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MsdmsserTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, r«,«»>««' «» «Leu W«uu«s«» »»chmM»,, ö Nk«. B<,»,«p,«i»: »ki «kh»l»»o i» »»t t«» L»»,ak«ft»le» 2 AM. im M„«t, dri Zustelx», kurch »i« Vottn 2,ZV RM., Kei Poftkestell»n, Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend GeschSft,«>-«-n — nehme» ,» leder 8«" «-ll»»--»-»iiieae». I«Falleh»h«r«e »emall. «rteg ohersanftt,-r»«n>ed»ft»run,en »«Kehl keinAuspemh «»k Lister»»« »«8«"»», oder»«-,»», de» B«jUg»prei,ee. — «Lcklend-n,ei»,es»»»,er SchrisistLrke eri»l»I n»r, »»»»Porl» deilie,t. für Lürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. «n,st«en,rst,: die 8,stpal»e»e Baum,eile 20 «p>g., die 4palte». 8«N« de, amtlichen »ebannlmachunaen « psennt«, die S gespaltene Reklamezstle im tertlichen Teile I Rctchamar». Nachweisungagebühr 2V Reich-psennige. »«, geschriebeneErscheiintng». —. ... _ läge und PiakvostchrtU«» werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. «-nadmedt-aorm.lvUbr. t! ^ür die Richtigkeit d« durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabat,anspruch «clischt, wenn derBetrag d»rch kiagc -ing-zogen werden muh oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Dermittlungsftellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts- gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 269 — 86. Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden 2640 lsonnab nd, den 19 November 1927 Neue Zeiten, neue Gitten. Der erste Wahlrausch. — Baldwin lächelt. — Stimmen gewirr im Parteileben. Ohne dah wir es recht merken, beginnt sich in unserem alten, um nicht zu sagen überalterten Europa ein Wandel der Sitten und der Gewohnheiten des öffentlichen Lebens zu voll ziehen, von dem nicht vorauszusehen ist, wohin er die neue Generation schließlich führen wird. Die Abkehr von jeder Art von Autorität breitet sich in den Ländern, die dank ihrer nationalen Geschlossenheit im Weltkriege Sieger geblieben sind, bald ebensosehr aus wie bei den Mittel mächten, die ihre anfängliche innere Einmütigkeit nicht aufrechtzuerhalten vermochten, und merkwürdigerweise ist es weniger das von jeher zu Revolutionen geneigte Frankreich als das im Rufe stockkonservativer Gesinnung stehende britische Weltreich, das in dieser Beziehung den anderen Völkern vorangeht. Wenn im Unterhaus sogar der sonst mit unbedingter Bcfehlsgewalt ausgestattete Sprecher, wie es in diesen ^agen geschehen ist, vor dem Lärm der Ar beiter- die Segel streichen und ein mit heftigen per- fonlichen Angriffen bedachter Minister, ohne sich ver teidigen zu können, den Sitzungssaal räumen mutz, so ist eigentlich für britische Vorstellungen von der Hoheit und der Unantastbarkeit ihrer Parlamentsgewaltigen der Weltuntergang nahe gerückt. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, daß eben diese Arbeiterpartei, zur Verant wortlichen Führung der Neichsgeschäfte berufen, sich als eine höchst gesittete und einsichtige Gesellschaft erwies, die dem unverantwortlichen Monarchen ohne Zaudern alle ihm zukominenden Ehren darbrachte und ebenso eifer- sucht-a.auf Wahrung der außenpolitischen Machtstelluna des Reiches bedacht war, wie nur je vor ihr eine bürger liche Regierung, sei es konservativer oder liberaler Prä gung. Aber es scheint, daß auch vernünftige Leute, wenn der erste Wahlrausch herannaht, nicht immer wissen, was sie tun. Macdonald und seine Scharen können es an scheinend, nachdem die Grafschaftswahlen ihnen ansehnliche Erfolge gebracht haben, gar nicht mehr erwarten, auch zu den Ünterhauswahlen ihre Kräfte mit den gegenwärtigen Inhabern der Regierungsgewalt zu messen, und sie hoffen wohl, die Stimmung in der Bevölkerung um so entschie dener für sich einzunehmen, je lärmender sie die „Minister seiner Großbritannischen Majestät" vor dem ganzen Lande Ar Rede stellen. Herr Baldwin hat vorläufig aus dieses Gebaren kaum mehr als ein stilles Lächeln zur Schau getragen; wenn es aber ernst wird, wird auch er zu reden verstehen. * Bei uns in Deutschland höhnt und stöhnt es auch schon allenthalben wie Schwertgeklirr und Wogen prall. Der letzte Sonntag hat uns einen kleinen Vor geschmack gegeben von dem großen Wahlgeschäft, das wir im nächsten ^ahre zu tätigen haben werden, und man kann, ohne Furcht, durch die Tatsachen Lügen gestraft zu werden, ü: h nlich,behaupten, daß dabei gewiß nicht mit Nosenol und Leilckienseife gearbeitet werden wird. Wahl parolen werden dem Publikum schon jetzt in verlockender Auswahl geboten. Der eine spricht von der Flaggen- Einheitsstaat und von der Beseitigung der Länder' hier sucht man den Kampf um die Schule in den Vorder grund zu schieben, dort wird alles Heil von de? FortbU- dung der Weimarer Verfassung rm Sinne des Reichs banners, also von der Großen Koalition, erwartet die wieder aus den Thron erhoben werden kann, sofern die Linksparteien nur etwa dreißig Mandate über ihren gegen wärtigen Besitzstand hinaus aus dem Wahlkampf heraus holen. Aber auch die kleinen Gruppen, die etwa von der Aufrechterhaltung der Zwangswirtschaft un Wohnungs wesen oder von der Neubelebung der Au,wertungsfragc alles Hest für unser Volk erhoffen, sind nichts weniger als säumig, zumal sie ja auch in Bremen nnd in Hessen nicht unerhebliche Wählerscharen um sich gesammelt haben. So läßt das Stimmengewirr im Parteileben auch bei uns nichts zu wünschen übrig und die Regierung suhlt sich selber offensichtlich nicht stark genug, um dem Lärm, der ihr täglich mit wachsender Respektlosigkeit entgegenschlagt, einigermaßen eindrucksvoll zu begegnen. Ob dabei aber nicht kostbares Pulver doch etwas zu früh verschoßen wird, darüber scheinen die Parteien sich heute noch keine Gedanken zu machen. * Einen Mann gibt es im Lager unserer ehemaligen Kriegsgegner, der dieser Entwicklung nicht tatenlos zu sehen will: Mussolini. Er ist drauf und dran, für seinen Faschistenstaat dem Parlamentswesen überhaupt ein Ende zu machen, nachdem er bereits alle Parteien, bis auf seine eigene, praktisch erschlagen hat. Für Italien soll in Zukunft die Volksvertretung nicht mehr gewählt, son dern ernannt werden, was dem Kamps um Macht und Einfluß, um Ämter und Diäten ein jähes Ziel setzen würde. Fragt sich nur, ob es bei dieser Neuordnung der Dinge auch bleiben würde und bleiben könnte, wenn der Duce seine wachsamen Augen einmal für immer ge schlossen hat. In Rußland, wo er dieses sein Ideal an- twcinend vernimmt, herrscht heute schon, unter dem ersten Ick Selbstmord des MsWers Ässe Zoffe erschießt sich. An Nervenentzündung erkrankt. Einer der mit in der ersten Reihe stehenden Sowjet sührer, Adolf Josse, hat in Moskau durch einen Nc- oolverschutz Selbstmord verübt. Er war seit 1922 an Nervenentzündung erkrankt und dieses Leiden soll dis Ursache für sein freiwilliges Ende gewesen sein. Er lebte in besonders enger Freundschaft mit Trotzki, der vor üuigen Tagen wegen seiner oppositionellen Stellung von einen Ämtern im Sowjetstaat entfernt wurde. Joffe war 1883 in Simferopol geboren und trat als .-adikaler Schriftsteller besonders in der innenpolitischen Bewegung hervor, die dem Umsturz in Rußland voraus- ;mg. E? hatte in Berlin, Zürich und Wien zunächst Medizin und dann Rechtswissenschaft studiert. Bei der rrsten russischen Revolution kehrte er 1905 nach Rußland zurück und arbeitete später in Moskau und Petersburg. i906 verlegte er seine Tätigkeit nach Deutschland, das ihn roch im gleichen Jahre auswies. Mit Trotzki zusammen zründete er 1908 in Wien die sozialdemokratische Zeitung ,Prawda". Bei Reisen nach Rußland wurde er 1932 in Odessa verhaftet und lebenslänglich nach Sibirien ver rannt. Die Revolution von 1917 ließ ihn zurttckkehren. Lr wurde in den Petersburger Arbeiter- und Soldaten- at gewählt und zugleich Mitglied des Zentral-Exekutiv- omitees der Partei. Während der Kerenski-Negiernng vurde er zunächst Mitglied der Petersburger Stadtvcr- rrdnetenversammlung, um nach der Oktoberrevolution üs Mitglied des Zentralkomitees der Bolschewistischen Partei zum Vorsitzenden des Kriegsrates ernannt zu verden. Als Präsident der Sowjetdelegation ging Joffe nach Srest-Litowsk und unterschrieb mit Trotzki zusammen den Wasfenstillstandsvcrtrag mit Deutschland. 1918 wurde er wster Sowjetbotschafter in Berlin. Wenige Tage vor Ans pruch der deutschen Novemberrevolution mutzte er Deutsch Sand verlassest, da die deutsche Regierung die diploma- Nachfolger Lenins, fast Mord und Totschlag in den Reihen des allein regierenden Bolschewismus, und das Beispiel der angeblich modernen Türkei, die sich gleichfalls eines einstimmig „gewählten" Parlaments rühmen kann, hat eigentlich für einen wirklich europäischen Staatsmann nichts Verlockendes. Dr. Sy. ttschen Beziehungen zu mußiano avvracy und »ym oic Pässe zustelltc. Vorübergehend betätigte er sich als Kommissar für ruswärtige Angelegenheiten, um dann als Volkskommissar nach der Ukraine zu gehen. 1921 war er als Mitglied des Präsidiums der Sowjetdelegation in Genua. Im Jahre >922 traf er als erster diplomatischer Vertreter der Sowjet anion in Peking ein, schließlich war er Sowjetgesandter in Wien. Nach seiner Rückkehr aus dem Auslande bekleidete Fosse den Posten als stellvertretender Vorsitzender des yauptkonzessiouskomitees. In letzter Zeit wirkte er als Professor am Moskauer Institut für Orientforschung. * Oie Ausireibung der parteLkeher. Die aus der Russischen Kommunistischen Partei ausgeschlosse nen Oppositionsführer müssen jetzt den Rcgicrungspalast in Moskau, den Kreml, verlassen, wo sie seit 1919 wohnten. Radek, Trotzki und Sinowjew haben den Kreml bereits ge räumt. Bei der Sitzung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei, das den Ausschluß genehmigte, ist es zu einem scharfen Zusammenstoß zwischen Trotzki und Stalin gekommen. Aus Trotzkis Ausruf: „Ihr habt uus einen Agenten der G. P. U. (Tscheka) ans den Hals geschickt!" antwortete Stalin kalt: „Selbstverständlich, dazu haben wir die G. P. U., damit sie die Konterrevolution ans Licht zieht." Die bolschewistische Presse greift die Ausgeschlossenen heftig an. So schreibt die „Lcningradskaja Prawda" gegen sie: „Richt zum Kamps für Lcninismus und Parteieinhcit veranstalten viese neuen Menschewiki ihre illegalen Versammlungen, sondern ;n einem wütenden Kamps für den Trotzkismus, für die Sozial- vemokratische Partei. Innerhalb der Partei haben die Deser teure der proleiariischen Revolution ihr Spiel verloren. Wäh rend der Jubilänmslage haben sie sich nicht nur vor den Arbeitern der Sowjetunion, sondern auch vor den Delegierten des internationalen Proletariats unmöglich gemacht Jetzt treten sie nun aus den Weg des Menschewismus über. Aber sie vergessen offenbar, daß die von Lenin zusammengeschmicdete Partei genug Machtmittel besitzt, um die Deserteurbandc zu zermalme n. Sie wird mit den Überläufern schonungs- losinsGerich 1 gehen." eingeschult werden. Ein besonderer Grund Hegt stets dann vor, wenn ohne Ausnahme in die Bekenntnisschule die Kinder nicht oder nur unter besonderen Schwierig keiten eingeschult werden können. Durch die Aufnahme solcher Kinder verliert die Schule nicht den Charakter als Bekenntnisschule." Günstige Sleuereinnahmen im Oktober. Bisher 565 Millionen Überschuß. Die Einnahmen des Reiches an Steuern, Zöllen und Abgaben haben im Monat Oktober 1927 bei den Bcsitr- und Verkehrssteuern 718,9, bei den Zöllen und Ver brauchsabgaben 251,6, insgesamt 970,5 Millionen Mar? erbracht. Dieses Ergebnis des Monats Oktober mutz, wie das Neichsfinanzministcrium mitteilt, als günstig an gesprochen werden; ob sich eine weitere günstige Ent wicklung der Steuereinnahmen erhoffen lässt, hänge von der Wirtschaftslage ab. In den ersten sieben Monaten des Rechnungsjahres sind im ganzen 5085,9 Millionen Mark an Steuern, Zöllen und Abgaben aufgekommen, also 565,1 Millionen Mark mehr, als sieben Zwölftel des Jahressolls von 7750 Millionen Mark betragen. Da jedoch in diesen Zeit raum drei Monate fallen, in denen Vorauszahlungen au? die Einkommen-, Körp.erschafts- und Umsatzsteuer zu ent richten waren, wogegen in die restlichen fünf Monate nur ein solcher Monat fällt, läßt sich aus dieser Gegenüber stellnng noch kein bestimmter Schluß daraus ziehen, un, welche Betrüge das Gesamtjahressoll tatsächlich über schritten werden wird. Die Beratungen des Schulgesetzes. Formulierung für die Bekenntnisschule. Der Bildungsansschuß des Reichstages setzte die Verhandlung über das N e i ch s s ch u l g e s e tz fort. Zur Debatte stand der K 4, der die Bekenntnisschule betrifft. Nach längerer Auseinandersetzung, in welcher der oolksparteiliche Abgeordnete Runkel sich für die Be kenntnisschule einsetzte, wurde bei der Abstimmung der sozialdemokratischen und demokratischen Anträge ein An trag Rheinländer (Ztr.) angenommen, der folgende Fassung des Z 4 festlegt: „Die Bekenntnisschule dient zur Aufnahme von Kindern eines bestimmten Bekenntnisses, für dessen gemeinschaftliche Pflege eine Religionsgesellschaft besteht, die in dem betreffenden Lande die Rechte einer Körper schaft des öffentlichen Rechts hat. Die Schule steht auch Kindern eines verwandten Bekenntnisses offen. Aus besonderen Gründen können auch andere Kinder Nun- um Afrika. Neue und alte Flugrekorde. Ein englischer Pilot, Sir Alsan Cobham, Ist vor Rochester zu seinem 20 000-Meilen-Flug rund um Afrika gestartet. Als er London passierte, bereitete ihm eine große Menschenmenge entlang der Themse einen herzlichen Ab schied. Er ließ sich von seinem Unternehmen nicht abbringen, obwohl gerade in letzter Zeit solche Versuche gescheitert sind. Die englischen Flieger McIntosh und Hinkler, die als ver mißt gemeldet wurden, sind, nachdem sie die Orientierung ver loren hatten, bei Bialokrhnica im südlichen Polen gelandet Sie haben am selben Tage den Weiterflug nach Indien aus genommen. Tragisch war das Geschick des amerikanischen Hauptmanns Gray, der wenige Sekunden nach seinem großen Höhenrekord den Tod fand. Er ist mit einem Freiballon 12000 Meter hoch geflogen. Aus dieser märchenhaften Höhe warf er noch Sand socke ab, dann wollte er ein Ventil lösen, damit Gas aus dem Ballon entrinne. Dabei muß etwas nicht funktioniert haben nnd er half mit seinem Messer nach. Nnn beging er die Un vorsichtigkeit, den Schlauch, der den Sauerstoff zuleitete, zu durchschneidcn. Grap konnte in dieser Höhe, in der die Lust zu dünn ist, nicht mehr atmen nnd erstickte, während der Ballon bereits zu sinken begann. Als er sich dann in einer Höhe befand, in der Menschen ohne Sauerstoffapparat atmen können, war er bereits erstickt. Aus den Azoren sind die Piloten Loose und Starke in einen Streit geraten, so daß der Weiterflug der Maschine „D. 1230" unmöglich wird. Die Junkerswerke haben daher den vom Fluge der „Bremen" her bekannten Piloten Risticz nach Horta gesandt, damit er gemeinsam mit den beiden andern die Weiterreise nach Amerika unternimmt. MerTmerfM im Halise Hindenburg Lübeck. Nachdem erst am Dienstag der Rcichspräsiden.: durch das Hinschciden seiner Schwägerin Frau Lina vo>- Beneckcndorss nnd von Hindenburg in Trauer versetzt wa- ist tags daraus ein neuer Trauerfall in seiner Familie zu bc klagen gewesen. Frau Adele von Benecke ndorff und von Hindenburg, die Gattin Bernhards von Hindenburg, der ein jüngerer Bruder des Reichspräsidenten ist, verstarb am Bußtage im Lübecker Krankenhaus an den Folgen eines un- hcilbaren Gallenkrebsleidens im 63- Lebensjahre. Sie war eine Tochter des bßbccker Senators Johannes Fehling.