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Unterseebootkrieges große Gefahren für die seefahrenden Neutralen. Der Kampf um Verdun geht seinen Gang. Nachbarin W. reicht über den Gartenzaun folgende Prophezeiung über den Weltkrieg: Astrologische Prophezeiung, von Pros. Karl Zanowskh, Graphologe und Astrologe. 1. Kriegsende resp. Friedensschlutz am 17. August 1916. 2. Das Jahr 1917 bringt einen Dreibund, 3 Kaiser, welche eine unan tastbare Weltmacht bilden werden. 3. Siegen werden 3 Kaiser und 3 Könige. Zwei neue Königreiche werden entstehen, dagegen wird eine Nation gänzlich vernichtet. Europa wird in zwei Teile gespaltet, für die kleinen Staaten wird eine glückliche Zeit anbrechen. Der Frieden wird eine Dauer von 170 Jahren haben. Kritische Kriegstage mit wichtigen Kriegsereignissen sind der 19. Ja nuar, 9. Februar, 12.—26. März, 1. April, 5.—16. Mai, 2.-27. Juni, 24. Juli. Der 19. Juli verkündet ein ungeheures Wellengrab, der 177'August den Frieden. Dies ist das Ergebnis einer siebenmonatigen genauesten astrologischen Berechnung. Jedermann verfolge die angegebenen Daten: Bisher zugetroffen: 19. Jan.: Friedensbitte Montenegros; 9. Febr.: Beginn der neuen Offensive, Vorstoß bei Arras; 12. März: Kriegserklä rung an Portugal; 1. April: Ultimatum Englands an Holland. Mittwoch, 5. April. Ich erhalte zu gleicher Zeit zwei Briefe aus Rußland: Landsturmmann Otto Bäuerle schreibt: Klepacze, den... 3. 16. Bahnschutzwache in Feindesland. Einer unserer größten deutschen Dichter hat die Worte geprägt: Wir können dem Vaterlande in gleicher Weise nicht dienen, sondern jeder tut sein Bestes, je nachdem Gott es ihm gegeben hat. Hier im Felde, weit, weit hinter der Front und doch noch zur mobilen Truppe gehörig, wird einem das immer wieder vor Augen geführt. Als junger Soldat vor 2V Jahren leisteten wir den Fahneneid, wir gelobten Treue dem Vaterland. Jetzt nach 20 Jahren können wir es beweisen. Doch nicht, so wie wir damals glaubten. Das Vaterland zu schützen, glaubten wir damals, kann nur im direkten Kampfe mit dem Gegner sein. Aber weit über 100 Kilometer hin ter der Kampfeslinie und immer noch mehrere 100 Kilometer in Feindes land, und hier wieder in einsamer Gegend zwischen zerschossenen und niedergebrannten Gehöften patrouillieren zu müssen, daran dachte wohl keiner. Unsere Landsturm-Kompagnie hat bereits alle Phasen des Krieges von Anfang an durchkostet. Sie lag als Grenzschutz im Schützengraben, nahm nach der Schlacht bei Kutno die Verfolgung mit auf bis in die vor dersten Linien, besetzte die erste Etappe vor dem Feinde, beteiligte sich an dem großen Stellungskampfe an der Rawka. Nahm wieder teil an der Verfolgung der Russen bis Warschau und weit darüber hinaus durch Ur wald, Sümpfe und öde Sandgegenden. Jetzt sind wir Bahnschutztruppen und sichern so die Zufuhr von Material und Proviant nach der Front. Nebenbei müssen wir aber auch für die eigne Sicherheit sorgen, denn wir sind ja in Feindesland. Dies geschieht durch patrouillieren des Nachts im Bereiche unserer Haupt-Quartiere. Unvergeßlich bleibt mir die Patrouille in der Nacht vom 7. zum 8. März 1916. Eisiger Ostwind wehte über die öden Länderstrecken und großen Sümpfe und blies heulend durch die ver lassenen Wohnungen der russischen Bauern. Alles Leben der Natur war erstarrt. Lebhafter dagegen war es in den etwas zu warmen Quartieren zugleich Wachstuben der ? Landsturmkompagnie, welche in dieser öden Gegend den Bahnschutz versah. Es wurden eifrig besprochen die Kämpfe im Westen. Mancher der Landsturmmänner wußte seinen Sohn mit drau ßen in den vordersten Gräben, und sein Herz krampfte sich zusammen, wenn in den französischen Berichten zu lesen war, daß die Abhänge um die Forts herum besät waren von Leichen deutscher Soldaten. Mit einem Male wurden aller Gedanken abgelenkt. Eine Patrouille ging von Wache zu Wache und meldete: Die Bahnschutzwachen haben in der Nähe des Gleises Scheiterhaufen bereit zu halten, um dieselben auf Befehl in Brand zu setzen. Von allen Seiten wurden Bretter und Balken von den so wie so dem Verfall preisgegebenen Scheunen zusammengeholt und zu einem re gelrechten Haufen aufgebaut. Einer frug den anderen: „Was mag das zu bedeuten haben?" und die verschiedenartigsten Gerüchte wurden laut. In zwischen war wieder alles wie vordem, und die Kameraden suchten zum Teil ihre Lagerstätten auf. Ich und noch ein Kamerad hatten in dieser Nacht Patrouille. Wir hüllten uns fest in den warmen Mantel, luden und sicherten das Gewehr und steckten noch einige Rahmen Patronen in die Taschen. Dann brannten wir uns noch eine Zigarre an und begaben uns hinaus in die stockfinstere Nacht. Jeder in seine Gedanken versunken und doch achtend auf jedes Geräusch, gingen wir an den verschiedenen Quar tieren vorüber. Hier und da brannte wohl noch ein Licht, doch bald war auch dieses erloschen. Gleichmäßig blies der scharfe Ostwind dahin, nur merkten wir, daß er noch viel eisiger geworden war als vorher, denn der Hauch gefror uns vor dem Munde und setzte sich wie Kletten an unsere Wohl etwas struppigen Bärte. Da mit einem Male bemerkten wir Licht scheine am Horizont. Erst einzelne, dann immer mehr und immer näher kommend. Die Bahnwachen hatten Befehl erhalten, die Scheiterhaufen an zubrennen. Der eisige Wind hatte alle Wolken vor sich hergeschoben, und der Sternenhimmel zeigte sich in seiner ganzen Pracht. Plötzlich hörten wir aus weiter Ferne ein Summen und Surren, welches immer lauter wurde. Die Luft erzitterte wie bei einem herannahenden Ungewitter. Bald konnten wir ganz deutlich die Umrisse eines Luftschiffes erkennen, welches in einer Höhe von ungefähr 300 Meter entlang der Bahnstrecke fuhr. Jetzt wußten wir, wozu die Leuchtfeuer waren. Zur Orientierung der Zeppeline, dieser furchtbaren Waffe. Gleich einem schweren Gewitter zieht es dahin. Es kommt ganz Plötzlich, und niemand Weitz davon. Wehe der Stadt, wo es sich entladen wird. Tod und Verderben führt es mit sich, und Tod und Verderben wird ihm entgegengeschleudert. Noch lange lauschten wir dem Surren der Propeller und tauschten Gedanken aus über den Mut der Besatzung des Luftschiffes. Wie viel mehr nützen diese dem Vaterlande als wir! Wir lenkten unsere Schritte in ein Gehöft, wo öb