Volltext Seite (XML)
MsdmfferTageblati Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Wil,dr»S«r «schet« «m «Le« W«At»^en R«chMitt«OS 5 Utz». : »ei «ddsl»- in GeschLstsftelle u»d Veu A»»vabestelle« 2 RM. im Monat, der Zustell»«- durch di« Voten 2,30 AM., bei Poftdestellung Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend P-pd»,-»»»?»»,»»«»». 77 ' n.hm» ,» j.»n Ak.t B«. »-»»nar« e»laea«n. ZmFall- tzihcrn D«>»<lll, Krieg -der sonftigerBerr<ed«stLr»nge» besteh! Kei» Anspruch «»f Lieferung b« zeit»»« ober Kür,»!, be« Begug,Preise«. — «L-Ksenbnn, eiugrsaudtcr Schrislftiilbe erssig! nur, Men» Por«» beilieg«. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. «n,ei,«»Pr»i»: »ie 8 gespoUene Ronmietle » «Pf,., bie t gespoltene geile »er amllicheo «ebannimochungcn 4« «eich», psennig, bie 3gcsPoltrue Letln»rz«tl« I« «cjtlichen Teile l Reich,«nrt. Nachweisung,gebühr 20 R«>ch»pl«nn>,e. v»<, geschriebene Erschein»»,,. „ „ Inge unb Plas,» orschrisie« werdcn »ach Wbglichbel! Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 beru-ksichüg«. «Njet,e». «»nähmebi» oorw.tvUhr. -> Für Lie Richtigkeit i>«< r«rch FeenruI SbermittelIe»R»,ei,en übernehmen wir keine Garantie. Jeder Radatianspruch-riischi, wen» der Petra, »«eck Klage ringe,»gen werden mnst oberderAustraggederin Konkur, gerüt. Anzeigen nehmen allcD«rmittIu»g,ftrllrn entg«,rr.. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts, gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blutt. Rr,3V2 — 86 Jahrgang Tet gr Adr .Amtsblatt« Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden 2646 Donnerstag, den 29 Dezember 1927 Lin trostloses Bild. Die Misere der deutschen Wohnungsnot ist ja ein geradezu unerschöpfliches Thema, ist eine der schlimmsten, siele behaupten sogar die allcrschlimmste Kriegsfolgc- rrscheinung. Denn vor dem Kriege war ja der Wohnungs- sedarf nicht bloß gedeckt, sondern sogar überdeckt; zwei Prozent aller Wohnungen bildeten leerstehend eine dem Hauswirt schmerzliche, den Mietermassen aber willkom- nene Reserve. Jährlich wurden 200 000 neue gebraucht, wurden an die 50 000 abgerissene oder aus anderen Gründen dem Wohnbedars entzogene Wohnungen durch Neubauten ersetzt und dieser Gesamtbedarf konnte fast spielend gedeckt werden. Gewaltig war die wirtschaft liche Bedeutung des Baugewerbes. 1912 be schäftigte dieses Gewerbe und die unmittelbar mit ihm zusammenarbeitenden Industrien an drei Millionen Ar beiter, batte einen Umsatz von sechs Milliarden und er schien als Erzeuger bzw. Durchgangsstation für 30 Pro zent der deutschen industriellen Gesamterzeugung, war volkswirtschaftlich also von allergrößter Bedeutung. Eine Denkschrift der Neichsregierung demonstriert aufs deutlichste, wie weit, ach wie weit wir jetzt von jenen so angenehmen Zuständen der Vorkriegszeit entfernt sind. Allein der jährliche Zuwachsbedarf von rund 200 000 Wohnungsuchenden ist geblieben, aber das ist auch wirk lich das einzige. Denn es fehlen f a st eine Mil lion Wohnungen und es besteht kaum Aussicht, diesem Mangel in absehbarer Zeit abzuhelfen. Nur ein mal erst, nämlich 1926, ist es gelungen, wenigstens den Zu wachsbedarf zu decken, aber die Reichswohnungszählung im Mai d. I. ergab, daß 600 000 sog. „zweite oder weitere Haushaltungen" bestehen, also solche, die mit einer ande ren Haushaltung zusammen geführt werden. Und es gibt rund 350 000 „weitere Familien" ohne eigene Wohnung uno ohne Hauswirtschaften, also z. B. Eheleute, die bei den Schwiegereltern des einen Teiles wohnen uno überhaupt leinen eigenen Hausstand haben, ihn aber selbstverständ lich brennend gern haben möchten. Besonders schlimm liegen die Verhältnisse in den Großstädten, aber auch auf dem Platten Lande und in den kleinen Landstädten sieht es trostlos genug aus. Das ist verhängnisvoll für eine gesunde B e v ö l k e r u n g s p o l i t i k, die sich der massen- l,aften Abwanderung vom Lande in die Stadt entgegcn- werfen will; dabei spielt natürlich die Wohnungsfrage eine sehr erhebliche Rolle. „Kein Hüsung," aber nicht aus schlechtem Willen, sondern aus einem nicht zu bewältigen den finanziellen Unvermögen heraus. Da die Hauszins steuer laut Vorschrift der meisten deutschen Länder nur an Ort und Stelle zu Darlehnszwecken verbraucht werden darf, mußte das Reich einspringen; aber die in den drei Jahren 1924 bis 1926 mit 60 Millionen Neichsunter- stübung errichteten rund 30 000-Landarbeiterwohnungen sind nur ein Tropfen auf einen sehr heißen Stein. Noch nicht einmal der Zuwachsbedarf gedeckt — und doch sind in den gleichen drei Jahren für Darlehen von »emRealkreditinstituten derArbeitgeberorganisationen, den Ländern und den Gemeinden, nicht zuletzt vom Reich, etwa vier Milliarden Mark zur Förderung des Wohnungs neubaus hergegeben worden. Trotzdem ist die Zahl der im Baugewerbe tätigen Personen gegen 1912 stark zurückgegnn- gen; freilich hat sich die Zahl der Betriebe recht stark er höht. Der Punkt, um de» sich alles dreht, ist und bleibt ja die Kreditfrage. Zweitstcllige Hypotheken sind ja aus privater Hand so gut wie gar nicht zu erhalten und dort, wo das möglich ili, sind die Zinsen einfach mordend. Der „Bauindcx" ist gegen 1912 um etwa 60 Prozent ge stiegen und die Löhne der Bauarbeiter sogar noch höher, aber nur die der Hilfsarbeiter, während die Löhne der Maurer und der Zimmerer, also der gelernten Arbeiter, nur etwa 20 bis 25 Prozent höher sind als im Frieden. Dabei vermag ein Bauherr, der früher seine 20 bis 25 Prozent des Gesamtkostcnbetrages für den Neubau her geben konnte, heute in der Regel nur 10 bis 15 Prozent oafür aufzubringen, so daß die Darlehnsfrage für ihn noch brennender wird. Dabei diese Überorganisation auf dem Baumarkt, nämlich die Unzahl häufig kleiner und kleinster, also finanziell nur schwacher Baugenossenschaften und Vereine, die zum Teil leider auch ein sehr merkwürdiges, »e» Staatsanwalt interessierendes Geschäftsgebaren auf weisen, alle aber durch ihre überfülle zur Verteue rung des Bauens beitragen. Ein trostloses Bild also, um so trostloser, weil so gar keine Aussicht da zu sein scheint, aus diesen Wirren heraus zukommen. Oder doch: die Denkschrift „tröstet" sich damit, naß sich spätestens 1935 der — Geburtenrückgang geltend machen würde, der ja infolge des Krieges selbst und seiner schrecklichen Begleiterscheinungen, vor allem der Hunger blockade, eingetrcten ist; dann werde sich alles, alles wenden. Ein wirklich etwas eigenartiger Trost! Reparationsbegrenzung notwendig. Wachsende Einsicht in Amerika. Übereinstimmend melden Newyorler Blätter aus Washington, daß in politischen Kreisen die Überzeugung wachse, die Festsetzung der Ncparationsschuld Deutschlands müsse erfolgen, und Mar in Verbindung mit der Frage der interalliierten Kneasschulden. Der Bericht Varker Not ohne Ende in China Der chinesische Niedergang. Millionen Menschen hungern. Die unermeßlichen Gebiete im Innern Asiens, unter dem Begriff des Chinesischen Reiches zusammengefaßt, können die sie seit Jahren durchwühlenden Katastrophen nicht überwinden. Ein grausiges Geschick läßt sie alle irdischen Plagen erleiden, Unfrieden, Bürgerkrieg, Ver armung und Auflockerung aller Sitten; jetzt gesellt sich als natürliche Folgerung noch eine gewaltige Hungers not dazu. Die verschiedenen Anführer und Regierungen bekämpfen einander, das Ausland steht drohend an den Pforten. Neue Unruhen in Kanton. In Kanton, dem Sitz der Nankingregierung, sind er neut Unruhen ansgebrochen. Kürzlich erst wurde» durch rücksichtslose Maßnahmen gegen die Kommunisten rus sischer Herkunft, die für den letzten Aufstand verantwort lich gemacht wurden, dessen letzte Wehen niedergeschlagen. In einem Vorort wurden über zwanzig Häuser durch Feuer zerstört, das anscheinend durch Brandstiftung ver ursacht worden ist. Die Militärbehörden haben alle für die Bekämpfung des Aufstandes nötigen Maßnahmen ergriffen. 31 Kom munisten wurden enthauptet. Die Truppen des russen freundlichen Generals Feng haben in Stärke von 40 000 Manu den Gelben Fluß überschritten. In der Provinz Tschili hat Feng die Stadt Taonanf» besetzt. Marschall Lichiangkalschek soll sich mit der Absicht tragen, nach Kan ton zu reisen. Hungersnot in Schanlung. Die Provinz Schantung wird von steigendem Mangel an Nahrungsmitteln beunruhigt. Die einlaufenden, von Europäern bestätigten Berichte lauten erschütternd. Hilfe aus China selbst ist kaum zu erwarten. Tatsächlich sind vier Millionen der Bevölkerung nahe am Verhungern. In 35 von den 107 Bezirken der Pro vinz sind weniger als 10 Prozent der Ernte eingebracht worden, während in 30 anderen Bezirken der Betrag sich zwischen 10 und 40 Prozent bewegt. Ein großer Teil der Bevölkerung lebt bereits von Baumrinde und Spreu. Oer schlimmste Punkt ist noch nicht erreicht. Früher wohlhabende Bauern verschleudern ihre Vieh bestände für geringfügige Beträge, um auszuwandcrn. Die Lolalbehörden geben Ver Dürre und dem Heuschrecken sraß die Schuld an der Hungersnot. Wie die Europäer erklärten, ist sie aber hauptsächlich auf den Bürgerkrieg, das Banditentum und Vie drückende Besteuerung zurück zuführcn. Hilfe vom Ausland wird dringend gebraucht. Die Truppen und die Banditen verschärfen noch die Not iage im Hungerbezirk und machen es dabei unmöglich, Hilfsmaßnahmen unter ausländischer Leitung durchzu- sühren, wie etwa den Bau von Straßen und Kanälen. Ähnliche Verhältnisse herrschen in Tamingfu im südlichen Dschili, wo nur 20 Prozent der Ernte cingebracht werden konnten. Gilberts, der die Nonvcüdigleit einer Festsetzung der Re parationen betonte, hat die stattfindcnden Erörterungen der Frage wesentlich gefördert. Jedenfalls bricht sich die Überzeugung Bahn, daß die Lösung des Repaiationsproblems von den günstigsten wirtschaftlichen und politischen Folgen begleitet sein würde. Bei einer solchen Lösung denkt man an eine er hebliche Herabsetzung sowohl der deutschen Neparations- schuld als auch der amerikanischen Forderungen an die Alliierten. Die Überlegungen sollen sich bereits zu dem folgenden prinzipiellen Programm verdichtet haben: 1. Deutschland müsse gesagt werden, welchen Teil der Reparationsrechnung die Alliierten bezahlt zu erhalten er warten. 3. Nachdem Deutschland und die Alliierten sich über diese Summe geeinigt hätten, müßten weitgehend? finanzielle Transaktionen unternommen werden, um di: sofortige Zahlung durch Deutschland zu erleichtern. 3. Nack; der Finanzierung und Fundierung der deutschen Zah lungcn habe eine Revision derjenigen Summe zu erfolgen, auf die die Vereinigten Staaten und ihre Schuldner sich jetzt geeinigt Hütten. In einer vor dem amerikanischen Wirtschaftlichen Ver band gehaltenen Rede regte Professor Eddie van der Uni versität Chikago Vie internationale gemeinschaftliche Z u - s a m m e n l e g u n g aller Goldreserven der Welt an. Er erklärte, der Plan, der durch die ungenü gende Erzeugung neuen Goldes verursachten schlechten Ge schäftslage abzuhelfen, werde die Gründung einer Inter nationalen Goldliga nach sich führen. Keine Gefährdung des deutschen Eigentums. Im Zusammenhang mit den Plänen deutscher Per sicherungsgesellschaften, ihre Geschäftstätigkeit in Amerika wieder aufzunehmen, meldet die „Newhorker Staats zeitung", der Verwalter des ehemals feindlichen Eigen tums habe erklärt, es bestehe keinerlei Gcsah r, daß die Vereinigten Staaten sich jemals au dem in Amerika befindlichen deutschen Privatbesitz schadlos halten könnten, selbst dann nicht, falls Deutschland etwa seine sich aus dem Dawes-Plan ergebenden Verpflichtungen nicht ein halten sollte. Oer zukünftige Vötkerbundpalast in Genf. Ein voir jc einem Engländer, Franzosen, Italiener, Spa mer und Belgier besetzter Ausschuß des Völkerbundes hat m einem internationalen Wettbewerb siir den Bau eines Volker- bundpalastes den Entwurs des französischen Architekten Henri Paul Renol zur Ausführung vorgesehen. Noch ein zweiter Entwurf wurde preisgekrönt und Nenot soll sich nun, ehe er den Bau ausfiihrt, mit den anderen Preisträgern in Ver bindung setzen Aus ihrer gemeinsamen Arbeit soll dann der neue Völkcrbundpalast erstehen. Gne seltsame AmmelseWemung. Die Erdbeben in Italien und auf Java. Das Erdbeben, das mehrere Orte im Albanergebirgc heimgesucht hat und auch in Rom verspürt wurde, hat größeren Schaden angerichtet, als die ersten kurzen Mel dungen erkennen ließen. Das Zentrum des Erdbebens liegt bei Nemi, wo kein einziges Haus ver schont wurde. Auch die Kaserne zeigt große Schäden, so daß die Karabinieri das Gebäude räumen mußten. Der Nemisee ist stark angeschwollen. Die Wasserleitung, die Nemi und die umliegenden Ortschaften mit Wasser ver sorgt, wurde zerstört. Zur Unterbringung der zahlreichen Obdachlosen mußten Baracken errichtet werden. Auch in Geuzauo ist der Materialschaden bedeutend. Die Kirche zeigt starke Risse. - ... In den frühen Morgenstunde» wurde eme eigentum liche meteorologische Erscheinung beobachtet. Eine leuchtende Sichel bewegte sich am bedeckten Himmel, die ein intensives Licht verbreitete und ungefähr 15 Se kunden sichtbar war. Unmittelbar nach den, Verschwinden dieser Erscheinung setzte eine ungewöhnliche Wärme ein. Nach Meldungen aus Batavia (Java) wurden b i Bojolali schwere Erdstöße wahrgenommen, die auf Aus bruchstätigkeit des Vulkans Merapi zurückzuführen sein dürften. Die letzten Ausbrüche des Merapi haben vor ungefähr eineinhalb Jahren auf Java großes Unheil an gerichtet. Ehrung für den Weliumsegler. Kircheib-Feier in Cuxhaven. In Ver unter Leitung des Vereins für das Deutschtum im Ausland im Stadttheater in Cuxhaven abgehaltener offiziellen Empfangsfeier für Kapitän Kircheiß wurde vc: Weltumsegler stürmisch gefeiert. Die Begrüßungsansprach, hielt im Namen des Vereins für das Deutschtum im Aus land Professor Dr. Lohmeyer, der vor allem Kircheib sportliche Leistung feierte und ihn, die höchste Auszeich nung des Vereins, die bronzene Plakette mit der Inschrift „Für Arbeit am Deutschtum im Ausland", überreichte. Dann nahm Kircheiß das Wort, indem er betonte, das man von dem Lob des Begrüßungsredners auf seine sport liche Leistung vieles obstreichen müßte. Eine bestimmte Sportleistung sei aber nötig gewesen, um draußen offene Türen zu finden. Die Vorurteile des Auslandes gegen Deutschland seien im Abnehmen begriffen. Mit der dritten Strophe des Deutschlandliedes schloß die Rede ab. schneeMme und lleberschwemmungen. Verkehrsstörungen in Westeuropa. Die milde Witterung hat nicht lange augehaltci. Da - Thermometer sank in wenigen Tagen in Mitteldeutsch and von acht Grad Wärme wieder auf durchschnittlich Ker Grad Kälte. Wie immer in solchen Fällen, hat der Witterungsumschlag eine Reihe von unerfreulichen Be zebenheitcn gezeitigt. Glücklicherweise blieb Deutschland dabei ziemlich verschont. InEngland herrscht dagegen :in Schneesturm, der den Verkehr allcrwärts behindert. Festliegende Autos sind von den Schnecmaffen vollkommen