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'' 7'' -- -'- 7'/'" '" /' Nanonale Tageszeitung für die Fandwlrkschast, »WU»dr«fin Ta,edlaU» rrschktn, an allen Werjagen nachmitta,L S Uhr. B«,u„prN«: Bci Abholung in »« Btsqsftiftklle und den «urgadestellen 2 AM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,R RM., bei Poftbeftellung ? >»M. zuzüglich Abtrag. . gebühr. Einzelnummern lMxfg.AllePoiwnstalten Wochenblall für Wilsdruff u. Umgegeno Postboten und «nsereAus. ttügerund Dcschäs,«stellen — ' -U nehmen zu jeder Zeit Be. ftellungcn entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzelle 20Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs- Pfennig, die 3gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. 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Zu diesem Er eignis sowie zu den Vorgängen auf der VSlkerbundratstagung, die sich namentlich hinter den Kulissen der Weltpolitik abspielen, wird uns von einem politischen Mitarbeiter geschrieben: Mit vierundzwanzigstündiger Verspätung haben die ersten Besprechungen Dr. Stresemanns mit dem franzö sischen und mit dem englischen Außenminister stattgefun den, aber diese vierundzwanzig Stunden genügten, um in allen, die in Genf als Diplomaten oder sonstwie tätig sind, die Empfindung noch zu verstärken, daß die politische Atmosphäre ganz unerfreulich kühl ist. über den Inhalt jener beiden Unterredungen wird ein tiefes Stillschweigen gewahrt und selbst der sonst so redselige Briand schwieg seiner Presse gegenüber vorerst noch wie „ein Grab um Mitternacht". Daß infolgedessen die Produktion von allerhand Gerüchten munter blüht, ist weiter nicht verwunderlich. Auf eines können wir Deutsche uns schon jetzt als zweifellos gefaßt machen: in der Frage der Ostent - festigung werden wir mit unserer Anschauung derart stark auf den einhelligen Widerstand der Alliierten stoßen, daß ganz sicher wieder irgendeines von den in Genf so beliebten „Kompromissen" zustande gebracht wird, wobei stets Deutschland der Leidtragende ist. Diese Trumpfkarte haben Briand und Chamberlain in der Hand neben jener der Verminderung der Besatzungs stärke im Rheinland — und sie sind entschlossen, beide im allge mein-politischen Interesse ausznspielen. Daß man sich in Locarno, dann aber auch kürzlich erst im Dezember 1926 in beiden Punkten zu ganz anderem verpflichtet hat, spielt keine Rolle, da Deutschland zwar sein Recht auf Grund jener Versprechungen ausspielen kann, diese Karte im Genfer Spiel aber bekanntlich nicht sticht, noch nie ge stochen hat. Zweifellos ist aber das Ergebnis jener beiden Unter redungen, daß diese beiden Deutschland vor allem inter essierenden Fragen immer stärker mit denkontinental- europäischen Differenzen, also dem russisch englischen und dem polnisch-russischen Konflikt, verknüpft erscheinen. Allgemein erzählt man sich in Genf, Chamber lain wolle den deutschen Außenminister zu einer Front- schwenkung im Sinne einer antirussischen Stellung nahme veranlassen und dafür wichtige „Konzessionen" gewähren. In der stillen Absicht natürlich, keinerlei Schwierigkeiten zu haben, wenn der Friede im Osten »unter allen Umständen aufrechterhalten" werden soll. Das schließt aber in sich, daß im Falle eines kriegerischen Vorgehens Rußlands gegen Polen — zweifellos würde in einem solchen Falle die Sowjetregierung vom Völkerbund als „Friedensstörer" hingestellt werden — nun der ver hängnisvolle Artikel 16 desVölkerbund st atuts in Kraft treten könnte, der uns zwingen würde, zum mindesten durch Zulassung eines militärischen Durchzuges durch das deutsche Gebiet Praktisch zum Gegner Rußlands zu werden. Es ist ja für die ganz außerordentlich großen Schwierigkeiten, mit denen unsere Genfer Delegation dies mal noch mehr als sonst zu kämpfen hat, so überaus be zeichnend, daß Briands einzige Mitteilung über die Unter- rcdung mit Dr. Stresemann die war, er werde mit dem deutschen Außenminister noch drei, vier weitere Be sprechungen haben müssen. Immerhin ist eine erfreuliche Tatsache zu verzeichnen: unsere Delegation scheint entschlossen zu sein, von dem Grundsatz der alliierten „Versprechungen unter vierAugen" abzulassen und aus der Schriftlichkeit von Verpflichtungen der Gegenseite zu bestehen, wenn wirklich auf irgendeinem Gebiete Zugeständnisse deutscherseits er folgen. Die ersten 24 Stunden der Besprechungen in Genf haben aber immer noch nicht die geringste Andeutung darüber gebracht, daß man uns irgendwie entgegenkommen will. Und zwar ebensowenig in der Frage der Ostentfestt- gung wie in der der Rheinlandräumung. Für diese nackte Tatsache entschädigen uns Deutsche keineswegs auch die schönsten Worte von „Versöhnungswillen" oder „Fort setzung der Locarnopolilik", wie sie allzu reichlich von gegnerischer Seite her zu hören sind. Nach dieser Richtung hin sind wirklich „der Worte nun genug gewechselt, laßt uns doch endlich Taten seh'n". Polens Antwort an Rußland. Verschärfung des russisch-Polnischen Konflikts? Die polnische Antwort auf die zweite Note der Sowjets wird noch im Laufe dieser Woche erteilt werden. Wahrscheinlich wird die polnische Regierung in ihrer Ant wort den in der ersten polnischen Note eingenommenen Standpunkt neuerlich unterstreichen. Die polnische Presse drückt mehrfach die Überzeugung aus, daß die polnische Re gierung die zu weitgehenden russischen Forderungen, die in der russischen Note enthalten sind, nicht erfüllen werde. Wie aus Moskau gemeldet wird, ist in dem Konflikt Mit Polen eine bedeutende Verschärfung eingetreten. In » der dritten russischen Note, die am Mittwoch abgesandt i Vie Minilterbelpreehungen in Senk Schnelle Arbeit desMkerbundrates. Die Memelfrage. In der öffentlichen Dienstagsitzung des Völkerbund- rates wurden vier Punkte der Tagesordnung in knapp zwanzig Minuten ohne Diskussion erledigt. Auf einen Vorschlag des Vorsitzenden der Internationalen Transit- konferenz hin wurde die Einladung von Nichtmitgliedern des Völkerbundes zur Teilnahme an dieser Konferenz be schlossen. Ein Bericht über die Sklaverei wurde ent gegengenommen. Ferner wurden auf Grund eines Be richtes von Albert Thomas, Direktor des Internationalen Arbeitsamtes, zwei Mitglieder des Instituts für geistige Zusammenarbeit zu Mitgliedern des zum Arbeitsamt ge hörenden beratenden Ausschusses für geistige Arbeiter be stimmt. Endlich wurde auf Antrag von Dr. Stresemann das Datum für die Internationale Diplomatische Konfe renz zur Beseitigung von Verboten und Einschränkungen von Ein- und Ausfuhr aus den 17. Oktober 1927 festgesetzt. Die Konferenz soll die entsprechenden Beschlüsse der Weltwirtschaftskonseren z berücksichtigen und die Internationale Handelskammer zur Entsendung einer Abordnung einladen, die mit beratender Stimme an den Arbeiten der Konferenz teilnehmen soll. In einer Geheimsitzung des Völkerbundrats, die ver öffentlichen Sitzung folgte, ist der litauische Vertagungs antrag in bezug auf die M e m e l b e s ch w e r d e zu einer ersten Erörterung gelangt. Auf Grund einer Besprechung, die der litauische Ministerpräsident Woldemaras mit dem Neichsaußenminister Dr. Stresemann hatte, gab Wolde maras eine Erklärung ab, wonach er den Weg zu einer Beilegung der Beschwerde bereits gegeben zu haben glaube. Reichsminister Dr. Stresemann erwiderte seiner seits, daß er zu einer endgültigen Stellungnahme in dieser Frage selbst noch nicht in der Lage sei, und beantragte, die Entscheidung über den vorliegenden litauischen Einspruch über die Behandlung der Beschwerde in der gegenwärtigen Tagung auf Mittwoch zu vertagen. Der Völkerbundrat stimmte diesem Vorschläge zu. * Die Bemirmgen der Außenmimster. Wichtiger als diese offiziellen Sitzungen des Völker bundrates sind auch diesmal wieder die Minister besprechungen in Genf. Nachdem bereits am Montag eine Begegnung zwischen den Außenministern Deutschlands, Frankreichs und Englands diese Ministerkonferenzen ein geleitet hat, bei der vor allem das deutsch-französische Problem zur Diskussion stand, wurde nm Dienstag die Aussprache zwischen den Leitern der auswärtigen Politik der drei Hauptmächte in Genf fortgesetzt. Wie offiziös mitgeteilt wird, sollen fortan zu deu Ministcrüesprechun- gcn auch Delegierte der anderen interessierten Länder hin- Mgezogcn werden. Weiterhin wird in der offiziösen Verlautbarung hcrvorgehoben, daß bei diesen Minister- befprcchungen nicht nur Fragen erörtert werden, die ledig lich Deutschland angehen, sondern auch Angelegenheiten, die akute politische Begebenheiten betreffen. Man geht Wohl nicht fehl, wenn man annimmt, daß dieser Hinweis sich namentlich auf Rußland bezieht, das den Mittel punkt des Genfer Interesses bildet. Obgleich über die Ministerkonferenzen seitens aller Beteiligten strengstes Stillschweigen bewahrt wird, sind werden soll, werde die Sowjetregierung auf Erfüllung ihrer Forderungen bestehen, vor allem aus der Aus Weisung der russischen Emigranten aus Polen, widrigen falls die Sowjctregierung mit Repressalien gegen Polen vorgehen würde. Die Verhandlung gegen den Mörder des russischen Gesandten Wojkow, Boris Kowerda, vor dem Stand gericht ist auf Mittwoch angesetzt worden. Oer Reichsvräsi-erü in Dessau. Begeisterter Empfang für Hindenburg. Reichspräsident von Hindenburg stattete der anhal- tischen Regierung und dem Lande Anhalt einen Besuch ab. Der Reichspräsident wurde bei seinem Eintreffen auf dem Bahnhof in Dessau von Ministerpräsident Deist namens der Landesregierung und von Bürgermeister Hesse namens der Stadtverwaltung sowie von den Chefs der Neichsbehörden begrüßt. Nach Verlassen des Bahnhofs schritt der Reichspräsident die Front der vom 1. (Anhal- tischen) Reichswehrinfanterieregiment 12 gestellten Ehren kompagnie ab und nahm deren Vorbeimarsch entgegen. Die Stadt hat festliches Gewand angelegt, überall wehen Fahnen und Flaggen in Reichs- und Landesfarben. Schon in den frühen Morgenstunden drängte sich in den Straßen und auf den Plätzen, die für die Durchfahrt in Aussicht genommen weeren, bis zum Negierungsgebäude eiue schier unübersehbare Menschen menge. Das prächtige Wetter hatte nicht nur aus Dessau, sondern auch aus dem Anhaltischen Lande Tausende von einige Pariser Blätter in der Lage, Einzelheiten aus den Beratungen des deutschen, französischen und englischen Außenministers zu bringen. So will der Korrespon dent des „Oeuvre" in Genf berichten können, daß Briand Dr. Stresemann davon habe überzeugen können, daß die Wiederbelebung der Entente Cordiale Deutschland nicht zu beunruhigen brauche. Chamberlain habe diese Erklärung Briands unterstützt. Briand und Chamberlain ihrerseits hätten die Sicherheit gewonnen, daß, wenn Deutschland auch nicht — und zwar ebenso wenig wie Frankreich — geneigt sei, in eine direkte, ge - gen d i e S o w j e t r e g i e r u n g g e r i ch t e t e K om- bination einzutreten, es doch nicht die orientalische Karte gegen den Okzident auszuspielen suche. Das Welle Kommique aber die Geiser PHre-Wen. Genf, 14. Juni, lieber die heutige Unterredung der fünf Mächte der Bvtschasterkonserenz mit Dr. Stresemann wird fol gendes offizielles Kommunique ausgegeben: „Die Vertreter von Engisnd, Frankreich, Japan, Italien, Belgien und Deutschland haben sich heute vereinigt, um in einen Gedankenaustausch über die politische Lage und die sie berührenden Fragen einzutreten. Die Beratungen werden morgen fortgesetzt werden." kinigung Uber Ule OMefkungen Genf. In der Ostfestungsfrage neigt man jetzt der Ansicht zu, daß eine Einigung hierüber während der Tagung zu stande kommen wird, dagegen bereitet die Frage der Herabsetzung der Rheinlandttuppen sehr große Schwierigkeiten. Es besteht die ernste Befürchtung, daß auf der gegenwärtigen Tagung keine po sitiven Ergebnisse erzielt werden, sondern daß man lediglich — wie bisher stets — die formale Zusage einer wohlwollenden Prüfung der deutschen Forderung machen wird, ohne daß damit die Gewähr für eine tatsächliche Berücksichtigung der deutschen Forderungen verbunden wird. Okisnck optimiftifG. Eine Erklärung der Besatzungsmächte. Genf, 13. Juni. Briand erklärte heute abend Pressever tretern gegenüber, die heutigen Besprechungen der Mächte der Botschafterkonferenz und Dr. Stresemanns seien in äußerst freundschaftlichem Tone verlausen. Es werde übermorgen mög lich sein, der Weltpresse nähere Mitteilungen über die möglichen Ergebnisse der Beratungen der nächsten Tage zu machen. Er be tonte, daß mit einem positiven Ergebnis der eingeleiteten Ver handlungen gerechnet werden könne. Wie von gut unterrichteter Seite verlautet, wird gegenwärtig eine grundsätzliche Erklärung der Besatzungsmächte einschließlich Japan vorbereitet, die sich auf die Note der Mächte vom 16. November 1925 über die Herabsetzung der Rheinlandtruppcn beziehen und auf die Stel- lungnahm: der westeuropäischen Mächte zu Sowjetrußland prä zisieren soll. Zuschauern angelockt. Auf der Fahrt vom Bahnhof zum Regierungsgebüude wurde der Reichspräsident überall mit nicht endenwollendem Jubel begrüßt. Im Regierungsgebäude stellte Ministerpräsident Deist seine beiden Ministerkollegen, den Vorstand des Landtages, die Fraktionsvorstände und die Leiter der Landesbehörden vor. Auf dem Wege dorthin bildeten die Innungen, Ge werkschaften und Vereine mit ihren Fahnen und Emblemen Spalier. Im Rathaus wurde der Reichspräsident von Bürgermeister Hesse namens der Stadt Dessau mit einer kurzen Ansprache begrüßt. Von der Freitreppe aus brachte der Bürgermeister ein Hoch auf den Reichspräsidenten aus. Ter Reichspräsident erwiderte kurz: Ich danke Ihnen für den überaus herzlichen Empfang. Ich bin sehr gern hier her gekommen und habe auch früher wiederholt hier gern geweilt und die Fortschritte bewundert, die Dessau stets gemacht hat. Der Reichspräsident schloß mit der Auf forderung, einig zusammcnznhalten, alles Klein liche beiseite zu stellen, dann würvcn wir auch wieder den Platz erringen, der uns gebührt. Während des Aufenthaltes im Rathause brachten dis anhaltischen Männergesangvereine mehrere Lieder zum Vortrag. Reichspräsident von Hindenburg begab sich nun mehr, nachdem er sich in das Goldene Buch der Stadt Dessau eingetragen hatte, auf den Kleinen Markt, wo er die dort angetretenen Veteranen von 1864, 1866 und 1870/71 begrüßte. Er schritt auf sie zu, drückte jedem einzelnen von ihnen die Hand und unterhielt sich mit ihnen. Während ein Luftgeschwader über der