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Menn man weiß, daß täglich auf der Deutschen Reichsbahn fünf Millionen Menschen befördert werden, daß also an jedem zwölften Tage die gesamte Bevölkerung Deutsch lands durch die Eissnbahnzüge geht, daß der Ferien herkehr jedesmal geradezu eine kleine Völkerwanderung darstellt, so ist kein Wort darüber zu verlieren, daß die Eisenbahn immer noch das wichtigste und hauptsächlichste Reiseverkehrsunternehmsn darstellt. Die Geschichte der Eisenbahn ist jetzt gerade hundert Jahre alt. — Erst! — Ihre Umstellung auf den heutigen Verkehr ist eine beinahe beispiellose Tat. Der Besucher der Sonderausstellung der Deutschen Reichs bahn auf der diesjährigen Jahresschau „Reisen und Wandern" wird Gelegenheit haben, sich gerade hiervon ein Bild zu machen. Das Modell eines alten Zuges aus dem Jahre 1842 wird gegenübergestellt sein dem Original einer neuzeitlichen Ricsenlokomotive, wobei alle Besucher Gelegenheit haben, in das Innere hineinzusehen, wobei an jedem Hebel, an jedem Rad und an jedem Ventil die Zweckbestimmung dieser Maschine erläutert wird. Neben der Einstellung für den Massenverkehr ging aber für die Eisenbahn von jeher die Notwendigkeit, Bequemlichkeit und Annehmlichkeit des R e i s e n s zu steigern. Als Beleg hierfür wird die Deutsche Reichsbahn die Entwicklung der Zugheizung und der Zugbeleuchtung von den frühesten Tagen an bis zu den neuesten Anordnungen ausstellen. Weiterhin ist die Forderung zu bedenken, das; neben -er Annehmlichkeit vor allem die Sicherheit des Reis e n s an erster Stelle stehen muß. Die Besucher der Aahresschau werden Gelegenheit haben, moderne Stell werk- und Blockanlagen zu besichtigen, sie werden auch die Entwicklung der Bremse kennenlernen und verfolgen Gnnen, die ja für die Sicherheit der Fahrt von größter Bedeutung ist. Endlich darf aber auch die Poesie des Reisens nicht fehlen, und hier werden dauernd wechselnde künst lerisch ausgeführte Lichtbilder den Besucher fesseln. Vieles, was er selbst schon gesehen hat, wird in neuer Erinnerung »or ihm erstehen. Vieles, wonach seit langem sein Wunsch sieht, wird er in Einzelheiten studieren können. Hier wie überall wird dem Motto dieser Ausstellung gedient: In stnem Tage durch ganz Deutschlandl Sas Ende des Stettiner Prozesses. Aus der Urteilsbegründung. In der Begründung zum Urteil im Rosenfelder Fememordprozeß, durch das der Angeklagte Heines wegen .Totschlags zu fünf Jahren Gefängnis, der An geklagte Ottow wegen Beihilfe zum Totschlag zu zwei einhalb Jahren Gefängnis, der Angeklagte Fr übel wegen Beihilfe zu eineinhalb Jahren Gefängnis, Bär wegen Beihilfe zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt wurden, sagte der Vorsitzende des Stettiner Schwur gerichts u. a.: Die ganze Handlungsweise des An geklagten Heines trage den Stempel großer Auf regung. Es sei ihm zuzubilligen, daß er überzeugt gewesen sei, in Schmidt einen Verräter zu sehen, der be- zeitigt werden müsse. An einen Fluchtversuch des Schmidt und eine Notwehrhandlung des Heines könne das Gericht doch nicht glauben. Man könne aber anderer- ; ßeits Heines nicht widerlegen, daß er in einem Augen blick des Unbewachtseins des Schmidt im Walde ge- s glaubt und sich entschlossen habe, schnell zu handeln. Des halb glaube das Gericht bei der Ausübung der Tat nicht an eine Überlegung des Heines. Ottow, Bär und ebenso auch Fräbel sind nach Ansicht des Gerichts in die Absicht des Heines eingeweiht gewesen. Bezüg lich der objektiven Soldaten ei genschast der An geklagten stellt sich das Gericht völlig auf den Boden des Militärgutachtens und billigt den Angeklagten eine ob jektive Soldateneigenschaft nicht zu. Das Gericht hat die Überzeugung, daß ein Verrat des getöteten Schmidt nicht feststellbar sei. Unter Berücksichtigung besonders des Gutachtens des Heeressachverständigen und unter Berücksichtigung, daß die Leute vor Aufgaben gestellt ge wesen seien, denen sie nicht gewachsen waren, habe das Gericht aber geglaubt, ihnen mildernde Umstände nicht versagen zu können, habe aber andererseits gegen Heines auf die höchstzulässige Strafe erkennen müssen. Gereimte Zeitbilder. Von Gotthilf. Wir wollen einmal sachlich reden Und wenden uns hiermit an jeden — Die Frage lautet einfach so: Trägt man noch Winterpaletot? Müßt' ich, zu Ende sei der Winter, Es komm' kein neuer mehr dahinter, Dann braucht' ich nicht mehr anzuzieh'n Den Mantel — dann versetzt' ich ihn. Man muß sich nämlich schon beizeiten Auf alle Steuern vorbereiten, Auf die uns das Finanzamt jetzt Mit sämtlichen Schikanen schätzt. Da sitzen sie nun an den Tischen, An welchen sie das Schicksal mischen, Und einer, der sich etwas aalt, Sagt: „Seh n Sie nach, was Gotthilf zahlN' Dann schreiben sie auf Formularen Die Steuern, welche sind und Ware«, Und daß ich Haupt- und nebenbei Noch soundfoviel schuldig sei. Und daß ich, wie ich Wohl schon wüßte, Dies stanw peck blechen müßte, Denn die Franzosen fragten schon Nach meiner Re—pa—ra—1i—on. Alljährlich, wenn die Veilchen blühen, Tut man sich so um mich bemühen Und auch um Sie, mein lieber Mann — Nicht schreien! Es kommt jeder ran! Nach diesem werden Sie verstehen, Daß ich jetzt mantellos will gehen, Ich geb' das überflüssige ab, Damit ich etwas Flüssiges hab'. Sonst krieg' ich plötzlich eine Sendung: „Sie sind nunmehro reif zur Pfändung! Hier ist der amtliche Beschluß: Wir pfänden Ihren Pegasus!" Soll ich aufs „hohe Roß" verzichten? Fch kann doch nicht per Opel dichten — sei denn, daß auch mich bestimmt Die General Motors übernimmt! Wann sollen wir effen? Die Antwort auf die Frage: „Wann sollen wir essen?" erscheint zunächst sehr einfach, nämlich dann, wenn wir Hunger haben. Aber der Hunger ist stark abhängig von unserer Gewohnheit und stellt sich meist dann ein, wenn wir eben zu essen gewohnt sind. Bekanntlich aber gibt es beim Menschen gute und schlechte Gewohnheiten. Deshalb kann das Hungergefühl allein nicht maßgebend sein für eine gesundheitlich zweckmäßige Einteilung unserer Mahlzeiten. Die Nahrungsaufnahme übt auf unseren Körper eine» weitgehenden Einfluß aus. Während der Hunger unS müde und mißlaunig macht, steigert die eingenommene Mahlzeit unser Wohlbefinden und unsere Arbeitsfähig keit. Die Einwirkung auf die Arbeitsfähigkeit tritt aber erst einige Zeit nach beendeter Nahrungsaufnahme auf. nämlich dann, wenn ein Teil der Verdauungstätigket« beendet ist. Unmittelbar nach dem Essen, wenn deK Körper das Blut aus den anderen Organen soweit alq möglich nach dem Verdauungskanal ablenkt, fühlen Wik uns vielmehr müde und verspüren das Bedürfnis nach einem kurzen Mittagsschlaf. Diesem Umstande muß, da er ein zweckmäßiges und natürliches Erfordernis ist, in gewisser Weise Rechnung getragen werden. Wir müssen also bei der Verteilung der Mahlzeiten über den Tag auf die Möglichkeit einer Mittagspaufe Rücksicht nehmen. Dazu ist aber nicht jeder beruflich Tätige in de» Lage und die Berufstätigkeit des einzelnen stellt ein weiteres Moment dar, von dem die zweckmäßige Ein teilung der Mahlzeiten abhängig gemacht werden mutz. Während man es in Deutschland früher gewohnt war, in die Zeit zwischen 11 und 1 Uhr die Mittagsmahlzeit zu legen und im Erwerbsleben fast in allen Zweigen ein« 1—1 ^stündige Mittagspause Brauch war, ist man heut« von dieser Arbeitseinteilung mehr und mehr abgekommen. Der achtstündige Arbeitstag hat die Mittagsmahlzeit ver schoben und auch im sonstigen beruflichen Leben ist di« sogenannte „englische Tischzeit" fast allgemein zur Regel geworden. Sie verlegt die Mittagsmahlzeit auf di« späten Nachmittagsstunden. Aus diesem Grunde ist e4 notwendig, daß das erste Frühstück, bei dem de» Magen ausgeruht ist, etwas reichlicher gehalten wird. Wer ein zweites Frühstück im Laufe des Vor mittags einnehmen kann, mag das erste Frühstück etwas knapper halten. Wo die Möglichkeit für ein zweites Frühstück nicht besteht, sollte statt der früher üblichen Midi tagsmahlzeit, wenn irgend möglich, Gelegenheit für ein kleine warme Mahlzeit gesucht werden. Die Hauptmahl zeit muß in den Berufen, in denen der achtstündige Arbeits tag etwa gegen fünf Uhr nachmittags endet, am besten in die Zeit zwischen sechs und sieben Uhr verlegt werden. In anderen Fällen sorge man dafür, daß die letzt- Mahlzeit nicht später als drei Stunden vor Beginn de« Nachtruhe eingenommen wird; denn die Verdauungs tätigkeit beeinträchtigt sonst in nicht unerheblichem Maß- den Schlaf. Turnen — Sport — Spiel 30. Kreisturntag in Treue» i. V. Die Arbeitsfülle für den Kreisturntag am Sonnabend und Sonntag ist außerordentlich groß und umfaßt alle Ge biete; Verwaltungs-, Finanz- und Führerfragen sind es in erster Linie, die die Vertreter der Groß- und Kleingaue - 22L Abgeordnete — vor ernste Probleme stellen. Ihre ZM- gar Zahrmillionen. Da nehmen sich die paar Jahrhundert Heimat- und Ortsgeschichte iwcht ärmlich aus. Aber es ist andrerseits kein Wunder, wenn wir die stark verbli chenen Schriftzüge jener Urkunden kaum noch enträtseln können Mit wenigen Lätzen wollen wir uns daher auch hier genügen lasten: Dieseloen Kräfte, die die welligen Formen des Meißner Hügellandes schufen, dudeten und bauten auch das „coupierte" Terrain unseres Heimatgaues. Noch heute treten aus der Nordosteck unserer Karte um Taubenheim die n. Ausläufer des Meißner SyemtmaUives zu Tage. Dazu haben auch die Mächte, die das Erzgebirge entstehen sießech ihren starken Einfluß auf die Bildung unsers kleinen Gebietes gel lend gemacht. Die verschiedenen Gneisgebiete um Tanneberg, Neukirchen, Reinsberg beweisen es. Aoer .eicht zu denken ist freilich nicht, es wäre dort, wo jetzt der Stein brecher mit seinen Gehilfen Straßenschotter herrichtet, dem Leibe der Erde einst glühend-flüssige Magma entquollen, und über denselben Fluren, da jetzt der Land mann friedlich Furche um Furche zieht, brauste einst ein tosendes Meer Und Lchm- und Sandgruben wären noch heute Zeugen, wie einstens nordi sches Eis in unheimlicher Dicke über unsere heimatlichen Gefilde hinweggekrochen sei. Tie gewaltigen gelben Breiten unserer Karte erinnern aber zu sehr an die wo genden, reifenden Getreidefelder, erinnern zu sehr an den fruchtbaren Untergrund, an die Scholle, die unserm fleißigen Landvolk schlechthin alles bedeutet. Lößlehm heißt jene Bodenart, die bekanntlich der gesamten Lommatzscher Pflege seinen Rus als hervorragendes Landwirtschaftsgebiet verschafft hat. Ein Produkt gewaltiger Steppenstürme, die über die Gegend die fruchtbare Erde in reicher Fülle streute. Die Bo!el bei Meißen bewahrt aus jener Zeit noch einige Pflanzen der Steppen - natur, die wie die kümmerlichen Reste der Liszeitfauna und -flvra besonders be treut, Gegenstand des Sächsischen Heimatschutzes sind. Nach dieser kleinen Skizze über die Landschaft unserer Gegend, die durch Ein- sichten über die Pflanzen- und Tierwelt der Heimat, durch Witterungs- und Be- wästerungskunde ergänzt werden mußten, wenden wir uns nun dem Auftreten des Menschen, damit also der Bosiedlungsgeschichte der Heimat, zu. Aus der Vorgeschichte unserer Gegend zeugen nur ganz wenig Funde von dem prähistorischen Menschen. Jene seltsamen unglasierten Gefäße, die als Urnen, ost mit Asche gefüllt, meist Beigaben zu frühgeschichtlichen Gräbern darstellen und in der Lommatzscher, Oschatzer, Riesaer, Großenhainer Gegend in Mengen ans Tageslicht gelangten, sind rund um Deutschenbora meines Mistens bisher keine fest zustellen gewesen. Ein einzelnes Stück eines feingeschlissenen Steinbeiles, das von Herrn Schneidermeister Einert auf dem Tanneberger Pfarrselde gefunden wurde, beweist über, daß solche Funde wohl möglich und veranlaßten mich zu der Bitte, doch dem Direktor des Prähistorischen Museums, Herrn Dr. Bierbaum- Dresden, Kenntnis geben zu wollen, falls sich etwa beim Traben oder Ackern zu fällig solche Funde ergchen. Denn man muß Hochachtung haben vor dem hohen Alter dieser Dinge, die als erste und einzige Zeugen erster menschlicher Betätigung und ersten menschlichen Auftretens auf die jüngere Steinzeit von 5000 bis 2500 v. Ehr. Geburt Hinweisen. , _ Eine bronzene Brillenfibel, die in Deutschenbora gefunden wurde und zur Zett in. Museum zu Großenhain sich befindet, gehört der älteren vvrrömifchen Eisenzeit an und stammt aus den Zähren 750 bis 500 vor Ehr. Geburt. Lieber 1000 Sahre müssen wir in der Zeitgeschichte weiterschreiten, um aber- mals auf Zeugen zu treffen, die das Vorhandensein eines seßhaften Völkchens an dn Nvrdgrenzr unseres Taues bestätigen. (Fortsetzung folgt.) Unsere Heimat Leitsebttlt lül yelmsttsrzesiung «na Wmstpllegr Nin««»»«« «ZmMcl»» N'Mkl ««cd gieueiis»»« verdsle« Kummer io Märr 1-r- lt. Zaftrgsus Vie kleinere» 8ewä;;er äer Ijeimst. O. Mörtzsch, Dresden. (Schluß.) Die Hetzbach im südlichen Teste der Taubenheimer Flur scheint ihren Namen der Jagd zu ver danken. Hetzjagden waren bei dem Mel ja besonders beliebt. Hirsche, Sauen, Hasen mußten ihr Leben oft stundenlang nur durch die Schnelligkeit ihres Laufes und die Schlauheit verteidigen. Die Herren von Miltitz und später die Ziegler aus Klipp hausen werden ebenso gern der Zagdlust gefront haben wie ihre Fürsten, die Wet tiner. Freilich behielten sich diese, namentlich Kurfürst August, auf vielen Gebieten das Recht der hohen Jagd vor. — Ob bei der Hetzbach an ein untergegangenes Torf, Hetzdorf, das im Südzipfel von Ullendorf und an der Südgrenze von Taubenheim gelegen haben könnte (siehe Flurkarte), gedacht werden darf, ist anzuzweiseln. Die Namrnsform Hetzdvrser Bach müßte dann einmal auftreten. Aus Mangel an Urkun den oder ähnlichen beweiskräftigen Schriftstücken können Mr Vermutungen geäußert werden. Der Lerchendach in Wilsdruffer Flur kann seinen Namen von den Lärchen, Lärchentannen (Pinus larkx) haben, die einstmals seine Ufer säumten. Wahrscheinlicher ist, daß die Herren von Schönberg hier der Vogelstellerei nachgingen. Der Meisenbusch bei Röhrsdvrf, der Krähenbusch zwischen Mrkenhcin und der Hohlfelds Mühle, der Lerchenberg bei Helbigsdorf, der Rabenberg bei Blankenstein sind ähnliche Orte. Erinnert sei noch an die Meisenberge, die Finkenberge, Finkenbüsche, Feisiggründe usw., die wir so zahlreich in unserm Vaterlande antreffen. Die Singvögel wurden gern gesagt, d. h. gefangen mit Netzen und Kloben u. a. Erst das Gesetz vom 22. Just 1876 zählt Lerchen, Drosseln uüd alle kleinen Feld- und Wald- und Singvögel überhaupt nicht mehr zum Dogelwildpret und untersagte deren Fang, Schießen und Verkaufen. Im Mittelalter bis zum Beginn der Neuzeit dagegen verwendete die Küche, sogar die 40