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<5u § 8 Freitag, den 22 Juli 1S27 Postscheck: Dresden 2640 SS« Der rumänische Thronwechsel 2- LAs, S men zu haben. * 8 §8. s l ko 2. .?«§ Österreichs auf, Ruhe und Besonnenheit zu bewahren. Sollten sich durch weitere Hetzereien neuerdings Gefahren zeigen, dann mag die Regierung sicher sein, das? die öster reichische Bauernschaft sich bereit hält, zusammen mit den SichsrheiLsorganen die friedliche Arbeit, Hab und Gut der Bürger und unsere Heimat mit allen Mitteln zu schützen. Die Vertrauensmänner der Tiroler Bauern schaft hatten in einer Versammlung anläßlich der Ereig nisse in Wien auch die Verlegung der Bundes regierung in eine andere Stadt gefordert, um die Unabhängigkeit der Regierung zu sichern. Wie die „Reue Preie Presse" erfährt, wird gegen den hier verhafteten kommunistischen preußischen Landtags abgeordneten Pieck ein strafrechtliches Untersuchungs verfahren eingeleitet werden, da er verdächtig ist, an der Agitation zur Veranstaltung neuer Unruhen teilgenom Z.L-» ST F st* Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrenlamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. En norwegischer Dampfer überfallen. Chinesische Piraten rauben 20 000 Dollar. Der norwegische Dampfer „Solviken", der am 19. d. Mts. Hongkong mit dem Ziele Saigon verlassen hatte, wurde von Seeräubern, die sich unter die Passagiere von Hongkong gemischt hatten, überfallen. Sie überrumpelten die Offiziere und verwundeten den Kapitän Rickard Gentost schwer. Der zweite Offizier Johnson rangmit Zwei Seeräubern, wurde jedoch überwältigt und erschossen. Der Führer der Bands, der fließend englisch sprach, gab den ersten Offizier den Befehl, nach der Bias bucht zu steuern, wobei er drohte, alle weißen Of fiziere zu töten, wenn seinen Anweisungen nicht sprach, gab dem ersten Offizier den Befehl, nach der Bias- bucht anlangte, legten zwei Schaluppen längs des Schiffes Die sozialdemokratische „Volkszeitung" in Innsbruck meldet, daß auf den sozialdemokratischen Tiroler Land tagsabgeordneten Brunner in Buch bei Schwaben mehrere Gewehrschüsse abgegeben seien. Die Täter seien bereits verhaftet worden. England nachzugeben, während andere für eine Verstän digung eintreten. Schließlich muß noch bemerkt werden, daß man auch inTokio nicht restlos zufrieden ist. Man stimmt zwar im allgemeinen dem vorläufigen englisch japanischen Kompromiß zu, erachtet aber die vorgeschla gene Gesamtziffer noch immer als zu hoch. ' ^.3 » König Michael i. von Rumänien. Der letzte Wille König Ferdinands. Der Thronwechsel in Rumänien hat sich nach allem, was man erfahren konnte, ruhig und reibungslos voll zogen. Von der befürchteten carolistischen Bewegung ist nichts zu verspüren. Prinz Carol, der ehemalige Kronprinz, der in Paris lebt und, wie es scheint, dort auch zu verbleiben gedenkt, hat bisher einen ziemlich passiven Standpunkt eingenommen und keinerlei Neigung gezeigt, zu einem treibenden Faktor irgendeiner Be wegung zu werden. Ob aber andere in seinem Interesse etwas beginnen werden, kann man noch nicht wissen. Das Kabinett Bratianu ist auch weiterhin Herr der Lage MaMsichs Kindernot. Wir Deutschen haben immer mit einem leicht spöt tischen Lächeln auf die französischen Bemühungen herab gesehen, die schwindende Volkskrast dieses Landes durch allerlei Mittel und Mittelchen zu stärken. Es war ja auch bedenklich, daß sich dort seit 1870 die Be völkerung nicht oder nur ganz unwesentlich vermehrte, während Deutschlands Volkszahl wuchs und immer weiter wuchs, 1914 schon fast doppelt, soviel zählte als Frank reich. Wir lächelten über das Mittel der Prämiierung zahlreichen Kindernachwuchses, ohne leider zu ahnen, daß auch wir einmal in die gleiche Verlegenheit kommen könnten. Der Krieg hat ja furchtbar aufgeräumt unter Frankreichs Jugend; verhältnismäßig Wohl noch mehr als Deutschland hat dieses Land gelitten, das immer wieder Hekatomben seiner Söhne geopfert hat, so daß einem seiner Armeeführer der Beiname „Blut säufer" gegeben wurde. Gewiß ist durch die Eroberung Elsaß-Lothringens dieser Verlust zahlenmäßig ausge glichen worden, aber nicht trat in Frankreich ein, was auch nach früheren Kriegen und in allen anderen Ländern vor sich ging: ein Hinaufschwellen der jährlichen Geburten ziffer, sozusagen eine verstärkte Reaktion der Volkskrast gegen die vorhergehenden schweren Verluste. Stärker noch als früher macht sich die französische Sinnesart geltend, recht schnell und in ausreichendem Maße soviel Geld zu verdienen, um recht früh ein bequemes Rentnerdasein zu führen. Und allzu viele Kinder „stören" dabei, verzögern den Übergang in dieses Rentnerdasein. Das französische Zweikindersystem entspringt privategoistischen Gründen, keineswegs wirtschaftlicher Not. Zu den bisher angewandten teils finanziellen, teils sonstigen Mitteln, in Frankreich den Nachwuchs zu begün stigen, hatntan jetzt neue inVorschlag gebracht. Man braucht kür den riesenhafter: „Verteidigungs"plan vom Meer bis Belfort, den man schaffen will. In allzu starkem Kontrast zu den gewaltigen militärischen Anstrengungen, die Frankreich macht, um seine Hegemonie in Europa äuf- rechtzuerhalten, steht die schwindende Volkskrast. Und — die Kolonialsoldaten sollen doch schließlich nicht alles allein leisten! Da hat man, um Ehehindernisse zu beseitigen, mehrere Gesetzesbestimmungen abgeschasft, wonach die Eheschließung Minderjähriger an die elter liche Zustimmung geknüpft war. Und die „Nationale Ver einigung für die französische Volksvermehrung" propagiert eifrigst die Schaffung eines — Kinderstimm- r e ch t s. Allerdings soll dies derartig ausgeübt werden, daß die Stimmen der Kinder denen der Eltern zuzu rechnen sind und von diesen abgegeben werden sollen. Denn, so argumentiert man, der neue Mobilisierungs plan für den Kriegsfall erfasse ja auch die Kinder bis weit unter dem stimmfähigen Alter und Kriegsdienst ziehe Stimmrecht nach sich, ein Satz, der ja auch in Deutschland Während des Weltkrieges vielfach aufgestellt wurde. Es mag uns gleichgültig sein, wie sich die Durch führung eines solchen Vorschlages politisch auswirken würde — hier interessiert nur, daß er doch zu allererst aus Gründen der Volksversnehrung gemacht wurde. An und für sich ist ja der Gedanke eines Familienstimmrechts theoretisch gar nicht so töricht und ist bei den Beratungen über ein Pluralwahlrecht auch in Deutschland vorgebracht worden von jenen Kreisen, die in der Familie die ZelledesStaates erblicken. Aber ob sich die fran zösische Elternschaft nun dadurch bewogen fühlen soll, für ein Ansteigen der Geburtenziffer zu sorgen, nur aus dem Grunde, um dann ein mehrfaches Stimmrecht zu erhalten, darf man doch wohl etwas bezweifeln. Sehr viel realere Bevorzugungen und Unterstützungen sind ergebnislos ver pufft. Nicht äußere Mittel, sondern nur eine innsre Umstellung können hier etwas erreichen. ; * A für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. geschriebene Erscheinung-- . .. läge und P^atzv Urschriften werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wrlsdrun der. 6 berücksichtigt. Anzeigen, annabme bis norm.10Uhr. Für die Nichtigkeit der durch FernrufübcrmitteltcnAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Radatianspruch erlischt, wenn derBcrrag durch Klage eingczogen werden muß oderderAuftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Der junge König Michael l. und es herrscht im ganzen Lande Ruhe. Trotzdem be finden sich sämtliche Garnisonen in Alarmbereit schaft. Die Vereidigung der drei Mitglieder des Regent schaftsrates fand in Bukarest in feierlicher Weise vor der Nationalversammlung statt. Sämtliche Mitglieder des Abgeordnetenhauses und des Senats waren in tiefer Trauer erschienen und eine zahlreiche Zufchauermenge wohnte auf den Galerien der Zeremonie bei. Das Diplo matische Korps war vollzählig erschienen. Ruhe m Wien. Ein Aufruf der österreichischen Bauernschaft. DieStimmung in Wien beruhigt sich weiter. Die Wiener Polizeidirektion hat dem Stadtkommando zur Kenntnis gebracht, daß die Situation die weitere Gestellung von militärischer Unterstsitzung entbehrlich macht. Der Polizeipräsident hat einen Tagesbefehl erlassen, worin er der Polizeibeamten gedenkt, die bei den Ereignissen vom 15. und 16. Juli den Tod gefunden haben oder verletzt worden sind. Die Bundesregierung habe ihm aus diesem Anlaß ihr Bedauern über die Opfer zum Ausdruck ge bracht und der Wiener Polizei Dank und Anerkennung für ihr maßvolles und opferwilliges Verhalten aus gesprochen. Ungeachtet aller gegen die Sicherheitswache meist aus Verkennung des wahren Sachverhalts er hobenen Angriffe spreche er allen in diesen Tagen im Dienst gewesenen Polizeibeamten für ihre bewiesene Treue den Dank aus. In dem Tagesbefehl heißt es, daß vier Polizeibeamte den Tod fanden, 58 schwer, darunter einige lebensgefährlich, 202 noch unbestimm baren Grades und 163 leicht verletzt wurden. Der Vorstand des Reichsbauernbundes Österreichs war in Wien zur Beratung über die letzten Ereignisse ver sammelt. Er nahm eine Entschließung an, in welcher es u. a. heißt: Die letzter: Schreckenstage haben deutlich bewiesen, daß die Frage Wien keine Wiener oder öster reichische Frage allein, sondern ein internatio nales Problem geworden ist. Der Reichsbauern bund weiß sich mit dem überwiegenden, besonnenen Teil der österreichischen Bauernschaft eins, daß nur Ruhe und Frieden ein Gedeihen der Wirtschaft ermöglichen und Österreich aufrichten kann. Er ruft daher alle Bauern ^"-Z> «L' „Es lebe der König!" Unter atemloser Spannung und Stille der Versamm lung verkündete der Präsident des Parlaments, daß der König nahe. Aller Augen wandten sich dem Eingang des Hauses zu, durch den der fünfjährige Knabe, der in schwerer Stunde Rumäniens Königsthron besteigt, ein treten sollte. Von feiner Mutter, der eheverlasscnen, Gattin des Prinzen Carol, geleitet, erschien König Michael I. und nahm unter brausenden Hochrufen der Versammlung seinen Platz auf dem Thronsitze ein. Hinter ihm schritten die drei Mitglieder des Negentschaftsrates, Prinz Niko laus, der Patriarch Christ ea und der Präsident des Obersten Gerichtshofes, Budzdupan sowie die Kam merherren und Hofdamen. Daraus begannen die Ver eidigungszeremonien. Als erster küßte Prinz Niko laus das Kreuz und die Bibel und leistete mit lauter Stimme den Eid der Treue zu König Michael und der Verfassung. Die anderen folgten. Als die Eidesleistung vorüber war, erhob sich der Senatspräsident und rief: „Es lebe der König Michael I.!", worauf der kleine König vortrat und die Versammlung militärisch grüßte. Das ganze Haus brach in endlose Hurrarufe aus. Die KöniginwitweMaria, die infolge des Todes ihres Gatten einen Nervenzusammenbruch erlitten hat, wohnte der Feierlichkeit nicht bei. Die Armee wurde auf König Michael vereidigt. Dem Prinzen Carol wurde von der Negierung mitgetsilt, daß der Staat fest entschlossen sei, den im Januar 1926 ge faßten Beschluß über die Thronfolge zu beachten. Bis zur Beisetzung des verstorbenen Königs, dessen Leichnam einbalsamiert wurde, wird das Parlament keine neuen Sitzungen mehr abhaltcn. Dem Herkommen entsprechend, hatte Bratianu dem Regentschaftsrat das Nücktrittsgesuch des Kabinetts überreicht; es wurde jedoch nicht ange nommen. Tsstamsniseröffnmrg in Ginaia. In Sinaia wurde in Gegenwart der Königin Maria und der königlichen Familie das Testament König! Ferdinands zusammen mit einem an dem Minister präsidenten gerichteten Brief veröffentlicht. In diesem Brief bekräftigt König Ferdinand von neuem seinen Wunsch, daß die verfassungsmäßige Regelung der Thron folgefrage in vollem Umfange geachtet werde. Dieser Wunsch ist durch die Einsetzung des Regentschaftsrates, die Eidesleistung und die Zustimmungserklärnng aller . Parteien erfüllt worden. Zum Begräbnis des Königs wird aus Deutschland Prinz Wilhelm von Hohen- zollern, der Bruder König Ferdinands, erwartet. - o —2 L 61 Nie Genfer GeeabrüstnrrMonfsrenZ. Abbruch oder nicht? In England betont man, daß ein Abbruch der Ver handlungen der Genfer Seeabrüstungskonferenz gar nicht in Frage komme. Im Gegenteil hätten die gegenseitigen Zugeständnisse zu einer Art Ausgleichsentwurf geführt, der gegenwärtig von den Vereinigten Staate» geprüft werde. Der Grund der Zurüüberufung der britischen Vertreter sei, daß Baldwin die Einzelheiten dieses Kom promisses vor seiner Abreise nach Kanada zu erfahren wünsche. In amerikanischen Blättern aber ist man nicht ganz so hoffnungsvoll gestimmt. Die Lage in Genf, deren Schwierigkeit durch die Abreise der britischen Delegation gekennzeichnet ist, veranlaßt in Washington täglich lange Besprechungen, die dem Ausgleich der Meinungsverschie denheiten innerhalb der einzelnen Ressorts dienen. Wäh rend das Staatsdepartement eine Einigung mit England erstrebt, besteht das Marineamt auf der Freiheit in der Frage des Kreuzerthps und der Kanonenkaliber inner halb der Gesamttonnage. Eine bestimmte Erklärung wird erst nach der Rückkehr der britischen Delegation er wartet. Einige Blätter raten, lieber abzubrechen als Nationale Tageszeitung für die ^andwirtschast, ^Zeblatt- erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in »r Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 RM. im Monat, bei Zustellung durch die Voten 2,30 RM., be; Postbestellung 2 RM. zuzüglich Abtrag- , w . » / aebübr Einzelnummern iMpfg M°P°s^ Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend tragerund Geschäftsstellen - - - nehmen zu jeder Zeit Be-« ftellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht Lein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beilicgt. 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