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Tages-Tprüche Wer entbehrt, um mitzuteilen, der genießt doppelt, Bührlen. Doppelte Schwing' hat die Zeit- Mit der einen entführt sie di« Freud, n, doch mit der anderen sanft kühlt sie den tränenden Blick, Ein wenig Rücksicht von beiden Seilen, das überbrückt die schroMen Weiten. Wer nur die eigenen Wege kennt geht den, der Sluck und Frieden tr.smt. Hermann Freise. Vier schwere Auiounsalle an einem Tage« Zahlreiche Tote und Schwerverletzte. Ein von Ratzeburg kommendes Auto mit der Nummer I. k. 1490 wurde von einem beschleunigten Personenzug erfaßt und auf die Eisenbahnschienen geschleudert. Alle fünf Insassen wurden auf der Stelle getötet und bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Ihre Personalien sind noch unbekannt. Bei Rückkehr vom Ritterschlag des Johanniterordens in Sonnenburg ist Graf Finck von Finckenstein bei einem Automobilunfall tödlich verunglückt. Bei Manschnow ge riet der mit fünf Personen besetzte Wagen infolge eines Reifendefektes ins Schleudern und wurde schwer be schädigt. Graf Finck von Finckenstein und einer seiner Verwandten konnten nur als Leichen aus den Trümmern des Wagens geborgen werden. Ein Ahnherr des Grafen war Minister Friedrichs des Großen. Bei Brüx stürzte fernerhin ein mit Ziegeln beladener Kraftwagen infolge der schlechten Beschaffenheit der Straße um und begrub sieben mitfahrende Personen unter sich. Der Besitzer des Automobils und zwei Frauen wur den getötet, ein Arbeiter lebensgefährlich verletzt. — End lich ereignete sich auf der Berlin—Hamburger Chaussee, 1)6 Kilometer westlich von Staaken, ein schwerer Auto mobilunfall, bei dem drei Personen lebensgefährlich ver letzt wurden. Der Chauffeur Franz Müller aus der Gneisenaustraße 110 befand sich mit einem Privatkraft wagen in schneller Fahrt auf dem Wege nach Berlin. Durch das Platzen eines Hinterradreifens verlor der Führer die Gewalt über die Steuerung des Wagens, der gegen einen Baum stieß und sich dann mehrmals über schlug Freispruch Frau Grosavescus. Das Ende des Wiener Gattenmordprozesses. Der Obmann der Geschworenen in dem Wiener Gatten mordprozeß teilte mit, daß die Frage aus Mord bei Frau Grosavcscu einstimmig verneint, die Frage auf Totschlag einstimmig bejaht und die Zusatzfrage aus Sinncsver- wirrung zur Zeit der Tat mit acht Stimmen bejaht und vier Stimmen verneint wurde. Der Vorsitzende verkün- dcre hieran? den Freispruch vor Angeklagten. Bisher hat der Staatsanwalt ein Rechtsmittel gegen den Freispruch nicht angemeldet. Ihre Entlassung aus der Untersuchungshaft ist angeordnet worden. In dem vorangegaugenen Plädovcr des Staatsanwalts betonte dieser, daß die Ermordung des beliebten Opern sängers und der Prozeß sich zu einer Sensation für ganz Österreich ausgewachsen habe. Die Geschworenen dürften sich aber durch nichts beeinflussen lassen und die Tat nach dem Gesetz beurteilen. Der Vertreter der Familie Grosavescu er klärte, daß die Familie Grosavescu aus alle Schaden ersatzansprüche verzichte, trotzdem sie berechtigt sei, solche zu stellen. Der Verteidiger Dr. Steger, der hieraus das Wort zu seinem Plädoyer nahm, führte aus, daß er für seine Berson nicht an ein wirkliches Verhältnis zwischen dem Hn ss-ecjenirisnizcften Lomsn vor, Voisqanq Nsr-Ker, (57. Fortsetzung.) «Nachdruck verbalen.) Wenn nun der Rittmeister, den sie alle geliebt hatten, wirklich ein Sohn August des Starken war, wenn auch ein illegitimer, dann mußte Marlene den Nest von Hoffnung begraben, den sie noch im Herzen barg. Aber der Rittmeister hatte doch dem König von Preußen fein Ehrenwort gegeben, daß er kein anderer sei, als der Augsburgs. Wid hing das nun alles zusammen? Cr fühlte instinktiv, daß hier Dinge vorlagen, die jen- ftits des Durchschnittsbegriffs lagen. Drei — viermal mußte der Kurier berichten. Und sie laßen bis in die Nacht zusammen. „Marlene, schläfst du schon?" Anneliese war an der Schwester Bett getreten. „Nein, Kleines. Was ist denn?" Marlene schloß die Augen, Schwäche überkam sie, als das reine Vogelstimmchen der Schwester weitersprach: „Ich weiß, wo er weilt. Und ich gehe zu ihin. Darf ich für dich Frei werber sein?" Da richtet sich Marlene im Bett auf, zieht unter Tranen die Schwester, das tapfere, liebe Ding an sich heran. „Erzähl, Liebe!" Loten und Frau Stransky glaube. Es komme aber nicyt daraus an, was man glaube, sondern daraus, daß die An- geklgte vou dem Glauben an die Existenz eines solchen Ver hältnisses durchdrungen gewesen sei, und das allein sei ent scheidend sür diesen Prozeß. Der Fehler der Anklage sei, an die Angeklagte Forderungen zu stellen wie an irgendeine andere Dame der Gesellschaft, ohne zu berücksichtigen, daß die Angeklagte eine Kranke, erblich belastete Person sei, die alles anders sehe und aus die auch alles anders wirke als aus normale Menschen. Es sei nicht schwer, in diesem Falle zu einem gerechten Urteil zu gelangen. Der Verteidiger plädierte für seine Klientin auf Sinnesverwirrung zur Zeit der Tat. peier Paul Rubens. Zum 350. Geburtstage des großen Malers. Am 28. Juni jährt sich zum dreihundertfünfzigsten- mal der Tag, an dem Peter Paul Rubens, der berühmteste flämische Maler des 16. und 17. Jahrhunderts und einer der großen Sterne der gesamten europäischen Kunst dieses Zeitraumes, geboren wurde. Zahllose Altarbilder malte er für die Kirche, zahllose Bildnisse malte er für sich und seine Freunde, mythologische, allegorische, geschichtliche Darstellungen und Jagdstücke schuf er für die Großen dieser Erde. Landschaften und Sittenbilder waren ge legentliche Nebenarbeiten. Mächtig stürmten die Bestel lungen auf Rubens ein. Wenigstens 2000 Bilder sind aus seiner Werkstatt hervorgegangen und 1200 oder mehr sind noch vorhanden und bilden die Zierden der größten Museen der Welt und berühmter Privatsammlungen. Große Künstler unterstützten ihn, indem sie ihm direkt bei den Arbeiten halfen und Tiere, Blumen, Landschaften in seine Gemälde hineinmalten; zu diesen Künstlern gehörte auch ein Meister wie Anton van Dyck. Der Schwung der Komposition, die Leichtigkeit des Schaffens, der Glanz der Karbe» »rächte» Rubens jo berühmt, daß er schon zu Lebzeiten in der ganzen zivilisierten Welt wie ein Halbgott gefeiert wurde. Der Künstler wurde zu Siegen im Nassauischen als Sohn eines angesehenen Ant werpener Rechtsanwalts geboren und erhielt den ersten künstlerischen Unterricht in der Stadt seiner Väter. Er machte große Reisen, weilte viele Jahre in Italien, längere Zeit in Frankreich, England und Spanien, wiederholt sogar in schwierigen diplomatischen Missionen, und starb am 30. Mai 1640 in Antwerpen, wo er auch bestattet wurde und wo man ihm 1840 ein in Erz gegossenes Standbild errichtete. Er war zweimal verheiratet und hat seine beiden Gattinnen, Isabella Brant und Helene Four- ment, in weitbekannten Bildnissen verherrlicht. s pottMcke KunüfKsu I Deutsches Reick Parlamentarischer Streit vor dem Ttaatsgerichtshof. Im Braunschweigischen Landtag hatte die sozial demokratische Fraktion einen Antrag eingebracht, der die Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsaus schusses zur Nachprüfung der Bcamtenpolitik der der zeitigen rechtsstehenden Regierung forderte. Der sozial demokratische Antrag wurde vom Landtag abgelehnt. Ein Gegenantrag der Rechtsparteien, der einen Unter suchungsausschuß für die Personalpolitik der früheren Linksregierung Jasper verlangte, wurde angenommen. Darauf erhob die sozialdemokratische Landtagsfraktion Beschwerde beim Staatsgerichtshof, der entschied, daß der Antrag der Rechtsparteien verfassungswidrig sei. Die deutsch-französischen Handclsbesprcchungen. Amtlich läßt das französische Handelsministerium er klären, die Zeitungsnachrichten über Abbruch der deutsch französischen Handelsvertragsverhandlungen entsprechen nicht den Tatsachen. Im Gegenteil würden die Verhand lungen in gewohnter Weiss im französischen Handels ministerium fortgesetzt. — Deutsche amtliche Meldungen, die diesen Angaben widerstreiten, liegen nicht vor und tatsächlich hatte der deutsche Vertreter Dr. Poste neuer dings Besprechungen in Paris. Ob allerdings eine Ver einbarung vor dem entscheidenden 1. Juli zustande kommt, ist nach wie vor fraglich. Badischer Gesetzentwurf über Beamtcnbezüqe. Dem Badischen Landtag ist von der Regierung ein Gesetzentwurf zugegangen, der die Beamtenbezüge regeln will. Nach dem Entwurf sollen die Planmäßigen badischen Beamten der Besoldungsgruppen l—VI vom 1. Oktober 1927 ab zu ihren Bezügen einen Zuschlag von 10 Prozent des Grundgehalts erhalten. Die Bezüge der Beamten im Ruhestand und der Hinterbliebenen dieser Gruppen wer den ebenfalls entsprechend erhöbt. Ferner sollen gewisse geringer wie früher besoldete Beamte vom 1. April 1927 ab eine Ausgleichszulage erhalten. Der Aufwand für die Neuregelung wird auf etwa 1 150 000 Mark geschätzt. Deutsche Gesinnung im Danziger Lande. Bei dem Deutschen Landkreistag in Danzig hielt Landrat PoL-Tiegenhof einen Vortrag über „Die Kreis- versassung, von Danziger Gesichtspunkten aus gesehen". Der Redner, der einen überblick über den Gang der kom munalen Entwicklung in Danzig seit der gegen den einmütigen Willen der Danziger Bevölkerung erfolgten Trennung Danzigs vom deutschen Vaterlande gab, er klärte u. a., nichts könne besser den deutschen Charakter der drei Danziger Landkreise beweisen als die Tatsache, daß bei den letzten Kreistagswahlen 67 deutsche und nur ein polnischer Abgeordneter im Kreise Danziger Höhe ge wählt wurden. Tie deutschen Schüler in Ostobcrschlesien. Bekanntlich wurde vor einiger Zeit der Schweizer Schulinspektor Maurer dazu bestimmt, in Ostober schlesien sich mit den Sprachprüfungcu für die deutsche Minderheitsschule zu befassen und das Prüfungscrgebnis dem Präsidenten der Gemischten Kommission, Calonder, zu unterbreiteu. Diese Prüfungen haben nun stattgefun- den und von polnischer Seite wird berichtet, daß von ^nnskme kei X. 2o rn, Dresdner 8tr Und Anneliese erzählt von des Vaters Unterhaltung mil dem Kurier. Marlene lauscht und spricht kein Wort. Mil Schrecken sieht Anneliese, wie ihr Antlitz immer blässer, ihre Augen immer starrer werden. Mehrmals unterbricht Anneliese, dann drängt Marlene: „Erzähl', erzähl'I" Als sie geendet hat, birgt Marlene das Haupt in den Kissen. Sie möchte ihren Kummer, die Qual der Sehnsucyl vom Herzen weinen und findet doch die erlösenden Tränen nicht. „Marlene, nun sprich' du. Sag' doch ein Wort." „Du bist so gut, Kleines. So herzlich gut. Du möchtest mir helfen. Aber es geht nicht mehr. Glaubst du, daß der Sohn des Kurfürsten heute noch etwas von der Marlene wissen will?" „Ja, das glaub' ich. Er ist gut und hat dich lieb gehabt. Er kommt wieder zu dir. Kein Mensch weiß doch bis heute, ob es wirklich so ist." „Ich verstehe alles nicht, Anneliese. Er hat mir erzählt, daß er kein andrer ist als der Augsburger. Ich kann nicht glauben, daß er mich belogen hat." Anneliese stimmt der Schwester zu. „Eins ist gewiß," sagte sie dann, „ich reise nach Dresden." „Um Gotteswillen! Du weißt nicht, was du sprichst," wehrte Marlene ab. Dunkelrot ist ihr Antlitz. Anneliese, das Kind, drückt die Schwester innig an sich und küßt sie. „Wir wollen heut' nicht mehr darüber sprechen, Mar lene. Du bist müde. Sollst setzt recht fein schlafen." Dann ist sie auch schlafen gegangen. Mitten in der Nacht ist sie noch einmal aufgewacht, grad als das Mondlicht auf das Antlitz der schlafenden Schwester fiel. „Wie schön du bist, Marlene," flüsterte sie. „Du mußt glücklich werden, und ich glaube an ihn. Lachen sollst ou wieder wie einst, du liebe, schöne Schwester." 14. Der Graf von Hohnstein. Friedrich Augsburger lag krank auf den Tod varniever. Er raste im Fieber, und die Aerzte standen ratlos, wußten nicht, wie sie dem Kurfürsten Friedrich August I. die Wahr heit mitteilen sollten. Der Kurfürst saß am Krankenbett, grainzerfurcht war stein Antlitz. Er fühlte, daß der Todesengel an der Tür stand, daß es sein Sohn war, der hier mit ihm kämpfte. Einer seiner vielen Söhne, aber einer, den der Kurfürst wahrhaft geliebt hatte. Er sah nicht auf die gelehrten Doktoren, die lateinische Brocken fallen ließen und doch genau wußten, daß hier ihrer Macht eine Grenze gezogen war. Entweder siegen oder unterliegen. Alles lag bei dem Kranken. Als der Kurfürst dann mit seinem Kammerdiener allein war, der den Kranken in rührender Weise pflegte, wurde ihm der Leutnant Klottwitz gemeldet. Der Kurfürst stand auf und traf im Vorzimmer den jungen Offizier, der sofort Stellung nahm. „Haben Sie Erfolg gehabt, Leutnant Klottwitz?" „Nein, Majestät! Der alte Ianos ist bereits seit acht Jahren von Mainstadt fort, und keiner weiß wohin." Der Fürst seufzte tief auf. „Soll mir denn keine Klarheit werden?" „Haben Ew. Majestät sonst noch Befehle für mich?" „Ich danke Ihnen, Leutnant Klottwitz. Sie haben Ihre Aufgabe rasch gelöst. Ich danke Ihnen, Leutnant Klott witz. Ruhen Sie sich aus. Wissen Sie, daß Friedrich Augs burger einem Bubenstreich fast zum Opfer gefallen wäre? Dort drin liegt er und kämpft mit dem Tode." Leutnant Klottwitz fuhr zusammen und sah den Kurfürsten erschrocken an. „Majestäl, wer hat das gewagt?" „Wenn ich den Schurken wüßt', ich riß ihn mit meinen Armen in Stücke." Ein herzlicher Händedruck. Dann schritt August der Starke wieder ins Kranken zimmer. Als er eintrat, fand er Friedrich Augsburger im Bett hoch- aufgerichtct. „Was ist, Augsvurger?" fragte er beforgt den Kranken. „Das Feuer — das Feuer! Mein Kopf brennt." Sachte drückte der Kammerdiener den Fiebernden ins Kissen zurück. „Augsburger, ruhen Sie still. Werden Sie bald gesund. Sie müssen noch Klarheit schaffen. Ich muß wissen, ob Sie der Augsburger wahr und wahrhaftig sind, Ich will's nicht glauben. Der Ianos ist längst fortgezogen." (Fortsetzung kolgt.)