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Deutsch-polnischer Rechtsstreit. Der Ständige Internationale Gerichtshof im Haa§ hat beschlossen, den deutsch-polnischen Rechts, konflikt in der Angelegenheit der Stickstoffabrik vor Chorzow unter den ihm zur Entscheidung vorliegen, den Streitfällen als ersten zu behandeln. Die erste öffenb liche Sitzung, in der der Gerichtshof zu dem von der Pol- nischen Regierung erhobenen Einwand der Unzuständig, keit des Internationalen Gerichtshofes Stellung nehmen wird, ist für Mittwoch anberaumt. Polen. Begründung des Urteils gegen Kowerda. Das Stand ger-cht hat jetzt die Begründung des Urteils über der Mörder Wojkows, Kowerda, veröffentlicht. Es handel! sich danach um einen vereinzelten Fall ohne Vorgang ir der Vergangenheit und obne Gefahr der Wiederholung für die Zukunft. Andererseits seien als mildernde Um stände die Jugend des Angeklagten sowie seine mora. lischen Qualitäten angesehen werden. Nach Abbüßun« seiner Strafe könnte Kowerda noch ein nützliches Gliet der Gesellschaft werden. Zu seinen Gunsten habe anck sein tiefer Patriotismus und sein von Herzen kommende? Gefühl für die Leiden seiner Mitbrüder gesprochen. Bulgarieu. Abschaffung der allgemeinen Webrvflicht? Eine Er klärung des Ministerpräsidenten Liaptscheff wird veröffent licht. Der Minister weist anläßlich der Aufhebung dei Interalliierten Militärkontrolle in Bulgarien darauf hin daß die Negierung sich zur Abänderung des Artikels 7l der Verfassung verpflichtet hat. der die allgemeine Mckitär- dienstpflicht vorsteht. Diese Abänderung könne aber nm durch eine Nationalversammlung vorgenommen werden deren Einberufung im Augenblick durch Erwägungen finanzieller und politischer Natur unmöglich gemach, werde. — Das Parlament ist mit einer Thronrede des Königs eröffnet worden. Aus Zn- und Ausland Berlin. Der bisherige holländische Gesandte in Berlin Baron Gebers, hat Berlin verlassen und stch ,ur Er holung nach Interlaken begeben. Baron Gebers kehrt nichi mehr auf seinen Posten zurück, den er 2l Jahre lang ver waltete. Berlin. In den letzten Tagen sind eine Anzahl An gehörige der aufgelösten „Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei* wegen politischer Ausschreitungen in der Um gegend von Berlin verhaftet worden. Frankfurt a. M. Gegen die Frankfurter Zeitung ist dieser Tage das Vorverfahren wegen Landesverrats eröffnet worden. Die Tat wird erblickt in dem Nachdruck von Aus zügen aus der Denkschrift des lungdeutschen Führers Mahraun, Mehrere andere Zeitungen sind bereits in der gleichen Sache angeklagt. OSlo. Dr. Stresemann hat dem Nobel-Komitee tele graphisch mitgeteilt, daß er am 29. Juni seinen Nobel-Vortrag in Oslo halten werde. Lvon. Im Verlaufe einer Beethoven-Feier in Lvon sprach Unterrichtsminister Herriot unter Hinweis auf Vie Feiern in Wien und Bonn. Beethoven, so erklärte er, ge hört unstreitig Deutschland, aber wir begrüßen und lieben ihn, weil er auch uns. vor allem der gesamten Menschheit gehört. Angora. Die Kammer hat einen Gesetzentwurf angenom- men, durch den die Regierung ermächtigt wird, aus Verwal- tnngsgründcn militärischer und sozialer Natur 1400 Familien sowie 80 Familien von Aufständischen und die zur Zwangsarbeit Verurteilten nach dem Westen des Landes zu verpflanzen. Mexiko. „Dtarlo Osficial" veröffentlicht das angekündigte Verbot des Präsidenten an die Regierungsbehörden, ameri kanische Waren in den Vereinigten Staaten zu kaufen. Der indirekte Ankauf durch mexikanische Agenten wird nicht verboten. San Pedro (Kalifornien). Die amerikanische Bundes polizei beschlagnahmte zwei Wagenladungen Waffen und Munition im Werte von 50 000 Dollar, die nach Mexiko geschmuggelt werden sollten. Neues aus siler Klett Bom Blitz erschlagen. Bei dem über Vorpommern niedergegangenen schweren Gewitter wurde auf dem Rittergute Carmin eine Truppe Schnitter kurz nach dem Verlassen ihrer Wohnung vom Blitz getroffen. Ein Schnitter wurde aus der Stelle getötet. Zwei Schnitte rinnen erlitten schwere Verletzungen. Verkehrte Eintragungen beim Einwohnermeldeamt. InHagen wurden umfangreiche Fälschungen von Ein wohnermeldescheinen aufgsdeckt. Eine ganze Reihe von Ausländern waren zwar in die Meldelisten eingetragen, aber in den angegebenen Wohnungen nicht bekannt. Auch wurden sie bei der Ausländerstelle nicht geführt. Wegen Amtsvergehens und Bestechung wurde ein Angestellter des Amtes festgenommen. Todesopfer der Grenze. Als die Besitzerstochter Anna Lohrenz und ein Dienstmädchen aus Sausgallen (bei Heydekrug im Memelgebiet) vom Baden zurück kamen, traf sie ein litauischer Grenzpolizist, der sie unter dem Verdacht des Schmuggels anhielt. Als die Lohrenz einige Schritte zur Seite machte, gab der Grenzpolizist einen Schuß auf sie ab, der sie so schwer verletzte, daß sie nach anderthalb Stunden starb. Der kostbare See-Elefant „Nauke" gestorben. Auf einer Rundreise des Zirkus Hagenbeck durch Bayern starb im Eisenbahnwaggon infolge der großen Hitze von 32 Grad Celsius der 1800 Pfund schwere, gigantische See- Elefant „Nauke* mit drei Seelöwen. Das Haus Hagen beck brachte diesen See-Elefanten im Frühjahr 1926 durch eine eigene Fangexpedition aus der südlichen Antarktis nach seinem Tierpark in Stellingen bei Hamburg. Die Riesenrobbe war das einzige dressierte Exemplar der See- Elefanten-Gattung. Durch eine „Eselei" Millionär geworden. Dieser Ta^ starb in dem kleinen Städtchen Jdako in den Ver- ei'. n Staaten ein Multimillionär, der sein Vermögen lediglich einem Zufall verdankte. Vor etwa 50 Jahren war er noch Eseltreiber und trieb eines Tages sein Lang ohr die Berge von Jdako hinauf. Dabei schlug er das Tier heftig und der Esel schlug zu seines Treibers Glück mächtig aus. Seine Hufe ließen dabei einen feinen S i l b e r st r e i f e n auf der Erde zurück. Sein Herr be merkte dies, erwarb das damals noch wertlose Land, aus dem dann die wertvollsten Silberminen gefunden wurden. So wurde er eigentlich durch eine „Eselei" ein reicher Mann. Opfer des Stierkampfes. Bei einem Stierkampf im Zirkus von Orleans ist der bekannte spanische Torero Chiquito tödlich verunglückt. Chiquito glitt auf dem Rasenboden des Zirkus in dem Augenblick aus, als er den Todesstoß gegen den Stier führen wollte. Dabei stürzte sich der Stier auf den Torero, dem er den Bauch zerfetzte. Vcrhän,,nisvoller Erdrutsch in Kolumbien. In der Nähe von Medellin ist eine an einem Bergabhang ge legene Baumwollspinnerei durch einen großen Erdrutsch verschüttet worden. Man befürchtet, daß 60 junge Ar beiterinnen den Tod gefunden haben. Der Erdrutsch war durch Regenfälle verursacht worden. Die Spinnerei ist von den Erdmassen völlig bedeckt. Bunte Tageschronil Müritz. In dem Ostseebad Müritz sind in der vergange nen Nacht zwischen Rostock und Gjedser sechs Studenten der Universität Rostock bei einer Segclpartie ertrunken. München. In Döbersing bei Gleißenberg erschoß der Gastwirt Fischer seine Frau, seine Stieftochter und dann sich leibst. Moskau. Auf dem Bahnhof Sumait unweit Baku ist ein stersonenzug mit einem Güterzug zusammengestoben. Fünf Personen wurden getötet. Aus dem Gerichtssaal. Zuchthausstrafe für Betrügereien an einem Blinden. Ein arbeitsscheuer Berliner Büfettier, Thees — erst Wjährig — nutzte einen Blinden, dessen Geld er zu verwalten hatte, in gemeiner Weise aus, beschwindelte ihn und wurde glücklicher weise ertappt, als er über die Grenze gehen wollte, um sich in die Fremdenlegion einreihen zu lassen Thees diente dem Blinden als Führer auf der Straße und brachte ihm das Essen. Als er an dessen Bruder 500 Mark schicken sollte, nahm er das Geld für sich, fälschte den Brief und las eine eben falls gefälschte Bestätigung seinem Freunde vor. Später nahm er weitere 700 Mark Ersparnisse des Blinden aus dessen Kassette und legte Jnslationsgeld dafür hinein. Dann verließ er den Freund, um angeblich eine Stellung im Rheinland an zunehmen. Als nun der Blinde bei der Post Geld ausgeben wollte und ihm das Inflationsgeld zurückgewiesen wurde, kamen die ganzen Schwiedeleien des Thees heraus. In dem Urteilsspruch betonte der alte, erfahrene Strafrichter, daß ihm eine derartige Gesinnungslumperei in seiner Praxis noch nicht vorgekommen wäre, und erkannte aus 1)4 Jahre Zucht hausstrafe und 5 Jahre Ehrverlust. Spiel und Sport. Das Fußballspiel Hertha B. S. C.—F. C. Europa- Barcelona, das vor etwa 15 000 Zuschauern im Grunewald stadion stattfand, endete dank der guten Leistungen der Ber liner gegen die ein hohes Können zeigenden Spanier mit einem 4:2(3:1)-Siege des Berliner Meisters Hertha B. S. C. Der neue deutsche Fußballmeister 1. F. C. Nürnberg siegte in Leipzig gegen Fortuna, die mit dem Spiel die Feier ihres 25jährigen Bestehens abschlotz, mit 5:0. Das Fußball-Repräsentativspiel Süddeutschland—Nord- dcutschland vor etwa 10 000 Zuschauern in Frankfurt a. M. gewannen die Süddeutschen mit 4 :2 (2:1). Wie die süddeutsche Mannschaft hauptsächlich aus Spielern der S. Vg. Fürth, so bestand die norddeutsche Els mit einer Ausnahme aus Spielern des Hamburger S- V. Die Bahnmeisterschastcn der Deutschen Radfahrerunion, me aus der Braunschweiger Bahn Richmond ausgetragen wurden, sahen über 1 Kilometer Köther-Hannover vor Nickel- Berlin, über 10 Kilometer Michaelis-Magdeburg vor Helm- ling-Mannheim siegreich. Der Deutsche Schwergewichtsmeister Rudi Wagener verior in Hannover gegen den uni 30 Pfund leichteren, aber iechnisch Wagener stark überlegenen Schweizer Clement (150) in einem 10-Runden-Kampf nach Punkten. Rösemann siegte geaen den Holländer de Best bereits in der ersten Runde. s ttuncHunk-progrsmm Rundfunk Leipzig (Welle 365,8), Dresden (Welle 294). Mittwoch, 22. Juni. 16.30: Paul Smolny-Dresden liest lustige Bubcngefchichten aus Georg Sickers „Jungens". » 18.05: Morse- kurfus. » 19: Konzert des Gesangschors der Sirtinischen Kapelle aus Rom. « 21: Walter Jäger-München: Das höfische Leben im Mittelalter. S 21.30: Prof. Driesch: „Die Bedeutung der Geschichte," « 22.45: Tanzmusik. Mittwoch, 22. Juni. Berlin Welle 484, 566. 13.30—14.00: Glockenspiel der Parochialkirche, Berlin. * 15.30: Helene Braun: Die soziale Licbestätigkeit der Frau (Die Hilse iu der Not). * 16.00: Hilfsschulrektor W. Raatz: Sorgenkinder der Hilfsschule. * 17.00: Jugendbühne (Unter- haltungsstunde). Funkprinzessin: Adele Pröslcr. 4- 17.30 bis 18.30: Dominatororchester. 4c 18.45: Sladtschnlarzl z. D. Dr. A. Buchenau: Der Gedanke der Machl und die Macht des Gedankens. (Zum 400. Todestag Nicolo Macchiavellis). 4- 19.10: Senatsprästdent Dr. Riedinger: Vom Wandern im Hochgebirge (Praktische Winke). * 19.35: A. T. Wegner: Die Abenteuer des Auges Erlebnisse in der deutschen Landschaft «Die fliegende Insel), 4- 20.00: Rechtsfragen des Tages (Geh. Justizrat Pros. Dr. Ed. Heilsron). 4° 20.30: Aus einem Kabarett. Mitw.: Richard Görlich-Alvari (Singende Säge), Lotte Werkmeister (Chansons). Am Flügel: Ben Gevsel. Aus einem Operettentheater. Mitw.: Johanna Stolle (Sopr.), Eugen Transky (Tenor). Aus einem Opernhaus. Mitw.: Johanna Stolle, Eugen Transky. Berliner Funkorchester. * 22.30—23.30: Zum deutschen Trunk. Mitw.: Kapelle Gcbr. Steiner. Louis van de Sande (Baß). Am Flügel: Ben Geysel. kriectrlÄr -Hn sl-ecsst'irisiiizc^ev> Ü.OMSN von Voüqsnq llsr-kem (48. Fortsetzung.) (Nachdruck oerboten.) Die Tür wurde aufgerissen von des Wirtes eilfertigen Händen und ein neuer Gast trat in die Stube. Mit flüchtigem Blicke musterte Friedrich Augsburger den Neuankommenden. Es war ein alter Herr mit nichtssagen den, schwammigen Zügen, die hochmütig ausschauten. Das Gewand des Ankömmlings zeigte, daß er an einem Hose bedienstet sein mußte. An welchem, konnte Friedrich Augs burger nicht erkennen. Zum preußischen gehörte er bestimmt nicht. Friedrich Augsburger spürte, wie ihn der neue Gast ein gehend musterte, ohne daß er es für nötig hielt, ihn zu grüßen. Er schwieg daher auch- Plötzlich kam der goldbetreßte Herr auf ihn zu. „Kennt Er mich?" „Wie fallt ich jeden Flegel kennen, der auf Gottes Erd boden herumläuft!" Sehr scharf kam es aus Augsburgers Munde, so scharf, daß der Fragesteller mit offenem Munde stehen blieb und um die Antwort verlegen war. Schließlich würgte er hervor: „Was fällt Ihm ein! Ich bin der königlich sächsische Rat von Baremsleben. Versteht Er mich?" „Und wenn Er der Kurfürst von Sachsen ist, so hat Er den Schnabel aufzutun und zu grüßen, wenn Er herein tritt, merk' Er sich das!" „Wer ist Er?" fragte der sächsische Rat streng. „Laß Er mich ungeschoren!" Unwillig wandte sich Fried rich ab. Da trat der Wirt ein und brachte Friedrich den Hammel rücken, der lieblich duftete. Der Duit schien auch dem dicken Herrn in die Nase zu steigen, denn er, der eben noch eine scharfe Antwort auf den Lippen hatte, wurde plötzlich ganz sanft und fragte den Wirr sehr liebenswürdig: „Habt Ihr auch für mich etwas zu essen, Herr Wirt?" Er gab dann seine Bestellung bei dem Wirt auf und nahm schnaufend an einem anderen Tische Platz. Damit schien der Streit erledigt zu fein. Friedrich Augsburger schmeckte es ausgezeichnet, obwohl er sah, wie der Dicke ihm jeden Bissen in den Mund zählte. Endlich kam auch das Essen für den sächsischen Rat, der sich sofort darauf stürzte und das Essen förmlich hinunter- schlang. Und so kam es, daß beide zu gleicher Zeit fertig waren. Mit einem Male trafen sich ihre Blicke. Und der Dicke sah plötzlich recht freundlich in die Welt, so daß Friedrich Augs burger belustigt dachte: Was doch ein gutes Essen ausmacht. Schließlich räusperte sich der Dicke und sagte: „Nichts für ungut, nehmt mir's nicht krumm, daß ich nicht grüßte und daß ich Euch so grob anfuhr. Es war nicht schlimm gemeint." Friedrich Augsburger sah erstaunt auf den sächsischen Rat, dann lachte er und sagte freundlich: „Ein solches Wort Hörl man lieber, Herr von Baremsleben." Sie kamen dann gemeinsam ins Unterhalten und setzten sich zusammen. Der kursächsische Rat erwies sich als ein ganz passabler Mann von Lebensart, der viel gesehen und gehört hatte und trotz des Hoflebens eine gutmütige Seele geblieben zu sein schien. Friedrich bemerkte, wie das Auge des Rates ständig musternd über seine Züge glitt. Es schien ihm mehrmals, als denke er nach, ob und wo er ihn bereits einmal gesehen haben könnte. Und sein Gefühl war richtig. Sein Gegenüber begann plötzlich: „Ihr seid mir noch Euren Namen schuldig!" „Friedrich Augsburger," sagte der kurz, aber nicht un freundlich. „Augsburger? Den Namen höre ich zum ersten Male-" „Glaub's wohl. Hab' auch noch nicht das Vergnügen gehabt. Euch kennen zu lernen, Herr Rat." „Und doch kommt Ihr mir so bekannt vor." „Ist schon möglich, daß einer in der Welt herumläuft, der mir ähnlich sieht." „Hört, Herr Augsburger, Ihr müßt Sie zu mir sagen, ich bin der Baron von Baremsleben," sagte der sächsische Rät nicht unfreundlich. „Nach Euch, Herr Baron- Wenn es Euch recht ist, sagen wir beide zueinander Sie." Der Herr Baron machte ein höchst dummes Gesicht, aber da er keine rechte Antwort darauf sand, nickte er nur. So sprachen denn die beiden Herren Sie zueinander, wie es zu der Zeit nur unter hochgeborenen Herrn üblich war. „Wohin geht denn die Reise?" fragte der Rat neugierig. „Nach Irgendwo im Meiningenschen." „Kenn' ich nicht." „Glaub's wohl, ist ein kleines Städtchen nur. Und wohin geht Eure Reise, wenn ich fragen darf?" Der Herr Rat machte ein geheimnisvolles Gesicht und sagte dann leise: „Zurück nach Dresden zum Hofe. Ich bin von meinem allergnädigsten Herrn, dem Kurfürst von Sachsen gesandt, um hier die berühmte Madame Merville zu erwar ten, die eigentlich heute hier mit ihrer Truppe eintreffen müßte." „So, so," sagte Friedrich Augsburger gleichgültig. Der Rat fuhr fort: „Wissen Sie, wer Madame Merville ist?" „Nein," gestand Friedrich. „Sie ist die berühmteste Sängerin und Tänzerin Frank reichs, und mein allergnädigster Herr hat sie zu einem Gast spiel nach Dresden geladen" „So, das wird wieder ein schönes Stück Geld kosten, das die armen Teufel in Sachsen bezahlen müssen." Der Baron sah ihn verwundert an und suchte nach ciner passenden Antwort. Da er sie aber nicht gleich fand, ging er auf die Worte seines Gegenübers nicht ein, sondern fuhr fort: „Ich bin über die Grenze gesandt worden, um Madame Merville hier in Empfang zu nehmen und nach Sachsen zu geleiten Es wird Euch gewiß interessieren, die berühmte Tänzerin und Sängerin kennen zu lernen." „Herzlich wenig, ich gestehe es Ihnen offen." Der Baron schüttelte verwundert den Kopf und schnalzte mit der Zunge. „Sie soll ein verteufelt schönes Weib sein. Sind auch noch andere gute Kräfte bei der Truppe, so der große Säager Scarsagglio. Haben Sie von ihm schon gehört?" Friedrich Augsburger schüttelte den Kopf. Der Rat klopfte verwundert auf den Tisch. „Sie sind ja geradezu weltfremd. Wo haben Sie denn die letzte Zeit gesteckt?" „In Berlin," entgegnete Friedrich kurz. Sie unterhielten sich dann noch eine ganze Weile, bis die Truppe eintraf. Es war abends gegen die achte Stunde, als drei große Reisewagen oorfuhren Nach wenigen Minu ten stand Madame Barbette Merville, umgeben von den Mitgliedern ihrer Truppe im Gastzimmer und ließ den Be grüßungswortschwall des kursächsischen Rates über sich ergehen. (Fortsetzung folgt.)