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T-iqeslp'-nch. Hadre nicht mit dem Geschick, Maa's auch mal Schlammes geben. Es bar« ost schon das Unglück Tli< Zeigt sich's auch spat im Leben. G. Zie chang. Alfred Edmund Brehm. Zum hundertsten Geburt^ lag. Am 2. ^cbruar werden alle, die für das Leben der ^kere auch nur ein bißchen Sinn und Verständnis und kür herumwimmeln, auch nur em bißchen -lebe übrig haben, „den Brehm" zu feiern ^nn dieser 2. Februar ist sein hundertster Gc- burlstag. „L,er Brehm" — in dieser populär-gemütlichen Benennung des Mannes liegt eigentlich schon die ganze Bedeutung, die wir ihm zuerkcunen, beschlossen. Sein Name ist Henau so zu einem Begtiff geworden wie der des kürzlich gefeierten Orchographiegewaltigen Duden, der uns als „der Duden" in Fleisch und Blut über- ßegangen ist. Aber „der Brehm" ist schließlich doch noch eine Kleinigkeit mehr, denn Alfred Edmund Brehm, der große Zoologe und Forschungsreisende, hat uns alles, was da kreucht und fleucht, populärwissenschaftlich so nahe gebracht, daß wir uns die Tierwelt ohne ihn, ihren genialen und liebevoll alle Einzelheiten des Tierdaseins erfassenden Schilderer, gar nicht mehr vorstellen können. Alfred Edmund stammte aus einem Hause, in dem das Tierstudium Bedürfnis und tägliche Übung war. Sein Vater, der Renthendorfer Pastor Christian Ludwig Brehm, war ein Vogelforscher, der in Deutschland seinesgleichen nicht hatte. Auf seiner bei Neustadt an der Orla gelegenen Psarrstelle Hai dieser Mann eine Sammlung von mehr «ls 9060 Stück fast ausschließlich europäischer Bögel zu- sammengebracht, eine Sammlung, die die Pygelarten in «Len Abweichungen je nach Alter, Geschlecht und Wohn- kreis in sich vereinigte. Später ist diese einzrgartige Sammlung in dm Besitz eines Rothschilds übcrgcgangen. Als der alte Pfarrer am 26. Juni 1861 in Renthendorf zur letzten Ruhe gebettet wurde und die Gemeinde nach der Beisetzung die Hände zu einem stillen Vaterunser faltete, erscholl plötzlich, so erzählt man sich, in die laut lose Stille der Gesang einer Grasmücke, die im Gebüsch am Rande des Gottesackers saß. Tas mochte gewiß ähn lich schon öfter bei Begräbnissen geschehen sein, aber in dieser Stunde ergriff das Lied des Vogels die Trauer dersammlung ganz besonders. Und die Renthendorfer sagten, daß der kleine Sänger den Dank aller seiner Ge schwister gesungen habe an den Mann, der ihnen ein sv Aebevollsr Freund gewesen war, und der diese seine Liebe zu den Vögeln in seinen wertvollen Werken über Vogel- runde auch andere Menschen gelehrt hatte. Alfred Edmund Breym hatte also schon tm varer- hause Eindrücke gewonnen, die seine Richtung als Natur forscher bestimmten. Als Achtzehnjähriger schon, noch bevor er die Universität besuchte, machte er eine Reise nach Ägypten, Nubien und dem.östlichen Sudan. Als er im Jahre 1852 heimkehrte, begann er Naturwissenschaften zu studieren. Eine zweite Reise führte ihn nach Spanien, eine dritte nach Norwegen und Lappland, eine vierte, die er als Begleiter des Herzogs Ernst von Sachsen-Koburg- Gotha machte, nach Abessinien. 1863 wurde er Direktor des Zoologischen Gartens in Hamburg, von wo er 1867 nach Berlin übersiedelte: hier gründete er das so berühmt gewordene „Berliner Aquarium". Aber lange duldete es Alfred Edmund nicht in der Heimat; sein Forschungs trieb zog ihn immer wieder hinaus in die weite Welt. So finden wir ihn 1877 auf einer Forschungsreise durch Westsibirien und Nordwestturkestan: ein Fahr später be gleitete er den später auf so tragische Weise aus dem Leben geschiedenen Kronprinzen Rudolf von Österreich, der selbst ein Tierforscher von nicht geringen Graden war, auf einer Reise im mittleren Donaugebiete. Aus der großen Welt kehrte Alfred Edmund Brehm in die engere Heimat zurück, um dort, wo sein Vater gewirkt hatte, seinen Lebensabend zu beschließen: in seinem Geburts ort ist er am 11. November 1881 gestorben. Brehm hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, neben Neiseskizzen ans aller Welt zahlreiche Werke, die sich mit den Tieren beschäftigen. Keines seiner Bücher aber ist so berühmt geworden und so verbreitet wie das in zahl reichen Anfragen erschienene „Tierleben", das zu einem wahren Volksbuch wurde. Vieles von dem, was Brehm über das Leben der Tiere gesagt und geschrieben hat, ist durch spätere Forschungen znm Teil berichtigt und in Einzelheiten verbessert worden; trotzdem ist bis zum heutigen Tage „der Brehm" für das Volk das A und O aller Tierkunde geblieben, und er wird es sicher noch auf lange Zeit hinaus bleiben. Zm MM der TieMcn Wim- Wer. Waren im Werte von Millionen vernichtet. Eines der vielen Warenhäuser, die die Warenhaus firma TietzinBcrlin besitzt, ist ein Raub der Flammen geworden und bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Es war im Norden Berlins, in der Chausscestratze, ge legen, war bis vor einigen Jahren im Besitz der Firma Stein und gehörte zu den kleineren Warenhäusern der Reichshauptstadt. Die Ursache des Riescnbrandes. der mit dem Hause selbst sämtliche Waren des Hauses. Waren im Werte von mehr als zwei Millionen, vernichtet hat, konnte trotz sofort eingeleiteter polizeilicher Ermittlungen nicht festgestellt werden und cs dürste schwer sein, sic jemals festzusteücn. Kurzschluß oder Fahrlässig keit— das ist die Frage! Wahrscheinlich ist es daß der Brand in einem Neubau, durch den das Warenhaus er weitert werden sollte, zum Ausbruch gekommen ist. In diesem Neubau waren zur Zeit des Ausbruches des Brandes, kurz nach 8 Uhr abends, noch Arbeiter be schäftigt; angstvoll stürzten sie auf die sehr belebte Straße und bald ertönte weithin der Schrcckcnsruf: „Das Warenhaus brennt!" Es war einer der größten Brände, die das an großen Bränden jetzt so überreiche Berlin in den letzten Jahr zehnten erlebt hat. Da höchster Brandalarm gegeben wurde, waren schon nach kurzer Zeit sämtliche Feuer wehren Berlins, soweit sie nur irgend abkömmlich waren, zur Stelle, und mit zablreichen Schlauchleitungen wurde die Löschung des Niesenfeucrs versucht. Man hoffte retten zu können, was noch gerettet werden kannte, aber dem riesigen Brandherde gegenüber erwiesen sich alle Nertungs- oersuche als nutzlos und vergeblich zumal, da durch ein- stürzendes Gemäuer und durch zusammenbrechende eiserne Gerüste die mutig vordringenden Feuerwehrleute immer wieder zurückgedrängl wurd"n. da sie in Gefahr schwebten, erschlagen zu werden. Mehrere von ihnen er litten Verletzungen, wenn mich nur Verletzungen leichterer Natnr. Im übrigen sind Menschen glücklicherweise nicht zn Schaden gekommen, da die wenigen Angestellten, die sich als das Feuer bemerkt wurde, noch im Hause be funden hatten, sich rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten. Die Straße aber war weithin polizeilich ab gesperrt so daß abgesehen von den Rettungsmannschaften, niemand ernstlich gefährdet w-wd-m konnte. Gefährdet waren dagegen sämtliche Nachbarhäuser, eines von ihnen in so bedrohlicher Weise, daß es von der Polizei und der Feuerwehr zum Teil geräumt werden mußte. In weitem Umkreise sprangen an zahlreichen Häusern infolge der großen Hitze, die durch das Feuer eutwickett wurde, die Fensterscheiben; von einem dieser Häuser stürzte ein Teil eines Balkons auf die Straße. Vier Stunden dauerte eS, ehe man des Feuers, dessen Schein über viele Straßcn- gevierte bin sichtbar wurde, soweit Herr geworden war, daß ein Teil der Wehren abrücken konnte. Aber erst in den Morgenstunden des Donnerstags konnte die Brand- leitung die Meldung „Feuer ans!" geben und es blieben an der Fencrsteke Unr noch einige Züge als Brandwache und zu Aufräumnngsarbeiten zurück. Die Folgen des Brandes. Da Mittwoch in Berlin wie alljährlich Ende Januar, die sogenannte .Weiße Woche" eröffnet wurde, war vas Warenhaus bis in die späten Abendstunden hinein oon einer großen Käufcrmenge besucht gewesen. Wäre vas Feuer eine Stunde früher ansgebrochen, so hätte es wahrscheinlich eine unabsehbare Katastrophe zur Folge ge habt. Die 100 Angestellten und Arbeiter des Hauses sollen wie die Firma Tietz bekanntgibt, durch den Brand wirtschaftlich nicht geschädigt werden: sie werden nicht ent lassen und sollen vorläufig auf die vielen anderen Waren häuser der Firma verteilt werden. Was den Sachschaden betrifft, so ist er durch Versicherungen, an denen mehr-re Versich-rnngsgesellschasten beteiligt sind, voll gedeckt. Der Niesenbrand dürfte die Frage der Einrichtung von Das Warenhaus nach dem Brande. „Sprinkleranlagen" bei Warenhausneubauten der Lösung snt^eaenführen. Dis Sprinkkeranlage ist eine auto matische Regeneinrichtung. die sich durch das ganze Haus ziebt und in Abständen von je vier Metern Löschbransen ausweist, die sich bei einer bestimmten Temperatur selbst tätig auslösen, so daß ein Brand schon im Entstehen er stickt wird. Feuerwehrmanns Tod. Ir. einer von den französischen Bcsatznngsbehörden belegten Lagerhalle in Mainz brach ein Feuer aus, das in den dort lagernden großen Benzinmengen außerordent lich reiche Nahrung fand und sich rasch ausbreitete. Eine vcr Mauern der Halle stürzte während der Löscharbeiten zusammen und begrub den Feuerwebrinspektor Leich- ner und den Feuerwehrmann Schentil unter sich. Leichner wurde sofort getötet, der Feuerwehrmann schwer verletzt, so daß er ins Krakenhaus gebracht werde« mußte. Strandgut Roman von Horst v. Werthern. 7. Fortsetzung Nachdruck verboten „Liebe Mutter! Liebe Dagmar! Es ist doch wunderbar j — wst wie ein Märchen — ein Walten der Vorsehung — hört: „Doot verunglückt. Einzige Ueberlebende; bin aller Nittel entblößt. Wurde von guten Menschen aufgenom- mcn. Bitte, teilt mir mit, was ich tun soll. Marie von Hoheneck, Hischerherberge, Möllen." j'.^r A'wund!" rief Frau Hilde und Tränen glänz. w "Em Schiffbruch! Ist cs glaublich, daß der „Mattomgm ein solches Unglück geschehen kann!" , »Ich fürchte, cs heißt so viel, als daß daß Schiff unter gegangen ist," antwortete Hoheneck ernst. „Hier steht: Ein- zige Ueberlebende; es ist entsetzlich, grauenhaft, daran zu denken. Ohne Zweifel werden die Zeitungen ausführlich Nachricht über das Unglück bringen. Gestern wurde gemel det, daß die „Maikönigin" in Gefahr sei." „Täglich erwarteten wir Nachricht von der armen klei nen Marie — und nun —rief Frau von Hoheneck „Wie seltsam, daß gerade die Witwe unseres armen Dido die ein zige ist, die gerettet wurde! Armes, armes Kind! Ganz allein in der Fremde — so traurig und verlassen! Was können wir für sie tun? Ich Hobe das Gefühl, als ob ich wich nach Möllen aufmachen sollte, um sie zu trösten und zu schützen. Sie muß sich unsagbar elend fühlen — zumal heute am Ehnstlng!" . Hoheneck bückte seine Frau an und lächelte; ein Gemisch von Zärtlichkeit und Staunen lag in seinen Zugen. „Ich fürchte, es wäre unvorsichtig, dich zu^ dieser Jahres zeit eine Tagcsreise unternehmen zu lasten, sagte er. den Blick auf der schwächlichen Gestalt seiner Frau ruhen laßend, „jemand, der weniger empfindlich ist. muß gehen, um dem armen Ding Hilfe zu dringen. Ja, Josef, ich will eine Ant- wort absenden, aber ich bezweifle, daß sie heute noch be ¬ fördert wird, wenn das Postamt nur kurze Zeit offen ist. Ich weiß auch nicht, ob man so bald nach Atollen gelangen kann; wenn ich nicht irre, ist das ein kleines Fischerdorf an der Ostsee. Mittlerweile hatte er einige Worte ausgeschrieben, die er nun seiner Frau und seiner Nichte vorlas. „Ist es so recht?" fragte er. „Es beweist der armen jungen Frau wenigstens, daß wir an sie denken und so bald wie möglich zu ihr kommen werden: Frau von Hoheneck, Fischerherberge in Möllen. Glücklich über deine wunder- bare Rettung. Bleibe, wo du bist; wir kommen, dich zu holen. Morgen oder übermorgen bin ich bei dir. Raimund Hoheneck " „Welch ein schrecklicher Ehristtag für die Arme!" wieder holte Frau von Hoheneck, nachdem der Diener mit dem Tele gramm das Zimmer verlassen hatte, „allein an einem Ort. nach den Schrecken eines Schiffbruches und nach allem, was sie schon durchgemacht hat." Ihre Stimme bebte: sie konnte noch immer nicht ruhig von dem innig geliebten Sohn sprechen, der im fernen Lande ruhte, und schluchzte schmerzlich auf: aber sie beherrschte sich gleich wieder und lächelte, als sie die Augen ihres Gat ten besorgt auf sich gerichtet sah. , „Ich wollte, wir hätten ein Bild von Marit." sagte sie. „Nach Didos Beschreibung Hobe ich mir eine Vorstellung von ihr gemacht; ober nach einer bloßen Beschreibung kann man sich ein ganz falsches Bild machen, das der Wirklichkeit gar nicht entspricht. Der Gedanke, sic allein in einer Fischer- Herberge zu wissen, tut mir weh. Ich stelle sie mir mädchen haft lieblich und unendlich zart vor." „Auch ich mache mir ein solches Bild von ihr." stimmte die dritte Anwesende, ein hübsches, junges Mädchen, bei. „Dido hat sie nur als ein reizend schönes Wesen geschildert, zart wie ein Kind und mit einem kindlichen Gemüt." „Ihr werdet einander bald lieb gewinnen," sagte Herr von Hoheneck freundlich, während er sich vom Tisch erhob und im Poriibcrgehcn die Schulter seiner Nichte streichelte. „Es wird angenehm für dich sein, eine gleichaltrige Gefähr ¬ tin zu haben. Wir alten Leute sind keine richtige Gesellschaft für dich und Hugo ist zu sehr beschäftigt, uni sich mit dir zu unterhalten, so oft du es wünschest," schloß er und seins braunen Augen leuchteten schelmisch, als er sah, daß Dag mars Wangen sich lebhaft röteten. „Du wirst Marie alles lehren, so daß sie deine Stells elnnehmen kann, wenn Hugo dich uns entführt. Ich lebe in der beständigen Erwartung, zu hören, daß er die Praxis m . Stuttgart übernimmt und ihr euren Marschbefehl bekommt." „Onkel Raimund, du bist gar kein lieber, alter Onkel, und meine Privatansicht ist, daß du die Tage zählst, bis du mich los wirst! Wir werden jetzt noch nicht heiraten." sagt« sie mit ihrem sanften Lachen, das so herzlich und süß klang. „Hugo ist nicht in der Lage, ein Haus zu gründen, und was die Praxis in Stuttgart betrifft, so werden wir uns wohl längere Zeit mit einer viel bescheidenerer. Stellung begnü gen müssen. Ich will lieber gemeinsam mit tzuao die Höhe erklimmen, als warten, bis er sie erreicht hat. Ich sehe mit Freude dcr Zeit entgegen, wo ich Maric hier hal^r. werde — es wird so schön kein, eine Altcrsgcnossia zu haben, und ich hoffe, es wird mir gelingen, sie zu trösten, so daß sic sich eines Tages wieder glücklich fühlt." „Es wird dir ganz gewiß gelingen mein Liebling," jagis Frau von Hoheneck, ihre Augen auf dem lieblichen Antlitz des jungen Mädchens ruhen lassend: „Du bist -in Glücks bringer für deine Umgebung, Kind. Weißt du, daß das einer meiner Kosenamen für dich ist?" „O. wie lieb das klingt —" Das Mädchen erhob sich und kniete an der Seite de» Tante nieder, die zärtlichsten Blicke zu dem gütigen Antlitz erhebend. „Ich glaube, es kann nichts Herrlicheres in der Welt geben, als die Menschen zu beglücken. Ich könnte auch unmöglich anders «ein, wenn du bedenkst, wie glücklich ich selbst bin — wie gut ihr beide, du und On^el Raimund, gegen mich seid, und welch grenzenloses Glück .Hugo mir ge bracht hat. Ich müßte das abscheulichste Geschöpf unter der Sonne sein, wenn ich das Glück nicht auch um mich her ver breiten würde." (Fortsetzung folgt.)