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Wilsdruffer Tageblatt : 11.11.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-11-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192711114
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19271111
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19271111
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-11
- Tag 1927-11-11
-
Monat
1927-11
-
Jahr
1927
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 11.11.1927
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die Zöllner stelz ihren Mausefallen im Schäreninselgewirr den Rücken kehren und selbst dem Zufall steuerbord ausweichen und ins offene Meer steuern zu kühnem Kampfe und helden haftem Siege, das lehrte kürzlich eine erste, aber schließlich und endlich trotz Heldenmut und Opsersiun verlorene Seeschlacht der finnischen Marine Lag da sicher und ruhig ein stolzes Schiff vor Anker im freien Meere; und die .trockenen" Gestade grüßend, wehte in frischem Winde — Österreichs Sceflagge. Nichts Gutes ahnend, zogen die ja so flinken Motorkrcuzcr erst weitere und dann doch immer enger und enger werdende Halbrundkreise um den Österreicher, die vom Vordersteven zur Achterreling alles Bordtreiben unter argusäugigc Musterung nahmen. Doch nichts weiter als eine anscheinend sehr belustigte und entweder im Bewußtsein aller Unschuld oder mit in raffiniertester Übung bis zur letzten Durchtriebenheit entwickelter Verschlagenheit sich ruhig-heiter gebende Mannschaft wurde bemerkt; wobei sich aber die Abstände von Schiff zu Kreuzer doch zu sehr ver ringerten und das Ganze als eine Art Hochsecmanöver Schiffs mannschaft und Krcuzerbesatzung erst in seelische Spannung uud dann ausschließlich aus irgendwelche Entladungen ein gestellte Überspannung brachte. Was dann hinterher als Scekriegspspchose analysiert wird. Einschlägigen Vorbildern entsprechend, wird nun die weitere Entwicklung dieser Begegnung ebenfalls dargestcllt nach der Parteien Meinung, wo Gunst oder Haß die Sachlich keit jeglicher historischen Forschung verleugnen und nach Mög lichkeit Verwirrung schaffen. Irgendwer hat jedenfalls auch in unserem Falle den Anfang gemacht und irgendwas ist dabei auch losgegangen; natürlich war'es „der andere" gewesen oder schien es wenigstens so. Die Zöllner aus ihrem Motorkreuzer hielten wohl die langersehnte Gelegenheit für gekommen, alle modernen Hilfsmittel der Seekriegführung einmal und wenn auch nur im kleinen Stil, aber bis zur Erschöpfung des Gegebenen anzuwenden und funkten die Helsingforser MarincstaUon an: „Alle verfügbaren Einheiten in See gehen lassen aus Kurs SWS!" Sparen wir uns aber die Einzelheiten dieses heroischen Kampfes; wie gar nicht anders zu erwarten war, mußte solcher Übermacht Österreichs stolze Flagge unterliegen und im Schlepp des Molorkreuzers nnd achterwärts in Schach gehalten von den drohenden Läusen der Bordbalterien eines (vielleicht ein mal vergessenen oder absichtlich znrückgelassenen) Torpedo- jägers oder so etwas ähnlichem Einzug hallen in den Helsing forser Seebeutehafen. Wo ein stolzes Schiss Gemeinschaft haben mußte mit allem und jeglichem seefahrenden Kroppzeug, das teils schon abgewrackt auf Strand lag. Dock, auch in diesen Siegesjubel schlug krachend die Bombe: düjlischnmggelkouvculionen Finnlands schlossen Österreich nrcht ein! Obendrein noch ein verzwickter Streit, ob im freien ""d bei so völkcrbundfriedlichen Zeilen Seekrieg und -beschlagnahme nicht allen Rechten der Nationen zuwiderlaufe brutaler Hohn sei auf die Friedensidcale der selbst 7 esten" Menschheit? Und wie stets die gelehrten Feder fuchser den Mann der harten Tat fallen lassen und gegen ihn entscheiden, so auch hier: Seekrieg und Beschlagnahme wurden im letztinstanzlichen Urteil nach einwandfreien Akten als harte und sehr unbesonnene Übergriffe gekennzeichnet. Worauf wieder und schleunigst die Helsingforser Marinestation an- gefunkt wurde. So daß bald daraus Österreichs Flagge alle Genugtuung erwiesen wurde mit dein Ehrengeleit seewärts. ... ^ber ganz findige Leute aufs bestimmteste cr- v 7 . lange nach diesem feierlichen Ehrengcleitc ein Schifslcm eine der sehr versteckten Schäreninscln im Bott nischen Meerbusen angclaufen sein und unter Österreichs flagge, aber mit kräftigen estnischen Flüchen seinen reichen eopritmhalt von sich gegeben haben ... O s w a l d Z i e n a u. Lache. Mazzo! Als der römische Kaiser Augustus seinen Tod heran nahen fühlte, ließ er sich festlich kleiden und salben, versam melte seine Ratgeber und Günstlinge um sich und rief ihnen zu: Klatscht Beifall, Freunde! Habe ich nicht gut gespielt?" "Das Leben ist ein großes Marionettentheater. Draht zieher^ meistern es, die Puppen aber zerrt es hin und her. Mehr als neunzehnhundert Jahre sind inzwischen seit der Sterbestunde des Augustus verflossen. Der Mann, der heute als ungekrönter Imperator die Geschicke Roms und ganz Italiens lenkt und — glaubt er selbst daran? — von der Wiedergeburt des römischen Weltreiches prophetisch spricht, Mussolini, ist wahrlich kein schlechterer Komödiant als Kaiser Augustus. Nur hat der Duce wie übrigens mancher Prominente Mime den Fehler, ein wenig eitel und ungemein leicht verletzt zu sein. Kritik an seiner eigenen Person, an seinem Wirken vertragt er schlecht, wie mancher Vorfall aus der jüngsten Zeit bewegt. Nimmt es da Wunder, wenn die Beamten eines so diktatorisch regierten Landes wie Italien im Innern wie im Ausland mit Argusaugen darüber Wachen, daß man den Duce weder angreift noch bespöttelt? Daß pflicht getreue Geister des Faschismus dieses Wächteramt gelegent lich übertrieben peinlich auszuüben verstehen, beweist ein lächerlicher Vorfall, der sich in Serbien und zwar in Seraje- w o, der unheilvollen Stadt politischer Morde, kürzlich folgen dermaßen zutrug: Ein Wanderzirkus hatte sein Zelt dort aufgeschlagen, und Scharen Schaulustiger strömten allabendlich hinein zu jeder Vorstellung. Wie üblich trat dabei auch ein Clown in die Manege und unterhielt die Menge mit einigen derben Späßen. Sang auch ein Spottliedlein auf Mussolini, an dessen Text kein Mensch im Zirkus Anstoß nahm außer dem zufällig an wesenden italienischen Konsul. Dieser brave Mann schlug Er protestierte energisch dagegen, daß sich ein Zirkus- clown erdreistete, Mussolini öffentlich zu verspotten. Und was ^Ichah? Der arme Clown ward unverzüglich an die Luft ge- ntzt, und dem Zirkus entzog man halt die Spielerlaubnis. 'EM Namen der „Gerechtigkeit"! Wie nun, wenn die Stadtverwaltung Serajewos sich dem Protest des italienischen Vertreters nicht rückhaltlos gebeugt hätte? Diplomatische Verwicklungen schienen unvermeidlich, falls man in Serajewo nicht kurzentschlossen nachgab. Aller dings,— es war ja nur ein „dummer August", der dran glauben mußte. Kein Imperator wie Augustus oder — Mussolini. „Lache, Bajazzo!" Aus vem Gerichtssaal. Verurteilung der angeblichen Kanalschwimmerin Du Sportlerin Miß Dr. Logan, die vor kurzem durch eine aw gebliche Durchschwimmung des Kanals in neuer Rekordzei Aussehen erregte, später jedoch zugeben mußte, ihren Rekort erdichtet zu haben, wurde zu einer Geldstrafe von 100 Pfunt Sterling (2000 Mark) verurteilt. Ihr Trainer erhielt eim Geldstrafe von 50 Pfund Sterling. Miß Logan hatte bei Empfangnahme der von einer Zeitung ausgesetzten Prämü von 1000 Pfund für die Kanaldurchschwimmung eine eides- stattliche Versicherung über ihre angebliche Leistung abgegeben die die Ursache zu ihrer strafrechtlichen Verfolgung wurde trotzdem sie die in Empfang genommene Prämie zurück gezahlt hat. Wstt und Entdeckung eines Steinkohlenlagers in Holland. Unter suchungen der niederländischen Gesellschaft zur Verrichtung bergbaulicher Arbeiten in dem östlichen Zipfel der Provinz Gelderland haben ergeben, daß sich ungefähr zwischen den Städten Groenle und Aalten einerseits und der deutschen Grenze andererseits ein Steinkohlengebiet mit einer Ober flächenausdehnung. von etwa 15 000 Hektar befindet. Dieser Steinkohleilbezirk soll sich auf deutschem Gebiet fortsetzen, dort jedoch so tief liegen, daß eine Ausbeutung für unmöglich an gesehen wirb. Zwischen der genannten Gesellschaft und der niederländischen Regierung sind Verhandlungen über die Ge währung der für die Errichtung von bergbaulichen Anlagen erforderlichen Konzessionen im Gan^e. Arbeiter unv Angestellte. Aachen. (Teil streik in der Aachener Tabak- industrie.) In Ausführung des Beschlusses der Arbeit geberverbände der Tabakindustrie hatten auch die Aachener Zigarrensabrikanten, in deren Betrieben Kündigungsverein barungen bestanden, die Kündigungen zum 12. November aus gesprochen. Daraufhin haben etwa 500 Arbeiter der Aachener Tabakindustrie, die mit eintägiger Kündigungsfrist arbeiten, die Arbeit niedergelegt. Dem Vernehmen nach sollen sich auch einige der an Kündigungsfrist gebundenen Betriebe diesem Vorgehen angeschlossen haben. Die Gewerk schaften stehen diesen Arbeitsniederlegungen fern. Vermischtes. Eine „gewichtige" Angeklagte. 360 Pfund wog sie «nd wiegt sie noch und vor dem Schöffengericht Berlin- Schöneberg trat sie auf. Ihr „Fall" ist belanglos — sie hat Gefälligkeitswechsel, für die keine Deckung vorhanden war, unterschrieben —, und er kam auch in der ersten Verhandlung noch nicht zur Erledigung. Aber sie selbst war durchaus kein belangloser „Fall". Früher einmal ist sie als Kraftdame in einem Varietö aufgetreten, und zwar so aufgetreten, daß das ganze Haus erzitterte. Trotzdem Hai es ein biederer, normal gewachsener Mann mit ihr ge wagt und sie zu seiner Frau gemacht. Ihr Erscheinen vor den Schöffen von Berlin-Schöneberg war eine Sen sation allerersten Ranges: vier kräftige Männer ihrer Bekanntschaft und ein paar handfeste Schupoleute bug sierten sie wie eine aufgetakelte Fregatte in den Sitzungs saal, da sie nur durch Lotsen vorwärtsbewegt werden konnte. Alle Portale und Türen erwiesen sich als zu eng für sie, und die Anklagebank wäre unter ihr jämmerlich zusammengebrochen, wenn sie, das Schwergewicht, aus ihr, der besagten Bank, hätte Platz nehmen müssen. Der Vorsitzende des Gerichtshofes gestattete daher der Riesen dame, bei deren Anblick ihn Furcht und Mitleid über kam, vor der Anklagebank Platz zu nehmen. Wenn sie sich erheben sollte oder wollte, sprangen sofort die vier kräf tigen Bekannten und die handfesten Schupos herbei, um ihr auf die Beine zu helfen. Und wie sie in den Gerichts saal transportiert worden war, so wurde sie auch wieder abtransportiert. Wie gesagt: ein schwerer, sehr schwerer Fall — aber nicht in juristischer, sondern nur in rein körperlicher Beziehung! Schnapstabletten. Unter allen Erfindungen, die im letzten Jahrtausend gemacht worden sind, ist diese eine der raffiniertesten, und die Amerikaner würden den Erfinder, wenn sie ihn hätten, wahrscheinlich sofort durch den elek trischen Stuhl erledigen. Man stelle sich einmal vor: es zieht einer in einer Gesellschaft plötzlich ein Glasröhrchen mit weißen Tabletten aus der Westentasche, um eine oder mehrere davon zu verschlucken, und die andern alle meinen, er nehme wegen furchtbarer Kopfschmerzen Aspirin und trösten und bedauern ihn, und dabei nimmt er Schnaps, einfach Schnaps! Das ist es: der Likör in fester Korm ist da, vom Cura?ao bis zum Wodka, und ein Berliner Privatdozent ist der Mann, der diese neckische Sache fertiggebracht hat. Man wird sich mit den neuen Tabletten so innig befreunden können, daß man berech tigte Ansprüche haben wird, auf die Säuferliste gesetzt zu werden, aber es wird immerhin ein ganz besonders stiller Suff sein. Der Alkohol in Tablettenform soll, wie Kenner behaupten, wie Eis aussehen — nicht wie Vanille- oder Pücklereis, sondern wie ganz ordinäres Natureis — und bis zu 50 Grad seine täuschende seste Form behalten. Man kann ihn aber schon durch Reiben zwischen den Handflächen flüssig machen und sich dann mit ihm in eine stille Ecke zurückziehen. Setzt man die Tabletten gar unter Wasser, so bekommt man eine ge- oiegene Alkohollösung. Es wird also fortan jeder, unter der Voraussetzung, daß für die Tabletten ein vernünftiger Preis festgesetzt wird und daß sie nicht zum Staatsmono pol erhoben werden, in allen Lebenslagen seinen eigenen Schnapsladen mit sich herumtragen können. Im übrigen: was die Amerikaner angeht, so wird das Gros von ihnen oen Erfinder schließlich doch nicht hingerichtet sehen wollen . . . Last dich balsamieren! „Wenn du aber gar nichts hast, ach!, so lasse dich begraben!" heißt es in einem Heineschen Gedicht. Diejenigen aber, welche etwas haben, sollten sich unbedingt einbalsamieren lassen, denn das ist, wie dieser Lage in Chikago sestgestellt wurde, ein verhältnismäßig billiges Vergnügen. Es kostet ja immerhin noch 1000 Mark, aber was will das besagen gegen die 100 000 oder gar 120 000 Mark, die die alten Ägypter springen lassen mußten, wenn sie als gut erhaltene Mumien auf die Nach welt kommen wollten. Die Chikagoer Begräbnisunter- uehmer haben darauf hingewiesen, daß das Einbalsa mieren die große Mode von morgen sein werde, da die Sache jetzt ganz ausgezeichnet gemacht werden könne. Man balsamiere so gut, daß der Tote kaum von einem Lebenden unterschieden werden könne, da das Gesicht des Balsamierten rosig angehaucht sei wie das eines Neu geborenen. Da man also als „lebender Leichnam", schön ayssieht und da es nicht allzu teuer ist, dürften viel leicht bald viele sich sür ihre Nachfahren balsamieren 'assen. Ein glattes Geschäft. Deutsche Kapitalisten sollen kürzlich zur Beteiligung an einem „glänzenden Geschäft" aufgesordert worden sein. Es handelt sich um Gründung einer Katzenzüchterei auf Aktien. Die Gründer denken sich die Sache so: Der Betrieb wird mit 100 000 Katzen eröffnet und man nimmt an, daß jede dieser Katzen im Durch- chnitt zwölf Kätzchen jährlich zur Welt bringt. Das er gäbe zwölf Millionen Katzenfelle pro Jahr und, wenn man für die Felle einen Durchschnittspreis von einer Mark per Stück ansetzt, eine Einnahme von etwa 10 000 Mark pro Tag, Sonn- und Feiertage eingerechnet. Nimmt man weiter an, daß ein leidlich guter Arbeiter- täglich die Felle von ungefähr 50 Katzen abziehen kann und einen Arbeitslohn von sechs Mark pro Tag erhält, und daß für diese Arbeit 100 Mann eingestellt werden, so würde immer noch ein Reingewinn von ungefähr 100 000 Mark pro Monat übrigbleiben. Um die Fütterung der Katzen braucht man sich nicht die geringste Sorge zu machen. Es werden nämlich außer den Katzen noch Ratten gehalten, und zwar zunächst eine Million. Bei der bekannten Fruchtbarkeit der Natten werden schon nach kurzer Zeit vier Millionen daraus geworden sein, so daß auf jede Katze täglich vier Ratten kämen. Da die Ratte« aber auch leben müssen, wird man sie mit den Kadaver« ver von ihren Fellen befreiten Katzen füttern. Es ist als« rin glattes Geschäft, das automatisch arbeitet: die Katze« fressen die Ratten, die Ratten fressen die Katzen und die Züchter bekommen die Katzenfelle, verkaufen sie an die Pelzkonfektion und werden in kurzer Zeit Millionäre. Man ersieht aus dieser Geschichte, daß es jetzt in der Welt außer den „Hundstagen", die in den Hochsommer fallen, auch „Katzentage" gibt, die auch im Herbst noch früh genug zu kommen scheinen. Das Karussell hat schuld. Gerichtssäle sind im all gemeinen eine düstere Sache. Um so netter ist es, wenn in dieses Grau-in-Grau-Gemälde einmal ein bißchen bunte Farbe hineingepinselt wird und wenn sich Duft verbreitet, wo sonst nur „dicke Luft" herrscht. In Landsberg an drr Warthe war das und vor den gestrengen Schössen erschien eine Schöne vom Lande unter der nicht ganz ungefähr lichen Anklage, durch grobe Fahrlässigkeit ein kleines Feuerchen, das beinahe ein ganzes Gebäude nieder gebrannt hätte, verursacht zu haben. Mit nicht weniger als drei Stück Verehrern auf einmal war die Maid zum Dorflarussell gepilgert und inzwischen brannte zu Hause durch ihre Schuld ein Stapel Holz. Und nun das Gericht! Das Fräulein glaubte, es günstig stimmen zu können, in dem es mit einem reizender. Tanzstundenknix dem Präsi denten einen hübschen, selbstgepflückten Blumenstrauß überreichte. Der strenge Gerichtsbann war gebrochen uns ein freundliches Lächeln und Schmunzeln ging über alle Gesichter. Der Herr Präsident wies zwar, um nicht der „Bestechlichkeit" geziehen zu werden, die Blumen zurück, aber er war gut gelaunt und überwies sie — jedoch ohne Knix — dem Justizwachtmeister. Dann trat man mft frischem Mut in die Verhandlung ein und das Fräulein kam mit einer gelinden Strafe, gemildert noch durch Be währungsfrist, davon — selbstverständlich nicht von wegen der Blumen, sondern trotz der Blumen. Mit einem ge mütlichen „Auf Wiedersehen!" verließ sie den Gerichts saal, aber dieses „Wiedersehen" möchten wir ihr denn doch nicht wünschen. Silberne Hochzeit mit Grabsteinsetzung. Als der Bauunternehmer Eberlein in Arad (Ungarn) vor 25 Jahren Hochzeit hielt, spielte der Zigeunerprimas Erdelyi mit seinen Leuten den Hochzeitsgästen zum Tanze auf. Er machte das in so großartiger Weise, daß der junge Bräu tigam ganz entzückt war und in seinem Begeisterungs-- rausch ausrief: „Erdelyi Toni, wenn ich in 25 Jahren meine silberne Hochzeit feiere, mußt du auch dabei sein!" — „Und was ist, wenn ich dann nicht mehr unter den Lebenden weile?" fragte der Primas. — „Dann komme ich an dein Grab und lasse dir einen Grabstein setzen!" Es verging ein Jahrzehnt, und es vergingen noch ein paar Jahre, und Erdelyi zog mit vielen anderen Musi kanten in den großen Krieg und kämpfte in den Kar pathen gegen die Russen. Als Schwerverwundeten brachten ihn die Freunde nach Arad zurück, und dort ist er gestorben und wurde begraben und — vergessen, denn es gibt in Ungarn so massenhaft Zigeuner, daß man nicht jeden einzelnen im Gedächtnis behalten kann. Und als wieder ein Jahrzehnt vergangen war, feierte der Bau unternehmer Eberlein richtig die silberne Hochzeit. Es war eine Feier mit großer Pracht und Aufmachung und halb Arad war beteiligt. Als man aber im schönste« Feiern war, erhob sich der Silberbräutigam und lud die ganze Festgesellschaft ein, mit auf den — Friedhof zu kommen! Das war eine etwas ungewöhnliche Ein ladung, aber alle folgten ihr. Und Eberlein führte die ganze Gesellschaft an das Grab des halb vergessene« Erdelyi Toni, wo am Morgen dieses Festtages ein schöner Grabstein aufgestellt worden war. Und alle Zigeuner kapellen von Arad waren erschienen und spielten am Grabe des toten Kollegen den schneidigen Rakoczimarsch und ein paar Tschardasche, daß es eine Art hatte. S< feierte der Bauunternehmer Eberlein seine silberue Hochzeit. - kunMunk-progranim Rundfunk Leipzig (Welle 365,8), Dresden (Welle 281). Sonnabend. 12. November. 16: Für die Jugend. Zwei Mär- chen>piek von W. Blachetta. „Der Schweinebirt". Spiel nach dem gleichnamigen Märchen von Andersen. — „Die Zaubergeige". Spiel nach dem Grimmschen Märchen. » 17.36: Studienrat Menzel: Soziale Probleme rnt Unterricht. « 18: Studienrat H. Müller: Lechnnycher Lebrqang sür Facharbeiter: Konstruktionselemente. Ä 18.36: Funkbastslstunde. » 18.45: Steuer. » 19: Postrat Del- vendahl: 56 Jahre Fernwrecher. S 19.36: Prof. Witkowski: Die Aniänge des Romans der Neuzeit. » 26.15: Lustiger Abend. Milw.: Karl Keßler und Erhard Siedel vom Alten Theater <Rcz.) und Lieder zur Laute. S_22: Sport.. D 22.15: Tanzniusik. Sonnabend, 12. November. Berlin Welle 484 und ab 20.30 Welle 1250. 12.30: Die Viertelstunde für den Landwirt. * 16.00: Dr. Br. Borchardt: Wunder des Alltags (Vom Fahren) 4- 16.30: Funkgrotesken von M Felix Mendelssohn. Gelesen vom Ver fasser. -b 17.00—18.00: Konzertorchester Kermbach. — Anschließ.: Werbeuachrichten. 4- 18.10: Einführung in die neue Wiuter- mode (Werbevortrag). * 18.30: Das deutsche Handwerk. Pros. Riegelmann: Der Bildhauer uüd sein Handwerk 4- 19.05: Dr. Mar Roscher, Vorstandsmitglied der Deutschen Weltwirtschaft!. Gesellschaft: Weltwirtschaftliche Zeitsragen. 4- 19.30: Dr. W. Mahrholz: Die Grundlagen der deutschen Kulturpolitik (Die weltanschaulichen Hauplrichtnngen in unserem Volke) * 20.00: Min.-Rat Dr. med Alfred Beyer: Selbstsucht und Menschen liebe (Selbstsucht und Selbstlosigkeit in der Liebe und in der Ehe. — Anschlietz.: Denksportaufgaben.) 4- 20.30: Drahtloser Empfang ferner Stationen (Experimemalvortrag: Dr. Gustav Leithäuser). 4- 21.15: „Sahara", eine Reise in Hörbildern von W Mehring: Musik von Th. Mackeben. 4- 22.30: Funktanz stunde. — Anschlietz.: Tanzmusik. Königswusterhausen Welle 1250. 12.00—13.00: Künstlerische Darbietungen sür die Schule. Balladen von Schiller und Goethe. 4- 15.00—15.30: Englisch. 4- 1535—15.40: Wetter- und Börsenbericht. 4- 16.00—16.30: Kurzschristdiktate. 4- 16 30—17.00: Rundsnnklchrgänge. 4- 17.00—17.30: Die schöpferische Betätigung des Lehrers im Dienst der Allgemeinheit 4- 17.30—18.00: Soziale Probleme im Unterricht. 4- 18.00—18.30: Techn Lehrgang für Fach arbeiter. Konstruktionselemente. 4- 18.30—18.55: Französisch für Fortgeschrittene. 4- 18.55—19.20: Englisch für Fort geschrittene. 4- 19.20—19.45: Die Geschichte der deut schen Sprache 4- 20.30: Drahtloser Empfang fremder Sta tionen 4- 21.15: Sahara. Eine Reise in Hörbildern. 4° 22.30: Funktanzstunde. Anschließend Tanzmusik.
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