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WiWmfferTageblaii Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannsch^ft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrenlamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile LV Apsg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40R«K-«- pfennig, d^ 3 gespaltene Aeklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. B«- geschriebene Erscheinung»- tage und Platzvorschryte« werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme bis norm.10 Uhr. Für die Richtigkeit durch Fernruf übermitteltenAnzeigen übernehmen wirkeine Garantie. Jeder Radatranspruch erlischt, wenn der Betrag dnrch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vevmittlungsstellenentgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschast, »Wtl.drLffn «rjchkku SN «lleo Wkrtt.gen nachmiu-,. 5Uhr. »«,u,,prc>,: Bci Abholung in «öschSftoftrllc »nd «n.gadcst-llen 2 RM. im Monat, bt! guftkllnn, durch di« Boten 2,Zo RM., bei Postbcstellung ?-M. ,u,üglich Adtra.« ,, . — . gebühr. Einzelnummern E*sg.AlleP ,ft°nstalten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umhegend Postboten und onsercAus. und DeschSsi,stellen — !—— - nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch ans Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Nr 161, — 86 Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, den 13. Juli 1927 Vie Zeuttebe krlckwerär in kmilrl. Das Reichsschulgesetz. Das Reichsschulgesetz, zu dessen Be° ratung der Reichstag im September zu< sammeutritt, soll in allernächster Zeit vom Neichskabinett verabschiedet werden. Wir sind in der Lage, schon jetzt im folgenden .die Umrisse dieses hart umkämpften Gc< setzen,Wurfes zu veröffentlichen. ' Es ist der vierte Entwurf eines Neichsschulgesetzes der nun das Licht der Welt erblicken wird. Die Verfassung hat ihn vorgesehen; der erste erschien auch 1921, erlitt aber das Schicksal, von der Regierung zurückgezogen zu werden, weil ihn der Bildungausschuß des Reichstages gewaltig umgestaltete. Der zweite ebenso wie der dritte kamen über haupt nicht zur Beratung, weil Regierungskrisen hin dernd dazwischentraten. Bei dem heißen Streit, der nun einmal auf dem Gebiet des Schulwesens herrscht, wollte der Entwurf, den das jetzige Kabinett herausbringen wird, von einem grundsätzlichen Gedanken ausgehen, der parteimäßig gar nicht abgestempelt ist. Das geschieht nun dadurch, daß zu diesem Ausgangspunkt das Eltern recht gemacht wird, d. h., der Grundsatz, daß die Er ziehungsberechtigten darüber entscheiden sollen, in welcher Form sie ihre Kinder durch die Schule erziehen lassen wollen. Hierfür kommen dann die drei in der Verfassung vorgesehenen Arten vor, nämlich die Bekenntnis-, die Ge- meinfchafts- und die weltliche Schule. Diese Entscheidung wird natürlich an die Bedingung des „geordneten Schul- betriebes" geknüpft, so daß Zwergschulen ausgeschlossen bleiben, die diese Voraussetzung nicht erfüllen, den Kin dern eine geregelte Erziehung und Ausbildung für das Leben nicht zu geben vermögen. Der Wille der Eltern bestimmt also den Charakter der Schule, soweit es sich mit dem Staatsinteresse verträgt, das aber nur Grenzen setzt, nicht übergeordnet ist. In der Bekenntnisschule soll nun der Unterricht, so wie es die Verfassung vorsieht, der ganze Unterricht im Geist des betreffenden Bekenntnisses erfolgen, der Ein fluß der Religionsgemeinschaften in klarer Form gewahrt fein. Legt doch der neue Entwurf überhaupt das Schwer gewicht auf eine möglichst deutliche begriffliche Scheidung der drei Schularten, um dadurch auch eine klare Feststellung des Elternwillens zu ermög lichen. Daher wird Wohl auch damit zu rechnen sein, daß die sogenannte christliche Simultanschule, wie sie im Süd westen Deutschlands besteht, nach einer gewissen Zeit hin sichtlich ihres Weiterbestehens der Entscheidung durch die Erziehungsberechtigten unterworfen wird, um festzu- ftellen, ob nicht auch dort die getrennten Konfessions schulen vorgezogen werden. Was überhaupt an reinen Bekenntnisschulen besteht, soll so lange als dem Eltern willen gemäß betrachtet und damit in seinem Bestehen berechtigt erscheinen, als nicht zwei Drittel der Erziehungs berechtigten sich dagegen aussprechen und die Umwand lung in eine andere Schulart verlangen. Voranstellung des natürlichen Elternrechts und klare Scheidung der Schularten — diese Grundgedanken werden zweifellos den bevorstehenden Kampf um den Entwurf be deutend erleichtern. Wenn die Deutsche Volkspartei etwa die Gemeinschaftsschule, wenn die politische Linke die rein Weltliche Schule bevorzugt, so soll ja auch für diese beiden Schularten die Möglichkeit der Entwicklung nicht versperrt sein, da alle drei Schularten grundsätzlich gleich behandelt werden, die Bevorzugung einer von ihnen nicht stattfindet. Angesichts des Schulzwanges und des Schulmonopols des Staates hat er auch dis Pflicht, den Willen der Elternschaft gleichmäßig zu be rücksichtigen. Daß trotzdem schwere politische Kämpfe bevorstehen, daß namentlich die Zuführung des Entwurfs an den Reichsrat dort solche Kämpfe bald auslösen wird, ist zweifellos schon aus dem Grunde, weil ja die preußische Regierung stärker links eingestellt ist und ihre Stimmen zum Teil gegen den Entwurf mobil machen kann. Im Reichstag aber liegen die Dinge doch schon anders; man bat ja beispielsweise bei dem Gesetz über die Bewahrung der Jugend vor Schmutz und Schund gesehen, daß die Entscheidung hierüber die Parteigrenzen sprengte. So wird es wahrscheinlich auch bei diesem Entwurf geschehen. Abgslehnie Kohlenpreiserhöhung. Der Standpunkt des Reichswirtschaftsministers. In einer Sitzung des Reichskohlenverbandes und deS Großen Ausschusses des Reichskohlenrates wurden nach längerer Erörterung die Pxsiserhöhungsanträge des rheinisch-westfälischen, des Aachener, des niedersächsischen Steinkohlensyndikats sowie des mitteldeutschen und des ostelbischen Braunlohlcnsyndikats und des Kohlensyndi kats für das rechtsrheinische Bayern von dem Großen Ausschuß des Reichslohlenratcs abgelehnt. Der Bevollmächtigte des Reichswirtschaftsministers gab zur Frage der Erhöhungsanträge nochmals als grundsätzliche Einstellung des Reichswirtschaftsministe riums bekannt, daß Kohlenpreissteigerungen auf die Ge samtwirtschaft preistreibend wirken, die Entwicklung des Binnenmarktes und der Ausfuhr aber durch weitere Er- böbunaen des Preisniveaus beeinträchtigt würde. Im Pariser Phantasien. über den Stand der deutschen Beschwerde gegen die bekannten Erklärungen des belgischen Kriegsministers de Broqueville über die deutsche Reichswehr wird offiziös mitgeteilt: Die belgische Regierung hat den deutschen Gesandten in Brüssel wissen lassen, daß die in Frage stehenden Erklä rungen in der Presse nicht richtig wiedergegeben sind. Der authentische Wortlaut der Erklärungen ist bedauerlicher weise in Brüssel noch nicht veröffentlicht worden, so daß eine endgültige Stellungnahme dazu im Augenblick noch nicht möglich ist. Schon jetzt steht aber fest, daß die Äuße rungen des belgischen Kriegsministers, wie sie zunächst veröffentlicht wurden, den Tatsachen widersprechen, daß insbesondere die Behauptung einer vertragswidrigen vor zeitigen Entlassung von Reichswehrangehörigen unwahr ist. Die von einem Teil der ausländischen Presse an die ersten Meldungen geknüpften Kommentare sind hiernach ohne weiteres hinfällig. Die deutsche Beschwerde wird aus diplomatischen Wege weiterverfolgt. Zu Behauptungen des Berliner Berichterstatters des „Echo de Paris" über den Bau von Obfervato- rienan Stelle der zerstörten Unterstände an der deutschen Ostgrenze erklärt das Reichswehrministerium: In der Gegend von Landsberg haben Pioniere der Reichswehr auf Wunsch der dortigen Forstverwaltung drei Holztürme gebaut. Der Zweck des Baues für die Pioniere war Aus bildung in Schlag und Bearbeitung von Holz, der Zweck des Baues für die Forstverwaltung Überwachung von Waldbränden. Die Türme sind Eigentum der Forstver waltung. Fernsprechverbindungen zu Reichswehrgarni sonen bestehen nicht. Die Forstverwaltung hat eigene Leitungen zu ihrer schnelleren Benachrichtigung angelegt. Eine Besichtigung oder Übernahme durch höhere Reichs- Wehroffiziere oder Vertreter des Reichswehrministeriums hat nie stattgefunden. Dar deM-srauMche HaMspimisorimM dm WWß. Paris, 13. Juli. Das „Journal" will aus Berliner offi ziöser Quelle erfahren haben, -atz -er Abschluß eines deutsch- Rahmen gemeinwirtschaftlicher Regelung müsse hierauf Rücksicht genommen werden. Zusammenfassung von Preiserhöhungen wegen Lohnerhöhungen, ohne Rücksicht auf den Markt und die Lage der Werke, würde Antrieb und Begründung für neue Lohnerhöhun gen und in der Folge neue Preiserhöhungen geben. Vom Standpunkt der Preisbemessung nach der Selbst kostenberechnung sei zwar eine Steigerung der Selbst kosten bei Fallen der Erlöse festzustellen, die Berechnungen erfaßten aber nicht den gesamten Umfang der wirtschaft lichen Betätigung der Werke und Konzerne. Aus diesen Gründen halte der Reichswirtschastsminister Kohlenpreis erhöhungen bei der gegenwärtigen Lage für unverein- bar mit dem Gemeinwohl. Gewitierslürme und Erdbeben Verwüstungen in Europa und Asien. Die Katastrophe, die dieser Tage im Erzgebirge so fürchterliche Verheerungen angerichtet hat, ist nicht die einzige geblieben. Unmittelbar danach haben Erdbeben in Ägypten und Palästina und Gewitterstürme und Wassers not in fast allen Ländern Europas gewütet. Am schwersten hatte die Umgebung von Jerusalem zu leiden, über Palästina und Transjordanien zog sich aus noch unbekannten Ursachen ein Erdbeben hin, bei dem 31 Personen getötet und eine noch viel größere Zahl verletzt wurden. Viele Stätten, die ein jeder aus der Biblischen Geschichte her kennt, wurden arg verwüstet. So stürzten aus dem Olberg mehrere Häuser ein, in Je richow siel ein Hotel wie ein Kartenhaus zusammen. Ain-Karem, der Geburtsplatz Johannes des Täufers, wurde zur Hälfte zerstört. Die hebräische Universität hat untr dem Erdbeben sehr gelitten. Die Menschen begaben sich aus die Straße und weigerten sich, ihre Häuser wieder zu betreten, da sie an eine Fortdauer des Erdbebens glaubten. Jerusalem selbst ist einigermaßen verschont ge blieben, nur ein kleiner Turm des Heiligen Grabes weist große Sprünge auf. Eine Wirbel st urmkata st rophe, ähnlich wie im Erzgebirge, herrschte in Rußland im Gouvernement Nishnij Nowgorod. Durch Überschwemmungen kamen hier über 50 Personen um, Brücken wurden zer stört und das Vieh ertrank. Die Bevölkerung flüchtete auf die Dachböden. Auf dem Balkan herrschte eine Hitze, wie sie seit Jahren nicht mehr vorgekommen ist. In Sarajevo zeigte das Thermometer 46 Grad Celsius. An mehreren Stellen brach infolge der großen Trockenheit Feuer aus. französischen Handclsprovisoriums unmittelbar bevorstehe. — Die französischen Delegierten hätten am 11. Juli abends einen großen Teil -er -rutschen Vorschläge, insbesondere denen die die Einfuhr von chemischen und metallurgischen Produkten nach Frankreich er weitern, die Mimmcltarife zugebilligt. Daher würden die Deut schen heute den Franzosen die Meistbegünstigung für die Gemüse- unH Weineinfuhr einräumen. Das Weinkontingent würde danach auf 350—400 000 Hektoliter pro Jahr kommen. — In Berliner politischen Kreisen hält man die Tatsache, daß das Provisorium, in den nächsten Tagen unterzeichne« wird, für wahrscheinlich. Das neue Abkommen werde eine Gültigkeitsdauer von 12 Monaten haben, lieber die Einzelheiten der „Iournal"-Meldung war noch keine Bestätigung zu erlangen. Kei« EWW PkeHm Wir das MM. Berlin, 13. Juli. Wie das „Berliner Tageblatt" mel det, hat sich vorgestern die preußische Regierung mit der Zoll frage und ihrer Behandlung im Reichsrat am Donnerstag be schäftigt. Die preußische Regierung hat dem „Berliner Tage blatt zufolge beschlossen, von einem Einspruch gegen die Zollvor loge jetzt abzusehen. Jedoch wird sie im Reichsrat ihre schweren sachlichen Bedenken gegen die Zollvvrlage erneut zum Ausdruck bringen. — Eine Bestätigung dieser Meldung konnte an zustän diger Stelle nicht mehr eingeholt werden. „MWn MMn" W des dkuWn MMM. London, 12. Juli. Der „Manchester Guardian" tritt heute in einem Leitartikel für die Ernennung eines deutschen Mit gliedes für die Modatskommission -es Völkerbundes ein. Die Er nennung eines deutschen Mitgliedes sei ebenso gerecht wie wün schenswert. Die Deutschen besäßen große Erfahrungen in kolo nialen Angelegenheiten und die deutsche administrative Leistung, besonders in Ostafrika, sei eindrucksvoll genug, insbesondere auf dem Gebiete der wissenschaftlichen Untersuchungen, um einen sol chen Schritt zu rechtfertige». Es sei absurd, -aß die Nation, die Leute wie Koch und Ziemann für die Wissenschaft gestellt habe, für immer von der Mandatskommission ausgeschlossen sein sollte. An oer rrarrenr 1 cyen Revier» tobte ein schwerer Sturm; Schiffswerften wurden beschädigt und Badean stalten durch den hohen Wellengang zerstört. Paris wurde von einem schweren Gewitter heimgesucht. Das Wasser stand auf den Straßen an einigen Stellen 70 Zentimeter hoch und der Verkehr mußte unterbrochen werden. Bei einigen Häusern besteht Einsturzgefahr, bei anderen wurden Bauteile auf die Straße geworfen. Ein ähnlicher Wolkenbruch ging über London nieder, wo viele Überschwemmungen von Straßen, Plätzen und Kellern vorkamen. Ungefähr 1000 Telephonanschlüsse wur den unterbrochen und Automobile in der Gegend der Themse von den Wassermassen umgeworfen. In Deutschland selbst zeigten mehrere Flüsse, vor allem der Rhein, der Main und die Mosel ein ge fährliches Steigen des Wasser st an des. In Berlin wurden durch den Wolkenbruch beträchtliche Wasserschäden angerichtet, auf der Bahnstrecke nach Halle a. d. S. sind die Eisenbahngleise an einigen Stellen be schädigt. Im Erzgebirge ist man noch immer mit den Bergungsarbeiten beschäftigt. Der Wiederaufbau der zer störten Orte dürfte ein bis zwei Jahre dauern. Von allen Seiten laufen bei der sächsischen Negierung Beileidstele gramme und Spenden für die Opfer der Katastrophe ein. Ein Teil der Toten ist bereits beigefetzt worden. An der Beerdigung beteiligte sich die ganze Bevölkerung und auch Vertreter der Reichsregierung sowie der sächsischen Landesregierung. Jetzt scheint die Sonne wieder über dem Elbtal und im Brockengebiet, aber die Verwüstungen werden den Passanten in diesen Gegenden noch lange zeigen, wie das Unwetter hier gehaust hat. Die Postgebührenvorlage. Bemerkenswerte Einzelheiten. Zu der neuen Gebührenvorlage des Reichspost ministers, die die Gebühr für den einfachen Fernbrief von 10 auf 15 Pfennig und die Gebühr für die Fernpostkarte von 5 auf 8 Pfennig erhöht und diese Erhöhungen als Ausgangspunkt für die gesamte neue Regelung der Ge bühren nimmt, ist noch folgendes mitzuteilen. Es ist bei den Postanweisungen eine Vorstufe von 10 Mark eingeführt worden, für die die bisherige Gebühr von 20 Pfennig beibehalten ist. Für dringende Pakete soll fortan neben der gewöhn lichen Portogebühr ein Zuschlag von 1 Mark (bisher kam das Dreifache der gewöhnlichen Gebühr zur Er hebung) entrichtet werden. Bei den Zettunaen treten