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einer Gehirnblutung verstorben. Eine Untersuchung dieser Angelegenheit ist cingeleitet. . Paolino sucht Ruhe. Der Schwergewichtseuropameister Paolino kehrt Ende November nach Europa zurück, um sich hier zwei Monate auszuruhen. Die neue Amerikareise tritt der Spanier dann im Februar kommenden Jahres an. Der Kamps uni den Davis-Pokal. Amerika und Australien wollen beantragen, die Amcrikazonc im Dävis- Vokal-Wcttbcwerb aufzuhcbcn und alle Spiele in einer Zone auszutragen. Radrennen in Breslau. Den Goldpokal von Breslau ein Dauerrennen über 100 Kilometer, gewann der von Krüger geführte Hannoveraner M ö l l e r in 1 :28 : 27,1 vor dem Holländer Snoek, Krewer, Thomas und Sawall. Schmelings Sieg und Wandlung. Bei den Boxkämpfen in der Dortmunder Westfalenhalle konnte der Europa- und deutsche Meister im Halbschwergewicht, Schmeling (164,1), den früheren Europameister Clement-Schweiz (151,2) durch emc Serie schwerer Treffer in der sechsten Runde zur Aufgabe zwingen. Schmeling kann nach seiner eigenen Erklärung das Halbschwergewicht nicht mehr bringen und wird den Titel Wohl abgcben, um nunmehr im Schwergewicht zu kämpfen. Fritz von Opel siegt als Motorbootfahrer. Die Motor- vootmeisterschaft des A. D. A. C., die auf dem Templiner See ausgetragcn wurde, gewann Fritz von Opel mit „Opel II" vor „Ursel VII", die mehrere hundert Meter zurück als zweites Boot folgte. . Schwimmwcttkämpfe in Wien. Arne Borg startete in Wien im 10 0 Meter Frcistil und blieb in 59,4 Sek. unter der bisherigen europäischen Bestleistung. Die österreichische Damenrückenmeisterschaft gewann Frl. Hedy Bienenfeld vor Frl. Fleischer. Einen neuen Rekord gab es in der 3X100-Meter-Lagenstaffel durch den I. W. A. S. C. mit s: 48,6. Deutsche Fußballniederlage im Ausland. Das Futzball- länderspiel D ä n c m a r k—D e u t sch l a n d, welches in Kopenhagen vor 35 MO Zuschauern ausgetragen wurde, brachte der deutschen Mannschaft eine 1:3-Niedcrlage. Deutsche Leichtathleten in Paris. Corts Sieg im 100- Meter-Lauf bildete den Haupterfolg des Starts deutscher Leichtathleten in Paris. Er schlug in 11,2 den Franzosen Sylvestre und van den Berghe-Holland. Engelhardt mußte im 800-Meier-Laus hinter dem glänzend laufenden Marlin (1:55,8) mit dem zweiten Platz vor seinem Landsmann Merkel vorliebnchmen. Der einzige, der Marrin überlegen zu sein scheint, ist Dr. Peltzer. Die Bedeutung der Jugendherbergen. Der Jahres bericht 1927 des Verbandes für deutsche Jugendherbergen weist erfreuliche Fortschritte der Tätigkeit des Verbandes auf. Die Gesamtmitgliederzahl hob sich um 15 000 auf rund 85 000, Vie Zahl der dem Verband unmittelbar angeschloffenen Reichs» verbänoe erhöhte sich von 176 aus 187. Infolge der starken Inanspruchnahme der Herbergen ist anzunehmen, daß trotz des ziemlich ungünstigen Sommers die vorjährige 2-Mil- lionen-übernachtungsziffer überholt wird. Möller wieder Straßenfahrer. Einer der besten deutschen Dauerfahrer Möller-Hannover, wird sich in der Herbstsaison wieder als Stratzensahrer betätigen, nnd zwar wird er am 23. Oktober an der Straßenmeisterschaft des R. V. Zug, Vogel-Hannover teilnehmen. . Österreich mit 50 Mann nach Amsterdam. Der Oster reichtsche Leichtathletikverband hat dem Holländischen Olym, pischen Komitee ungefähr 50 Sportler zur Teilnahme an der Olympischen Spielen in Amsterdam angemeldet. Die neuen Kandidaten gegen Tunney. Die neuen Aus, scheidungen für die Schwergewichtsweltmeisterschaft beganner bereits am Freitag mit dem Treffen Tom Heeney—Jim Maloney, dem am 25. Oktober die Begegnung Jack Sharkeys mit Paolino oder Phil Scott folgt. >' ! . ' . 'S ; kunMulik-pr-gpanim Rundfunk Leipzig (Welle 385,8), Dresden (Welle 291). Donnerstag, 6. Oktober. 16.30: Konzert. Dir.: E. Agunte. oomes: Ouo. II Cuarann. — Winterberg: Walzer a. d. Operette Die Dame in Rot". — Becce: Serenade. — Urbach: Im Roien- mrten Mendelssohns. — Michiels: Kossuth Czardas. — Schubert: Impromptu. — Hanemann: Fant. „Der Freischütz". » 18.05: Steuer. » 18.15: Aufwertung. » 19: Dr. Nammner: Beobachtun- ,en in der Pflanzenwelt. » 19.30: Rektor Haase: Physikalische Seobachtungen am Spielzeug. « 20.15: Hörspiel: Das Käthchen >on Heilbronn, von H. von Kleist. Einl. Worte: I. Witte. Pers.: Friedrich Wetter, Graf von Strahl: K. Kehler. Gottschalk, ein Knecht: C. Ekert. Friedeborn, Waffenschmied: A. Wötzel. Käth- hen. seine Tochter: Lina Mannard. Burggraf von Freiburg: E. rolmar. Ritter Flammberg: A. Niklas. Kunigunde von Thurneck: Martina Morgenstern. Rosalinde, Kammerzofe: Traube Alsen. Erä- in Helena. Mutter des Grafen Wetter: Clarisse von Robert. Bri- litte, Haushälterin: Marie Dalldorf. Der Kaiser: A. Wedlich. S 22: Funkvrangsr. 0 22.30: Funkstille^.. Donnerstag, 6. Oktober. Berlin Welle 484 und ab 20.30 Welle 1250. 12.30: Die Viertelstunde für den Landwirt, 4c 16.00: Ober- Reg.-Rat Dr. Riehm: Reue Erfahrungen mit Trockenbeiz- und Kurzbeizverfahren. 4- 16.30: Andreas v. Ady, der Dichter des modernen Ungarns. Einleitung und Rezitationen: Dr. Walfried Lohmeyer. 4c 17.00—18.00: Dr. Becces Kammerorchester. An schließ.: Werbenachrichten. 4- 18.30: Dr.-Jng. Wilh. Scholz: Technische Fortschritte im Automobilbau. 4- 19.05: Dr. Karl Hagemann: Die Kunst des Rundfunks (I. Theater, Film und Rundfunk). 4-19.35: Pros. Dr. Ernst Jäckh, Leiter der Deutschen Hochschule für Politik: Deutschland, das Herz Europas. 4- 20.10: Sendespiele: „Die Csärdässürstin." Operette in drei Teilen von Leo Stein und Bela Jenbach. Musik von Emmerich Kälmün. 4c 22.30—0.30: Tanzmusik. Königswusterhausen Welle 1250. 14.30—15.00: Allgem. Grundlagen der Krankenkost. 4- 15.00—15.30: Der Ausgabenkreis für Rationalisierungsbestre bungen im Haushalt. Das Hausgerät. 4c 15.35—15.40: Wetter und Börsenbericht. 4- 15.40—15.55: Kochanweisungen und Speisefolgen. 4- 16.00—16.30: über Jugendpflege. 4- 16.30 bis 17.00: Erziehungsberatung. 4- 17.00—18.00: Nachmittagskon zert Berlin. 4c 18.00—18.30: Deutsche Musil in Siebenbürgen. 4c 18.30—18.55: Spanisch für Fortgeschrittene. 4c 18.55—19.20: Steuerliche Fragen des Bauernstandes. 4- 19.20—19.45: Hugo Wolf. 4- Übertragung Berlin. 20.10: Sendeoperette „Die Czardassürstin" von Kalman. 4- Geschäftliches Wesches Wasser für die Wäsche! Das NegerHaß mit feinem Inhalt an schönem weichen Wasser schort längst zur Idile der Kleinstadt. In Her Großstadt mit ihrem Raum- und Wvhnungs- mangel ist die Hausfrau heim Waschen auf das Lestungswasfer angewiesen. Das Leitungswasser 'aber unterscheidet sich in seiner Zusammensetzung und Beschaffenheit vom Regemvasser sehr. Bor allem enthält es meist in größeren Mengen sogenannte KalGalze, >die der Wissenschaftler „HärtebWner" nennt, weil sie das Was ser ,chort" machen. Hartes Wasser ader — das sollte scde Haus frau wissen — ist zum Waschen ungeeignet, weil es erstens die SchaumbWung stark behindert und ferner das Waschmittel in sei ner Waschwirkung beeinträchtigt. Hartes Wasser „frißt" Seife. Der Vorgang orllärt sich so, baß der Kälk einen Teil der im Waschmittel enthaltenen Seife an sich bindet und dadurch die Bildung einer waschAästigen Lauge verhindert. Das vorherige Weichmachen des Wassers ist deshaK dringend erforderlich. Zum Glück gibt es einen sehr einfachen Weg dazu. Man löst einfach vor jedem Waschen, d. h. vor Bereitung der Lauge (das ist wich tig!) einige Handvoll Henkel's Bleichsoda, die man ja zum Ein weichen der Wäsche ohnehin gebraucht, in dem mit kaltem Wasser gefüllten Kessel auf und gibt danach erst das Waschmittel zu. Auf diese Weise erzielt die Hausfrau das schönste weiche Wasser. Die Schaumdildung ist wesentlich höher, und das Waschmittel erfährt eine ungleich bessere Auswirkung. Gleichgültigkeit beim Einkauf ist nicht nur beim Kauf grö ßerer Gegenstände ein Fehler, der sich oft bitter rächt. Auch beim Einkauf von Schuhcreme mutz man darauf achten, daß man für sein Geld — und sind es auch nur 25 Pfennige — das Richtige erhält. Gleichgültigkeit beim Einkauf von Schuhcreme kann den Schuhen Schaden bringen und M einer Geldausgabe zwingen, die vermieden wird, wenn man nichts anderes nimmt Äs Erdal mit dem roten Frosch. Bücherschau. Dem achtzigsten Geburtstage Hindenburg's ist der Hauptteil der neuesten Nummer der „Münchener Illustrierten Presse" (Nr. 40) gewidmet. Sie enthalt bisher unbekannte Bilder des Reichs präsidenten, und als Titelbild das neueste Hindenburgporträt von Fritz Erler mit eigenhändiger Unterschrift des Reichspräsidenten für die „Münchener Illustrierte". Der bayerische Mimsterpräsi- präisident hat zum 2. Oktober 1927 einen Glückwunsch-Artikel -für Hindenburg geschrieben. „Deutsches Schicksal in 80 Jahren" heitzt ein Aufsatz mit interessanten Photographien aus der Feder des Präsidenten der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Pros. Dr. Karl Alexander von Müller. — Außer aktuellen Bildern enthält diese Nummer noch Potographien von einer Fahrt ins unbekannte Afrika. — Wir nennen noch! die Bilder- auftätze „Dos Auto verwandelt die Erde" und „Männer in Wei- berröcken", Bilder von einem schottischen Sportfest. — Besonders reichhaltig ist auch der Anterhastungsteil dieser Nummer. Die letzten Spätsommertage sind vorüber und dem Kalender nach hält der Herbst seinen Einzug. Mit 'ihm steigen! für die Frauenwelt wie zu Anfang jeder neuen Saison Toilettensorgen herauf, denn die meisten Frauen find wohl von dem Wunsche be seelt, nach der jeweils herrschenden Mode gekleidet zu sein. Ein guter Berater in dieser Hinsicht ist „Favorit", die Monatsschrift für prcMfche Eleganz des Favorit-Verlages, Dresden-N. 6, die außer einer reichen Auswahl von Modellen, zu denen gutpassen de Schnittmuster erhältlich sind, auch illustrierte Fachartikel ent hält, was bei Selbst-anfertigung der Garderobe von großem Vor teil ist. Das Oktoberheft, Preis 50 Pfg., erschien soeben und überrascht wiederum durch die Vielseitigkeit des Inhalts. Ein Helfer in der Not 'könnte der Unterste! der soeben erschie nenen Oktober-Nummer des beliebten Modealbums Wiener Re kord lauten. Auserlesener Geschmack vereinigte sich hier mit vollem Verständnis für schlichte und zweckmäßige Eleganz und enthebt so die Dame oller Sorgen der Kleidungswähl. Die bekannt gediegene Auswahl ist diesmal besonders reichhaltig und umfaßt Kostüme, Mäntel, Kleider für Straße, Gesellschaft und Haus, Blusen, Röcke -und Wäschemobelle, sowie Kleider für stärkere Damen. Eine far benprächtige Tafel mit Handarbeitsvvrlagen, zu denen Stich pausen erhältlich find, ein -großer Schnittmusterbogen erscheinen besonders erwähnenswert. AebeMes find zu allen Modellen des Mbums Schnittmuster in zwei Größen vorrätig. (Das Album ist in jeder Buchhandlung oder -im Wiener-Reovd-Berlag Loipzig-E. 1., Hospitalstrahe 2, zum Preise von 0,75 Mork erhältlich.) Vorstehende Auszählung läßt erkennen, daß die Bisamratte im Jahre 1926 alle Flüsse unserer Heimat (Weißeritz, Saubach, Kleine und Große Triebisch, Bobritzsch, Freiberger Mulde) erobert hat. Von den Flüssen aus ist sie dann in Bäche und Teiche vorgedrungen. Die Bisamratte gehört zur Familie der Wühlmäuse. Ihr Fell ist dicht, glatt an liegend und weich, auf der Oberseite schön braun, unterm Bauch ins Graue über gehend. Das Unterhaar ist kurz, das Grannenhaar doppelt so lang und glänzend. Der lange Schwanz ist seitlich zusammengedrückt und mit Schuppen besetzt. Er eignet sich vorzüglich zum Schwimmen. Beim Sitzen auf den Hinterläufen dient er als Stütze. Am Hinterleib befindet sich eine Drüse, die eine stark nach Zibet riechende Flüssigkeit absondert. Die Vordersüße haben vier Zehen und eine Daumenwarze, die Hintersüße sünf am Grunde mit kurzen Schwimmhäuten versehene Zehen. Die Zehen sind mit starken Krallen bewehrt. In ihrer Lebensweise ähnelt die Bisamratte dem Biber. Sie legt zwei Arten von Bauen an: Kessel unter der Erde und Burgen über dem Wasser. Burgen konnten in unsrer Gegend bisher nicht sestgestellt werden. Zu ihrer Anlage sind große Mengen Wasserpflanzen (Schilf, Binsen) und ruhiges Wasser nötig. Der Eingang zur kuppel- sörmigen Burg liegt unter Wasser. Im Innern der Kuppe! ist ein Hohlraum von 40 bis 60 Zentimeter Durchmesser. Auch die Eingänge zu den Erdbauen liegen meist Unter Wasser. Liegen sie über dem Wasser, dann sind sie ost mit Pflanzen geschickt maskiert, daß man sie kaum wahrnimmt. Die nur slach unter der Erdoberfläche liegenden Gänge und Kessel gräbt die Ratte mit ihren Krallen. In weichem Boden schiebt sie wohl auch nur mit der keilförmigen Schnauze das Erdreich beiseite. Das weitverzweigte unterirdische Gangsystem birgt große Gefahren für olle Kunstbauten der Wasserwirtschaft, sowie sür Eisenbahndämme und Straßenböschungen. Es öffnet nicht selten dem Hochwasser neue Wege. Die Nahrung der Bisamratte besteht in erster Linie aus Wasserpflanzen. Gelegentlich nimmt sie auch Muscheln auf, ohne dadurch nennenswerten Schaden anzurichten °. Fische verzehrt sie nur dann, wenn ihr keine andere Nahrung zur Ver fügung steht. Mikroskopische Untersuchungen des Mageninhaltes konnten nur in ganz wenig Fällen Zischüberreste feststellen. Der stattliche Nager bewegt sich auf dem Lande und im Wasser mit gleich großer Geschicklichkeit fort. Im blitzschnellen Tauchen ist er Meister. Im Schwimmen ist die Ratte deshalb nur schwer zu erlegen. Wird sie angegriffen oder verfolgt, dann setzt sie sich zur Wehr. Ls sind Fälle bekannt, daß sie sich derart in die Waden ihrer Versolger verbissen hatte, daß sie herausgeschnitten werden mußte. Die Bisamratte vermehrt sich sehr stark. Sie setzt in der Regel dreimal im Jahre 3—14 Junge. Da sie kein Iagdtier ist, darf sie jedermann fangen und töten; schießen dars sie natürlich nur der Iagdberechtigte. Für jedes erlegte Tier zahlen die Behörden 3 Mark Prämie. Das Fell ist ein begehrtes Pelzwerk. In Leipzig sind bisher rund 1 600 000 europäische Bisamfelle verarbeitet worden. Die Rauchwarenhändler haben immer versucht, die europäischen Bisamfelle im Vergleich zu den amerikanischen als minderwertig hinzustellen. Nachdem verschiedene Gelehrte die Werturteile der Fell händler als Fabeln bezeichnet haben, hat man eine Probe aufs Exempel gemacht: Die Leipziger Händler konnten sächsische Winterfelle nicht von amerikanischen unter- s Prof. Prell, Tharandt: Die Bisamratte als wirtschaftlicher Feind der Perlenfischerei., (Die Naturwissenschaften. 1924 S. 733.) scheiden °. In Amerika wird auch das Fleisch der Bisamratte verwertet. Alle Schichten der Bevölkerung genießen es. Auf den Speisekarten der Hotels erscheint es als „Swamp-Rabbit", d. h. Sumpskaninchen. vir Mappe. Jede Ortsbehörde unterrichtet von jeher seine Einwohner auf alteingesührte Art von allem Wichtigen, was sie notwendig wissen müssen. Hier ging der Gemeinde knüppel, der ans Tor geschlagen wurde, dort der Hammer oder das Hufeisen mit dem Zettel von Haus zu Haus. Auch Stah!klammern dienen dem Zwecke. In Klipphausen sah ich vor kurzem am Hause des Bürgermeisters eine große schwarze Tafel, auf wel cher die neuesten Bekanntmachungen mit Kreide angeschrieben waren. Einfach und praktisch! In dem eng angelegten Dorfe geht das an, wenn die Leute fleißig unter wegs sind. In Finsterbergen bei Friedrichsroda hörte ich eines Abends weithin schallenden Trommelschlag. Der blank beknvpste Gemeindediener stand mitten auf dem Platze, die Trommel zwischen den Beinen und verlas laut, daß Montag Spinn vereinsabend, Mittwoch Einnahme der Essenkehrerlöhne und Donnerstag Konzert im Kurparke sei. Diese Meldung trug der Dienstbeflissene danach in andre Telle des Ortes. Wie nüchtern wirken dagegen die Zettelanschläge an großen Tafeln in manchen Dörfern, auf weichen miigeteilt wird, baß Sonntag nachmittag Gemvindeverordneten- sitzung stattfindet oder Dienstag eine Kuh versteigert wird. In der Stadt hat die Zeitung die Aufgabe, im amtlichen Teile Bekanntmachungen des Rates und Bezirks zu veröffentlichen. Ob es wohl immer gefunden und gelesen wird? Auch Anschlag säulen dienen demselben Zwecke. In Kausbach geht die Mappe herum, und sie wird auch in Zukunft die ortsüblichen Bekanntmachungen enthalten. Die Leute nennen sie fälschlich d e r Zirkular statt das Zirkular. Die Mappe war früher aus Pappe mit Papier überzogen. Man kann sich aber vorstellen, wie sie ausgesehen haben muß, wenn sie nach ihren Rundgängen zurückkehrte. Etwa 60 Hände hatten sie begriffen, unb diese waren nicht 'immer sauber von ihrer Arbeit in Hoif, Stiall und Küche. Da blieb natürlich manches hasten, so daß sie nach Jahren speckschwartenartig glanzte. Darum mußte der Klempner eine Zinkmappe Herstellen, 25 Zentimeter breit unb 35 Zentimeter hoch, sür große Schriftstücke passend und 600 Gramm schwer. Kleine Kinder, die sie zum Nachbar tragen müssen, haben zu tun, um mit -ihr fertig zu werden. Aber praktisch ist sie. Schmutz hastet nicht an ihr, und abwaschen läßt sie sich auch. Nur der Inhalt, nämlich der wichtige Bogen im Innern hält nicht immer sest, wenn etwa die Halteschnur im Rücken zerrissen ist. Aber sonst erfüllt unsre Mappe seit 20 Jahren ihre Pflicht voll und ganz. Der Herr Bürgermeister füllt den Bogen mit den Neuesten Bekanntmachungen: An- und Abmeldungen, Steuern und Lichtgeld, Wegebau und Viehseuche. Auf die Rückseite des Schriftstücks hat der Empfänger den Namen des Haushaltungsvorstandes und die Zeit der Ankunft anzugeben. So aus gerüstet tritt die Mappe ihre Reise durch das Dorf an. 33b gibt sie 33c und c der 34 weiter usw. „Leg sie aufs Fensterbrett", sagt die Mutter am Waschfasse, „ich habe nasse Finger". Dort liegt sie bis der heimkommende Vater sie ergreift und studiert. Nicht immer macht er ein sreundlich Gesicht dazu. Im anderen Hose ist der Hausherr auf dem Felde. Da muß sie natürlich warten, oft stundenlang, bis sie zur nächsten Haltestelle befördert wird. Dort ist niemand zu Hause. .Da wird sie aus die Tür klinke gestellt. Dem nächsten wird sie an die Haustüre gelehnt: Schützens und s Hans Ulbrich: Die Bisamratte. Mitteilungen der Sächü Jagdkammer. 1927 Nr. 3-