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Heimatodem heilet wieder Mir das Herz, so weh und wund; Auf die Kniee sink ich nieder, Küsse fromm den heil'gen Grund: „Nimm an deine Brust den Müden, Sieh, dein Sohn, er kehrt zurück! 6n der Heimat wohnt der Frieden, In der Heimat wohnt das Glück." Johannes Kirschen. Wachsen. Eph. 4, 15: Laßt uns wachsen in allen Stücken ar dem, der das Haupt ist, Christus. Es ist Sommer. Alles wandert hinaus. Der Grost städter, um sich zu erholen. Der Landwirt, um zu sehen, wie die Felder stehen. Und draußen wächst und reift es Dabei vollzieht sich ganz im stillen etwas Seltsames. Je jünger die Frucht auf dem Halm oder am Baum ist, desto mehr zieht sie ihre Nahrung nur durch die Wurzeln aus der Erde. Je weiter sie wächst, desto mehr holt sie sich Nährkraft aus der Luft und von der Sonne — von oben. Und es kommt eine Zeit, da sängt sie deutlich an, sich ab zuschnüren, so daß sie nur noch das notwendigste aus dei Erde empfangen kann, zuletzt fast nichts mehr, nur noch soviel, um festzuhalten an Halm oder Baum. Immer wichtiger wird für sie die Zufuhr aus der Höhe, der lichten Kraft der Himmelssonne. Die wirkt nun in der mit irdischen Stoffen gesättigten Frucht: sie läutert und formt sie um, daß die edle Süße der Reife in der Frucht sich bildet, und je mehr Himmelsglut in dieser Zeit die Frucht in sich aufnimmt, desto voller reift sie aus, bis das Werk getan ist und sie sich dann leise löst vom alten Stamm, eine köstliche Speise für anderes, was lebt, eine Saat für einen neuen Frühling. Was könnten wir Menschen von diesem einfachen Vorgang lernen! Wie das Kind auch erst allein an seinem Leibe gepflegt werden kann, wie dann die Seele erwacht und andere Nahrung braucht —wie bei gesundem Wachs tum einem jeden Menschen die Zeit kommt, wo er sich mehr und mehr abschnüren sollte von dem Irdischen, sich immer durstiger öffnen sollte den Kräften, dis aus Him- mclshöhen herniedcrkommen, uns zu segnen, uns zum Wachsen zu bringen und zur vollen, süßen Reife für Gott und Menschen. In den Namen Christus ist all dieser Himmelssegen zusammengefaßt. Unser Sommer ist da: laßt uns auch wachsen an Christus! k. H. V. Vie Lugkstaltrsphe sm »rocken Schwierige VergungsardeNen auf der Holzbahn. Gedächtnisfeier in Wernigerode. Das kleine Harzbächlein, der Thumkulleubach, war noch lange nach der Zugkatastrophs bei Dreiannenhohne, bei der die Lokomotive und zwei Wagen von der Böschung stürzten, so stark von den Fluten angeschwollen, daß die Bergungsarbeiten nur mit großen Schwierigkeiten vor sich gehen konnten. Sanitäter suchten in Badeanzügen den Bach noch einige hundert Miller weit von der UuglückS- Jn Wernigerode rüstet man zu einer großen Trauerseier, an der sich neben den Beamten der Reichsbahn auch Regierungsvertreter aus Preußen und Braunschweig beteiligen werden. Dann sollen die Särge mit der Bahn nach der Heimat der Toten übergeführt werden. Der Verkehr wird für die nächsten Tage noch durch Autobusse aufrechterhalten und soll keinerlei Einschränkun gen erfahren, da genügend Wagen zur Verfügung stehen. Das Postauto spielt im Harz schon seit längerer Zeit eine große Nolle. statte entfernt nach we.tcrcn Toten ab. Es scheint aber, daß die Zahl der Opfer nicht hoher als sechs ist, wie gleich nach der Katastrophe gemeldet wurde. Die reißenden Wassermassen haben aber Teile der Lokomotive und der Wagen noch kilometerweit fortgeschwemmt. Über die Schuldfragc ist man sich noch nicht ganz einig. Einige Verunglückte haben freiwillig bekundet, daß der Zug mit größter Vorsicht gefahren ist. Jedenfalls wird man jetzt die Harzquerbahn an allen Stellen untersuchen lassen, damit sich ein derartiger Unfall nicht noch einmal wiederholen kann. Die Bahn besteht bekanntlich schon seit über 85 Jahren und größere Repa raturen brauchten bisher nicht vorgcnommen zu werden, da im Betriebe alles tadellos funktionierte. Effenba-rckatasirophe in Argentinien. 27 Tote. Ein furchtbares Unglück ereignete sich, als ein Sonder zug mit 200 Kadetten der chilenischen Militärakademie, die sich nach Buenos Aires begeben wollten, mit einem Schnellzug der Pacific Railwah zusammenstieß. Bei der Katastrophe, die sich bei der Station Alpatacal (Argentinien) ereignete, wurden mehrere Wagen des Kadettenzuges in eine Trümmer mässe verwandelt. Bis jetzt wurden 27 meist unkenntlich verstümmelte Leichen, 16 Schwer- und 35 Leichtverletzte geborgen. Der Zusammenstoß soll durch Überfahrung eines Signals bei dickstem Nebel verursacht worden kein. OzZE-MZerlsi. Die großen Flüge der nächsten Monate. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird wohl Levine, und zwar noch einmal mit der „M ißColumbia" über treu Atlantik fliegen. Er hat jetzt in Drouhin einen neuen Gefährten gefunden, der von Chamberlin noch etwas unterwiesen wird und wohl in drei Wochen mit Le vine den schwierigen Europa—Amerika-Flug unternehmen soll. Auch ein deutscher Flieger, Willi Mejo, rüstet zum Start und will vielleicht noch vor Levine als erster die Überquerung des Atlantiks von Europa aus vor nehmen. Byrd scheint unterdessen von der mehr waghalsigen als wissenschaftlich wertvollen Ozeanfliegerei abzukommen und will eine wissenschaftliche Forschungsexpedition nach dem Südpol beginnen. Er hofft, daß man ihm zwei Flug zeuge mit Schwimmern für die Antarktis zur Verfügung stellen wird. « Die Suche nach Nungesser und Coli, den ersten, aber leider nicht erfolgreichen uberquerern des Atlantiks, wird auch weiterhin noch emsig fortgesetzt. Die geheim nisvollen Lichtzeichen, die vor einigen Wochen in der Gegend des Sankt-John-Sees als Lebenszeichen von ihnen gedeutet wurden, haben sich nun als Licht reflexe von Funken aus dem Schornstein eines kanadischen Dampfers herausgestellt. Aber, wie gesagt, man hofft immer noch, den verschollenen Franzosen auf die Spur zu kommen. Der GsÄisnstÄnö in Preußen. Die Lage Anfang Juli 1927. Nach der Statistischen Korrespondenz ist die fast durchweg nasse und kalte Juniwitterung für die Entwicklung der Feld früchte nicht ungünstig gewesen. Bei keiner Fruchtart hat stry der Stand gegen den Vormonat verschlechtert. In den meisten Fällen^ ist er sogar merklich besser geworden. Spelz, Winter- und Sommerroaaen. Winteraerüe. Kemenae aus Getreide. Auf Irrwegen Roman von M. Schall. (Fortsetzung.) s3 „Auf Wiedersehen!" stammelte sein Mund fast unhör bar, — noch ein schwerer Atemzug und sein Haupt sinkt tief auf die Brust hinab. Draußen fängt die Nachtigall au zu schlagen, durch die' Wipfel der uralten Linden stiehlt sich noch ein letzter Schimmer des schon verglimmenden Abendrots und zaubert einen Schein der Verklärung auf das Antlitz des stillen Schläfers. Der letzte Ton ist verhallt. Aus leisen Sohlen, um den schlummernden Vater nicht zu stören, huscht Rita an das andere Fenster und blickt hinaus in den dämmernden Abend. Ob er wohl morgen kommen wird, der Ulrich? Das ist immer wieder der Endpunkt, auf den der Kreislauf ihrer Gedanken zurückkommt, nun schon alle diese Tage, seit der Vater an ihn geschrieben. Fünf lange Jahre ist ec jetzt fort, was er wohl dazu sagen wird, daß sie nun ein ganz erwachsenes Mädchen, ob er sie wieder küssen wird, so un gestüm und zärtlich, wie damals beim Abschiede? Scheu gleitet ihr Blick wieder hinüber zu seinem Bilde, doch es dunkelt schon stark, nur schattenhaft erscheint sein Umriß. Warum kam er in den vielen langen Jahren nicht einmal, ist er zu stolz, weil sie arm sind, und hier in diesem weltabgeschiedenen Dörschen wohnen? Sie schüttelt un willkürlich das blonde Köpfchen. O nein, das kann nicht sein; denn hier in diesem alten Turm ist es doch wunder schön. Gibt es wohl einen traulicheren Aufenthalt als dieses kleine Turmzimmer, mit den epheuumrankten Bogenfenstern, die einen so zauberschönen Ausblick auf Wald und Flur, aus wogende Kornfelder und klare Secen, und weit drüben am fernen Horizonte, auf das im bläulichen Nebelduste schwimmende, himmelansteigende Gebirge gewähren? Liebkosend schweifte ihr Auge über die altertümlichen Möbel hin, mit den blankpolierten Messingbeschlägcn, über das so unendlich altmodische Klavier, über des Vaters mächtigen Schreibtisch mit den alten Folianten darauf, in den schon stark abgegriffenen einfachen Einbänden, über das große Fern rohr und den Globus, an dem ihr der Vater so ost die Wunder des unermeßlichen Weltalls erklärt. Die Nelken und Nesedastöcke vor ihr aus dem Fenster brett hauchen berauschenden Wohlgeruch aus und ganze Wolken des köstlichen Lindendujtes strömen zum geöffneten Fenster hinein; draußen singt die Nachtigall in süßen, schluch zenden Lauten, ein Mondstrahl huscht jetzt durch das dichte Lindengezweig und fällt auf das blasse Antlitz des alten Mannes. — Wie friedvoll der Vater schlummert; o gewiß, er wird jetzt bald ganz gesunden. Es herrscht Totenstille im kleinen Zimmer, Rita hört deutlich ihre eigenen, gepreßten Atemzüge. Es sällt ihr plötzlich auf, daß die große Wanduhr stille steht, sie bangt sich nach dem lauten Ticken. Leise schleicht sie hin, um die Uhr wieder in Gang zu setzen, sie ist seit acht Tagen auch wirklich zu vergeßlich geworden, denkt sie unter heißem Er röten. — Doch seltsam, was ist denn das? Die Uhr ist ja aufgezogen? Und urplötzlich legt sich ein furchtbares Grauen um ihr Herz, sie flüchtet mit leisem Aufschrei zum Vater und legt ihre blühende Wange liebkosend an sein welkes Gesicht. Doch entsetzt sährt sie zurück, — des Vaters Ant litz ist eiskalt und unbeweglich. Sie umklammert seine Hände, die noch immer das kleine Bildnis halten, auch sie sind kalt und starr. Sie ruft in namenloser Todesangst: „Lieb' Väterchen, erbarme Dich, wach auf! sprich zu mir, sei nicht so still, so unbeweglich!" Sie küßt in heißer Inbrunst die Lippen. Vergeblich, der Mund, der sür sie nur Segens- und Liebesworte hatte, ist verstummt sür ewig. Mit herzzer reißendem Aufschluchzen birgt sie das Haupt in den Schoß des toten Mannes und umklammert verzweiflungsvoll seinen leblosen Körper, als wolle sie ihn halten für Zeit und Ewigkeit. * * * Zur selben Zeit, als Rita an der Leiche ihres Vaters zusammenbrach, saß Ulrich von Loringstein im Salon der verwitweten Majorin von Bodenbach. Herta von Boden bach war seit drei Jahren Witwe, sie gehörte zu den ge feiertesten Schönheiten der Residenz und hatte durch ihre Extravaganzen und bizarren Einfälle schon eine gewisse Be rühmtheit erlangt. Was man bei einer anderen Frau un bedingt als unweiblich verdammt hätte, das sand man bei ihr höchst orginell; ihr standen eben zwei mächtige Faktoren zur Seite, Reichtum und ein vornehmer Name. Es war ein offenes Geheimnis, daß sie mit dem alten Bodenbach nicht glücklich gelebt hatte. Wie konnte auch eine Ehe, die weder auf gegenseitige Achtung noch aus Liebe basierte, sondern die nur durch Interesse und Egoismus ge schlossen worden, das Unterpfand für ein volles, uneinge schränktes Glück gewähren. Der Major Bodenbach war ein leidenschaftlicher Sammler allerlei Kostbarkeiten und Raritäten gewesen, sein immenses Vermögen erlaubte ihm diese kostspielige Liebhaberei. — An diesen toten Schätzen hing sein verknöchertes Herz. Er interessierte sich sür Herta, weil ihre Schönheit ganz ungewöhnlich war, auch lag ein undefinierbares Etwas in ihrem Wesen, gegen das auf die Dauer kein Mann kalt bleiben konnte. — In dem Major erwachte der brennende Wunsch, diesen seltenen Schatz sein nennen zu dürfen, auch reizte es seine Eitelkeit, daß er, der alternde Mann, über jüngere Bewerber den Sieg davontragen könnte. Vorläufig schien er wenig Aussicht auf Erfolg zu haben. Denn in dem gastfreien Hause des Bankiers Adani, Herläs Vater, verkehrte auch Ulrich von Loringstein, damals ein neugebackener Gardeleutnant. Herta sehen und sich in dieselbe sterblich verlieben, war eigentlich für die jungen Herren eine selbstverständliche Sache. Jedoch aus Ulrichs weiches, tief angelegtes Gemüt machte Hertas wunderbare Schönheit einen geradezu gewaltigen Eindruck. Seine Liebe war rein und stark, er legte ihr sein junges, heißes, uncnt- weihtcs Herz zu Füßen. Und seine Liebe sand Erwiderung. Vorläufig verbar gen die beiden ihr Glück vor der Welt; es ist so süß, ein so seliges Geheimnis zu hüten. Köstliche Stunden durch schwelgten sie in den Wonnen berauschenden Liebssgenusses. Ulrich war wie in einem Himmel der Seligkeit, jäh sollte er daraus gestürzt werden. Bankier Adani machte plötzlich Bankrott und Herta — verlobte sich mit dem alten steinreichen Major von Bo denbach. Sie säude es zu unbequem, dem Reichtum, in dem sie erzogen und ausgewachsen, zu entsagen, erklärte sie gleichmütig als Entschuldigung ihres Treubruchs dem bis herigen Geliebten. So wurde Herta Adani des Majors Weib. Do: wenn sie geglaubt hatte, sich jetzt als Frau kopfüber u einen Strudel von Genüssen stürzen zn können, so wurde sic bitter enttäuscht. ^Fortsetzung folgt.)