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Wilsdruffer Tageblatt : 16.04.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-04-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192904167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19290416
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19290416
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-04
- Tag 1929-04-16
-
Monat
1929-04
-
Jahr
1929
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 16.04.1929
- Autor
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Reichsfinanzminister Dr. Hilferding erklärte u. a.: Ich habe den Etat aufgestellt, ohne ein Ergebnis der Pariser Verhandlungen in Rechnung zu stellen, mit dem festen Ent schluß, bei einer Erleichterung unserer Reparationszahlungen zu einer systematischen Senkung der Gesamtsteuerlasten zu gelangen. Denn ich sehe nach wie vor zwei Haupt- Probleme unserer Finanzpolitik: einmal zu einer Er leichterung unserer Kassenlage zu kommen, dann aber ins besondere durch Senkung der Einkommensteuer und der Zuckersteuer eine Minderung des Steuerdrucks herbeizuführen. Meine Vorlage stand unter dem oberster Leitgedanken, daß der Etat balancieren muß und kein Desizb aufweisen darf. Dieser oberste Gesichtspunkt bleibt aber aucs bei Durchführung der neuen Anträge gewahri, deren Weser ja in dem Ersatz von Steuererhöhungen durch Drosselung aller nicht lebenswichtigen Ausgaben besteht. Ich habe dai insbesondere deshalb getan, weil mir neben der Notwendig- seit der beschleunigten Verabschiedung des Etats angesichts der Möglichkeit, daß wir in naher Zukunft vor außenpolitischen Entscheidungen von allergrößter Tragweite stehen können, die Bildung einer festen Regierungsmehrheit über alle Meinungsverschiedenheiten hinweg von überragender Bedeutung zu sein schien. Das Kabinett ist mir im Hinblick aus die gesamtpolitische Lage einstimmig beigetrcten Die Reichsregierung wird mit allen Mitteln, die ihr zur Ver fügung stehen, bestrebt sein, auf die Durchführung des Etats in seiner jetzigen Gestaltung hinzuwirken. Aeue Warnkreuze an SaWdergSngen werden die bisherigen Warn tafeln nach und nach ersetzen. Sie sind rot (im Bilde senkrecht schraffiert) und weiß ge strichen und tragen im Gegen satz zu den früheren Tafeln keine Aufschrift. Sie bezeichnen die Stelle, an der Fahrzeuge und Tiere angehalten werden müssen, wenn die Schranken geschlossen sind oder die Läute- vorrichiung der Schranken er tönt oder ein Zug sich nähert mit Zcknonleen kmgls!LigentzVeguj-segcmg obns 8cknanl<en odns öckranicsn Severing über Staat und Wirtschaft. Besuch i« Schleswig-Holstein. Der Reichsminister des Innern traf am Sonntag in Kiel ein. Im Gewerkschaftshause hielt er einen längeren Vortrag über das Thema „Staat und Wirtschaft". Er kam dabei auf die Unruh en zurück, die sich in der letzten Zeit in der Pro vinz Schleswig-Holstein abgespielt haben. Irgendwelche politischen Gruppen hätten sich eingebildet, so etwas wie eine Art Nebenregierung aufrichten zu können. Er, der Minister, sei nach Schleswig-Holstein gekommen, um sich an Ort und Stelle darüber zu unterrichten, ob besondere gesetzgeberische Maßnahmen gegen ein solches Verfahren notwendig seien. Gegen jeden Mißbrauch der durch die Verfassung gewähr leisteten Freiheit würde die Regierung die geeigneten Maß nahmen zu finden wissen. Die umgebildete Reichsregierung set inzwischen in Berlin konstituiert worden. Mancherlei Irrungen und Wirrungen hätten dabei eine Rolle gespielt. Besonders die Frage des Panzerkreuzers Er selbst, der Minister, halte den Bau dieses Kreuzers nach wie vor für un zweckmäßig und im Hinblick auf die finanzielle Lage für über flüssig, ja selbst für schädlich. Aber richtiger sei vielleicht in diesem Augenblick die Errichtung einer tragfähigen Regierung gewesen. Kritische Tatze ständen noch bevor, besonders im Hinblick auf die Pariser Reparationsverhandlungen. Der Minister kam dann auf den Konflikt in der Ruhrindustrie und sagte, die Befürchtungen, daß die Arbeitslosigkeit in Deutsch land eine Dauererscheinung bleiben würde, erwiesen sich zum Glück heute schon als grundlos. Aber rosig sei die Lage nicht. Wenn die Pariser Verhandlungen auch nur eine Erleichterung um 50V Millionen jährlich für uns bringen würden, so könne man sie begrüßen. Der Minister trat alsbald seine Rückreise nach Berlin an. Rus unlerer keimst - Wilsdruff, am 16. April 1929. Merkblatt für den 17. April. Sonnenaufgang 5°' l! Mondaufgang 10^ Sonnenuntergang 18°° Monduntergang 3« 1774: Der Erfinder der Buchdruckschnellpresse Friedrich König geboren. q- Notjahre. Große Zahlen schwirren durch die Luft; per Draht und drahtlos werden sie hinausgetragen in alle Welt und einen Augenblick lang horcht selbst der „unpolitischste" Bürger, der sich innerhalb seiner vier Pfähle sicheren Besitzes erfreut, er staunt auf und schüttelt mißbilligend das Haupt: „38 Mil liarden oder so wollen sie von uns haben, die Ententebrüder! Da hört doch verschiedenes auf!" Aber bald beruhigt sich mancher Bürger, denn schließlich: was geht es ihn an, wenn „sein" Staat ein paar Dutzend Milliarden Schulden zahlen muß? Mit Verlaub: es geht ihn sehr stark an, sollte ihn wenigstens angehen, denn um seine eigene Sache handelt es sich, seine eigene Existenz könnte ein klein wenig mit auf dem Spiele stehen, wenn „sein" Staat in Schwulitäten gerät. Wie aus Kleinstem Großes sich entwickeln kann, so wirkt nicht selten Großes rückläufig auf Kleines, und wenn ein Staat in Not oder in einen Wirrwarr gerät, werden alle seine Bürger mit hineingerissen und mit verstrickt. Wenn auch kein einziger von uns „privatim" zur Zahlung der 38 Mil liarden oder so herangezogen werden dürfte, so würde doch am Fälligkeitstage jeder von uns merken, daß und was zu zahlen ist. Wir haben seit den Tagen des großen Krieges viele Notjahre durchgemacht, so daß wir genau wissen, was das bedeutet. Eine Zeitlang schien es, als ob es besser werden sollte, aber wir haben gerade in der letzten Zeit von zuständigen Stellen mehr als einmal gehört, daß uns noch harte Tage bevorstehen könnten. Darauf sollten wir immer gefaßt hleiben, darauf unser Leben einstellen: nicht verzweifeln, aber auch nicht übermütig werden. Wenn dann wirklich die in Aussicht gestellten Notjahre kommen sollten, müssen sie uns gewappnet finden, sie durch eisernen Fleiß und durch zähe Arbeit zu überwinden. Unsere Devise muß heute und allezeit lauten: Durch! Längere Tage. Sehr fühlbar hat bereits die Tageslänge zu genommen, und noch geht es immer weiter unaufhaltsam auf wärts. Bis in die späten Abendstunden hinein herrscht schon'jetzt wenn auch nicht völlige Helle, so doch eine klare, durchsichtige Dämmerung. Da sich auch die Witterung mehr und mehr zu früh jahrsmäßigen Temperaturen entwickelt, geben die Abendstunden schon jetzt Gelegenheit zu einem bißchen Erholung draußen im Freien. Ist auch in den Gärten und auf den Fluren noch nicht all zuviel zu entdecken, so bringt doch auch schon das wenige, was der Lenz bietet, eine frohere, zuversichtlichere Stimmung. Im Silberkranze. Morgen Mittwoch begeht Tischler Theodor Kropfmit seiner Gattin die silberne Hochzeit. Wir gratulieren! Das Kirchenkonzert beginnt um 7 Uhr. Es sei auch an dieser Stelle nochmals besonders darauf aufmerksam gemacht, daß das morgen Mittwoch den 17. April stattfindende Kirchenkonzert schon um 7 Uhr seinen Anfang nimmt. Der Verkauf der Vortrags folgen hat recht lebhaft eingesetzt, und es ist zu raten, sich einen Platz durch Lösung eines Programms zu sichern. Muttertag am 12. Mai. Seit dem Jahre 1922 ist unter der Bezeichnung ,Aer Deutsche Muttertag" in Deutschland eine 'Be wegung im Wachsen, die bestrebt ist, am zweiten Sonntag im Mai alle Glieder des Volkes ohne Rücksicht auf Partei und Konfession in dem Gedanken ihrer Liebe, Dankbarkeit und Verehrung für die Mutter zu vereinen. Im Jahre 1923 wurde zum ersten Male in Deutschland der zweite Sonntag im Mai als Muttertag gefeiert. Im vorigen Jahre ist in allen Teilen Deutschlands der Muttertag als Familienfest und in der Oeffentlichkeit in vielfältigster Form begangen worden. Er wird auch in diesem Jahre wieder am 2. Sonntag im Mai — 12. Mai — gefeiert. Tagung des Sächsischen Sängerbundes. 1931 kein sächsisches Sängersest. Am Sonntag hielt der Sächsische Sängerbund seinen 5. Sängertag in Leipzig ab. Aus dem Geschäftsberichte des Bun des ist interessant, daß der Sächsische Sängerbund jetzt über 56 990 aktive und 24 000 unterstützende Mitglieder verfügt. Man hat beschlossen, daß das nächste Sängerbundesfest, das 1931 in Leipzig abgehalten werden sollte, mit Rücksicht auf die schlechte Wirtschaftslage, bis auf weiteres zu verschieben, sinter starken Einfluß des Dundesliedermeisters Wohlgemuth-Leipzig wurde ge gen die Meinungen der Vertreter des Elbgausängerbundes, des Oberlausitzer Sängerbundes, des Dresdner Sängerbundes u. des Obererzgebirgischen Sängerbundes die Frage der Aufnahme der Gemischten Chöre in den Deutschen Sängerbund mit 80 gegen 37 Stimmen abgelehnt, so daß der Vertreter des Sächsischen Sän gerbundes auf dem Bundestage des Deutschen Sängerbundes in Nürnberg gegen die Aufnahme zu stimmen verpflichtet ist.. Es steht zu erwarten, daß sich die übrigen Bünde des Deutschen Sängerbundes diesem von Wohlgemuth vertretenen Standpunkte nicht anschließen und die Gemischten Chöre doch noch die erbetene Aufnahme in den Deutschen Sängerbund finden werden. Fort schritte und Lebensnotwendikeiten sind auch dann nicht dauernd aufzuhalten, wenn Namen mit Klang sich dagegen auflehnen. Der Landeskirchenchorverband der Ev.-luth. Landeskirche Sachsens. Die Bestrebungen, die sich im Chorgesang überall als „neues Singen" fühlbar machen und mehr und mehr in den Ge meinden und Klrchenchvren Fuß fassen, lenken das Interesse auf den Ländeskirchenchorverb., der in stetigem Wachsen begriffen ist. Er umfaßt jetzt 1000 Kirchenchöre mit 50 000 Kirchenchorsängern und hat ein umfangreiches Arbeitsprogramm aufgestellt. In den Fortbildungslehrgängen für Geistliche, Kirchenmusiker und Chor sänger am kirchenmusikalischen Institut in Leipzig wird wertvolle wissenschaftliche und praktische Arbeit geleistet. Eine lebhafte No tenverbreitung findet durch Musikbeilagen, Choralhefte und Cho- ralbücher und die neuen Kirchenchorsängörblätter statt. Am 28. April, dem Kantatesonntag, wird gewöhnlich für die Bestrebungen dieses Verbandes eine Kollekte gesammelt, deren sinterstützung bei der Bedeutung, die der Kirchenchorgesang wieder gewinnt, nur warm empfohlen werden kann. Die Stahlhelmkundgebung erst am Dienstag den 23. April. Wie uns der Stahlhelm mitteilt, findet die Kundgebung mit den Kameraden Bundessührer Franz Seldte, Generalfeldmarfchäll v. Mackensen und Prinz August Wilhelm von Preußen als Ehren gästen erst am Dienstag den 23. April, 8 sihr, im Zirkus Sarra- sani statt. Schwere Wildschäden im sächsischen Gartenbau. Die Fach kammer für Gartenbau in Dresden schreibt: In den letzten Mo naten ist in der Tagespresse oft von der Not des Wildes infolge des strengen Winters die Rede gewesen. Man hat aber wenig ge hört von dem schweren Schaden, den das Wild den gärtnerischen Kulturen zugefügt hat. Nicht nur in Parks und umfriedigten Gär ten, sondern vor allem auch die Baumschulen, Gemüsegärtnereien und sonstigen Betrieben des Erwerbsgartenbaues sieht es vieler orts infolge Wildschaden trostlos aus. Die starke Schneedecke machte es dem Wild unmöglich, irgendwelche Nahrung auf dem Felde zu finden. Nicht alle Jäger sind sich ihrer Pflicht bewußt gewesen, das Wild in ihren Jagdbezirken zu füttern. Auch wo es geschehen ist, reichten die gegebenen 'Futtermengen nicht immer Jas Ende der eisernen Zeitalters. Von Professor vr. Julius Meyer, Vorsteher am Chemischen Institut der Universität Breslau. Der griechische Dichter Hesiod erzählt in sinniger Weise Von einem goldenen Zeitalter, in dem ein ewig junges Ge schlecht ohne Sünde und Kummer lebte und sich von der verschwenderischen Erde ohne Arbeit und Mühe nährte. An das goldene Zeitalter schloß sich dann das silberne an, in dem die Menschen die Erde zwar schon etwas bearbeiten mußten, aber noch immer ohne große Anstrengung froh und glücklich waren. Dann sei das eherne Zeitalter gekommen, in dem ein wildes, kriegerisches und sogar Fleisch essendes Geschlecht sich auf der kargen Erde tummelte. Nun aber herrsche das eiserne Zeitalter, in dem es bei Nacht und Tag nur Arbeit und Mühe und Kummer gebe; das Menschengeschlecht sei lasterhaft, betrügerisch, rauh, zücht- und schamlos geworden. Der Charakter der Menschen hat sich seit Hesiods Zeiten Wohl kaum geändert, aber über die Reihenfolge der Zeitalter besitzen wir heute andere und besser begründete Ansichten. Immerhin müssen wir das heutige Zeitalter tatsächlich als das eiserne bezeichnen, denn unser ganzes Leben, unsere Kul tur, unsere Technik sind ohne das Eisen undenkbar. Nun verwenden wir das Eisen bereits über drei Jahrtausende, und die heute erzeugten und verbrauchten Mengen dieses Metalles sind ganz ungeheuerlich, obwohl seine Eigenschaften durchaus nicht immer den Anforderungen der modernen Technik entsprechen. Eisen ist ein sehr vergänglicher Stofs dessen Lebensdauer durch Rosten, Korrosion, mechanische und chemische Abnutzung seyr verkürzt wird. Von den sechzig Millionen Tonnen Eisen, die jährlich auf der Erde erschmolzen werden, geht ungefähr ein Viertel in wenigen Jahren restlos verloren. Neben dieser Vergänglichkeit besitzt das Eisen selbst in seinen wertvollsten Formen als Stahl, Schmiedeeisen, Flußeisen, Flußstahl noch erhebliche Nachteile, wie z. B. sein hohes spezifisches Gewicht von 7,8, das nicht nur bei Haus schlüsseln und bei Küchengeschirren störend ist, sondern auch vor allem bei seiner Verwendung zu Maschinen und Brücken. Hier werden der Verwendung des Eisens durch sein hohes spezifisches Gewicht geradezu enge Grenzen gesteckt. Wenn sich der Techniker daher nach anderen, besser geeigneten Me tallen umsieht, so hat er dafür recht gewichtige Gründe. Aber noch eine andere bedenkliche Erscheinung zwingt die Mensch heit, sich vom Eisen allmählich unabhängig zu machen. Das ist das immer deutlicher erkennbare Knapper- und Seltener- werden der Eisenerze auf der Erde. So kann sich wohl die Frage erheben, ob dieses schon so lange währende eiserne Zeitalter nicht allmählich seinem Ende entgegen geht und von einer neuen Periode mit neuen Kulturgrundlagen abgelöst wird, ob das scheinbar unent behrliche Eisen nicht in aosehbarer Zeit durch andere, für die kommenden Formen der Technik und Kultur geeignetere Stoffe ersetzt werden kann. Tatsächlich sieht sich die Technik seit einigen Jahren schon ernsthaft nach neuen Naturstoffen um, die das Eisen ersetzen sollen. So müssen wir ein neues Zeitalter vorbereiten, und, den meisten unbewußt, sind wir schon seit einigen Jahren in den Anfängen einer derartigen Entwicklung begriffen. Aber nicht aus zufällige Funde wie bisher beschränken wir uns dabei, sondern wir untersuchen die Erde ganz systematisch nach Stoffen, die als Ersatz für Eisen dienen können. Nur wenige von den Bestandteilen der Erdkruste kommen in Frage, nur ganz wenige Metalle. Die Hälfte der Erdrinde bis zu einer Tiefe von 16 Kilometern besteht aus Sauerstoff in gebundener Form. Ein weiteres Viertel dieser Erdkruste wird vom Silizium gebildet. Aber die Verwendung des Nichtmetalls und seiner Verbindungen wie des Sandes, des Quarzes und der Kieselsäure ist zu eng begrenzt, als daß dieser Stoff die Grundlage einer neuen Kultur werden könnte. Im Gegenteil hat das Silizium seine Rolle wegen seiner unzureichenden technischen Eigen schaften bereits im Steinzeitalter ausgespielt, denn dieser Stoff bildet ja die Grundlage fast aller Gesteine. Der nächst häufige Bestandteil unserer Erdrinde ist dann das Aluminium, das darin zu 7,5 Prozent vorhanoen ist. Es folgen 5 Prozent Eisen, 3,5 Prozent Kalzium, 2,5 Prozent Magnesium und 2 Prozent Natrium und Kalium. Die übrigen technisch wertvollen Metalle, wie Nickel, Chrom, Wolfram, Vanadin, Blei, Zink, Silber, Kupfer, verschwin den gegenüber dem Aluminium, Eisen, Kalzium und Magnesium. Nur weil sie sich gelegentlich an einigen weni gen Orten angereichert haben, spielen sie eine wenn auch ge ringe und Wohl vorübergehende Rolle in der menschlichen Kultur. Das Verhältnis zwischen Aluminium und Eisen, das den Gewichtsmengen nach 7,5 zu 5 ist, verschiebt sich aber noch mehr zu Gunsten des leichten Aluminiums, wenn man ihre räumlichen Mengen in Betracht zieht. Dann ent hält die Erdrinde nämlich vier- bis fünfmal soviel Aluminium wie Eisen. Demnach ist Aluminium dasjenige Metall, das uns auf der Erde in reichlichster Menge zur Verfügung steht, and es bedeutet ein Gebot wirtschaftlicher Bernunft, dieses Metall an Stelle des Eisens zu setzen, wenn es seine techni schen Eigenschaften erlauben. Tatsächlich erwächst dem schein bar unentbehrlichen Eisen hier ein Konkurrent, der es in verschiedenen Punkten bereits aus dem Felde geschlagen hat. Und dabei ist das Aluminium erst vor hundert Jahren von Friedrich Wöhler entdeckt worden, während das Eisen auf eine drei- bis viertausendjährige Geschichte zurückblicken kann. Gegenüber dem Eisen zeichnet sich das Aluminium durch ein auffallend geringes Gewicht aus, da es nur ungefähr ein Drittel jenes Metalls wiegt. Es ist ein Leichtmetall, dessen silberähnlicher Glanz und dessen Beständigkeit gegen Lust und Feuchtigkeit im Gegensatz zum rostenden Eisen sehr be stechend sind. Allerdings ist das Aluminium nicht unemp findlich gegen Essig und andere Säuren, gegen Soda, Borax, Seife. Es läßt sich gut löten, aber noch nicht zusammen schweißen. Diese Nachteile sind jedoch gegenüber den sonstigen Vorteilen gering und konnten heute bereits größtenteils über wunden und beseitigt werden. So hat das Aluminium seit wenigen Jahren sich als typisches Leichtmetall in die Technik, in den Haushalt, in das Leben eingesührt und das Eisen an einzelnen Stellen zu verdrängen begonnen. Vorläufig be stehen beide Metalle noch ungestört neben einander; aber bald treten wir in das Zeitalter der Leichtmetalle ein. Die technischen Voraussetzungen dafür sind umsomehr gegeben, als die Eigenschaften des Aluminiums durch Zusatz anderer Leichtmetalle sehr verbessert werden können. Vor allem wirkt ein Zusatz von Magnesium günstig, und die technisch sehr wertvollen Leichtmetallegierungen Magnalium, Elektron, Duralumin, Lautal, Aeron, Skleron enthalten neben geringen Mengen anderer Metalle vor allem Aluminium und Magnesium. Sie sind durchweg durch sehr geringes spezi fisches Gewicht und große technische Widerstandsfähigkeit aus gezeichnet. Sie finden weitgehende Verwendung im Bau von Luftschiffen, Flugzeugen, Automobilen, Explosionsmotoren. Aber nicht nur die mechanischen sondern auch die chemischen Eigenschaften des Aluminiums lassen sich durch gewisse Zu sätze auffallend verbessern. Aus 90 Prozent Aluminium und 10 Prozent Silizium erhält man das Silumin. Neven dem Aluminium führen sich andere Leichtmetalle in die Technik ein, wie z. B. das Magnesium, das im reinen Zustande wenig erfreuliche Eigenschaften besitzt, durch Zusatz geringer Mengen Zink und anderer Metalle aber sehr wert volle Eigenschaften annimmt, die ihm eine gewisse Zukunft versprechen. Selbst Kalzium, das im gebundenen Zustand in dec Natur in unbegrenzten Mengen vorkommt, aber wegen seines unedlen Charakters wenig brauchbar zu sein schien, läßt sich in Form von Legierungen als Leichtmetall bereits verwenden. So greifen also die Leichtmetalle Aluminium, Magnesium, Kalzium nicht nur wegen ihres geringen spezifischen Ge wichtes, sondern vor allem wegen ihrer wertvollen technischen and chemischen Eigenschaften, wegen ihrer Wohlfeilheit und Degen ihres schier unerschöpflichen Vorkommens immer mehr in das Leben der Völker ein. Manche Entdeckung rüttelt schon rn den Grundlagen des eisernen Zeitalters, und vielleichr treten wir in absehbarer Zeit in das Zeitalter der Leicht- metalle ein.
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