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Wilsdruffer Tageblatt : 10.09.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-09-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192709105
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19270910
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19270910
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-09
- Tag 1927-09-10
-
Monat
1927-09
-
Jahr
1927
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Die Hackfrüchte weisen trotz starker Verunkrautung durchschnittlich einen günstigen Stand aus. Bei den Kartoffeln macht sich jedoch schon häufig Knollen- und Krautsäule be merkbar. Die Rüben stehen allgemein befriedigend. Klee- und Luzerneschlä.ge zeigen fast ausnahms los ein üppiges Wachstum. Von den Wiesen sind ausgedehnte Flächen überschwemmt, so daß hier mit einem zweiten Schnitt kaum zu rechnen sein wird. In günstigen Lagen ist die Grumiernte zufriedenstellend ausgefallen. Unter Zugrundelegung der Zahlennoten 2 — gut, 3 — mittel, 4 — unter mittel ergibt sich im Reichsdurchschnitt fol gender Saatenstand: Hafer 2,7 (im Vormonat 2,6), Kartoffeln 2,7 (2,7), Zuckerrüben 2,7 (2,8), Runkelrüben 2,6 (2,7), Klee 2,4 (2,4), Luzerne 2,4 (2,5), Bewässerungswiesen 2,3 (2,3), andere Wiesen 2,5 (2,5). Gute Ernte in Oberbayern. Auf der Generalversammlung des Landwirtschaftlichen Vereins für Oberbayern in Dachau betonte Landwirtschafts minister Fehr, das; zwar in Overbayern diesmal die beste Ernte seit Jahren zu verzeichnen sei, daß aber anderwärts, namentlich in Nordüaycrn, infolge des endlosen Regens nur mittelmäßige Erträge erzielt worden seien. * Aussichten für die Weinernte. Die sonnige und warme Witterung im ersten Augustdrittel hat recht günstig auf den Stand der Reben und die Entwick lung der Trauben eingewirkt, die dann im zweiten August drittel erneut eingetretene naßkühle Witterung wirkte wieder recht schädigend und hemmend. Immerhin läßt die Staats nole mit 3,0 noch eine mittlere Mostcrnte an Menge erwarten, die Güte der Trauben wird jedoch mit 3,2 als etwas unter mittel bewertet; doch hofft man in den Winzerkreisen, daß sich hierin noch manches bessern kann, wenn die sonnige Witterung längere Zeit anhält. Dis Ernte in Preußen. Statistische Mitteilungen. Bel der ungünstigen Witterung in den entscheidenden Erntewochen ist es kein Wunder, wenn die Erntearbeiten, die ohnehin gegen normale Jahre sich verspätet hatten, sehr schlecht vorankamcn. Wenn auch die Roggenerute im allge meinen zur Zeit des Berichts als beendet angesehen werden konnte, war doch auch hier in vielen Gebieten festzustcllen, daß ein großer Teil des Roggens noch draußen lagerte. Die Ernte an Wintergerste ist auch fast beendet, dagegen stehen Weizen und Hafer, besonders der letztgenannte, zum großen Teil noch auf dem Halm; ihre Ernte leidet sehr unter der starken Lage rung. Es wird auch häufig darüber geklagt, daß ein bedeuten der Teil des bereits geernteten Getreides auf dem Felde ver faule. Tie Ernte an Sommerung sowie die Grumiernte haben meist erst begonnen, teilweise ist mit einem zweiten Schnitt der Wiesen überhaupt nicht mehr zu rechnen. Für diejenigen Fruchtarten, deren Saatenstand in dieser Zeit noch ermittelt wird, ergibt sich trotzdem ein noch verhält nismäßig günstiges Bild. Wenn auch vielfach kleine Ver schlechterungen (bis 0,2 Punkte) gegen den Vormonat sestzu- stellen sind, so wird doch keine einzige Fruchtart schlechter als mittel, die meisten mit etwa 2,8 beurteilt; Klee und Luzerne ergeben sogar einen recht guten Stand (2,5). Wenn das gün stige Wetter der letzten Zeit anhglt, hosft man noch aus eine recht gute Kartoffelernte; der Ertrag an Frühkartoffeln hat allerdings schon sehr unter der Nässe gelitten. Die Rüben stehen im allgemeinen gut im Kraut, wenn auch die Wurzeln zum Teil noch im Wachstum zurück sind. politische kunälAsu ! Deutsches Aeitk. Die Fkottenparade bei Rügen. Zum erstenmal werden bei der Flottenparade bei Rügen in den nächsten Tagen unsere Marinekräste dem Reichspräsidenten v. Hindenburg vorgeführt. Der Reichspräsident wird am 14. September in Saßnitz an Bord des Flottenflaggschiffes „Schleswig-Holstein" gehen, das dann auf See die zwischen Rügen und Swinemünde versammelte Flotte treffen wird, und zwar die Linien schiffe „Hessen", „Schlesien" und „Elsaß", die Kreuzer „Berlin", „Nymphe" und „Amazone", zwei Torpedoboots flottillen mit insgesamt" 22 Torpedobooten und eine Minensuchhalbflottille zu fünf Minensuchern. Beim Ein treffen des Reichspräsidenten feuert die Flotte einen Salut Von 21 Schuß. Es erfolgt dann eine Vorbeifahrt. Die Parade steht unter dem Befehl des Flottenchefs, Vize admirals Mommsen. Kreuznach besatzungsfrei. Im besetzten Rheinland scheinen die entscheidenden fremden Militärkommandos neuerdings doch angewiesen zu sein, einige Rücksicht auf die deutschen Anregungen zur Verminderung von Truppenteilen zu nehmen. So wird die Verlegung des in Kreuznach bisher stationierten Hauptquartiers der 41. Infanteriedivision bekannt. Sie wird in ihre Heimatgarnison nach Besanyon zurückkehren. Kreuznach wird durch diese Maßnahme im wesentlichen besatzungsfrei. Ferner wird das große Truppenlager in Trier durch die Auflösung und den Abtransport des Stabes und der mit ihm zusammenhängenden Dienststellen des 33. Armeekorps wesentlich vermindert. In Trier sollen auch der dort liegende Stab der Halbbrigade der Maschi nengewehrabteilung und das 10. und 12. Bataillon dieser Abteilung aufgelöst werden. Aus In- und Ausland Berlin. Der Reichspräsident empfing den Reichs- wehrminister Dr. Geßler zum Vortrag. Paris. Das „Journal ofsiciel" veröffentlicht ein Dekret, durch das ab 1. Oktober 1927 das Ausfuhrverbot für Zucker und Melasse aufgehoben wird. Prag. Zu Beginn des neuen Schuljahres ist die deutsche Volksschule in Vierhöfen im Schulbezirk Hohenstadt vom mährischen Landesschulrat gesperrt worden, ohne Rücksicht darauf, daß in der Schule 43 Kinder Unterricht erhalten. Konstantinopel. Kürzlich sollen eine Anzahl Personen verhaftet worden sein, die der Mittäterschaft an einem ge planten Attentat auf das Leben Kemal Paschas bezichtigt werden. Sie sollen die Absicht eingestanden haben, einen Zug mit Kemal Pascha zu sprengen. Buenos Aires. Die Kammer hat mit 65 gegen 55 Stim men einen Gesetzentwurf angenommen, wonach der Staat das alleinige Recht zur Ausbeutung der Petroleumfund stätten erhält. - Neues aus aller Welt z Schließung der Berliner „Urania". Die in weitesten Kreisen bekannte gemeinnützige Berliner Gesellschaft „1Ur a n i a", deren belehrende Vorträge und Veranstaltun gen aus dem ganzen Lande viel besucht wurden, ist ge zwungen, ihre Tätigkeit einzustsllen. Die Gesellschaft „Urania" hatte ihre diesjährige ordentliche Generalver sammlung einbernfen, die den Geschäftsbericht und die Bilanz für 1926 genehmigte. Da die Bilanz für das laufende Jahr einen Verlust von 45 000 Mark answeist, steht die Gesellschaft sich veranlaßt, den Betrieb einzustellen. /15 Schulkinder durch ein Sprenggeschoß verletzt. Ein schweres Unglück ereignete sich in der Feldmark Troxel bei Magdeburg. Ein Schulkind fand auf einem Ausflug ein Sprenggeschoß, nahm es aus und warf es kort. Die Wirkuna war furchtbar. 15 Kinder erlitten Originelle Bienenhäuser». In einer Eisenbahnerkolonie kurz vor Stettin hat ein Oberweichenwärter Bienenhäuser selbst angefertigt und in seinem Garten ausgestellt, die an Originalität wohl nicht ihresgleichen haben. Unser Bild zeigt eine Eisenbahn für die kleinen brummenden Gesellen, die wirk lich fahrbar ist. Berletzungen, vier davon schwere. Sämtliche Verletzten wurden in das Burger Kreiskrankenhaus gebracht. Hinrichtung zweier Raubmörder. Im Magdeburger Gefängnis wurden die polnischen Raubmörder Petrow und Urbanski hingerichtet. Die beiden hatten in den Jahren 1925/26 mit ihren Banden die Altmark durch Einbrüche und Raubüberfälle unsicher gemacht. Anfang Dezember 1926 verurteilte das altmärkische Schwurgericht in Stendal Petrow wegen Ermordung eines polnischen Landarbeiters zum Tode. Urbanski wurde wegen Ermordung eines Ehe paares, eines Oberlandjägers und eines Arbeiters drei mal zum Tode verurteilt. Der D-Zug Hamburg—München entgleist. Bei Ober dachstetten in der Nähe von Ansbach entgleiste aus un bekannter Ursache der D-Zug 90 Hamburg—München. Die Lokomotive und fünf Wagen sprangen aus dem Gleis und stürzten teilweise um. Elf Reisende wurden leicht verletzt. Die Gleise sind gesperrt, der Verkehr wird durch Umsteigen aufrechterhalten. Die Untersuchung ist ein geleitet. ' Zwei Personen ertrunken. Ein Landwirt aus Haltern nahm mit seinem Eleven ein Bad in der Stever. Plötzlich ging der des Schwimmens unkundige Eleve unter. Der Landwirt wollte ihn retten, geriet dabei aber in einen Strudel und wurde mit in die Tiefe gezogen. Beide er tranken. Eine Vierzehnjährige mit Dreizentnergewicht. In Heimsheim in Württemberg lebt ein vierzehnjähriges Mädchen, das 312 Pfund wiegt. Es wog bereits mit zehn Jahren zwei Zentner. Die Eltern haben normales Gewicht, Späte Aufdeckung einer Untat. Das Verschwinden eines amerikanischen Kriegsfreiwilligen im Juli 1918 in Frankreich hat jetzt eine sensationelle Aufklärung gesundem Den Nachforschungen der Angehörigen ist es gelungen; festzustellen, daß der Amerikaner von seiner Quartier wirtin, einer in Hurbach im Gebiet von St. Die wohnenden Witwe, ermordet worden ist. Die Tochter der Mörderin hat gestanden, daß sie dem Soldaten im trunkenen Zustand die Geldtasche mit 500 Dollar aus der Rocktasche heraus geschnitten hätte, worauf dieser von ihrer Mutter ermordet worden sei. Der Leichnam sei verscharrt worden. Tschechoslowakische Flugzeuge im Verkehr Berlin- Wien. Mit dem 20. September sollen auf der Flugstreck« Berlin—Prag—Wien tschechoslowakische Apparate ein gestellt werden. Den Dienst auf der Strecke werden vor läufig zwei große Farman-Apparate „L. Baba" be sorgen, die derzeit im Prager Flughafen eingeflogen werden. Bei Indienststellung dieser tschechoslowakischen Apparate wird die tschechoslowakische FlugverkehrsgeseN schäft mit einem Drittel der Gesamtzahl der Flugzeugs beteiligt sein. Die übrigen Apparate werden von der Deutschen Lufthansa und der Österreichischen Luftverkehrs- A.-G. gestellt. Ricsenbründe in der Tschechoslowakei. In Katharina, verg im Erzgebirge brach ein Großfeuer aus, dem secht Häuser sowie das gesamte Lager der Verkaufsgenossen, schäft der Katharinaberger Spielwarenindustrie zum Opfe; fielen. In der Ortschaft Dorasch bei Neutra brannter 56 Häuser nieder; 85 Familien wurden obdachlos. Mey rere Personen erlitten Brandwunden. Der Schaden bs läuft sich auf mehrere Millionen Kronen. Eine Ärztin erschossen. In der Charkower Poliklin? starb ein von einer Ärztin behandelter Knabe. Du Mutter des Toten erschoß darauf die Ärztin, damit sij „nicht noch andere Kinder falsch behandele und so ihre« Tod herbeiführe". Neue Bombenanschläge in Amerika. Aus Chika gl wird gemeldet, daß sich dort im südlichen Teil der Stabs drei Explosionen ereigneten, durch die mehrere Häuser zev stört wurden. Drei Personen wurden getötet, zwei schwer verletzt. Die Ursache der Explosionen wird geheimgehalten Bunte Tageschronik Frankfurt a. d. O. Auf der Posener Chaussee überschlui sich das Auto des Fabrikbesitzers Lehrer aus Berlin. Lehrq wurde getötet, der Chauffeur und ein Beifahrer wurdet lebensgefährlich verletzt. Stettin. Ein neunjähriger Knabe verbrannte beiit Explodieren einer durch sein« zwölfjährige Schwester unvoi sichtig behandelten Spiritusflasche. Horst. Bei einer überraschenden Kontrolle der Kohlen schiffe im Stinneshafen wurde festgestellt, daß ein Teil voi nicht frei gegebener Kohle heimlich verladen Vurd« Ein K inspekt Ol feuer > Raub P Mann Wörde, Lo währei dauern schwer! tötet u . Haus l Lo „Präsi, vrei N bereits D - »T heute s tröst sa außeroi aller sc Trotz ii gen das land in griffsbe weit gr reichte i man ne Ein Bl Zahlen! im Ja dem F fachen fahr be sehen la zeugen l «41 Toi Wicklung diesen 3 Hansa z, Hahlreich Internat Paris, . Moskau Kopenho können r im Flug Nur die tierten 2 nähme Besonder transpor der Reiü das eine dem Flu< Verkehrs Ausdruck auf dem landeten Kilogran Kilogran 79 703 K in genan 388. wette Du bist mein! , Roman von H. o. Erlin. Copyright by Greiner L Coinp., Berlin W 30. Nachdruck verboten. ! 6. Fortsetzung. 1 Eilends sich wenden — weitergehen, bevor er sie noch gewahrt — sie fühlte, daß sie es müsse, wollte es tun und btteb doch stehen, schaute erwartend seiner kraftvollen Ge- statt entgegen und begann Mit scheuer Heimlichkeit vor- ' wärts des Weges zu schreiten, den er daherkam. Nun hatte auch Hartmut sie erblickt. Beiseite biegen! fuhr es ihm blitzschnell durch. Ihr aus dem Wege gehen, / wre er es seit Tagen tut, tun mußte. Denn er sah sie icht mehr allein vor seinem Geiste, ein anderer stand ihr zur ? Seite, der sang ein Lied vom sieghaften Heut — sein , Bruder! Beiseite gehen, Raum geben, ihm — seines Vaters liebstem Sohne! Sein Fuß zuckte, wollte sich wenden, da sahen seine Augen, wie auch Angelika den Schritt etnhielt und fragend, wartend zu ihm hinüberblickte. Trotzige Bitterkeit quoll in ihm aus. War es wirklich so weit, daß er von ihrem Wege Weichen mußte, dann sollte sie es selbst ihm sagen. Rasch schritt er ihr entgegen. Ein Blick in ihr Gesicht und alles ungestüm Auf- begehrende in ihm wurde weich und still. Sie sah ms wie ein verirrtes, ratloses Kind. Mit einem Morgengruße blieb er vor ihr stehen. „Sie, Fräulein Angelika — was führte Sie ,o weit hinweg vom Ulmenhofe?" Tief senkte sie den Kopf. „Ich . . . nach Hölfenstein wollte ich, Madeleine Fallens Besuch erwidern . . „Zu Fuß? Und auf diesem Wege hier?" Er fragte es ganz langsam, und ihre Lippen sanden nur ein unsicheres Stammeln: „Es wurde mir ia auch zu wett und ich kehrte um — es war überhaupt nur so ein Einfall gewesen —" Gequält von seinem forschenden Blick, hob sie das Gesicht, seufzte und versuchte ein Lachen. „Ach, ich weiß ja niemals, was ich eigentlich will, das ist schrecklich. Und heute ist's besonders so — es liegt wohl am Wetter. Gewitterluft, nicht wahr, Herr Braband?" Er nickte seltsam, seine Augen wichen nicht von ihr. „Gewitterluft, Angelika — und Sie wollen fort von uns!* — Sie widersprach ihm nicht. Sie hatte es gefühlt, daß er in ihrem Innersten gelesen, daß es nutzlos sei, rhm ans- zuwelchen. In ihn hinein aber hatte ihr stummes — „Ja" — gleich einem züuoenden Blitzstrahl getroffen, daß Leiden schaft und Liebe in lodernder Flamme emporschlugen. Gegen sein Herz hatte er ihre Hände gerissen, mid flehend nef er: „Geh nicht fort, Angelika — ich liebe dich ja!" Bebend, erbleichend stand sie vor ihm, und doch war es hei> auch in ihrem Herzen aufgestiegen, und durch ihre Glieder ging es ivie eui leises Hiuneigen zu dem Manne, dessen Arme nach ihr zuckten, der sein Gesicht dem ihren nahe bog, daß sie auf ihren Lippen fast den Hauch der seinen spürte. Ihre Augen, die einen Atemzug lang sich gejchlofseu halten, schlugen sich langsam wieder auf, und ihre Blicke trafen hinein in die dnnklen, zwingenden Augen über sich, und brennende Glut überzog ihr plötzlich Stirn und Wangen. Neben Hartmuts Gesicht war vor ihrem Geiste ein anderes erschienen, auch ihr zugeneigt mit yeißcn Lippen, die die ihren suchten — fanden — blaue, leuchtende Augensterne, in denen es drohend flammte, wie es in diesen dunklen Augen hier gedroht nnd geflammt hatte am gleichen Tage — der Bruderhaß — Mit einer Bewegung bangender Furcht hatte sie ihre Hände aus den feinen befreit nnd stieß hervor: „Nicht — Sie dürfen so nicht zu mir sprechen." Er hiett mit seinem Blick den ihren fest. „Ich dar! es nicht? Sprechen Sie klar zu mir, An gelika, daß ich Sie verstehe. Und sagen Sie mir das eine — ist Ihr Herz noch frei, oder — beraube icb meinen Bruder, wenn ich hoffe?" Tiefer noch färbte schamhaftes Erinnern ihre Wangen und abwehrena stammelte sie: „Ihr Bruder — ich verstehe Sie nicht — „Sie verstehen mich sehr wohl und darum frage ich Sie abermals, muß ich Sie fragen: Ist Ihr Herz noch frei, Angelika?" Ihre Augen hingen an seinen trotzigen Lippen, von denen so weich ihr Name klang, und wie ein flüsternder Hauch entglitt den ihren ein einziges Wort — „Nein!" Und ihre Hände zuckten empor, streckten sich aus, als wollten sie das Entflohene znrückhaschen. Er aber, verfärbten Gesichtes, hatte sich dicht zu thr gebeugt, als wolle er die Wahrheit aus ihr heraus- ! zwingen — „Wer, Angelika? Einer von uns beiden?" Sie sah ihn schweigend an mit unergründlichem bitten de Blick — „frage nicht" — „Er — er?!" Und wieder schwieg sie und faltete flehend die Hände gegen ihn. Da hielt er noch einmal ihre Hände gefaßt, preßte sie mit schmerzhafter Gewalt — „Angelika — er?" Sein Ton brach, in seinen Augen brannte ein wildes Licht. — In verstörtem Schrecken riß sie sich los. „Nein doch — nein! Es ist nicht wahr — o Gott — nein, nicht Haß und Feindschaft um mich!" Ihre Stimme flehte in zitternder Angst. Er sah sie an mit einem langen Blicke, unter dem jein Gesicht sich verwandelte, steinern wurde, und sagte; „Sie brauchen nicht Furcht zu haben vor mir — um ihn. Ich hasse meinen Bruder nicht." Setne Worte berührten sie wie eine eiskalte Hand. Ein Frösteln ourchschauerte sie. Er schien ihr plötzlich ein völlig anderer geworden; mit der Bemerkung, daß er zu fetnen Leuten zurückkehren müsse, ging er mit stummem Gruße von ihr hinweg. Ihr Herz tat ein paar wilde Schläge, und dann hatte auch sie sich gewandt und eilte, wie vorwärts > estoßen von dem sausenden Winde, der sich zu erheben begonnen, wieder dem Ulmeuhof entgegen. Und endlich am Ziel! Nur wenig Schritte noch — Da stand sie plötzlich schreckgelähmt, als sie dicht vor sich, an einen Baum gedrückt, hinter dessen Stamm sich bergend, spähend, starrend — Oswald erblickte. (Fortsetzung folgt)
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