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mobil gemacht und soll nach dem Flugzeug und seinen vier Insassen forschen. Die Witterung ist ungünstig, Schnee und Regen behindern das Suchen. -So teilt Frau Grayson das Schicksal der meisten Vorgänger und Vor gängerinnen, die den Ozean bei ungünstiger Witterung überqueren wollten. ( p»NM<d« Kunow«« Deutsches Reich Verordnung des Reichspräsidenten über Amtstitel. Zu dem Inkrafttreten des Besoldungsgesetzes be stimmt der Reichspräsident in einer Verordnung, daß Reichsbeamte, deren bisherige Amtsbezeichnung in dem neuen Besoldungsgesetz nicht vorgesehen ist, ihre bisherige Amtsbezeichnung in und außer Dienst weiterführen dürfen. Zn Zweifelsfällen entscheidet die oberste Reichsbehörde im Einvernehmen mit dem Reichsinnenminister. Bcrwaltungsreform in Bremen. Der Bremer Senat hat eine ziemlich umfangreiche Verwaltungsresorm beschlossen. Die Senatssitze sollen von 14 auf 10, die Zahl der Bürgerschaftsvertreter von 120 auf 80 vermindert werden. Ferner sollen 16 Behörden und Deputationen künftig fortfallen, in denen bisher 87 Abgeordnete vertreten waren. Diese Reform stellt zugleich die innere Deckung der Mehrausgaben dar, die Bremen für die vom Senat zugleich vorgelegte Besoldungs erhöhung zu leisten hat. Die Verwaltungsreform soll nach ihrer Annahme durch die Bürgerschaft am 1. April 1928, die Verminderung des Senats schon im Laufe der jetzigen politischen Verhandlungen über seine Neubildung erreicht werden. Die Verminderung der Bürgerschaftssitze wird erst bei der nächsten Neuwahl, in drei Jahren, durchgeführt werden können. Aus In, und Ausland Wien. Im Wiener Rathaus erschien ein junger stellen loser Kaufmann und gab an, er könne Auskunft geben über den Urheber des vor vier Wochen gegen den Bürgermeister Seitz verübten Anschlags. Die Angaben stellten sich als er funden heraus. Prag. Wie man erführt, wird die dem Deutschen Ritterorden gehörende Domäne mit der altertümlichen Bt>rg Busau in Nordmähren dieser Tage beschlagnahmt wer den, um die restliche Eigentumssteuer des Ordens in Höhe von 42 Millionen zu decken. Luzern. Der Stadtrat von Luzern hat an den Negierungs- rat des Kantons Luzern zu Händen des eidgenössischen poli tischen Departements eine Eingabe gerichtet, in der die Er richtung eines deutschen Generalkonsulats in Luzern angeregt wird. Paris. Das Hetzplakat mit dem Bild Hindenburgs ist aus der großen Plakattafel der Union Nationale am Boule vard oes Capucines verschwunden. Es ließ sich nicht seststellen, ob dieser Verzicht aus einen Druck der Regierung hin er folgt ist. j Neues aus aller Welt **»»»«»»»»»«» »»»»»«»»»«»MW»»» »»»»»»»»»»»»»»»»«»»»» »»^ Eine bekannte Tänzerin verunglückt. Der Zustand der bei einer Benzinexplosion am Badeofen in ihrer Ber liner Wohnung verunglückten Tänzerin Luzie Kieselhausen ist außerordentlich ernst. Die Brandwunden bedecken einen großen Teil der Haut, so daß die Atmung, die auch durch die Haut erfolgt, außerordentlich behindert ist. Nach Ansicht der Ärzte besteht infolgedessen für die Künstlerin Lebensgefahr. Wieder drei Fischer in der Ostsee crtnuken. Auf der Höhe von Brüsterort ereignete sich ein schweres Unglück. Vier Fischer aus Klein-Kuhren, die mit einem Motorboot zum Lachsfang ausgefahren waren, liefen bei Brüsterort auf das Wrack eines Koklendonivfers aut. kn Knb Motorboot manövrierunfähig wurde. Drei Mann der Besatzung ertranken, während der vierte auf Hilferufe ge rettet werden konnte. Mißglückter Raubübcrfall auf einen Geldtransport. Auf der Straße von Alt-Dösen nach Probstheida wurde das Geldtransportauto der Leipziger Straßenbahn von zwei maskierten Räubern angehalten. Einer der Ver brecher erbat sich zunächst Benzin. Als das abgelehnt wurde, rief er: „Hände hoch!" Der Beifahrer des über fallenen Autos schoß sofort auf ihn. Trotz seiner Ver letzung geriet der Angeschossene mit dem Beifahrer ins Handgemenge, während der zweite Verbrecher auf seinen Gegner, den Chauffeur des Geldtransports, mit einem Gummiknüppel losging. Infolge des Mißlingens des Überfalls und aus Angst vor hinzukommender Polizei flüchteten die Räuber mit einer Kraftdroschke. Das sofort alarmierte Überfallkommando konnte jedoch bald die beiden Verbrecher festnehmen. Bergwerksunglück im Harz. Bei der Berginspektion Vienenburg sind zwei Arbeiter dadurch verunglückt, daß sie am Schluß der Schicht nach dem Schießen noch einmal in die Sprengstoffgase hineingingen. Der eine ist nach dem Einatmen der Sprenggase von der Fahrt gestürzt und seinen Verletzungen erlegen. Der andere ist nach mehr stündiger Sauerstoffbehandlung gerettet worden. Opferfinn der Arbeitslosen. Die beiden thüringischen Gemeinden Waffenrod und Hinterrod brauchen dringend eine Friedhofskapelle, konnten sie aber nicht bauen, weil sie kein Geld haben. Jetzt haben sich die Arbeitslosen beider Orte erboten, die Kapelle unentgeltlich zu bauen. Ein furchtbares Familiendrama. Am Goldenen Sonntag war der Münchener Rechtsanwalt Geiß wegen Verausgabung falschen Geldes von der Polizei festgenom men und in Untersuchungshaft gebracht worden. Am ersten Feiertag früh wurde der Inhaftierte, durch Zyankali vergiftet, in seiner Zelle tot aufgefunden. Die 48jährige Ehefrau des Verstorbenen hat darauf mit ihren beiden Töchtern im Alter von 22 und 23 Jahren in ihrer Woh- nundg Veronal genommen. Die jüngere Tochter kämpft noch mit dem Tode, während ihre Mutter und ihre Schwester gleich gestorben waren. Inwieweit der Rechts anwalt an den Geldfälschungen beteiligt ist, steht noch nicht fest. Jedoch wurden 2200 Mark falsches Geld bei ihm gefunden. Birnendiebstahl eines reichen Mannes. Ein schlecht gekleideter Mensch stahl in Paris drei Birnen von der Auslage eines großen Lebensmittelgeschäftes. Bei der Leibesvisitation nach der Verhaftung förderte der Kom missar ungefähr ein Dutzend Tresorschlüssel sowie englische Pfundnoten, rumänische Lei, Gulden, Mark, Peseten, schwedische Kronen, das Ganze ungefähr im Werte von 140 000 Frank, hervor. Der Verhaftete gab an, daß es sich um feine Ersparnisse handle. Man fragt sich, wieso ein Mann mit solchem Vermögen in der Tasche drei Birnen stehlen konnte! Erdbeben in Rom. Ein heftiger Erdstoß wurde in ganz Rom verspürt. Das Zentrum des Bebens hat sich etwa 35 Kilometer von Rom entfernt im Albanergebirge befunden. Besonders heftig war das Beben in Rocca di Papa, Frascati, Nenn und Velletri. In diesen Ortschaften stürzten mehrere Häuser ein. Drei Personen sind ver schüttet worden; sie konnten jedoch geborgen werden. In Rom selbst wurde ein Student von einer herabstürzenden Steinkugel des Turmes der Kirche des Heiligen Karl ge troffen und tödlich verletzt. Drei Franziskanerpatcr von chinesischen Räubern ge fangen. Nach Nachrichten, die beim Bischof von Parma, dem Gründer des Franziskancrmissionsinstitnts, ein gelaufen sind, wurden drei Franziskanerpater in China von Räubern gefangengenommcn, für die diese ein hohes Lösegeld verlangen. Es sind unverzüglich die nötigen Anweisungen gegeben worden, um die Missionare aus ihrer gefährlichen Lage zu befreien. Selbstmord eines japanischen Seeoffiziers. Kapitän Mizuki, der frühere Kommandant des Kreuzers „Jintsu", hat Selbstmord begangen, weil er sich für den Untergang dieses Schiffes verantwortlich fühlte. Der Kreuzer war vor mehreren Monaten bei der Rückkehr aus einem Manö ver nm einem Zerstörer zusammengestoben und gesunken. Bei dieser Katastrophe haben 12 Offiziere und 99 Mann den Tod gefunden. Lunte Tageschronik Hamburg. Das Opfer eines Raubmordes wurde eine 67jährige Rentenempfängerin in Besenhorst bei Geesthacht. Paris. Infolge plötzlicher Dammsenkung entgleiste bei Alleyras (Arrond. Le Puy) ein Güterzug. Der Lokomotiv führer wurde getötet, der Heizer und ein Mechaniker wurden schwer verletzt. Grenoble. In der Papierfabrik von Lancey bei Grenoble ereignete sich eine schwere Explosion, bei der siins Arbeiter ums Leben kamen und zahlreiche andere zum Teil schwer verletzt wurden. Glasgow. In einem hiesigen Warenlager brach ein Brand aus. Vier Feuerwehrleute kamen in den Flammen um. Newyork. Die Zahl der Todesopfer infolge Genusses schlechten Alkohols hat sich in Newyork auf vierzehn erhöht. South Pittsburgh. Zwischen einer Anzahl von Schutz leuten der Stadt und des angrenzenden Landbezirks kam es in der Hauptstraße der Stadt zu einem Streit, der in eine Revolverschießerci ausartete. Fünf Schutzleute wur den getötet und mehrere verwundet. Peking. Der französische Dampser „Sch uh eng" ist in der Mhe von Jtschang von Piraten angegriffen worben. Das Schiff wurde vollkommen ausgeplündert und zahlreiche Passa giere wurden gelötet oder verwundet. i kunOkunk-programm i »»»»»»» »» »» Rundfunk Leipzig (Welle 385,8), Dresden (Welle 294). Donnerstag. 29. Dezember. 16.30: Lsipz. Funkorch. Bach: Jubel-Ouo. - EIuck-Mottl: Ballett-Snite Nr. 2. — S-ndn: Elockensinfonie. — Donizetti: Ouv. „Don Pasquale". — Lortzing: Ballettmusik zu „Zar und Zimmermann". — Eounod: Chor und Walzer o>s „Margarethe". — Kretschmar: Eriks Gang und Krö^ nungsmarfch aus „Der Folkunger". « 18.05: Aufwertungrmnd- kunk. » 18.20: Steuersunk. S 18: Oberreg.-Rat Dr. Rusch-Dresden: Modernes Bodenrecht. <b 19.30: A. Pfeiffer: Die Entwicklung der deutschen Porzellanindustrie und ihr? volkswirtschaftliche Be deutung. » 20.15: Die Familie Strauß. Einl. und verb. Tert T. Blumau. Dresd. Funkkapelle. Joh. Strauß: Persischer Marsch. — Jos. Strauß: Dorsichwalben aus Oesterreich. — Josef und Joh. Strauß: Pizzikaiopolka. — Ed. Strauß: Bahn frei, Galopp. — Ed., Jol u. Joh. Strauß: Schützenquadrille. — Joh. Strauß: Freut euch des Lebens. — Ed. Strauß: Das Leben ist doch schön, Walzer. — Jos. Strauß: Frauenherz. — Ed. Strauß: Fesche Geister. Wo man lacht und lebt. Leuchtkäferln. Mit Lhik, Galopp. Td., Jol. u. Joh. Strauß: Trifolien-Walzer. S 22: Funkprauger « 22.05: Presse und Svort. » 22.30: Funkstille. Donnerstag, 29. Dezember. Berlin Welle 484 und ab 20.30 Welle 125». 12.30: Die Viertelstunde für den Landwirt. 4- 15.30: Herm. Kasack: Der Büchermarkt. * 16.00: Dr. W. Martin: Die deutsche alpine Taurusexpedition. -b 16.30: Das Leben und Dichten eines Vergessenen. (Aug. Friedr. Ernst Langbein, 1757 bis 1835.) Vortrag u. Rezitat. von C. M. Köhn. * 17.00-18.00: Konzert. Mitwirk.: Albert Harzer (Flöte), Alice Schässer - Kuznitzky (Sopran), Mini Jozeph-Psafs und Willi Jäger (Flügel). — Anschließend: Werbenach richten. — Danach: Unterhaltungsmusik des Quintetts Nico Buica. -b 19.05: Reichsbahnoberrat Dr. Hans A. Mar tens: Unfallverhütung — eine Volksausgabe. 4- 19.3Ü: Ob.-Jug. Siegfr. Hartmann: Technischer Rückblick aus das Jahr 1927. 4 19.55: Dr. Friedr. Luther: Das Seelenleben ses Jugend lichen. (Praktische Fragen d Jugendkunde.) 4- 20.30: Theodor Fontane. (Zum Geburtstag am 30. Dezember.). Hans Mühl- hoscr (Rezitat.). — Danach: „Glaube." Tragikomödie in einem AN von Herward Waiden. -- 22.30—0.30: Tranzmusik. Königs Wusterhausen Welle 1250. 14.20—14.45: Kinderstunde. Reisen und Abenteuer. Meine Büsseljagden im Sudan, 4- 14.45—15.00: Das Abendessen im Kreise von Freunden. 4- 15.00-15.30: Silvestersreuden. * 15.35—15.40: Wetter- und Börsenbericht. 4- 15.45—15.55: Kochanweisungen und Speisesolgen. * 16.00—16.30: Er- ziebungsbcratung. 4- 16.30—17.00: Aus dem Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht. 4- 17.00—18.00: Rächmittags- konzcrt, Berlin. 4- 18.00—18.30: Deutsche Musikpflege üu Baltikum. 18.30—18.55: Spanisch für Fortgeschrittene. 4- 18.55—19.20: Die Praxis des Holzverkausswesens unter bef. Berücksichtigung der Privatwaldungen. 4- 19.20—19.45: Das laudschaftl. Volkslied. 4- 20.00: Operettenbildcrbogen. Max Steiner-Kaiser. 4- 22.00: Pressenachrichten. 4c 22.30—0.30: Tanzmusik. MrierMrÄ okruesekKLCsiissLsioir ouirco vLkrr^s (28. Forljetzung.) „Mir wurde erzählt, daß Herrn Sohr die Pachtung ange tragen worden sei." „Das schon — aber angenommen hat er noch nicht." „Er dürfte aber annehmen." „Das freut mich. — und Fräulein Kerst will ihm helfend zur Seite stehen?" Diese Frage richtete sie direkt an Fräulein Kerst, und diese brachte purpurrot ein kaum hörbares „Ja" zustande. Zu dumm — ihr war aber auch die Kehle wie zugeschnürt. „Sie werden da noch manches zu besprechen haben, das Dritte nichts angeht," sagte Frau Kaden leichthin zu Herrn Kerst und erhob sich. „Ich will nicht stören, mein Zimmer steht Ihnen gern zur Verfügung" — und zu Fräulein Kerst gewendet: „Ich fahre nach Großsteinau, Fräulein. Zu Abend bin ich wieder zurück. Lassen Sie es an nichts fehlen." Mit einer leichten Verbeugung gegen Herrn Kerst verließ sie das Zimmer und die beiden saßen wie die verprügelten Kinder auf den Plätzen und sahen ihr nach. Fräulein Kerst fand zuerst die Sprache wieder. „Das letzte war Frau Kaden wirklich," sagte sie, „das erste schien sie uns." „Gib mir ein Glas Wasser, Gretel," bat der Alte, „mir ist nicht gut von dem Essen, von dem Mokka, von dem Likör und von der Frau. — In Steinpöhl ist es schöner." Durch eines der Mädchen hatte Frau Kaden Sohr bestellen lassen anzuspannen und sie nach Großsteinau zu fahren. „Aber im Zweisitzer" hatte sie dem Mädchen nachgerufen und jetzt stand der Wagen fahrbereit an der Treppe. Der alte Kerst, der hinter der Gardine lugte, sagte: „Donnerwetter! Der Kerl hat seine Sache in Schuß. Das flimmert ja wie frisch lackiert. Das müßten die Steinpöhler mal sehen! Denen bliebe ja die Spucke weg mit Respekt zu sagen. — Und der Kutscher! Das knackt wie bei Soldatens und klappt wie in der Kirche." Fräulein Kerst trat an das andere Fenster und spähte vorsichtig hinaus. Ihr drohte das Herz still zu stehen. „Sohr", sagte sie tonlos, und ihre Augen füllten sich mit Äränen „Sohr", wiederholte Herr Kerst. „Der Kutscher ist Sohr? Den hätte ich- nicht wiedererkannt. Elegant sieht er aus. Das weiße Hemd und die Helle Hose kleiden ihn gut. Er ist ein hübscher Mensch." „Und muß nun mit der Herrin fahren. Im Zweisitzer! — Noch nie hat sie das von ihm verlangt," und heiße Tränen perlten der Enttäuschten über die Wangen. „Das ist aber doch kein Grund zum Weinen, Mädel." „Du kennst sie nicht, Vater." „Wen?" „Frau Kaden." „Fürchtest du sie?" „Ich weiß nicht." „Liebst du ihn?" „Ja" „Und er?" „Er ist gut zu mir." „Und zu ihr?" „Ist er respektvoll?" „Und da weinst du?" „Aber sie, Vater, sie will ihn! O, ich seh' ihr bis ins Herz. Ihr Hochmut ist nur Schein. Vor ihm, Vater, würde sie sich bis zur Erde beugen. Er kann noch kälter sein wie sie, noch rücksichtsloser! Das imponiert ihr. Er ist ihr über legen, und das fühlt sie. Er dient und herrscht zu gleicher Zeit. Es geht alles hier nach seinem Willen und sieht doch aus, als ob es nach ihrem ginge. Er schiebt sie beiseite, und doch nimmt er sie gleichsam auf die Hände, hebt sie hoch und zeigt sie allen: „Das ist eure Herrin!" — O, der weiß, wie man's macht, Menschen unterzukriegen." „So ist er berechnend?" „Nein, Vater, gar nicht, dazu bedeutet ihm der Mensch zu wenig. Seine Art ist so!" „Das verstehe ich nicht, Margret! Das verstehe ich ganz und gar nicht." „Verstehst du's dann, wenn ich so sage: Er ist lieb und be scheiden wie ein Kind — aber die Art, wie er es ist, sagt: Ich bin es nicht, ich will es nur sein — nicht um dir zu gefallen, sondern um dir einen Gefallen zu tun. Er erhöht dich und drückt dich nieder und immer fühlst du ihn über dir." Der Alte schüttelte den Kopf und wollte eben antworten, da trat Frau Kaden auf die Freitreppe. Fräulein Kerst wich zurück, doch Frau Carla hatte sie doch gesehen. — Sie lächelte und schritt wie eine Königin die Stufen hinab. „In Weiß," sagte Fräulein Kerst, „ganz in Weiß! — So ist sie auch noch nicht ausgefahren. Sie tut's für ihn." Und wieder stieg es feucht in ihren Augen auf Da ging der Alte zu ihr hinüber und legte seinen Arm um ihre Schulter. „Margret" — jo nannte er sie immer, wenn ihm weh' ums Herz war — „Margret, steh dir die zwei Menschen an. Paßt du zu ihnen? Hje hat der Himmel füreinander be stimmt. Es sind zwei schöne Menschen." Und Margret weinte an des Vaters Brust. „Komm heim mit mir, Margret, heute noch! Komm mit. Hier wirst du nur Schmerzen dulden müssen und keine Freude haben. Hier scheint dir keine Sonne, Margret." Doch Margret verneinte. „Du findest dich hier nicht zurecht, Mädel. Niel Sie drängt dich von ihm fort. Du wirst nie Fuß fassen hier. Und wenn du alles Glück hättest, würdest du doch immer hier fremd bleiben. Kämpfen und weinen, das wird dein Los sein." „Laß Vater, laß! Dann ist es mir bestimmt. — Ich will bei ihm bleiben, ihm helfen und ihm etwas zu werden suchen — gelingt mir's nicht, dann komme ich heim. Gelingt mir's aber und weiß er Treue mit Liebe zu lohnen, dann komme ich erst recht, Vater. Und dann bringe ich ihn mit — für immer!" „Ihr Frauen — Ihr Frauen! Daß eure Herzen so reich sind und euer Verstand so arm — das ist das Unglück auf Erden." „Nur das Unglück, Vater? — Denk an die Muttert — Die schenken können, Vater, müssen mit dem Herzen leben." Da nahm der Alte sein Mädel in die Arme und küßte es schweigend auf die Stirn. -i- * Vom Hofe weg hatte Frau Kaden nicht ohne Absicht die Zügel genommen — wie selbstverständlich und mit bestrik- kendem Lächeln —. „Ich will Sie entführen, Herr Sohr," hatte sie gesagt — auf der Straße aber gab sie sie ihm wie der. Sie lehnte sich in die Polster zurück und musterte ihren Gefährten mit kritischem Blick. Was empfand dieser Man für die andere, die ihre Mam sell war und seinem Haushalte vorstehen wollte? Liebte ec die, die ihn liebte oder sollte sie ihm nur Kameradin sein für eine kurze Spanne Zeit, bis wieder eine andere kam, sie ab- zulössn? Weder eine Handlung, noch ein Wort, noch ein Blick, noch eine Bewegung hatte ihr je Antwort gegeben auf diese Frage, die sie sich oft schon gestellt hatte. Nie würde sie es erfahren, wenn er nicht wollte. ^In diesem Punkte gab es keine Zufälligkeiten. S o hatte er sich in der Gewalt. (Fortsetzung folgt.)