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Sei Nsrk Sei stark im Leiden! Wenn die Sturmflut kommt. Verzage nicht! Es geht im Erdenleben immer nur Durch Nacht zum Licht! Es geht durch Kamps zum Sieg durch tiefste Not, Da brauchst du Kraft! Da mußt du selber stählen deinen Mut, Sei heldenhaft! Vergiß niemals das Göttliche in dir, Dein Himmelsgut, Dann bleibt dein Auge klar, dann trifft dich nicht Die Trübsalsflut. Frei atmen muß die Brust, wenn auch das Herz Vor Oual fast springt, Die Welt bezwingen kann nur der allein , Der sich bezwingt. Frieda Nier. Gefärbt. 1. Tim. 1, 5: „ . . . von ungefärbtem Glauben." Wir stiegen auf einen Aussichtsturm. Da kam eine Galerie. Ihre Fenster waren von buntem Glas. Wir sahen durch sie hinaus. Die Welt draußen sah plötzlich ganz anders aus. Die Kinder jubelten, auch uns Alteren machte cs anfangs Spatz. Hier und da kam ein Ruf: „Komm hier her, von hier sieht's aber schön aus!" Aber bald war es allen autzer den Kindern über. Was erst für den Augen blick überraschend schöner erschienen war, wurde je länger, desto mehr unerfreulich, ja, es stieß ab. Es fehlte diesen ge färbten Landschaften, die man durch die bunten Scheiben sah, das wirkliche Leben, die Seele. Sie hatten auf die Dauer etwas Unwahres, Gespensterhaftes, Totes. Und als wir dann oben waren auf der Plattform und hin- ausblickten auf die Wälder und Seen unten rings um uns, beschienen vom reinen Sonnenlicht, da war es wie ein Bann von uns genommen, es ward uns Wohl: das war unsere Welt wirklich. Soll ich die Anwendung deut lich machen? Wir sehen auch im Alltag zu oft durch bunte Scheiben. Wir färben sie uns, bald lichter, bald dunkler, durch allerlei Erwartungen oder Befürchtungen, durch Vorlieben oder Abneigungen, durch Haß und Begierden und Leidenschaften, und machen sie uns damit unwahr, seelenlos, daß sie uns die Freude nimmt, uns abstötzt. Es bleibt schon dabei: Selig sind nur die, die rei nes Herzens sind, denn nur sie werden Gott schauen — auch in der Welt hier, auch im eigenen Leben. Gott schauen aber macht froh. k. H- P- Tschiangkaischeks Forderungen. Die politische Lage in China. Der Präsident der nationalen Nankingregierung, k Tschiangkaischek, der unzweifelhaft stärkste augenblickliche l Gewalthaber in China, hatte vor einigen Tagen erklärt, sein Amt niederregen zu wollen. Jetzt erläßt er einen j öffentlichen Aufruf, in dem er erklärt: Der Nankmgrcgierung drohe unmittelbare Gefahr von ' drei Seiten: von den Generalen Feng, Pei Tschung Hst und s Li Tihai Sum. Da die Nankingregierung ihm nicht die Voll,nachten zu geben imstande sei, diese militärischen Abenteurer zu beseitigen und unschädlich zu machen, könne er nicht im Amte bleiben. Er verlange für sein weiteres Verbleiben die völlige Entwaffnung aller chinesischen Truppen autzer denen der Nankingrcgierung, die Einfüh rung eines militärischen Direktoriums, dessen Vorsitz er übernimmt und das aus drei Personen zu bestehen habe, sowie die gerichtliche Bestrafung aller chinesischen Generale, die sich der Zentralgewalt nicht fügten. Die Nankingregierung hat General >>enstschan zum Oberbefehlshaber über die Truppenteile rn Nordchrna er nannt. Der General hat der Nankingregierung mrtgeteilt, daß er die Nankingregierung in ihrem Kampfe gegen Feng unterstützen und sich vollkommen den Befehlen des Mar schalls Tschiangkaischek unterwerfen werde. 77. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Eines Tages — Senta war mit ihrer alten Brigitte allein zu Haus — kam er und bat um Einlaß. Er war der einzige, den Senta empfing, und auch heute ließ sie ihn eintreten, da sie glaubte, daß er etwas für die Abendvor stellung mit ihr zu besprechen habe, was häufig geschah. Robert befand sich heute jedoch in nicht zu beschreibender Erregung, und ehe Senta noch nach der Ursache fragen konnte, vernahm sie jein Geständnis. Es erschreckte sie um so tiefer, als sie ganz unvorbereitet darauf war. „Robert, um Himmels willen," unterbrach sie seine leidenschaftlichen Worte, „was sprichst du da? Bist du es nicht, der mich der Kunst in die Arme gesührt hat, und nun willst du selbst mich ihr wieder abtrünnig machen?" „Abtrünnig?" fragte er bebend. „Können wir nicht zu sammen weiter der Kunst huldigen wie bisher, ja gibt es etwas Höheres als gemeinsames Wirken und Streben von Mann und Weib?" Sie rang nach Atem. „Gewiß, Robert, du hast recht, es ist etwas Ideales um wlch ein gemeinschaftliches , Wirken, aber — andererseits würden uns andere Interessen ablenken, wir würden der Kunst vielleicht nicht mehr in dem Maße huldigen wie heute. Und die Kunst ist eifersüchtig. Laß mich ihre keusche Priesterin bleiben." „Du trägst eine andere Liebe im Herzen!" fuhr er wild auf Sie zuckte zusammen und wurde blaß, aber ihre Stimme klang fest und ruhig. „Ich liebe einzig meine Kunst, gib dich zufrieden, Ro bert, vergiß die heutige Stunde, wie ich sie vergessen werde." König Boris über Deutschland NeuWandeindMe des bulgarischen Königs. König und Reichspräsident. Der diplomatische Mitarbeiter ;es Berliner Bureaus hatte Gelegenheit, sich mit'einem Mit- glced der engsten Umgebung des zur zeit in Berlin weilenden bulgarischen Königs Boris lll. über die Deutfchlandreise des Königs zu unterhalten. Wir geben im folgenden die Unterredung im wesentlichen wieder. "...x.König Boris, der unter dem Inkognito eines Grafen Nslskt seine Reise nach Deutschland angetreten hat, ist mit Rücksicht auf die gewählte Form seines Berliner Besuches zu lemem Bedauern nicht in der Lage, direkte Mitteilungen an die deutsche Presse zu geben. Diese Erklärung möchte ich j unserem Gespräch vorausschicken," sagt der bulgarische Staats- § beamte. „Aber jedenfalls wurde diese Reise des Königs z unternommen, um ein schon lange gewünschtes Sich- j kennen lernen zwischen dem König und anderen europäi- - schen Staatsoberhäuptern zu ermöglichen. Es ist Ihnen ja : bekannt, daß König Boris auf seiner Durchreise durch die j Tschechoslowakei die Gelegenheit wahrnahm, den Präsidenten ; Bttisaryt zu besuchen. In Deutschland galt sein Besuch natür- > ltch in erster Linie dem Herrn Reichspräsidenten." „Wie äußert sich der König über seinen Besuch beim Herrn Reichspräsidenten?" „Herr Reichspräsident von Hindenburg war leider immer noch etwas kränklich und ließ sich entschuldigen, daß er den König nicht auf der Freitreppe seines Palais begrüßen konnte, um ihn persönlich in seine Gemächer zu geleiten. Der König wurde von dem Gesandten, Herrn Minister Dr. Popoff, und seinem Flügeladjutanten, Oberst Braganoff, begleitet. Die Herren wurden im Salon vom Staatssekretär Dr. Meißner - und dem persönlichen Adjutanten des Reichspräsidenten, - Oberstleutnant Oskar von Hindenburg, empfangen. Oberst- - leutnant von Hindenburg meldete den König dem Reichspräst- i denten König Boris betrat das Arbeitszimmer Hindenburgs, ! hinter ihm schlossen sich die Türen, und Monarch und Präst- dem blieben fast Stunden in reger Unter- s Haltung ohne Zeugen unter sich. Der Gesandte, der Der bulgarische Gesandte in Berlin, Minister Dr. M. Popoff, gab zu Ehren des Königs Boris III. einen Abendempfang im Berliner Gesandtschaftshause. Staatssekretär, der Oberst und der Oberstleutnant erwartenn die Rückkehr des Königs im Salou. Der König ZeM/e sehr zufrieden und übertrug seine freudige Erregwe ' . greisen Reichspräsidenten und großen Feldherr» g zu haben, auf seine Umgebung. Se. Majcstatvc^ die höchste Verehrung für den Generalfew . . ReichsprMdenten von Hindenburg; d a s -Me ä Boris den mir ein Bedürfnis. Am Mittwoch besuchte KEI E.s^ven Reichsaußenminister Dr. Sl^scm^ Gesandten Ge halten er schon aus dem Abendempw ^tn Herrn Reichs- legenheu genommen hatte. Der Bef'm,^ sicher man in außenmimster wahrte nber eine unterhaltender Weife zu verfchtedenen Fragen der politischen Entwicklung Stellung nahm." „Welchen Eindruck hat König Boris von dem neuen Deutschland und Berlin?" „Der König ist sehr erfreut, nach Deutschland und der Reichshauptstadt gekommen zn sein. Er zeigt für die Entwick lung der Republik großes Interesse und hat mehrmals die Gelegenheit ergriffen, um sich über den Wiederausbau des Reiches und die einzelnen politischen Bewegungen innerhalb desselben unterrichten zu lassen. Mu größter Hochachtung spricht der König von der d e u t s ch e n A r b e i 1, die nach dem verlorenen Kriege Bewunderungswürdiges voll bracht habe. Ebenso bat die Entwicklung Berlins die größte Bewunderung des Königs gefunden. Se. Majestät weilte schon vor dem Kriege und während des Weltkrieges als Kron prinz in der Reichshauptstadl und kann darum ganz besonders die Entwicklung dieser Stadt beurteilen. War Berlin früher als Residenz- und Großstadt interessant, so ist es jetzt als Weltstadt sehenswert. Das rege Leben und der riesen hafte Verkehr Berlins geben nach Ansicht des Königs einen beredten Beweis für den Tatwillen und den Wieder- aufstiegdes deutschen Volkes." „Wohin wird sich der König von Berlin aus be geben?" „Sein Weg hätte den König wohl zweifellos nach Koburg gesührt, aber der König-Vater befindet sich ver- lautbarlich gerade auf einer Forschungsreise nach ZeMral- afrika, um die Tier- und Pflanzenwelt des belgischen Kongo gebietes zu studieren. — So wird der König von hier nach Karlsruhe iu Schlesien, wo seine Schwester, die Herzogin von Württemberg, lebt und wo er schon vor seiner Berliner Reise weilte, fahren. Von dort wird er sich nach kurzem Aufenthalt direkt nach Sofia begeben, denn die bevorstehenden Budget- Verhandlungen in der Sobranjc machen seine Anwesenheit in der Landeshauptstadt wünschenswert. Es ist der ausdrückliche Wunsch des Königs, daß sein Besuch in der deutschen Reichs- Hauptstadt, der ihn sehr besriedigt hat, dazu beitragen möge, die schon an und sür sich s e H r herzlichen Beziehun gen zwischen Deutschland nnd Bulgarien noch weiter zu ver bessern und noch herzlicher zu gestalten." Die Merhallung m l Stresemann. Förderung der deutsch-bulgarischen Beziehungen. Von gut informierter Seite hören wir, daß sich die Be sprechungen des Königs von Bulgarien mit Retchsaußen- minister Stresemann im Rahmen nachfolgender kurzer Be trachtung gehalten haben sollen. Die Deutschlandreise des Königs wird in politischen Kreisen vielfach als der Auftakt zu einer Aktivierung der bulgarischen Außen politik in bezug auf Deutschland angesehen. Im Interesse der Konsolidierung des Nachkriegseuropas würde das durch aus zu begrüßen sein. Desgleichen wäre es wünschenswert, Wenn Deutschland und Bulgarien recht bald einen gemein samen Handelsvertrag abschließen würden. Die wirt schaftlichen Beziehungen zwischen beiden Völkern haben sich ja dank der beiderseits vorhandenen großen Sympathie auch ohne ein solches Abkommen schon wieder außerordentlich er freulich entwickelt; aber es darf nichi unterschätzt werden, daß ein Handelsvertrag eine gewisse Sicherheit in alle auch noch so freundschaftlichen Wirtschaftsbeziehungen hineinträgt. Dar über hinaus sollten aber die Beziehungen zwischen Deutsch land und Bulgarien «ich! nur vom Gesichispunki des reinen Warenaustausches aus angesehen werden. Bedenken wir ein mal, was die Befruchtung eines solchen Landes wie Bul garien Mil dem Wlsien und Können der deutschen Landwirtschaft lind besonders der deutschen land- W i r l scha " M a s ch i n e n i n d u st r i e für ein ÄbsaVgebiel erschließen könnte. Soll oder eine deutsche Hilfe, insbesondere eine solche über die Großbanken, wirk sam organisier« werden, so wird wiederum das Vorhauden- ein eines Handeisvertraaes eine notwendige Voraussetzung sein. Hier jcheini uns also der erste und wichtigste Schritt zu einer weilcren Förderung der deutsch-bulgartschen Be- nehunaen jeder Ar« zu sei», der noi im. Dr« Ä kllr- «U« A stkncks 6er Esu-llslt« «reitst Vilsäruff, 0fs«änvkZttaKs, klar! Lorn federt Kenz^ vergessen könnte, „Vergeßen, sagst sieht!" ^S°"Ede^ meinen Anblick entziehen," erwi- Mil bp» Wie? Du konutest deiner glänzenden Slellung hier entsagen pm MGnetwillen. Senta" — er streckte ihr flehend beide Hande entgegen — „nur das nicht, nur das tu mir nicht an. Entziehe dich meinem Anblick nicht, gönne mir das wenigstens, ^ch verspreche dir hoch und heilig, meine Gefühle vor dir zu verbergen, so lange, bis du selbst sie ans L.ageslicht ziehst, und daß es einmal geschieht, daraus laß mich hoffen " Senta seufzte tief aus. „Glaubst du so stark zu sein, daß auch in deinem Spiel keine Veränderung bemerkbar sein wird?" „Dann müßte ich nicht in deiner Schule gewesen sein, wenn es anders wäre Fürchte nichts" Damit war er gegangen Als der Abend kam, wo Senta die Isolde zu singen hatte, besiel sie zum erstenmal Furcht und Zweifel an dem Gelingen der schweren Aufgabe Wenn Robert sich nicht wie sonst gab, nichi wie sonst sang und spielte? Das würde auch ihre Begeisterung lähmen, ihr die Rolle erschweren. Aber sie hatte seine Kraft diesmal unterschätzt Er spielte groß wie immer, und nichts verriet die Enttäuschung, die er am Morgen hatte durchkosten müssen. Auch ihr fernerer Verkehr schien wieder in die alten, geschwisterlich vertrauten Bahnen gelenkt zu sein. Senta glaubte, baß er sich darin gefunden, zum mindesten über wunden habe, und dachte nicht daran, daß unter der ruhi gen, kalten Oberfläche ein Vulkan schlief, der, bei geeigneter Gelegenheit geweckt, zum Ausbruch kommen könnte. Aus dem Spielplan war für heute „Lohengrin" an gesetzt. Der Zuschauerraum war bis auf den letzten Platz ge füllt: sangen doch die beiden Lieblinge Senta Wolfsburg und Robert Kenzinger. In einer Loge im ersten Rang, ziemlich dicht an der Bühne, laß ein junger Offizier Er wandte den Blick nicht von dem Vorhang — eine kaum zu bemeisternde Ungeduld und Aufregung lag in seinen Zügen, seinem Wesen und seiner Haltung. Das Vorspiel, von dem er wohl kaum etwas gehört hatte, war beendet, der Vorhang rauschte in die Höhe, und das Spiel begann. Mit einem Male stieß der junge Offizier einen mi Mühe gedämpften Ueberraschungslaut aus: „Sie ist es, bei Gott, sie ist es! Wie kommt sie hierher, was ist aus der Wolssburg geschehen in der Zeit, da ich fern war?" Solche Fragen bestürmten ihn, während er mit hoch klopfendem Herzen die Vorgänge auf der Bühne beobach tete Seine Augen sahen nur Elsa, die blühende Gestalt, das süße, bezaubernde Gesicht: seine Ohren hörten nur die berauschenden Töne, die ihrem Munde entquollen. Und dieser Offizier war Hans Joachim von Wolfsburg. Er war der Einladung eines Kameraden und Freundes nach Berlin gefolgt, und das nm so lieber, als er sich in den letzten Wochen in einer steten Unruhe und aufregenden Erwartung befand und hoffte, sich hier etwas zu zerstreuen und die qualvolle Unruhe zu übertäuben Seit jeuem Tage, da er aus jo seltsame Weise die Wolfsburg verlassen mußte, war er nicht mehr dort ge wesen. Er hatte ja sein Ehrenwort gegeben, sie während zweier Jahre nicht zu betreten. Nun hatte ihm Onkel Ma ximilian zwar geschrieben, daß er Senta in Pension ge geben habe, sie also nicht mehr aus der Wolssburg weilte, aber er selbst, der Onkel, war auch auf Reisen gegangen Was wollte er also auf der Wolfsburg, wo alle Bögel aus geflogen waren? iFvMeltuna Iota!.!