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MsdmfferTageblali Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Aaunrzeile 2V Npsg., die 1 gespaltene Zeile der amtlichen Bekann'maÄungen 40 Reichs- Pfennig, dir 3gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Bss» geschriebene Erscheinung»- tage und Ptatzvorschrifte, werben nach MSglichkett rn sv re m ev : Amt Wllsdrufs Nr*. 6 berü.^icht'gt. Anzeigen- ttt'nahmebis vorm.10Uhr. — - -— — Für die Richtigkeit l^r durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Feder Rabatlanspruch erlischt, wenn der Betrag dxrch Klage eingezogen werden mutz oder derAuftraggeder in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Rr.278 —86.Iahrg«NN Telegr-Adr .Amtsblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden 2640 M t woch, den 30 November 1^27 Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, ,WU«»r«ffkr nach»!«»,. L Uhr. Pe,«,,prei,: «N «dh»Iu», ck >« »rlchaii.ft-llk und «»»«-drst.llrn 2 «M. <m Mo«al, bei Zustellung durch die »oleu r,zo RM., d-i Poftbrftellung Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgehend «««erund S.eIchLs>«ft-ll-n —- - —— 2 U-U nehmen ,u jeder Zeit De. steüuugen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung d« Zeitung oder Kürzung de- Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke ersolgt nur, wenn Porto bciliegt. Traurige Berühmtheit. In eines der trübsten Kapitel, vielleicht das trübste, hat der Prozeß zurückgeführt, der vor einem Berliner Amtsgericht geführt wurde und so dramatisch mit der so fortigen Verhaftung eines Zeugen wegen Verdachts des Meineids endete. Denn hinter diesem Beleidigungsprozeß erhob sich der Geist Schlageters, ging es um die Frage, wer ihn den Franzosen in die Hände gespielt hatte einst imNuhrka m p f. Nur einer von den beiden, die sich gegen die Beschuldigung gewehrt hatten, die Ver räter eines deutschen Volksgenossen gewesen zu sein, ver ließ den Saal. Als — Verurteilter. Der andere wurde abgeführt. Jener durfte hinausgehen. Denn ihn, den über- führten Verräter, vermag wegen seiner Untat ein deutsches Gericht nicht mehr Zu packen. Davor schützt ihn die Amnestie, die 1924 wegen aller Geschehnisse während r>ev Ruhrkampfes vor sich ging. Er geht hinaus mit dein Kainszeichen des Brudermordes auf der Stirn. Denn er und der nun auch noch meineidig gewordene Genosse tragen die Blutschuld dafür, daß Schlageter von oen Franzosen erschossen wurde. Jahre sind seitdem vergangen und der Streit, der vamals auch im unbesetzten Deutschland um die Frage tobte, ob der „passive Widerstand" allein genügte oder durch einen aktiven ergänzt werden müßte, ist V0M Schick- >al entschieden worden: Deutschland war uneinig selbst rn dieser Zeit. Immer schon war gemunkelt worden, daß vel dem, was Schlageter erleiden mußte, Verrat im Spiel gewesen sei. Verrat durch eigene Volksgenossen, die von den Franzosen und Belgiern gekauft waren. Für lumpiges deutsches Papiergeld. Auch andere Verhaftun gen, Mißhandlungen Deutscher sollten zur-Ursache den Verrat „Deutscher" gehabt haben. Und doch gibt es jedem, t>em deutsches Blut in den Adern rollt, auch jetzt noch geradezu einen Stich ins Herz, als festgestellt wurde, daß diese Gerüchte Wahrheit sind. Ob sie recht oder unrecht taten, klug oder unklug handelten, diese Schlageter, Hauenstein und die Männer um sie — wer will es entscheiden! Und das braucht auch nicht entschieden zu werden, weil sie den festen Glauben besaßen, für eine gerechte Sache zu kämpfen. Sie wußten, daß ihnen Mißhandlung und langjähriger Kerker, ja, das ihnen für ihr Handeln der Tod drohte, wenn sie in die klänge der Ruhreinbrecher fielen. Und doch wagten sie es. Einst führte im Altertum beim Kampf um die Ther- mopylen ein Verräter Vas persische Heer den eigenen Volksgenossen in den Rücken und sein Name, Ephialtes, wuchs zu trauriger Berühmtheit, schwand nie mals aus der Weltgeschichte. Jetzt geben im Gerichtssaal zwei Männer zu, Geld von den Franzosen dafür erhalten zu haben, daß sie Deutsche indieHändederFran- iosen lockten. Bei einem gelang es, bei Schlageter bei anderen, die ern nicht ganz so schweres Schicksal hatten, ebenfalls; an diesen Verrätern lag es nicht daß ihnen die Hauptbeute entrinnen konnte, der Mann, den jene beiden zu verklagen noch den traurigen Mut hatten Hauptzeugen gegen ste stnd frühere französische Kriminal beamte, sind nicht etwa Deutsche, die durch di- Vec- rätereien bedroht waren. S:no - französische Kriminalbeamte! Das macht die^ alle^ noch schamvoller für uns Deutsche, noch — schwachvoller für iene beiden! Gewiß, die Zeit,jener Kampfe -st vorder; vieles von dem, was geschah, blieb im ^unkel, jast mochte man sagen: in einem wohltätigen Dunkel. Ungestraft mag wohl noch so mancher in Deutschland Herumgeyen, dessen Opfer jahrelang in französischen Kerkern gelitten haben. Un gestraft bleibt auch jetzt noch einer, dem die^arve vom Gesicht gerissen worden ist. Ihm aber sprach nicht nur das Gericht das Urteil, — ihm spricht es em ganzes Volk. Arbeitsgemeinschaft Zentrum- Bayerische Bolkspartei. Endgültiges Übereinkommen. Der Neichsparteivorstand des -Zentrums hielt unter dem Vorsitz des Reichskanzlers Dr M arx im Reichstags gebäude eine Sitzung ab. Die Verhandlungen beschäftigten sich in erster Linie mit den Richtlinien, die zwischen dem Zentrum und der Bayerischen Volkspartei über eine künf tige Arbeitsgemeinschaft vereinbart worden sind. Der Reichsparteivorstand genehmigte einstimmig diese Richt linien. Vor einigen Tagen waren die Richtlinien schon in Regensburg von Vertretern beider Parteien auf gestellt und dann von der Bayerischen Volkspartei gebilligt worden. Sie wurden jetzt für das Zentrum von Dr. Marx, für die Bayerische Volkspartei von dem Vor sitzenden, Abg. Speck, unterzeichnet. Einheitliches Vorgehen. In der Einleitung dieser Richtlinien wird betont, daß die Vereinbarungen aus dem Wunsche hervorgegangen seien, ein einheitliches Vorgehen in Men politischen Fragen zu sichern, mit dem Endziel der Wiederherstellung der politischen Einheit. Zur Frage der Zusammenarbeit wird bestimmt, daß die Frak tionen des Zentrums und der Bayerischen Volkspartei im Reichstag eine freie Arbeitsgemeinschaft bilden; die Fraktionen Der Vorhang in Lenk hebt lieh Beginn der AbrSstnogslonserenz. Ankunft der deutschen Vertreter. Zu der für den 89. November auberaumten ersten Sitzung der Vorbereitenden Abrüstungskonferenz ist der deutsche Gesandte Graf Bernstorff, ferner der Völ- kerbundreferent im Berliner Auswärtigen Amt, Geheim rat v o n Bülow, Geheimrat von Weizsäcker so wie der militärische Sachverständige Oberst von Böt ticher in Genf emgetrosfen. Ebenso ist angekommsn dis englische Abrüstungsdelegation, darunter eine große An zahl militärischer Sachverständiger, unter Führung des neu ernannten Delegierten Englands beim Völkerbund, Lord Cushendun, weiter der französische Völkerbund- reserent Graf Clauzel. Paul-Bonco ur wird erwartet. In Genf rechnet man allgemein damit, daß die dies maligen Beratungen bis Mitte nächster Woche dauern werden. Die Wahl des chinesischen Gesandten in Paris, TschengIoh, zum Vorsitzenden der an die Abrüstungs konferenz anschließenden Tagung des Völkerbundes soll feststehen. Die HaUung Deuischlan-S. Was die Stellungnahme Deutschlands zu den Ab rüstungsberatungen anbelangt, so ist sie mehrfach und in entscheidender Weise von maßgebender Stelle Umrissen werden. Die deutsche Delegation wird mit Nachdruck eine aktive Weiterführung der Abrüstungsverhandlungen for dern und sich auch davon nicht abdrängen lassen, wenn von französischer und englischer Seite wieder die Forderung vorheriger größerer Sicherung für beide Länder erhoben wird. Denn mit dem ewigen Gerede von genügender Sicherung, die noch immer nicht erreicht sein soll, ist der ernsthafte Wille zur Abrüstung nicht zu vereinbaren. Natürlich ist eine Umgehung des Konfliktes Litau en-Polen kaum möglich. Kommt die Frage nicht schon in den Abrüstungsbesprechungen aufs Tapet, so ist bei der Ratstagung hierzu die Notwendigkeit schon durch den Appell gegeben, den Litauen nach Genf gerichtet hat. In Deutschland besteht selbstverständlich lebhaftes Inter esse für die Erhaltung der Selbständigkeit Litauens. Dieses Land bildet die letzte Brustwehr vor einer vollständigen Einschließung Ostpreußens durch polnisches Gebiet, das ja auf der anderen Seite durch den von ihm besetzten Kor ridor die Abschnürung vollenden würde. Das russische Rätsel. Was werden die Russen Vorschlägen? So forschen die Neugierigen seit der Ankunft der Sowjetdelegation und manche Leute tun recht unterrichtet, wenn ste den Mos kauern diese oder jene erstaunlichen Pläne zuschreiben. Es heißt also, der Volkskommissar Litwinow werde der Vorbereitenden Abrüstungskommission weit gehende Abrüstungsvorschläge unterbreiten. Aus jeden Fall soll die Sowjetdelegation entschlossen sein, über den 3. Dezember Hinans in Genf zu bleiben, um zur Teil nahme an politischen Besprechungen zur Verfügung zu sein. Die russischen Vorschläge würden in einem allge meinen Nichtangriffspakt und einer Nüstungsherabsetzung von etwa 50 Prozent gipfeln. Ein französisches Blatt meldet knapp, die Russen würden beantragen, in den Rüstungen aller Nationen solle ein zehnjähriger Stillstand eintreten. Während dieser Zeit müßten alle Ausgaben für Heer, Flotte und Luftschiffahrt aus die Hälfte herabgesetzt werden. Was an solchen Behauptungen Wahres ist, wird sich bald zeigen. Die russische Delegation selbst bewahrt äußerste Zurückhaltung. Litwinow hat dem Generalsekre tär des Völkerbundes, Drummond, einen Höflich keitsbesuch abgestattet. Anschließend suchte Litwinow den Direktor der Abrüstuugssektion des Völkerbund sekretariates auf, mit dem er eine Unterredung über den Stand der Abrüstungsverhandlungcn sowie die Tages ordnung der bevorstehenden Sitzung der Abrüstungs- kommissiop hatte. Ferner hatte der deutsche Gras Bernstorff eine Unterredung mit Litwinow. Wegen der Anwesenheit der Russen hat das Völkerbundsekretarirt große Vorsichtsmaßregeln getroffen. Die Zulassungskarten sämtlicher Pressevertreter müssen mit der Photographie des Inhabers versehen sein. Man will verhindern, daß sich etwa jemand unter mißbräuchlicher Benützung einer Pressekarte in das Völkerbundhaus oder den Sitzungssaal Eingang verschafft. Die Meldung, daß die Bundesbehörde der Sowjetdelegation zugesichert habe, während ihres Aufenthaltes in der Schweiz jedem russischen Emigranten die Einreise zu verweigern, soll nicht richtig sein. Amerika nimmt am Sicherheitsansschub nicht teil. Genf, 2d. November. Von zuverlässiger Seite wird heute aberd mitgeteilt, daß die amerikanische Delegation aus Grund strikter Weisungen aus Washington sich an der Bildung des Sicher- heitsMsschussss nicht beteiligen wird und zwar wird die ameri kanische Delegation in den Sicherheiwausschuß weder einen Dele gierten noch einen Beobachter entsenden. Der Führer der ame rikanischen Delegation, der Gesandte in Bern, Wiljon, wird vor aussichtlich in einer der ersten Sitzungen der Kommission den Standpunkt der amerikanischen Regierung zu dem Sicherhsits- ausschuß bekannt geben. ölewen felvMnvtg. Bei besonders wichtigen Fragen stnd ge meinschaftliche Sitzungen der Vorstände und der Fraktionen selbst vorzuziehen. Diese gemeinschaftlichen Sitzungen werden nach Vereinbarung der Vorsitzenden der beiden Fraktionen ein berufen und geleitet. Zwischen der Landlagsfraktion der Bayerischen Volkspartei und den Zentrumsabgeordneten des Bayerischen Landtages wird im aleicken Sinne eine enaere die Vorsitzenden der Fraktionen des Zentrnms und der Bayerischen VoLkspartei im Reichstag. Fühlungnahme yerveigefüyrt. Weiter wird in den Verein barungen festgelegt die Regelung der Beziehungen der Partei organisationen und der Parteipresse in der Pfalz und im rechtsrheinischen Bayern und die Regelung der gemeinsamen Durchführung der Landtags- und Neichstagswahlen. Ein paritätischer Ausschuß trifft alle Maßnahmen zur Verständi gung ün Falle von Zwist und Streitigkeiten oder Mißverständ nissen. Auch in K om m u n a l v e r t r e t u n g e n soll dü Arbeitsgemeinschaft durchgcführt werden. Der Einigung sind längere Verhandlungen vorausgegan- aen, die sich bansusächlich um die Mandatsverietluna iu der Pfalz drehten. Dort sind veide Parteien ziemlich gleich an Wählerzahl. Nunmehr sollen die politischen Wahlen in der Pfalz mit einer gemeinsamen Liste durchgcführt werden; für die Landlagswahlen trägt diese Liste das Kennwort „Baye rische Volkspartci", für die Reichslagswahlen „Zentrum und Bayerische Volkspartei". Bei der Aufstellung der gemeinsamen Wahlliste sind beide Parteien gleichberechtigt. Auf die Reichs tagsliste kommt an erster Stelle ein Kandidat der Bayerischen Volkspartei und an zweiter Stelle ein solcher des Zentrnms. Litauen—poken. KeiueUmbildungderRegierungi n K owne Allem Anschein nach sind die Verhandlungen über eine den verschiedenen innenpolitischen Wünschen mehr gerecht werdende Umgestaltung der litauischen Negierung gescheitert. Wenn man den aus Kowno selbst kommenden Mitteilungen Glauben schenken darf, ist eine Änderung des Kabinetts nicht mehr wahrscheinlich, und die Armee soll geschlossen hinter dem Staatspräsidenten Wolde maras stehen. Die Absicht bis zu dem Präsidenten vorgedrungener Osfiziersdeputationen wird damit erklärt, daß sie Äuße rungen ihrer Besorgnis, aber auch ihrer Treue vou sich geben wollten. Eine polnische Rundnote. Die polnische Regierung hat, auch iu Berlin, eine Rundnote an die Mächte gerichtet, in der sie die ihr nach- gesagteu feindlichen Absichten gegen Litauen als nicht exi stierend darstellt. Polen versichert, es verfolge keinerlei Absichten gegen die politische Unabhängigkeit und terri toriale Unversehrtheit der Litauischen Republik. Es habe einzig das Ziel im Auge, in friedlichem Geiste normale, qm nachbarliche Beziehungen mit Litauen anzuknüpfen. Die polnische Negierung hofft, daß die Regierungen alles tun werden, was in ihrer Macht steht, um dem von der litau ischen Regierung beharrlich proklamierten Kriegszustand