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MsdmfferTageblatt Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrenlamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeiyenprci«: dir S yrspaltrn« Rauinzrile WRpsg., die 1 gespaltrne Zeile der amtlichen Bebannimachunsen 4V Reich». Plenum, die 3geipal,ene Reklamezcile im textlichen Teile I Reichamarb. Nachwei,nngsgebiihr LV Aeichspsennige. Bar. gefchriedeaeC,,ch-iaun,r. tage und Piatzaarschrtstrii werden nach MSglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 bcrLcksichftgl. Anzei,«- annadme dis aorm.lv Ul-r. dl FLr dir Richtigkeit dv durch Fernruf übermittelten Anzeigen üdernedmcn wir deine Garantie. Jeder Rabat,ansprr ch erdicht, wenn der Betrag durch Klage -ingczog-n weiden mutz oderdrrAuftraggcberin Konkurs gerät. Anzeigen nihmcn alle Pcrmiltlungrstellrn entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, lbR^.AlliPÄa^ft^en Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend PaftdoienundunsereAus. trü»erun»DeichSIt«sl-!Ieu ' '—77 777 7777 nehmen zu jeder Zeit Be. ftellunaen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg adel sanfter Betrirb.ftSrungen besteh, dein Anspruch aus Lieserung der Zeitung adel Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beilirgt. Mittwoch, den 11 Mat 1927 «NAN Rr. 109. — 86. Jahrgang. Telegr.-Adr.: .Amtsblatt" Wilsdruff- Dresden Postscheck: Dresden 2640 wieckererSNnungü.Keiehstsges Lan-bau und Wirtschaft. Sehr eifrig debattiert man auf der Wirtschafts konferenz in Genf und kluge Worte werden genug ge wechselt. Ob aber die Taten dem entsprechen werden? Ob man wenigstens zu gemeinsamen Entschließungen kommen wird? Eine ziemliche Einheitlichkeit der An schauungen hat sich bisher zum mindesten in jenem der drei Ausschüsse gezeigt, der sich mit den landwirt schaftlichen Fragen beschäftigt. Diese werden von ganz besonderer Wichtigkeit, wenn man den Blick nämlich nicht auf den Kreis der europäischen, stark industriali sierten Länder beschränkt, sondern ihn um den ganzen Erd ball schweifen läßt. Mit Recht hat darum der französische sachverständige darauf hingewiesen, daß dieHälfteder Menschheit zur landwirtschaftlichen Bevölkerung ge hört und daher am weitgehendsten Abnehmer derIndustrie- erzeugnisse ist. La taucht denn sofort die Notwendigkeit auf, zu prüfen, ob der Weg der landwirtschaftlichen Er zeugung zum Verbraucher und umgekehrt der Jndustrie- erzeugnisse auf das sie verbrauchende Land hier ein möglichst kurzer und gerader ist. Das hat man in Genf niit Recht verneint. Aufgabe des Handels ist es, die Erzeugnisse den örtlichen und sonstigen Bedürfnissen gemäß zu verteilen, und darin liegt seine volkswirtschaftliche Berechtigung. Daß dabei aber nur unbedingt notwendige Zwischen glieder eingeschaltet werden dürfen, alles unnötig Ver teuernde jedoch ausgeschaltet bleiben oder — wenn es sich hineingedrängt hat — ausgeschaltet werden muß, hebt der deutsche Minister Hermes als Sachverständiger hervor: „Der Weg vom Produzenten zum Konsumenten land wirtschaftlicher Erzeugnisse muß erleichtert werden." Das ist eine alte Forderung gerade in Deutschland. Freilich hat es sich im Kriege bei der Zwangswirtschaft ge zeigt, daß die soviel beredete direkte Zusammenbringung des Erzeugers und des Verbrauchers nicht ganz so einfach ist, wie man sich das vorstellie. Mag es bestimmte große, vielleicht örtlich und sonstwie geeinte Verbrauchermassen einheitlicher Prägung und annähernd gleicher Bedürfnisse geben, so wird dieses System, das leicht in einen ersticken den Bureankratismus ausmündet, doch immer sich er gänzen müssen durch einen volkswirtschaftlich gar nicht zu beseitigenden Handel. Die Verkürzung des Weges zwischen Erzeugern und Verbrauchern der Agrarerzeugnisse muß aber nicht bloß von der Verbraucherseite her angebahnt werden, sondern auch von der anderen Seite her. Darauf ist in Genf gleich falls hingewiesen worden. Das ist — besonders in Deutschland — schon in weitgehendem Maße geschehen durch die Schaffung und die Verbreitung des landwirt schaftlichen Genossenschaftswesens jeder Art, die eigentlich auch erst die Voraussetzung abgab für eine immer bessere Organisierung der Agrarerzeugung. Gleichzeitig aber auch für eine Verkürzung des Weges von zahlreichen Jn- dustrieerzeugnissen zum landwirtschaftlichen Bedarf hin- uber. Daß hierfür noch unendlich viel geschehen kann und geschehen muß, um die Ernährungsdecke des deutschen Volkes zu vergrößern, versteht sich von selbst, nur sind gerade uns ja so zahlreiche Hemmungen und Hindernisse in den Weg gelegt, daß wir nur stolpernd und langsam vorwärtskommen. Aber auch der Blutkreislauf zwischen Landbau und Industrie, also die Kreditpolitik, muß auf möglichst kurze Bahnen gebracht, damit beschleunigt werden. Wenn das Blut langsam und träge dahinschleicht, dann sterben die Glieder ab, nach den kleinen die großen. Gesundung des Kreislaufes — wir haben es in Deutschland bei der Stabilisierungskrise erlebt — führt aber gleichzeitig auch zur Beseitigung volkswirtschaftlicher Schädlinge, wie sie gerade auf dem Gebiete des Austausches in den Zeiten der Inflation so massenhaft emporgewuchert waren und die Scheidewand zwischen Landbau und Wirtschaft immer höher schichteten. Vieles ist jetzt besser geworden, aber viel bleibt noch zu tun übrig. Agrarkrise und Weltwirtschaftskrise. Dr. Sering gegen den Dawes-Plan. In der landwirtschaftlichen Kommission der Welt wirtschaftskonferenz in Genf hielt der deutsche Vertreter Geheimrat Dr. Sering eine Rede über die Zusammen hänge der Agrarkrise und der Weltwirtschaftskrise. Er betonte hierbei, daß man von einer normalen Preis bildung bei landwirtschaftlichen Produkten weit entfernt sei. Die Ursache der abnormen Preisbildung liege in der gesunkenen Wettbewerbsfähigkeit und Kaufkraft der euro päischen Industriegebiete. Als Ursache für die gesunkene Kaufkraft gab der Redner vor allem die Steigerung der unproduktiven Aus gaben für militärische Zwecke und für Erledigung der poli tischen Schuldenverpflichtungen an. Letzten Endes seien die gesamten europäischen Schuldenverpflichtungcn auf Grund der Bestimmungen des Dawes-Planes durch Deutschland zu leisten. In dieser Tatsache liege die Ursache der Weltagrarkrise und der Welt wirtschaftskrise begründet. Die Weltwirtschastskonfe- renz verfehle ihr Ziel, wenn nicht die erste Vor aussetzung für die Begebung der Weltwirt- Reichstagsbeginn nach Ostern. Berlin, 10. Mai. Die erste Überraschung für das erwartungsvolle Auge beim Eintritt bietet der ansehnliche Blumenstrauß auf dem Präsidentenplatz, der eine freundliche Frühlings- note in das strenge Gefüge des Reichstagssaales bringt. Der Frühling, der sich unter dem Regiment der Eisheiligen heute etwas kühl anläßt, soll hier aber nicht begrüßt werden, sondern der von schwerer Erkrankung genesene Präsident des Hohen Hauses, Herr Löbe, dessen in an genehmer Erholungssrische strahlendes Gesicht alsbald hinter dem Blütengebinde auftaucht. Vizepräsident Dr. Rießer spricht unter Beifall von allen Bänken Genugtuung über die Wiederherstellung des Präsidenten aus, Löbe antwortet mit Dankesworten für seine Ver tretung und drückt die Hoffnung aus, in der kommenden Arbeitsperiode werde man vielleicht ohne Überstunden und Nachtschichten auskommen. Einige Abgeordnete wiegen dazu zweifelnd die Häupter. Aber allzusehr scheint der Ernst der Stunde noch nicht die Herzen ergriffen zu haben, denn die Mitteilung Löbes, die Staatsanwaltschaft verlange Genehmigung zur Strafverfolgung der Abgeord neten F ü r st v. Bismarck und Lange-Heger- mann, löst Heiterkeit von rechts und links aus, als man erfährt, der Enkel des Altreichskanzlers habe unvorschrifts- inäßige Automobilfahrten unternommen und der viel genannte frühere Zentrumsvertreter, jetzt parteilose Ab geordnete sei zu nachtschlafender Zeit unter Übertretung der Polizeistunde noch beim Becher betroffen worden. Der Geschäftsausschuß wird die Forderungen der strengen Gerichtsbarkeit auf ihre Berechtigung hin prüfen. Der völkische Dr. Frick erhebt Protest gegen die polizeiliche Bevormundung der Nationalsozialisten und verlangt so fortige Beratung der Entwürfe zur Vereinsgesetzgebung. Ein Kommunist wettert gegen die geplante Portoerhöhung und will morgen dazu Stellungnahme. Beide Anträge finden keine Mehrheit. Einige wenig erschütternde Vor lagen erreichen debattelos ihre Genehmigung. Die Be stimmungen über die Einfuhr von Gefrierfleisch rufen noch zwei Redner auf den Plan, selbst der Reichsernährungs- minister Schiele erscheint auf der sonst verwaisten Mi nisterbank — aber es kommt weiter nichts heraus als eine Verweisung der Materie an den Volkswirtschaftlichen Ausschuß. Dann läßt inan es für heute genug sein, die eifrigen Volksboten können zu Skat oder Fenenerinnerungen zurückkehren. So friedlich wie diesmal wird's wohl nicht allzulange bleiben. schaftslrife gegeben set, nämlich eine Regelung der politischen Zahlungsverpflichtungen aus einer Grundlage, die für alle Beteiligten dankbar sei. Andernfalls müßten in Europa die Zustände wicdcrkehren, vie wir sie in Deutschland im Jnslationsjabr 1923 erlebt haben. Die Rückwirkungen einer derartigen Entwickelung aus die ganze Welt würden dann nicht ausbleiben. Im Jndustricausschutz hielt Neichstagsabgeordnet-r Dr. Lammers, Vorstandsmitglied des Ne-chsverbauds oer Deutschen Industrie, eine groß angelegte und mit nach haltigem, lang andauernden! Beifall aufgenommene Rede, in der er die Forderung aufstellte, daß eine europäische Generalidee für die hauptsächlichsten wirtschaftlichen Pro bleme, vor allem in bezug auf Rationalisi-rnna und Kar tellierung, geschaffen werde. Landgemeinden und KinsnZausgseich. Berlins Absage an den Städtetag. Dem Hauptvorstand des Verbandes der Preußischen Landgemeinden, der in Berlin zusammentrat, berichtete Landrat Dr. Gereke, M.d.R., ausführlich über den Reichs- sinanzausgleich und den Finanzausgleich in den Ländern, besonders in Preußen. Dabei wurde ausgeführt, daß im Reichsfinanzausgleich die Wünsche der Landgemeinden zu einem erheblichen Teil Berücksichtigung ge funden hätten. Beim preußischen Finanzausgleich sei den Interessen der Landgemeinden und kleineren Städte keineswegs ausreichend Rechnung getragen worden. Die Unterverteilung der Neichssteueranteile stelle eine starke Begünstigung der großen Städte dar. Das Reichsrahmengesetz zur Regelung der Neal- steuern war ebenfalls Gegenstand lebhafter Erörterung. Landrat Dr. Gereke führte u. a. aus, ein Gesetz über die Vereinheitlichung des Steuerrechtes sei auch vom Stand punkt der Landgemeinden nur zu begrüßen. Die ein gehenden Steuerbeträge müßten in erster Linie dem kleinsten Steuergläubiger, also der Gemeinde gutgeschrie ben werden, so daß teilweise Stundungen nicht auf Kosten der Gemeinden gingen. Der Vorstand des in Koblenz tagenden Deutschen und Preußischen Städtetages befaßte sich mit dem Beschluß Berlins, von den weiteren Beratungen des Städtetages als Protest dagegen vorläufig fernzubleiben, daß es bei Denn schon geht ein Raunen über bevorstehende harte Aus einandersetzungen bei der Frage der Verlängerung des N e p u b l i k s ch u tz g c s e tz e s, die der Lösung harrt, und bei der namentlich über die mögliche oder unmögliche Rückkehr des früheren Kaisers nach Deutschland ent schieden werden soll. Da hetßr es also Kräfte sammeln. io. SitzungsberrchL. (310. Sitzung.) OL. Berlin, 10. Mai. Die erste Sitzung nach den Osterferien sieht ein nicht allzu stark besetztes Haus. Vizepräsident Dr. Rießer richtet begrüßende Worte an den wiedergenescnen Reichstagsprä- sidcntcn. Er spricht die Hoffnung aus, daß der Präsident in gleicher Weise und in gleicher Unparteilichkeit mit dem guten Humor, über den er verfüge, seine Tätigkeit noch recht lange ausübcn möge. (Lebhafter Beifall.) Reichstagspräsident Löbe dankt für die herzlichen Be- grüßungsworte. Er gibt der Erwartung Ausdruck, daß die bevorstehenden großen Aufgaben des Reichstags ohne Über stunden, ohne Nachtschichten und ohne Beschränkung der som merlichen Freiheit erledigt werden können. Ein Antrag des Oberstaatsanwalts in Stendal aus Ge nehmigung zur Strafverfolgung des Abg. Fürst von Bis marck (Dtn.) wegen Übertretung der Verordnung betr. Kraft fahrzeuge wird dem Geschästsordnungsausschutz überwiesen, ebenso ein weiterer Antrag auf Genehmigung zur Strafver folgung des Abg. L a n g e-Hcgcrmann (parteilos) wegen Übertretung der Polizeistunde. Vor Eintritt in die Tagesordnung erhebt Abg. Dr. Frick (Rationalsoz.) in einer Erklärung schärfsten Protest gegen die vormärzlichen Methoden, die gegen die Nationalsozialistische Arbeiterpartei angewendct würden. Der Redner beantragt die sofortige Beratung des dein Reichstag vorliegenden Vereins- gesctzes. Gegen die sofortige Behandlung wird Widerspruch erhoben. Das Lnstverkehrsabkommen zwischen dem Deut schen Reiche und der Tschechoslowakei wird in allen drei Lesungen angenommen. Der Gesetzentwurs über die Abände rung der internationalen Mcterkonvention wird in allen drei Lesungen angenommen, desgleichen das Abkommen zwischen dem Deutschen Reiche, Belgien, Frankreich und Italien über die gegenseitige Anerkennung der Bcschußzeichen für Hand feuerwaffen. Es folgt dann die Beratung des Berichts des Ausschusses für Handelspolitik über Entschließungen betr. das Verbot der Verwendung von Gefrierfleisch zur Wurst- sabrikation usw. Auf Antrag des Abg. Schlack (Ztr.) wird die Entschließung an den Volkswirtschaftlichen Ausschuß zu- rückvcrwicsen. Das Haus vertagt sich auf Mittwoch. Ein kommunistischer Antrag, in der Mittwochsitzung die Frage der Portoerhöhung zu behandeln, wird abgelehnt. dem Finanzausgleich nach seiner Ansicht stark benachteiligt würde. Die Vorstände halten es, wie in einer Ent schließung ansgedrückt wird, für untragbar, daß Mei nungsverschiedenheiten zwischen dem Städtetag und seinem Vorsitzenden, dem Berliner Oberbürgermeister, in der Öffentlichkeit in einer Weise ausgetragen werden, die das Gesamtinteresse aller Städte schädi gen muß. Sie bedauern das Fehlen des Oberbürger meisters von Berlin in der von ihm einberufenen Sitzung, die Gelegenheit zur Aussprache mit ihm und zur Verstän digung hätte geben können. Der Städtetag hält es, wie in l der Entschließung zum Schluß betont wird, nach wie vor für seine Pflicht, Einzelinteressen aller seiner Mitglieder dem höheren Interesse der Gesamtheit einzuordnen. EMSnWng der Engländer in Chinn. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 11. Mai. In der vorgestrigen Erklärung Cham berlains im Untcrhause wird gesagt, daß der Umschwung der eng lischen Politik in China in Pekinger britischen Kreisen, wie Daily Telegraph zu berichten weiß, beträchtliche Enttäuschung hcrvvrgerufen habe. Es soll lediglich die chinesische Soldateska im Schach gehalten werden. Die Amerikaflieger verschollen. Vor einer großen Suchaktion. Die Nachricht, daß die französischen Transozeanflieger bereits an der amerikanischen Küste gesichtet wurden, hat sich nicht bestätigt; ihr Schicksal ist vielmehr ganz ungewiß. Newyork ist ohne Nachricht. Das Marinedepartement hat 18 große und schnelle Kriegsschiffe unter Dampf, die sofort in See gehen können, wenn eine Anweisung des Präsi denten, der allein den Befehl geben kann, in Newyork ein- irifft. Ohne diesen Befehl abzuwarten, hat die Werft in Boston einen Schlepper bis nach Cap Sable entsandt und einen anderen in See hinaus bis auf die Höhe von Neu schottland, um schon Vorarbeiten für die suchenden Kriegs schiffe zu leisten. Allgemein wird angenommen, daß Nungesser und Coli nach Verbrauch ihrer. Benzinvorräte auf die See hinunter-