Volltext Seite (XML)
MsdmfferAMblatt Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts- gerichts und des Stadtrats zu Wiisdruff, des Forstrenlamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis : die 8 gespaltene Raumzeile 2VRpfg., die 4 gespaltene Zette der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. NachweijuntzsgedLhr 20 Reichspsennige. Dorr geschriebeneTrscheinungs- tage und PlatzvUrschriften werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen, annabmebis oorm.10Uhr. ' ' — Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermitteltenAnzeigen übernehmen wir keine Garantie, ^.»der Rabatranspruch erlischt, wenn derBetrag durch Klage eingezogen werdenmutz oder derAustraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend trägerund Geschafrskelleu --- — II nehmen zu jeder Zeit De- Üellungen entgegen. JmFalic höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht Kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Freitag, den 15 Februar 1929 Nr. 39 — 88. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt* Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Deutsche Beschwerde in Genf And nun mal Schnee! * Die Eishilse der Linienschiffe und der Flieger. Wenn von Schiffahrt die Rede ist, muß immer Von neuem der tatkräftigen Hilfe, die unsere Linienschiffe und unsere braven Flieger den vom Eise einaeschlossenen Nord seeinseln und den in Nord- und Ostsee festsitzenden Schiffen bringen, in rühmender Weise gedacht werden. In früheren Zeiten wären so lange Zeit vom Packeis fest gehaltene Schiffe rettungslos verloren gewesen, jetzt werden sie, wenn sie auch nicht immer sofort aus der Eis not befreit werden können, durch die Flieger, die unter eigener Lebensgefahr zu ihnen hinfinden, so lange mit Proviant versorgt, bis die Gefahr vorüber ist, bis die Linienschiffe sie ins Schlepptau nehmen und in einen Schutzhafen geleiten können. beauftragt werden. Schließlich seien die nötigen Maß nahmen zu treffen, um Ulitz gegen die völlig unbegründete Strafverfolgung zu schützen. Große Schneeverwehungen in Ungarn. Budapest. Nach Mitteilung der ungarischen Staatsbahn- direktion haben die nächtlichen Schneeverwehungen aus den in Transdanubien liegenden Strecken große Verkehrsstörungen verursacht. Nicht weniger als acht Züge sind entweder im Schnee steckengebliebcn oder aus einer Station liegengeblieben, um Freilegung der verwehten Strecken zu erwarten. Zwei Züge sind während der Bemühungen, sie wieder frei zu bekom men, entgleist und versperren den Verkehr. Aus 22 Strecken ist der Verkehr gänzlich eingestellt. Die Schnellzüge aus Fiume und Spalato treffen seit drei Tagen nicht mehr an der Landes grenze ein. In dem östlichen Gebiet des Landes sind, abge sehen von kleineren Verspätungen, keine größeren Verkehrs störungen eingetrcten. Nach einer Meldung aus Qdenburg sind die Straßen in der Stadt und in der Umgebung gänzlich verweht. In einigen Straßen konnten die Haustore wegen der vor ihnen liegenden Schneemassen nicht mehr geöffnet werden, so daß die Einwohner nur durch die Fenster ins Freie ge langen konnten. Die Stadt Nagykanisza ist von der Außenwelt gänzlich abgesperrt. Das Dringlichkeitsverfahren angewandt. Genf, 14. Februar. Der Generalsekretär des Völkerbundes hat Donnerstag abend die Entscheidung getroffen, daß der tele- graphisch eingetroffene Protest des Deutschen Vvlksbundes in Oberjchlesien unverzüglich sämtlichen Mitgliedem des Völkrr- bundsrates sowie insbesondere der polnischen Regierung übermit telt und der Fall auf die Tagesordnung der Märztagung des Ra tes gesetzt werden soll. Für den Protest wird somit nach der Entscheidung des Generalsekretär das Dringlichkeitsversahren an- gewendet, das für besonders wichtige Fälle eine sofortige Ent scheidung des Vvikerbundsrates aus der nächstliegeichen Tagung vorliegenden Tagung vorsieht. Der Wortlaut des Protestes wird vom Sekretariat des Völkerbundes nicht bekannt gegeben. Fedoch wird in dem Telegramm die sofortige Freilassung Ulitz und nach der Freilassung Untersuchung der Verhaftung durch einen Sonder- lommissar des Völkerbundes gefordert. Es wird weiter erklärt, weder sachliche noch prozessualrechtliche Gründe Härten als Ver anlassung für die Verhaftung vorgelegen, da weder Verdunkelungs- noch Fluchtgesahr bestanden hat. Es erhebt sich nun die ernste Frage, ob Ulitz trotz des Prote stes des Deutschen Volksbundes beim Völkerbund, bis zur Ta gung des Rates, der erst in dreieinhalb Wochen zusammeMritt, im Gesängnis verbleiben soll. Es erscheint vielmehr dringend erfor derlich zu sein, daß unverzüglich beim gegenwärtigen Präsidemen des Völkerbundsrates, Briand, der Antrag gestellt wird, die pol nische Regierung zu einer vorläufigen Freilassung zu veranlassen, bis der Völkerbundsrat endgültig über den Fall entschieden Hal. ES schneit von Stockholm bis Florenz. Weniger, aber immer noch genug Kälte. Der Tauwind zwar kam noch nicht vom Mittelmeer, aber es kam von dort eine Wolkendecke, die sich in der Nacht zum Donnerstag über Deutschland mit einer größeren Wolkendecke, die aus den Ostseegebieten kam, vereinigte. Diese Bewölkung hatte starken Schneefall über ganz Mitteleuropa zur Folge. Es hat nicht nur in Deutschland — mit Ausnahme einiger westlicher Gebiete —, sondern auch in Schweden und den im Osten, Südosten und Süden an Deutschland und an Österreich angrenzenden Gebieten geschneit, um es in einer kurzen Formel zu sagen: von Stockholm bis in die Gegend von Florenz. Im Zusammen hang damit stand ein weiterer Rückgang der Kälte. Schlesien meldete „nur noch" 15 bis 16 Grad unter Null, Ostpreußen 12 Grad, die Ostseeküste 10 bis 13 Grad. In Sachsen dagegen herrschten trotz dem Schneefall 20 Grad Kälte. In Westdeutschland liegen die Temperaturen durchschnittlich zwischen minus 19 und minus 21 Grad. Die Nordsecküste hatte 14 Grad Kälte. In wettcrkundigcn Kreisen rechnet man damit, daß vorläufig die Tempera turen sich auf ungefähr 8 bis 10 Grad Kälte halten werden und daß weitere Schneefälle bevorstehcn. In Berlin und in anderen Orten Deutschlands sind für einige Zeit die Schulen geschlossen worden, nicht so sehr der — ja immerhin ein wenig abslauenden — Kälte wegen wie aus Gründen der Kohlenersparnis Aus den gleichen Gründen hat man in Berlin auch die Schwimm-, Wannen- und medizinischen Bäder geschlossen. Die Frage der Versorgung mit Kohlen, zu der sich hier und da auch das Problem der Lebensmittelzufuhr gesellt, beginnt eine nicht unwesentliche Rolle zu spielen. Auf verschiedenen Braunkohlcngrnben in der Niederlausitz mußte der Betrieb eingeschränkt werden und es sind auch Arbeiter entlassen worden. Kohlen- und daneben Wassermangel herrscht auch in Wien. Im ungarischen Eisenbahn verkehr sind durch heftige Schneestürme erhebliche Störun gen verursacht worden; in der Tschechoslowakei mußte der Zugverkehr eingeschränkt werden und in Süd- slawien ist fast der ganze Verkehr lahmgelegt. Auch aus Italien kommen Nachrichten über Verkehrs störungen: Straßen, Bahnen und Verkehrsanlagen sind durch Erdrutsche stark beschädigt worden. Wärme im Norden, Kälte im Westen. Während es im südlichen Norwegen kalt ist, war die Stadt Vardö im nördlichsten Norwegen Mittwoch Wohl die wärmste Stadt Europas mit einer Temperatur von 8 Grad über Null. Island hat immer noch 3 bis 5 Grad über Null. Dagegen gab es in Frankreich und in England grimmige Fröste und auf dem Düben- dorfer Flugplatz in der Schweiz wurden nicht weniger als 37 Grad Kälte festgestellt. In Belgien ist die Kälte so groß, daß selbst die Wildschweine erfrieren und die Rehe bis in die Dörfer Vordringen, um Nahrung zu suchen. Auf dem Schwarzen Meer aber schwimmen kilo meterlange Eisberge, die die Schiffahrt aufs äußerste gefährden. Freilassung gefordert wird. Die Petition liegt bereits vem Generalsekretär vor, der sich über die Antwort schlüssig werden will. Es ist anzunchmen, daß das Sekretariat das Dringlichkeitsverfahren als gegeben erachtet. Für diesen Fall liegt folgende Entschließung des Nates vor: In Fällen äußerster Dringlichkeit teilt der Generalsekretär die Petition den Ratsmitgliedern mit, sobald sie im Sekre tariat eingetroffen ist, und läßt die Frage aus die Tages- srdnung der unmittelbar folgende» Ratstagung eintragcn. Gleichzeitig sendet er die Petition der interessierten Re- fterung, damit sie ihre Bemerkungen dazu erteilen kann. Ls ist anzunehmen, daß dieses Verfahren eingeschlagen vird. Die Verhaftung Ulitz' hat im Generalsekretariat des Völkerbundes unverkennbare Überraschung hervor- zcrufen. Man steht in ihr eine bedenkliche Verschärfung oer Minderheitenfrage, die demnächst zur Sprache kommen soll. Keinerlei sachliche Grundlage. In dem Protesttclegramm, das der Deutsche Volks bund an den Völkerbund gesandt hat, wird ausgeführt, die Verhaftung entbehre jeder sachlichen Grundlage und ermangcle jeder formalen strafprozessualen Voraussetzung, da weder Verdunkelungsgefahr noch Fluchtverdacht be stehe. Sie sei nur dadurch zu erklären, daß Ulitz der deutschen Minderheit angchöre. Der Völkerbund wird gebeten, die nötigen Maß nahmen zu treffen, damit Ulitz aus der Haft entlassen werde. Auf jeden Fall solle auch nach der Haftentlassung ein Kommissar mit der Prüfung des weiteren Verfahrens Preßbur» von der Außenwelt abgeschnitten. Prag. Aus allen Teilen der Tschechoslowakei kommen Meldungen über außerordentlich umfangreiche Störungen des Verkehrs. Preßburg und seine Umgebung wurde von einem langandauernden Schneesturm heimgesucht. Die Verwehungen, die er im Gefolge hatte, haben die Stadt von der Verbindung mit der Außenwelt völlig abgeschnitten. Die Schnellzüge, die nach Preßburg unterwegs waren, blieben alle einige Stationen vor der Stadt im Schnee stecken, der Preßburg um Mitternacht verlassende Nachtschnellzug nach Prag gelangte infolge der Verwehungen nur bis kurz hinter den Preßburger Tunnel. Am Donnerstag konnte nicht ein einziger Zug aus Preßburger abgelassen werden. Auch eine Ausnahme des Ver kehrs der elektrischen Straßenbahn war nick» möglich. In Brünn beschloß die Direktion der Straßenbahn mit Rücksicht auf die Schwierigkeiten in der Beseitigung des Schnees, den Verkehr bis aus Widerruf einzustellen. Im Mährisch- Ostrauer Kohlenrevier ist der Güterverkehr infolge Mangels an Personal, das zu einem hohen Prozentsatz erkrank! ist, und an Lokomotiven saft ganz zum Erliegen gekommen. Der Bahnhof von Mährisch-Ostrau und der Bahuknolcnpuukt Oderberg sind durch Gülcrzüge vollkommen verstopft. Viele Ge meinden der Umgebung leiden an Wassermangel infolge Ein frierens der Rohre. Die Kohlenförderung ist fast normal. Polens Llebergnffe. Angekündigt hatte es der deutsche Außenminister auf der letzten Konferenz des Völkerbundrates, daß so bald als möglich die Frage des Rechtes der Minderheiten auf der Tagesordnung der Völkerbundversammlung er scheinen sollte. Durchaus zweifelhaft aber war es, ob es gelingen würde, eine grundsätzliche Verhandlung darüber in einer Einrichtung herbeizuführen, die, wie es der Völkerbund doch ist, gerade seinen Ursprung dem Dogma des Selbstbestimmungsrechts der Völker verdankt; es also als vornehmste Aufgabe betrachten sollte, diesem Rechte wirkliche Geltung zu verschaffen. Minderheitsfragen haben ja eigentlich jedesmal auf der Tagesordnung solcher Sitzungen gestanden, die bittersten Klagen namentlich aus den polnisch gewordenen Teilen Ober- schlesiens beschäftigten immer und immer wieder die Genfer Versammlung. Wenn den zahllosen Beschwerden auch nicht ledesmal stattgegeben wurde, so geschah er- frenlrcherwelse doch manches, was die Bedrückung des dE'gen Deutschir^ etwas milderte. Weniger die Auflösung des Ostoberschlesischen Sejms r Verhaftung des bisherigen Sejmabgeordneten Ulitz wird nun Veranlassung geben, die Absichten des deutschen Außenministers auf eine grundsätzliche Behand lung des Minderheitenrechts in Genf zu verwirklichen Die polnische Regierung hat wohl damit gerechnet, daß diese ihr nicht sehr angenehme Streitfrage zur Sprache kommen würde, hat darum versucht, einen Gegenzug zu machen durch den Antrag, daß die im Völkerbundstatut angedeme- »en Bestimmungen des Minderheitenausschusses auf alle Staaten ausgedehnt werden und nicht bloß auf den Schutz der deutschen Minderheiten in Polen beschränkt sein sollten. Dieser Antrag ist — bedauerlicherweise — zurück gezogen Worden, und zwar auf französische Veran lassung, offenbar, weil man in Paris ein Anschneiden der elsässischen Frage besorgte. Auch die Verhält nisse in der Tschechoslowakei und in Südtirol, außer dem in Litauen würden möglicherweise zur Sprache kommen. Deutschland jedenfalls hätte eine Behandlung des Minderheitenrechtes nicht zu fürchten, denn selbst der Vorsitzende des — in der Hauptsache polnischen — Minderheitenverbandes, Dr. Kaczmarek, hat vor kurzem erklärt, daß der neue Gesetzentwurf über das Schulwesen der fremdsprachigen Minderheiten in Deutschland allen Forderungen genüge. Durch das Telegramm der Gattin des Verhafteten und durch den Protest des Deutschen Volksbundes in Polen, dessen Vorsitzender Ulitz ist, wird der Völkerbund Entscheidung gestellt, die seinem Sekretariat wohl nicht sehr angenehm sein mag, um die er aber kaum herum kann, zumal die der Anklage zugrunde liegende Bescheini gung, die eine Begünstigung der Fahnenflucht enthält, in den deutschen Kreisen Ostoberschlesiens für eine glatte Fälschung erklärt wird. " Man beschuldigt den jetzt Verhafteten, „gegen die Sicherheit des Polnischen Staates" gehandelt zu haben. Das ist eine Anklage, die in allen jenen Staaten oft genug wiederkehrt, wo das vom Reich oder voll Österreich ab gerissene Deutschtum im Kampf um seine Existenz steht. Nach der Szene, die sich auf der letzten Völkerbundratstagung in Genf abspielte, als Dr. Strese mann vor dem polnischen Außenminister wegen der Be handlung der deutschen „Minderheit" in Polen mit der Faust auf den Tisch schlug, war vorauszusehen, daß die Warschauer Negierung einen womöglich noch deutsch feindlicheren Kurs cinschlagen würde. Das ist auch ge schehen. Die deutsch-polnischen Handelsvcrtragsverhand- Stocken und die Auflösung des Ost- ebenso wie die nunmehr erfolgte die Ver^ch^ Ulitz sind nur Zeichen für me V e r l cy u r 7 u ; g de r b i s st ,> I- i ci c n Bnlitik der Vers"m"Märrdsindet°^ des Deutschtums. . ? s E ? Tagung des Völker ¬ bundrates statt. Dorr wrrd und muß die Fraae des Minderheitenrechts Nicht bloß zur Sprache kommen, sondern wlrkllch etwas geschehen. In Genf aibt es ja auch mit ^ntern^°?.^ eine Ein ¬ richtung des Völkerbundes,, die sich mit den Fragen des Sozialrechts befaßt rmd zweifellos große Erfolge erzielt hat; es ist höchste Zeit, daß em gleiches auch für das Recht der Minderheiten geschaffen wird Deutschland muß darauf bestehen, denn sein Eintritt in den Völkerbund ist nicht znletzt mit der Hoffnung geschehen, eine Stelle zu finden, auf der man das Deutschtumim Ausland vor Unterdrückung und Verfolgung erfolgreich schützen kann. Bisher hat sich diese Hoffnung nur in sehr be schränktem Maße erfüllen lassen. Der Fall Mitz. Überraschung beim Völkerbund. Im Generalsekretariat des Völkerbundes zu Genf ist Donnerstag die telegraphische Petition des Deutschen Bolksbuudes in Oberschlcsien eingctroffcn, in der gegen die Verhakt»»» keines Leiters Ulin vrotcktiert und keine