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für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. VW Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »o ra,»»!««' «scheint a» «len Werk»«g«n nachmittag« 5 Uhl. Be,»,»prel«: Bei «bholnug in »«r «rschSstiftelle »nd »r» «»»«alestellen r AM. im Monat, bet Zustellung durch die Boten r,30 AM., bei Poftbestellnng Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postbote»undüns^«^! trlgerun» Dcschäftrstellen nehmen ,» jeder Zeit Be. stellungen entgegen. I" Falle h5herer Gewalt, Krieg oder sonstiger BetriebostSrungen besteht dein Anspruch ans Lieserung der Zeitung oder Kllrjung de« Bezug,preise». — ALcksendnng eingesandter Schriststüche ersolgt nur, wenn Porto deiliegt. Nnzeigenpoei»: die 8 gespaltene Naumzeilc rv Apfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4« «eich», örtlichen Teile I Reich«mark. Nachwcisung-gebühr 20 Retchepfennigr. Bp» ^-7me'?ö°Ä.E Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir Keine Garantie. Ieder Radattanspruch erlist, wenn derBerraa d«? «läge ungezogen werdenmutzoderderAuftraggeberinKonkurs gerät. Antigen nehmen alle Dermittluugsstelleue»tgegeu. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannsch^ft Meißen, des Amts, gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 149. — 86. Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt" Wils-ruf?«-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, den 29. Juni 1927 Jie Lkgaiiisiitm der WeMg-SMde. Der Kohlenpreis bleibt. In einer Sitzung des Reichskohlenverbandes uni des großen Ausschusses des Reichskohlcnrats wurdet nach eingehender Erörterung die neuerlichen Preis - erhöhungsanträge des Ruhrkohlcnsyndikats, des Aachener Syndikats und des Niedersächsischen Syn dilats abgelehnt. Angenommen wurde ein cinge schrünkter Antrag des Ruhrkohlensydikats, der dahi» ; ging, nur den Mager-, Es- und Gasflammkohlen zechen einen Preiszuschlag von 7 Prozent zu ge währen. Der angenommene Antrag wurde jedoch von dem Vertreter des Reichswirtschaftsministeriums beanstandet. Die Preiserhühungsanträge des Ober schlesischen, Niederschlesischen und Sächsischen Stein kohlensyndikats wurden einem Unterausschuß zm Prüfung übergeben. Wiederum ist das Ersuchen des deutschen Kohlen- bergbaues an den Reichskohlenrat, die Preise für Kohl« herauszusetzen, fast rundweg abgelehnt worden; gegen die bewilligte Preiserhöhung auf einzelne Sorten hat dei Reichswirtschaftsminister Einspruch erhoben. Bei dicsei Ablehnung ging der Neichskohlenrat vor allem von dei Erwägung aus, daß der deutschen Industrie eine Er höhung der Produktionskosten durch Steige rung der Kohlenpreife nicht zu gemutet werden dürfe. Taran müsse auch festgehalten werden, obwohl jo nach Feststellung des jetzigen Kohlenpreises die Berg arbeiterlöhne heraufgesetzt worden sind. Die Stimmung in den Kreisen der Bergwerksunter nehmer, die Meinungen über die nächste oder die ferner« Zukunft des deutschen Bergbaues sind rech, geteilt. Nach Beendigung des englischen Bergarbeiter- strciks hat ja in kürzester Frist die englische Konkurrenz im sog. „bestrittenen Gebiet", also an der deutschen See küste, allerdings bis tief in das Inland hinein, wc Schiffahrtsstraßcn den Kochlentransport verbilligten, Vie! von dem zurückerobert, was während des Streiks ver- lorengegangen war. Die overschlesifche Kohle wurv« Völlig aus dem Feld geschlagen; von dort hei werden jetzt im Monatsdurchschnitt kaum 50 000 Tonnen, also etwa ein Zehntel der Gesamtförderung, ins Ausland exportiert. Die Engländer arbeiteten eben einfach mii möglichst niedrigen „K a m p f p r e i s e n", um überhaupl Wieder ins Geschäft hineinzukommen; vielfach mit Erfolg Dieser Erfolg ist aber gegenüber der rheinisch-westfälischer Kohle längst nicht in dem Maße erzielt worden, wie dies in den Kreisen der deutschen Kohlenindustrie befürchte! worden ist, obwohl ja die in England durchgeführte Ver längerung der Schichtzeit und die Lohnherabsetzung zr einer starken Verminderung der Erzengungskosten und damit der Kohlenpreise führten. Der deutsche Bergbau ver mochte doch zahlreiche Absatzgebiete zu halten, die er fick neu erobert hatte; der schnelle Aufschwung im englischer Bergbau nach dem Streik batte ja seine Hauptursach« darin, daß der Absatz sehr flott vonstatten ging; denn di« Kohlenlager überall in der Welt waren fast ausgelcert und bedurften dringend einer raschen Ausfüllung. Wenn ir Deutschland seit Beginn dieses Jahres die Förderung auch in einem zwar langsamen, aber stetigen Rückgang begriffen ist, so überstieg sie doch in den ersten vier Mo naten 1927 die in der gleichen Zeit des Vorjahres geför derte Menge immer noch um ein beträchtliches. Dei Grund liegt darin, daß zwar wieder ein recht großer Tei! der Förderung auf Halden gefchüttet, auch Feierschichten in recht beträchtlicher Höhe eingelegt werden müßten, daß aber andererseits der Kohlenbedarf der einheimischen Industrie — entsprechend der anziehenden allgemeinen Wirtschaftskonjunktur — stetig gestiegen ist. Die Höhe des deutschen Kohlenexportes ist im großen und ganzen dieselbe geblieben, aber der Absatz im Inland wuchs. Ein Spiegelbild hierfür bietet ja auch der Rück gang der Zahl der unterstützten Erwerbs, losen. Dieser Rückgang beträgt für die Hauptunter stützungsempfänger in der ersten Junihälste rund 50 006 und bei der Krisenfürsorge rund 18 000, so daß die Ge samtzahl der unterstützten Arbeitslosen jetzt auf nur noch etwas über 800 000 zurückgegangen ist. Wenn daher die günstige Konjunktur anhält, kann man vorerst — wenig stens in dem größten Teil des rheinisch-westfälischen Berg baues — von einer Krise nicht sprechen, ohne daß man freilich die Augen davor verschließen darf, daß das fette Jahr des englischen Bergarbeiterstreiks endgültig vor bei ist. Leider sind die Fühler, die zwecks Verständigung zwischen dem deutschen und dem englischen Bergbau eine Vernüttlung anbahnen sollten, deutscherseits ganz ver geblich ausgestreckt worden; noch hat der Engländer die Hoffnung Nicht aufgegeben, uns wieder ganz aus dem Felde zu schlagen. Aber auch dafür ist eine Grenze gesetzt, weil der englische Bergbau es noch immer verstanden hat, eine Rationalisierung dieser Industrie durch eine schnelle Modernisierung und vor allem durch eine weitgehende Konzentrierung der Betriebe durchzuführen. Steigt aber der deutsche Kohlenpreis, dann wird der Kamps des Eng länders gegen uns erleichtert. Ozeanflieger Byrd startet zum Europaflug Neuyork, 29. Juni, (tu.) Nach günstigen Wetterberichten beschloß der Ozeanflieger Bord, heute vormittag zwischen 10 b'.s 11 Uhr n-iteieuropäijcher Zeit seinen Ozeanflug nach Europa an- - zutreten. Mr Kriegsbeschädigte und MüeWndler. Besprechungen über die Hindenburg-Spende. An den Vorbereitungen für die Hindenburg-Spende, die anläßlich des 80. Geburtstages des Reichspräsidenten ins Leben gerufen und Kriegsbeschädigten sowie dem not leidenden Mittelstand zur Verfügung gestellt werden soll wird eifrig gearbeitet. In Berlin hat kürzlich eine Be sprechung der beteiligten Stellen stattgefundcn, in der be schlossen wurde, von der Begründung von Landesaus schüssen der Hindenburg-Spende Abstand zu nehmen. Di« Länderregicrungen werden jedoch demnächst Aufrufe er lassen, die sich für ihren Bereich dein von der Reichs- rcgierung ergangenen Ausruf zur Hindenburg-Spende an schließen. Wie es heißt, schweben auch Verhandlungen, um für die Beitrage zur Hindenburg-Spende möglichst Steuererleichterungen zu verschaffen. Besonders wertvoll für den Erfolg der Spende dürfte es sein, daß sich die Raiffeisengenossenschaften und die ländlichen Darlehnskassen bereit erklärt haben, als An nahmestellen für die Hindenburg-Spende zu dienen. Mau hofft hierdurch, die S a m m l u n g s e r g e b n i s s e aus demflachen Lande günstw ^iuflussen, zumal es bei früheren Sammlungen vi ..ch versäumt worden ist, -auf die ländlichen Verhält» ,e besondere Rücksicht zu nehmen. Zum Leiter der Hindenburg-Spende ist Dr. Karstedt aus dem Reichsarbeitsministcrium ernannt worden, der bereits die Ludendorff-Spende, die Hilfe für Oppau und das Deutsche Volksopfer (Ruhrhilfe) geleite! bat. Die Ludendorff-Spende ergab 1918 einen Betrag ' von 163 Millionen Reichsmark, die Hilfe für Oppau ini k Jahre 1921/22 44 Millionen Mark und das Deutsche Volksopfer im Jahre 1923 10,5 Millionen Mark. Aller dings ist bei der Ludendorff-Spende und bei dem Oppauer Hilfswerk zu berücksichtigen, daß die hohen Millionen zahlen nicht mehr Goldmark waren, sondern daß damals bereits die Inflation eine Entwertung des deutschen Geldes vorgenommen hatte. Hmderchurg und Wilhslmshöhe. Reichspräsident von Hindenburg hat den Oberbürger meister von Kassel, Stadler, empfangen, der dem Reichs. Präsidenten nochmals die Bitte der Stadt Kassel vortrug, Schloß Wilhelmshöhe als Sommersitz zu benutzen. Reichs präsident von Hindenburg bat indessen, von diesem ihm vorgeschlagenen Wunsch Abstand zu nehmen. Schon im Jahre 1918, als Hindenburg den Rückmarsch der deutschen Armeen organisierte und auf Wilhelmshöhe wohnte, hat Flug Wer den Pazifik - dis TaWmode. Amerika —Ha wai und zurück! Da sich vor einigen Tagen schon sieben euro päische Piloten zu dem Flug über den Atlantischen Ozean bereit erklärt haben und man mit einem regel mäßigen Passagierverkehr im Flugzeug zwischen der Alten und der Neuen Welt als mit etwas Selbstverständlichem rechnet, so rüsten sich die routinierten amerikanischen Armeeflieger zu neuen Rekorden über den Pazifik, den Großen Ozean. Sie wollen von Hawai aus in östlicher Richtung nach der kalifornischen Küste fliegen und schließen schon Wetten ab, wer diese Strecke zuerst zurücklegen wird. Da die einmalige Strecke von 4500 Kilometern als zu kurz für einen Daucrflug gilt (!!), wird man gleich den Rückflug antreten, um die Sensation zu vergrößern. In Europa beschäftigt mau sich, da Byrd den geplanten Atlantikflug noch immer nicht angetreten Hal, zurzeit am meisten mit dem Start des englischen Hauptmanns Courtney, der dieser Tage von Friedrichshafen nach London gefahren ist, um dann nach Amerika hin undzurückzu fliegen. Tirpitz kb.r di« Kriegsschuld. Kundgebung der „Deutschen Studentenschaft". Die „Deutsche Studentenschaft" veranstaltete bei der Wiederkehr des Tages der Unterzeichnung des Friedens- Vertrages von Versailles in Berlin eine Kundgebung gegen die Kriegsschuldlüge. An der Veranstaltung, die gleichzeitig in allen Universitätsstädten Deutschlands statt- fand, nahmen Vertreter der akademischen Behörden und der Studentenschaft teil. Professor Karo-Halle wies darauf hin, daß heute eine Trauerkundgebung »ach römischem Vorbilde erforderlich sei. Großadmiral von Tirpitz erklärte, daß er auf Grund seiner persönlichen Erfahrungen jedwede Schuld Deutsch lands am Kriege ablehne. Deutschlands Schuld habe nur darin bestanden, daß es ein geeintes Volk gewesen sei. Weiter habe in der Volksvermehrung Deutschlands, dem Problem „Volk ohne Naum", eine weitere Ursache des Krieges gelegen, ebenso in der geographischen Lage er es abgclchnt, Wohnung im Schloß zu nehmen, da es ihm nicht anstehe, ein kaiserliches Schloß zu bewohnen, während seine Truppen kaum irgendwelche Unterkunft hätten. Der Reichspräsident, der dem Oberbürgermeister Grüße für die Kasseler Bürgerschaft ausgetragen hat, hat sich im übrigen auch den Hergang des großen Straßen bahnunglücks am 18. Mai durch Oberbürgermeister Stadler schildern lassen. Der Magistrat von Kassel hat beschlossen, den Kasseler Bürgerbund, von dem der Plan der Wilhelmshöher Sommerresidenz ausgegangen war, von dem Entschluß des Reichspräsidenten in Kenntnis zu setzen. Verlängerung des Mieterschutzgesetzes u. Rrichsmie engesetzes dis zum 3l. 12 1927 Berlin, 28. Juni. Der Reichstag beschloß am Dienstag die Verlängerung her Geltungsdauer des Mieterschutzgejetzes bis zum 31. Dezember d. I. Die Novelle zum Mieterschutz- und zum Reichsmietengesetz wurde dem Wvhnungsausschusz über wiesen. Gutachten über die Reichsfinanzen Berlin, 29. Juni, (tu.) Das Gejamtnümstenum hat in seiner Sitzung vom 27. Juni unter anderem beschlossen, den Präsidenten des Staatsrechnungshofes mit Erstattung eines Gut achtens über die Finanzen zu beoustragen. Derselbe wird sich mit dem Reichsspcrrkommsisar ins Einvernehmen setzen. MWM zu de« englisH-japanischen Mmz-lSnen. Neuyork, 28. Juni. Aus den direkten Verhandlungen zwischen London und Tokio und dem Verlauf der Genfer Konfe renz will man in Washington das Neuerlichen einer englisch- japanischen Allianz mit der Spitze gegen Amerika und eine cng- lisch-japansche Verständigung über China entnehmen. Trotzdem beabsichtige Washington, in Genf bis zum äußersten auszuharren. Allerdings würde die Washingtoner Regierung gezwungen sein, ihre Delegation aus Genf abzubsrusen, sobald kein Zweifel mehr darüber bestehen würde, daß die Seeabrüstungskonserenz nickt das bringen werde, was Amerika wünschte, nämlich einen FortschM auf dem Wege der Abrüstung. Deutschlands. Herr von Tirpitz ging dann auf die Wir kung der Kricgsschuldlüge auf die Weltmcinuug ein und betonte, daß der Eintritt Amerikas in den Krieg haupt sächlich auf die englische Propaganda über Deutschlands Schuld am Kriege zurückzuführen sei. Verschiedene Ameri kaner seien der Ansicht, daß Deutschland nicht rücksichtslos genug gegen die Kriegsschuld protestiere. Man erwarte dort die rücksichtslose Erklärung eines hohen Beamten der Regierung gegen die Kriegsschuld. Auch dem jetzigen Reichspräsidenten würde Amerika eine derartige Erklä rung glauben. Des weiteren verstehe man dort nicht, daß Deutschland nicht mehr gegen die unerschwinglichen Re parationskosten protestiere. Ohne die Änderung der Welt meinung über die Kriegsschuldfrage sei eine Änderung der Lage Deutschlands nicht zu erreichen. Student Hä sch bezeichnete es als Aufgabe der stu dierenden Jugend, Vorkämpfer zu sein für die deutfche Ehre, für die Wiederherstellung der nationalen Grund lagen, auch im Ausland. Damit schloß die Kundgebung. Wo ist der richiige Daudet? Viele Daudets gesunden, aber nur falsche. Staatsanwaltschaft, Untersuchungsrichter, die Polizei, ganz Frankreich, ja der ganze Kontinent haben Daudet gesehen, aber niemand hat den richtigen entdecken können. Die einen wähnen ihn noch in der Nähe von Paris, Freunde von ihm behaupten, er wäre in Lausanne, wo sich viele Anhänger der Königspartci aushalten, und wieder andere wollen ihn gesehen haben, wie er gerade in Rom aus einein Flugzeug mit seiner Gattin ausstieg. Seine Kinder sind zu ihrer Großmutter auf einen Land sitz gebracht worden, aber auch dort kann man ebenso wenig wie bei der „Action Fran^aisc" die richtige Spur von ihm erhalten. Währenddessen versichert der Chef redakteur Pujo von der „Action Franyaise". die wohl einige Tage die ineistgelcfene Zeitung Frankreichs sein wird (während sie sonst kein Mensch beachtet), daß L6on Daudet auch danu nicht lange Gefangener bleiben wird, wenn ihn die Polizei wirklich finden sollte. Die Königs partei werde ihren Führer schon zu befreien wissen, mit List oder mit Gewalt. Übrigens waren die Entführungsvorbereitungen so