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Das Kreuz Zum Karfreitag. Von Landesbischof v. tbsol. Tolzien. Die Kreuzigung war Brauch bei den Medern und Per sern, Syrern und Karthagern, besonders aber bei den Römern. Ganze Wälder sind bei ihnen zu diesem Zweck abgeholzt wor den. Jesus wußte vorher, daß der Tod, den er wollte, der römische Kreuzestod sein würde; oft hat er darauf angespielt. So weit war alles natürlich. Und doch redet auch da Gott zu - uns in einer tiefsinnigen Zeichensprache. Das Kreuz ist wie kaum eine andere Figur allein schon durch seine Gestalt voller Symbolik. Das Kreuz hat zunächst einen senkrechten Balken, von unten nach oben. Der ist wie ein Finger, der zum Himmel sich reckt, wie ein mahnender Wegweiser in die Ueberweltlichkert hinein, gleich wie ein Kirchturm. Er richtet die Augen der Menschheit in die Höhe, daß sie über der Erde die Wolken suchen sollen und über den Wolken die Sterne und über den Sternen den Vater, hinter dem Stoff den Geist, der alles beseelt. Ach, wie selten sehen die Menschen in der Richtung dieses Fingers. Ihre Blicke bleiben auf Erden, vor den Schaufenstern, vor den Schau bühnen, überall dort, wo eine Lust zu genießen, ein Geld zu verdienen ist. Wann sehen sie einmal nach oben? Vielleicht einmal in die Wolken, m das Wetter, der Landmann zur Arbeit, der Städter zum Vergnügen. Und doch ist das aller Ausreifung Anfang, daß der Mensch über sich hinaus suchend nach Gott tastet. Der Richtung des Kreuzfingers gefolgt ist der Wandsbecker Bote, wenn er singt: „Ich schaue oft um Mitternacht, wenn ich mein Werk getan und niemand mehr im Hause wacht, t die Himmelssterne an. Sie funkeln alle weit und breit, sie leuchten hell und schön, ich schau die große Herrlichkeit und rann nicht satt mich seh'n. Dann saget unterm Himmelszelt mein Herz mir in der Brust: es gibt was Bess'res in der Welt als all ihr Schmerz und Lust." Freilich, der Blick nach oben allein befriedigt uns noch nicht. Gott finden, heißt ja zunächst seinen Richter finden. Wenn je einmal ein Mensch eine Stunde hatte, in der er von ferne den Thron seines Gottes erschaute, so war das ganz ge wiß eine Stunde nicht nur der Erhebung, sondern auch der Zerknirschung. Aber eben da ragt der Kreuzesbalken von unten nach oben nicht nur wie ein bloßer Fingerzeig, sondern auch wie ein wirkt . Bindeglied. Mit dem Stumps in die Erde gegraben, mit der Spitze in den Wolken befestigt, ver knüpft er gewissermaßen Erde und Himmel, Gott und Men schen; oder ohne Bild geredet: Der Gekreuzigte ist der Mittler zwischen uns und dem Vater, uns zu ihm empor und ihn zu uns hinunter tragend. Hier fassen wir das eiserne Muß des rauhen Kreuzesbalkens. Was wäre selbst Jesus ohne sein Kreuz? Hätte er Heiland werden können, wenn er als altern der Mann in Weichen Polstern gestorben wäre? Aber in seinem Kreuzestod liegt das Zaubermittel, ein Feuer anzuzünden auf Erden, einen neuen Geist, eine neue Kraft, eine neue Liebe und damit ein neues Leben zu schaffen in der Welt. Denn für die ganze Welt steht sein Kreuz. Das versinn bildlicht der zweite Balken, der wagerechte, der Querbalken. Der sieht aus wie zwei Arme, die sich nach zwei entgegengesetzten Himmelsrichtungen ausrecken, und stellt damit die weltumspannende Bedeutung des Gekreuzigten dar. Jesus hat die Welt nicht gesehen, hat Rom nicht gekannt. Und doch lebte in ihm ein Selbstbewußtsein, das sagte: „Ich bin da für die Welt, die Welt ist da für mich." — „Geht hin in alle Welt", das war sein Wort an die Jünger. Und wie alle Welteroberer, so hat auch er die Seinen hingerissen zur Begeisterung. Wir lieben die „Weltreiche" nicht. Wir wissen, daß all unser Elend davon hergekommen ist, daß Reiche zu Weltreichen Uno Mächte zu Weltmächten geworden sind und Weltmächte nach der Weltherrschaft gestrebt haben. Aber mit dem Welt reich, das Jesus aufrickten will unter dem Wappen seines Kreuzes, hat es eine andere Bewandtnis. Er will sein Reich nur hineinbauen in alle anderen Reiche, um ihnen seine Reichsverfassung einzuprägen zu ihrem eigenen Segen, die Herzensverfassung der Liebe und des Friedens. Die Welt hätte am liebsten das Kreuz ausgerodet. Aber — sie ist auch darüber zugrunde gegangen. Sie ist zur Hölle geworden. Hätte sie sich ihre Moral aus dem Evangelium geholt, ihre Kraft vom Kreuz, es würde anders in ihr aus sehen. So war noch nie eine Zeit, die ein gewaltigerer Recht- fertiger und Prediger des Kreuzes gewesen wäre, als die heutige. Ach, daß ich es Hineinbrennen könnte in die Herzen, in feiner ganzen Vollgestalt. Nagelt nun beide Balken zusammen. Da predigt es m neuen Bildern. Es sieht zunächst aus wie ein Schlüssel. Und gerade als Schlüssel angeschaut wird es uns verständlich als unser Wohltäter. Denn ein Schlüssel ist unentbehrlich, täglich und stündlich. — Das Kreuz ist ein Schlüssel zum Herzen Gottes, -ur Himmelstür, wie Nicolaus Hermann (f 1561) singt: „Heut schleußt er wieder auf die Tür zum schönen Paradeis; der Cherub steht nicht mehr dafür, Gott sei Lob, Ehr und Preis." Im Kreuz ist Vergebung für die Sünden. — Darum ist auch das Kreuz ein Schlüssel zum Herzen der Menschen, daß sie sich auftun in Liebe gegen den Gekreuzigten und nun aus solcher Liebe heraus endgültig mit der Sünde brechen und sich zu neuem Leben bekehren. Glaube keiner, das komme von selbst. Das Menschenherz ist von Natur ein verschlossenes Ding, verschlossen gegen das Gute, noch mehr verschlossen ge gen die Mahnung zum Guten, am meisten verschlossen gegen einen wirklichen Kampf gegen das Böse, verschlossen oft gar gegen die eigenen besseren Regungen. Eltern haben oft den Schlüssel zum Herzen ihrer Kinder abgebrochen, Eheleute ihn längst unter einander verloren, und nun wollten wir predi gen? Die Predigt wäre ganz hoffnungslos, wenn das Kreuz- nicht wäre, — aber das Krem ist der Schlüssel. — Und in dem allen ist das Kreuz ein Schlüssel zur rechten Weltanschauung. Selber ein Rätsel, ein Problem, zu dem wir den Schlüssel suchen; aber haben wir erst sein Geheimnis erkannt, dann öffnet sich uns von ihm aus der Blick in den Sinn des Lebens: ich, der Sünder, Gott die Liebe, Jesus der Mittler. Und noch eine eindringlichere Zeichensprache redet zu uns das Kreuz, wenn wir es anschauen, wie es aussieht wieein Mensch mitliebend ausgebreiteten Armen. Dem Menschen in dieser Körperhaltung ist es ja nachgebildet, also sieht es aus wie so ein Mensch, und so ein Mensch sieht aus wie ein Kreuz. So hat Jesus da gehangen in Kreuzes gestalt, seine Arme ausreckend, als wollte er verscheidend die ganze Welt noch suchen, sammeln, fassen und an sein Herz drücken. Sieh, diese Liebe soll Deiner Seele sprechen, bis Du selber auch Deine Arme ausbreitest, dem Gekreuzigten ent gegen, und also selber dasieht ' >ie em lebendiges Kreuz, faszi niert, hypnotisiert durch seine Kreuzesgestalt. Das Kreuz gilt uns allen, nicht nur dem Einzelnen, auch den Massen. Und auch diese schwere Weltaufgabe prägt sich aus in seiner äußeren Gestalt. Denn das Kreuz sieht schließlichauswieeinHebel, den man nur brauet, um große Lasten zu heben. Es ist der Hebel, der die Welt aus den Angeln heben soll. Das hat es auch getan. Es ward die Wende der Zeiten. Das Altertum ist die Zeit vor dem Kreuz. Nun möchten wohl viele die Weltgeschichte weiter so einteilen, daß sie sagen; dann war das Mittelalter die Zeit unter dem Kreuz; und nun soll kommen die Neuzeit, die Zeit nach dem Kreuz. Wehe der Welt, wenn sie aus dies Wort hörte. Sie liegt in der Grube. Nur das Kreuz ist der Hebel, der sie wie der herausholen 'ann. Das soll sie bedenken, wenn sie noch Zukunft haben will. Opfer Karfreitagsgedanken von Gerta Staabs. Wenn der Winter auch noch so hart und streng war, als wolle er ewig regieren, endlich muß er doch der sieghaften Lenzsonne weichen. Bald wird reiner, weißer Blütenschnee in stillem, lautlosem Opfer dahin wirbeln, um die geheimnisvolle Frucht der heißen Sommersonne und warmen Regenströmen zur Weiterentwicklung zu überlassen. Und wieder nach heiß ringender Arbeit beginnt in der Natur das Opfer im rot- goldenen Herbst, das Fallen der Früchte. Das Ziel ist erreicht — und dennoch weiter, immer weiter geht der ewige Kreislauf des Opferns. Wieder muß Winterschnee neue Saaten decken zu neuem Werden, neuen Opfern. Und doch ist dieser ununterbrochene Kreislauf für den Menschen, der ihn in jedem Lebensjahre mit anderen Augen sieht, immer wieder neu, seinem Lebensalter entsprechend. So geht es auch der Menschheit mit jenen unverrück baren, ewigen Wahrheiten, mit den tief in das Seelenleben der Völker einschneidenden Tatsachen, die sich nicht hinweg leugnen lassen und deren Erinnerung immer wieder kehrt. So steht das Opferkreuz von Golgatha in die Welt hinein gepflanzt, felsenfest in ihr verwürzen. Wieder und immer Wieder muß die Menschheit, ob sie will oder nicht, zu ihm empor sehen, immer wieder mit anderen Augen, neuen er schütternden Erkenntnissen auch immer neuer Verfluchung. Wie steht unsere heutige Generation vor diefem größten Ovfer, das die Welt je gesehen? Wie steht sie zu dem Opfer- geoanken des eigenen Lebens und Seins? Eine Riesenanzahl der Gegenwartsmenschen steht wohl kopfschüttelnd davor: „So etwas verstehen wir nicht mehr heutzutage. Das ist überlebter religiöser Fanatismus, eine Legende, die Aufklärung und Forschung ablehnen." Solche Sprecher gehen am liebsten um das schaurige, unbequeme Marterholz herum, aber das ist ein weiter, beschwerlicher Um weg zu Glück und Erkenntnis und führt in enttäuschende Neoelfernen, die das Entsetzen vor einem riesenhaften Nichts in sich bergen. Wieder andere rennen in schäumender Wut ge gen den gigantischen Wegweiser, der sich da so ungeheuerlich in ihre Freiheitslaufbahn drängt. Mit allen Mitteln ver suchen sie ihn aus dem Wege zu räumen, doch sie rennen sich nur Köpfe und Herzen wund. Ihr Anprall aber weckt so manche, die bisher dem geistigen Alltagsschlaf verfallen waren und über zermürbenden Diesseitssorgen die innere, religiöse Erneuexung vergessen haben. Entsetzt fahren sie aus ihrem Schlummer in die Höhe. Was unantastbar fest schien, so fest, daß man gar nicht erst tiefer darüber nachzudenken brauchte, das will man jetzt umstoßen, vernichten. Da heißt es, sich wieder um das Kreuz scharen! — Voll tiefster innerer Er- schütteruna steht der aufgewachte, denkende religiöse Mensch vor dem Riesenopfer seines göttlichen Erlösers. Was sind alle die großen Opfer, die moderne Technik, der namenlos schwere Existenzkampf der Gegenwart, alle Rekordleistungen gegenüber diesem göttlichen Liebesopfer, das nur das Heil und Glück der gesamten Menschheit kannte, das nicht vom leisesten Schatten der Eigensucht getrübt wurde! Opfer ist immer und überall der einzig fruchtbare Boden, auf dem nur neues L n erblühen kann: In der Natur, in der Religion, im Leben des einzelnen Menschen. Wenn die Völker und unser geknechtetes deutsches Volk wieder eine Auferstehung aus aller Zerrüttung erleben wollen, so müssen sie sich das riesige göttliche Ewig- keitsopser von Golgatha wiederzu eigen machen für ihr Leben und Zusammenleben mit t en Mitmenschen: „Einer trage des anderen Last, so werdet Ihr das Gesetz Christi erfüllen." Das Gesetz Christi aber ist das einzige, das allen Völkern zu einem wirklichen, wahren Auferstehunasfrieden verhilft. Liebe Karfreitagsskizze von Paulrichard Hensel. Mit anklammerndem und scheuem Blick sah Inge Lenz zu dem Manne auf. „Ich hatte mich doch so auf unsere Osterfahrt gefreut, Hans, das weißt Du doch — aber nun kommt der Heiner, ich kann nicht fort, ich will nichts von ihm wissen —, aber es ist alles nicht so leicht, wie wir es gern haben möchten. Das siehst Du doch ein, nicht wahr?" Hans Gunther lächelte ein wenig wehmütig. „Ich weiß, Inge. Dann müssen wir uns eben damit begnügen, anein ander zu denken." Sie drückte fest seine Hand. „Ist das nickt viel? Wir haben es schwer, Hans, gewiß, aber das Denken macht es uns leichter..." Ersah sinnend auf die Fäden ihres blonden Haares, das in der Märzsonne schimmerte. Glaubst Du das wirklich? wollte er sagen. Wir haben uns lieb und wissen doch, daß wir nie zu einander kommen können. Und wenn ein anderes Leben Dich lockt und die Hände nach Dir ausstreckt — und Du bist noch jung und gar nicht müde —, fühlst Du nicht gerade dadurch erst die Schwere der Gegenwart, wenn Du daran denkst, daß irgendwo ein Unerreichbarer ist, der Dich liebt und festhält, vielleicht hemmt und beklommen macht? Nun bist Du traurig, weil unserer Liebe ein Wunsch versagt ist. Liebe soll aber Lachen und Freude geben können. Schweigend gingen sie wei ter. Sie hielten sich fest an den Händen. Einmal blieben sie stehen und küßten sich. Lange, als suche jeder die Gedanken des anderen. — Es gab im Hause Lenz mancherlei Vorbereitungen sür das Fest. Der Gast, der gemeldet war, gehörte zu den Männern, die sich, gestützt auf einen guten Namen und eine gesicherte Existenz, mit Beharrlichkeit um die junge Inge bewarben. Manchmal dachte das Mädchen, vielleicht wäre es gut, dem einen oder anderen die Hand zu geben, gleich wem, nur um Ruhe zu haben, heraus zu kommen aus dem ermattenden Wechsel von Glück, Umworbensein, Enttäuschung, Eifersucht, Mißverstehen, Bangen, all den wirren Dingen, die das Schick sal der Schönheil und Jugend zu tragen gibt. Dann aber dachte sie wieder an Hans. Diese Liebe war da, gegenwärtig, wie sollte da eine andere oder auch nur ein anderes Leben kommen? Nun sie ihn Ostern nicht sehen konnte, blieb sie zu Hause; es würde Gesellschaft und Unterhaltung geben, sie konnte der Mutter helfen. An mehr dachte sie nicht. Aber am Karfreitag fand die Mutter das Mädcken fassungslos, keines Gedankens fähig, vor einem Briefe des Freundes. „Er kommt nicht wieder", kam es nur mühsam über die erblaßten Lippen, „er ist fort gefahren — ach, das ist schlecht <on ihm..." Die Mutter las den Brief und legte ihn langsam beiseite. „Es ist gut so von ihm, Inge, aber das kannst Du heute noch nickt verstehen. Mir ist's auch so gegangen, Kind, und ich be griff es auch erst spät..." „Warum?" fragte verwundert das Mädchen. Da sagte die Mutter, an dem Gesicht der Tochter vorbei sehend: „Ich kannte auch einmal einen, der mich sehr lieb hatte. Diese Liebe hatte etwas so Wohltuendes, Verstehendes, daßsie mich zu meiner eigenen Verwunderung ganz umwandelte. Wir wußten, daß unsere Zeit begrenzt war, daß wir uns vor der Welt nie für immer binden konnten, aber unsere Liebe sollte weiter bestehen. Daran glaubten wir. Und doch verlor ich ihn, umnerklich fast — ich war jung, ich konnte mühelos in ein Leben wieder eintreten, das rch zwar nicht entbehrt, aber doch beinahe versäumt hatte. Und später, als alles anders ausfah, als nicht mehr der Gedanke da war: Wie wird er darüber denken? Was wird er dazu sagen? — als mein Leben bunt und reich geworden war, erkannte ich, daß es nicht so gekommen wäre, wenn er, den ich liebte, und ich weiter auf dem Wege gegangen wären, der uns am Leben vorbeiführte. Jetzt, da ich den Brief von Deinem Hans da liegen sehe, weiß ich, Warum ich den Mann damals verloren habe. Es ist Karfreitag heute. Da starb der Erlöser. Und es muß wohl auch immer für uns ein Erlöser sein, für uns Frauen, denen man so vielfältiges Erleben nachsagt und die doch zu schwach sind, ihr Leben selbst zu gestalten. Vielleicht ging auch er da mals, unbewußt, um mir den Weg frei zu geben, um nicht störend dabei zu stehen, wenn ein neues Glück kommt Ein Sonnenstrahl schlich sich zwischen die beiden Frauen und blieb auf Inges Gesicht liegen. Das war still und nach denklich geworden. In den ersten Schmerz mischte sich ein neues Gefühl: Er hat es immer gut gemeint, vielleicht ist es jetzt auch gut, wie er es will. Und da war schon ein kleines Ausatmen in ihr und ein heimliches, mädchenhaftes Ahnen von Frühling und Freiheit — Dann aber faßte sie die Hände der Mutter und sagte: „Wenn es so ist, wie Du glaubst, auch jetzt bei mir, dann hast Du doch eins vergessen: Der Erlöser starb nicht, damit er ver gessen Wird. Ma» kann allein weiter leben und glücklich und zufrieden sein und doch so leben, wie er es gewünscht hat und billigen würde. Wenn er ging, aus einem kleben Gedanken für mich, muß das etwas an meiner Liebe zu ihm ändern? Am Ostersonntag beginnt vielleicht ein neues Leben für mich, aber an den Hans kann ich denken und mich erinnern und habe damit einen guten Wegkameraden..." Und sie legte fast zärtlich die Hände auf den Brief, der nun gar kein schmerzlicher Abschiedsbrief mehr war, sondern ein doppeltes Geschenk, weil es Freiheit gab und aus Liebe gegeben wurde. ( - vermilcbtes ) Brezeln als Ostergeschenke. Wie in vielen Gegen den die Burschen ihren Mädchen schöngefärble Ostereier mit allerlei aufgemalten Liebessprüchen schenken, so gibt es auch Distrikte, so besonders im Schwarzwald, wo die Mädchen zu Ostern von ihren Liebsten als Zeichen der Liebe Brezeln erhalten. Je mehr der Bursche am Oster morgen Brezeln überreicht und je größer diese sind, desto angesehener ist er auch und desto mehr glaubt man, daß er ernste Absichten hat. Die Brezeln müssen auf eine Schnur gereiht überbracht werden. In anderen Gegen den ist es üblich, die Brezeln der Geliebten in der Oster nacht heimlich vor das Fenster zu hängen. Eine an gebissene Brezel hinzuhängen, gilt als schwere Beleidi gung. Eine Osterbrezel, clleich am ersten Morgen des Osterfeteriages nüchtern getzessen, soll nach altem Volks glauben vor Unglück schützen. Mindestens eine Brezel hebt sich das beschenkte Mädchen das ganze Jahr auf. Fängt eine solche Brezel im Laufe der nächsten Woche an zu schimmeln, so fällt ein schlimmer Verdacht auf den Schenker; denn der Volksglaube sagt in diesem Falle, daß die Liebe nicht echt ist. In manchen Gegenden ist es auch üblich, daß man schlechtbeleumdeten Mädchen oder solchen, die sich besonders mißliebig gemacht haben, in der Oster nacht Strohbrezeln vor die Fenster hängt.