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Worte zur Besinnung. O zag« nicht! Denn alles, was geschieht. Geschieht nach weisem Plan und ewigen Gesetzen, Wenn euer schwacher Blick Auch nicht das Triebrad steht. Alxinger. Gefährdung der ZaMigkett. Die hohen Preise der Baustoffe. Mit Sorge verfolgen private und behördliche Stellen das Steigen der Baukosten. Sie sind von der Indexziffer 156,8 (100 Vorkriegszahl) Mitte 1926 auf 168,1 im März 1927 gestiegen. Bis Ende März hielten sie sich auf diesem Stande, drohen jetzt aber weiter in die Höhe zu gehen. Obgleich durch Rationalisierungsmaßnahmen der Preis für den fertigen Bau pro Kubikmeter etwas ge sunken ist, besteht die Gefahr, daß die Preissteigerung der Rohstoffe diese Minderung überwuchern und vom Bauen abschrecken wird. Die Ursache ist zunächst ein Anziehen der Preise für Ziegelsteine, die z. B. für Berlin pro 1000 Stück allein im Februar von 33,70 Mark auf 35,70 Mark stiegeu. Nach Ansicht der preisüberwachenden Neichsstellen ist, wie Ministerialrat Tosten, der Dezernent der Preis überwachungsstelle im Reichswirtschaftsministerium mit teilt, dies eine Erscheinung, die eben mit der stärkeren Nachfrage zu Beginn der Bausaison verknüpft ist und der dadurch entgegengewirkt werden soll, daß alle Mittel ein gesetzt werden, die Abnahme der Rohstoffe aus den bis herigen stoßweisen Anforderungen in regelmäßig fließende Abrufe zu verwandeln. Die Reichsstellen haben mit ihren Bemühungen, auch außerhalb der „Saison" bauen zu lassen, schon im vorigen Jahre einigen Erfolg gehabt und man nimmt an, daß sich dieser Erfolg in diesem Jahre noch vergrößern wird. Es dürfte einleuchten, daß die Ziegeleien anders berechnen können, wenn sie das ganze Jahr hindurch Absatz finden. Die zweite Ursache der starken Steigerung sind die steigenden Holzpreise. Allerdings waren diese lange Zeit zurückgeblieben, so betrug der Index für Bauholz im Juni 1926 gleich 126,6 gegen 151,3 bei den Rohbaustoffcn und 167,6 der Ausbaristoffe. Im Jahre 1927 ist der Anteil der einzelnen Baustoffe am Bauindex nicht bekanntge macht, doch läßt sich aus den Marktberichten nachweisen, daß die Steigerung der Holzpreise in der jungen Bau saison stark ist und sich den Preisen der übrigen Baustoffe nähert. Im Februar stiegen die Preise für Balken von 84 auf 90 Mark, für Kantholz von 62 auf 68 Mark pro Kubikmeter. Weitere Erhöhung steht bevor, denn die Holzversteigerungen, die im März ziemlich abgeschlossen sind, haben stark ungezogene Preise gebracht, die sich aus dem Baumarkte nach Bearbeitung des Holzes bemerkbar machen werden. Die Preisüberwttchungsstellen des Reiches stehen hier ziemlich machtlos da. Deutschland war vor dem Kriege ein Holzeinfuhrland und sein Holzvorrat ist durch die Ab tretung der großen Forsten im Osten (Tuchler Heide) noch kleiner geworden. Dazu kommt, daß durch den Handels krieg mit Polen dieses wichtige Einfuhrgebiet saft ganz ausfällt, weil nur ein bestimmtes Quantum zur Einfuhr nach Deutschland freigegeben ist. Auch die Einfuhr aus Rußland bietet Schwierigkeiten, wie die finanziellen Schwierigkeiten der „Mologa" beweisen. Alles das wird Ursache dafür, daß bei den Holzversteigerungen die Preise scharf in die Höhe gingen. Im wesentlichen kommen bei den Versteigerungen staatliche Waldungen in Betracht. Maßgebende Stellen der Reichsbehörde und des Holz handels behaupten aber, daß eine Änderung der Ver steigerungsweise nicht möglich ist. Es hat den Anschein, als ob vom Holzhandel her Bestrebungen eingesetzt haben, die eine Erhöhung der polnischen Einfuhrmenge herbei führen wollen. Wieweit diese Bestrebungen Erfolg haben werden, läßt sich zurzeit nicht übersehen. Tatsache ist je doch, daß man in den Kreisen fürchtet, die Preisstellung auf dem Bauholzmarkt drohe die Neubautätigkeit einzu engen. Auf der anderen Seite weiß natürlich der Holz handel auch, daß steigende Holzpreise den Ersatz von Bau holz. durch Eisen stark fördern. Weiter dürften die Frankreich mehr Rückgrat und Verständnis für die Notlage des rheinischen Weinbaues und Weinhandels auf- gebracht wird und Vertreter des Weinbaues hinzugezogen werden. Nordamerika. Die Auswirkungen des ProhibitlonZgesetzes in den U. S. A. Das Schatzamt gibt bekannt, daß seit dem In krafttreten des Prohibitionsgesetzes bisher 49 Beamte ge tötet, 24 018 Automobile und 839 Schiffe in einem Gesamt wert von über 62 Millionen Dollar sowie 5)4 Millionen Gallonen Alkohol beschlagnahmt worden sind. Die Zahl der verhafteten Personen beträgt mehr als 300 000. Aus Zn- und Ausland Breslau. Der preußische Innenminister Grzesinski ist hier eingetrofsen, um sich persönlich eingehend über die wirtschaft lichen Verhältnisse in Breslau und Schlesien zu informieren. Paris. Unter dem Verdacht der Spionage sind in der Umgebung von Paris drei kommunistische Gewerkschaftler ver haftet worden. London. Meldungen aus Newyork zufolge berichtet „New Bork Evening Post" aus Washington, Staatssekretär Kel logg habe Präsident Coolidge seine Rücktrittsabsichten mitgeteilt. Als sein Nachfolger werde MacVeagh, augenblick lich Botschafter in Tokio, genannt. London. Wie den „Times" aus Tanger berichtet wird, macht der neue Aufstand im Rifbezirk die Anwesen heit zahlreicher weiterer Truppen notwendig. Die spanische Regierung habe eine aktive Konzentration an den Grenzen des betroffenen Gebietes angeordnet. Truppen treffen unauf fällig ein. Gaaienstand im Deuischen Mich. Zumeist recht günstig. Der milde und trockene Witterungsvcrlauf des vergange nen Winters hat aus die Saaten im allgemeinen günstig cin- gcwirkt. Vereinzelte stärkere Niederschläge in den Wimer- monateu haben nennenswerte Schädigungen nicht verursacht. Durch Fröste und Schnee sind nur in höheren Lagen stellen weise Auswinterungsschäden entstanden. Die Gctreidcsaatcu sind zumeist gut durch den Winter ge kommen. Die beste Beurteilung ergibt sich für Weizen. Auch Gerste und Spelz stehen im allgemeinen gut. Weniger günstig lauten die Begutachtungen für Roggen, der infolge vielfacher Verwendung von ungebeiztem Saatgut häufig von Fusarium (Schneeschimmel) befallen ist und einen dünnen und lückigcn Stand aufweist. Auch Schäden durch Mäuse- und Schnecken- fraß werden mancherorts verzeichnet. Die Frühjahrsbestellung ist in diesem Jahre früher als sonst in Angriff genommen worden und ist bereits gut fortgeschritten. Vereinzelt beginnen die Sommergetreidesaaten bereits aufzulaufen. Vielfach wur den auch schon Frühkartoffeln gepflanzt. Unter Zugrunde legung der Zahlennoten 2 — gut, 3 — mittel, 4 gering er gibt sich folgende Begutachtung des Saatenstandes im Reichs- durchschuitt: Winterweize» 2,5 (gegen 2,8 April 1926), Winter- spelz 2,6 (2,6), Winterroggen 2,8 (2,8), Wintergerste 2,6 (2,7). Neichsstellen, wie tm Neichsarbeitsmintsterium Ministe rialrat Wölz erklärte, darauf dringen, die vorliegenden Bauvorhaben derart zu verteilen, die die Bautätigkeit gleichmäßig bis in die Spätsaison verteilt wird, um nicht durch eine augenblickliche schnell wieder nachlassende Nach frage die Preise in ungesunder Weise emporfchnellen zn lassen. O. I. S. Sas Meil im Stresemann-Prozeß. 10 000 Mark Geldstrafe. Im Plauener Beleidigungsprozeß wurde der Ange klagte, Rechtsanwalt Dr. Müller, wegen öffentlicher Be leidigung nach 88 186 und 200 des Strafgesetzbuches zu 10 000 Mark Geldstrafe oder 100 Tagen Gefängnis sowie zur Tragung der Kosten und der dem Nebenkläger er wachsenen Auslagen verurteilt. Dem Nebenkläger steht die Befugnis zu, dieses Urteil im Berliner Tageblatt, im Berliner Lokal-Anzeiger, in der Vossischen Zeitung, in der Kölnischen Zeitung, im Hamburger Fremdenblatt, im Vogtländischen Anzeiger und in der Volkszeitung in Plauen zu veröffentlichen. p-INMr kun«ll<bim j Deutsches Reich. Gefängnis für Boykott. Auf Antrag Preußens hatten die Ausschüsse des Reichsrats in den Entwurf des neuen Strafgesetzbuches einen neuen Paragraphen ausgenommen, der den wirt schaftlichen „Wahlverruf" unter Strafe stellt. Es handelt sich um den 8 110 des Strafgesetzbuches in der Reichsrats fassung. Aus weiteren Antrag Preußens soll indes nicht nur der wirtschaftliche, sondern auch der gesellschaftliche Verruf nach den Beschlüssen des Reichsratsplenums mit Gefängnis bestraft werden. Der Paragraph lautet in der vom Plenum angenommenen Formulierung: „Wer einen anderen in wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Verruf erklärt, weil er nicht oder in einem bestimmten Sinne ge wählt oder gestimmt hat, wird mit Gefängnis bestraft." Pfälzische Winzer gegen das Handelsprovisorium. Eine von Tausenden von pfälzischen Winzern besuchte Versammlung in Edenkoben nahm eine Entschließung an, in der auf die nachteiligen Folgen des init Frankreich abgeschlossenen Handelsprovisorinms hin gewiesen wird. Es wird weiter gefordert, daß bei den Verhandlungen über den endgültigen Handelsvertrag mit Der etngestürzte Funkturm bei Zeesen. Bekanntlich wird zurzeit in Zeesen bei Königswuster hausen in der Nähe von Berlin der größte Rundfunksender der Welt errichtet. Auf dem Arbeitsfelde stürzte nun in- folae sturmartiaen Windes ein Funkturm, der bis zu einer Höhe von etwa 30 Metern aufgesührt war, zusammen. Glücklicherweise wurden bei dem Unfall Menschen nicht verletzt. Unser Bild zeigt den zusammengebrochenen Funkturm, an dem die Wiederaufrichtungsarbeiten un verzüglich begonnen wurden. Die Frau des Adjutanten 18. Fortsetzung. Roman von Fr. Lehne, verboten „Eben um das alles, Heinz. Ich weiß, du magst ihn nicht leiden. Mach' es mir doch nicht so schwer! Lasse uns scheiden — deinetwegen! Ich will dir keine Fessel, kein Hemmnis sein —". „Das bist du doch nicht!" Langsam streifte sie den Handschuh von ihrer Hand. Am kleinen Finger steckte ein schmaler Reif mit einem Saphir. Sie legte ihre Lippen daraus und reichte ihm den Ning. „Nimm, Heinz!" Da ritz er sie an seine Brust. „Warum, Lonny? Du bleibst mein!" Er küßte ihre Lippen, ihre Augen. Er umklammerte sie fest. Sein tiefstes, selten gezeig tes Gefühl überflutete sie wie eine Welle. Aber sie blieb besonnen, sie gab nicht nach. „Den Ning will ich also behalten, Heinz — zum Nttdeuken an unsere Liebe! Und du ach nein, vergessen sollst du mich uicht — darum will ich dich nicht bitten!" Sic seufzte tief. „Nun ist es doch so gekommen, wie ich immer geahnt habe!" Sie kehrten um. Es war ganz dunkel geworden. In trübem Sinnen schritt er neben ihr her. Er grü belte über ihre Worte nach. Dnnkel fühlte er, das; hin ter ihrer opserfrendigen Entsagung sich noch etwas an deres verbarg. Sein einfacher Sinn begriff aber nicht die Kompliziertheit ihres Wesens. Er kannte sie noch lange nicht. Sie hatte es verstanden, seine Leiden schaft zu wecken, datz er an nichts dachte als an ihre lockende Person. Ihr Innerstes war ihm fremd ge blieben — ihre Berechnung, ihre Verstandeskühle, die ihre heißen Sinne regierte. Im Grunde war sie ohne Herz, ohne Gefühl, nur auf sich bedacht. Sie ging über Leichen! Schweigend legten sie den Rest des Weges zurück. Er sagte nichts mehr. Er hatte wohl schon zu viel gesagt. Heinrich von Altors war nicht der Mann, um Lines Weibes Liebe zu betteln. 7. K a p i t e l. Totenblatz, mit funkelnden Augen stand Leonie in kleinen Stübchen. Sie atmete tief ans. Dann schleuderte ne den Muff und das Gesangbuch wild in die Ecke. Jackett und Hut flogcu auf den nächsten Stuhl. Sie war am Ende mit ihrer Selbstbeherrschung. — Nun war alles vorbei! Empfand sie Schmerz? Sie mutzte uicht, ob es Schmerz war, datz sie sich von Heinrich losgesagt, trotzdem sie ihn liebte — oder war das Gefühl Hatz, weil sie sich durch ihu in ihrer Lebenshofsnung betrogen gefühlt? Alles in ihr war in Aufruhr. Sie fühlte sich todunglücklich. In einer wilden, leidenschaftlichen Gebärde streckte sie die Arme von sich. „Wär' ich doch tot! O, wär' ich tot!" flüsterte sie mit zuckenden Lippen. Im Zimmer war es kalt. Sie fröstelte. Doch konnte sie sich nicht entschliessen, hinauszngehcn. Die Stra- henlaterne, die vor ihrem Hause staud, warf ein gelb liches Licht hinein und zeichnete das Muster der Gar dine deutlich an die Wand. Mit bösen Augen starrte sie darauf. Eine zornige Ungeduld erfüllte sie. Ihre Gedanken kreisten um den einen Punkt: Was wird nun? Reich sein, reich sein weiter wünschte sie nichts. Hinaus aus diesem Elend! Sie grollte ihrem Vater, der nicht an seine Familie gedacht, sondern das be trächtliche Vermögen auf dem grünen Rasen vertan hatte. Er war ein bekannter Herrenreiter und Sport mann gewesen, dem es nicht darauf angekommen war, in einer Nacht Tausende zu verspielen. Von einer kleinen Rente, die seine Familie der Witwe und den Kindern ausgesetzt hatten, mntztcn sie nun leben, sie, die unter ganz anderen Ansprüchen erzogen waren. Und einschränken konnten sie sich gar nicht gut. Leonie und Benno hatten die leichte Ader des Vaters geerbt! Dem Mädchen graute vor deu kommenden Tagen. Morgen sing es wieder an. Da kamen als Neujahrs wünsche Rechnungen nnd Mahnungen dutzendweise ins Haus geflogen. Die kleine Rente, die ihnen mo natlich ausbezahlt wurde, reichte uicht aunäherud, alles zu begleichen. Was waren dreihundertfüufzig Mark? Das Doppelte hätte nicht genügt! Und so würde das nun weitcrgehen — tagaus, tag- ein — und wäre sie Altorss Frau geworden, hätte sie die gleichen Sorgen gehabt — nur unter einem an deren Namen! Einer solchen Aussicht konnte ihre Liebe nicht standhalten! Noch war sie jnng und schön. Es mutzte ihr doch gelingen, eine standesgemätze und vorteilhafte Heirat zu machen! Die Stadt war aber nicht groß, die Herren, die in Betracht kommen konnten, nur gering an Zahl. Wie gerne wäre sie fort. Doch zum Reisen fehlte das Geld. Die Familie lud sie nicht ein. Man sah sie nicht ganz für voll an und aufdrängen wollte sie sich nicht,- das verbot ihr der Stolz. Schüchtern wurde an die Tür geklopft. Es war das Mädchen. „Baronesse — das gnädige Fräulein von oben ist da!" „Ich komme." Sie kühlte ihre brennenden Wangen mit einem feuchten Handtnchzipfcl und ging daun hinaus. Jolantha — cs war doch eine Rettung, die letzte! Wenn die den Bruder heiratete! Leonie beneidete das blonde Mädchen und mutzt.' doch Freuudlichkeit heucheln. -- (Fortsetzung folgt.)