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Wilsdruffer Tageblatt : 02.02.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192902029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19290202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19290202
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-02
- Tag 1929-02-02
-
Monat
1929-02
-
Jahr
1929
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Aus In- und Ausland Potsdam. Auf dem hiesigen Men Friedhof wurde Generalober st von Plessen unter grotzer Beteiligung beigesetzt. An der Beerdiguugsfcierlichkeit nahmen auch Reichspräsident von Hindenburg und als Vertreter des ehe maligen Kaisers Prinz Eitel-Friedrich von Preußen teil. Madrid. Auf den päpstlichen Nuntius von Madrid wurde bei einer Spazierfahrt, die er im ge schlossenen Wagen mit einer jungen Dame in der Umgebung von Madrid unternahm, geschossen. Die Motive des Atten täters sind noch unbekannt. Verletzt wurde niemand. Riga. In Litauen soll es infolge Rücktritts des General stabschefs Obersten Plechavizius zu lebhafter Beunruhigung gekommen fein. Man spricht von militärischen Zusammen stößen in Kowno, sogar von der Verhaftung Woldemaras. Amtliche Nachrichten dementieren alle Sensationsmeldungen. Moskau. Der zum Verlassen Rußlands aufgefordert« Trotzki soll beabsichtigen, über die Türkei nach Deutschland zu reisen und sich in Berlin niederzulassen. Land ohne Volk. Die Landflucht und ihre Bekämpfung. Der Deutsche Verein für ländliche Wohlfahrts- und Aeimarpflege hielt in Berlin seine Jahresversammlung ab, di« ich ausschließlich mit der Frage der Landflucht und ihrer Bekämpfung beschäftigte. Der Vorsitzende, Staatssekretär a. D. Dr. von Lindequist, wies auf die außerordentlich großen Ge fahren hin, die dem deutschen Volk in seiner Gesamtheit durch ote Landflucht drohen, und erinnerte daran, daß der Verein and insbesondere sein Gründer, Heinrich Sohnrey, von An fang an mit aller Schärfe auf die Notwendigkeit, die Land flucht einzudämmen, hingewiesen hätten Sodann sprach Rittergutsbesitzer von Zitzewitz-Kottow über die deutsche Agrarbilanz und die durchschnittliche Lebenshaltung m den einzelnen Wirtschaftsgebieten. Er stellte die wirtschaft- üche Leistung der einzelnen Betriebsgrößen in der Landwirt- fchaft dar unter besonderer Berücksichtigung des bäuerlichen Nachwuchses bei gleichbleibenden wirtschaftlichen Verhältnissen rnd ging weiter auf die Möglichkeiten und Aussichten de« Jiedlüngsarbeil besonders im Osten ein. Zum gleichen Thema sprach sodann Dr. Baade von der Forschungs» stelle für Wirtschaftspolitik. Er stellte fest, daß es noch ren- labke landwirtschaftliche Betriebe gebe, die raum eine Rach- !riegsverschuldung hätten Man finde sie lm Westen und zum Teil sogar im Osten. Das beruhe teilweise aus den Absatz- s e r h ä l l n i s s e n. Aus dieser Tatsache und ihren Ursache« müßten die Mittel zur Gesundung geschöpft werden. Di« Landfluchl der Landarbeiter sei wirtschaftlich in den Lohnver- fältnissen und sozial in der Wohnungsfrage begründet. Das Kreuz unter dem Eis. Ein wahnwitziger Naubversuch. Die Kirche des ukrainischen Dorfes Kosow besaß ekn kostbares goldenes mit Edelsteinen geschmücktes Kreuz, das einmal im Jahre am Jordanfest zur Wasser weihe benutzt wurde. Zwei Lemberger Verbrecher hatten nun den Plan gefaßt, dieses Kreuz gelegentlich der diesjährigen Weihe zu stehlen. Sie kundschafteten aus, an welcher Stelle des kleinen Flusses das für die Weihe bestimmte Eisloch geschlagen worden war, und einer von ihnen stieg kurz vor Beginn der Feier ins eiskalt« Wasser, während der andere am jenseitigen Ufer eben falls das Eis durchschlug. Als der Geistliche das Kreuz ins Wasser tauchte, wurde es ihm plötzlich in geheimnis voller Weise entrissen und verschwand unter dem E i s. Nach Überwindung des ersten Schreckens holten di« Bauern Äxte herbei und zerschlugen das Eis. Zu ihrem zroßen Erstaunen stießen sie etwa zwanzig Schritt vom Kfer entfernt unter der Eisdecke auf die Leiche eines Mannes, der das geraubte Kreuz zwischen den Zähne« hielt. Bald darauf gelang es auch, seinen am andere« Ufer verborgenen Spießgesellen zu finden, der gestand, daß ser Tote die Absicht gehabt habe, unter dem Life schwim mend mit dem Kreuz zu entkommen. Strenge Kältewelle Ger Deutschland. Die Froftperiodc dauert an. Eine Kälteperiode, wie wir sie gegenwärtig durch machen, ist in unseren Breiten schon seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt worden. Es sind zwar in mehreren Wintern dieses Jahrhunderts bei uns schon strengere Fröste und noch niedrigere Thermomctergrade festgestelli worden aber man muß schon weit zurück suchen, um eine so anhaltende Frostperiode zu finden. Wenn mau jetzt glaubt, daß der Winter aufzuhören anfange und daß die Kälte Nachlasse, beginnt sie ganz von vorn noch einmal. Das geht schon seit der ersten Januarwoche so und in dieser ganzen Zeil hat der Winter nur eine kurze „Atempause" gemacht. Die Wintersaat, die teilweise bereits ausgetreten ist, wird einstweilen durch die Schneedecke vor den schlimmen Einflüssen des Frostes geschützt, so daß sie augenblicklich nicht gefährdet zu sein scheint. Wenn aber der Frost noch längere Zeit anhalten sollte, würde sich die Frühjahrsbestellung wahrscheinlich verzögern, da der stark gefrorene Boden die Bestellung der Äcker unmöglich machen würde. Wenn der Frost anhalten sollte! Es wird aber von wetterkundiger Seite versichert daß die Winterherrlichkeit nach wenigen Tagen zu Ende sein dürfte. Ja, man rechnet sogar mit dem baldigen Eintritt von Tauwetter. Vorläufig allerdings ist die Lage so, daß seit Mitte der letzten Januarwoche die Temperaturen bei klarstem Him mel bis zu 2 8 Grad unter Null ge«llen sind. Das ist in den östlichen Gegenden der Fall. In Königsberg i. Pr. wurden 24 Grad gemessen, in München 17, in Frank furt a. M. 11 Grad. Wärmer ist es dagegen im Rheinland, und Aachen konnte sogar, während das andere Deutsch land friert 3 Grad Wärme melden. An der Westgrenzc Deutschlands schneiden überhaupt die Kältetemperaturen sozusagen messerscharf ab: so hat Frankreich regne risches Wetter und bis zu 11 Grad Wärme. Zur Er klärung für den ungeheuren Kältccinbrnch über Deutschland läßt sich kurz sagen, daß ein eisiges Hochdruckgebiet, das ttberRußland festsitzt, nach dem Westen zu vorgestotzen ist und mit gewaltiger Kraft die aufgekommenen wärmeren Tiefs verdrängt hat. Gefördert wird der strenge Frost durch das wolkeulose Wetter. Der klare blaue Himmel wölbt sich nicht nur über Deutschland, sondern auch über Rußland Bolen, der Tschechoslowakei, Ungarn und den ganzen Balkan. SieWartesiandsbeamtenvor d-mÄetchstag (37 Sitzung.) 6L Berlin. 1. Februar. Aus der Tagesordnung steht die dritte Beratung des Warle st andsbeamlengesetzes. Der Ausschuß, del sich nochmals mit der Vorlage beschäftigte. Hai die Bestim mungen des Reichstages in der zweiten Lesung ui die Vor lage eingearbeilei und einige Änderungen beschlossen. Abg. Golhcincr (Dtn.i gab seiner Enttäuschung darüber Ausdruck, daß die Erwartungen, die an die nochmalige Aus fchußberatung sllr eine Verbesserung der Vorlage geknüpft worden waren, sich nicht erfüllt hätten Wenn die volle An- rechnung der Wartezeit nach dem Antrag Morath erst bei dem Inkrafttreten des neuen Beanucngesetzes wirksam werden solle, so hält» das gar keinen Erfolg Abg. Torglcr lKomm > begründete eine Reihe kom munistischer Abänderunasanträae und wandte üch beionders gegen die Bestimmung, baß die endgültige Regelung nament lich der Anrechnung der Wartezeit bei dem pensionssähigcn Dienstalter bis zur Verabschiedung des neuen Beamtengesetzes hinausgeschoben werden soll Nach kurzen Ausführungen des Abg. BrüninghauS (D. Vp ). der eine Anfrage an die Regierung gerichtet hatte Wandte sich der Abg. Steinlops <Soz.) besonders gegen den Vorwurf, daß hier ein Versaffungsbruch geptani sei Abg Siegfried lWirtschafispaneü stimmt de, Vorlage zu Abg. Schmidi-Slenin lDm ) sragle die Regierung, ob die Reichsbahngesellschaft irgendeine Zusage gegeben habe, ihn Wariestandsbeamien nach den Wünschen der Regierungs parteien zu behandeln. Die Aussprache ist damit geschlossen. Nach Ablehnung kommunistischer und deutschnationale! Änderungsanträge wird über den 8 3 des Artikels l, der du Zwangspensionicrnng der Sechzigjährigcn vorschrcibt, namcnt lich abgrstimmi. Dafür werden abgegeben 258. dagegen 121 Stimmen bei 26 Stimmenthaltungen Auch über den Paragraph 5, wonach jeder Beamte zur vor übergehenden Dienstleistung im Reichs- oder Landesdienst ver Pflichtet ist, wird namentlich abgestimml und der Paragraph mit 266 gegen 120 Stimmen bei 23 Enthaltungen angenommen Deutschnationale und kommunistische Anträge aus volle Anrechnung der Wariestandszeü werden mit 285 gegen 12k Stimmen bei drei Enthaltungen abgelehnt. Abgclchnl wnrdc auch der deutschnationale Eventualantrag, wonach die voutg! Anrechnung spätestens am 1. April 1931 erfolgen soll: der Rest ver Vorlage wurde in der Ausschußsassung angenommen Ablehnung des Gesetzes. In der Schlnstabstimmung votierten gegen das Gesetz Deutschnationale. Kommunisten und Nationalsozialisten Di« Baherische Volkspartei stimmte geteilt. Für den Gescheut wurf werden 250. dagegen 122 Stimmen abgegeben: 40 Ab geordnete haben sich enthalten. Präsident Löbe stellt fest, daf sie Erfordernisse des 8 76 der Verfassung damit nicht erfüllt sind und daß das Gesetz abgelehni sei. Es folgte die zweite Beratung der Handwerks novelle zur Gewerbeordnung. Sie sieht ein modernes Wahlrecht bei der Handwerkskammer und eine Handwerksrolle vor, in die alle selbständigen Handwerks betriebe einzutragen sind Der Ausschuß hat den Entwurf in verschiedenen Punkten abgeändert. Die Neuregelung wird am 1. April in Kraft treten. i politMe Kuncifckiau I Deutsches Reich Deutsch-schweizerische Handelsvcrtragsvcrhlnwkungcn. Zurzeit werden in Bern zwischen einer deutschen und einer schweizerischen Delegation Verhandlungen geführt über die Neuordnung einer Reihe von Einzelbestimmun gen des schweizerisch-deutschen Handelsvertrages. Die neu zu treffenden Vereinbarungen sollen in einem Zusatzprotokoll zum Vertrag niedergelegt werden. Aller Voraussicht nach werden die Verhandlungen noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Beschlüsse des Neichsrats. Der Reichsrat genehmigte das Abkommen zur Bei legung der finanziellen Streitfragen zwischen Deutsch land und Rumänien. Angenommen wurde weiter ein Gesetzentwurf, wonach die Geltungsdauer der Ver ordnung über die Errichtung von Arbeitskammern im Bergbau derart abgeändert wird, daß die Wahlperiode dieser Arbeitskammern von zwei auf vier Jahre ausge dehnt wird. Schließlich erklärte sich der Reichsrat damit ein verstanden, daß auch für 1929 der Mindestsatz der aus der H a u s z i n s st e u e r für die Förderung des Wohnungs baues zu verwenden Mittel ein Fünftel — 20 Prozent betragen soll. Auswüchse in Literatur und Theater. Die Zentrumsfraktion des Reichstages hat eine Inter pellation eingebracht, die sich gegen die unsittlichen Schilde rungen in der Literatur und gegen unsittliche Auswüchse in den Darbietungen der Theater, insbesondere gegen die Nacktdarstellungen in den Revuen, richtet. Die Reichs regierung wird ersucht, Auskunft zu geben, was sie zu tun gedenke, um diese Auswüchse zu beseitigen, und ob sie bereit ist, mit den Länderregierungen zur Abstellung der erwähnten Schäden Fühlung zu nehmen. Frankreich. Poincarö über das Elsaß. In der Französischen Kammer sprach Ministerpräsi dent Poincarä abermals über die elsaß-lothringische Frage. Er gab eine lange Aufzählung der Wohltaten, die dem Elsaß und Lothringen anaebkich feit der Besitznahme erwiesen worden seien. Die Elsässer seien in keiner Weise benachteiligt worden, wenn auch einzelne Feßler der Ver waltung zugegeben werden müßten. Der Ministerpräsi dent erfuhr lebhaften Widerspruch von den elsässischen Abgeordneten, will aber nächste Woche in der gleichen An gelegenheit weitersprechen. Polen. „Polens Grenzen ein geschichtlicher Irrtum " Während der Haushaltsdebatte im Polnischen Sejtn ist es zu schweren Zusammenstößen zwischen Mitgliedern der Opposition und den regierungsfreundlichen Parteien gekommen. Die Linke richtete heftige Angriffe gegen du Regierung, überall herrsche Willkür statt Gesetzlichkeit, unverkennbar sei das Hinstreben zur Diktatur. Die Ukrai ner schlossen sich den Anklagen an. Oflgalizien werde mv allen Mitteln unterdrückt. Es werde aber nichi gelingen die Ukrainer zu vernichten. Die heutigen Grenzen Polens sowohl in Ostgalizien wie in Oberschlesien seien ein ge schichtlicher Irrtum. Nach einem scharfen Wortwechsel kam es zu Tätlichkeiten, die in einen regelrechten Tumuli ausarteten. Mlsklruff, Dresler 81kaSe, Ilari lorn Strandgut Roman von Horst v. Werthern. 11. Fortsetzung Nachdruck verboten Aber wieder schob sie die Zweifel beiseite. Die Wahr scheinlichkeit einer Entdeckung war ko gering, der Gewinn so bedeutend, es handelte sich nur darum, vorsichtig und auf alle Zufälligkeiten vorbereitet zu sein. Für den Vorteil, sich ruhig und geborgen zu sehen, war kein Opfer zu groß. Das war das Ende ihrer Erwägungen, zu dem sie gelangte, während Hoheneck, froh, daß er ihr dazu verholten hatte, ihre Selbstherrlichkeit wiederzufinden, Uber Dagmar und ihren Liebreiz weitersprach und ihr ausmalte, was sie ein ander sein sollten. Nina hörte seine Worte kaum, erst der Schlußsaß erweckte ihre Aufmerksamkeit: „Deine Mutter und Dagmar haben neben deinem Schlaf zimmer ein Wohnzimmer eingerichtet; sie dachten, es wäre dir erwünscht, einen Raum für dich zu haben, in dem du ungestört bleiben kannst. Es gereichte meiner Frau zur be sonderen Freude, dir diese kleine Aufmerksamkeit zu erwei sen und ließ ihr die lange Zeit deiner Ueberfahrt kürzer er scheinen. Wir haben von unserem lieben Jungen so viel von dir gehört und erwarteten ein Bild von dir, als das Kabel- tclegramm uns die Todesnachricht brachte. Dann bekamen wir den Brief des Arztes und sehnten uns nach einer Zelle von dir, obwohl wir begriffen, daß du nicht imstande seiest, zu schreiben. Der Arzt erklärte, du seiest vollständig ge brochen!" „Sie hat also nie an die Verwandten ihres Mannes ge schrieben," dachte Nina sogleich, „das Schicksal war mir gnä diger, als ein Memch es für möglich gehalten hätte — und was dieser würdige alte Herr auch van mir denkt und pre digt, ich bleibe bei meinem Glauben an das Fatum, das sich mir jetzt zum erstenmal freundlich gezeigt bat — zum ersten mal!"" 0. Kapitel. Doktor Frank Vc.m'Vn m. Meilen ging mit gerunzelten Brauen in ieinem Sprechzimmer auf und ab, wie es seine Gewohnieit war, wenn er über eine besonders schwierige Frage nachdachte, er behauptete, daß diese Bewegung ihn beim Nachdenken unterstützte und eben jetzt war ihm jedes Hilfsmittel, das er finden konnte, erwünscht, denn noch nie im Laufe seiner Praxis war ihm ein so merkwürdiger Fall begegnet. „Ich möchte gern jemanden schicken, um nach dem armen Teufel zu sehen," murmelte er, nachdem er den Raum wie derholt durchschritten und endlich am Fenster Halt gemacht hatte — „ich weiß nicht, ob irgendein anderer mehr ver mocht hätte als ich — immerhin aewährt es mir eine Ge nugtuung, mir ein eigenes Urlril bilden zu können, wenn ich auch vielleicht weniger Ermßruua habe als «in a Berer; kör perlich hat sich der Vuglückl-cb? io ziemlich erhalt, aber sein Geist scheint nach einer Richtung hin ganz umnach:ct, und man kann sich kaum eine Borsieilnng machen, wie er wieder zu normalem Denken gelangen könnte. Dobel ist er ein ko bübscher Mensch," 'cipoß er nachdenklich, seine Worte an den Rattler richtend, den einzigen, der bei ihm im Zimmer war: ein brauner Geselle, dessen dunkle Augen voll Anbetung auf seinen Herrn gerichtet waren. Mabon wedelte lebhaft mit dem Schwanz, wenn lein Herr das Wort an ihn richtete sobald er aber in Schweigen verfiel, leate sich das treue Tier ruhig nieder; nur seine Ohren waren gespitzt und seine Augen drückten Interesse und Enm^atbie aus. Als Wernlcin vor dem Fenster still stand, blickte er hin aus, aber seine Gedanken waren an diVem Nachmittag zu sehr in Anspruch aenommen: er hatte keinen bewundernden Blick ssir die Aussicht, die er doch >onst nicht mit dem herrlich sten Panorama vertauschen wollte. Etwas in ihrer Rauheit und Einfachheit schien mit den derben, kräftigen Ziiaen des jungen Arzles übcreinzustimmen. Das kleine Haus stand in deni Einschnitt zwischen zwei Hiiaeln hinter Möllen, und vom Garten aus sah man turmhohe Felsen das Heideland und das Meer. Heuke leuchtete die Dezcmbeesonne auf die Wellen nie- der und ließ die dunklen Klippen noch schwärzer und trüb seliger erschc:u-.u als iwist: die weißen Flügel der Möven, die über dem Heideland Aaveblcn und in den ruhigen Flute« verschwanden, leuchteten o> Silber. Zu jeder anderen Zeit halte Franks Blick sehnsüchtig a« dem Flug der Möven gehangen, denn er war ein ausgespro- chener Naturfreund, aber heute war er so ganz anders i« seine Gedanken vertieft, daß er für nichts Interesse hatte; er kümmerte sich ebenso wenig um die sonnige Landschaft und die Möven, wie um Mahon, der ihn aufmerksam beobachtet«. „Wie traurig ist es doch, daß wir an einem so herrliche« Morgen zu Hause bleiben sollen!" schien Mahon zu denken, „dort im Hügelland gibt es Kaninchen und Möven zu jage« und noch tausend andere Belustigungen; weshalb können wir denn nicht ausgehen?" Und als sein Herr sich endlich vom Fenster abwandte und ihn zerstreut anblickte, wedelte Mahon wieder, als ob er damit dem Blick seiner Augen noch mehr Nachdruck hätte geben wollen. „Gut, gut, alter Freund," sagte Frank lächelnd, „ich werde ausgehen und du kannst mich zum Krankenhaus be gleiten. Du siehst, daß der neue Fall mir sehr nahe geht, alter Bursche " Mahons lustiges Wedeln zeigte an, daß er alles begreife und mit den Absichten seines Herrn vollständig einverstanden sei. Er war daran gewöhnt, bei jeder Gelegenheit um Rat gefragt zu werden, denn der Arzt hatte keine andere Gesell schaft, als die durchaus nicht geistesverwandte Witwe, die sein Hauswesen besorgte. So hatte er die Gewohnheit ange nommen, mit ieinem Hund zu sprechen und erklärte oft, die ser >ei der beste und verständnisvollste Zuhörer der Welt. „Komm, alter Knabe," fuhr er fort, „ich stimme vollstän dig mit dir überein; das Zuhausesitzen muß, von deinem Standpunkt aus betrachtet, schrecklich langweilig sein. Aber bedenke, man kann nicht immer Kaninchenjagd oder Schiff bruch zur Zerstreuung haben. Wenn wir auch den Schiff bruch nicht gesehen Haden," sprach er weiter, als er mit dem Hund aus dem Gartengitter trat und einen schmalen Fuß weg einschlua, der am Hügel entlang lief, „und die Herkunft des Siranvguls nicht herausfinden können, das an unsere Küste gespült wurde."
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