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rechnen, daß die Plädoyers am Montag der nächsten Woche gehalten werden könnten. Es sei dann mit der Urteils verkündung für Dienstag zu rechnen. Sodann wurde in die Verhandlung eingetretcn, die im wesentlichen das gleiche Bild ergab wie an den Vortagen. Typisch für die Stimmung der Bauern war die Aussage des Hofbesitzers Egge, der den Verlaus der Demon stration schilderte. Er sagte u a.: „Ich habe als junger Bursche auf dem Kühlschen Hose die Landwirtschaft erlernt und nun dessen unverschuldeten Niedergang mit ansehen müssen, ohne ihm Helsen zu können. Als Kühl mir von der Pfändung erzählte, habe ich gesagt: „Wenn ich auch an allem verzweifle, so kann ich doch den Glauben an die gött liche Gerechtigkeit nicht verlieren. Es mutz und wird anders werden!" Dann kam auch schon der alte Ge- meindedtener weinend, um die Ochsen zu holen. Uns war es in diesem Augenblick, als ob es uns ans Leben ging. Wir handelten ganz von selbst!" s politische kunchchau j Deutsches Reich Richtlinien für das Wohnungswesen im Reiche. Der Wohnungsausschuß des Reichstages setzte seine Beratungen über die Neichsrichtlinien für das Wohnungs wesen fort. Nach Abschluß der Aussprache über die grund sätzliche Stellung zu der iu diesen Richtlinien vorgeschlage nen Art der Behebung der Wohnungsnot wurden die Einzelheiten beraten, zunächst die Art und Möglichkeit der Bodenbeschaffung. Von den einzelnen Fraktionen wurden gemäß ihrer allgemeinen volkswirtschaftlichen Stellung nahme zum Teil sehr gegensätzliche Standpunkte vertreten. Im allgemeinen soll den Gemeinden die Möglichkeit ge geben werden, sich in ausreichendem Maße Boden für Bau zwecke zu sichern. Die Besteuerung der öffentlichen Betriebe. Im Hauptausschuß des Preußischen Landtages äußerte sich Finanzminister Dr. Höpker-Aschoff bei der Vorberatung des Haushalts der allgemeinen Finanz verwaltung u. a. auch über die Besteuerung der öffent lichen Betriebe, die nach seiner Ansicht für die öffentliche Hand rechnerisch weder ein Gewinn noch ein Verlust sei. Wirtschaftlich sei die Besteuerung aber eine Notwendigkeit aus Gründen der Kontrolle ihres rationellen Arbeitens. Da diese Besteuerung in den Finanzausgleich eingreife, müsse sie in ihm eine entsprechende Berücksichtigung finden. Ausbau der Landschule. Der Neue Preußische Lehrcrverein (Vereinigung preußischer Landlehrer) hielt in Berlin seine diesjährige Hauptversammlung ab. Die Vorträge dieser Versamm lung standen unter dem Zeichen: Ausbau der Landschule. Über den äußeren Ausbau sprach Landtagsabgeordneter Kickhöffel, wobei er die Neuregelung der Schulunterhal- tung behandelte. Um die freie Liebestätigkeit der Land lehrerschaft in der ländlichen Jugendfürsorge warb Prof. Dr. E. Temming-Greifswald. Zu dem Thema „Der innere Ausbau der Landschule" gab Lehrer Eimbeck aus führliche Darlegungen, wobei er besonders darauf hin wies, daß die Landschule nach eigenen Wegen suchen müsse, und daß das Kernproblem der Landschule in der Ge winnung und Erhaltung eines seßhaften Landlehrer standes bestehe. China. Tschiangkaischck will zurücktreten. Der Präsident der nationalen Nankingregierung, Ge neral Tschiangkaischek, hat in Hankau eine Erklärung ver öffentlicht, die besagt, sobald er nach Nanking zurückge kehrt sei, werde er alle seine politischen und militärischen Ämter niederlegen. Es wird angenommen, daß Tschiang kaischek durch seine politischen Versprechungen, die er geben mußte, um die Oberhand zu behalten, ernstlich iu Verlegenheit gekommen sei. Wenn er jetzt auf der Höhe seiner Macht zurücktreteu wolle, so werde man ihn wahr scheinlich bitten, unter Befreiung von allen seinen Ver sprechungen seine Ämter wieder zu übernehmen. Der Plan würde also einen Versuch darstellen, sich völlig freie Hand zu sichern für die zentralistische Ausgestaltung des neuen China. Österreich. Politische Zusammenstöße in Wien. In dem zum großen Teil von Arbeitern bewohnten Wiener Vorart Liesina kam es zu Zusammenstöße» üsekslekenl!« firmen von M8äruN uml vmgogonä kLlten 8ick bei Leckart bssteo8 ernpkodlen: 8 sch »ke, Ott», Dresdner Str. 68, t14 Schiadler, Edvin, Hohestraß« 134 V, S^- 71. Uilck- katterknuZInng Barthel, Alfred, Braunsdorf. (Tagt. Lieferung ins Haris.) ktalkerei-LrreuKuisse jezlicker ^rt (täxiicke TiokocanF krsi Harrs) Dampfmolkerei Blankenstein (Inh. Hans Bräuer) ölasiic Philipp, Ewald, Stadtmusikdirettor, Orchssterschul«, Hohe Straße 134 U, k-s- 76 r RsZio-LpexiuIZesokükt 8 (^ppnrste nnck Zu!,«kör, kepurutnr» ersc^tutt) R 8 Fehrmann, H., Meißner Str. 260, 119. kecdtsunzvLIie * auch Notar Bäßler, Hermann, Meißner Straß« 266, 598. * Hofmann, Alfred, Markt IL1, 1. Etage, 3. " Kronfeld, Dr. jur., Freiberger Straß« 103. kolrprorsulclenkanäler Mickan, Edwin, AedÜerstraße 183. Lekrleikanstslt, Oreckslerei ua6 Lcliiriurepktna- l Aberle, Kurt, Meißner Straß« 266. Lljilossermeislvr Linnert, Paul, TSpfevgasse 246. N Nickel, Arthur (W. Trepte Nachfolger), Nofenstraße 7d. I FteiirselL-, und s Fendler. Otto, Zellaer Straße 32, 24 81uIrIkabri1ceL Schreiber, Arthur, Löbtauer Str. 298 8, s»s- 51. * auch echte Möbel, f nur echte Möbel * Geißler, Robert, Feldweg 113. f Heeger, Georg, Fedtlerstraße 180, «ss- S1. Po»v«ren-8pe2lülxe8cliökt Hänig, Tlemenr, Bahnhofstraße 142 VielrkrrrnriiuuZ un6 8<^Ia^rtviek) Ferch, Gedr., Kefselsborf, r«r> Wilsdruff 471. VieI»lL«8ckrieror Holfert, Paul, Frellal-P., Toschützer Straße 4S. Wall-, 8krur»pk^arsn- 6nri> Ircurcilun^ Nehm«, Max, Bahnhofstraße 121 Wilsdruffer Tageblatt, Feklaer Straße 28, o^. 6. Zevirs! sieixunAen Schwepcke, Franz, Ingenieur, Meißner Str. 266, »-» 511 I zwischen Nationalsozialisten und Arbeitern anläßlich'einer Versammlung der Nationalsozialistischen Partei, deren Mitglieder größtenteils der Heimwehr angehören. Zu der Versammlung waren auch nationalistische Gruppen aus Wien und anderen Orten gekommen. Die Nationalsozia listen wurden im Versammlungslokal von Arbeitern be lagert. Polizeiliche Verstärkungen wurden aus Wien herbeigerufen. Inzwischen war es zu einem erbitterten Handgemenge gekommen, in dem 14 Personen verletzt wurden. Mehrfach wurde scharf geschossen. Ein Teil der Verletzten wurde ins Liesinger Krankenhaus gebracht. Aus In- und Ausland Berlin. Wegen Beleidigung des preußischen Wohlfahrlsministers Hirtsiefer wurde Ende vorigen Jahres der verantwortliche Redakteur der Roten Fahne, Rebe, zu 1000 Mark Geldstrafe verurteilt. In der jetzigen Revisionsverhandlung wurde das Urteil dahin ver kündet, daß der Angeklagte wegen Beleidigung des Ministers zu einem Monat Gefängnis verurteilt wird. Die Beleidigung Hirtsiefers war in einem Artikel über angebliche Vorgänge auf dem Essener Hauptbahnhof geschehen. Ludwigslust. Der Staatsanwaltschaft stellte sich frei willig der Verwaltungspraktikant Ahlgrimm von der Bezirksstaatskasse Ludwigslust unter der Angabe, amtliche Gelder unterschlagen zu haben Die Nachprüfung ergab, daß es sich um 35 000 bis 50 000 Mark handelt. Ahlgrimm soll als Führer der Nationalsozialisten die unterschlagenen Gelder zu -Parteizwecken verwandt haben. London. Das amerikanische Staatsdepartement gab amt lich die Ernennung General Dawes' zum amerikanischen Botschafter in London bekannt. General Dawes wird im Juli nach England abreisen. London. Der britische Botschafter in Washington hat im Staatsdepartement eine kurze Note zur Unterstützung der kanadischen Vorstellungen wegen der Versenkung des kana dischen Schoners „J'm alone" überreicht. Warschau. In unterrichteten Kreisen verlautet, daß der Unterrichtsminister Switalski der Mann der faschistischen „Oberstengruppe", den Auftrag zur Regierungsbil dung erhalten und angenommen hat. Newyorl. Expräsident Coolidge nahm den Posten des Direktors der New Port Life Insurance Co. (Lebens versicherung), der durch den Tod des Pariser Botschafters Herrick frei geworden war, an. Die offizielle Wahl wird erst iin Mai stattfinden. Buenos Aires. Wie die „Prensa" meldet, Hal General Heye am Mittwoch mit dem Dampfer „Lap Polonio" die Rückreise nach Deutschland angetreten. Er verabschiedete sich vorher vom Präsidenten Irigoyen und dem Kriegsminister. ( Neues aus aller wrll ) Lebhafte Nau-,rage naa- Zeppeuu-Fahrkarten. Nach ver zweiten Mittelmeerfahrt des „Graf Zeppelin", die am 15. April in Friedrichshafen beginnt, ist eine Fahrt nach Amerika in Aussicht genommen. Diese Reise wird etwa am 10. Mai in Friedrichshafen ihren Anfang nehmen. Der Fahrpreis beläuft sich auf etwa 2000 Dollar oder 8400 Mark. Bei der Hamburg-Amerika-Linie, der die alleinige Annahme von Passagieren für sämtliche Zeppelinfahrten übertragen ist, hat nach dem großen Erfolg der ersten Mittelmeerfahrt sofort eine lebhafte Nachfrage nach Plätzen für die Amerikareise des „Graf Zeppelin" ein gesetzt. Das Jagdgewehr im Damenschirm. Unter den zahl reichen Wilderern, die in den letzten Wochen in der Gegend Von Halle gefaßt werden konnten, wurde auch eure Frau verhaftet. Sie ist, wie sie selbst erklärte, ihrem Manne, einem alten Wilderer, iu der Schießkunst weit überlegen und führte ihr zerlegbares Jagdgewehr in einem alt modischen Regenschirm bei sich. 800 Arbcitcrkleidcr verbrannt. In der Badeanstalt der Grube Kohlwald bei Saarbrücken brach ein Feuer aus, das mit großer Schnelligkeit um sich griff. Die Flammen fanden an den 800 Arbeiterkleidern der Belegschaft, die in der Badeanstalt aufbewahrt wurden, reichliche Nahrung. Die Freiwillige Feuerwehr von Jebelskirchen war die ganze Nacht hindurch mit der Bekämpfung des Feuers beschäftigt. Der Schaden ist sehr groß und noch nicht zu übersehen. Deutsche Musik in Nordschleswig. In der Apenrader Kirche führten die deutschen Chorvereinigungen der vier großen nordschleswigschen Städte und das 40 Mann starke Flensburger Orchester unter starker Anteilnahme der Be völkerung, auch von dänischer Seite, Haydns „Schöpfung" auf. Diese Aufführung, die bei der Zuhörerschaft einen gewaltigen Eindruck hinterließ, wird in Hadersleben, Tondern und Sonderbnra wiederholt werden. 76. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Daß es Senta wie jeder Bühnenkünstlerin, zumal wenn sie jung, unerfahren und schön ist, nicht an Versuchungen aller Art fehlte, war selbstverständlich Doch sie hatte orei mächtige Waffen, mit denen sie dawider kämpste. Die erste war ihre natürliche Zurückhaltung und stolze Unnahbarkeit, die sie zwar in den Rus des Hochmuts brach ten, aber an denen jeder Angrif? vollständig abprallte. Diese Unnahbarkeiat und Reinheit hielt Unwürdige zu rück und zwang denen, die es ernst meinten, Hochachtung ab. Dazu kam noch, daß sich ein besonderer Zauber um ihr schönes, glorreiches Haupt wob, als es bekannt wurde, daß sie eine Gräfin Wolfsburg, die sich um ihrer Kunst willen von ihren Verwandten losgesagt hatte, sei Der Schutz, den ihre Freunde ihr in ihrem Hause gewährten, sicherte sie vor jederlei Annäherungen. Und das war ihre zweite Waffe, die sie zu Felde führen konnte Zwar konnte sie sich nicht ganz jeder Geselligkeit entziehen, doch war der Ton, der bei Rodenbachs herrschte, in jeder Beziehung unan tastbar. Hätte sie auch dieser beiden Waffen entbehren müßen, so wäre die dritte und letzte allein imstande gewesen, sie zu schützen Das waren ihres Onkels Abschiedsworte: „Bleibe rein und gut" Sie klangen ihr im Ohre und im Herzen und machten sie erhaben über jegliche Anfechtung Stolz und strahlend wie eine Königin umschiffte sie die Klippen, ohne sich den Fuß daran zu verletzen Freilich, auch der Nachsatz: „Kehre glücklich wieder" klang ihr im Ohre, aber das war eine traurige Melodie, denn damit war es für immer vorbei Sie hatte an ihren Onkel geschrieben und ihm offen und ehrlich die näheren Umstände, die sie gewisfermaßen 'ast wider ihren Willen zum öffentlichen Auftreten gezwungen hatten, auseinandergelegt. Darauf hatte sie niemals eine Antwort bekommen, und ein volles Jahr war nun schon darüber hingegangen. Senta sprach sich zu ihren Freunden nie darüber aus, und diese wagten nicht daran zu rühren. Ihnen war es aufgefallen, daß ihr Schützling nie mehr einen Brief von ihrem Oheim bekam, und sie machten sich ihre Gedanken darüber Nach wie vor empfingen sie von einem Berliner Ban kier, den Gras Wolfsburg angewiejen hatte, den hohen Pensionspreis für Senta. Geschrieben hatte er seit dem ersten Briefe von der Wolfsburg, der Senta anmeldete, niemals. Senta war eine verschlossene Natur, und darum konn ten sie nicht ergründen, ob der Bruch mit ihrem Oheim ihr Kummer bereitete, oder ob sie gleichgültig darüber hin wegsähe Sie ging ja völlig auf in ihrer Kunst und schien sich befriedigt zu fühlen. Nur das Publikum wunderte sich zuweilen woher die noch so junge Künstlerin die Töne für den tiefsten Seelen- jchmerz nahm, niemand hätte hinter der klaren Stirn Kämpfe und Qualen vermutet. In einsamen Stunden, wenn niemand sie beobachtete — selbst die alte Brigitte, ihre Vertraute, hatte keinen Teil daran — preßte sie wohl manchmal die Hände aus das brennende Herz, und schmerzliche Laute drängten sich über ihre Lippen „Keine Heimat mehr." Wenn nun auch jedes Band, das sie mit der Wolfsburg verband, zerschnitten schien, so hielt eins doch fest: das Freundfchastsband mit Ruth Degenhardt Die treue Freun din Hatto sich vurch nichts wankend machen lassen, und -hre Briese waren ein Labsal für Senta Sie erfuhr dadurch auch eintges von der Wolfsburg Die alte Wolfsburgerin lebte noch immer in dem jetzt völlig einjamen Schlosse, ne ließ Senta, deren Briefe zu beantworten sie zu jchwach war. durch Ruth grüßen und nahm noch regen Anteil an ihrem Geschick. Einmal erwähnte Ruth auch beiläufig, daß Graf Wolfs burg noch immer auf Reisen sei und das Majorat von dem Administrator verwaltet werde. Sie wußte ja nichts von dem Bruch zwischen Onkel und Nichte. — Nur von Hans Joachim schrieb sie nie; er mutzte wohl nicht wieder auf der Wolfsburg gewesen sein. Daß Hans Joachim in der ganzen Zeit nichts von sich hatte hören lassen, war Senta um so schmerzlicher, als sie die Ursache mit jenem Erlebnis aus der Partie nach Mor stein zujammenbringen mutzte. Woher er erfahren, was Tante Karla ihr in so boshafter Weise ins Gesicht ge schleudert hatte, wutzte sie nicht, aber erfahren mutzte er es haben. Er dachte wohl, daß sie es in der Tat darauf abgesehen hatte, ihn zu „kapern", und war deshalb mit polnischem Abschied von der Wolfsburg gegangen. Dieser Gedanke trieb ihr oft die Röte der Scham ins Gesicht; zugleich zürnte sie ihm, daß er dergleichen von ihr denken konnte. Sein ganzes Wesen hatte vorher Hochachtung und Ver ehrung für sie geatmet, jein Zurückziehen und tiefes Schweigen jetzt kündete das Gegenteil. So hatten sich alle Verwandten von ihr losgesagt, und es blieb ihr nur noch der einzige, dessen Treue und Freund schaft sie deshalb um so höher anfchlug: Robert Kenzinger. Aus dem Gefühl des Verlasfenseins heraus schloß sie sich enger an ihn an, als es sonst wohl der Fall gewesen wäre. Der Jugendgespiele wurde ihr Bruder, Freund, Führer, Schützer in einer Person Das Zusammenspiel mit ihm war ihr ein hoher Genuß und ein mächtiger Ansporn. Sie ließ sich von ihm mit fortreißen und ahnte nicht, daß jein glut- und leidenschastsvolles Spiel Wahrheit war, datz er darin nur das zum Ausdruck brachte, was er für seine schöne Partnerin im Herzen trug Der junge, feurige Mann war al-er nicht dazu angetan, nur durch sein Spiel zu spre chen: es drängte ihn, das Spiel in die Wirklichkeit zu über tragen (Fortsetzung folgt.)