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rede. Der Gerichtsvorsitzende betonte dem Anwalt ves Angeklagten gegenüber äußerst erregt, daß die Existenz einer Feme nicht erwiesen wäre, auch das Reichsgericht hätte sie in seinem Urteil als jemals bestehend anerkannt. Der zum Tode verurteilte Oberleutnant Schulz war während der ganzen Verhandlung als Zeuge anwesend und schlug erregt auf den Tisch, als von den Angeklagten behauptet wurde, daß die Schwarze Reichswehr 15 Leute ermordet hätte. Die Untersuchung -er Hitler-Affäre. Weiterarbeit nach Weihnachten. Der parlamentarische Untersuchungsausschuß des Bayerischen Landtages unterbrach vorläufig seine Arbeiten über die Vorgänge vom November 1923. Der sozialdemo kratische Abgeordnete Dr. Högner beendete als Bericht erstatter sein umfassendes Referat. Dr. Högner stellte in seinem Bericht ausdrücklich fest, daß sich in der Putschnacht der damalige bayerische Kultus minister Dr. Mati durch seine entschlossenen Maßnahmen ein außerordentliches Verdienst um das deutsche Vaterland erworben habe, da eine längere Dauer des Hitler-Putsches zweifellos schwere Gefahren für Deutsland und Bayern gebracht hätte, über die Rolle, die der ehemalige Kron prinz damals spielte, äußerte Dr. Högner, der Öffentlichkeit sei nur bekannt, daß der damalige Generalstaatskommissar K a h r sich zum Statthalter des Königs erklärte. Aus den Akten gehe aber die Tatsache einer innenpolitischen Tätig keit des Kronprinzen Rupprecht im Herbst 1923 hervor. Verschiedene Umstände sprächen dafür, daß das General staatskommissariat dazu bestimmt war, die Wiederein führung der Monarchie in Bayern in die Wege zu leiten. Dr. Högner beanstandete schließlich, daß im Hitler- Prozeß eine Reihe wichtiger Zeugen nicht vernommen worden sei, kritisierte die Verhandlungsführung des Vor sitzenden im großen Hitler-Prozeß und bezeichnete es als auffällig, daß bei den verschiedenen Prozessen gegen Be teiligte am Hitler-Putsch fast immer die gleichen Laien richter fungierten. Der Ausschuß wird zu dem Referat erst nach Weih nachten Stellung nehmen. Deutsches Reiit». Lohneinigung bei der Reichsbahn. Die Verhandlungen der Deutschen Neichsbahngesell- schaft mit den am Lohntarifvertrag beteiligten Tarif gewerkschaften in der Frage der Erhöhung der Ortslohn zulagen haben zu einer vollen Einigung geführt. Es handelte sich um die Erhöhung der Ortslohnzulagen oder sie Einführung neuer Ortslohnzulagen mit Rücksicht aus die Angleichung der Löhne der Reichsbahnarbeiter an die Löhne in der Industrie. Die Erhöhung der Löhne beträgt im Durchschnitt zwei Reichspfennige für die Stunde. Be^ teiligt sind an der Erhöhung die Arbeiter in 29 Reichs, bahndirektionsbezirken, so beispielsweise die der Dienstorte im Gebiete von Groß-Berlin und Groß-Hamburg, ferner in Sachsen und in west- und süddeutschen Industrie- gebieten. Es kommen über 90 Prozent der Arbeiter iv Betracht. Widerstreit in Mecklenburg-Strclitz zwischen Negierung und Landtag. Das mecklenburg-strelitzschs Ministerium hatte auf Grund des Urteils des Staatsgerichtshofs die am 3. Juli 1927 erfolgte Landtagswahl für ungültig erklärt und die Befugnisse ves Landtages dem einstweiligen Landes ausschluß übertragen. Gegen diese Regierungsbe kanntmachung wendet in einer Veröffentlichung der Prä sident des Mecklenburg-Strelitzschen Landtages, Dr. Foth. Er weist darauf hin, daß das Urteil des Staatsgerichts hofes es ausdrücklich dem Lande überlasse, die Folgerun gen aus ,eurem Spruch selbst zu ziehen. Das Organ des Landes hierzu sei lediglich der bestehende Landtag, der allein befugt sei, über seine Auflösung zu beschließen. Die Einberufung des Landtages bleibe bestehen. — Von nationalsozialistischer Seite wird in Mecklenburg-Schwerin nun ebenfalls Klage beim Staatsgerichtshof gegen die Gültigkeit der letzten Landtagswahlen erhoben werden. Freistaat Danzig. Bürgerliche Regierungsbildung gescheitert. Die seit mehreren Wochen zwischen den bürgerlichen Parteien ge führten Verhandlungen zur Bildung einer bürgerlichen Regierung haben sich endgültig zerschlagen, da die Vor- bedingung, die Zusammenfassung der liberalen Parteien zu einer Fraktion, nicht erfüllt werden konnte. Es kommt nunmehr eine Regierung der Mitte, bestehend aus Sozial demokraten, Zentrum und Deutschliberalen, in Frage. Nußland. Unterwerfung eines Teiles der Opposition. Der Parteitag der Kommunistischen Partei wurde geschlossen. Es wurde ein neues Zentralkomitee gewählt, dem 71 Mit glieder, darunter alle bekannten Parteiführer, wie Statin. Rykow, Bucharin, Tomski u. a., angehören. Auch Tschitscherin wurde an das Zentralkomitee wiedergewählt Rykow verlas eine an das Präsidium ergangene neue Erklärung eines Teiles der Opposition, unterzeichnet von den aus der Partei ausgeschlossenen Politikern Kamenew, Sinowjew u. a. Die Erklärung bringt zum Ausdruck, daß dieser Teil der Opposition seine völlige und vor behaltlose Unterordnung unter alle Beschlüsse des Partei tages kundtat und seine Anschauungen für irrig erklärt. Der Parteitag war damit nicht zufrieden, sondern forderte Einzelgesuche der Ausgeschlossenen um Wiederaufnahme. Das neue Zentralkomitee der Kommunistischen Partei hat das politische Bureau mit folgenden Mitgliedern gewählt: Bucharin, Woroschilow, Kalinin, Kuibyschew, Molotow, Rykow, Rudsatak, Stalin und Tomski. Zum General sekretär der Partei wurde Stalin wiedergewählt. Aus Zn» unS Auslanv Berlin. Reichspräsident hat aus Anlaß der Verabschiedung der Besoldungsordnung an den Reichssinanz- minister ein Dankesschreiben gerichtet Berlin. Nach oer Übersicht ver Reichshauptkasse über die Einnahmen des Reiches vom 1. April bis 30. No vember 1927 sind in den ersten acht Monaten des Rechnungs jahres im ganzen 597 Millionen Mark mehr als acht Zwölftel des Jahressolls von 7750 Millionen Mark aufgekommen. Berlin. In kurzer Zeit soll der litauische Präsident Woldemaras mit Reichsaußenminister Dr Stress- mann Zusammentreffen Die Begegnung dürfte voraussicht lich in der ersten Hälfte des Monats Januar staltsinden Es soll über einen deutsch-litauischen Handelsvertrag gesprochen werden i Neues sus aller Welt j Totschlag aus Konkurrenzneid. Der Kaufmann Alfred Bischof, der in einem Berliner Jmmobiliengeschäft m Verlauf eines Streites, der durch geschäftliche Kon- 'urrenz herbeigeführt war, den Kaufmann Norbert Becker ö schwer verletzt hat, daß Becker bald darauf gestorben st, hat sich, nachdem er in der Zwischenzeit planlos umher- zeirrt war, freiwillig der Polizei gestellt. Riesenfischfang bei Werder. Die Werdersche Fischer- nnung hatte im Fahrländer See einen außerordentlich trotzen Fischfang zu verzeichnen. Sie zog mit dem so- zenannten großen Garn unter dem Eis 100 Zentner Bleie and Hechte. Der Fischfang war so groß, daß damit die Fischpreise in den Ortschaften der Umgebung gedrückt wurden. Hechte, die augenblicklich keinen Markt haben, vurden mit 50 Pfg. das Pfund verkauft. Aus Bergnot gerettet. Auf der Zeche „Ewald Fort setzung l/III" wurden durch plötzliches Zusammengehen .'iner Strebe drei Bergleute verschüttet. Durch Klopfen -nd Zeichengeben wurde die Verständigung mit ihnen rufrechterhalten. Man hat sie nach stundenlangen Ret- ungsversuchen auch bergen können. Brand des Kreishauses in Ncidenburg. Im neuen streishaus Neidenburg brach ein Feuer aus, das bis in »ie späten Abendstunden wütete. Das Obergeschoß, in dem äch die Wohnung des Landrats befand, ist vollkommen rusgebrannt. Die Löscharbeiten gestalteten sich schwierig, va das Wasser bei der grüßen Kälte gefror. Die Entstehungsursache des Brandes ist wahrscheinlich ruf einen Heizungsdefekt zurückzuführen. EU» norwegischer Dampfer verschollen. Der norwe- zische Dampfer „Wilson", der vor 19 Tagen von Akureyri lJsland) abging, gilt nunmehr als verloren. Der Dampfer dürfte bei den kürzlichen heftigen Stürmen in der Nordsee mit sämtlichen an Bord befindlichen elf Per sonen untergegangen sein. Ein Dampfer an der irischen Küste untergegangen. Ein unbekannter Dampfer, wahrscheinlich ein Kohlenschiff, lief bei Old Head (Kinsale) in Irland auf ein Riff auf und ging alsbald untör. Da die See sehr bewegt war, waren Rettungsarbeiten unmöglich. Die gesamte Be satzung soll ertrunken sein. Sportliche Ausartung in Australien. In Sydney macht man die Windhundrennen dadurch spannender, daß man den Hunden kleine Affen aufbindet, die die Hnnde während des Rennens durch Beißen und Kneifen quälen. Die Nennplatzbesucher sind von dieser Grausamkeit begeistert und bezeichnen sie als „Unterstützung" der Hunde. Bunte Tageschronik Berlin. Da in der Sache gegen Landgerichtsdirektor Dr. Jürgens das Gerichl zu einem Freispruch gekommen ifh entfällt auch jeder Grund zu einem Disziplinarverfahren. Dr. Jürgens ist nunmehr als Kammergerichtsrat an das Kammer gericht Berlin versetzt worden Mannheim. Im Bereich des hiesigen Personenbahnhofs stieß eine Rangierlokomotive mit einer Nangierabteilung zu sammen. Dabei wurde ein Rangierer getötet. Stockholm. Schwere Folgen hatte ein Trinkgelage, das Arbeiter einer Zellulosefabrik mit gestohlenem Holzspiritus veranstalteten. Acht Arbeiter sind schwer erkrankt. Zwei da von sind bereits gestorben Newyork. Die amerikanischen Militärflieger Smith und Pond sind in San Franzisko zu einem Dauerflug aufgestiege», um den deutschen Dauerslugweltrekord z« brechen. Zögerlatein. Humoreske von Georg Wagener-Hannover. Herr Heymann hatte aus sein „Stammgut" hinten in der Rominter Heide eine Anzahl seiner Bekannten zu einer großen Jagd geladen und, um seine >unge Frau nicht allein unter lauter Herren zu lassen, auch die Damen eingeladen. Alle Jäger hatten sich ausgezeichnet und den grünen Bruch mit ins Jagdhaus gebracht. Nur der >unge Hans Lüding war recht ungeschickt gewesen; erst zwei Jahre verheiratet, dachte er mehr an seine Marga als an die Schwarzkittel. Man hatte ihn tüchtig ausgelacht, als ihm zu seinem größten Aerger eine Sau durch die langen Beine lief. Nun faßen die Nimrode in der Hatte um den Kamin und erzählten einander und den staunenden Damen unglaubliches Jägerlatein. Die Reihe war am Hausherrn, und er beendete gerade seinen „Bericht": „Also, mein Jagdwart schreit eben: Herr Heymann, etwas für Sie! Ich sehe nichts im dichten Unterholz und schieße drauf los, weil ich gerade etwas durch die Büsche brechen höre. Einpn Schuß aber nur, meine Herr schaften! Dann stürze ich hinter dem Hunde her ins Holz und, was meinen Sie, finde ich da'? Eine Sau und zwei Frisch linge! Drei Schweine mit einem Schuß!" — Stolz blickte der Jäger in die Runde, und lebhafter Beifall lohnte seine Auf schneiderei. Jetzt blieb nur noch Hans Lüding übrig. Alles sah ihn erwartungsvoll an. Er fühlte, daß er sich in diesem Kreise edier Lateiner nicht ausschließen durfte und begann etwas unsicher: „Ich bin zwar nicht ein so passionierter Jäger wie die anderen Herren" — in einer Ecke räusperte sich jemand malitiös —, „aber ich habe doch auch einmal ein köstliches Jagdabenteuer erlebt. Es war im ersten Jahre meiner Ebe. als ich noch mein Gut im Hannoverschen besaß ..." MeierNrA MllesmkßcmssLttlm vukm veaiks osukn.i-lkisiLk.wekv/u-t <17. Fortsetzung.» „Dem Voigt sein Kopp — das war ein Kopp! Den auf der Pfeife, Herr Kirschbaum, und Sie könnten Schießpulver d'raus rauchen. Aber es gibt noch mehr solcher Köppe auf Finkenschlag. So die richtigen Bauernschädel: immer durch Drei Meter Steinmauer sind 'ne Kleinigkeit." „Damit meint er mich, der Lümmel." dachte Frau Kaden und Kirschbaum srug: „Ist Ihrer auch so?" „Wo denken Sie hin, Herr Kirschbaum Ich kann Wachs sein in Ihren Händen, weiches, zartes Bienenwachs." „Kann," wiederholte Kirschbaum. „Natürlich kann, verehrter Herr Kirschbaum. Das steht in Ihrem Belieben. Wie Sie mich haben wollen, so können Sie mich bekommen." Und der Fuchs widderte den Köter. — „Verstehe! Sie wissen das ganz nett plausibel zu machen, was Sie von mir erwarten." „Und Herr Kirschbaum scheint gar kein unzugänglicher Mensch zu sein." „Ist er nicht, durchaus nicht. Immer hübsch leben und leben lassen." „In den Grenzen des Möglichen." „Das ist der einzig vernünftige Grundsatz, Geschäfte zu machen," pflichtete Herr Kirschbaum bei und erkundigte sich .nach Sohrs Bedingungen. Aber Sohr wich aus. „Bedingungen," gab er zur Ant wort, „die stelle ich nicht. Ich sagte ja schon: ich kann Wachs in Ihren Händen sein. Es kommt ausschließlich auf Sie an " „Herr Voigt war immer zufrieden mit mir." „Ich weiß es. Ich werde es sicher auch sein und verlasse mich vollkommen aus Ihre Ehrlichkeit." „Wieso - Ehrlichkeit?" „Oder Einsicht und Noblesse, wenn Ihnen die Ausdrücke besser zusagcn Ich bin nämlich vorläufig nur während Voigts Krankheit vertretungsweise vom Kadenschen Ritter- Aut in Großsteinau herüberbeordert worden, weil hier außer dem Hofmeister üb-rhaupt niemand richtig Deutsch reden kann. Die Fintenschlager Herrin braucht nur Leute mit Händen. Köpfe mit Jnbalt sind hier nicht nötig. Bis zur Stunde hatte ich keine Gelegenheit, mich mit Voigt zu be sprechen. Ich weiß infolgedessen auch nicht, wieviel er selbst an dem Verkauf für sich erlösen wollte." „Vier- bis fünfhundert Mark sollten abfallen." Frau Kaden hielt sich am Fensterkreuz fest. „Und die Hütten Sie ihm auch gezahlt?" frug Sohr schein bar ohne besonderes Interesse. „Bin ich ein Ganesf!" entrüstete sich Kirschbaum. „Ich hab' ihm schon mehr bezahlen dürfen wie fünfhundert Mark " „Das wollt' ich nur hören, Herr Kirschbaum. Besten Dank." „Wie heißt!" „Also nun passen Sie mal gut auf," und Sohr setzte Herrn Kirschbaum das Folgende auseinander. „Voigt ist tatsäch lich nicht verhandlungsfähig. Das Pferd, das ihn geschlagen hat, bin ich." Herr Kirschbaum rückte ängstlich auf seinem Sitze nach links und Frau Kaden beugte sich aus dem Fenster, um kein Wort zu verlieren, das da unten gesprochen wurde. „Ich glaube Ihnen damit einen Dienst erwiesen zu haben, Herr Kirschbaum „Mir? Einen Dienst" — kam es entgeistert von dessen zuckenden Lippen — „sind Sie meschugge? Einen Dienst, mir — wenn Sie einen Menschen verhandlungsunfähig schlagen?" „Man hätte Voigt und Genossen ja auch verhaften lassen können — wegen Betrug zum Beispiel oder wegen Dieb stahl — er trug nämlich auch Getreide zur Hintertür hin aus — oder wegen Unterschlaguna und anderer Dinge. Sie wissen doch, was solche Prozesse für Staub aufwirbeln und was die Gerichte da noch alles für Nebendestillate heraus knietschen. wie beispielsweise: Bestechung, Hehlerei und was weiß ich noch alles. Und da die Gerichte nicht mir nichts, dir nichts urteilen, sondern erst prüfen und in der Regel auch schauderhast gründlich prüfen — die sind ja so fabelhaft neugierig und wollen jeden Dreck wissen — hätten sie sich ganz bestimmt auch bei Herrn Kirschbaum erkundigt. Na. und ob das —" „Gott soll schützen!" „Der wird sich hüten, Herr Kirschbaum, vorläufig habe ich geschützt Aber nicht umsonst. So menschenfreundlich bin ich nicht." „Sie werden mich erkenntlich finden." „Ich hoffe es." „Aber kommen Sie, wir wollen uns den Weizen besehen." „Nein. Herr Kirschbaum, das wollen wir nicht. Wir wol len aber was anderes. Sagen Sie: kennen Sie Warburg in der Neuen Königstraße?" Kirschbaum horchte auf und wiegte den Kopf hin und her. — Wie kam dieser Mensch plötzlich auf Warburg. Was wollte er damit? Das war ja ein ganz gefährlicher Kerl, den sie ihm da aus den Hals geschickt hatten. Vor dem mußte man auf der Hut sein. „Sie wissen wohl nicht recht, ob Sie ja oder nein sagen sollen, Herr Kirschbaum." „Also sag' ich: Ja und nein." „Das heißt mit anderen Worten: kann es Ihnen bei mir nützen, wenn Sie ihn kennen, dann kennen Sie ihn, könnt« es Ihnen schaden, dann kennen Sie ihn nicht." „So ähnlich ist es." „Schön, Herr Kirschbaum. Und wenn ich Ihnen nnn sage: es kann Ihnen viel, sogar sehr viel nützen?" „Dann ist der Warburg meiner Schwester Mann." „Glänzend!" „Nicht wahr, Herr Sohr, ganz famos — schon wegen der zweitausend Mark, die am Einunddreißigsten fällig sind " „Sehr richtig," sagte Sohr. „Das ist Ihr Trumpf, nur nützt er Ihnen nicht viel." „Doch, doch! Er nützt mir schon. Die zweitausend Mark sollen nämlich mit dem Weizen bezahlt werden." „Das wissen Sie auch?" „Warum soll ich nicht wissen!" „Das ist ja ein ganz veritabler Lump, dieser sogenamue Vertrauensmann der Frau vom Finkenschlag. — Sie ver gessen aber doch, Herr Kirschbaum, daß ich wesentlich im Vorteil bin. Ich kann zum Staatsanwalt laufen, Sie nur zum Zivilrichter Bevor Sie von dem einen Termin be kommen, ist die Ernte ausgedroschen und bevor Sie ein rechtskräftiges Urteil erlangen, ist Warburg bezahlt Wir sind raus mit sechsundsechzig und Sie sitzen drin, wie Ihr seliger Glaubensgenosse Daniel in der Löwengrube. — Nun verkenne ich durchaus nicht, daß eg uns scheußlich ungelegen käme, wenn wir noch zwiscben dem Einfahren dreschen müß ten. Diese Ernte ist dieses Jahr weit über mittel, stellenweise sogar ausgezeichnet und die Leute sind knapp." Kirscbbaum batte sofort die SitvOon erfaßt. Er hielt es kür gut, dem anderen auf halbem Wege entgegenzukommen. „Machen Sie mir einen Vorschlag, Herr. Ich will mit Ihnen in Frieden leben." „Das ist sehr klug von Ihnen, Herr Kirschbaum. Mein Vorschlag ist akzeptabel, ich verlange nichts Unbilliges." „Lassen Sie hören " „Ich fahre mit Ihnen zu Warburg. Sie helfen mir dort einen Zahlungsaufschub von sechs Wochen erwirken Dafür verspreche ich Ihnen: ruht die Vergangenheit und in Zn' kunft macken wir Geschäfte, die der bebrillteste Chemiker be schnüffeln kann." „Krieg' ich den Weizen, Herr Sohr?" (Fortsetzung folgt-'