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Vielleicht, weil sie der anderen ähnlich sah, zu der er jetzt fuhr, planlos, unvorbereitet nach Jahren der Trennung. So plötz lich ihn der Wunsch gepackt hatte, wieder einmal in die Stadt zurück zu fahren, so sehr füllte ihn auch jetzt der Gedanke aus, sie wiederzusehen, die er dort geliebt hatte, um derentwillen er > die Sterne hätte vom Himmel reißen mögen und doch ge gangen war ratlos, zerrissen, unfähig, wahres Wesen und äußere Art des Mädchens in Einklang zu bringen. Nun kam wieder mal der Frühling mit Erinnerung und Sehnsucht. War es ein Wunder, daß er auch der Fremden gegenüber von nichts anderem sprechen konnte? Aber das Mädchen hat Sie doch geliebt und wurde wiedergeliebt, das höre ich doch aus iedem Ihrer Worte", sagte die Helle Stimme ihm gegenüber. „Ja", sagte er langsam, wie von einer Erinnerung fest- gehalten, „ich habe noch den Ton im Ohr, wie sie an einem Abend mir sagte: ,Jch kann mir nicht denken, daß ich einmal ohne Deine Liebe bin.' — das war wie ein Ewigkeitsver sprechen. Und es war doch möglich, es gibt mehr Männer als mich auf der Welt — und einen hat sie geheiratet, wie ich gehört habe. Ich hätte in meinem Alter ja wissen müssen, Saß den Worten der Jugend nicht Ewigkeitswerte beizumessen sind. Aber es war doch schwer, sich damit abzufinden, daß jege Worte — nur Worte waren." Die Reisegefährtin sah ihn ernst an. „Wissen Sie das so genau? Sie haben nicht verstanden, was das Mädchen meinte. Es war jung, sah mit vielen Wünschen ins Leben. Es war fröhlich und brauchte immer Freude, um gedeihen zu können. Es war froh einen Führer zu haben, der mit Liebe führte. Ich denke es mir wunderschön, daß immer die Liebe eines Mannes um mich ist, nicht fordernd und hemmend, sondern um ein Stützpunkt sür das Leben zu sein. Aber dann gerade, wenn wir vielleicht vor Konflikten unseres Herzens stehen und die selbstlose Liebe eines Mannes, die wir vor handen glaubten, brauchen, laufen die Männer von uns fort." Der Morgen kam mit rötlichem Schimmer durch die Wagenfenster. „Auferstehungstag", sagte das Mädchen leise. „Denken Sie daran, so oder so, wie auch der Tag zu Ende geht . . ." Mit Mühe hatte Bert Steffen das Haus ermittelt, in dem Signe Dahl jetzt wohnte. Sein Schritt wurde immer un entschlossener, je naher,er der stillen Vorortstraße kam. Er yane viele Worce veoacyt, die er sagen wollte, aber er mutzte Wohl auch zufrieden sein, wenn er? Signe nur von weitem sah. Bittere Worte wollte er nicht und andere durfte er nicht sagen. Und nun war doch ein neuer Gedanke noch da, den die Fremde in der Bahn geweckt hatte: Signe sollte wissen, daß er da ist, daß er sie immer noch liebte. Und wenn er dann hörte, daß auch sie 'ihn nicht vergessen hatte, war das etwas ganz Großes, das des Ostertages würdig war. Denn es hieß, in dem Bewußtsein der Liebe weiter leben, getrennt, aber durch heimliche Fäden verbunden. Dann stand er vor dem Gitter des Gartens. Der Schein der Märzsonne lag darüber. Ratlos wie ein Verirrter' stand er da. Ein Helles Kleid schimmerte durch die Büsche, aber es war nicht Signe, sondern ein Kindermädchen, das behut sam einen Weißen Wagen mit blauen Schleifen vor sich her schob. Er war so überrascht, daß dem Mädchen Zeit blieb, näher zu kommen, und es schließlich fragte: „Suchen Sie jemand im Haus?" „Verzeihung, nein — das Haus — ich bin Architekt — das Haus — nur sehen . . ." Und er sah das Kind in dem Wagen, das Signes Augen hatte. Da ging er langsam weiter. Was war das für ein merk würdiges Brennen in den Augen? Glocken läuteten. Auf erstehungstag! Nein, sie sollte ihn nicht Wiedersehen. Was er nicht hatte festhalten können, durfte er für sich nicht auferstehen wünschen. Denn hinter einem Wiedersehen stand vielleicht neue Qual und Unruhe für die Frau, die allein im Leben weiter ge gangen war, um Ruhe zu finden, die vielleicht mühsam ver gessen gesucht und Auferstehung in einem neuen Leben ge funden hatte. Ohne ihn. Nun habe ich Dir doch eine Osterfreude machen können, sprach er leise vor sich hin. Ich habe die neue Sonne in Deinem Garten nicht getrübt. — Mit dem nächsten Zuge verließ er die Stadt. Ostereier. Von KarlHans Strobl. Zur österlichen Auferstehungsseligkeit im sonnigen Jugend land — meine Heimat ist die deutsche Stadt und Sprachinsel Jglau, an der böhmisch-mährischen Grenze, gutes deutsches Land, wie irgend eines im Herzen Deutschlands — gehört dü farbenfreudige Frühlingsbuntheit des Ostereies. Der Oster hase war uns ein unbekanntes Tier. Alter Brauch wollte es, daß am Ostermontag die jungen Burschen mit dem Frühesten auszogen, um ihre weiblichen Bekannten mit bunt geschmückten Weidenruten zu „schmeckostern". Einige Streiche (sie vielen draußen im Dorfe manchmal recht bäuerlich derb aus) mit dieser Rute bewirkten, daß man das Jahr über von Krankheit und allerlei sonstigem Ungemach des Lebens verschont blieb. Als Dank empfingen die Jungen bei diesem heiterschalkhaftem Liebesspiel Ostereier in allen Farben, und manchmal waren sogar „gemalte" darunter. Sie zeigten auf farbigem Grund bescheidene Verzierungen, Ranken, Herzen, Blumen und bis weilen auch sinnige Sprüchlein dazu, wie etwa: „Dein Herz und mein Herz sind ein Herz". Das Ostereiermalen war eine eigene Kunst, Farben, Wachs, eine gespaltene Kielfeder und Scheidewasser Werkzeug und Ingredienzien, und die Künstle rinnen, zumeist einfache Bauernweiber, suchten einander an Sauberkeit der Ausführung, Leuchtkraft der Farben, eigen artiger Umwandlung der alten Motive zu übertreffen. Heute übt daheim ein einziges altes Weiblein diese Kunst aus, mit geschwächten Augen, unzulänglichem Material, ohne rechte Freude an einer Arbeit, nach der niemand fragt und die niemand mehr Freude bereitet. Eine uralte Volkskunst ist im Verkommen und Erlöschen. Wenn man in Prag um die Osterzeit über den Graben geht, dann wird man kaum einen Laden übersehen können, der die köstlichsten und lustigsten Dinge tschechischer Volkskunst dem Beschauer entgegen hält: Holzschnitzereien, Stickereien, ursprüngliche Glasbläsereien und mitten darunter ganze Körbe voll „gemalter" Ostereier in der grellen und freudigen Bunt heit slawischen Geschmacks. Ueber die wehmütige Verklärtheit von Jugenderinnerun gen hinaus will diese scheinbar belanglose Betrachtung ins Sinnbildhafte. Sie deutet auf den Unterschied zweier Völker, von denen das eine, groß an Zahl, wichtig durch seinen Lebens raum, durch seinen Beitrag zur geistigen Gestaltung der Menschbeit, seine Stellung 'm Haushalt der Kultur, das Bild vollständiger Verwirrung und Zerfahrenheit bietet, während das andere, ein Zwergvolk neben seinem riesigen Nachbar, die Welt gezwungen bat, von seinem Dasein Kenntnis zu nehmen, seine Leistungen anzuerkennen, sich mit ihm zu beschäftigen und auf seine Stimme zu hören, die es mit Nachdruck abzu geben weiß. Es ist ein Volk, das sich trotz seines geringen Gewichtes groß weiß darin, ein Volk zu sein, mit eigenen Lebensformen, eigenem Brauchtum, einem festen politischen Willen, der seinen Weg und sein Ziel kennt. Es richtet seinen Blick nach Paris, es ist westlich orientiert, aber in entlegenen slawischen Dörfern üben unzählige Bauernweiber die lustige Kunst des Ostereier malens und in den Straßen seiner Hauptstädte werden die Er zeugnisse dieser unbekannten Künstlerinnen mit Stolz im prunkvollsten Laden zur Schau gestellt. Es ist der Stolz auf das Eigenwüchsige, das Erdver wachsene, das Volkstümliche, auf die eigene Geschichte und auf die werktätige Gemeinschaft eines Volkes, der daraus spricht. Wir aber lassen alles das, was unserer Heimatverbunden heit dient, was unsere Art von der anderer unterscheidet, was unsere Gemeinschaft betont und ausdrückt, verkommen und ver fallen, wir schämen uns unserer Wesenhaftigkeit und wollen den anderen darin voran gehen, uns ehestens zu entvolken und dem Götzen Masse alles aufzuopfern. Wir sind blind da für, daß der Erfolg, das große Ja der Geschichte jenen Nati- onen sich zuneigt, die nicht Masse sein wollen, sondern Volk. Volk ist durch Geist belebte, gegliederte uno durch Geist geführte Masse. Masse ist elementarisch stumpf, tierisch, dumpf, sie ist Chaos. Kosmos wird sie erst durch den Geist, der in sie eindringt und sie lehrt, was das ist: Gemeinschaft. Gemein schaft ist Zusammenwirken des Einzelnen mit dem Ganzen, Rücksicht des Ganzen auf das Wohl des Einzelnen. Die falsch verstandene Gemeinschaft von heute beginnt aber damit, daß der Einzelne sein Wohl der Gemeinschaft zur Pflicht macht, anstatt zuerst seine Opfer für sie zu bringen. Jede wahre Ge meinschaft muß mit solchem Opfer ihren Anfang nehmen: Opfer an Behagen, an Gut, an Freiheit, an persönlicher Geltung. Der deutsche Mensch von heute aber hat sich angewöhnt in die Gemeinschaft einzutreten, nicht mit der Frage: Welche Pflichten habe ich zu übernehmen?, sondern: Welcher Vorteil erwächst mir daraus? Es ist die Pest des Diesseitsglaubens, die unser ganzes Volk vergiftet. Keine wahre Gemeinschaft aber kann bestehen ohne Verankerung im metaphysischen Urgrund des Daseins, ohne den Glauben an einen letzten göttlichen Grund ihres Be stehens, an eine irrationale Quelle ihrer Berufung. Keine Ge meinschaft ohne Glauben an ihre Sendung. Wie besteht vor solchen Fragen nach den letzten metaphysischen Wurzeln des Seins die Gemeinschaft, die sich heute am meisten bläht und vordrängt: Die „Partei"? Der Parteiqeist wächst auf der geilen, verpesteten Dungstätte, auf dem Giftacker des Diesseits- glaubens. Volkheit aber wurzelt tief im dunkeln Schoß des Seins, sie gehört zu den Dingen, wo die Fragen ihren Sinn verlieren. Warum sind die Steine hart? Warum ist die Luft unsichtbar? Warum fließt das Wasser abwärts? Warum ist dieses Voll so und jenes anders? Hier gibt es keine andere Antwort, atz demütiges Hinnehmen des Gegebenen. Volkheit geht hervor aus dem Glauben, wird ausgebaut und geführt durch den Geist und legt Pflichten auf. Die Pflicht der Verantwortung vor allem. Heute drückt sich jeder vor jeder Art der Verantwortlichkeit. An solchem feigen Wegschleichen er kennst du den niederen Menschen. Frei und stolz trägt der Höhenmensch seine Verantwortung vor sich selbst und seinem Volk. Aber dieser Freiheit und diesem Stolz ist Demut gesellt vor dem Unerkennbaren und durch keine Weisheit zu Ergrün denden. Nur die berufsmäßigen „Freidenker" wissen alles, die Menschheit hat es „herrlich weit gebracht", und der liebe Gott ist abgeschafft — auf Parteibeschluß! — Wir aber wollen demütig sein am Werk und stark im Glauben und uns keines geringsten Tuns schämen, in dem sich der Geist der Volkheit frühlingshaft offenbart, und sei es auch das bescheidene Malen eines Ostereies. Als ich die alte Frau in meiner Heimat fragte, ob sie denn niemand habe, dem sie ihre Kunst (die ach so geringen Ueberreste alter Uebung) zu vererben gedenke, da antwortete sie mir, ihre Kinder und Enkel hätten nichts dafür übrig und gingen lieber ins Kino. Man kann nicht aufstehen und gegen das Kino predigen und das Radio und gegen die neue Formung der Welt. Aber könnte nicht in dieser neugeformten Welt auch ein Winkel übrig sein, wo — sinnbildlich gesprochen — Ostereier gemalt werden, nicht als Museumsbetätigung, sondern als ein Stück lebendi gen Lebens von heute. Und schon rührt sich eine neue Jugend, die altes Brauchtum wieder belebt, alte Volkstänze, alte Schau spiele, alte Volkslieder. Sie trägt den Osterglauben unserer Volkheit in die Zukunft. Aber, ich frage, muß sie dabei nach Parteien organisiert sein? Wann kommt die Erkenntnis der wahren Gemeinschaft, in der das Wort „Partei" zu einem Schimpfnamen geworden ist und in der jeder froh ist der Verantwortung, die er fürs Ganze tragen darf? Das wird dann die Zeit des großer leuticben Ostern sein. Umgestaltung des Geländes der Leipziger Technischen Messe. Das Preisgericht für den Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für die Bebauung des Ausstellungs geländes und für die architektonische Gestaltung der Hallenbauten der Technischen Messe in Leipzig hat getagt. Von den eingegangenen Entwürfen entfällt der 1. Preis im Betrage von 7000 Mark aus den Entwurf des Archi tekten Kurt Schiemichen (B. D. A.), Leipzig. Je einen Preis von 4500 Mark erhielten der Entwurf des Archi tekten Georg Wünschmann-Leipzig und der Entwurf des Architekten Kurt Schwarze (D. W. B.), Leipzig. Ferner hat das Preisgericht beschlossen, den Entwurf der Archi tekten Bornmüller und Arzt-Leipzig an erster Stelle und den Entwurf der Architekten Albert und Fritz Schwarz burger-Leipzig an zweiter Stelle zum Ankauf vorzu schlagen. 32. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Sie sind also ein verstockter Sünder," lachte Senta, jetzt wieder besänftigt. „Gewissermaßen ja — der Sünder möchte sogar noch eine Belohnung für seine Sünde haben!" erwiderte Hans Jo achim frisch und keck. „Eine Belohnung? Das fehlte gerade noch „Ja — er bittet herzlich: singen Sie ihm noch einmal die Arie " „Ah^" machte sie erstaunt. „Nein, nein, für heute ist es genug, Graf " „Zwei Kränkungen in einem Satz." „Wie meinen Sie?" „Erstens die Ablehnung und dann Ihr „Graf". Ist solche steife Anrede bei so nahen Verwandten nicht eigent lich lächerlich?" „Nahen Verwandten?" fragte Senta zurück. „Nun freilich, ich werde Ihnen die Verwandtschaft so gleich näher definieren Wir sind doch Cousine und Cousin. Sagen Sie — haben Sie sonst noch einen Cousin in Ihrer Vemvandtschaft?" „Nennen Sie diesen auch steif „Herr"?" „Aber nein!" - Sie lachte hell aus, denn sie dachte dar an, wie drollig es wäre, wenn sie Robert Kenzinger mit „Herr" anreden würde. „Wir nennen uns „du" " „Nun, sehen Sie, das ist auch das allein richtige und natürliche." „Wir kennen uns aber seil frühester Kindheit; mein Vetter, der eine Waise war, wurde bei meinen Eltern er zogen." „So wäre der einzige Unterschied, daß wir uns erst seit gestern kennen — doch — Vetter bleibt Vetter. — Sa gen Sie wenigstens Hans Joachim zu mir und lassen Sie mich — Senta sagen." Er hielt ihr noch einmal die Hand hin, und Senta schlug nach einigem Zögern ein. „Nun also — Hans Joachim von jetzt an." „Senta." Er wollte ihre Hand an die Lippen pressen, aber sie ent zog sie ihm mit rascher Bewegung und setzte sich an den Flügel. „Wie nahte mir der Schlummer" — Hans Joachim zog sich still in eine Ecke zurück, von wo aus er in der Sängerin schöne Züge sehen konnte, und lauschte mit angehaltenem Atem. Die Töne redeten eine berauschende Sprache zu ihm, sie versetzten ihn in ein Zau berland der Zukunft. Als Senta geendet hatte .reichte er ihr nur die Hand und sagte einfach: „Ich danke Ihnen, Senta." Senta war froh, daß er sich nicht in Lobeserhebungen erging, sie haßte das, wie alle edlen Künstlernaturen. Doch sah sie ihm an, daß er ergriffen und ernst war, ein seltenes Zeichen bei dem stets munteren, zu allerhand tollen Späßen aufgelegten Vetter „Sie sind auch musikalisch?" suchte sie ihn abzulenken. „Ja, ich bin es, wie alle Wolfsburger, wenn ich die Musik.auch nicht persönlich ausübe, mein bißchen stümper haftes Klavierspiel ausgenommen. Aber Onkel Maximilian spielt künstlerisch Geige " „Wie? Onkel Maximilian spielt Geige? Davon wußte ich bisher nichts." Sentas Wangen brannten plötzlich vor Staunen und Interesse. „Das glaube ich wohl," antwortete Hans Joachim, „er läßt sich selten oder besser nie hören Ich gelangte auch nur einmal durch Zufall zu dieser Kenntnis, als ich eines Abends spät an seinem Zimmer oorbeiging und die Töne vernahm. Wenn er spielt, geschieht es meist abends oder nachts, und nur dann, wenn etwas Besonderes ihn be wegt und erschüttert hat." „Wie merkwürdig," rief Senta, „und ich glaubte, er — hasse die Musik." „Wie kommen Sie zu dem Glauben? Onkel Maximi lian ist vielleicht einer der begeistertsten Anhänger Frau Musikas." Sie seufzte leicht. „Er hat es mir nie gezeigt." „Hm," machte Hans Joachim nachdenklich, und es tauch ten plötzlich die Zwistigkeiten in der Familie vor ihm auf Er war nicht näher darin eingedrungen, wußte aber, war um man Sentas Vater aus der Familie ausgestoßen hatte. Sollte Senta gleiche Pläne haben? Er erschrak bei dem Gedanken, hütete sich aber, daran zu rühren. „Es wird sich keine Gelegenheit dazu geboten haben," antwortete er leichthin und lenkte auf ein anderes Thema über: „Wo haben Sie denn heute Ihren — Drachen ge lassen?" j „Meinen Drachen? Ja, wer ist denn das?" fragte Senta ' verwundert. „Hahaha — der unvermeidliche Ehrendrachen, den Sie gestern den ganzen Tag an Ihrer Seite hatten, und der Sie wie einen Schatz hütete." „Sie meinen doch nicht etwa —" „Die Dame — die Ehrendame — freilich." „Aber Hans Joachim!" „Nun? Ist die Bezeichnung nicht treffend?" „Wie kommen Sie nur auf die Idee?" „Wie ich auf alle anderen komme: urplötzlich. Sager Sie — Sie haben die Dame wohl sehr gern?" „Wie sonderbar Sie fragen, Hans Joachim. Fräulein von Rupert ist meine Gesellschaftsdame oder besser" — sie lachte — „meine Erzieherin." „Erzieherin? Brauchen Sie denn noch eine Erzieherin?" fragte er mit neckischem Blinzeln. Sie zuckte mit den Achseln. „Man muß es wohl annehmen." „Können Sie sich die nicht abwimmeln?" „Das geht nicht gut." „Soll ich Ihnen helfen?" „Womit und wodurch?" „Das muß überlegt werden. Lasten Sie uns einmal beraten." (Fortsekuna folat.)