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I ^lsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, ra,eblLU- eischeint an allen Werktagen nachmittag-5 Uhr. Dezugsprei«: Bei Abholung in ^T^^°kt»st-ll-und den Ausgabestellen 2 BW. im Monat, bet Zustellung durch die Boten 2,3v RM., bei Postbeftellung ? AM. >u,üglich Abtrag. . gebühr. Einzelnummern IMpfg.AllePoftanftolten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postboten und unsereAus. tragerun» «eschastsstellen 1 -!— nehmen zu jeder Zeit Be. st-llun^en entgegni. ImFallc höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der geitun, ober «ürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Lürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. 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Jahrgang Telegr Adr: .Amtsblatt« Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 25 April 1927 Der populärste Deutsche. „Ist erst der nationale Gedanke, das nationale Be wußtsein wiedererstanden, dann werden für uns aus dem großen Kriege, auf den kein Volk mit berechtigterem Stolz und reinerem Gewissen zurückblicken kann als das unsere, solange es treu war, sowie auch aus dem bitteren Ernst der jetzigen Tage sittlich wertvolle Früchte reifen. Das Blut aller derer, die im Glauben an Deutschlands Größe gefallen sind, ist dann nicht vergeblich geflossen. In dieser Zuversicht lege ich die Feder aus der Hand und baue fest auf dich — du deutsche Jugend!" Als Hindenburg vor sieben Jahren mit diesen Sätzen feine .Erinnerungen" schloß, da mag er Wohl nicht geahnt haben, daß dieses Niederlegen der Feder nicht zur Wahr- hcrt werden sollte; auch nicht erst auf die deutsche Jugend brauchte er zu bauen, sondern das Geschlecht, das unter seiner Führung gestritten und gelitten hat, war es, das ihn nm 26. April 1925 auf den Schild hob. Nicht mit der sonst in Wahlkämpfen üblichen Beschimpfungs kanonade Wurde dieser Mann überschüttet, als er damals nach dem ersten vergeblichen Wahlakt nun aufgesorderj Wurde, für das höchste Amt zu kandidieren, das das deutsche Volk zu vergeben hat. Um die Mitter nachtsstunde des 26. April war es gewiß, daß die Mehrheit des deutschen Volkes sich hinter den Mann stellte, dem sie durch Leid und Not vier Jahre hindurch gefolgt war. Auch jene Kreise, die ihm ihre Stimme nicht gegeben hatten, haben ihn während seiner zweijährigen Präsidentschaft schätzen ge lernt und respektieren ihn zum mindesten heute. Er ist wirklich der erste Diener des Staates geworden, und gerade der Mann, der vor zwei Jahren sein Gegen kandidat war, der jetzige Reichskanzler Dr. Marx, selbst ist es gewesen, der vor kurzem über die Unparteilichkeit des Reichspräsidenten Worte tiefer Verehrung fand. D i e Gegner von damals sind heute Freunde geworden. Entschlüsse schwerster Art sind ihm nicht erspart ge blieben; aber wie er sich auch entschied, so blieb er doch immer außerhalb des Lobes und des Tadels der Par teien, weil man wußte, daß er entschied, wie sein Ge wissen es ihm vorschrieb. Und nicht bloß das Inland betrachtet den deutschen Reichspräsidenten als den »populärsten Deutschen", sondern sein Name ist als Verkörperung des Deutschtums bekannt rings um den Erdball. Nicht etwa nur als Heerführer, sondern jetzt nicht minder als Repräsentant des deutschen Volkes im Frieden. Es klingt Wie ein Märchen, wenn man sich daran er- "Mcrt, daß der Jüngling vor mehr als 60 Jahren bei Abniggrätz gefochten, dann die Schaffung des Deutschen Reiches im Schlosse von Versailles miterlebt hat. Das Schicksal führte ihn aus die Höhen der Menschheit. Ver gangenheit, Gegenwart und bessere Zukunft des deutschen Volkes strömen in dieser Person zusammen. „Ich habe das sichere Vertrauen, daß es der Gedankentiefe und der Gedankenstärke der Besten unseres Vaterlandes gelingen wird, neue Ideen mit den kostbaren Schätzen der früheren Zeit zu verschmelzen und aus ihnen vereint dauernde Werte zu prägen, zum Heile unseres Vaterlandes. Das ist die felsenfeste Überzeugung, mit der ich die blutige Walstatt des Völkerkampfes verließ. Ich habe das Helden ringen meines Vaterlandes gesehen und glaube nie und nimmermehr, daß es ein Todesringen gewesen ist." Ihm ist es im späteren Alter beschieden gewesen, mit daran zu helfen, dieses Wort, diese Hoffnung, diese Zuversicht Wahrhcitwerdenzusehen, selbst der Verwirk lichung cntgegenzuführen. Und an diesem Tage, da sich zum zweitenmal seine Wahl zum Reichspräsidenten jährt, gibt seiner übergroßen Mehrheit der Zuversicht Ausdruck, daß ihm in Hin- bleibt zu besserer Zukunft er- Nie WHsmlanAräumung. Ein neuer französischer Versuchsballon. Der Berliner Korrespondent des „Journal" will aus zuverlässiger Quelle erfahren haben, daß im Gcgcnsat, zu den kürzlich in deutschen parlamentarischen und politischen Krcifcn verbreiteten Nachrichten die Rcichsregicrung nicht die Absicht hätte, eine diplomatische Note über eine vor zeitige Rheinlandräumung an die Alliierten vor Ende September zu überreichen. Gegenwärtig konzentriere sich die ganze diplomatische Aktivität des Reiches darauf, von den Alliierten die Erfüllung jener Versprechen ; n erhalten, die Briand und Chamberlain gegenüber Stresemann in Locarno gemacht hätten und die sich aus eine „empfindlichs Verminderung der I st - Bestünde der Feinde im Nhcinlande zu einem nahen Termin" beziehen. Dasselbe Versprechen habe übrigens die Botschaftcrkonserenz in ihrer Note vom 15. November 1925 wiederholt. Der seinerzeit zwischen Berlin und Paris ftattgrsundcne Gedankenaustausch habe in der Hauptsache die Verminderung des Esfektivbestandcs der Lcsatznngstruppen zum Gegenstand gehabt. Stresemann lege auf die Erfüllung der Versprechen Briands und Chamberlains in erster Linie Wert, um die Angriffe zu widerlegen, die behaupten, das? er zu leicht den Worten des französischen und des englischen Außenministers genier Slbrüstungsberatungen Enttäuschung über das Ergebnis. Der Vorbereitende Ausschuß für die Abrüstungskonfe renz hat, ohne in eine weitere Debatte über die Kontroll frage einzutreten, beschlossen, die ganze Kontrollfrage auf die zweite Lesung zu vertagen und die gegensätzlichen Auf fassungen, die im Lause der gegenwärtigen Tagung zu dieser Frage aufgetreten sind, in dem Schlußbericht an den Völkerbundrat nebeneinanderzustellen. Der japanische Delegierte machte dem Ausschuß davon Mitteilung, daß er seine Vorbehalte in bezug auf die Be grenzung der Marineeffekte, des Materials bei der Luft waffe und der Flugzeuge auf Kriegsschiffen im Auftrage seiner Regierung unter bestimmten Voraussetzungen, unter ander bei Verzicht auf Unterscheidung von Mann schaften und Offizieren, zurückziehe. Eine Kundgebung des Internationalen Fricdensbureaus in Genf. Das Internationale Friedensbureau in Genf, das die Zentrale aller Friedensgesellschaften in der ganzen Welt bildet, hat an den Vorbereitenden Ausschuß für die Ab rüstungskonferenz einen Aufruf gerichtet, der vom Präsi denten des Friedensbureaus, dem belgischen Senator La fontaine, unterzeichnet ist und feststellt, daß sich der Welt noch niemals eine tiefergehende Enttäuschung bemächtigt hat als anläßlich der Beratungen des Vorbereitungsaus schusses. Der Aufruf weist auf die Verpflichtung aus dem Völkerbundpakt und auf die Versprechungen in bezug auf die allgemeine Abrüstung hin. Feuer Gchriit in Belgrad. Gemeinsames Vorgehen Englands und Frankreichs. In Belgrad sprachen der französische und der eng lische Gesandte bei dem jugoslawischen Außenminister Marinkowitsch vor. Der Zweck ihres Besuches war ein neuer Vermittlungsversuch der beiden Mächte zur Lösung des italienisch-jugoslawischen Konfliktes. Da ein gleicher Schritt in Rom vorgenommen wurde, ist man in Belgrader politischen und diplomatischen Kreisen allgemein der Ansicht, daß der Konflikt in eine neue Phase getreten ist, und daß nunmehr von feiten der Mächte alle Möglich keiten ausgenutzt werden, um eine Lösung ohne Anrufung des Völkerbundes herbeizuführen. Der jugoslawische Außenminister hat auch bei dieser Gelegenheit die Bereit willigkeit der jugoslawischen Regierung zu einer fried- Glauven geschenkt hätte. Stresemann strebe die Vermin derung der Besatzungstruppen um eine Division an. Von offiziöser deutscher Seite wird hierzu milgeteilt, daß die deutsche Initiative für die endgültige Rheinland- rüumung einsetzen wird, nachdem die Vorausfetzungen des Artikels 431, das heißt, die Verpflichtungen in der An gelegenheit der O st b e f e st i g u n g e n, erfüllt worden find. Dabei ist daran zu erinnern, daß der Reichsaußen minister in Genf bereits betont hat, Deutschland werde sich für sein Vorgehen den günstigsten Zeitpunkt aussuchen. Natürlich läßt sich das Datum entsprechend heute noch nicht bestimmen. Japan in Unanznsien. Ein dreiwöchiges Moratorium. über Japan ist eine schwere Firmnzkrise hereinge brochen, so daß die Regierung die Schließung aller Banken für drei Wochen, sowie einen allgemeinen Zahlungsauf schub und die Schließung der Waren- und Effektenbörsen angeordnet hat. Die Zeitungen haben einen Burgfrieden geschlossen und betonten, daß jetzt alle politischen Parteien ihre Streitigkeiten vergessen und die Finanzfragen nach dem Standpunkt der Wohlfahrt des Landes erörtern sollten. Wie groß die Finanzmisöre in Japan augen blicklich ist, kann man daraus e ch die Ausfuhr von Gold nach den Vereinigte' Staaten läufig unter sagt worden ist. Die Finauzkr.se war in Japan schon seit längerer Zeit im Anzug. Buch dis letzte Ministerkrise, die den Baron Tanaka an die Spitze der Regierung geführt hat, ist in erster Linie aus diese Finanzkrife zurückzu führen; und so hat denn auch der neue japanische Minister präsident zur Grundlage seines Nrgirrungsprogramms die wirtschaftliche Gesundung Japans gemacht. Die Wirren in China sind Wohl neben den schweren Erdbebenkatastrophen, von denen das Land in den letzten Jahren heimgesucht wurde, als ein Hauptfaktor für die jetzige schwierige Finanzlage Japans anzusehen. Sie haben der japanischen Industrie die wichtigsten Absatz gebiete geraubt. Die Folge davon waren Arbeitslosigkeit und Geldmangel der Unternehmungen, die infolgedessen noch den Plan hegen, ihre Betriebe völlig stillzulegen. Die Durchführung dieses Plaues würde der japanischen Wirt schaft natürlich einen weiteren schweren Schlag versetzen. Den akuten Anlaß zu der Finanzmisere gab der Zu- lichen Beilegung des Konfliktes, jedoch unbedingt aus der Grundlage der Gewährung positiver Garantien seitens Italien für die Wahrung der bedrohten Unabhängigkeit von Integrität Albaniens ausgesprochen. Die beiden Ge sandten interessierten sich in diesem Zusammenhang leb haft sür die eventuellen Zugeständnisse, die Jugoslawien zu machen geneigt wäre. In diplomatischen Kreisen erwartet man übrigens, daß auch Deutschlaud sich mit dieser Vermittlungsaktion der Westmächte solidarisch erklärt. Als außerordentlich bemerkenswert wird darauf hingewiesen, daß nach diesem Besuch der Gesandten bei dem Außenminister dieser zu einer längeren Audienz vom König empfangen worden ist. Wideriprechen-e Aachruhien aus Lhina. Tschangkaischek entschädigungsbereit? Die aus China eingetroffenen Informationen be- stätigen Tschangtsolins Absicht, die Säuberungsaktion gegen die Kommunisten fortzusetzen. Er dementiert ener gisch die Gerücht, nach denen er Unterhandlungen ange knüpft habe, um mit Tschangkaischek Frieden zu schließen. Tschangkaischek soll sich bereiterklärt haben, im Sinne der Gleichberechtigung die Forderungen der Mächte über die Ausschreitungen gegen Fremde in Nanking zu regeln und volle Entschädigung für die Schäden an Leben und Eigentum zu zahlen. Die Kantonregierung soll gegenwärtig den Truppen Tschangtsolins in der mittleren Jangtsezone 100 000 Mann entgegenstellen. Die Vorhut der Nankingarmee soll be reits in Linkwaikwan an der Eisenbahnlinie Pikanu— Tientsin angekommen sein. Die zweite Armee Tschang» kaischeks stieß auf Tsananfu vor, während die dritte Armee im Jangtsetal gegen die Truppen von Hankau vormar- fchiert. Andererseits wird gemeldet, daß die Hankauregie rung die Bevölkerung zur Annahme der von der neuen Kuomintangbank ausgegebenen Papiergelder zwingen will. Bis jetzt wurden bereits 40 Millionen Dollar Papier scheine ohne genügende Metalldeckung ausgegeben. Die Handelskammer von Hankau versprach Tschangtsyliu 20 Millionen Dollar, wenn er die Stadt den extremen Nationalisten entreißen könne. Der von der Naukingregierung abbcrufenc Finanz minister Sung l"- ich et. die französische Konzession von Schanghai geflü sammenbruch der japanischen Weltfirma Suzuki, die im Fernen Osten eine große Nolle spielt. Sie hat durch ver fehlte Zuckerspekulationen riesige Verluste erlitten, in die auch die hinter ihr stehenden Banken hineingezogen wurden Als einzigen Rettungsweg erblickt man aus ländische Hilse, und wie es heißt, sollen auch bereits Verhandlungen mit England zur Aufnahme eines größeren englischen Kredits angebahnt worden fein. Jedenfalls ist die japanische Wirtschaft gegenwärtig von einem tiefen Pessimismus durchsetzt. * Die PMik Tschangkaischeks. Außenminister Tschen ab gesetzt. Der Sonderberichterstatter des „Petit Parisien" in Schanghai hat von General Tschangkaischek Erklärungen üscr dis von ihm geplante Politik erhalten. Tschang kaischek vertritt darin folgende drei Grundsätze: 1. Er i hofft, daß die Mächte dem chinesischen, vom Bolschewis mus befreiten Nationalismus ihre Unterstützung nicht s versagen werden. 2. Er ist bereit, sich mit Marschall j Tschangtsolin zu verständigen, wenn dieser sich zn den von j Sunjatsen aufgesicütcn nationalistischen Grundsätzen be- i kenne. 3. Er wird die sür die Nankinger Zwischenfälle verantwortlichen Personen bestrafen und Genugtuung geben durch Entschädigung der Opser bzw. ihrer Hinter- bliebsnen. Im übrigen betonte Tschangkaischek, daß er gegen die bolschewistischen Clemente in seinem Heere energisch vorgehen werde. Die neue nationalistische Regierung hat Dr. Tschao- tschuwu zum Minister des Auswärtigen ernannt. Jedoch wird der derzeitige Minister Tschen noch so lange im Amte bleiben, bis die Angelegenheit des Zwischenfalles von Nanking geregelt ist. Vie amerikanische WersHwemmungs- lataflrophe. Zahlreiche weitere Todesopfer. Die Überschwemmung im Mississippitale dehnt sich auf immer weitere Gebiete aus. Einer der stärksten Schutz dämme in Greenville brach unter der Gewalt der Fluten, die unaufhaltsam in südlicher Richtung vordringen, zu sammen. In Ncw-Orlcans trifft man fieberhafte Vor-