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Wilsdruffer Tageblatt : 26.02.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-02-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192902268
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19290226
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19290226
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-02
- Tag 1929-02-26
-
Monat
1929-02
-
Jahr
1929
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 26.02.1929
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uarisierungsmäßnaymen sind noch möglich, wen« die Deutsche Neichsbahngeseüschaft von den gesetzlichen Bin dungen und sonstigen Hemmungen befreit wird?" Die Reichsbahnhauptverwaltung erklärt die Be hauptungen und Schlußfolgerungen in dieser Richtung für unrichtig und in den tatsächlichen Verhältnissen w keiner Weise begründet. Gefährdung der Deutschen in Kabul Gewaltsam zurückgehalten. Von den in Kabul befindlichen Deutschen ist acht Personen die Ausreiseerlaubnis nicht gegeben worden. Achtzehn Deutsche haben die Ausreiseerlaubnis, konnten aber bisher nicht abbesördert werden, weil, wie der eng lische Gesandte mitgcleill hat, zurzeit keine Gelegenheit zur Beförderung vorhanden ist. Die Behinderung der Deut schen soll ihre Ursache darin haben, daß der fetzige soge nannte König von Afghanistan, Habib Ullah, den Deutschen Schwierigkeiten bereitet, die unter der Herr schaft Aman Ullahs bei der Regierung beschäftigt »raren. Der deutsche Generalkonsul in Kalkutta, Baronvon Plessen, ist mit einem englischen Flugzeug nach Kabul geflogen und dort eingetroffen. Er ist an die Stelle des erkrankten und mittlerweile abgereisten deutschen Ge sandten Feigel getreten, um Lie deutschen Interessen zu wahren. In Berlin werden diese Tatsachen bestätigt. In kurzer Zeit erwartet man allgemein das Aufflammen größerer Kämpfe in Afghanistan und besonders auch in Kabul. Englische Flugzeuge haben Sonntag 27 Europäer, darunter den Stab der französischen und der italienischen sowie einen Teil der Angehörigen der englischen Gesandt schäft aus Kabul abtransportiert. politische Köpemcktade in Frankreich. Entführung nach Berliner Rundfunkmustcr. Der Vorsitzende der Radikalen Partei in der Fran zösischen Kammer, der Abgeordnete Daladier, hatte zu einem Festbankett der Straßburger Radikalen Vereinigung sein Erscheinen zugesagt, um dort eine Rede zu halten. Als Daladier bei seiner Abreise den Zug in Paris bestieg, wurde ihm vom Stationsvorsteher ein Telegramm über geben, unterzeichnet Bäckör und Ssinger, Führer der Radi kalen Partei des Elsaß, in dem diese ihn aufforderten, in Zabern den Zug zu verlassen und an einer zu seinen Ehren veranstalteten Kundgebung teilzunehmen. Daladier stieg in Zabern aus und wurde dort von zwei jungen Leuten empfangen, die ihn einluden, ihr Automobil zu besteigen. Sie fuhren dann mit ihm stundenlang spazieret«, bis Daladier Bedenken äußerte. Daraufhin erklärten die Entführer, sie seien Faschisten und hätten Daladier nur spazierengefahren, um ihr« an der Teilnahme an der Straßburger Veranstaltung zu hindern. Sie setzten ihn in einem Dorf aus, von wo er dann unter Benutzung von Autodroschken und Straßenbahnen schließlich frierend und halb verhungert nach Straßburg gelangte, wo er dann noch seine Rede halten konnte, in der er sich gegen jedes Aus nahmegesetz im Elsaß in bezug auf die autonomistische Be wegung aussprach. Daladier beabsichtigt nicht, wegen der Entführung Strafantrag zu stellen, um zu verhindern, daß noch mehr auf seine »osten gelacht wird, wie es heute schon selbst verständlich geschieht. Der neue Kät'eeinSruch. Schneestürme in Südita kielt. Der nene Kälteeinbruch, der Sonntag eintrat, hat in ganz Deutschland zu erheblichen Tcmperaturrückgängen geführt. In Berlin »var die tiefste Temperatur Mon tag früh minus 10 Grad. Ähnlich lagen die Temperaturen in ganz Mitteldeutschland und in Schlesien, wo man überall durchschnittlich 7 bis 10 Grad Kälte mast. Besonders empfindlich macht sich die Kälte in P o m m e r n und Ostpreußen bemerkbar. Dort betrug die Durch- schnittstemperatür minus 20 Grad. Auch das Rhein land, in dem man Sonntag zum Teil noch Wärmegrade messen konnte, hat TempcraturrückgSnge zu verzeichnen. Tauwetter herrschte Montag noch in Baden, Württemberg und den» südlichen Bayern. In Schlesien und Mitteldeutschland waren strichweise leichte Schneefälle zu verzeichnen, in Westdeutschland teilweise Regen. Die Temperaturen in Rußland sanken bis auf minus 22 Grad, im nördlichen Schweden bis auf minus 37 Grad. Auch Westeuropa hat für die nächste Zeit mit neuer Kälte zu rechnen. In Süditalien haben Schncestürme große Schäden angerichtet. Viele Züge mußten wegen Un passierbarkeit der Strecken an ihre Ausgangsstationen zurückkehren, bis Schneepfluglokomotiven die Strecke frei gemacht hatten. Die Schneefälle haben viele Gebirgs gegenden isoliert, so daß ihnen auf Lastautos Lebens mittel zugesandt werden mußten. In den Bergen von Apulien hat der Schnee eine Höhe von einem Meter erreicht. Dunkler Schnee. Im Kreise Horodenko in Ostgalizien fiel eilt Schnee, der mit dunkelbraunem Staub vermischt war, so daß die ganze Gegend mit einer dunklen Schneedecke bedeckt wurde. Sine ähnliche rätselhafte Erscheinung konnte dort schon vor zehn Monaten beobachtet werden: damals fiel der Staub mit Regen untermischt zu Boden. Polizeistunde! Eine wichtige Entscheidung für Wirte und Gäste. Wegen Überschreitung der Polizeistunde waren gegen einen Gastwirt in Annaberg und vier Gaste, die in feinem Lokal bis nach 2 Uhr morgens gezecht hatten, Strafverfügungen erlassen worden. Auf Einspruch hatte das Amtsgericht die Angeklagten freigesprochen. Dieses Urteil ist jetzt vom OberlandesgerichtinDres- den aufgehoben worden. In der Sache selbst muß noch mals vom Amtsrichter entschieden werden. Das Ober tandesgericht sagt in der Begründung: Die Strafbestim mung in 8 365 des St. G. B. habe nicht genügt, um Schlemmerei und Völlerei, die mit dem Ernst der Zeit nicht zu vereinbaren sind, wirksam zu treffen. Deshalb wäre das N o 1 g e s e tz v o m Februar 1923 erlassen Worden, das schärfere Maßnahmen vorsieht, insbesondere auch gegen die Gäste. Durch ministerielle Verordnung sei fiir Sachsen die Polizei st undeauflUhr festgesetzt worden. Der Wirt könne gegen das Notgesetz nur da durch verstoßen, daß er ein längeres Verweilen der Gäste dulde. Wenn gelindere Mittel nicht wirken, so werde von ihm stets die Serbeirufuna der Polizei verlangt, und LanäwjrllmaMiehe Lebensfragen Von Friedrich Magnus Graf zu -Solms - Wildenfels. Unter dieser Ueberschrift verschickt das „Berliner Tageblatt" eine Artikelserie von Landeskulturdirektor Bollert in Königsberg, wovon der erste erschienen ist und weitere nachfolgen sollen. In diesem ersten Heft wird der deutschen Landwirtschaft, im Ver gleich mit der holländischen und dänischen, Rückständigkeit in ihrer wirtschaftlichen, vor allem kaufmännischen Organisation vorgewvr- fen und als Ursache des Uebels der Großgrundbesitz hingestellt. Mit den sachlichen Erwägungen, die der Landeskulturdirektor Bol lert anstellt, könnte man sich einverstanden erklären, wenn er ir gendeinen deutschen Landesteil zum Vergleich mit den beiden Nachbarländern heranzöge, der wie z. B. Holstein als vergleichs fähig zu bezeichnen ist. Dies tat er aber nur ausnahmsweise; im allgemeinen führt er dem gesamten Deutschen Reich entnommene Zahlen an und vergleicht damit die Ergebnisse der beiden kleinen, durch Klima, Fruchtbarkeit des Bodens und Absatzlage besonders begünstigten Länder Dänemark und Holland. Ein solcher Vergleich ist an sich schon eine Irreführung, denn man kann die verschieden artigsten landwirtschaftlichen Vorbedingungen von ganz Deutsch land nicht mit Ländern vergleichen, welche landwirtschaftlich gleichmäßig sind. Bei der Schlußfolgerung daraus begeht der Kö nigsberger Landeskulturdirektor einen zweiten Denkfehler, der ge rade bei einem Herrn mit seinem Titel einigermaßen auffällt, in sofern, als er nämlich die Erklärung für die Unterschiede der Er träge nicht im Klima, nicht in der Dvdengüte, nicht in der Absatz lage, sondern in der Besitzverteilung zwischen Gwß- und Kleinbe- sitz findet. Und damit kommen wir zu der Frage, ob diese Vertei lung in jenen Ländern etwa besonders von der im ganzen Deut schen Reich abweicht und erhalten merkwürdigerweise gerade in dieser Schrift darauf die Antwort, daß dies nicht der Fall i,t. Was er also als letzten Grund für die deutsche landwirtschaftliche Rückständigkeit hinstellt, ist gar nicht vorhanden. Um so weniger, als der Verfasser bezüglich der Desitzverteilung nur Zahlen für Deutschland im ganzen angibt. Nun kommt aber noch die größte Irreführung der Leser. Herr Bollert hat seine Zahlen dem Bulle tin de staüstique agricole et cvmmerciale bezüglich der Zahl der Nutztiere entnommen. Nach Prof. Hickmanns Geographisch- Statistischen Universal-Atlas lauten diese wesentlich anders: im Jahre 1923 Deutschland Bevölkerung 64 Mill., 16 653 000 Rin der, auf 1000 Einwohner entfallen 260 Rinder; 1921 Holland Bevölkerung 7 2 Mill., 2 063 0O0 Rinder, auf 1000 Einwohner entfallen 286 Rinder; 1923 Dänemark Bevölkerung 3,4 Mill., 2 537 000 Rinder, auf 1000 Einwohner entfallen 746 Rinder. Nach Bollert lauten die letzten Zahlen: Rinder pro 1000 Einwohner: 265 für Deutschland, 391 für Holland, 2618 für Dä nemark. Die wahren Zahlen bedeuten gerade für Deutschland eine er staunliche Leistung, wenn man an die Eingriffe in den Viehstand während der Kriegszeit denkt, im Vergleich zu den beiden neu tralen Ländern mit ihrem Kriegsgewinn. Herr Bollert scheint gar nicht die historische Entwickelung des Deutschen Nordens und Ostens zu kennen, welcher als ehemaliges zwar alsbald nach Eintritt der Polizeistunde. Wem« er wiesenermaßen der erste Bürgermeister von Annaberg den Gastwirten erklärt habe, sie könnten sich drei Tage in der Woche auswählen, an denen die Polizeistunde bis zwei Uhr verlängert werde, während an den übrigen vier Tagen der Woche Polizeistunde 1 Uhr sein müsse, daß er aber, um dcu Gastwirten entgegenzukommen, die Polizei angewiesen habe, nicht vor 2 Uhr einzuschreiten, so habe damit der Bürgermeister zweifellos die ihm erteilte Ermächtigung zur Verlängerung der Polizeistunde weit j überschritten. Immerhin habe der Angeklagte ge- ' glaubt, daß die Polizeistunde um 1 Uhr auch für die Anna berger Gastwirte gilt, außerdem komme hinzu, daß die, fragliche Nacht nicht zu den von den Angeklagten aus- erwählteu drei Nächten gehörte, in denen die Polizeistunde bis zwei Uhr verlängert war. Wenn der Angeklagte im Hinblick auf die längere Zeit fortgesetzte verbots widrige polizeiliche Duldung der Überschreitung der Polizeistunde durch Annaberger Gastwirte seine Hand lungsweise für erlaubt und straflos hielt, so stellt sich sein irriger Glaube nicht als Unkenntnis des Gesetzes dar. sondern als ein Irrtum über die Bedeutung des Gesetzes, der für die Folgen des strafrechtlichen Verschuldens ohne Bedeutung sei. Ebenso verhalte es sich mit dem irrigen Glauben der Gäste, es stehe ihnen nach Eintritt der Polizeistunde noch eine Schonfrist von etwa 15 bis 20 Minuten zum Austrinken, Bezahlen und Ankleiden zu. i Rus unlrrer keimst 1 Wilsdruff, am 26. Februar 1929. Merkblatt für den 27. Februar. Sonnenaufgang 6°' »Mondaufgang 22" Sonnenuntergang 17°° jj Monduntergang 8" 1623 Der preußische General Graf Kleist von Rotten dorf aest. Laßt das Buch zu Ehren kommen! Seit vielen Jahrzehnten schon stehen wir Deutsche in dem guten Nus, ein Volk der Dichter und Denker zu sein, und es ehrt uns besonders, daß nicht wir selbst, sondern die anderen Völker uns diesen Ehrentitel verliehen haben. Der ererbte Titel will aber immer von neuem erworben und verdient sein, und nichts ist geeigneter, ihn an jedem Tage neu zu bestätigen und zu bekräftigen, als die hohe Achtung, die wir dem deutschen Buche, den Werken unserer Dichter und Denker, zollen oder doch zollen sollten. Denn es mutz der Wahrheit gemätz gesagt wer den, dah in der Kriegs-, besonders aber in der Nachkriegszeit das deutsche Buch bei uns selbst etwas in den Hintergrund getreten ist. Ma» liest nicht mehr so viel wie einst, und vor allem: man kaust nicht mehr so viel Bücher wie früher. Nicht ganz mit Unrecht hat man unsere Zeit „materiell" und „nüchtern-praktisch" genannt, und wenn auch zugegeben werden muß, datz wir in unseren vielen Nölen leider hundert und mehr Gründe haben, uns mit unseren materiellen Sorgen, mit dem, was der Tag bringt, recht eingehend zu befassen, so sollte und dürfte das Geistige darüber doch nicht zu Schaden kommen. Und so ist es hohe Zeit, datz das Buch wieder zu Ehren gebracht wird, damit es in unserem Leben wieder den Platz einnehme, den es verdient. Das ist der liefere Sinn, der in dem „Tag des Buches" liegt, der am 22. März, dem Todestage Goethes, im ganzen Deutschen Reich und darüber hinaus in dem uns stammverwandten Österreich in besonderer Weise be gangen werden soll, über das Wie wird zur gegebenen Zeit noch zu reden sein, aber schon jetzt darf es als besonders wichtig bezeichnet werden, datz sich vor allem die in der Jugendarbeit stehenden Personen, alt und jung, Männer und Frauen, in den Dienst dieser guten Sache stellen, damit der^Tag des Buches" in würdigster Weise.ausLeftgllet w.erde. Kolonialland eine mehrere hundert Jahre jüngere Kultur hat al» Holland und Dänemark. Daß diese Schrift letzten Endes der Landwirtschaft nicht nutzen will, geht aus einem Satz auf Seite 28 hervor: „Trotz Ge schrei über Steuern und Lasten belastet die deutsche Landwirtschaft heute tatsächlich die Allgemeinheit", oder ebendort: „Dabei will das Ammenmärchen von dem Zvllschutz als Allheilmittel nicht mehr recht Glauben finden". Ja, weiß denn der Verfasser nicht, daß wir ein armes Volk sind und daß zur Intensivierung der land wirtschaftlichen Betriebe Geld gehört, unerhört viel Geld, was wir nicht haben? Weiß er nicht welchen gewaltigen Prozentsatz die Böden, auf denen Getreide gebaut wird, in Deutschland aus machen und was dazu gehören würde, aus ihnen Gemüfeplantagen oder Blumenbeete zu machen, deren Rentabilität in unserm armen Lande mit verarmter Bevölkerung ohne den nahen Seeweg in die reichen Siegerstaaten mehr als fraglich erscheint? Viel wahr scheinlicher ist ein anderes, daß nämlich diese Böden entweder der Verwilderung oder im besten Falle der Aufforstung verfallen würden. Gerade ein Vergleich mit Holland und Dänemark bezüg lich der Bodenbenutzung in Prozenten der Gesamtfläche beleuch tet grell den keineswegs günstigen Stand der Bodenkultur in Län dern ohne Schutzzoll. Deutschland 27A Wald, unproduktiv 9^, Acker 47ST, Wiesen und Weiden 17^; Holland: Wald 8A, unpro duktiv 27Acker 27Wiesen und Weiden 382L; Dänemark: Wald 8^, unproduktiv 17A, Acker 43 Wiesen und Weiden 32 SS. Holland hat also dreimal so viel Oedland und Dänemark dop pelt so viel als Deutschland, welches viele Gebirge besitzt, wäh rend die beiden gelobten Länder dies nicht haben. Die Besitzver teilung in Deutschland kann also nicht so schlecht sein, wenn in Deutschland die Besitzer-Pflicht, den Boden zu kultivieren, viel ern ster genommen wird, als in Holland und Dänemark. Der Herr Landeskulturdirektvr wird vielleicht in wenig Jah ren anderer Meinung über die Belüftung der Allgemeinheit durch die Landwirtschaft sein, wenn uns das Ausland für keinen Zentner Weizen mehr Kredit gibt und wir wieder darauf angewiesen sein werden, unser schwarzes Roggenbrot auf Marken zugeteilt zu be kommen. Die ganze Schrift verrät, daß es dem Verfasser nicht darum zu tun ist, der deutschen Landwirtschaft zu helfen, sondern politisch die Dauern zu beeinflussen. Daß der Großgrundbesitz im Norden und Osten unseres Vaterlandes sich nicht mehr lang wird halten können, dafür sorgen schon die heutigen Negierungen von Reich und Ländern. Mögen sie dann nur auch den anzufiedelnden Bauern das nötige Kapital geben, daß diese sich werden halten können. Die heute Regierenden werden alles daran setzen, sie zu Fronarbeitern der von ihnen viel genannten „Allgemeinheit" (mit Ausschluß des Landwirts) zu machen. And diese Fron wird viel härter sein als diejenige, die vor hundert Jahren abgeschafft wurde. Es bleibt kalt. Die Kaltluftmassen, die abermals mit großer Kraft von Nordeuropa her nach Süden vorgestvßen sind, haben sich imLaufe desMontags weiter ausgebreitet. Nur noch der äußer ste Süden und Südwesten des Reiches zeigt Temperaturen über Null Grad. Für eine Aenderung der Wetterlage fehlen zur Zeit noch alle Anzeichen. Der Wind wird — wie die Berliner Wetter dienststelle mitteilt — weiter aus Osten wehen. Die neue KMe- welle hat nach einer Meldung aus Kopenhagen auch ganz dinavien in ihren Bereich gezogen. Kopenhagen hat 13 G „h, Odense 20 Grad Kälte. Aus Schweden werden bis zu 37 aus Finnland bis zu 31 Grad unter Null gemeldet. Auch auf I land und Grönland ist das Thermometer gefallen. Auf dem Großen Belt sind die Eismaffen noch stärker geworden. Die Ueber- fahrten sind jet,r erschwert. Zwei Fähren sitzen im Eise fest. Aus Warschau werden neue starke Verspätungen im Eisenbahnoerkt-Hr infolge von Schneeverwehungen gemeldet. Die Temperaturen lie gen zwischen 14 und 20 Grad unter Null. Auch Bukarest meldet strengen Frost. Im Eisenbahn- und Fernsprechverkehr sind große Störungen festzustellen. Helft Unfälle verhüten! Unter diesem Motto steht die Reichs- Unfallverhütungs-Woche, die durch Aufklärung das Verständnis für die Notwendigkeit und die Möglichkeiten der Unfallverhütung wecken und dadurch die immer noch zu hohen Unfallziffern herab mindern will. Eine besonders hohe Zahl entfällt auf das Konto Verkehr. Aus diesem Grunde und weil daran alle Einwohner gleichmäßig interessiert sind, veranstaltete der Stadtrat in Ver bindung mit dem dafür gewählten Arbeitsausschuß gestern abend ^7 Uhr im „Löwen" einen Lichtbildervortrag über die Gefahren auf der Straße. Der Saal war voll besetzt von Kindern und Erwachsenen, aber es herrschte eine Eiseskälte. Stadtrat Zienert begrüßte alle namens des Stadtrats und wies auf die große Pflicht hin, an der Verhütung von Unfällen mitzuhelfen. An Hand einer großen Reihe teils mehr und teils weniger markanten Lichtbilder führte Oberlehrer Gerhardt im Gegensatz zu den Fehlern das richtige Verhalten der Fußgänger und Fahrzeug- kenker, verschiedene Unsitten der Kinder auf Straßen und Plätzen und die Notwendigkeit ihrer Unterbindung vor Augen. Ausfüh rungen und Bilder sind sicher hie und da auf guten Boden ge fallen und haben der guten Sache genützt. Am Schluffe dankte Stadtrat Zienert dem Vortragenden und den Herren des Aus schusses, die den vom Arbeiterbildungsausschuß freundlich zur Verfügung gestellten Lichtbilderapparat bedienten. Bei der Ge legenheit sei auch nochmals auf das Büchlein „Augen auf" hin gewissen, das in Wort und Bild auf die überall drohenden Un- fallgefahren aufmerksam macht. Es ist beim hiesigen Postamt in jeder gewünschten Menge zu haben. Ortsausschuß für Handwerk und Gewerbe. Der gestern nach mittag im „Adler" stattgefundene Sprechtag hatte guten Besuch aufzuweisen. Stadtrat Zienert teilte mit, daß auch der Steuer- sprechtag viel benutzt worden sei, während an dem kostenlosen Buchfüyrungskursus nur elf Personen sich beteiligten. Der Landes ausschuß rufe jetzt überall zu großen Protestkundgebungen gegen neue Steuern und weitere Bedrückung des Mittelstandes auf. Auch wegen der Konkurrenz der Gefängnisarbeit sind neu« Schritte unternommen worden. Man will erreichen, daß die Ge fangenenanstalten lediglich für den eigenen Gebrauch produzieren. Die Gründung eines Bürgervereins gab Herrn Rode- Grumbach Anlaß, seinen Standpunkt zur Organisationsfrage über haupt darzülegen. Er meinte, das Handwerk sei hier überorgani siert, das bedinge auch den allgemein schwachen Besuch. Es ge nüge der Zusammenschluß einmal politisch, einmal wirtschaftlich und höchstens noch beruflich in den Innungen. Das Beispiel der Landwirtschaft sei in dieser Beziehung vorbildlich. In dem neuen Bürgerverein soll man deshalb andere überflüssige Vereine auf- gehcn kaffen. Dem trat in gewißer Beziehung Möbelfabrikant Schlichenmaier entgegen. Beim Vergleich mit der Land wirtschaft müsse man den großen Unterschied im Grundaufbau be
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