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MsdmfferNgeblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »«, T«^KIa»t- «ich^xl <» «le« W«dl«g»n «schmittags S Uh«. Przus-iprei»: Dc« Abholung in h« P«schSft»ft»Ii» und irn Luogabeh«L«u r RM. i» Mo»«», bot ZuftrlU»», b»»lh bt« Boten 2LV RM., bei PoftbefteUun« 1 »M. ,n>»«iich «b»o«^ . aebbhr. Li»,ei»u»»nern U»»f,.«lleP,ft-»ftal»«n Wochenblatt für Wilsdruff n. Umgegend Postboten und nnserrAno. I^kr»»d »etchbsl,stellen nehmen z» iedei geil Be. steünntzen ,«»,»,»». J»F«L» KSHeeee »«««lt, Leto, oder sonst»,er Betrtedrstbrnngen besteht dein Anspruch auf Lieferung k« geitmn, ober Kür,»», de» B«,ng,preise». — «ückse»d»»g etngesanbte« Schrtstslüchr erfolgt nur, wenn Port» b-tliegt. für Äürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeige»»!^«: bie st gespulte« A«»m,eile 2» Apsg^btc 4 gespaltene Zelle der amtlichen Bekanntmachungen 40 R«iq»o Psinnig, »ie Z gespalten» Reklame,eile im textlichen Teile 1 Reich»mark. Nachweisung,gebühr 20 Reichtpsennige. Por« geschriebene Erscheinung« — , . , enaar« ». ee --»» «> tage und Piatzoarschriste» werben nach «»glichkRt Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt, «nieigru. annabm, bi, ,»r»t.lüUkr. — — — Für die Richtigkeit da durch Fer»r»fLdar»ttt«lte»L»-ri,enüber«ehMe»»ir Kaine G«rax1ie. I.:drrAad«nanspruch erlischt, wenn d er Betra-durch Klage einge-»ge» »erden oder der Urrftraggeberin Konkurs gerät. Antigen nehmen alle Vermittln» gssteÄen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstremamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 74 — 88 Jahrgang Ttiegr.Ndr „Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag, den 28 März 1929 Das Schmugglerschiff. Am 15. Februar 1898 flog das amerikanische Kriegs schiff „Maine" im Hafen von Havanna in die Luft — und dann hat es gar nicht mehr lange gedauert, bis der spanisch-amerikanische Krieg ausbrach. Mit diesem Vergleich soll nun nicht etwa gleich gesagt sein, daß wegen der Kanonade eines amerikanischen Zollkutters auf das englisch-kanadische Spritschmuggelschiff „Im alone" gleich ein Krieg zwischen den beteiligten Staaten aus brechen wird, aber Reden, Vorwürfe und Noten werden Wohl genug gewechselt werden. Denn beide, England wie Amerika, sind in den Fragen des Seerechtes sozusagen sehr kitzlig, und namentlich England pflegt sich aus Prestige gründen hinter den letzten seiner Bürger zu stellen, wenn diesem wirklich oder angeblich ein Unrecht geschehen ist. Und die Weltgeschichte hat nun die gewiß sonderbare Er scheinung aufzuweisen, daß sogenannte „Missetaten" an Engländern mit nachfolgendem, meist sehr weitgehendem Eingreifen des Englischen Staates sich recht häufig gerade dann ereigneten, wenn ein solches Zugreifen besonders gut in den Rahmen der englischen — Kolonial- oder son stigen — Politik paßte! Einem derartigen „Zufall" ver dankt es ja z. B. auch den Besitz von Ägypten. Man ist also in England sehr energisch für die „Frei heit der Meere" — allerdings nur, soweit das den eigenen Interessen entspricht. Im Weltkrieg war es ja freilich ein bißchen anders. Und damals hatten auch die Amerikaner nichts dagegen, daß die Engländer sich auch ihnen gegen über nicht viel um völkerrechtliche Bestimmungen kümmer ten; dafür hielt sich Wilson an den — Deutschen schadlos. Von ihnen ertrotzte er während des Krieges bis 1917 eine „Freiheit des Meeres", die ungefähr darauf hinausging, daß auf dem Weltmeere „des Krieges Stürme" wenigstens von deutscher Seite her überall dort zu schweigen hatten, wo em Amerikaner Geschäfte machen wollte. * ED geht in dieser Beziehung überhaupt recht eigen- ? - « de/ Weltgeschichte zu und für den Unbeteiligten Wirkt die „sittllch"-gcschwollene Entrüstung fast drollig, die dabei aufgewendet zu werden pflegt. So sind z. B. an der Explosion der „Maine" die Spanier völlig unschuldig. Und ebenso ist es ein eigenartiger Witz, daß jener ameri kanische Zollkutter, der den Zwischenfall mit dem englischen Alkoholschmuggler herbeiführte, ausgerechnet „Alabama" hieß Eine „Alabama" war nämlich schon einmal Gegen stand sehr heftiger Auseinandersetzungen zwischen den Vereinigten Staaten und England, weil ein solches — Kaperschiff dieses Namens während des nordamerikani schen Bürgerkrieges in einem englischen Hafen für die Konföderierten ausgerüstet wurde, den Nordstaaten schweren Schaden auf See zufügte, schließlich aber durch ein nordamerikanisches Kriegsschiff vor der französischen Küste in den Grund gebohrt wurde. Die Nordstaaten ver langten nun von England Ersatz des gesamten von jenem Kaperschiff angerichteten Schadens, und die Verhandlun gen sahen bisweilen sehr ernst aus, bis schließlich ein internationales Schiedsgericht nach — achtjährigem (!) Streit den Nordstaaten recht gab. * Jetzt sind gleich vier Staaten an diesem Kamps um die Freiheit des Meeres" beteiligt; denn das Schill »»L m alone" ist in Kanada registriert, die Besatzung waren größtenteils Engländer, ein Neger, der bei dem Angriff des Zollkutters erschossen wurde, ist französi scher Staatsangehöriger und infolgedessen haben eine ganze Menge Diplomaten in Washington Arbeit be kommen. Da wird denn wohl aus dem Streit als Re sultat wieder solch' ein Schiedsgericht übriqbleiben, das sicherlich mit der bei solchen Schiedsgerichten üblichen Gründlichkeit und — Langsamkeit arbeiten wird. Und das alles wegen emer Schiffsladung Alkohol! Und weil das Schiff fernem Namen „Ich bin allein" nicht treu blieb, sondern sich von dem amerikanischen Zollkutter überraschen ließ. Die Weltgeschichte macht wirklich die besten Witzel Zm Nammenmeer des Szeanriesen. Die Wiederherstellungsarbeiten. Nachdem der Brand auf der „Europa" gelöscht ist, beschäftigt man sich mit der Frage, wie das Schiff aus schnellste Weise wiederhergestellt werden kann. Hierüber sind gegenwärtig seitens der Werft und der Direk tion des Norddeutschen Lloyds Erwägungen im Gange. Wie verlautet, soll bereits in der nächsten Woche mit den Wicdcrausbanarbciten begonnen werden, die voraussicht lich vier bis fünf Monate in Anspruch nehmet, dürften. Zurzeit ist man eifrig damit beschäftigt, den auf Grund festliegenden Schiffskörper leerzupumpen und den Brandschutt, der teilweise meterhoch liegt, fortzuraumen. Die Zerstörungen. Wie der Norddeutsche Lloyd zum Brand der „Europa" mitteilt, war die Kammeranlage des Schiffes nn Rohbau aufgestellt. Von den Saloneinrichtungen und von der inneren Kammereinrichtung war nichts an Bord. Die Kammerwände haben im Mittelschiff an den Seiten Feuer gefangen und sind mit allen schon verlegten Nohr- und Kabelleitungen zerstört. Hierbei ist die Eisenkonstruk- 'ion der Ausbauten des Schiffes in Mitleidenschaft ge- Der Hintere Teil des.Schiffes sowie die. gesamten SchärMe SegenkätLe in Paris Es will nicht vorwärtsgehen. Trotzdem die Verhandlungen in Paris über Art und Umfang der deutschen Schuldverpflichtungen nun schon acht Wochen im Gange sind, ist ein merklicher Fortschritt kaum zu spüren. Alle Meldungen über bevorstehende Einigung, zu der auch Deutschland Ja und Amen sagen könnte, stellen sich hinterher als unbegründet heraus. Der Hauptwiderstand scheint von französischer Seite auszu gehen. Ein deutlicher Beweis dafür sind die Auslassungen der Pariser Presse, die mit unzähligen Erfindungen und kniffligen Auseinandersetzungen jeden Tag aufs neue klar zumachen sucht, Deutschland sei es, das durch allerlei Manöver die Erledigung des Problems hinauszuschieben suche. /Wer den wirklichen Sachverhalt mit offenen Augen betrachtet, weiß solche Behauptungen als das zu erkennen, was sie sind: Versuche zur Stimmungsmache für Frank reichs übersteigerte Ansprüche. Reichsarbeitsminister Wissell gab bei einer Versammlung in Hildesheim soeben ein der deutschen Auffassung und Notwendigkeit wesentlich näherkommendes Bild. Der Bericht des Reparations- agenten über das letzte Dawes-Jahr schildere wohl die Fassade Deutschlands, nicht aber das Elend, das in der Millionenzahl von Arbeitslosen zum Ausdruck komme. Weder über die Höhe der Jahresleistungen noch über die Dauer der Zahlungen sei in Paris bis jetzt Positives in der Öffentlichkeit bekanntgeworden. Die mit dem Plan einer Reparationsbank durchzuführende Entpolitisierung des Reparationsproblems sei zu be grüßen, jedoch mache die der Bank in den Schoß fallende Machtfülle dieses Institut kaum tragbar. Das deutsche Polk müsse freivon allen Bindungen nach innen werden, damit es selbst bestimmen könne, wie die Lasten aufgebracht werden sollen. Maßgebend bei allem müsse sein, was auch das Dawes-Gutachten festgesetzt habe, daß der Lebensstandard des deutschen Volkes nicht herabgedrückt werden dürfe. >» Einigung nicht möglich. Paris, 27. März. Die Sachverständigen haben am Mitt woch ihre privaten Besprechungen über die deutsche Schuld fort gesetzt. Die Reparationskonferenz wird morgen vormittag 11 Uhr Liaicyinen- uns rreneianiagen sind vom Feuer verschont geblieben. Durch die bei der Bekämp fung des Feuers aufgewendeten Wassermengen hat sich der Tiefgang des Schiffes so vergrößert, daß es nunmehr auf Grund liegt. Eine Kentergefahr für das Schiff be steht nicht. Inwieweit alle Eisenkonstruktionsteile des Schiffes durch den Brand der Holzeinbauten gelitten haben, bleibt noch weiteren Untersuchungen Vorbehalten. Die „Europa" war durch die Werft bei fast allen deutschen Versicherungsgesellschaften versichert. An der Rückver sicherung sind auch ausländische Gesellschaften beteiligt. Der Schaden, der bis zu 50 Millionen geschätzt wurde, wird jetzt mit etwa 20bis25Millionen an genommen, da die wertvollen Kessel- und Maschinen- Die „Europa" in Nammen. anlagen vom Feuer verschont geblieben sind und die Ein- richtungsgegenständc für die Kabinen und die Gesellschafts- räume sich noch nicht an Bord befanden. Als besonderer Glücksumstand wird es bezeichnet, das? 5 0 T o n n e n L l, die in einem Tank im Hinterschiff gelagert waren, nicht explodiert sind. Oie schwierigen Löscharbeiten. Die Feuerwehr konnte von der Wasserseite aus zu nächst nicht an Bord gelangen, weil dort keine Stellagen und Fallreeps zum Aufentern vorhanden waren. Durch eine Luke konnte sie schließlich ins vierte Deck einsteigen, wo sie feststellen mußte, daß die drei Oberdecks bereits über die ganze Mitte des Schiffes brannten. Die Löscharbeiten gestalteten sich sehr schwierig, da das ganze Oberschiff bald ein einziges Flannenmeer bildete, das zu einer Vollsitzung zusammentreten. Es ist dies die letzte vor den Osterfeiertagen. Man rechnet mit einer Einigung in der Haupt frage überhaupt nicht mehr. — Am Nachmittag verläßt die Mehr zahl der Sachverständigen Paris, um in ihre Heimat zur reisen. Reichsbankpräsident Schacht, besten Familie zurzeit in Paris weilt, wird nicht nach Deutschland zurückkehren. Er dürste über die Ostertage einen längeren Ausflug in Frankreich machen. In sehr gut unterricheten Kreisen werden die Aussichten der Sachversländigenverhandiungen für wenig günstig angesehen. Die entscheidende Frage der deutschen Gesamtleistung, die in den noch ungelösten Streitpunkten der Höhe und der Dauer der Jahreslei stungen zum Ausdruck kommt, spitzt sich mehr und mehr auf die bei den Tatsachen zu: 1. Die deutsche Delegation hat sich nicht bereitgefunden, Zah len gutzuheißen, die über die im Versailler Vertrag festgelegte Frist wesentlich hinausgehen und die Deutschland aus der eigenen Wirtschaftskraft nicht leisten könnte. 2. Die Gegensätze unter den Kriegsentschädigungsgläubigern, insbesondere was die Vorzugsforderungen Frankreichs für den so genannten Wiederaufbau angeht, sind unvermindert geblieben. Unter diesen Umständen scheint es zu keiner Annahme eines Ein heitsgutachtens in Paris zu kommen. Die Verhandlungstaktik der deutschen Sachverständigen wird, wie verlautet, von der Gegen seite insofern anerkannt, als die deutsche Delegation im Gegensatz zu den bisherigen politischen Delegationen für internationale Ver handlungen in aller Klarheit den Punkt auszeigt, über den hinaus zugehen, sie nach ihrer sachlichen Ueberzeugung nicht glaubt ver antworten zu können. Wenn die endgültige Bereinigung des Re parationsproblems in Paris nicht zu erreichen ist, dann würde diese Aufgabe wieder in die Hände der Politiker überzugehen ha ben. Die Betrauung „unabhängiger Sachverständiger" bedeutete eine bewußte Ausschaltung der politischen Verantwortung. Ein Standpunkt, der wohl von Deutschland voll akzeptiert wurde, den aber die Alliierten innerlich nie eingenommen haben. Für sie ist die Dawesrevisivn in erster Linie immer noch ein politisches Problem. Wenn nunmehr die Sachverständigen nach mehrmonatiger Prü fung keinerlei Vereinbarungen vorzuschlagen vermögen, die wirt schaftlich auf Grund der deutschen Leistungsfähigkeit tatsächlich ge tragen werden können, die Verhandlungen aber hieran scheitern, so ergibt sich die Frage, ob es nicht die Art der Vorbereitung und Aufgabenstellung war, die die Bemühungen der deutschen Sach verständigen auf der Pariser Konferenz zum Scheitern verurteilte. über der Mastspitze zusammenschlug. Die Tatsache, daß sich das Schiff noch im Bau befand und die wasser- und feuerdichten Schotten noch nicht geschlossen waren, be günstigte die schnelle Ausdehnung des Feuers, das im übrigen in den zahlreichen Baugeräten und Stellagen sowie frischen Farbenanstrichen und der Teerkalfaterung reichlich Nahrung fand. Zudem wurden die Flammen durch den Wind vom Heck bis zum Bug vorgetriebcn. Von der Landseite aus wurde das Feuer mit zehn Lösch, zügen, von der Wasserfeste aus mit zwölf Löschdampfern bekämpft. Als man hoffen konnte, durch die vereinigten Bemühungen den Brand in die Gewalt zu bekommen, neigte sich der Schiffskörper infolge der hineingeflossenen Wassermenge zur Seite. Darauf wurden alle Mann vom Deck zurückgezogen, wodurch die Feuer bekämpfung erheblich eingeschränkt wurde und der Brand wieder größere Ausdehnung gewinnen konnte. Als später beim Einsetzen der Ebbe die Gefahr des Kenterns dadurch beseitigt war, daß die Steuerbordseite des Schiffes auf festen Grund zu liegen kam, wurden wieder Löschkräfte an Bord geschickt. Das Feuer hatte jedoch inzwischen zu große Gewalt gewonnen, als daß ^s wirksam bekämpft werden konnte. Wer trägt die Schuld? Über die Ursache des Brandes herrscht nach wie vor völlige Ungewißheit, und ob es bei der Eigenart der Brandstätte möglich sein wird, sie überhaupt zu ermitteln, steht dahin. Es verlautet, daß nach Art der Ausbreitung des Feuers Sabotage vermutet werden kann, zumal ein, wenn auch unbedeutender Sabotageakt erst kürzlich auf dem Schiff vollführt worden war. „Graf Zeppelin" in Friedrichshafen gel andet Friedrichshafen, 28. März. „Gras Zeppelin" über flog um 5 Uhr Linz und erreichte um 6.42 Uhr Mühldorf a. Inn. Die Landung in Friedrichshafen ist nunmehr erst gegen 9.30 Uhr zu erwarten, da Gegenwinde die Fahrlgeschwindigkeit erheblich herabminderten. Stuttgart, 28. März. Das Luftschiff „Graf Zeppelin" trifft foeben 9.45 Uhr über Friedrichshafen ein und schickt sich zur Landung an. Friedrichshafen, 28. März. Das Luftschiff „Graf Zeppelin" ist um 10.17 Uhr in Friedrichshafen glatt gelandet.