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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »0, ,wil»dr»fi« ««<ch«k»- -» «I« s««kt«,«» 5UP». Pk,»,»P««i»: R«i «kh»l»», t» »« »«schLst.stellk »«d »«» 2 ««. im M»»a», dti Zllfteil,», »»ich »t< »>ten 2,ZV RM., »ei P,ftdest«ll»n, 2 RM. ,ujL«lich «dte-,. e- .. «edühr. Li«,el«u»mern Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend P°ftd°»«n»«»,«,«««»»«. «»eill-d »ejchaft«ft-ür» — nehme» p, jeder Zeil Be. «teil»»,«, enrgeoen. I» Falle höherer Bemalt, Krie, oder sonftt,er Betrieb,ftirun,en besteh! dein ilnsprnch »ns Lieserung d« Zeit»,, oder AS«,«« de« Brjug-preij». — «Llkjendnng ci»,es»nd!rr Schriststteke erjolgl nur, »enn Porto heilte,». für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Ln,«i,e»»»t»: di« 8 v«I»alte«e Ran«,eile 20 Rpsg., di« 1 geipoltene Zeile der amtlichen B«kanntmachun,en 40 Reiche Pfennig, die s,ei»«lten« Reklame,ieilc im textlichen Teile I Reich,mar». Nachweijun,,gebühr 2V Reichrpfeuni,«. Bam geschriebene Erschein-»,». „ tage und Pl-tzoorschristm, werden nach W»,lich»eit Kernivrecker: Amt Wilsdruff Nr. 6 bcrN-ksichti,t. An,et,«», «»nähme bi, norm.IVUHr. —» "" Für die Richtigkeit d«r durch Fernruf übermittelten An,eigen übernehmen wir deine Garanttc. Jeder Au baiianspruch -riischt, wenn der Betrag dnrch Iklage rin,e,»gen werden muh oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. An,«ige» nehmen alle Vermittlungsstellen ent,e,«u. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Noffen behördlicherseits bestimmte Blatt. Rr,275.—86.Zahrgang TeigrAdr .Amtsblatt« Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden 264V Sonnabend, den 26 November 1827 WMcne SWNW am Mm M la Litma. Italien und Polen drängen vor. Der plötzliche Tod des mächtigsten Mannes in R u - mänien, I. I. C. Bratianus, hatte schon die politische Welt in Erregung versetzt, zumal bei der umstrittenen Frage der Thronfolge die an den Tod Bratianus sich unter Umständen anknüpfenden Folgerungen nicht zu übersehen sind. Aber auch andere Momente im augen blicklichen Widerspiel der diplomatischen Unternehmungen verschiedener Länder sind kaum geeignet, die öffentliche Aufmerksamkeit von der vermehrten Spannung abzu lenken, die sich namentlich an zwei Punkten zeigt — erstens am Balkan, auf den zweifellos seit längerer Zeit Italien seine Blicke wirft, zweitens aber in Litauen, das gegenwärtig von Polen in einer Weise beobachtet wird, die geeignet ist, Verdacht zu erwecken. Das italienisch-albanische Bündnis. Angeblich ei n Abwehrbüudni s. Der in Tirana vom albanischen Außenminister Ilias Bei Brioni und dem italienischen Gesandten in Tirana, Ugo Sola, unterzeichnete Vertrag über das Dcfcnsiv- bündniS zwischen Italien und Albanien hat sieben Ar tikel und ein Vorwort. Darin wird erklärt, daß Italien und Albanien in dem Wunsche, die zwischen beiden Staaten bestehenden Bande der Solidarität zu bekräftigen und zu entwickeln und jede Anstrengung zu machen zur Beseitigung etwaiger Gründe, die den zwischen ihnen und mit den anderen Staaten bestehenden Frieden stören könnten, übereingekommen sind, durch den Vertrag ein Abwehrbündnis abzuschlicßen, dessen einziger Zweck in der Sicherung einer Politik der friedlichen Entwicklung bestehe. In nüchterne Sprache übersetzt, heißt das nichts anderes, als daß Italien sich die militärische Ergebenheit Albaniens sichert und seinen Beistand bei Durchführung etwaiger Pläne gegen die übrigen Balkanländcr. Der Vertrag selbst bestimmt gegenseitige Unterstützung, Beachtung und gemeinsame Wahrnehmung der Interessen, unwandelbares Verteidigungsbündnis für vorläufig 20 Jahre, Beistand im Angriffsfalle zum Widerstand und zur Genugtuung, Verschmelzung des Schicksals beider Länder auf Gedeih und Verderb. Einige Phrasen über Liebe und Sorge zum Frieden können den Ernst der Abmachungen nicht verdecken. peinliche Üeberraschung in Frankreich. In Paris ist der Abschluß dieses Vertrages säst der einzige Gegenstand der Blätterbesprechungen. Er wird allgemein als Antwort auf den kürzlich entstandenen jugo slawischen Vertrag aufgefatzt. „Echo de Paris« schreibt: „Der Vertrag von Tirana ist ein Gefahrzeicheu aus zwei Gründen. Er zeigt, daß die italienische Regierung eine Revanche sucht. Der Vertrag erschwert jede« italienisch- jugoslawischen Ausgleich, ja schließt ihn vielleicht sogar ganz aus. Wenn jetzt die Belgrader Regierung den Völkerbundrat mit den beiden Verträgen befassen und ihren Inhalt als Übernahme des Protektorats Italiens über Albanien hinstellen sollte, so steht man vor einer ge wissen internationalen Krisis. Der französische Minister rat soll bereits längere Besprechungen angesichts der neuen Lage abgehalten haben. polnische Gelüste auf Litauen. Eine Note Rußlands. Als vor einigen Tagen Marschall Pilsudski Hals über Kopf aus Warschau nach Wilna, der den Litauern bekanntlich von Polen entrissenen Stadt, abreiste, sann man in Litauen nicht ganz ohne Betroffenheit über den Zweck dieser Reise nach, zumal gleichzeitig der polmscye Gesandte in Moskau in Wilna erschien. <§in polnischer Handstreich geplant? Offen wird in Litauen behauptet, die Reise des mittlerweile nach Warschau zurückgekehrten Marschalls Pil sudski habe der Vorbereitung eines Handstreichs gegen die litauische Unabhängigkeit gegolten. Auch in Lettland beurteilt man die Lage in Litauen mit großen Bedenken, da auch eine Anzahl litauischer Bewohner selbst die polnischen Bestrebungen begünstigen. Aus Wilna kommt die Nachricht, daß die litauischen Emigranten, die dort mit Plefchkaitis an der Spitze mit polnischer Hilfe den Vormarsch nach Kowno vorbereiteten, ihre sämtlichen Kräfte mobilisieren. Die litauischen Emigranten ans Riga wurden telegraphisch nach Wilna berufen. Der alte Streit um Wilna, entstanden durch den Hand streich des polnischen Generals Zeligowski im Jahre 1920 auf die Stadt, der von Litauen niemals anerkannt wurde und dessentwegen sich beide Länder heute noch offiziell im Kriegszustand befinden, hat immer wieder zu Reibereien geführt. Litauen hat erst im Oktober dieses Jahres eine Beschwerde gegen Polen an den Völkerbund gesandt. Die nächste Ratssitzung soll darüber befinden- Rußland greift em Die Sowjetrepublik ist keineswegs geneigt, etwaigen Ausbrüchen der Machtgelüste Polens in Ruhe zuzuseheu, und hat bereits Stellung genommen. Der Gesandte der Sowjctregierung in Warschau hat der polnischen Negierung eine Note über den polnisch- litauischen Streitfall überreicht. Den, „Glos Prawdh" zufolge ist die Note im gleichen Sinn gehalten wie die letzthin in der „Jswcstija" erschienenen Ausführungen über die gleiche Frage. Die Note hebt nach den, Blatt insbesondere die ernste Gefahr hervor, die dem Frieden drohen würde, wenn Litauen seine Unabhängigkeit ver lieren sollte. „Gazeta Warszawska" erfährt, daß auch in Kowno eine Note der Sowjetrcgicrung über den polnisch- litauischen Konflikt überreicht wurde. * Größte MsreWg tu Komm. Kowno, 25. November. In hiesigen Regiernngskreisen herrscht wegen der polnischen Wilnakvnserenz größte Ausregung. Man erwartet, daß die Wilnarr Emigranten unter polnischer Hil fe eine eigene litauische Regierung schaffen wollen, die in Kon kurrenz zu Kowno treten solle. Waldemaras hat sich mit den obersten militärischen Stellen über vorbereitende Schutzmaß- nahmen gegen einen Einfall beraten. In der vergangenen Nacht wurden in Kowno Proklamationen verbreitet, die in Wilna ge. druckt worden sind. In den Aufrufen wird zum Aufstand gegen das Waldamarasregime aufgefordert. Zn Teufels Küche. De« entfernte Geliebte. — Verdrießliche Tage in Genf. Großwahljahr 1928. ES fängt nachgerade an, wieder recht ungemütlich in Europa zu werden. Noch ist nicht der zehnte Jahrestag der Waffenniederlegung nach dem großen Weltbrand vor bei und schon vergeht kaum ein Tag, an dem nicht von der Möglichkeit, der Wahrscheinlichkeit, ja der Unausbleiblich- keit eines neuen allumfassenden Völkerkrieges gesprochen und geschrieben wird. Der alte Lloyd George, der angesichts des her annahenden Wahlkampfes in England wieder ganz munter und lebendig geworden ist, findet, daß unter den in unentwegter Aufrüstung befindlichen europäischen Völ kern Unglück gebraut werde wie in des Teufels Küche. Herr Briand wußte den Waffenstillstandstag nicht sinniger zu verherrlichen als durch den Abschluß eines sogenannten Frenndschafts- und Schiedsvertrages. Sein Gegenpartner war diesmal das südslawische Königreich, dem es all mählich etwas unheimlich geworden war im Anblick ge wisser Machtgruppierungen in seiner näheren und weiteren Nachbarschaft und dessen Sehnsucht nach einem noch so entfernten Geliebten unter diesen Umständen verhältnis mäßig leicht zu befriedigen war. Aber die Tinte unter dieses vorletzte Verbrüderuugs- dokument war noch nicht trocken geworden, als Herr Mussolini plötzlich den biederen albanischen Bruder mit echt italienischer Überschwenglichkeit in seine Arme zog, um sich mit ihm „auf Tod und Leben« zu verbünden. Etwa gegen Kriegsgefahr, gegen Feinde ringsum? Gott bewahre, nur zur Erhöhung des allgemeinen Sicherheits gefühls iu Europa selbstverständlich, das sich doch gewiß aller Sorgen wird entschlagen können, wenn selbst ein so schwaches Staatswesen wie dieses immer noch nicht recht ausgetragene Albanien der Anlehnung au eine leibhaftige Großmacht gewürdigt wird. So sollen vielleicht die argwöhnischen Leute in Paris und anderwärts die neue Lage auffassen; ob sie aber Herrn Mussolini diesen Ge fallen tun werden, steht auf einem andern Blatt. Die Sieger von 1918 haben, so scheint es, seit Versailles das Mißtrauen in die wahre Gesinnung ihrer edlen Waffen brüder von damals zum höchsten Regierungsgrundsatz er hoben. Wenn ihre Abgesandten um die nächste Monatswende herum wieder in Genf zu neuem löblichen Tun zusammen strömen, werden sie sich auch dort Wohl kaum anders als in Teufels Küche fühlen. Weniger um deswillen, weil nach England und Frankreich nun auch Belgien zu einer Auswechslung seines Völkerbunddelegierten schreiten muß, nachdem die alte Koalitionsregierung in Brüssel einem sozialistenreinen Kabinett Platz machen mußte. Aber sie werden plötzlich eine russische Delegation zur Stelle finden, deren Mitglieder mit dem gewinnenden Lächeln, das die Herren aus Moskau immer zu zeigen ver stehen, wo es ihnen nützlich und angebracht erscheint, sich an dem Beratungstisch der Vorläufigen oder Vorbereiten den Abrüstungskonferenz niederlassen werden. Ihre ge heimen und geheimsten Absichten lassen sich natürlich vor erst höchstens erraten. Nur soviel weiß man schon von Litwinow und seinen Genossen, daß mit ihnen alles andere eher als gut Kirschenessen ist. Möglich, daß sie sich nur auf die Rolle beschränken werden, Unfrieden zwischen den Westmächten zu säen, oder vielmehr, da in diesem Kränz lein zwischen London und Paris, zwischen Brüssel und Rom ohnehin kein Mangel ist, mit der Harmlosigkeit, die ihnen so gut zu Gesichte steht, sein Wachstum nach Herzens lust zu beschleunigen Wahrscheinlich aber auch, daß sie die berühmte Welttribüne des Genfer Friedenspalastes zu erneuter Propaganda für ihre weltrevolutionären Be dürfnisse ausnutzen werden, um sich nach den heftigen Parteikämpfen in ihrer russischen Heimat wieder einmal nach außen hin als erfolgreiche Vorkämpfer gegen Kapita lismus und Imperialismus hervorzutuu. Herrn Cham berlain, der ja nur schweren Herzens in den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zum Sowjetstaat gewilligt hat, erwarten einige verdrießliche Tage in der Schweiz. Und wenn die neue Abrüstungskonferenz auch diesmal ebenso auf der Stelle treten wird, wie ihre Vor gängerinnen es getan haben, so werden sich für den nächsten Frühling recht unerfreuliche Aussichten eröffnen. Oder sollte gar die Überzeugung unserer Väter, daß man sich im Winter um den Frieden auf dem Balkan nicht zu sorgen brauche, für das neue Europa auch bereits zu den überwundenen Dingen zählen? Man denke nur, was aus dem großen Wahljahr 1928 werden müßte, wenn das Pulverfaß au der unteren Donau wirklich erst nach dem Verbrausen der Wiuterstürme explodieren wollte. In Deutschland sott der Reichstag, in England das Unterhaus, in Frankreich die Kammer er- «euert werden. Das wird einen erheblichen Lärm geben; tibt es jetzt sogar schon mehr, als es ruheliebenden Leuten angenehm ist. Sollten die Balkanvölker roh genug sein, w dieses europäische Konzert auch noch ihr Kriegs- und Nachegeschrei einfallen zu lassen? Nun, Deutschland kann »lesen kommenden Entscheidungen noch verhältnismäßig Au gelassensten entgegenharren, denn der Lebensfaden des «nuchstages reicht noch bis zum Dezember nächsten Jabres. was von vem englischen und dem französischen Parlament nicht gesagt werden kann. Wir haben es also in unserer Hand, die wilden Geister in Belgrad und Bukarest, in Athen und Sofia sich austoben zu lassen, wenn es ihnen so beliebt. Wir können, diesmal wenigstens, warten. Dr. Sv. Oie geschädigten Ausländsdeutschen. Neuer Plan der Reichs regierung. In den Kreisen der durch den Krieg geschädigten Aus ländsdeutschen, die zum Teil unter Verlust ihres ganzen Besitztums aus ihren früheren Wohnsitzen vertrieben wurden, herrschte schon lebhafte Unruhe wegen der Festsetzungen des sogenannten Liquidations gesetzes, die sie für nicht genügend erklärten. Diese Un ruhe ist noch vermehrt worden, nachdem der ursprüngliche Plan, Reichsbahuvorzugsaktien sür diesen Zweck im Auslande zu verkaufen, an den Bedenken des Repara tionsagenten gescheitert ist. Die Mittel für die Durch führung des Entschädigungsgesetzes, das dem Reichsrat vorliegt, sollen nach dem neuen Plan zwar wieder auf dem Wege über die Eisenbahnvorzugsaktien beschafft werden, aber nicht durch den Verkauf, sondern ledig lich aus den normalen Zinserträgen dieser Ver mögenswerte. Etwa 50 Millionen Mark Zinserträge kommen aus den im Besitz des Reiches befindlichen 770 Millionen Mark derartiger Vorzugsaktien. Nach dem Entwurf des Entschädigungsgesetzes soll etwa eine Milliarde Marl für die Geschädigten aufgeweudet und iu längstens zehn Jahren verteilt sein. Die kleinen Beträge sollen alsbald ausgezahlt werden. Deshalb würden die 50 Millionen nicht ausreichen und es wird erwogen, für diesen Zweck im ersten Jahre noch etwas über 100 Millionen Mark Ver- stärkuug aus dem ordentlichen Reichsetat zu nehmen. Kritische Lage in Rumänien. Die Beisetzung Bratianus. Der Sarg mit der sterblichen Hülle Bratianus wird bis Sonntag im großen Saal des Athenäums aufgestellt bleiben. Sonntag wird die Bestattung im Familien- zrabgewölbe des Gutes Florica stattfindeu. Ganz Buka rest hat Flaggen mit Trauerflor gehißt. Alle Schau stellungen wurden abgesagt. Nach Budapester Meldungen soll Kronprinz Carol im Flugzeug auf dein Wege nach Bukarest sein. Die Lage in Bukarest ist sehr kritisch. Ter Belagerungszustand wnrde verschärft. * In der Budapester Nationalversammlung erregte es großes Aufsehen, als der Vizepräsident des Abgeordneten hauses, Karl Husar, die Behauptung aufstellte, daß K ö n i g K a r l v o u N u m ä n i e n im Oktober 1914 nicht eines natürlichen Todes gestorben, sondern von der Kriegspartei vergiftet worden sei. Man habe den Koch bestochen, der dem Kaffee des Königs Gift beigemcngt habe. Die Königinwitwe, Carmen Sylva, habe bald dar auf in einem Schreiben an Kaiser Franz Joseph die Details dieses Königsmordcs mitgeteilt.