werfen. Wem blutet da das Herz nicht? Die neue Wahlkartei. — Die Einsicht ist für jeden Wähler wichtig! Die Wählerlisten für die Landtagswahl liegen noch bis Sonntag, den 28. April, zur Einsichtnahme aus. Leider werden sie nur von einem geringen Teile der Wahlberechtigten einge- fehen. Die Wahlkartei in unserer Stadt ist für diese Wahl neu an gefertigt worden. Wenn auch die größte Sorgfalt darauf ver wendet worden ist, so ist doch die Nachprüfung durch die Wähler unerläßlich. Wer es unterläßt, die Kartei einzusehen, hat es sich selbst zuzuschreiben, wenn er infolge Fehlens seines Namens am Wahltage an der Ausübung des Stimmrechts verhindert sein soll te. Jeder Staatsbürger soll und muß aber wählen, denn dadurch vermag er die Zustände an seinem Teile zu bessern, während er die ganze übrige Zeit seinem gepreßten Herzen nur durch Schimp fen Luft machen kann. Motorfahrer-Vereinigung Wilsdruff. Der Deutsche Auto mobilklub, Bezirk Dresden, hielt Sonntag seine Ausfahrt ab. 300 Teilnehmer mit 80 Fahrzeugen hatten sich eingefunden. Die Fahrt ging über Tharandt, Grillenburg, Freiberg, Siebenlehn nach Klo ster Altzello. Hier wurde gerastet. Hier wurden die Gruppen Wilsdruff, Tharandt u. a. empfangen. Nach Besichtigung des Klosters ging die Fahrt über Nosfen nach Lommatzsch und Meißen. Der Sportleiter gab hier bekannt, daß 57 Fahrer alle Bedingun gen erfüllt hätten, daß am 24. April die Richterfahrt, am 4. Mai eine Abendfahrt nach Malter veranstaltet werde und am 9. Mai eine Becherfahrt über Neustadt nach Bautzen—Kamenz geplant sei. Christlicher Elternverein. Es wird noch besonders darauf bin- gewiesen, daß auch zu dem Märchen-Lichtbildervortrage für Kin der heute nachmittag 6 Ahr der Eintritt frei ist. Bezirksversammlung. Der Bundesbezirk Meißen des Sachs. Militäroereinsbundes hält nächsten Sonntag, den 28. April von nachmittags 3 Ahr ab im Schützenhaus zu Siebenlehn seine diesjährige Frühjahrsbezirksversammlung unter Vorsitz vom De- zirksvorsteher Wolf- Meißen ab. Der eigentlichen Bezirksver sammlung geht von Nachmittags 2 Ahr an eine Vorbesprechung der Kameraden Vereinsvorsteher vorher. Es gilt eine Vorbe- beratung der neun Punkte umfassenden Tagesordnung, die für die Bezirksversammlung aufgestellt ist. Zu der interessanten Tagung sind alle Kameraden und Kameradenfrauen herzlichst eingeladen, und es wird erwartet, daß jeder Verein vertreten ist. Wegen des auf nächsten Sonntag den 5. Mai in Meißen fallenden Evang.-luth. Sachsentages mußte die diesjährige Frühjahrstagung auf den 28. April gelegt werden. Die Wilsdruffer Kameraden können das Leipziger Auto, das nach 11 Ahr den hiesigen Marktplatz ver läßt, bis Nossen benutzen und dann vom Bahnhof Nossen aus Siebenlehn per Auto erreichen. Auch umgekehrt ist von Sieben lehn ein Autoverkehr nach Wilsdruff möglich, so daß man gegen k^8 Ahr, auch gegen 8 ^Ahr, von Nossen her wieder in Wilsdruff fein kann. Notverordnung über die Kirchensteuern. Infolge der Verschie bung der Landessynode hat sich das Evangelisch-luth. Landeskon- sistvrium veranlaßt gesehen, mit Zustimmung des ständigen Sy- nodalausschusses eine Notverordnung über die Erhebung der Kir chensteuern zu erlassen. Danach werden wieder Gemeinde- und Landeskirchensteuern in Form von Zuschlägen zur Reichseinkom mensteuer erhoben werden, und zwar mit 4 v. H. der Reichsein- kommensteuer als Landeskirchensteuer. Die Höhe der Gemeinde kirchensteuern beschließt die zuständige Gemeinde oder Verbands vertretung. Die Kirchensteuer wird also in derselben Weise wie im Vorjahr erhoben. Bei den Einstellungen in den Haushaltplan der Landeskirche wird auf die große wirtschaftliche Bedrängnis, die zur Zeit herrscht und die ein Niedrighalten der Kirchensteuern dringend erfordert, Rücksicht genommen. Sächsisch-Böhmische Dampffchissahrtgesellschaft. Am Sonntag den 28. April 1929 tritt ein neuer Fahrplan der Sächsisch-Böh mischen Dampfschiffahrt in Kraft, der sehr erweiterte Verbindun gen auf der gesamten Strecke Mühlberg—Leitmeritz enthält. * Vortragsabend im Gebirgsverein in Helbigsdorf Zum Vortragsabend hatten sich am Mittwoch abend Gebirgs- vereinler der Ortsgruppe Mohorn mit ihren Frauen in Wachs muths Gaststätte eingefunden. Mühlenbesiher Georg Kirsten sprach über „Kleinmüllerei". Der geschickte Redner verstand feine Zuhörer längere Zeit zu fesseln und sagte etwa folgendes: Schwer ist es zu reden über ein Gewerbe, das dem Nieder gang geweiht ist. Die Müllerei ist ein Gewerbe, das aus alter Zeit kommt, und schon in der Bibel erwähnt wird. Zu Simsons Zeiten mußten die Gefangenen das Getreide mahlen; 600 Jahre vor Christus foll das Bäckergewerbe entstanden sein und Mühlen mit Oberläufen. Bei den Ausgrabungen von Pompeji fand man Handmühlen, Jahrhunderte später sogenannte Tiermühlen. Am Christi Zeit konnte man Wassermühlen, zwischen 400—700 kom men Mühlen bei den Römern vor und gegen 700 legte man Schiffermühlen an. Auf deutschen Boden finden wir die ersten Mühlen ums Jahr 1000 etwa in Goslar, in Grimma, an der Weser und anderen Orten. — Von der Windmühle wurden zwei Arten bekannt: Bockmühlen und Holländer Mühlen, letztere ar beiten in unserer -Gegend noch in Kaufbach, während die Pvhrsdorfer verfallen ist. Anbekannt ist, wann die Mühlen in den Dienst der Windmüllerei gestellt worden sind. Durch die Kreuz züge wurden die Mühlen nach Europa verpflanzt. 1268 fand man eine Mühle nahe bei Paris in Mont Martre, in Bismarck bei Stendal, 1450 in Zons am Rhein auf der Stadtmauer. Hol- ländifche Mühlen baute man 1346 in Cresly in Frankreich, 1650 in Flandern, 1812 in England. Jederzeit yaben die Mühlen be deutungsvollen historischen Wert gehabt. Im ganzen sind etwa 54—55 000 Mühlen vorhanden; leider hat die Zahl von Jahr zu Jahr zu sehr abgenommen, so daß etwa 25—30 000 Stück noch vorhanden sein dürften. Im Kleis Jüterbog zählte man 99 Wind-