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MsdmfferTageblatt Ilatkonale Tageszeitung für die Landwirtschaft, .Ml»dni»«r T^rklatt- «sch«t>I an ,»«« W«r»t«g«i »»chmilta,« »ULr. P«,»,,prel«: «ri «bhol»»« i» »« »rschüft-st-llk«d »kN »>»,a»«jull«» r «M. im Monat, lxi gustkll»», k-rch die Boten r,3v RM., bei Poftbeftellan, r AW. zuzüglich Akt«»,» . gebühr. Einzelnummern E»f,.«i^Püst°»ft-u«. Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend P°stb°t«n»»»»»;-«-«»-. -r«,er -nd Deschäftoftellrn — ! u 2—2 nehmen ,u jeder Zeit Be. stellnngeu entgegen. I»Falle HSHcrer Gewalt, Krieg oder sonstiger BetrteboftSrungen besteht dein Anspruch aus Licserung der Zeitung oder Kürzung der Bezugrpreiser. — Aücksendung eingtsandter Echrislslücüc ersolgt nur, wen» Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzelgeuprai»: die »gespalten« Raumzeile 2l> Apsg., die tgespalten« Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 «eicha, psennig, KE» 3 gespaltene Sledlamezeil« im textlichen Teile l Aeichrmark. Nachweisungrgebühr 20 Rrichrpfennige. Ba» geschriebene Erscheinung». — - . „ . - —, tage und Platzoorschrifte» werden nach MS,lichdeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt, «nzei^». annahmebis vorm.10Uhr. — Für die Nichtigkeit dE durch Fernruf übermitteltenAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn derBetrag kxrch Klage eingezogen werdenmuß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. An^gen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannsch^ft Meisten, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Witsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr 158, — 86 Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 9 Juli 1927 MWre lllMtter m RWM Bisher 55 Tote geborgen. Häuser und Drücken eingestürzt, 3 Bahnlinien gesperrt Lauenstein » Liebstadt von jedem Verkehr abgeschnitten Ungleiche Waffen. Der Wettbewerb auf dem Markt der Filmindustrie. Man soll selbst von einer vorzüglich geleiteten In dustrie nichts Unmögliches verlangen. Von der deutschen Filmindustrie war man von vorn herein nur zu sehr geneigt, sich goldene Berge zu ver sprechen. Mußte sie sich doch, um die große Masse heran zuziehen, für die ihre Erzeugnisse best mmt waren, mit dem äußeren Aufputz glänzender Pro stentfaltung um geben und ohne Rücksicht auf die Kosten ihre rasch wech selnden Darbietungen nach Inhalt und Wirkung unaus gesetzt zu steigern suchen. Aber kaum waren ihr einige Jahre ungehemmter Entwicklung gegönnt, als auch schon von allen Seiten Vorbereitungen getroffen wurden, die Henne zu schlachten, von der man sich goldene Eier ver sprach. Heute ist es schon so weit, daß sie j ä h r l i ch v i e r- zig Millionen Mark an Lustbarkeits steuern aufzubringen hat, bei einem Produktions kapital von 30 Millionen Mark, das sie jährlich in ihre Betriebe hineinsteckt. Das ist gewiß ein ungesunder Zustand, der auch in schlimmen Notzeiten weder zu rechtfertigen noch aufrechtzuerhalten ist. Mit guten Rat schlägen ist es da bestimmt nicht getan; wenn es so leicht wäre, Amerika als aufnahmcfreudiges Absatzgebiet zu erobern, wie gewisse Leute sich das vorzustellen scheinen, die deutsche Filmindustrie hätte es an sich gewiß nicht fehlen lassen. Vorläufig zeigt die tägliche Erfahrung leider nur Ansätze einer entgegengesetzten Entwicklung: daß Amerika drauf und dran ist, sich überall in der Welt mit seiner Filmproduktion durchzusetzen, auch in Deutschland. Kein Wunder, wenn man die Arbeitsbedingungen prüft, unter denen hüben und drüben die Produktion zu leben hat. In Amerika steht der Industrie ein Kapital- Überfluß zur Verfügung, wie wir ihn hier selbst in unseren wohlhabendsten Zeiten nicht gekannt haben. Die amerikanischen Filme werden in 15 000 Theatern nm- gesetzt, in denen das Publikum bedeutend höhere Ein trittspreise bezahlt als in den 3000 deutschen Kino theatern, und von einer Lustbarkeitssteuer weiß man drüben erst bei Billettpreisen von mehr als einem Dollar, während die Grenze bei uns ungleich niedriger an- gesetzt ist. In Frankreich ist schon von einer nationalen Film industrie kaum noch die Rede. Seine hauptsächlichste Pro- ouktionsgesellschaft ist bereits zu einem erheblichen Grade amerikanisiert. Nicht anders in England, wenngleich die Amerikaner hier aus guten Gründen es für richtig halten, sich ein nationales Mäntelchen umzuhängen. Noch mehr aber lockt sie das deutsche Geschäft, weil wir in Berlin und München große Fabrikationswerk stätten besitzen, denen Niesenverleihunternehmungen an gegliedert sind, wo Hundxrttausende von Menschen mittel bar oder unmittelbar Brot und Arbeit finden, über die steuerlichen Schwierigkeiten, die sie hier aufgetürmt fin den, kommen die Amerikaner mit Leichtigkeit hinweg. Denn mit den Filmen, die sie in Deutschland absetzen, haben sie drüben natürlich schon längst ihre Kassen ge füllt, die Produktionskosten gedeckt und Kapital für neue Unternehmungen gesammelt. Der Gewinn, der ihnen hier noch in den Schoß fällt, ist reiner Überschuß, also Netto gewinn, während die deutschen Filme, mit denen Absatz in Amerika gesucht wird, zunächst erst noch, da das deutsche Geschäft nun einmal nicht auf Rosen gebettet ist, ihre Her stellungskosten aufbringen sollen. So sind wir drauf und dran, auch auf dem Filmgebiet in Deutschland der Amerikanisierung zu verfallen. Der Ausgang eines Kampfes, der dauernd mit un gleichen Waffen geführt wird, kann natürlich nicht zweifel haft sein. Man hatte in Deutschland schon vor einem Jahr der mehr und mehr in Not geratenen Filmindustrie da durch zu helfen gesucht, daß der Reichsrat eine oberste Grenze für die Besteuerung — nicht über 20 Prozent vom Bruttocintrittspreis — fcstsetztc. Aber im Handumdrehen war diese oberste Grenze in vielen — wenn nicht in den meisten — deutschen Städten die normale, die Minimal grenze geworden, so daß mit diesem Versuch also nichts gewonnen war. Nun hat die Spitzenorganisation der deutschen Filmindustrie einen letzten Vorstoß unternom men. Es soll durch Reichsgesetz, mit Wirkung also für alle Länder und Städte des Reiches, festgelegt werden, daß alle Theaterplätze bis zu 2 Mark steuerftei zu bleiben haben und darüber hinaus eine Abgabe von 10 Prozent erhoben werde. So ungefähr liegen die Dinge in Amerika und in der Mehrzahl der europäischen Staaten; so un gefähr müssen sie auch in Deutschland gestaltet werden, wo--, die deutsche Filmindustrie im Inland den hohen dc derungen, die an ihr Külturniveau gestellt werden, gen..gen und für einen Wettbewerb mit dem Ausland überhaupt erst die unbedingt erforderliche Rückendeckung in der Heimat finden soll. Damit allein wird es aber einem in der Filmindustrie so fortgeschrittenen Lande wie Amerika gegenüber noch nicht getan sein. Seiner Übermacht hat die deutsche In dustrie sich bisher durch Kontingentfestsetzungen zu er wehren gesucht, durch die bestimmt wird, daß für jeden eingeführten Film ein deutscher Film vorhanden sein mutz. Aber die Erfahrung hat gezeigt, daß vamit nichts Durchgreifendes erreicht wird. Vielmehr mutz der inter- Dresden, 9. Juli. Die Gewitter, die am Freitag abend das Elbtal heimsuchtcn, sind besonders schwer in den Tälern der Muglitz und Gottleuba ausgetreten. Nach Gottleuba wurden noch spät nachts 80 Dresdner Schupobeamte mit Pivnirrgerät ange- fvrdert. Die Muglitz war aus ihrem Bett getreten und die Ufer zeigten ein Bild grauenvollster Verwüstung. 8 Uhr abends erhielt das Bürgermeisteramt in Glashütte von Lauenstein aus die Mitteilung, daß Hochwassergefahr in Sicht sei. Die Feuerwehren waren sofort zur Stelle. Die Müg- sitz schwoll mit jeder Minute an. In eineinhalb Stunden war die Gefahrenmarke erreicht. Die letzte Verbindung des Bürgermeister amtes mit der Außenwelt war um 11 Uhr möglich. Um 11,15 Uhr wurden durch die Müglitz mächtige Holzmofsen angetrieben und kurz daraus kam eine zwei Meter hohe Welle in das Tal ge braust, die rechts und links und vor sich alles mit sich ritz. Um 12 Uhr war die Verwüstung geschehen. Die Katastrophe hatte ihr Ende erreicht. Vor dem Bahnhöfe in Glashütte stand gestern abend der letzte Zug nach Geising-Altenberg. Da man von der Hochwassergefahr Kenntnis bekommen hatte, lietz man diesen Zug in Glashütte holten. Die Passagiere stiegen aus und suchten in den umliegenden Wirtschaften Unterkunft. Wäre dies nicht gesche hen, so wären Hunderte dem Wasser zum Opfer gefallen. Das Bild ist trostlos. Die Telephon- und Telegraphenstangen sind wie Strohhalme umgekmckt. Die Eisenbahnwagen sind umge worfen, teilweise 50, 100 bis 300 Meter weit abgetrieben. Fuß hoher Schlamm, liegt in einer Breite von etwa 30 bis 40 Meter seitwärts der Müglitz auf den Stratzen, Gärten und Häusern. Tie Kursürft-Mcritz-Brücke, eine seit 100 Jahr stehende Brücke, ist eingestürzt. Weit unterhalb des Bahnhofs hat sich die Müglitz ein neues Bett gegraben. Kinder werden in ihren Wagen von Männern durch dos Wasser getragen, Frauen werden hrrüber- ! geschasst, teilweise aus Tragbahren. Dis jetzt sind in Glashütte al lein 10 Tote geborgen, man vermutet aber, da noch mehrere Ein wohner vermißt werden, dich des Wasser die Toten abgetrieben hat. In Berggießhübel sind einige Häuser weggeschwemmt. Die Wo'sstimessen brachten viel totes Vieh mit sich. In Rottwern dorf sind bis jetzt 15 Tote angeschwemmt worden. Der Wasser- stand der Elbe unterhalb Pirna ist stark gestiegen. Auf den Fluten treiben Hausgeräte und Holzmassen, zeitweise wurde dadurch der regelmätzige Dampsschiffahrtsverkehr unterbrochen. Die Landespolizei hat das ganze Kajastrophengebiet in drei Abschnitte eingeteilt. Abschnitt A umfatzt Berggietzhübel, wo bis nationale Austausch von Filmen auf das Prinzip der Gegenseitigkeit gegründet werden, so daß also ein amerikanischer Film in Deutschland nur eingeführt werden darf, wenn dafür ein deutscher Film für Amerika angekauft u.w vorgeführt wird — erst dann wird es mög lich sein, von einer annähernden Gleichheit der Voraus setzungen für den internationalen Wettbewerb auf diesem Gebiet zu sprechen und nunmehr dieletzte Entscheidung über den Erfolg von der einen Eigenschaft abhängig zu machen, auf die alles ankommt: von der künstlerischen Leistungsfähigkeit hüben und drüben. Eine solche Verständigung hängt natürlich vom guten Willen beider Teile ab. Die deutsche Filmindustrie hat es der amerikanischen gegenüber bisher an gutem Willen gewiß nicht fehlen lassen. Leider mit dem Erfolg, daß sie sich mehr und meß. in ihren berechtigten Interessen zurückgedrängt sieht, so daß schließlich bei ihr das Gefühl einer lebenbedrohenden Ausnutzung ent standen ist, der unbedingt ein Ende gemacht werden muß. An den Amerikanern wird es sein, der deutschen Film industrie ein größeres Maß von Entgegenkommen zu zeigen, als es bisher von ihnen für nötig gehalten wurde, wenn eine Grundlage für das von der deutschen Film industrie angestrebte gute Einvernehmen beider Teile ge funden werden soll. Sonst bleibt als äußerstes Abwehr mittel gegen die drohende Überfremdung unserer In dustrie nur noch ein Sch utzge setz des Staates übrig, das der Verfolgung ausländischer Filminteressen auf deutschem Boden bestimmte, durch düe Lebeusinteressen unserer Filmindustrie unbedingt gebob ne Grenzen zieht. jetzt 40 Tote geborgen sind, Abschnitt B Dohna, wo 5 Tote ge borgen worden sind. Der Verkehr nach Lauenstein ist unmöglich, do diese Stadt wie auch Liebstadt von jedem Verkehr abgeschnitten sind. WM kktWiUS Ehm. Im Abschnitt Berggietzhübel bisher 40, Dohna 5 u Glashütte 10 Tote geborgen Glashütte, 9. Juli. Der nach Glashütte entsandte Tel- union-Sonderberichterstatter meldet weiter: Die furchtbare Wasser- kotastrvphe, die sich heute nacht in Glashütte und im übrigen Müglitztal, in Berggietzhübel und in Gottleuba usw. abgespielt hat, erinnert an die Katastrophe, die vor dreitzig Jahren am 26. Juli 1897 Glashütte heimgesucht hat. Nur waren damals die Folgen nicht ganz so katastrophal wie heute. Vor der aus dem Bahnhofe stehenden Lokomotive hat sich ein undurchdringlicher Wall von Baumstämmen und Gesträuch auf- getürmt, durch den wahrscheinlich verhindert wurde, datz auch die Maschine von den heranstmzeuden Wassermassen umgestürzt wurde. Der Lokomotivführer mutzte die ganze Nacht auf seiner Maschine zubringen und konnte erst heute morgen aus seiner Lage heftest werden. Auch aus den umgestürzten Eisenbahnwagen wurden heute morgen noch einige Passagiere geborgen, die glücklicherweise keine schweren Verletzungen erlitten hatten. Das Bahnpersonal war nicht imstande, während der Nacht den Leuten zur Hilse zu kommen, da es selbst flüchten und in den oberen Stockwerken des Bahnhofsgebäudes Zuflucht suchen mutzte. In de Diensträumen des Bahnhofsgebäudes, dem Gepäckraum und der Eüterhalle, sowie in der Bahnhossrestauration herrschte ein entsetzliches Chaos. Weit über Meter hoch steht hier der Schlamm. Tische, Schränke und Stühle sind wüst durcheinandergeworfen und in kleinen Rinnsälen läuft das Wasser langsam ab. Der Untergrund unter den Schienen ist lveggespült, die Schienen hängen gleichsam in der Lust. Die Latcrncnpsähle sind wie Streichhölzer geknickt, die Bäume sind umgcworfen, die Kohlen- und Tonröhrenlagrr VXMeschw:mMt. In den S-tratzenkörper sind tiefe Löcher gerissen. An der Laderampe stehen einige Güterwagen bis weit über die Achsen im. Schlamm und auch das Innere dieser Wagen ist mit Schlamm angefüllt. Auf den Strotzen steht der Schlamm teilweise über einen Meter hoch. Die Wassermassen sanden ihren zerstörenden Ein bruch auch in die Müglitz-Brauerei. 30 bis 40 Meter breit müssen sich die Wassermassen gewälzt haben. Die Häuser sind ohne Fen ster und die Möbel stehen teilweise verschlammt auf den Stratzen. Gartenhäuser sind umgrlegt. Die Ursache der Katastrophe ist wahrscheinlich in einem Un wetter zu suchen, das sich gestern abend aus dem Gebiraskoww bei Lauenstein und im Oelsengrunde entladen hat. Viele Häuser sind durch Einsturz gefährdet, die Bewohner verlassen fluchtartig ihre Wohnstätten und suchen zu retten, was zu retten ist. Der Bahnoerkehr gesperrt Dresden, 9. Juli. Die Pressestelle der Neichsbahn- direktion teilt mit: Durch die in vergangener Nacht über Pirna nicdcrgegangcnen gewaltigen Regenmengen sind die Bahnlinien Heidenau—Altenberg, Pirna—Gottleuba uud Pirna—Großcotta teilweise zerstört worden. Der gesamte Eisenbahnverkehr ist auf diesen Linien eingestellt. Der Personenverkehr zwischen Pirna »nd Großcotta wird durch Autos aufrecht erhalten. Der Pcrsouenzng 2300 Heidenau—Altenberg konnte im letzten Augenblick zurückgchaltcn werden. Die Bahnhofsgelände im Müglitz tat sind zum großen Teil überschwemmt. Wie durch ein Wunder sind Fahrgäste und Bahnpcrsonal nicht zu Schaden gekommen.