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Wilsdruff - Dresden Postscheck: Dresden 2K4V Montag, den 23 Mai 1927 Europäischer Handel. über diese in Genf sowohl wie in den verschiedenen europäischen Ländern, nicht zuletzt in Deutschland, augenblicklich im Vordergründe stehende Frage wird uns von einem Sachverständigen geschrieben: Die internationale Wirtschaftskonserenz in Gens neigt sich ihrem Ende zu und sie bemüht sich, zu festen Er gebnissen zu kommen. Ob das in allen Punkten gelingen wird, ist freilich noch etwas fraglich, weil die Russe n die Gelegenheit benutzen, um das von ihnen eingerichtete sozialistische Wirtschaftssystem vor der Welt auch formell zur Anerkennung zu bringen. Im übrigen waren ja besonders in den letzten Tagen die Geister gerade in der Hauptfrage, die den Kongreß zu beschäftigen hatte, sehr Icharf aufeinandergeplatzt und diese Frage ist einer wirk lichen Lösung trotzdem nicht nähergekommen, weil die Konferenz nur Vorschläge machen, nicht Beschlüsse fassest kann. Es handelt sich dabei um die wirtschasts- PolitischenSchutzmauern, also den Streit darum, ob die Höhe der Zölle, die dazu bestimmt sind, die Eigen wirtschaft eines Landes zu schützen, nicht letzten Endes ver hängnisvoll wirken auf die europäische Gesamtwirtschaft und damit auch auf die Eigenwirtschaft aller Länder. Hierbei standen sich besonders die englische und die französische Meinung gegenüber und der stark frei händlerische Standpunkt der Engländer dürfte bei den bevorstehenden Beschlußfassungen der Konferenz den Sieg s erringen. Ob man sich allerdings davon eine praktische Wirkung versprechen kann, gerade jetzt, .da in Frankreich ver Kampf um den Zolltarif tobt, ist sehr fraglich. Viel wichtiger ist, daß in Genf beschlossen wurde, die Han- v e l s m i n i st e r aller an der Weltwirtfchaftskonserenz beteiligten Staaten sollten zusammenkommen, um den Be schlüssen und Anregungen erst einmal einen praktischen Hintergrund zu geben. Der englische Delegierte hatte nämlich den Antrag eingebracht, daß in den verschiedenen Lände«! Regierungsmaßnahmen getroffen werden sollen, nm den Entschließungen der Weltwirtschaftskonferenz überhaupt eine Wirkung zu verschaffen. So will denn auch, was man vielleicht als Folge der Konferenz be- trachten mag, der französische Hauptdelegterte von Gens nach Berlin reisen, um die deutsch-französi sch e n W i r t s ch a f t s v e r h a nd lu n g en wieder in Gang zu bringen. Er hat ausdrücklich erklärt, daß er die Absicht habe, einen Handelsvertrag wenigstens auf fünf Jahre zustande zu bringen, und zwar auf Grund eines festen Tarifes, und er hofft, daß eine Einigung in Berlin eher zu erzielen sein wird als bei den schon jahrelang währenden Verhandlungen, die in der Hauptsache in Paris vor sich gingen. Selbstverständlich wird der französische Minister in Berlin auf ein weitgehendes Entgegenkommen rechnen können. Hat doch — abgesehen von der Absicht der Ne gierung, gerade mit Frankreich endlich zu einem Abschluß der Handelsvertragsverhandlungen zu kommen — bei spielsweise der Deutsche Hansabund, also eine bedeutsame soeben tagende wirtschaftliche Organisation, führende Wirtschaftler Englands und Frankreichs zu Äußerungen veranlaßt, die für das allgemeine Streben nach einer wirtschaftlichen Verständigung zwischen den einzelnen Ländern zeugen. Wenn der englische Sachver ständige erklärt, daß man mehr und mehr einsehe, ein blindes Streiten um Obergewalt in der Weltindustrie bringe eine gewaltige und nutzlose Verschwendung von Vermögen und Energie mit sich, und der Franzose sich dem anschließt mit dem Ausspruch, daß eine Senkung der Zolltarife mitder internationalen Verständigung der In dustrien und mit der Rationalisierung allein ein wirkliches weltwirtschaftliches Vorwärtskommen ermöglichen könne, so decken sich mit diesen Anschauungen auch die allgemeinen Erklärungen und Ansichten der Genfer Konferenz. Denn dort hieß es: „Das Problem, das wir zu lösen haben, ist sicht Selbstvernichtung durch besinnungslose Konkurrenz, sondern Verständigung über die besten Methoden, die an gewandt werden können, um neue Märkte zu schaffen. Eine scharfe Trennung der Nationen in wirtschaftlicher Beziehung gibt es nicht und kann es nicht geben." Die Absichten sind also klar und ganz nutzlos ist in folgedessen die Genfer Wirtschaftskonferenz nicht gewesen, weil sie von diesen Strömungen in der Weltwirtschaft Kunde gegeben hat. Man darf sich freilich übertriebenen Hoffnungen über ein sofortiges Auswirken dieser An- schaunngen nicht hingeben, aber der Kampf um den Zoll- Frankreich beweist im übrigen, daß die Hochschutz, zollpolltlschen Strömungen in Europa nicht mehr so unbe- dingt das Oberwasser haben. * Oie Berliner Tagung des HanfabundeS. Auf der Tagung des Hansabundes in Berlin verlangte das Präsidialmitglied Mo sich unter dem Beifall aller Delegierten, daß das Reich seine nicht unerheblichen Re- serven liquidiere, um dadurch die Steuerlast etwas zu senken. Ebenso forderte er eine Vereinfachung der Haushaltsgestattung bei Ländern und Gemeinden und die Einschränkung des Gesetzgebungsapparates. Von den Steuern ist in erster Linie die Gewerbesteuer abzubauen. Zum Schluß der Tagung fand gemeinsam mit dem Außenhandelsverband eine Versammlung statt, in der auch kngMehekinkreilungkutzlsncks England, Frankreich vnd Rußland. Großbritannien sucht nach Bundesgenossen. Die englische Öffentlichkeit wird durch immer wieder kehrende Berichte der Londoner Presse auf den bevor stehenden Bruch zwischen England und Rußland vor bereitet. Die sonst gut unterrichtete „Daily Mail" meldet in auffallender Form, daß ein vollständiger Bruch der Beziehungen zwischen Großbritannien und der Moskauer Regierung vom englischen Kabinett jetzt für unvermeidlich angesehen werde. Wie dasselbe Blatt zu melden weiß, ist das englische Auswärtige Amt im Besitz unwider legbarer Beweise, daß in Großbritannien eine vollständige Organisation mit der Sowjetvertretung als Spitze bestehe, deren Ziel der Umsturz der britischen Ver fassung sei. In ministeriellen Kreisen werde betont, daß die öffentliche Enthüllung dieser Verschwörung in allen ihren Einzelheiten politisch nur von größtem Vorteil für die Negierung sein könne. Natürlich sucht England im Kampfe gegen Ruß land weitere Bundesgenossen zu gewinnen. Die englische Presse leistet der Negierung hierbei gute Hilfsdienste, in dem sie vorsichtig ihre Fühler nach solchen Kampfgenossen «usstreckt. So will der „Daily Telegraph" wissen, daß auch Italien angesichts der zahlreichen berechtigten Be schwerden Roms gegen Moskau bald seinen Botschafter aus Moskau abberufen werde. Auch Frankreich soll nach englischen Blättermeldungen im Kampfe gegen Nuß- land an die Seite Englands zu treten gewillt sein. So berichtet die „Morning Post" ans Paris, daß in dortigen amtlichen Kreisen verlautet, daß die französische Negierung jetzt überzeugt fei, daß nichts von der Sowjctrcgierung er wartet werden könne, und daß ein engeres Einvernehmen zwischen Frankreich und Rußland, das vor einigen Mo naten möglich schien, jetzt nicht mehr in Frage komme. In Frankreich beschäftigt man sich übrigens schon ernstlich mit der Frage, welche Stellung die französische Regierung im Falle eines Bruchs zwischen England und Rußland einnehmen wird. Das „Echo de Paris" vertritt englische und französische Wirtschaftssuyrer sich sur einen Abbau der Zollschranken einsetzten. Die Völkerverständi gung, so wurde betont, wäre zwecklos, wenn nicht die Staaten miteinander arbeiteten und so Frieden und Fortschritt der Menschheit erleichterten. Lindberghs Ozeanflug. Begegnung mit einem Dampfer. über den Start Lindberghs zum Ozeanflug Newyork— Paris werden noch folgende Einzelheiten bekannt: Die Entscheidung des jungen Fliegers Lindbergh, im Morgen grauen zum direkten Fluge nach Paris zu starten, ver breitete sich mit Windeseile vom Fluakeld und Tausende Ozeanflieger Lindbergh und sein Flugzeug. seiner Freunde rückten in Nacht und Nebel heran. Um 1 Uhr morgens ging ein heftiger Regenguß nieder, danach klärte sich das Wetter ständig auf. Lindbergh, „The Kid Flyer", der Liebling des Newyorker Publikums, flog um 12.51 Uhr (Berliner Zeit) unter dem brausenden Jubel der Anwesenden ab. Der Start ging glatt vonstatten. Lindberghs Ryan-Eindecker wog startend 2140 Kilo gramm. Die Startstrecke betrug fast 400 Meter, während deren der Aeroplan zweimal vergeblich vom Boden sich er hob. Die höchste Eigengeschwindigkeit, die das Flugzeug erreichen kann, beträgt 208 Stundenkilometer. Eine starke Nebeldecke an der Küste von Neuengland verhinderte größtenteils die klare Sicht, jedoch wurde Lindberab über Providence und später über Brockton hiervet die Meinung, vaß es unter den gegenwärttgen Um ständen einer Herausforderung gegen England gleich kommen würde, wenn Frankreich den Russen Handels kredite gewähren würde. Damit wären auch die seit acht zehn Monaten geführten französisch-russischen Kreditverhandlungen, deren Abschluß irrtüm licherweise vor einiger Zeit schon berichtet worden war, zum Scheitern verurteilt. Das Blatt weist weiter darauf hin, daß, wenn die Dinge zwischen England und Rußland sich verschlimmern würden, das Auswärtige Amt in London sich bemühen wird, eine europäische Blockpolitik zustande zu bringen, wobei dann auch englischerseits der Versuch gemacht werden würde, Deutschland dem Einfluß der Russen zu entziehen. Einigung mit den Russen in Gens. Die seit einigen Tagen in Gens bestehende Russenkrise, die durch die Forderung der russischen Sowjetdelegation nach grundsätzlicher Anerkennung der kommunistischen Wirtschaftstheorie entstanden ist, gegen die sich namentlich England gewandt hat, ist jetzt beigelegt worden. Man hat sich auf der Genfer Weltwirtschaftskonferenz auf eine For mel geeinigt, in der es heißt: „In Anerkennung der Wichtigkeit der Neubelebung des Welthandels und unter absoluten! Verzicht auf eine Einmischung in die politischen Fragen betrachtet die Welt- wirtschastskonferenz die Teilnahme der Mitglieder aller hier vertretenen Länder, welcherart auch die Unterschiede in ihren Wirtschaftssystemen sein mögen, als ein glückliches Vorzeichen für eine friedliche wirtschaftliche Zusammen arbeit aller Völker." Nach Annahme dieser Kompromißformel dankte Sir Arthur Balfour dem Führer der sowjetrussischen De legation, Ossinski, für sein Entgegenkommen, der feiner, seits für die Mitarbeit des englischen Delegierten bei der Erzielung der Verständigung dankte. Die Russen werden also die Genfer Wirtschaftskonserenz, die überdies kurz vor ihrem Abschluß steht, nicht, wie sie gedroht hatten, vor zeitig verlassen. (Massachusetts) gesichtet. Desgleichen überflog Lindbergh Metoghan in Neuschottland. 500 Meilen vor Irland. Ein Funkspruch des Dampfers Empreß of Scotland* meldet, daß Lindbergh 500 Meilen von der iri sch e n K ü st e entfernt gesichtet worden ist. DaS Flugzeug hatte große Geschwindigkeit. Es könne um 8 Uhr Newyorker Zeit auf der Höhe von Irland erwartet wer den. Auch von anderen Schiffen liefen Nachrichten über Beobachtung des in schneller Fahrt befindlichen Flug zeuges ein. Byrd macht sich fertig. Der Nordpolflieger Byrd will jetzt ebenfalls von Newyork nach Paris abfliegen. Er will nur noch die Nachrichten über Lindbergh abwarten. Byrd hat einen Funksender an Bord und will außer einem Ersatzpiloten auch noch einen Funkofsizier mitnehmcn. Dann erhebt sich allerdings wieder die Frage der Belastung des Apparates. * Lindbergh in Paris gelandet. In 33 Stunden über den Ozean. Im Beisein einer Menschenmenge von mehr att 100 000 Zuschauern landete der amerikanische Flieger Lindbergh in der Nacht aus Sonntag um 10.20 Uhr west europäischer Zeit auf dem Pariser Flugplatz Le Bourget. Überwältigender Jubel empfing ihn. Er verließ an scheinend körperlich frisch das Flugzeug. Starke Polizei- kräfte mußten ihn und das Flugzeug vor dem Andrang schützen. Das Flugzeug wurde sofort in der Flugzeughalle untergebracht. Lindbergh ist nicht genau auf denr üblichen Landungsterrain niedergegangen, sondern etwa 100 Meter entfernt. Man hatte Mühe, dem amerikanischen Bot schafter, der Wert darauf legte, Lindbergh als erster zu begrüßen, einen Weg bis zu dem Flieger Au bahnen. Es wurde ein kurzer Empfang in einer der Flugzeughallen veranstaltet. Dann begab sich Lindbergh zur Erholung in ein Hotel, da sich bald herausstellte, daß er stark er schöpft war. Vor der Ankunft hatten die von Zeit zu Zeit bekannt- gegebenen Meldungen von Stationen, die der Flieger passiert hatte, die Erregung der erwartenden Menge bis zur Siedehitze gesteigert. Lindbergh ist 25 Jahre alt und hat für die 6000 Kilometer weite Strecke 334L Stnnden ge braucht. Der Engländer Alcock brauchte im Juni 1919 bei der ersten Ozeanüberquerung im Flugzeug ohne Zwischen landung 16 Stunden und 12 Minuten für den Flug von Neufundland nach Irland bei 3400 Kilometer Entfernung. Der Zeppelinkreuzer „Z. N. III", der in Friedrichshafen am 12. Oktober 1924 startete, landete am 15. Oktober in Lakehurst nach 8Ü Stunden und 40 Minuten Flugdauer. Das Luftschiff hatte die längste Strecke zurückznlegen und