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Wilsdruffer Tageblatt : 27.07.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192707279
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19270727
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19270727
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-07
- Tag 1927-07-27
-
Monat
1927-07
-
Jahr
1927
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 27.07.1927
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soll, damit in Krisenzeiten der Bölkerbundrat Mit Gens sicher Verkehren könne. Völkerbundrat und Verkehrs kommission des Völkerbundes haben dem Sekretariat die entsprechenden Aufträge gegeben; dieses setzte sich mit den schweizerischen Behörden ins Einvernehmen und erhielt von ihnen einen aus den Genfer Fluavlatz Cointrin be züglichen Plan. Die englischen Lustmanöver. Abwehr eines Luftangriffs auf London. Der für die Abwehr fremder Luftangriffe bestimmte Teil der englischen Luftflotte hält jetzt zum erstenmal ein Luftmanöver ab. Die Generalidee, die dem Manöver zugrunde liegt, ist die Abwehr eines Luftangriffs auf die Landeshauptstadt. London ist von den Feinden heftig mit Bomben belegt worden, so daß die Negierung ihren Sitz nach Manchester verlegt. Der Feind will nun eine Zusammenziehung der Verteidigungsstreitkräfte bei Manchester verhindern und hat neun Geschwader von Bombenflugzeugen mit der Aufgabe betraut, dis Abwehr geschwader an der ursprünglichen Kampffront festzuhalten. Die Abwchrgeschwadcr aber fallen die feindlichen Ge schwader stellen, noch bevor sie die Küste überflogen haben. Am ersten Manövertage gab es bereits ein Unglück: zwei Flugzeuge stießen beim Angriff aufeinander und stürzten ab. Während das eine unbeschädigt blieb, wurde das andere zertrümmert; der Führer, Leutnant Anderson, verbrannte beilebendigem Leibe. Werfall ans eine britische Karawane. Chamberlains Bericht. Im Englischen Unterhause erstattete Sir Austen Chamberlain Bericht über den überfall auf eine britische Karawane in Abessinien, der sich im ver gangenen Monat abgespielt hat. über den Hergang machte er folgende Mitteilung: Die Karawane war von Harzers« in Britisch-Somali- land in südlicher Richtung marschiert. Etwa 50 Meilen jenseits der abessinischen Grenze wurde aus sie um 4 Uhr morgens von abessinischen Soldaten ein Angriff ausge führt. Mehrere britische Somalis wurden getötet. Der Führer der Karawane wurde erschossen und sein Leich nam verstümmelt. Die Karawane selbst wurde vollständig ausgeplündert. Es war vorher darum gebeten worden, es möge Sorge dafür getragen werden, daß der Weg sicher sei. Aber selbst, wenn die Nachricht von dem Durchzug der Karawane nicht rechtzeitig an die örtlichen Behörden ge geben worden sein sollte, wäre das in keiner Weise eine Rechtfertigung für die Ausschreitungen. Der Vertreter Großbritanniens in Adis Abeba hat Schritte unternom men, um von der abessinischen Regierung Schadenersatz zu erlangen. Kleine Nachrichten l Freilassung des Abgeordneten Pieck. Wien. Die vom Landesgericht gegen den deutschen kom munistischen Landtagsabgeordneten Pieck geführte Untersuchung wurde auf Grund des H 109 der Strasprozetzordnung, d. i. Zu- rücktreten des Staatsanwalts von der Anklage, eingestellt. Pieck wurde der Polizei wieder übergeben. Diese genehmigte auf Wunsch Piecks dessen Abreise nach Deutschland, welche über Passau erfolgt. Bergsturz in Tirol. Innsbruck. In Freienseld südlich des Brenners ereignete sich ein Bergsturz, durch den die Brennerstabe verschüttet Wurde. Der Äutomobilverkehr wird über den Jausenpaß ge leitet. Zur Freilegung der Brennerstratze ist Militär eingesetzt Worden. Schluß des MOenkolMesies in Winchester. Winchester. Am Schluß der Konferenz wurden in dei Hauptsache Fragen der äußeren Verfassung behandelt. Erz bischof Söderblom, der geistige Urheber der Bewegung wurde einstimmig und mit starkem Beifall der Versammlung gebeten, die Arbeiten weiterzuführen. Auf seinen Vorschlag hin füll die Leitung der Geschäfte geteilt werden mit dem Präsidenten des Deutschen evangelischen Kirchenausschusses, v. Kapler - Berlin. Der Vorsitzende der französischen Dele gation, Professor Monod, gab seiner Freude über die Wahl des deutschen Kirchenführers Ausdruck und erinnerte an die bewegten Stunden der Auseinandersetzung über die Kriegs schuldfrage im Vorjahre in Bern. Diese erfreuliche Tat sache bedeute zweifellos eine Bereinigung der aus der Vor kriegszeit zurückgebliebenen seelischen Spannung und ein glück liches Vorzeichen für die Arbeit der Konferenz. Der Bischof von Winchester schloß die Konferenz unter ausdrücklicher Be tonung der Förderung, die die Bewegung durch Schaffung eines festen Mittelpunktes in dem im Aufbau begriffener sozialwissenschaftlichen Institut erhalten hat. Zwischenfall in Monte Carlo. Paris. Ein Stammgast des Kasinos von Monte Carlo, ein südslawischer Staatsangehöriger Radamilo, hat, offenbar in einem Anfall von Geistesstörung, versucht, den Spieltisch in Brand zu setzen, nachdem er ihn vorher mit Benzin über gossen hatte. Als Wachmannschaften einschritten, gab er mehrere Schliffe ab, wodurch Spiegel und Leuchter zertrümmert wurden. Dann sprang er aus dem Fenster. Er wurde schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht, wo er bald danach starb. Kongresse und Versammlungen-. „ WcrkbuudauSstcllung „Die Wohnung" in Stuttgart. Vor einem großen Kreis geladener Gäste wurde die große Werk bundausstellung „Die Wohnung" Stuttgart 1927 feierlich er öffnet. Oberbürgermeister Dr. Lautenschlager-Stuttgart be grüßte die Gäste, insbesondere den Staatspräsidenten Bazille und die Vertreter der Länder Bayern, Baden und Hessen Er führte aus, daß die Ausstellung in Plänen, Modellen und fertigen Bauten zeigen wolle, wie mit einfachsten Mitteln unter geringstem Platzauswand ein bequemes, praktisches Wohnen sich ermöglichen lasse. Die Ausstellung zerfällt in drei räum lich getrennte Teile, in eine geschlossene Siedlungsausstellung, in eine Hallenausstellung und in eine internationale Plan- und Modellausstcllung. Die Siedlung enthält 60 Wohnein heiten und bildet eine Vcrsuchskolonic zur Prüfung der prak- ftwwn Grundlage für modernen Wohnungsbau. Die Aus stellung dauert bis 9. Oktober. Die Müller fordern höhere Zölle. Der Verband deutscher Müller trat zu seiner 54. Hauptversammlung in Breslau zu sammen. Der Vorsitzende, Stadtrat Lorenz-Eberswalde, be rührte in seiner Begrüßungsansprache die Leiden des deutschen Volkes. Die Abänderung des Dawes-Abkommens müsse kom men; es müsse gesagt werden, was zu zahlen sei, um die not wendige Bewegungsfreiheit wiedcrzuerlangen. Trotz Ab nahme der Arbeitslosigkeit sei die Wirtschaftskrise noch längst nicht behohen. Namentlich seien die Aussichten in der Mühlen- indnstric ganz bedenklich. Die Mühlcnschutzzölle gelte es, noch weiter auszubauen. Die LMirM -er Mat im Laase -er Jahrhunderte. Vortrag gehalten von Herrn Lehrer Ranst-Blankenstein in der Hauptversammlung der Kreisdircktion Dresden der Landwirtschaftskammer 5. Fortsetzung und Schluß. Selbstverständlich hatten die Bauern auch dem Kurfürsten, wenn er ihrer bedurfte, allerhand Dienste zu feisten. In den Näh ren 4678 und 1679 hatten die Hühndorfer Bauern neben 32 Wildpretsfuhren und 4 Iagdfuhren folgende Fuhren -auszufüh ren: Mit sechs Pferden des Herzogs Awgust Sachen bis Meißen, mit vier Pferden den FeldzsugÄeutnant Büchner bis Meißen, mit vier Pferden einen kurfürstlichen Koch bis Großenhain, mit vier Pferden der Kurfürstin Sachen bis Freiberg, mit vier Pserden- Tafelgetränke bis Freiberg, mit vier Pferden einen Gszeltwagen bis FrÄbrrg, mit vier Pferden turfürstl. Getränke bis Freiberg, mit vier Pferden den Hauskellner Martini bis Meißen, mit vier Pferden kurfürstliche Geschütze bis Großenhain, mit vier Pferden der Kurfürstin Sachen bis ins nächste Amt, mit vier Pferden der Kurfürstin Kammsrjungfer nach Meißen, mit vier Pferden ein Fuder Jagdzeug bis Pirna, mit vier Pferden kurfürstliche Sachen bis Freiberg, mit vier Pferden den Mundloch bis Nossen, mit vier Pferden den Ländbaumeister bis Nossen usw. Auf jede nur denkbare Weise versuchten unsere Vorfahren von den Fronen loszukommen. 1-763 Nagt der Verwalter von Klipphausen: „Sie sind -nicht mit Sonnenaufgang da. Sie ar beiten liederlich. Sie kommen nicht selbst, sonder schicken alte un vermögende Weiber oder Kinder von 14 und weniger Jahren. Mit 'dem herrschaftlichen Geräte wird tumMarisch umgegangen und es ruinieret. Sie haben lose Reden." 'Von einer -Bestrafung wegen Ungehorsam im Frönen erzählt ein Gerichtspr-otokoll aus dem Jahre 1749: Samuel Kraüfpens Knecht von Saxdorff hatte „s-chr loß (lässig) und träge gearbeitet" und war „öffters mit seinen Pferden zurückgeblieben trotz mehr maliger Vermahnung des Verwalters". Als dieser das eine Pferd zweimal mit dem Stocke schlug, spannte der Knecht aus und ritt nach Hause. Letzterer wurde mit zwei Tagen -Gefängnis und den -UnterfuchungsNosten bestraft, während der Bauer die ver säumte Zeit nachholen mußte. Gegen den Bauerssohn Maune aus Sachsdorf wurde ein Strafverfahren eing-eleitet, weil er beim Pferdefronten düs Vieh fortdauernd im Zuge zurückgshalten und -auf den Vorhalt des Verwalters geantwortet hat: ,/Wenn es nur herumgeht und krabbelt und ich nicht ganz halte, da ist es schon g-ut." Aum Gras- und Getreidemähen kamen die Fröner mst Sensen, auf denen- man bis sonst wohin reiten konnte. Aum Ackergeschirre nahmen sie. die jämmerlichsten Stricke, damit sie aller Augenblicke rissen. Die Zin0hühner, die sie Ostern und Michaelis zu liefern hatten, direngelten und kasteiten- sie mit be sonderer Sorgfalt, -so daß sie zur Zeit der Ablieferung auf dem letzten-Loche pfiffen, auch waren es gewöhnlich solche Hühner, die seit Menschengsdenlen nicht mehr jung waren. 8n den Kirchdörfern waren verschiedene Bauern verpflichtet, den zehnten Teil von den- -Feldfrüchten dem Pfarrer zu geben. Der Aweihüfner Simon Rost -in Blankenstein hatte von einer Hufe den Zehnten z-u geben. Er l-ieß die abgabe-pflichtM Hufe ein fach brach liegen und benutzte sie als Schafw-ei-de. Der Pfarrer strengte einen Prozeß nach dem anderen an, doch Rost wußte sich immer rauszure-den. 1W5 lehnten sich die Bauern gegen ihre Unterdrücker auf. Es kam zum bekannten Bauernkriege, der sich in der Hauptsache in Südde-utschland M-pielle und -mit einer Niederlage der Bauern endete. 1790 warf die französische Revolution ihre Schatten bis in unsere Gegend. Im August erschienen die Bauern aus den Rittergütern und kündigten alle Dienste. -In Limbach wurden von den Aufständischen folgende Bedingungen gestellt: „Wir tun keine Hose- und Frondienste mehr, sie bestehen, in was sie wollen. Wir entsagen allen Zinsen. Wir entsagen aller Zechdienste. Wir stellen kein Gesinde mehr." Die Aufständischen organisierten sich. Ihre Hauptlager waren Pinnew-itz und Röhrsdorf. Die Guts- Herrschaften -flohen nach Dresden. Die Orte, die sich dem Auf stand nicht von selbst anschlossen, wurden dazu gezwungen. Der Pfarrer von Neukirchen schrieb damals ins Kirchenbuch: „Auch die Einwohner von Neukirchen und Steinbach kündigten trotz der wehmütigsten und nachdrücklichsten Vorermahnungen von heiliger Stätte der Gerichtshertschaft ihre Dienste -auf. Zu ihrer Ehre -aber muß hinzugesetzt werden, daß sie solches wohl nicht getan haben wörden, wenn sie nicht mit Feueran'legen und Zertrümmerung der Türen und Fenstern, Oe-fen und Mobilien genötigt worden wären." Die Regierung sandte schließlich Militär. Ein Regiment Dragoner jagte die Aufständischen bei Pi-nnewitz auseinander. Kleinmütig erschienen Lie Bauern auf Len Rittergütern und baten um Verzeihung. In Limbach brachten sie zu ihrer Entschuldigung vor: Sie hätten ihre Dienste nur gekündigt -aus Furcht, weil alle anderen in den benachbarten Gütern es auch geian. Da sie sich- nun infolge des eingerückten Militärs nicht mehr zu fürchten brauchten, wollten sie willig- ihre Dienste wieder wie früher tun. Die Schuldigen- wurden bestraft. Mein Urgroßvater z. B., der Richter Johann George Ranft aus Blankenstein, wurde zu sechs Wochen- Gefängnis verurteilt. Nun hieß -es wieder: „Der Bauer -dient an Ochsen statt, nur daß er keine Hörner -hat." Den fr-eien- Bauer schuf erst das 19. Jahrhundert; er ist ein unbestreitbares Verdienst des Reich-sfreiherrn von Stein. In Sachsen hob das Mlösungs- und Landreütenbaükgösetz vom 17. März 1'832 die -Fronen aus. Dadurch wurden dem Aufblühen der Landwirt schaft die Wege geebnet. Meine Damen und Herren! Ich bin -am Ende meiner Aus führungen. Wenn es mir gelungen sein sollte, in Ihnen Inter esse für -die Geschichte unserer heimischen Landwirtschaft zu wecken, dann betrachte ich meins Ausgabe für erfüllt. Sie werden sich durch die Geschichte enger mit der heimatlichen Scholle verbunden fühlen, Sie werden erkennen, daß jeder Fußbreit Böden durch den Schweiß unserer Väter ^heiligt ist. Es ist immer ein Zeichen von Mangel an Pietät und von Gefühlsroheit, wenn jemand die Scholle seiner Väter aufgibt, um des schnöden Mammons willen. Atmen wir mit Bewußtsein den Dust der heimischen Scholle! Lernen -wir die -Heimat mit der verstehenden Liebe zu sehen, die uns erst zu uns sebst führt, weil sie im tiefft-rn Sinne ein Stück von uns selbst ist. Lauschen wir der Sprache, die die Denkmäler ihrer Natur und ihrer Geschichte zu uns reden! Da liegen die Wurzeln unserer Kraft. Der Weg zur Höhe führt nur über das Heimatgefühl. SM! Nachsendung des Wilsdruffer Tageblattes in dis Sommerfrische oder ins Bad wird von uns auf Wunsch prompt ausgeführt. Bei Bestellung bitten wir die genaue Adresse anzugeben. Geschäftsstelle des Wilsdruffer Tageblattes. s Rus Mrrrr Keimst ) Wilsdruff, am 27. Juki 1927. Merkblatt für den 28. Juli. Sonnenaufgang 4" !! Mondaufgang 3°° Sonnenuntergang 19°° s Monduntergang 20'° 1750: Der Komponist Johattn Sebastian Bach gest. Achtet auf die Kinder! Die Kinder — das ist der wertvollste Besitz, den wir haben, und wir hüten sie deshalb wie unseren Augapfel! z Hüten wir sie wirklich? Tun wir wirklich alles, um Un heil von ihnen fernzuhalten, sie vor Gefahren zu be wahren, vor Gefahren, die überall auf sie lauern und denen sie, allein gelassen, hilflos preisgegeben sind? Es ist wahr, wir können nicht immer hinter den Kindern her sein, denn an uns zehrt der Tag und reißt uns hierhin und dorthin, so daß wir unser Kostbarstes aus den Augen verlieren. Und so geben wir denn, wenn Möglichkeiten sich bieten, die Kinder, die kleinsten vor allem, unter die „Fittiche" dienstbarer Menschen, die wir ins Haus nehmen, damit sie dem jungen Volk Wärterinnen und Hüterinnen seien. Hand aufs Herz! — prüfen wir jemals mit der i erforderlichen Vorsicht, wer das ist, den wir von heute s auf morgen als Hausgenossen zu unseren Kindern ge- ; sellen, daß er ihrer achte und sie vor dem Straucheln be- s hüte? Es kommt ein Irgendwer, bietet sich uns als i Kinderschutz an und wir geben ihm nach oberflächlicher z Erkundigung über Wer und Wie und Woher unser Bestes j in die Hand. Wir können eine Kinderverderberin, eine , Kinderfeindin und noch Schlimmeres ins Haus geuom- - men haben und gehen sorglos und nichts ahnend unseren ! Weg, bis sich plötzlich ein Abgrund auftut, daß wir wach ? werden müssen, oft erst dann, wenn es zu spät ist. Es ! ist in der letzten Zeit mehr als einmal von Kindertra- j gödien, hervorgerufen durch gewissenlose Kinderhüte rinnen, berichtet worden, von leichtsinnigen jungen Din gern, die mit den Kindern der Dienstgeber für mehrere Tage spurlos verschwinden und des Kindes Eltern in tausend Ängsten zurücklassen, von böswilligen Halbwüch sigen, die in des Kindes reine Seele Gift träufeln, und nun gar, in diesen Tagen erst, von einer Geisteskranken, die ein ihr anvertrautes Kind ertränkt hat. Wohl wahr, es ist selbst bei größter Vorsicht nicht alles Unheil zu verhüten, aber trotzdem und dennoch: etwas t mehr schön sollten wir aus unsere Kinder achten und noch etwas mehr auf die Wesen, denen wir unsere Kinder über lassen wollen oder müssen! Wasserwärme im Schwimmbad Wilsdruff: 21 Grad Celsius. Wilsdruffs Wvhnungsnotziffer beträgt 3,93, die des Landes 8,99. Eine auf -der Wohnungsnotzählung vom 8. Oktober 1929 fußende Denkschrift des sächsischen Arbeits- -und Wohlsahrtsmini- steriums über den Umfang der Baunot und -die Verteilung der Wohn-ungsbaumittel in Sachsen ist erschienen. Darnach Haben insgesamt 136 9-22 Wohnungssuchende einen Aufnahmebogen aus- gefüllt -und eingereicht. Von diesen haben 44 567 eigene Wohnun gen, 92335 sind -wohnungs-los. Davon sind 44 879 dreiköpfige Familien, die getrennt oder bei Verwandten oder in Untermiete usw. wohnen. Die Zähl der in Sachsen dringendst fehlenden Wohnungen muß demnach aus 44 879 beziffert -werden. Auf 100-0 Einwohner berechnet fehlen also in -Sachsen dringendst 8,99 -Wohnungen. Die Wo-hnun-gsMer -des Landes beträgt demnach 8,99. -Interessieren -dürften die danach fest-gestellten Wohnungsnot ziffern der -Gemeinden, von denen wir einige folgen lassen: pels- nitz i. Erzgöb. 19,—; Markranstädt 15,91; Heidenau 15,87; Leipzig 12,10; -Freital 10,15; Dresden 9,46; Meißen- 9,10: Roß wein 8,20; Kötzschrnbroda 6,71; Wilsdruff 3,93; Leisnig 3,50; im Bezirksverb-and Meißen -beträgt die 'Wohnungsnotziffer 5,39. — Unsere Stadt ist also mit eine der Gemeinden, die die niedrig sten Wohn-ungsnotziffern haben-. Doppelmord und Selbstmord in Röhrsdorf. Die Kunde von einer furchtbaren Familientragödie brachte gestern Mittag die Gemüter der Bewohner des sonst stillen Dörfchens in Auf regung. Der Pächter Paul Engelmann, der im Unterdorse eine -kleine Gärtnerei betreibt, hat in -den Vormittagsstunden seine beiden sechs und vier Sahre alten Kinder, einen Knaben und ein Mädchen, in der Wohnstube erhängt und dann sich selbst in der Scheune durch Erhängen- entleibt. Seine Ehefrau hatte er mit einer Arbeitersfrau in den Karten zum Schotenabnehmen geschickt, während die Kinder noch schliefen. Als die nichtsahnende Frau später wieder in die Stüde <kam, sand sie ihre Kinder er drosselt vor und alle Hilfe war vergebens. Was den Mann zu der grausigen Tat getrieben- hat, ist nicht be-kannt, -doch nimmt man Schwermut an. Nach -der -gerichtlichen Tatbestandsaufnahme wurden die Leichen zur Beerdigung fr-eigegeben. Der schwer geprüften Frau wendet sich allgemeine Teilnahme zu. Vorsicht! Eeldtäschchen-diebe! Vergangenen Sonntag -wurden aus einem Saale der 'Umgebung während des Tanzes drei jungen Mädchen -aus den Handtaschen, die -auf dem Tische lagen, die Geldtäschchen mit Inhalt gestohlen. Da dies nicht der erste Fall ist, wird zur Vorsicht -gemahnt und empfohlen, Handtaschen mit Wertsachen- im Saale nicht -unbeaufsichtigt -liegen lassen. Einquartierung in unseren Nachbargemeinden. Nach Mitteilung des Wehrkreiskommandos IV in Dresden- befinden sich die in Bayern stationierte Fahradteil-ung 7 und das Artillerie regiment 7 aus dem Marsche nach -dem Truppenübungsplätze Königsbrück und werden im Bezirke der A-mtsha-uptmcmnfchaft Meißen in der Zeit vom 1. bis 16. August Quartier mit Ver- pfegung, Futter und Vorspann beziehen und verschiedentich Ge ländeübungen abhalten. Nur vorübergehend vom 1. bis 5. Aug. erhalten neben anderen Gemeinden Rothschönberg und Alttanne- ber-g je 5 Offiziere, 25 Unteroffiziere, 83 Mann, 56 Pferde. In
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