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Wilsdruffer Tageblatt : 31.01.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192901311
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19290131
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19290131
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-01
- Tag 1929-01-31
-
Monat
1929-01
-
Jahr
1929
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 31.01.1929
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gemacht, oyne saß damit gesagt zu werden braucht, daß die Fehler zu Katastrophen führen. Um das überfahren von Haltesignalen automatisch zu verhindern, werden seit Fahren die Versuche mit Zugbeeeinflussnngsvorrichtnngen gemacht, die selbsttätig den Lokomotivführern die Halte- stcllung des Signals verraten und außerdem den Zug zum Halten bringen. Bereits 2900 Kilometer Strecke sind damit versehen. Krre-ensschluß Lialien-Papst. Ein unterzeichnetes Abkommen. Das Genfer „I ournal" veröffentlicht eineMeldung fernes römischen Mitarbeiters mit den Einzelheiten des zwischen dem Vatikan und der italienischen Negierung am 6. Dezember 1928 abgeschlossene» vorläufigen Abkommens. Die Verhandlungen hierüber sollen eineinhalb Jahre ge dauert habe»; sie wurden auf feiten des Vatikans von dem Bruder des Nuntius Pacelli, auf italienischer Seite von dem Staatsrat Barone geführt. Das Abkommen, das nach den Mitteilungen des Berichterstatters von beiden Seiten unterzeichnet worden ist, enthält folgende Rege lungen: Der Vatikan erhält ein Territorium, das den Papst-, liehen Palast in Nom, den Vatikan, sodann die Villa Doria Pamfile, die Villa Gabrielli, einen Teil des Gartens auf dem <mmkulus und den Bahnhof von St. Peter umfaßt; 2. der Vatikan erhält als Entschädigung für die 1870 enteigneten päpstlichen Güter einen einmaligen Betrag von einer Mil liarde Lire; 3. der militärische Dienst der auf päpstlichem Ge biet lebenden Italiener wird in einem besonderen Abkommen geregelt; 4. das beim Vatikan akkredierte Diplomatische Korps geht aus päpstliches Gebiet über, diejenigen diplomatischen Ver tretungen, die in Rom verbleiben, verlieren ihren exterritoria len Charakter und gelten als zufällig in Rom anwesende Diplomaten; 5. die Beziehungen zwischen dem Papst und dem italienischen König werden in der Weise geregelt, daß der ita lienische König dem Papst als erster einen Besuch abstattet, woraus der Papst in der Basilika des Laterans eine Messe zele briert, an die anschließend ein Besuch des Papstes beim König im Quirinal erfolg«. Das Abkommen soll noch einer Nachprüfung durch ein Kardinalkollegium unterliegen, aber im allgemeinen als feststehend betrachtet werden. Es wird die Frage auf geworfen, ob der Papst nunmehr als selbständige Macht dem Völkerbunde beitreten könne und ob der Völkerbund zu der Lösung Stellung zu nehmen habe. Techniker für die Landwirlschast. Wintertagung der Landwirtschaftsgesellschaft. Die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft hat in ihren Aus- schußsttzungen in Berlin wieder eine umfangreiche Arbeit aus vielen Gebieten geleistet. Von besonderer Bedeutung war ein Bericht über den gegenwärtigen Stand der Arbeiten des Deut schen R i n d e r l e i st u n g s b u ch e s. Es wurde beschlossen, die bisher vorliegenden Eintragungen des Rindcrleistungs- buches gedruckt herauszugeben. Eine Aussprache über die Durchführung von Schweineleistungsprüfungen im Deutschen Reich nahm einen sehr anregenden Verlauf. Im Zusammen hang damit wurde ein Verfahren zur Durchführung exakter Schlachtbeobnchtungcu an Schweinen eingehend erörtert, das der Fleischbeurteilung beim Schwein neue Wege weisen wird. Sehr ausgedehnt waren auch die Verhandlungen der Ausschüsse aus dem Pflanzenzuchtgebiete. Be deutsame Bersuchscrgebnisse über Kartoffeln, aber auch über Rotklee, Luzerne und andere Futterpflanzen wurden bekannt gegeben. Ein Bericht über Markenkartosfeln und Saatenaner- kennung zeigte die in dieser Beziehung angebahnten Maß nahmen. Der Leiter des Deutschen Instituts für Technische Arbcitsschulvng in Düsseldorf, Oberingenieur Arnhold-Gelsen kirchen, sprach über die „Bewirtschaftung menschlicher Arbeitskräfte in Industrie und Landwirtschaft". „Wir müssen," so führte der Redner aus, „unsere Betriebe wirtschaft licher gestalten, wenn wir nicht nur fürs Finanzamt arbeiten wollen. Die Industrie rationalisiert und mechanisiert ihre Be triebe zu diesem Zweck, und wenn einmal ein Transportband oder eine Maschine stillsteht, dann wird ein Monteur von der Reparaturabteilung hinübergeschickt und heilt den Schaden. Aber wir Landwirte? Auch wir kennen die Maschinen und Einrichtungen, die unsere Arbeit wirtschaftlicher gestalten sollen, haben sie auch zum Teil. Aber wenn die Ernte losgeht, ist der Garbenbinder nicht in Ordnung, und wenn wir gerade beim Pflügen sind, dann knallt der Motorpflug, und alles Zureden Hilst nicht, ihn zum Ziehen zu bringen. Auch in der Landwirtschaft heißt'«, Leute zu guten Arbeitern auszubilden und die tüchtigen dem Werk zu erhalten. Kielnr Nachrichten Sie Forderungen der Deutschen Bauernschaft. Berlin. Am 29. und 30. Januar fand in Berlin die Ver tretertagung der Deutschen Bauernschast statt, die sich vornehm lich mit der Neuregelung der Preis- und Absatz verhältnisse für landwirtschaftliche Produkte befaßte. In der hierzu gefaßten Entschließung heißt es: Wir fordern vom Staate die Einleitung einer Wirtschaftspolitik, deren Ziel es ist, zur Stärkung der Landwirtschaft und zur Verbesserung der deutschen Handelsbilanz den Inlandsbedarf an Agrarpro dukten in erster Linie aus der Jnlandsproduktion zu decken. Zu diesem Zweck ist die Einfuhr aller derjenigen Erzeugnisse, die in ausreichender Menge und Beschaffenheit im Inland hergestellt werden, zu erschweren. Zu den einzelnen Forderungen der Deutschen Bauernschaft gehören: 1. Zusammenfassung der bestehenden großen land wirtschaftlichen Kreditinstitute zu einer Zentral anstalt, in der das Zentralinstitut für Personalkredit und Ab satzwesen, das Zentralinstitut für landwirtschaftlichen Real kredit und Besitzbefestigung, das Zentralinstitut für Siedelung und Bodenverbesserung unter gemeinsamer Gesamtleistung im einzelnen selbständig ihre Aufgaben erfüllen. 2. Bildung regio naler milchwirtschastlicher Organisationen, in denen die milchwirtschaftlichen Belieserungs- und Verarbei tungseinrichtungen zusammenzufassen sind. 3. Aus dem Gebiete des Viehabsatzes sind die vorhandenen Organisationen auszubauen und mit den gleichen Aufgaben zu betrauen. 4. Einrichtung einer Zentralstelle für Getreidebewirt- schaf 1 ung, die die Aufgabe hat, ohne Ausschaltung des in ländischen Getreidchandels bei inländischem Überangebot regelnd einzugreisen und die ruinöse Wirkung der Weltmarkt preisschwankungen auf die deutschen Getreidcpreise abzumil dern. 5. Beseitigung der Umsatzsteuererleichterungen, die der Import der ausländischen Agrarprodukte gegenüber dem in ländischen Handel heute genießt. Grundfragen der kommunalen Neugliederung. Berlin. Der Präsident des Deutschen Städtetages, Dr. Muleri, legte im Berliner Städtehaus die Grundsorderungen des Städtclages dar und besprach gleichzeitig die Denkschrift des Preußischen Städtetages zu diesem Problem. Die Denk schrift ist den Reichs- und Staatsministerien und den beteiligten Provinzial- und Lokalbehörden zngegangen. Präsident Mulert sagte, daß der preußische Minister des Innern, Grzesinski, kürzlich in dunkenswerter Weise sich zum Gedanken der Selbst verwaltung bekannt und erklärt habe, daß es nicht aus eine Einschränkung, sondern vielmehr auf eine Ausdehnung und Stärkung der Selbstverwaltung ankäme. Dr. Mulert charak- terisierle die Forderungen der Städte in folgender Form Höchst leistungen oer Städte sind notig zur Sicherung der deutschen Zukunft. Stadt und Land sind schicksalsvsrbun- den. Die Städte wollen Landwirtschaft und Landgewerbe fördern. Sie sind ihre Absatzgebiete und sind zugleich die wirt schaftlichen und kulturellen Mittelpunkte des sie umgebenden flachen Landes. Ein großer Fabrikbrand in Berlin. Berlin. Ein großer Fabrikbrand wütete auf einem Grund stück der Prinzenstraße im Südosten Berlins. Hier brannte ein langgestrecktes Hintergebäude, in dessen vier Stockwerken zwei Möbeltischlereien mit großen Holzvorräten untergebracht sind, völlig aus. In kurzer Zeit waren dreißig Feuerwehrfahrzeuge versammelt und aus zwanzig Schlauchleitungen wurden unge heure Wassermassen in die Flammen geworfen, um die angren zenden dichtbcwohnten Gebäude zu sichern. Die strenge Kälte, die das Wasser sofort zum Gefrieren brachte, sowie die engen Zugänge zu dem Hof, in dem sich das brennende Ge bäude befand, erschwerten die Bekämpfung des Brandes er heblich. Ein Feuerwehrmann erlitt eine Rauchvergiftung. Explosion bei einem Schulexprriment. Werder (Havel). In der obersten Mädchenklaffe der hie sigen Mittelschule erfolgte bei Vornahme eines chemischen Experiments zur Herstellung von Schweseleisen eine Explosion, bei der sämtliche Mädchen zur Erde geschleudert wurden. Vier Mädchen wurden leicht verletzt. Nach Ansicht des Lehrerkol legiums handelt es sich um eine Staubexplosion, bei der sich der in der Experimentierschale befindliche Staub chemisch mit anderen Stoffen verbunden hatte. Jas Warenhaus Netz iMkliu MerMmt. 20 Millionen Mark Schaden. Berlin, 31. Januar. In dem Warenhaus von Tietz in der Chausseestraße im Norden Berlins ist gestern abend gegen ^9 Uhr Feuer ausgebrochen. Es bildete vom Erdgeschoß bis zum Dachstuhl eine riesige Feuersäule. Die Flammen schlugen zehn bis fünfzehn Meter über das Dach hinaus. Sämtliche Stockwerke waren vollkommen in Flammen gehüllt, das Haus war nicht mehr zu retten. Die Feuerwehr hatte große Mühe, die Dachstühle der angrenzenden Häuser zu schützen. In das brennende Gebäude ein zudringen oder auch nur Leitern anzulegen, war vollkommen un möglich. Die Wehr mußte sich darauf beschränken, die umliegen den Gebäude zu schützen. An ein Ablöschen des brennenden Ge bäudes war gleichfalls nicht zu denken, so daß das Wassergeben eingestellt wurde. Durch den Funkenflug während des Brandes war besonders die Umgebung stark gefährdet. Nur den Anstrengungen der Feuer wehr gelang es, ein weiteres Umsichgreifen des Riesenbrandes zu verhüten. Eine besondere Gefahr entstand noch dadurch, daß der Wind die Funken in nördlicher Richtung, in der sich die Gasanstalt befindet, trieb. Die Folgen wären unabsehbar gewesen, wenn ein Funken in die Gasanstalt gefallen wäre. Deshalb wurde mit zahl reichen Schlauchleitungen Wasser in die Luft gegeben, um den Fun kenflug zu verhindern. Die Straße war in Qualm und Rauch ge hüllt. Als gegen zwölf Uhr eine Explosion entstand und Stein stücke auf die Straße geschleudert wurden, räumte die Polizei die ganze Umgebung. Mehrere Personen wurden verletzt. Einige Frauen mußten sich wegen schweren Nervenschocks in ärztliche Be handlung begeben. Bei dem jetzigen Brande kann es als ein besonders günstiger Umstand angesehen werden, daß das Feuer so spät ausgebrochen ist. Vor Ladenschluß wären die Folgen unabsehbar gewesen, da anläßlich der ,,Weißen Woche" ein großes Gedränge herrschte. Die Kriminalpolizei wird eingehend die Ursachen der Brand katastrophe nachprüjen. Der Sachschaden ist sehr bedeutend, er wird auf etwa zwanzig Millionen Mark geschätzt. Bankraub in Berlin. Berlin, 30. Immer. In der vergangenen Nacht wurde in die Depositenkasse der Disconto-Gesellschaft in der Kleiststraße am Wittenbergplatz im Westen Berlins ein Einbruch in die Schrank fachanlagen und die Silberkammer verübt. Die Einbrecher sind auf einem unterirdisch gegrabenen Wege in einen Lichtschacht ge langt, haben die schwere eiserne Vergitterung durchgeschweißt und den Luftzusührungsschacht erweitert. Diese Arbeit muß einige Wo chen in Anspruch genommen haben. Sie drangen in die Silber kammer ein, indem sie an dem die Schrankfächer enthaltenden Ne benraum mehrere eiserne Stäbe der schweren Vergitterung durch schweißten. In dem Schrankraum wurden die Fächer, Koffer und Pakete erbrochen und beraubt. s Hur unlerer keimst Wilsdruff, am 31. Januar 1929. Merkblatt für den 1. Februar Sonnenarrsgang 7'" I! Mondausgang 0" Sonnenuntergang 16'° !I Mondunlergang 10" 1874: Der Dichter Hugo von Hofmannsthal geboren. Februar. Ganz normal ist er in diesem Jahre, mit 28 Tagen, nach dem er im vorigen Jahre sich als etwas Besonderes noch einen 29. Tag geleistet hatte, was vielen Gehaltsempfängern als durchaus überflüssige Zugabe erschienen sein mag. Und noch in einem andern Punkte scheint er normal werden oder doch wenigstens normal beginnen zu wollen: wenn man aus den letzten Januartagen mit ihren respektablen Schneemengen und Frostgraden aus Kommendes Schlüffe ziehen darf, wird dieser Februar ein achtbarer Wtntermonai sein und seinem alten Namen „Hornung" durchaus Ehre machen. Dieses Hor nung ist nämlich, wie die Brüder Grimm in ihrem gelehrten Wörterbuch festgestellt haben, anzusehen als eine Ableitung von Horn, einem der mehreren Namen, die der Januar trägt: der Januar ist der große Horn, der Februar der kleine Horn. Besagter Monatsname Horn aber wird von dem hornharten Froste hergeleitet. Was zu beweisen war und was uns klar zeigt, daß man im allgemeinen vom Februar nichts Gutes zu erwarten hat. Im allgemeinen! Im besonderen aber läßt sich mit ihm ganz gut auskommen, denn er ist der Monat der Maskeraden, des Karnevals und der vielen, vielen Bälle, die ihm von alters her ein ganz besonderes Gepräge geben. Auch das Schellengeläute der Schlitten klingt in ihn hinein, so daß er einen durchaus fidelen Anstrich hat. Allerdings ist die Fidelität sehr oft — in diesem Jahre zum Beispiel — durch den Aschermittwoch, der all der Faschingslust ein jähes Ende bereitet, begrenzt. Manchen wird es überraschen, zu hören, daß der Februar früher einmal den Jahresabschluß bildete. Bei den alten Römern war das: bis zur Einführung des Julianischen Kalenders ließen sie das Jahr mit dem 1. März beginnen, und der Februar rückte an die zweite Stelle unter den Monaten erst dann auf, als der 1. Januar zum Kalender- neujahrstag gemacht wurde. Und nun bliebe nur noch zu sagen, daß er seinen lateinischen Namen, der ihm bis zum heutigen Tage geblieben ist, von dem Zeitwort „kobruars" ab- leitet. Februare" heißt „reinigen", und der Februar war den Römern ein sehr ernster und strenger Reinigungs-und Sühne monat, was man ihm heute in seinem bunten Tanzkostüm wirklich nicht mehr ansieht. * 3V Jahre Eisenbahn Wilsdruff—Rosse«. Von Lehrer Sobe - Mohorn. 30 Jahre sind ins Land gestiegen, daß die Orte von Wils druff bis Nossen dem Verkehr erschlossen wurden. Wieviele kön nen sich noch der Tatsache erinnern, welch Leben, welche jahre lange Arbeit, ehe die Bahn ihrer Vervollkommnung entgegenfehen konnte. Da herrschte Freude, da -gab es Verdienst. Mohorn war zum Zentralpunkt auserwählt für die Ausge staltung der Festfeier am Tage der Eröffnung. Das vereinigte Festkomitee der von der Linie Wilsdruff—Rossen berührten Stadt- und Landgemeinden hatte Pfarrer Jentsch, Mohorn, zum Leiter gewählt, er erließ am 7. Januar 1899 folgende Einladung: Euer Hochwohlgeboren werden ganz ergebenst eingeladen, der Gemäßheit des umstehen den Programms am 31. Januar stattfindenden Einweihung, der Staatseifenbahnlinie Wilsdruff—Nossen Euer Hochwohlgeboren -Gegenwart schenken zu wollen. Mit der höflichen Bitte, gütige Mitteilung darüber, ob Euer Hochwohlgeboren die Einweihungs feier mit Ihrer Teilnahme beehren wollen, bis 20. Januar gelan gen zu lasten, verharrt in Hochschätzung und Ehrerbietung Das vereinigte Festkomitee I. A.: Pfarrer Jentsch. Je näher der Termin rückte, desto aufgeregter wurden die Gemüter; und doch unbeschreiblich groß war die Aufregung und Freude am Tage selbst. Rüstige und allseitige Mitarbeit hatte den Festtag verschönern Helsen. Früh 9,20 Uhr setzte der Festzug von Rosten aus sich in Bewegung, angefüllt mit den verschiedensten Vertretern der Stadt- und Landbehörden .wie der Staatseisen bahn selbst. Jubelnde Begrüßung seitens der Bevölkerung von Station zu Station; bald schmetterten die Trompeten, bald san gen zarte Kinderstimmen oder rollende Männerweisen. Fähnlein wehten im Wind, während leicht dahinfahrend das Züglein die Orte begrüßte. Nach gebührendem Empfang in Wilsdruff verließ der Festzug 12,25 Uhr mittags die Stadt, der kurz nach 1 Uhr in Mohorn einlief. Hier spielte sich das gesamte Festprogramm ab. Dem festlich geschmückten Ort schlug das Herz höher denn je. 8m Knüpferschen Gasthof einte man sich zum gemeinsamen Fest mahl ^2 Uhr. Während die Musik intonierte, deliktierte Man sich an Speise und Trank, ließ Reden erschallen und Dafellieder erklingen. Wer hätte damals geahnt, als Mohorn Eisenbahnknotenpunkt wurde, daß man in späteren Zeiten die Bimbim, das Bähnchen, scheel ansehen und dem Autobus das Vorrecht geben würde? Damals wußte man herzlichen aufrichtigen Dank dort anzu bringen, wo er verdient war: Bei den Vertretern der Gemeinden, bei den Förderern des Bahnbaues Wilsdruff—Rossen und den Vertretern der beiden Ständekammern. So verlief die Feierstunde dem Einweihungstage entsprechend würdig und schlicht. Kurz nach 5 Uhr verließen die Gäste und Ehrengäste das festliche Mohorn, denn 5,15 Uhr erfolgte bereits die Rückfahrt des Festzuges von Mohorn nach Wilsdruff, der 6,09 Uhr nach Dresden weiterfuhr und 7,05 nach Rosten. Lin eigenartiges Ereignis, diese Sekundärbahn; immer wieder richtete man staunende Blicke dem Zügle nach, bald wie in den 1830er Jahren als überhaupt der erste Zug fuhr. Allmäh lich gewöhnte man sich an das Bim-Bim; die Zeit hat so manches gewandelt, und gerade wir in unserem Mohorn, die wir mit dem Zügle und seinem Personal so verwachsen sind, erleben im Geiste manches Freudige wieder. Darüber später einmal. Heute errechnet man die Rentabilität der Kleinbahn nicht mehr so genau nach Bruchteilen von Prozenten wie in den ersten Jahrzehnten, aus der Sächsischen Staatseisenbahn wurde eine Reichseisenbahn, aus der schwarzen Uniform eine blaue. Das Bähnle fährt dessenungeachtet weiter und wird weiter fahren. Und mit dem Wunsche von 1899 begrüßen wir auch weiter hin unser Zügle: Brause, o Dampfroß, mit heiterem Klang Triebifch und Mulde, „Bim, bim, bim!" entlang! s- Der Verein junger Landwirte hatte für gestern nachmittag zu einem Vortrag in den „Adler" eingeladen. Die Mitglieder des Vereins, solche des Landwirtschaftlichen Vereins, des Landbundes und die Schülerinnen der Landwirtschaftsschule waren erschienen. Der Vorsitzende, Albin Philipp- Blankenstein, begrüßte sie alle in herzlichen Worten und gab dann das Wort dem Vertreter der Berufsgenossenschaft, Herrn Wagne r-Dresden, der anstelle des verhinderten Oberingenieurs Herrmann über „Unfallverhütung in der Landwirtschaft" sprach. Er streifte einleitend die Entwicklung der Sozialversicherung und gab einen Ueberblick über das Wesen der Landwirtschaftlichen Berufsgenvssenschasten, deren Bedeutung und Umfang einige Zahlen illustrierten: 1925: 122 OM Unfälle, 1926: 178 OM und 1927: 215 OM. An Renten mußten in diesen Jahren gezahlt werden 42, 55 und 60 Millionen Mark. Jeder, also auch der kleinste Betrieb wurde mit 13,50 Mark belastet. Ob der hohen Beiträge herrscht in allen Kreisen bewegliches Kla gen und überall ein Fragen, warum die Steigerung der Lasten, wozu die großen Mittel? Und die Antwort: lediglich zur Erfüllung der gesetzlichen Vorschriften. Die landwirtschaftlichen Unfall-Be rufsgenossenschaften sind verpflichtet, mit allen Kräften Unfälle zu verhüten, Fürsorge für erste Hilse zu treffen, Betriebsunfälle zu entschädigen, die Verunglückten zu heilen, künstliche Glieder und Eusatzstücke zu beschaffen und instand zu halten, Berufsfürsorge zu treffen usw. Dazu kommen 'freiwillige Leistungen, Gebühren an Behörden und Versicherungsgerichte für Berusungs- und Rekurs- fachen und 'die Verwaltungskosten in Höhe von zehn bis elf Pro zent. Diese Aufwendungen werden als Umlage von den Betrieben eingezogen. Sie auf das geringstmöglichste Maß zurückzusühren ist das Bestreben der Unfallverhütung. Die überwiegende Mehrzahl der Unfälle sind vermeidbar. Nur muß die Erkenntnis dafür ge weckt und Leichtsinn, Sorglosigkeit und Unvorsichtigkeit durch Auf klärung eingedämwt werden. Das fei im besonderen die Aufgabe der Betriebsrevisoren. An Hand einer großen Reihe von Licht bildern zeigte dann der Vortragende die Gefahrenquellen in den landwirtschristlichen Betrieben und die dafür geltenden Schutzvor richtungen. Zahlreiche Beispiele der Nichtbeachtung machten die Ausführungen besonders lehrreich. Geduld und Auffassungsvermö gen der Hörer wurden freilich auf eine große Probe gestellt. Der Redner sprach reichlich drei Stunden sehr flott. Am Schluffe dankte ihm der Vorsitzende. Ein Fuchs in der Stabt. In der Sonntagnacht wurde an dar Rathausecke ein Fuchs beobachtet, der seine Schritte bis zum ,Lö wen" lenkte, umkehrte, weil ihm Personen entgegenkamen, die Dresdner Straße herunterschlich und abermals von Personen zum
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