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Sich selbst operiert. Sich selbst durch höchste Geistes gegenwart das Leben gerettet hat in Kopenhagen der 63jährige Hafenvorarbeiter Hansen, dem beim Verzehren seines Nachtmahls Speise in die Luftröhre geriet, so daß er dem Erstickungstods nahe war. Geistesgegenwärtig brachte er sich dicht unterhalb der Stelle, wo der Bissen steckengeblieben war, mit einem Taschenmesser drei tiefe Halsschnitte bei, wodurch es ihm gelang, wieder Luft zu bekommen. Bald darauf wurde er von einem Arbeiter aufgefunden, der sofort das Rettungsamt benachrichtigte. Hansen wurde nach dem Krankenhaus gebracht, wo ihm eine Kanüle in den Hals eingesetzt wurde. Sein Zustand gibt trotz starken Blutverlustes zu Befürchtungen keinen Anlaß. Die Ärzte sind voll von Bewunderung über die Geistesgegenwart Hansens und erklären, daß er genau die gleiche Operation an sich selbst vorgenommen hatte, wie es von ärztlicher Seite hätte geschehen müssen. Die Abneigung gegen „trockene" Dampfer. Auf den Überseedampfern der United States Lines, wie „Leviathan" und „George Washington", wird nunmehr wieder Alkohol ausgeschenkt, da man bei weiterer Trocken heit ein starkes Abwandern der Passagiere nach den Dampfern der ausländischen Schiffahrtslinien befürchtete. Bunte Tageschronik Magdeburg. Hier brach — innerhalb von 14 Tagen der vierte Brand — in unmittelbarer Nähe des Rathauses Feuer aus. Dicsnial brannte ein hinter dem Rathaus gelegener Schuppen völlig ab. Auch in dem hinter dem Ralhause ge legenen Feuerwehrdepot war Feuer angelegt worden, das aber noch rechtzeitig gelöscht werden konnte. Es liegt un zweifelhaft auch diesmal Brandstiftung vor. Parchim. Im hiesigen Rathaus wurde auf dem Boden zwischen altem Gerümpel eine verschlossene Kiste gefunden, in der man 420 Mark in Goldstücken und 200 Mark in Vor kriegssilber vorfand. Der Ursprung des Geldes ist unbekannt. Brüssel. Auf der Zeche „Grand Manbourg" bei Char leroi stürzte während des Betriebes die Ausmauerung des Förderschachtes zusammen, wobei die Trümmer auf einen in Fahrt befindlichen Förderkorb fielen. Zwei Bergleute wurden getötet und zwei verletzt. ( Kleine Verhaftung von Fahlbusch. Berlin. Wie amtlich mitgeteilt wird, ist der wegen mehr fachen Mordes (Fehmeangelegenheiten) steckbrieflich verfolgte ehemalige Feldwebel August Fahlbusch, der aus den Vereinigten Staaten von Nordamerika ausgewiesen war, beim Verlassen des Schiffes auf deutschem Boden verhaftet und nach Berlin übergeführt worden. Krisis in Mecklcnburg-Strelitz. Neustrelitz. Im Landtage wurde der Etat für 1929 mit 18 gegen 16 Stimmen abgelchnt. Für den Etat stimmten nur die Sozialdemokraten und die Arbeitsgemeinschaft der Mitte. Rach der Abstimmung kündigte der Staatsminister Dr. Freiherr von Reibnitz seinen Rücktritt an. Verurteilung zweier Falschmünzer. Nürnberg. Vom Erweiterten Schöffengericht wurden der Korkenmacher Janmann von hier und der ledige Elektro techniker Tischner, ebenfalls von hier, wegen Münzverbrechens Zu je drei Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust sowie Stellung unter Pollzcmusncht verurteilt. Die Genann ten haben in der Zeit von Anfang Februar bis 25. Februar ungefähr 70—80 Stück falswe Funsmarkstücke beraestellt Reformen der deutschen Luftpolitil. Berlin. Die gesamte deutsche Luftfahrtindustrie hat vor Monatsfrist einen Ausschuß bestellt, bestehend aus Vertretern der zwölf führenden Firmen. Dieser Ausschuß hat zu den von der Reichstagsmehrheft vorgeschlagenen Gleichungen am Luftfahrthaushalt Stellung genommen. In einer Entschließung heißt es: Die schwierige Lage Deutschlands, insbesondere die durch die Tributlasten hervorgerufene Notlage der Reichsfinanzen, erfordert Opfer von allen. Im Be wußtsein ihrer vaterländischen Pflicht wird die deutsche Luft fahrtindustrie sich dieser Notwendigkeit grundsätzlich nicht verschließen. Die Not der Zeit hat aber schon bisher wirt schaftlich und politisch gerade auf ihr besonders schwer gelastet; sie neuen Reichstagsvorschläge richten sich wiederum im be sonderen Ausmaße gerade gegen sie. Die Zukunft der deutschen Luftfahrt hängt in erster Linie von der unmittel baren vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Luftfahrt und Nation ab. Im Sinne dieser Zusammenarbeit hat sich die deutsche Luftfahrtindustrie auf einheitliche Richtlinien geeinigt, welche, den Schwierigkeiten der finanziellen Lage des Reiches Rechnung tragend, doch die Möglichkeiten einer den deutschen Interessen gerecht werdenden Lustpolitik darlegen. Diese Richtlinien werden in Form eines Programms in Kürze den gesetzgebenden Körperschaften und der Öffentlichkeit unter breitet werden. EOemieu in früherer Zeit Von E. Trost-München. Fast ebenso weit wie die genaueren geschichtlichen Ueber- lieferungen reichen auch die frühesten Nachrichten zurück, die wir über das Auftreten von Epidemien besitzen. Schon aus uralten Keilschristtafeln, die man an den Trümmerstätten Mesopotamiens ausgrub, sind Berichte von ansteckenden, einst mals ganze Völkerschaften dahin mordenden Krankheiten aus gezeichnet — und schon Thukydides schilderte in seinen Schriften die Pest ausführlich. Jahrhunderte hindurch sind dann in allen Chroniken der verschiedensten Länder immer wieder Schilderungen dieser Seuche zu finden — Schilde rungen, die an Furchtbarkeit alles weit in den Schatten stellen, was uns heute von Infektionskrankheiten bekannt ist. Freilich bezeichnete man ursprünglich fast jede Epidemie, die viele Menschen dahinraffte, als „Pest" — und es mag da Wohl häufig auch manche andere Krankheit mit diesem Namen bedacht worden sein, denn erst vom Beginn der Neuzeit an fing man an, die Pest vom Thyphus, dem Fleckthyphus und anderem zu unterscheiden. Auch die ersten genaueren An gaben über die Anzahl der von den einzelnen Epidemien ge forderten Opfer stammen aus jenen Jahren. Wohl heißt es, daß von 1346 bis 1351 in Europa mehr als 25 Millionen Menschen dem „schwarzen Tod" erlegen seien; doch beruhen alle uns darüber erhaltenen Nachrichten durchweg auf un bestimmten Vermutungen. Die Ueberlieferuugen über das verheerende Wüten dieses heimtückischen Leidens in den folgenden Jahrhunderten sind so allgemein bekannt, daß es sich erübrigt, hier näher darauf einzugehen. Versuche, die in neuerer Zeit hauptsäch lich in Indien, wo noch gelegentlich kleinere Epidemien auf treten, angestellt wurden, haben ergeben, daß weniger die Ratten selbst als vielmehr die auf ihnen sich aufhaltenden Flöhe die Verbreiter der Pestbazillen waren und sind. Daher konstruierte man für die durch ihren regen Verkehr mit den Tropen der Einschleppung der Pest besonders aufgesetzten Häsen eigene „Gasschisfe", von denen auf die verdächtigen Fahrzeuge giftige Dämpfe übergeleitet werden, die nicht nur die Ratten, sondern auch alle Insekten und Bakterien restlos abtöten. Durch dies Vorgehen im Vereine mit sonstigen hygienischen Maßnahmen wurden Pestfälle in Europa heut zutage zu ganz seltenen Ausnahmen. In alter Zeit herrschte allgemein der Glaube an den kosmischen Ursprung der Seuchen, eine Meinung, die gerade vor kurzem erst wieder von verschiedenen Gelehrten auf gegriffen und zum Gegenstände eingehendster Forschungen ge macht wurde. Man betrachtete Epidemien als Folgen be stimmter Stellungen der Sterne zu einander oder des Er scheinens eines Kometen und bekämpfte sie infolgedessen nach völlig phantastischen Gesichtspunkten, die oft ihrer weiteren Verbreitung geradezu förderlich waren. Wunderlich sind die verschiedenen Maßnahmen, die man früher gegen die Pocken oder schwarzen Blattern anwandte. Diese in Indien und China schon seit mehr als einem Jahr tausend v. Chr. bekannte Krankheit herrschte bis zum Aus gang des 18. Jahrhunderts in solchem Maße, daß nur die wenigsten Leute gänzlich von ihr verschont blieben. Berühmte Persönlichkeiten wie Ludwig XV., Kaiser Josef II., der letzte Kurfürst von Bayern, Gelehrte und Staatsmänner, Fürstlich keiten und Heerführer sind ihr erlegen. Man zählte sie einst zu den unvermeidbaren Uebeln. Als man erkannte, daß ein mal an den Blattern erkrankte Personen späterhin nur sehr selten nochmals von ihnen befallen wurden, sorgte man ge legentlich milder verlaufender Epidemien dafür, möglichst alle wäre, und daß gleichwohl diese jetzige Einlogierung, auch vorher die am 25. August, schnurstracks wider den Stillstand — den Kötzschenbrodaer Frieden! — laufe, zumal solches derFestungDresdenzunahe wäre, erlangte ich kurzen Bescheid, daß es die Zeit nicht anders leiden wollte. Dieser Marsch wäre nur dahin anzusehen, weil die Mess? und Markt zu Leipzig anginge, er, der Rittmeister, die Landstraßen wegen der Kaiserlichen Parteien sicher halten solle. Allein — so fährt von Schönberg fort — nach meinem Gedenken ist dieser Anschlag gegen den Grafen Philipp von Mansfeld gerichtet gewesen. Sonst hat ermeldeter Rittmeister Melchior Ampart — erst nannte er ihn Innpart! — nur im Dorfe Grumbach übernachtet und bis zum 2. Januar 3 Uhr nachmittags gelegen. Nichts Freventliches habe er dabei un terfangen." Von Grumbach sind die schwedischen Reiter dann nach Herzogswalde und Mohorn. Bis es ganz finster geworden war, sind sie im Walde geblieben, plötzlich aber in Mohorn eingefallen, um dort zu übernachten. Am anderen Tage, sehr früh, sind sie dann an Nossen vorbei in der Richtung nach Döbeln zu weitergeritten. Vor Grumbach — so berichtet der Herr v. Schönberg noch — wären die Schwe den in Taubenheim gewesen. Die Einquartierung vom August 1647 habe übri gens seinem Städtlein, den armen Leuten in Wilsdruff, zweihundert Thaler gekostet, weil damals ü b e r 3 0 0 P f e r d e sich bei den Truppen befunden hätten. Er bitte den Kurfürsten, die jetzigen und die vorigen Unkosten seinen armen Leuten wieder zu erstatten, weil sie ja ohnedies gleich anderen alle Lasten und Extra-ordinar-Anlagen abtragen müßten. Von Schönberg hat dieser Bitte einen „K o sten a n s chl ag" für den 1. Januar 1648 hinzugefügt, der wenigstens teilweise wiedergegeben sei, da Zah len und Namen das Zeitbild ganz wesentlich ergänzen. Michel Kuhn in Grumbach hat aus des Herrn Rittmeisters Gesinde und anderes aufgewendet 5 Groschen 6 für Butter, 2 Groschen für Käse, 1 Gr. für Eier, 2 Gr. für Licht, 3 Gr. für Brot, 9 Gr. für 3 Hühner, 8 Gr. für Fleisch, 2 Gr. 3 für Branntwein, 17 Gr. 6 für Bier. Simon Kuhn, der einen Leutnant im Quartier gehabt hat, mußte für 67 Groschen 7 liefern. 1 Groschen für Aepfel, 1 Gr. 3 <>Z für Heringe, 28 Gr. 4 für Bier sind neben anderen Posten erwähnenswert. Hans Partzsch hat für seine Reiterei gar 109 Groschen 6 aufwenden müssen. Dabei 11Groschenfür4KannenButter,3GroschenfürlPfund Speck. Weißmehl ist auch gefordert und geliefert worden. Und für 62 Gr. 6 Bier. Bei Georg Heymann findet sich u. a.: 4 Groschen für einen Hahn, 1 Gr. 6 für eine Bratwurst. Georg Henker — Michel Henker gehöre dazu — hat 75 Groschen 6 auf wenden müßen, Benedix Schumann 27 Gr. 5 usw. Genannt sind noch Martin Henker, Iacob Kunze, Georg Noitzsch, Caspar Henker. 5 Thaler 4 Groschen 7 haben diejenigen Einwohner, die keine Einquartierung gehabt hatten, an Butter, Käse, Fleisch und anderen Victualien gegeben. 10 Thaler 18 Groschen sind für 32V, Schef fel Hafer gerechnet worden, jeder Scheffel zu 8 Groschen, dazu 3 Thaler 18 Groschen für Heu — für jedes der 90 Pferde war 1 Groschen angesetzt worden. „Summa aller dieser Ausgaben 40 Thaler 11 Groschen 7 " (Schluß folgt.) Unsere Heimat relttedMt tük yesmatfortetzung una yeimaipnege * w»e»e» »«<>»»« »» „Unnanine, r,g«di»n" ,r»nn»e» MNdel „cd »«les verdo»«» Nummer 14 UpM 1-24 >r. Jahrgang ver vretßigläbrlge strleg sul äem SEn aer heimst. Oskar Merker,Dresden. „An der glühenden Asche der am 12. Dezember 1617 zerstörten alten evange lischen Kirche, deren Ueberreste hier zu sehen sind, entzündete sich die gräßliche Brandfackel des Dreißigjährigen Krieges." So hat die evangelische Gemeinde Klo st e r g r a b in Nordböhmen auf die Erinnerungstafel geschrieben, die sie neben die letzten Reste ihrer ersten Kirche gesetzt hat. Der Prager Frieden von 1635 sollte diese „gräßliche Brandfackel" endlich zum Erlöschen bringen. Aber schon manche Einzelheit, die ich bisher habe erwähnen müssen, bewies, daß auch der Prager Frie den nur ein Scheinfrieden gewesen ist: noch 1637 machte Feldmarschall Hatzfeld das Städtchen Wilsdruff zu seinem Hauptquartier, und in demselben Jahre spielten die Schweden dem Meißner Bürgermeister Johann Schumann so furchtbar mit — ich be richtete darüber in der 2. Fortsetzung. Das Unglück war vorauszusehen gewesen. Sachsen hatte sich von den Schweden getrennt, die das Land zweimal von den Kaiserlichen befreit hatten: bei Breitenfeld und bei Lützen. Nun kam die Rache. Die Kurfürstin hat damals an ihren Gemahl warnend geschrieben, er sei von dem Kaiser und den Katholischen betrogen, er solle sich mit den Schweden vergleichen. „Gott wird es den Leuthen, schrieb sie, in Ewig keit nicht vergeben, die Euer Liebden zu solchem bösen Frieden gebracht haben, werden gewiß in der Hollen schwitzen müßen." Am 13. Ianuqr war die sächsische Deputation in Dresden aufgebrochen, inPir - n a hatte sie übernachtet, um am anderen Tage über Peterswalde, wo sie von kaiserlichen Reitern und einem Trompeter empfangen wurde, nach Aussigzu reiten. Dort sind sie vom Fürsten Lobkowitz zur Tafel geladen worden!! Aber — die kaiser lichen Gesandten waren nicht da! Als Verhandlungsvrt wurde nun Leitmeritz vorge- fchlagen. Oder auch Teplitz? Wegen der Nähe der Grenze entschloß man sich für > Siehe „Unsere Heimat" Jahrgang 1926 S. 106—114, Jahrgang 1927 S. 62—57 und S. 180-134.