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Tagesspruch. Gar hochgeboren ist ber Mann, Der seinem Willen leben kann, Des edler Mut sein Adel ist, Sein Ruhm die Wahrheit sonder Ast. Herder. Ms Mielmeerfchrt des Zeppelin. Dann Amerika fahrt und Weltreise. Nach Erkundigungen in Friedrichshafen ist die Flug- strerke für die Mittelmeerreise im großen und ganzen jetzt festgelegt. Es darf jedoch nicht übersehen werden, daß Dr. Eckener sich wie immer die endgültige Festlegung^dcs Fluges Vorbehalt. Voraussichtlich aber wird die Fahrt am 24. März in den Morgen stunden bzw. im Laufe des Tages angetreten. Die Fahrt wird vier Tage, also vom 25. bis 29. März, Lauern, so daß mit der Rückkehr des Flugschiffes nach Deutschland am Karfreitag zu rechnen ist. Die Reise geht über Frankreich hinweg, das Nhonetal entlang zur italienischen Küste, um gegebenenfalls Rom und Neapel einen Besuch abstatteu zu können. Wahrscheinlich werden Korsika und Sardinien überflogen werden. Dann soll die Fahrt über Sizilien hinweg nach Afrikas Küste gehen. Kreuzfahrten über das Mittelländische Meer bringen das Schiff dann nach Kreta und Palästina, weiter nach Kon stantinopel und möglicherweise Bukarest, Saloniki, Athen, Atsch und Belgrad. Budapest und Wien werden be nimmt überflogen. 75 Köpfe wird der Zeppelin an Bord staben. Diese Mittelmeerreise soll der Auftakt zu vielen weiteren Fahrten des Sommers werden. Zwei Amerikasahrten stehen bereits fest. Der erste Amerikastart dieses Jahres findet am 10. Mai statt. Des öfteren wird der Zeppelin auch Berlin ansteuern, wird Grönland und Island besuchen und im Spätsommer die große Weltreise antreten, die von Friedrichshafen zu nächst nach Japan, dann nach Kalifornien, weiter nach Zakehurst und dann wieder nach Friedrichshafen durch- geführt wird. Konjunkiur oder Weiter? Keine Entspannung des Ar beits markier Die Ungunst der Arbeitsmarktlage im Reich hat in der Berichtswoche (4. bis 9. März) noch keine Ent spannung erfahren. Wohl ist die Arbeitslosigkeit in einigen Landesarbeitsamtsbezirken, so in Ostpreußen und Pommern, Westfalen und Rheinland, zum erstenmal schwach gesunken, doch hat sie in anderen Landes- W. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Robert, der junge, unerfahrene Mensch, der zum er stenmal eine für ihn so bedeutende Summe in die Hände bekam, verstand nicht, damit umzugehen Es rollte unter seinen Fingern: sein leichtes Künstlerblut machte sich keine Skrupel, bis es zu spät war. Da stand er vor der Alter native: der Kunst entsagen oder hungern müssen. Das Engagement des Schmierendirektors kam ihm gelegen, denn so ehr es ihn in seiner Kunst herabwürdigte, so bewahrte es ihn vor der äußersten Not Im Menschen sind nun ein mal die Selbsterhaltungstriebe die stärksten, und das ist von der Natur weise eingerichtet. Woher sollte auch sonst Lie Kraft kommen, etwas Großes zu leisten, wenn der Körper darben mußte! Senta, die Iugendgejpielin. wiederzusehen, hatte er sich aber nicht verjagen können Er hatte sich oorgenommen, ihr nichts zu erzählen, um sie nicht zu beunruhigen, aber wie es zu gehen pflegt, Auge in Auge kommt es doch stets anders So hatte Senta denn alles erfahren, was sie wissen wollte, und es schmerzte sie tief, daß er, der ihr wie ein Bruder nahe stand, darben sollte, während es ihr hier in leiblicher Beziehung an nichts fehlte. Gern hatte sie ihn auf die Wolfsburg gebracht und stolz ihrem Oheim vorgestellt. Aber Robert hatte vielleicht mit feiner Weigerung recht Sie selbst hätte es nicht ertragen, wenn der Oheim ihn geringschätzend behandelt oder auch llur nichtachtend über ihn hinweggesehen hätte Morgen sah sie ihn ia noch einmal, und da konnte sie thm vielleicht schon das Geld bringen Sie wollte es ihm Wit Gewalt ausnötigen Und dann war dem armen Jun gen geholfen, und er konnte frei seiner Kunst nachgehen Regelmäßig wollte sie ihm die Zinsen schicken » Wenn sie sie nur erst hätte! Welchen Grund sollte sie i>»em Oheim für ihre Forderung angeben? — 2a, bedurfte arbeitsamtsbezirken, wie in Brandenburg, Nordmark, Schlesien, Mitteldeutschland und Südwestdcutschland noch weiter zu genommen, überall ist der Boden so tief gefroren, daß trotz der milderen Witterung die Außen ar beiten noch ruhen. Die arbeitsbereiten Kolonnen haben vergeblich auf Abruf gewartet. Ein Überblick, in welchem Umfange die Arbeitslosigkeit auf die Witterungsverhältnisse zurückzuführen ist nnd inwie weit sie auf der konjunkturellen Lage beruht, läßt sich noch immer nicht gewinnen. Zwar ist die Zahl der Haupt unterstützungsempfänger in der Sonderfürsorge bei berufsüblicher Arbeitslosigkeit am Ende der Berichts woche aus den meisten Landesarbeitsamtsbezirken be kannt, sie betrug rund 30 bis 50 Prozent der Unter stützten; aber sie erfaßt den beruflichen Kreis, der infolge dieses strengen Winters von Arbeitslosigkeit betroffen wurde, nur zum Teil. Oie Todesfälle unier dsn Besahungsiruppen. Chamberlain über Räumungsfragen. Vor dem Heeresausschuß der Französischen Kammer berichteten der Armeegefundheitsinspektor Dr. Pöchin und der Oberst Picot über die Gesundheitsverhältnisse bei der Besatzungsarmee im Rheinland. Sie erklärten, daß seit Eintreten der Frostperiode bei der französischen Rheinarmee 2 73 Todesfälle zu verzeichnen gewesen seien; teilweise seien diese Todesfälle auf die Grippe, die auch unter der Zivilbevölkerung herrschte, zurückzuführen. Ein Verschulden irgendeiner vorgesetzten Stelle sei nicht nachzuweisen, und das Sanitäterkorps habe seine Pflicht getan. Oberst Picot hielt es für angebracht, die etwas krause und kuriose Behauptung aufznstellen, daß der Ge sundheitszustand der Rheinlandarmee zu politischen Zwecken ausgebeutct worden sei, und daß man durch Verbreitung ungünstiger Nachrichten eine vorzeitige Rhcinlandräumung erzwingen wolle. Über die Rheinlandräumung, und zwar nicht über eine vorzeitige, sondern über die durch den Versailler Vertrag gewährleistete, wurde zur selben Stunde im Englischen Unterhause der Außenminister Chamberlain befragt. Ein Mitglied seiner eigenen Partei fragte, ob mit Rücksicht auf die Verpflichtung zur Zurückziehung der fremden Truppen aus der Kob lenzer Zone im Jahre 1930 bereits ein Zeitpunkt festgesetzt worden sei, damit vermieden werde, daß die fremden Truppen deutsches Gebiet über das vertragliche Datum hinaus besetzt halten. Chamberlain erwiderte, daß die Räumung der Koblenzer Zone am 10. Januar 1930 fällig sei, wenn die Voraussetzungen des in Frage kommenden Artikels des Versailler Vertrages von Deutschland pünkt lich erfüllt werden. Es liege bisher kein Grund zu der Annahme vor, daß Deutschland seinen Verpflichtungen nicht Nachkommen werde. * Neue Untaten farbiger Franzosen. In der Gegend von Stieringen wurden zwei polnische Bergleute von sechs Algeriern überfallen und beraubt. Drei der Räuber konnten bereits festgenom men werden. In M etz wurde eine 68 Jahre alte Witwe von dem algerischen Burschen des bei ihr wohnenden Offiziers ermordet und grausam verstümmelt. Mit dem Motorrad in den Trauerzug. Schweres Unglück bei einem Leichenbegängnis. Auf der Chaussee von Dortmund nach Hagen ereignete sich ein folgenschweres Motorradunglück. Um diese Zeit bewegte sich in Kirchhörde der Trauerzug für den verstorbenen Pfarrer Stockmann, dessen Leiche nach Münster ttbergeführt werden sollte, durch die Straße. Die Gemeinde gab ihm das Geleit bis zur Grenze, als plötzlich ein Motorradfahrer in rasender Fahrt her- annahie, der offenbar die Gewalt über die Steuerung ver loren hatte und von hinten in den Trauerzug hineinfuhr. Das Rad stürzte um und begrub mehrere Leidtragende sowie den Motorradfahrer und seinen Begleiter unter sich. Der 55jährige Invalide Brinkmann aus Kirchhörde war auf der Stelle tot. Mehrere andere Leidtragende erlitten-schwere Verletzungen. Sehr schwer verletzt wurde auch der Besitzer des Motorrades, der auf dem Soziussitz saß, während der Führer des Rades nur leicht verletzt wurde. es denn einer Motivierung? War es nicht ihr Eigentum, was sie verlangte? Von solchen Gedanken erfüllt und bestürmt, erreichte sie das Schloß, und gewöhnt, ihren impulsiven Regungen zu folgen, ihre Vorsätze sogleich zum Austrag zu bringen, schlug sie den Weg nach den Zimmern des Oheims ein Graf Maximilian war kurz vorher von einem Ritt heimgekehrt. Er trug noch den Rettanzug mit den aus geknöpften Rockjchößen und die Reitstiefel. Eben im Be griff, sein Ankleidezimmer zu betreten, wurde er von einem Klopfen an seine Tür veranlaßt, in jein Arbeits zimmer zurückzutreten Aus sein kurzes „Herein" trat Senta ein. Graf Wolfsburg traute seinen Augen nicht. „Du, Senta? Du kommst zu mir?" Das junge Mädchen, aus dessen Gesicht Nöte und Blässe wechselte und das durch die verwunderte Frage ihres Oheims in eine ganz jeltene Verlegenheit gesetzt wurde, trat ungeachtet dessen beherzt näher „Ich wollte — dich etwas — fragen," stotterte sie, ganz geg.n ihre Gewohnheit verwirrt. „Was ist es? Sprich" Er rückte ihr einen Sessel hin und ließ sich selbst auf den Stuhl vor dem Schreibtisch nieder. Senta rang mit sich Die Nähe des Oheims, die sie bis her jo viel wie möglich gemieden hatte, wirkte beklemmend aus sie. „Ich möchte — ich wollte dich fragen, ob ich nicht Vie Zinsen meines Kapitals bekommen könnte." „Die Zinsen deines Kapitals'" lragle er verwundert Er war aus alles andere eher als aus vieje Forderung ge- saßt gewesen „Wozu um alles in der Wett willst du das Geld'' Lässt man es dir hier an irgend etwas fehlen, oder hast du einen besonderen Wunsch „Nein, ich habe leinen. Du gibst mir jo viel — viel zu viel" „Ach, Torheit!" unterbrach er sie schroff „Du erhältst nur, was du brauchst. Das ist selbstverständlich, denn aus Brennende Mühlen. Millionenwerte von Korn nnd Mehl vernichtet. In Friedrichstadt entstand in der Kölln schen Weizenwühle ein großer Brand, dem Mil lionenwerte an Korn, Schrot und Mehl sowie Maschinenteilen zum Opfer gefallen sind. Der ältere Anbau der Mühle, in dem sich die großen-Läger be fanden, wurde durch das Feuer vernichtet. Während der Löscharbeiten gerieten zwei Heider Feuerwehrleute in höchste Lebensgefahr, da sich der Brand auch auf das dem Anbau angegliederte NebengebäM>e aus breitete, auf dessen Dach sich die Feuerwehrleute zur Be kämpfung des Feuers postiert hatten. Das Hauptgebäude der Mühle und das Nebengebäude, in dem sich die Kon tore befinden, wurden gerettet. * Jn Einbeck brannte die Eickesche Mühle nieder. Der Brand soll durch Kurzschluß entstanden sein. Un geheure Getreidevorräte sowie die inneren Einrichtungen der Mühle verbrannten. Der Freiwilligen Feuerwehr gelang es, mit Hilfe der Kreismotorspritze wenigstens das durch eine Brandmauer getrennte Wohnhaus unter denkbar schwierigsten Löscharbeiten zu löschen. polnische Wirtschaft. Schweinereien in Posener Bäckcreibetrieben. Im Austrage des polnischen Innenministeriums wurde in den letzten Wochen durch einen Sonderkommissar s eine Kontrolle der Mühlen und Bäckereien der Woiwod- ' schäft Posen vorgenommen. Ein Viertel der inspizierten Bäckereien mußte ge schlossen werden, u. a. wurde die Schließung der größten Posener Konditorei, „Warszawianka", in ^der Schmutz und Ungeziefer überhandgenommen hatten, veranlaßt. Die Hälfte der inspizierten Bäckereien wurde wegen fest- gestellten Ungeziefers, Schmutzes und großer Unsauberkeit mit Geldstrafen belegt. Nur ein Viertel der Bäckerei betriebe wurde als mehr oder weniger in Ordnung be funden. s psNMHr kundlchsu Deutsches Reich Zwischenfall im Württembergischcn Landtag. Während der Beratung der kommunistischen Anfrage über die Zitstände bei den Arbeitsämtern in Württemberg entfalteten zwei Besucher auf der Zuschauertribüne des Württembergischcn Landtags eine rote Fahne, auf der die Worte standen: „Wir fordern Brot und Arbeit!" Die kommunistischen Abgeordneten riefen lebhaft „Bravo", während die beiden Tribüttenbesucher Zwischenrufe machten. Auf Anordnung des Präsidenten wurden die beiden Störenfriede entfernt. , „Das Landvolk" verboten. Laut Verfügung des Oberpräsidenten der Provinz Schleswig-Holstein ist das Organ der Landvolkbewegung „Das Landvolk" in Itzehoe auf Grund des Republikschutz- gesctzes auf die Dauer von vier Wochen verboten worden. Wie verlautet, liegt diesem Verbot vor allem ein Artikel zugrunde, den die Zeitung unter der Überschrift „Mut zur Verantwortung" gebracht hatte, in dem festgestellt wurde, daß der Reichskanzler immer noch Mitglied der Sozialdemokratischen Partei sei. obgleich diese sich nach ihrer letzten Stellungnahme zur Wehrmacht auf den Boden des Landesverrats gestellt habe. Des weiteren liegt dem Verbot der vom „Landvolk" veröffentlichte Brief eines Malermeisters zugrunde, der wegen Nichtleistung eines Offenbarungseides, zu dem er wegen rückständiger Steuern aufgefordert wurde, verhaftet worden war. Der Brieffchreiber hatte seine Weigerung in scharfen Worten begründet und gegen die Verhaftung Einspruch erhoben. Italien. Der Vertrag zwischen dem Vatikan nnd Italien. Der offizielle Text des Vertrages zwischen dem Vatikan und den. Italienischen Staat ist jetzt veröffent lichtworden. Das Dokument enthält eine Anzahl Artikel, in denen die bereits bekannten Abmachungen festgelegk werden. Tie Souveränität des Heiligen Stuhles wird anerkannt und die vattfannrbe Stadt »rntoe dl- anZ- Ver Wolfsburg bist du mein Galt — Die Zinsen deines Ka pitals wurden, jolange ich es verwalte, zweimal fällig. Ich ichlug sie zum Kapital und hoffe es dadurch nach und nach zu vergrößern" „Das Kapital ist groß genug für mich — zahle mir Vie Zinsen lieber jedesmal aus " Gras Wolfsburg zog die Brauen zusammen und sah seine Nichte scharf an „So — nun. und zu welchem Zweck?" Senta schwieg und Iah zu Boden. h „Du jagst jelbst, daß es vir an nichts fehlt und daß du keinen Wunsch hast," nahm er nach kurzem Warten wieder! das Wort „Doch glaube ich dein Verlangen letzt zu ver stehen Du möchtest gern etwas Geld in den Händen haben, das ist begreiflich Ich unterließ es bisher dir Taschengeld zu geben, da es dir hier aus dem Lande an Gelegenheit etwas zu kaufen, fehlt und ich Fräulein von Rupert beauf tragte, deinen Wünschen Rechnung zu tragen. Von heute ab sollst du regelmäßig Taschengeld haben " „Nein, nein," wehrte sie jetzt ab, „das nützt mir nicht» — gar nichts." „Du bist stolz und willst von mir nichts annehmen Gut, so werde ich dir die kleine Summe von deinen Zinsen geben " „Nein, auch das nützt mir nichts, wenn ich nicht die ganzen Zinsen haben kann." „So jage mir endlich, was du eigentlich mit der bedeu tenden Summe ansangen willst," rief er jetzt ungeduldig werdend. Senta schwieg. „Willst du mir den Zweck nicht nennen?" „Nein." „Nun, so kann ich sie dir auch nicht geben," sagte er achselzuckend und stanv aus. zum Zeichen, daß er die Un terredung für beendet halte Auch Senta sprang auf. Alles Blut war aus ihrem Gesicht gewichen. (Fortsetzung folgt.)