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Osnabrück zur Linderung der ersten Not daher sofort 200 000 Mark unter Vorbehalt weiterer Hilfsmaßnahmen zur Verfügung gestellt. In Lingen, Boizenburg, Schwarzcnbeck und in den umliegenden Dörfern haben die Bergungsarbeiten begonnen, doch dürfte es Wochen und Monate dauern, bis die Häuser und Straßen wieder hergerichtet sein werden. So ist in der Nähe von Schwarzenbeck der Eisenbahndamm unterspült worden, so daß die Schienen frei in der Luft schweben und jeder Verkehr unterbrochen ist. Auch der angerichtete Flur schaden ist groß. Der Roggen liegt stellenweise glatt da nieder und die Sämereien in den Gärten sind überall ver nichtet. Der Wirbel st urm wütete aber auch in Bayern, wo namentlich in Günzburg zahlreiche Bäume entwurzelt und umgek-' kt wurden. Einige Häuser wurden glatt abgedeckt, de unter auch der Turm der protestantischen Pfarrkirche. Noch schwerer scheint Holland von der Unwetterkatastrophe betroffen zu sein. Hier werden bisher 20 Tote und 60 Schwerverletzte ge zählt, die als Opfer des Wirbelsturmes anzusprechen sind. In ganz Holland werden auf Veranlassung des Parla ments Sammlungen veranstaltet, um die Schäden wieder einigermaßen gutzumachen. Q'nhHsrgh auf der Heimreise. Ein Wellflug aufeinem Eindecker geplant. Der Atlantikflieger hatte bei seinem Fluge von Eng land nach Frankreich, den er nach seinem Besuche in Lon don unternahm, eine kleine Panne. Über dem Kanal herrschte so großer Nebel, daß er eine Notlandung in Lympne vornehmen und dann noch einmal aufsteigen mußte. In Paris wurde Lindbergh vor allem von der schwedischen Gesandtschaft wiederum großartig gefeiert. Er wird nun aber mit den Feiern ein Ende machen und mit dem amerikanischen Kreuzer „Memphis" nach seiner Heimat fahren, wo er am 11. Juni sehnlichst erwartet wird. Der Pariser Stadtrat wird dieser Tage drei neue Straßen mit den Namen Nungeessr, Coli und Lindbergh belegen. Der Flieger Chamberlain hat seinen Plan, von Newyork nach Berlinzu fliegen, leider endgültig auf - gegeben, da er niemand findet, der ihm die Reise finanzieren will. Wohl aber werden zwei amerikanische Flieger, Wells und Wade, in zwei Wochen auf einem dreimotorigen Eindecker einen Flug um die Welt aus führen. Für Lindberghs weitere Absichten bringen die amerikanischen Zeitungen jeden Tag spaltenlange Artikel, ohne daß man aber auch nur irgendeines seiner Projekte kennt. Aus Zn» und Ausland. Berlin. Der Kommandeur der Berliner Schutzpolizei, Oberst Haupt, hat sein Abschiedsgesuch cingereicht. Sein Nach folger dürfte Oberst Heimannsberg werden, der aus dew Mannschastsstandc hcrvorgegangen ist. Weimar. Der Thüringische Landtag nahm das Geseh über eine Zehnmillionenanlcihe für den Wohnungsb au einstimmig an. Da augenblicklich die Beschaffung der Anleihe aus Schwierigkeiten stößt, wird das Finanzministerium^vor- läufig mit Zwischenkrediten arbeiten und die Anleihe im Früh jahr 1928 auflegcn. Kattowik. Nach einer Haussuchung, bei der angeblich bc lastendes Material vorgefundcn wurde, ist der Pastor der evan gelischen Gemeinde in Karlowitz, Deutschmann, von der pol nischen politischen Polizei wegen Landesverrats verhafte, worden. Lissabon. Das „Diario de Governo" veröffentlicht ein De kret, wonach deutsches Grundeigentum und deutsche Forderungen jetzt auch in Angola, soweit sie beschlagnahm, und als feindliches Eigentum registriert wurden, den ehe maligen deutschen Eigentümern zur iick gegeben werden sollen. Lissabon. Das aus den Linienschisscn „Schleswig-Hol stein", „Elsaß" und „Hessen" und aus dem Kreuzer „Berlin' bestehende deutsche Geschwader ist vor der Tajo- mündung eingetroffcn und wird auch Lissabon anlausen. Newyork. Frau Calles, die Gattin des mexikanischen Prä sidenten, starb nach einer Operation in Los Angeles an Herz schwäche. Calles ist gleichzeitig in Mexiko City an schwerer Influenza erkrankt. KoPensorZen m England. Schlechte Lage in allen Bezirken. Die Besorgnisse vor dem allmählichen Heranwachsen riner katastrophalen Situation im englischen Kohlenberg bau mehren sich. Eine außerordentliche Delegiertenkon ferenz des Bergarbeiterverbandes erörterte in London die Lage in den Kohlenbezirken. Der Vorsitzende berichtete, daß die Verhältnisse in allen Bezirken sehr schlecht seien. Der Vorsitzende führte aus, die britischen Vertreter seien im Internationalen Bergarbeiterverband bestrebt, die russischen Bergarbeiter zu veranlassen, einen Antrag um Aufnahme in die Bergarbeiterinternationale zu stellen. Die britischen Vertreter würden einem solchen Antrag volle Unterstützung zuteil werden lassen. Es drohe in nächster Zukunft der Versuch zu einer allgemeinen Lohn- Herabsetzung in England. Bei einer Londoner Versamm lung der Vereinigung „Labour Coportnership Associa tion", der viele englische Industrielle und Politiker nahe stehen, betonte Sir Donald Maclean, daß eine Krise in der englischen Kohlenindustrie in den nächsten Monaten so gut wie sicher zu erwarten sei, und es stände zu be fürchten, daß eine Herabsetzung der Löhne eintreten müsse, da die Preise für die Kohlen dauernd fielen. Die Lage sei so ernst, daß alle Parteierwägungen in den Hinter grund treten müßten, um eine friedliche Lösung der Lohn frage zu finden. -i- Verminderte Ausfuhr nach Frankreich. Vertreter des Bergarbeiterverbandes und der bri tischen Kohlenexporteure prüften gemeinschaftlich die Lage, die dadurch entstanden ist, daß die französische Regierung verfügt hat, britische Kohle dürfe nach dem 5. Juni nur nach Erteilung einer besonderen Erlaubnis nach Frank reich eingeführt werden. Dieser Erlaß der französischen Regierung ruft Besorgnis hervor, da seine Durchführung Zehntausende britischer Bergarbeiter erwerbslos machen und die Erfüllung bereits abgeschlossener Verträge in Frage stellen würde. Es wurde beschlossen, die Regierung aufzufordern, offizielle Vorstellungen bei der französischen Regierung zu erheben. Hn fneclenirisnirc^er' komon von Volkzsnc; listen VLUrbttL »cuizzcuvrr-vv».cu-VL».t^s o;^L nci;rLiu-wLk.o><r. (22. Fortjegung.- ^Nachdruck verbotene Die bestimmt gesprochenen Worte machten den Baron bestürzt. Erst nach geraumer Weile faßte er sich und sagte: „Glauben Sie, Herr Rittmeister, daß ganz Berlin weiß, daß Sie in wichtiger Mission in Berlin weilen?" „So! Schließlich hat jeder Mensch eine Mission auszu- Men." „Das ist es, Herr von Augsburger. Wir wünschen Ihnen ein volles Gelingen Ihrer Mission." „Danke, Herr Baron," sagte der Rittmeister laut, wäh rend er im Innern dachte: Wenn der Varon wüßte, wer Friedrich Augsburger ist. „Hatten Sie schon Gelegenheit, die Prinzessin Wilhel mine kennen zu lernen?" „Der König hat noch eine Tochter? Ich wußte es bis heute nicht." Der Baron war wieder betroffen. Verstellte sich der Rittmeister oder irrte er sich doch? „Aber, Herr von Augsburger!" Friedrich lachte: „Aber, lieber Baron, muß sich denn gleich jeder, der nach Berlin kommt, mit den Damen des König lichen Hauses beschäftigen?" Damit endete das Gespräch, das außer dem Rittmeister alle in Spannung ließ. Besonders der Baron und seine älteste Tochter, die Marlene, sahen sich voll höchster Span nung an. Da traf Marlenes Auge den Rittmeister, und er sah m ihm eine Frage, bang und voll Angst. Die Tafel wurde aufgehoben. Der Rittmeister zog sich zurück, um sich umzukleiden. Der König hatte ihm keine Ordre zugehen lassen. Er beschloß daher, Soldin aufzusuchen. Als er sein Zimmer verlassen hatte und die Stufen, die zum Erdgeschoß führten, Hinabstieg, sah er auf dem Trep penabsatz Marlene. Helle Röte stieg in sein Antlitz, als er die ernste, jugend schöne Gestalt vor sich sah. Ihre dunkelbraunen Augen sahen ihn fUzend an. „Marlene!" dal er und faßte ihre Hand. Sie zitterte unter seiner Berührung und schloß die Augen. Weh zuckte es um ihre Mundwinkel. „Marlene, grollen Sie mir?" „Nein." sagte sie kaum hörbar. „Aber ich schäm' mich so und — o sagen Sie mir ein Wort." „Was Marlene, was soll Ihnen der fremde Offizier, den eine Laune des Schicksals hier hineinwirbelte, sagen?" Sie kämpfte mit sich. Es fiel ihr sichtlich schwer, aber sie überwand sich. „Ich bin kein SpielzsugI" stöhnte sie auf. „Ich hab' noch keinen Menschen geküßt. Ich hab' dich so lieb!" Schweratmend mit gesenktem Haupte stand sie vor ihm, die Wangen brannten und das Herz schlug wild. „Hast du mich lieb?" Mädchentrotz und Sehnsucht schrien ihn an „Ja, Marlene, ja. Ich hab' dich lieb ynd werde doch nie um dich werben können." „Warum kannst du es nicht?" bat sie. „Weil ich ein armer Teufel bin," sagte er bitter. Sie sah ihn fassungslos an. „Du arm! Du arm, dem Gott alle Schönheit der Welt geschenkt hat?" „Marlene, sprich nicht so. Hab' mich lieb, wenn du es vermagst. Ich werde dir noch einmal sagen, wer ich bin, und dann wirst du mich vergessen." Donn ging cr ? Neues sus sNer well ) Blitzschlag in eine Gruppe von Kindern. Beim Aus bruch eines starken Gewitters waren auf einem Nübenackei bei der Ortschaft Schwoitsch bei Breslau eine Anzahl Dorfkinder beim Rübenhacken beschäftigt. Plötzlich fuhi ein Blitz in eine Gruppe von 14—15jährigen Mädchen Das eine wurde getroffen und stürzte mit brennenden Kleidern nieder. Man löschte die Flammen und stellt« Wiederbelebungsversuche au, jedoch vergeblich. Sechsfacher Mord in Polen. In dem Dorfe Zabis, Kreis Kossow, wurde das Haus des Bauern Rynzek von Verbrechern überfallen. Der Bauer und seine Frau wur den von den Banditen erschossen. Diese drangen daran! in das Haus ein und töteten in bestialischer Weise durch Beilhiebe die Mutter und die drei Kinder des bäuerlichen Ehepaares. Da die Mörder nichts geraubt haben, scheint es sich um einen Racheakt zu handeln. Um das Verbrechen zu vertuschen, zündeten die Mörder das Haus an, nach dem sie auch die Leichen des Ehepaares in die Wohnung geschleppt hatten. Das Feuer wurde jedoch bald von Nachbarsleuten entdeckt und gelöscht. Modernisierung des Oder-Spree-Kanals. Nach län geren Verhandlungen ist jetzt eine Übereinstimmung zwischen den Interessen der Schiffahrt und den Plänen der Reichswasserstraßenverwaltung über die neue Mün dung des Oder-Spree-Kanals in Fürstenberg erzielt worden. Gleichzeitig hat die Wasserbauverwaltung zugesagt, die älteren Schleusen im Kanalzug durch Hubtore deu neuzeitlichen Anforderungen entsprechend zu verlän gern. Frankfurt a. d. Oder Sitz eines Generalsuperinten- venten? Die Kreissynode des Frankfurter Bezirks hat be schlossen, die Provinzialsynode zu ersuchen, den Amtssitz des Gencralsuperintendenten für die Neumark und die Niederlausitz von Berlin nach Frankfurt a. d. Oder zu ver legen. Tödlicher Automobilunfall. In Magdeburg ereig- nete sich iu der Lüneburger Straße ein schwerer Unglücks fall. Ein Lastautomobil einer Bierbrauerei fuhr einen Motorradfahrer an. Dieser wurde vom Rade geschleudert und kam mit dem Kopf unter die Räder des Lastautos. Er war fofort tot. Verhaftung eines GatLenmördcrs. Der 61jührig« auf dem Gute Wengeln bei Lüben beschäftigte Lohngärtner Johann Rißmann hat mit einem Taschenmesser seine 63jährige Frau erstächen. Rißmann, der nach der Tat geflüchtet war, wurde in einem Roggenfelde Ver ba stet und in das Landgerichtsgefängnis Liegnitz ein- geliefert. Bischöfe gegen das Schauturnen von Frauen. Die bayerischen Bischöse haben zum ersten bayerischen Frauen- turnfest eine Erklärung erlassen, in der sic den Frauen verbieten, au Schauturnen teilzunehmcn, weil diese ein öffentliches Ärgernis seien. Vandrrbilt geschieden. Der 3. Pariser Gerichtshof sprach die Scheidung des amerikanischen Multimillionärs Vanderbilt von seiner Gattin aus, aber zugunsten der Fran. Der Vater des jetzigen Vanderbilt hinterließ seinen Kindern bereits vor dem Kriege 200 Millionen Dollar. Elefantenrutsch in den Theaterkcllcr. Im Theater Zarzuela in Madrid sollten drei Elefanten vorgesührt werden. Als das erste, 2000 Kilogramm schwere Tier die Bühne betrat, brach der Boden durch und der Elefant fiel in den unteren Bühnenraum, der ebenfalls durchbrach. Das Tier wütete lange Zeit im Keller herum, bis es herausgeholt werden konnte. Ein deutsches Sängerfest in Jugoslawien. Im Orte Jndjija, bekannt durch eine starke deutsche Kolonie, fand die Fahnenweihe des dortigen deutschen Gesangvereins statt. Zu diesem Fest erschienen aus allen Teilen Süd- slawiens, d. h. von der Kärntner Grenze bis zum Banat, 1400 deutsche Sänger. Sie fühlte noch den Kuh auf ihren Lippen und stand lange still. Ihr war, als müsse die Zeit still stehen vor ihrem Glück und ihrem Leid. * * H Friedrich Augsburger war tief beseligt von der Liebe des Mädchens. Die Hingabe Marlenes war voll so inniger Zartheit und rührender Reinheit, daß es ihn erschütterte. Er fühlte, daß er den Menschen lieben konnte, lieben mußte. Als er in die Nähe des Schlosses kam, fuhr gerade der Wagen des Königs ins Schloß. Der König unterzog sich in letzter Zeit, seit er an der Wassersucht litt, nicht mehr regelmäßig den Strapazen des Reitens. Der König erblickte ihn sofort und ließ halten- „Rittmeister, sag Er, will Er zu mir?" „Majestät, nein! Zum Hauptmann Soldin." „Was hat Er denn heut' den ganzen Tag getrieben, Augsburger?" „Im Jnstruktionsbüchel Ew. Majestät gearbeitet." lieber des Königs Antlitz zuckte es froh. „Ist recht so, Augsburger. Hat Er alles in Seinem Schädel. Will Ihn morgen prüfen, damit Er bald Seine Schwadron kommandieren kann. Leb' Er wohl, Augsburger. Sauf' Er nicht dem Baron allen Tokayer fort. Laß Er mir noch ein paar Flaschen bis morgen." Heiter lachte er auf. Ein Wink. Die Pferde zogen an. Friedrich stand allein. Das heißt: Allein stand er nicht, denn ein Kreis Menschen war um ihn, die ihn voll größter Hochachtung betrachteten- Plötzlich fühlte er eine Hand auf seiner Schulter. „Herr Rittmeister, auf ein Wort!" Als er sich umwandte, sah er sich einem jungen Manne gegenüber, der sich im eleganten Kavaliersgewand nach französischer Art präsentierte. Unter dem Dreispitz sah ein etwas flaches, aber gut mütiges, hübsches Gesicht hervor- „Herr Rittmeister, auf ein Wort." „Ich bitte!" Augsburger erwiderte den Gruß. „Ich bin der Erbprinz von Bayreuth," stellte sich der junge Mann vor, „und möchte Sie um ein paar Augen blicke Gehör bitten." Augsburger verneigte zustimmend den Kopf. V- wollte der Erbprinz von Bayreuth von ihm? (Fortsetzung le'.'-