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MMufferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, .Ml.dnifftt «rschtisl an «Sen Wee»t«gen nachmitt«,, s Uhr. «e,u,,prei«: Bei «dh-lnna In »er «eschLst»ftclle »ad »rn «n,,a»eftellen r RM. im Monat, bei Zustellung dnrch dt« Boten 2,Z0 RM., bei Poftbeftellung r «M. »uiüolich Bbtr««« ,, . „ , . . gebühr. Einzelnummern rt«,!,.«llePosia»»nlren Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgehend Postboten und unsere«»-, triigrrund GelchSft-ft-lleu — — nehmen ,» jeder Zeit Be- stellnngen entgegen. I« Falle HSHerer (Sewell, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteh! dein Anspruch aus Lieserung d«r Zeitung oder Kürzung des Bezug,Preises. — «üchsendung eingesandter Schriftstücke ersolgt pur, wenn Porto b-ili-gt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gespaltene Raumzelle 20 Rpsg., die «gespaltene geile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reicha« psennig, die 3gespaltene Reklamezeil« im textlichen Teile 1 Reichamark. Nachweisungagebühr ro Reich-Pfennige. Bor« geschriebene Erscheinung,- —. - . tage und Platzoorschrist« werden nach Möglichkeit »dernsv re ch er: Amt Wrlsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen« nt-nadme bis oorm.lOUHr. - Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. JederRabatianspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden must oderderAuftraggeber in Kdnkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Dermiltlungastellenentgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und Les Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr, 238. — 86. Jahrgang. Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2646 Dienstag, den 11 Oktober 1827 Wolken über dem Balkan. Sogar von Krieg sprach man und die Wolken, die wieder einmal über der Südostecke Europas aufgezogen waren, erschienen so dunkel und so gefahrdrohend, daß schon in der nächsten Minute der zündende Blitz hernieder- zuzucken schien. Natürlich eilten von allen Seiten die europäischen „Feuerwehrleute" herbei, um den Brand möglichst im Entstehen zu ersticken. Aber man weiß ja aus eigener Erfahrung, wie wenig dies manchmal nutzt. Aber gerade diese europäischen Großmächte sind es ja gewesen, die den Zündstoff auf dem Balkan immer höher gehäuft haben. Man hat es ja Bulgarien bitter entgelten lassen, daß es im Weltkrieg den Lockungen der Entente nicht erlag, sondern auf die Seite der Mittelmächte getreten ist. Der „Vertrag" von Neuilly, den man sogar erst sechs Monate nach dem Versailler Vertrag zustande gebracht hatte, erfüllte die Haßwünsche der Nachbarn, die ja alle mit bulgarischer Hilfe den Waffen der Mittelmächte erlegen waren. Eingeschnürt von Rumänien, Jugoslawien und Griechenland fehlt diesem Staat dieLuftzumAtem- holen. Sein Heer wurde auf 20 000 Mann herabgemin dert und damit nicht einmal fähig, die langen Grenzen zu schützen. Genau wie Deutschland hatte man auch diesem Staate schwerste „Reparationen" auferlegt und mit er barmungsloser Härte eingetrieben. Die immer höher steigende wirtschaftliche Not gab bald einen ausgezeichneten Boden für kommunistische Umtriebe ab und mit knapper Not, nur durch die rücksichtslose Energie der Regierung entging Bulgarien der freilich noch immer nicht ganz überwundenen Gefahr der Bolschewi- sierun g Attentat folgte auf Attentat, bis endlich fest durchgegnffen wurde und wenigstens einigermaßen Ruhe in dem unglücklichen Lande eintrat. Was aber nicht zur R.sih^ waren die Auseinandersetzungen mit den nächsten Nachbarn. Die ja seit Jahrzehnten wohlbekannte „m azedo nische Frage" war durch den Friedens schluß von Neuilly brennender denn je geworden, weil die für kurze Zeit von der türkischen Herrschaft befreiten Maze donier türkischen Stammes unter das mindestens ebenso schwere jugoslawische Joch kamen. Dort unten in der Süd ostecke Europas lodert ja die wilde Feindschaft zwischen all den verschiedenen Völkergruppen und Stämmen in un geschwächtem Feuer und eine lange Kette von Mord und Brand, Raub und Plünderung kennzeichnet den Weg, den diese Feuersbrunst durch die Geschichte der letzten fünf Jahrzehnte genommen hat. Immer noch besteht ja das „Mazedonische Komitee", das schon so oft die Veranlassung zu schweren Krisen abgegeben und herbeigeführt hat. Jugo slawien behauptet, daß diese Organisation, die zwar ganz im verborgenen arbeitet, aber geradezu glänzend auf gezogen ist, heimlich die Unterstützung der bulgarischen Regierung genieße, und will daher das Kabinett in Sofia verantwortlich machen; der Bruch schien unvermeidlich und — die Gewehre gehen dort unten sehr leicht los. Daß man in solchen Fällen mit Bulgarien sehr kurzen Prozeß macht, beweist ja jener bulgarisch-griechische Zwischenfall, bei-dem aus ähnlichem Anlaß wie dem jetzt vorliegenden griechi sches Militär einfach in Bulgarien einrückte. Damals ge lang es den Großmächten noch in letzter Minute, den Brand zu löschen. Bulgarien wird natürlich, der Not gehorchend, nicht dem eigenen Triebe — denn die Mazedonier sind ja größtenteils bulgarischen Blutes — den jugoslawischen Forderungen nachkommen; aber bezeichnend ist es doch, daß vor der englischen Gesandtschaft in Sofia ein gewalti- gerHuldigungszug stattfinden durfte, der von dem Mazedonischen Komitee angeregt war und an dem zahl reiche bulgarische Offiziere in Uniform teünahmen. Man dämpft die Flammen, aber man vermag sie nicht ganz zu ersticken. Heimliches Feuer brennt ja auch zwischen Jugo slawien und Albanien; doch hinter diesem kleinen Reiche steht die Großmacht Italien. Einst kümmerte sich der ge ruhige Bürger wenig darum, „wenn hinten weit in der Türkei die Völker aufeinanderschlugen". Aber es ist anders geworden, seit das Attentat von Serajewo den Wellbrand entzündete. Oie Attentäter ermittelt. Verhängung des Belagerungszustandes. Die drei Urheber des Attentats gegen den General Kowatschcwitsch sind in einer Grotte des Maleschgebirges in der Nähe der Straße, die von Radowitsch nach der bul garischen Grenze führt, durch die Bczirksmiliz entdeckt und angegriffen worden. Nach einem Feuerkamps, der die ganze Nacht andauerte, fanden die Angreifer im Innern der Grotte zwei Leichname. Der dritte Attentäter wurde gefangengenommen und nach Schtip gebracht. Wie der „Politika" ans Sofia gemeldet wird, erklärte der bulgarische Minister des Auswärtigen, Buroff, im Anschluß an den Schritt des jugoslawischen Gesandten, die bulgarische Regierung beabsichtige, in den Bezirken von Petritfch und Küstendil den Belagerungszustand zu ver hängen. vir Stärkung äes Hriehsgeaankens Stresemann über Volksgemeinschaft. Jugendtag in Porta. Der dritte Reichsjugendtag der Deutschen Volkspartei wickelte sich an der Porta Westfalika bei Minden ab. Nach einer Sitzung des Ausschusses fand am Kaiser-Wilhelm^ Denkmal an der Porta Westfalika ein Gottesdienst und hieran anschließend in Anwesenheit des Parteiführers, Reichsministers des Auswärtigen Dr. Stresemann, eine Kundgebung statt, die von etwa 1500 Jugendlichen der Deutschen Volkspartei aus allen Gauen Deutschlands be sucht war. Ansprache -es Neichsaußenministers. Die Jugend der Deutschen Volkspartei, führte der Minister aus, mutz sich zu dem Gedanken der Volks gemeinschaft bekennen, der das Nationale als selbst verständlich ansieht und deshalb die Vertiefung des Gegensatzes zwischen den sich national nennenden Parteien und anderen Anschauungen zurückweist gegenüber dem Gedanken der Anerkennung jeder staatsbürgerlichen Arbeit, die sich bemüht, Volk und Staat vorwärtszu bringen. Nicht in dem Gegensatz zwischen dem alten und dem neuen Deutschland, sondern in der Vereinigung zwischen beiden liegt die Voraussetzung für deutsches Vor wärtskommen. Aus Zusammenbruch und Nachkriegszeit heben sich zwei erfreuliche Gedanken empor: die Stärkung des Reichsgedankens, das Bestreben, im Reiche auszu gehen, und der starke Zusammenhang der Kulturgcmein- schast mit dem Auslandsdeutschtum. Namentlich die Jugend mutz sich zu dem ethischen Recht der Gleichberechtigung jedes Vorwärtsstrebenden bekennen und jeden Gedanken an Bildungshochmut und Aufkommen neuer Klassengegensätze zurückweisen. Erfreu licherweise tritt der Gegensatz der Konfessionen immer mehr zurück gegenüber dem deutschen Gedanken. Unser Ideal ist nicht die Erziehung nach Konfessionen, sondern das Miteinanderleben und das Miteinanderaufwachsen aller deutschen Menschen, unbeschadet der durch Tradition und Geschichte herbeigefübrten Glaubenstrennnng. Unsere deutsche Jugenderziehung ist nur möglich auf vater ländischer Grundlage, darf aber nicht 'aufgehen in Ab trennung gegen andere und in Chauvinismus, sondern muß einmünden in die große Völkerentwicklung. Wir erstreben Frieden und Verständigung unter den Völkern, verlangen aber die praktische Durchführung unserer Gleichberechtigung unter den großen Völkern der Gegenwart. Wir bekennen uns bewußt zur Arbeit am Staat und im Staat, unbeschadet der Verbesserungsbedürftigkeit seiner Einrichtungen und unbeschadet unserer Stellung zu den Symbolen der Vergangenheit, deren Aufgeben wir beklagen und deren Jnehrenhalten wir uns von nie mandem verbieten lassen werden. Nach der Rede des Reichsaußenministers wurde von der Versammlung stehend das Deutschlandlied gesungen. Hiernach sprachen je ein Vertreter der Sudetendeutschen. der Deutsch-Osterreicher und der Saardeutschen. Kundgebungen. An den Reichspräsidenten v. Hindenburg wurde ein Huldigungstelegramm gesandt, das folgenden Wortlaut hatte: „Die Jugend der Deutschen Volkspartei sendet an ihrem dritten Reichsjugendtag an der Porta Westfalika dem Präsidenten des Deutschen Reiches ihren ehrerbietig sten Huldigungsgruß mit dem Gelöbnis, seinem hohen Vorbild unbcirrter Vaterlandsliebe und Pflichttreue mit allen Kräften nachzneifern." Ferner sandte der Juac dtag ein Begrttßungstele- gramm an Geheimrat Profepor Dr. Kahl, den greisen Senior der Partei. Dem Führer Dr. Luthcr in Berlin- Charlottenburg wurde von der volksparteilichen Jugend als Dank für siebenjährige Führung und zur Erinnerung an den Tag ein die Porta Westfalika darstellendes großes Ölgemälde gestiftet. Die yesatzungsvermin-erirng imMeinland Eine Mitteilung des französischen Oberkommandierenden. Ten Berliner Amtsstellen ist vom Reichskommissar für die besetzten Gebiete eine Mitteilung des französischen Oberkommandierenden über die Besatzungsverminderung überreicht worden, die zunächst 4000 Mann betragen soll, denen weitere 60i)0 folgen sollen. Die Reichsregierung vertritt den Standpunkt, daß in dieser Mitteilung noch nicht die in Genf fest zugcsicherte offizielle und endgültige Mitteilung über die Besatzuugsvcrminderung zu er blicken sei. In Genf ist seinerzeit durch die Regierungen der Be satzungsmächte Deutschland zur Kenntnis gebracht worden, daß die Besatzungstruppen um 10 000 Mann reduziert werden sollen, ferner in einer weiteren Mitteilung, daß die Besatzungsmächte die Durchführung dieser Reduktion b i s Ende Oktober in Aussicht genommen haben. Eine weitere Mitteilung der Besatzungsmächte war uns ver sprochen worden, ist aber bisher noch nicht eingegangen. Die Mitteilungen, die von französischer Seite an den Rheinlandkommisfar gelangt sind, sind in Berlin erst jetzt bekanntgeworden. Wieweit die Mitteilungen an den Rheinlandkommissar die Absichten der Regierungen wieder, geben, ist im Augenblick nicht festzustellen. Ja; Rheinland will srei sein! Koblenz. In seiner Begrüßungsansprache an den Reichs kanzler bei der Siadtverordnelenfestsitzung sagie Oberbürger meister Dr. Russell u. a.: Wir empfinden nach wie vor, wü unser Volkskörpcr von dem Fremdkörper der Be satzung baldmöglichst befreit werden muß, wenn unsei öffentliches Leben gesunden soll. Die Bürger der sowoh durch die Bcsatzungshöhe wie durch den Sitz der Rheinland kommission besonders bedrückten Stab! Koblenz erklären feier lich, daß sie nur dann befrei! sein wollen, wenn nicht neu: Besatzungslasten dem bisher freien Deutschland dafür aus- erlegt werden. Der Oberbürgermeister schilderte dann dH durch die daniederlangende Wirtschaft entstandene Not dei Stadt Koblenz und bat den Reichskanzler um Hilfe In seiner Erwiderung gab Reichskanzler Dr. Marx seinen tiefen Bedauern darüber Ausdruck, daß gerade die in der Vor kriegszeit so blühenden Städte durch die Besatzung so schwer zu leiden haben Die Besatzungsverminderung um 10 0A Mann werde durchgeführt. Der Reichsregicrung wie auch be sonders dein Reichsministerium für die besetzten Gebiete sei es eine schwere Sorge und unbedingte Pflicht, der Bevölkerung des besetzten Gebietes in allen Lagen beizuspringen. Aber der Friedensvcrtrag lähme diese Bemühungen Nur bei Fort setzung der Politik der Verständigung könne weiteres erreicht werden. Mau müsse an das Gewissen der Welt appel lieren, die nunmehr nach den langen Kriegsfahren für ein« neue Periode des wahren Weltfriedens zu sorgen habe. Dazu gehöre vor allen: auch, daß die Befreiung des Rheinlands von der Besatzung vollständig durchgeführt werde. Zum Schluß dankte der Kanzler besonders der Bevölkerung des besetzte» Gebietes für die unentwegte Treue in der schweren Zeit. Gemeindewahlen in Hamburg und in Königsberg. Bürgerschaft und Stadtverordnete. Sowohl in Hamburg wie in Königsberg wurden am Sonntag die Erneuerungswahlen für die städtischen Par lamente vorgenommen. In Hamburg war die Betei ligung sehr lebhaft, man berechnet, daß mindestens 75 Pro zent der Berechtigten teilgenommen haben gegen 67 Pro zent bei der letzten Bürgerschaftswahl im Jahre 1924. Das vorläufige Ergebnis bringt ziemliche Verschiebungen in der Mandatsverteilung. Es wurden abgegeben insgesamt 647 402 Stimmen (1924: 527 461 Stimmen). Davon ent fielen auf die Kommunisten 110115 (78 522), Demokraten 65149 (70 622), Sozialdemokraten 244 087 (173 858), Deutsche Volkspartei 72 239 (74 834), Zentrum 9767 (8503), Deutschnationale 98 547 (90 626), Nationalsozialisten 9737 (13 495), Wirtschaftspartei 27 055, Volksrechtspariei (Auf wertung) 7706. Erheblichen Zuwachs haben Sozialdemo kraten und Komunisten, geringeren die Deutschnationale Volkspartei zu verzeichnen, während die anderen wesent lichen Parteien verloren. Die Sozialdemokraten werden vermutlich acht Mandate mehr Legen früher erhalten, die Deutschnationale Volkspartei wird trotz der gewacyienen Stimmcnzahl infolge der jetzt zum ersten Male in An wendung gelangenden Bewertung durch neue Schlüssel zahl vier Mandate verlieren, die Kommunisten gewinnen drei, die Demokraten verlieren fünf Mandate. Die regie rende Koalition aus Deutscher Volkspartei, Demokraten und Sozialdemokraten behält trotz Gesamtverluft von zwei Mandaten die Mehrheit in der Bürgerschaft. In Königsberg wurden bei den Stadtverord netenwahlen abgegeben für die Aufwertungspartei 1742 (letzte Wahl 0), Deutsche Volkspartei 26 555 (23 892), Mieterliste 1885 (24 585), Deutsche Demokratische Partei 4386 (5856), Evangelischer Gemeinschaftsbund 6208 (6255), Kommunistische Partei 25 958 (23 768), Zentrum 3810 (3673), Sozialdemokratische Partei 25 899 (13 336), Deutschnationale Partei 11 725 (16 919), Deutscher Nent- nerbund 1113 (0), Völkisch-sozialer Freiheitsblock 2412 (15 042), Reichspartei des Deutschen Mittelstandes 3332 (0), Volksrechtspartei 701 (0). Von 196 307 Wahlberech tigten haben 115 757 Wähler ihre Stimme abgegeben. Dis Wahlbeteiligung betrug demnach 58.8 Prozent. Nach dem Ergebnis ist die Mandatsverteilung im neuen Königsberger Stadtparlament voraussichtlich fol gende: Aufwertunaspartei 1 kletzte Wahl 0), Deuticp: