Suche löschen...
Wilsdruffer Tageblatt : 12.04.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192704120
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19270412
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19270412
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-04
- Tag 1927-04-12
-
Monat
1927-04
-
Jahr
1927
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 12.04.1927
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
cottr erklärte, dem italienischen Einwand würde kein un überwindlicher Widerstand entgegenstehen. Den englischen Vorschlag auf Festsetzung der Tonnage der einzelnen Schiffsklaffen könne die französische Delegation nicht an nehmen. Sie Mgsermeise -er„Aew Nott" beendet Ankunft in Newyork. Der neue große Hapagdampfer „New Dort", der seine Jungfernfahrt am 1. April von Cuxhaven aus begonnen hat, ist am Sonntag fahrplanmäßig vor Ler Quarantäne- station in der Newyorker Einfahrt cingetroffen. Nach dem letzten Radiotelegramm von Bord der „New Jork" hat sich das Schiff in den Stürmen der letzten Tage weiter sehr gut bewährt. Ein Kostümball war trotz des schlechten Wetters sehr gut besucht und verlief aus gezeichnet. Am Newyorker Hapag-Pier finden die großen Empfangsfeierlichkeiten statt. Die deutschen Pressevertreter werden nach den Begrüßungsfeierlichkeiten und am Diens tag bei dem deutschen Presseklub das Frühstück einnehmen. Am Abend sind sie Gäste der Gebrüder Ridder, der Be sitzer der „Newyorker Staatszeitung" und des „Journal of Commerce". Am Mittwoch gibt die Hamburg-Amerika- Linie an Bord der „New Uork" einen Tee, an welchem Bürgermeister Walker und Frau sowie die Spitzen der Behörden und prominente Persönlichkeiten teilnehmen. Am Donnerstag ist eine Rundfahrt durch den Hafen von Newyork geplant. Anschließend findet an Bord der „New Nork" ein Frühstück für die Vertreter der amerika nischen Presse statt. Am Freitag begeben sich die deutschen Journalisten nach Washington, wo sie vom deutschen Bot schafter, Freiherrn von Maltzan, empfangen werden. i * SrhIußMenst « i Der Reichswirtschaftsminister auf der Mailänder Messe. Berlin. Neichswirtschaftsminister Dr. Curtius wird sich am 19. April nach Mailand zur Besichtigung der dortigen Mustermesse begeben. Dreifacher Mrd und Selbstmord. Held bürg (Kr. Hildburghausen). Im Dorfe Hellingen hat wahrscheinlich infolge Familieustreitigkeitcn die 38jährige Landwirtswitwe Margarete Lange ihre im Anfang der zwan ziger Jahre stehende Stieftochter Elsa Lange, als diese im Schlafe lag, durch Beilschlägc auf deu Kopf ge tötet und dann ihre beiden eigenen Kinder, zwei Mädchen im Alter von sechs und acht Jahren, erwürgt. Sodann er hängte sich die Mörderin. Politische Zusammenstöße in Köln. Köln. Hier kam cs in der Sevcrinstraßs zwischen Kommu nisten und Hitlerleuten zu politischen Streitereien. Die Hitlerlcute kamen aus einer Versammlung, in der cs schon zu Reibereien und Prügeleien mit Andersdenkenden gekommen war. Die Aus einandersetzungen nahmen einen tätlichen Charakter au, wobei auf beiden Seiten mehrere Personen durch Hieb- und Stich waffen schwer verletzt wurden. Mehrere Nationalsozialisten und Kommunisten wurden verhaftet. Wie von der Polizei mitgeteilt wird, erklären die Nationalsozialisten, sie seien von den Kommunisten tätlich angegriffen worden. Als zwei Polizeibeamte die Streitigkeiten schlichten wollten, wurden sie tätlich angegriffen und mußten von der Hiebwaffe Gebrauch machen. Mehrere Personen wurden verletzt, darunter eine ziermlich schwer. Die Schuldfrage ist noch nicht geklärt. Min Mt imch die Mste Ma. (Ein Blatt aus meinem Palästina-Tagebuch.) Von Käthe Schmidt-Erlangen. Tropen! Blauender Himmel, goldenes Sonnenlicht, üppige Vegetation, Tiere mannigfaltigster Gestalt und Farbe, Natur menschen mit trotzigem Ausdruck in dem sonnengebräunten Antlitz — Orient! Weiße Häuser, Kuppeldächer, kostbare Tep piche, herrlicher Filigranschmuck aus Gold und Silber, -seidene Gewänder, bunte Schleier, scharfe Damaszenerklingen, hohe, sehnige, braune Gestalten, stechende Blicke aus lauernden Kohlen-- rügen, gertenbiegsame Frauen, liebedurchglüht, emsige Geschäf tigkeit, süßes Nichtstun! Das blles hatte ich geschaut, erlebt, das alles war kaleidoskopartigen meinem Auge vorüber ge zogen, voll Leben, voll Bewegung, voll Kraft. Und nun ? Wüste! Ein furchtbares Wort für den Einsamen, dessen Wasser in der Kalebasse verbraucht, Wüste, ein Schreckgespenst für den zaghaften Reifenden, Wüste mit traurigen Ueberresten verunglückter Karawanen, mit gebleichten Knochen, mit alles bedeckendem Sand, mit glühendem Gestein, ein furchtbares Me mento mori, ein Todeshauch für den Leichtsinnigen, der, ohne die Gefahr zu würdigen, sich führerlos in die Wüste wagt. Klappernde Hufe, rollendes Geröll, ab und an ein Keuchen aus der Brust des. Tieres, das mich trug. Sonst Stille, einsame, öde, beängstigende Stille — wie im Grabe. Ich werfe einen scheuen Blick um mich, nacktes Gestein allüberall, Klippen, zer schlissen und verwittert, Geröll, Höhen und Täler ohne Baum, ohne Strauch, ohne Kraut und Gras, unfruchtbar! Leblos, kein Tier auf dem Boden, kein Vogel in der Luft, keine schlanklüusige Antilope, die Fleisch zur Nahrung liefert, ja, nicht einmal eine jener großen Geckoeidschsen schlängelt den geschmeidigen Leib durch das schlüpfrige, glatte Gestein. Und dazu glutender Son nenbrand, stechend, beißend, wie der scharfe Zahn der Gift schlange, die im Wüste der Tamarisken drunten im Ghor es-Se- saban tückisch lauert: eine Oede, die einen wahnsinnig machen kann . Und doch: Gibt es etwas Eigenartigeres, etwas Ergreifen deres, ja etwas Erhabeneres als solchen einsamen Ritt durch die Wüste? Da fühlt sich der Mensch klein, winzig klein, schwach, unendlich schwach der Allmacht gegenüber, die auch die Wüste geschaffen. Und dennoch ist man geborgen, man glaubt es, man empfindet es im Aufblick nach oben. Mühsam klimmt mein Tier, gefolgt von dem getreuen bedu- inischen Diener auf gefährlichem Saumpfade bergan. Ein falscher Tritt, ein Straucheln,-ein furchtbarer Sturz in die grau sige Tiefe der gähnenden, wilden Kluft zu unserer Linken. Dann ist es vorbei. Die Höhe haben wir nun erreicht. Schweißtriefend halten wir oben, um mühsam des von Süden herauf streichenden Ham- sins vernichtenden Hauch zu atmen. Doch auch dies belebt uns neu. Dann geht es wieder hinab, halsbrecherisch. Unfaßbar, daß hier die Kraft und Geschicklichkeit des Tieres ausreicht, sich selbst und den Reiter sicher zu tragen. „Aua — aua!" ertönt warnend die Stimme Ibrahim Ali Ben Karas hinter mir. Ge fahr! Wir verlassen die mit bunter Wolle reichgestickten und mit blauen Glasperlen verzierten Sättel und klimmen, behutsam tastend, hinab, an langem Halfter die willigen Tiere nach uns ziehend. Sie sind dankbar für die entledigte Last. So geht es bergauf und bergab, langsam, keuchend und wie der in flottem Trabe über steinige Hochplateaus und im Galopp über feinkörniges Geröll, das eine schnellere Gangart zuläßt, bis endlich, endlich ein Turmfalkenpaar am Horizonte erscheint und das ersehnte Ende dieses Wüstenabschnittes uns anzeigt. Das stärkt Seele und Körper. Jetzt liegt es hinter uns — das Glutmeer der Steine, der vernichtende Hauch des Schirokkos, der beschwerliche Marsch. Und nur eine herrliche Erinnerung bleibt: die Erinnerung an den Wüstenritt. Blutige Eifersuchtstragödie. Schongau (Bayern). Der Zahntechniker Kreutzer schoß auf den Münchener Kaufmann Graf und dessen Ehefrau mit einem Jagdgewehr. Beide wurden mit lebensgefährlichen Verletzun gen in das Krankenhaus gebracht. Unmittelbar nach der Tat erschoß sich Kreutzer mit einer Pistole. Der Beweggrund zu der Lat soll Eifersucht gewesen sein. Graf ist erst vor einigen Tagen aus dem Zuchthaus Straubing ent lassen worden, nachdem er dort wegen der Ermordung des Rotgardisten Lacher in Miesbach eine langjährige Freiheits strafe verbüßt hatte. * Nach 5 Jahren aufgeklärter Mord. Eigener Femsprechdienst hes „Wilsdruffer Tageblattes". Frankfurt a. M., 12. April. In dem neumärkischen Kleinstädtchen Bärwalde wurde im Frühjahr 1922 ein Tischler in seinem Anwesen ermordet, seine Schwester bewußtlos ge schlagen. Nunmehr ist es gelungen, Licht in die dunkle Ange legenheit zu bringen. Es wurden drei Verhaftungen vorgenvm- men. Hoffentlich wird nun das Verbrechen seine Sühne finden. Entdeckung eines Msenzollbettuges. Das Reich um Millionen geschädigt. Wie soeben bekannt wird, beschäftigen sich zurzeit ein eigens eingerichtetes Sonderdezernat beim Landgericht I Berlin und die Zollbehörden von Berlin, Köln und Ham burg mit der Aufklärung des größten Zollbetruges, der bisher in Deutschlano aufgedeckt worden ist. Seit dem Herbst vorigen Jahres ist ganz Deutschland mit gefälschten Banderolen überschwemmt worden, allein eine Hambur ger Firma hat für 40 Millionen Mark ge- f fälschte Banderolen in den Vertrieb ge- j bracht. Zahllose Verhaftungen sind vorgsnommen wor- ? den, in Hamburg wurden an einem Tage 20 Personen fest- i genommen. In die Angelegenheit verwickelt sind die In- - Haber namhafter Zigarettenfabriken. Die Hauptfabrik,.in - der die gefälschten Banderolen hergestellt wurden, ist noch nicht ausfindig gemacht worden. Eine Nebenfabrik wurde dieser Tage in Wiesbaden ausgehoben. Die Fälschungen, die in den letzten Tagen aufgetaucht sind, sind so raffiniert ausgeführt, daß die Zollbehörden sie nicht mehr von den echten unterscheiden können und die Reichsdruckerei als Obergutachter angerusen haben. - Rus unlerer Keimst 1 Wilsdruff, am 12. April 1927. Merkblatt für den 13. April. Sonnenaufgang ' l Mondausgang 2" N. Sonnenuntergang 6^ Monduntergang 4" B. 1912 Untergang der „Titanic" im Atlantischen Ozean. M" . » * Reue Bestimmungen über die Lockerungen j der Wohnungszwangswirtichast. Das sächsische Ackeits- und Wohlschrtsmmisterium und das Justizministerium haben unter dem 6. d. M. gemeinsam eine Ver ordnung ertasten, in der über die Lockerung der Wohnungszwangs- Wirtschaft unter anderem folgendes bestimmt wird: 8 1. Auf Wohnungen mit einer Iahresstiedensmiete von a) -2200 Mark und mehr in den Städten Dresden und Leipzig, b) 1800 Mark und mehr in den übrigen Otten der Ortsklasse ä, c) 1200 Mark und mehr in den Orten der Ortsklasse S, d) 800 Matt und mehr in .den Orten der Ortsklasse O, e) 600 Mark und mehr in den Otten der Ortsklasse v, finden die Vorschriften des Wohnungsmangelgesetzes mit Aus nahme der 88 2 und 8 keine Anwendung; jedoch ist im Falle des 8 8 die Genehmigung der beteiligten Gemeindebehörden nicht erforderlich. , , M. Die Unterbringung Wohnungjuchender im Wege der Zivileinquartierung ist nicht mehr zulässig. 8 3. Auf Geschäftsräume finden die Vorschriften des Wch- nungsmangelgefetzes keine Anwendung. Als Geschäftsräume im Sinne dieses Gesetzes gelten auch Geschäftsräume, die Teile einer Wohnung bilden oder wegen ihres räumlichen und wirtschaftlichen Zusammenhanges mit Wohnräumen zugleich mit diesen vermietet sind. Mr Werkstätten der bildenden Künstler und der Licht bildner bewendet es bei der Verordnung vom 15. Februar 1926. 8 4. (1) Auf Geschäftsräume-mit einer Friedensmiete von der in 8 1 genannten ^Hohe finden mit Wirkung vom 1. April 1928 ab die Bestimmungen des ersten Abschnittes (88 1 bis 36) des -Reichsgesetzes über Mieterschutz keine Anwendung. (2) Me Aufhebung des Mieterschutzes (Abs. 1) gilt nicht für die in 8 3 Satz 2 und 3 genannten Geschäftsräume, sowie für Mietverhältnisse über Räume, die ausschließlitz religiösen, mildtätigen oder' schulischen Zwecken dienen. (3) MietverhÄtnisse über Geschäftsräume, für welche nach Abs. 1'mit Wirkung vom 4. April 1926 ad der Mieterschutz rmf- geheben ist, können nach Maßgabe der bestehenden Verträge von dem 'Inkrafttreten dieser Verordnung ab gekündigt werden. Eine solche Kündigung wird infolgedessen frühestens zum 31. März 1928 wirksam. 8 5- (1) Auf Geschäftsräume der in 8 4 ALs. genannten Art finden mit Wirkung v.om 1. April 1928 ab die Vorschriften Les Reichsmietengesetzes keine Anwendung. Vom 1. OftoLer 1927 ab ist eine Erhöhung des vom Vermieter jeweils zustehenden Anteils an der gesetzlichen Miete um einen Betrag von höchstens 10 v. H. der Friedensmiete zulässig. ( 2) Die Aufhebung des Reichsmietengesetzes gilt nicht für die in 8 4 Abs. 2 bezeichneten Miewerhältniste. § 6. Die Vorschriften des Wohnungsmangelgefetzes, des Reichsmietengefetzes und der 88 1 bis 28 und 30 bis 36 des Reichsgesehes über Mieterschutz und Mieteinigungsämter finden auf ein Untermietverhältnis, das nach dem 1. Juli 1927 begrün det wird, leine Anwendung. 8 7. (1) Soweit bis zum Inkrafttreten dieser Verordnung Lie Inanspruchnahme von Wohnungen der in 8 1 bezeichneten Art oder von Räumen zur Unterbringung von Zivileinqartierung oder von Geschäftsräumen rechtskräftig ausgesprochen oder durchge führt worden ist, behält es bei den bisherigen Bestimmungen und dem durch die Inanspruchnahme-geschaffenen Zustände sein Bewenden. ( 2) Ein vor dem Inkrafttreten dieser Verordnung anhängig gewordener Rechtsstreit, welcher die Herausgabe eines vermieteten oder sonst Mm Gebrauch überlassenen Geschäftsraumes Min Gegenstand hat, ist nach den bisherigen Vorschriften zu erledigen. 8 8. Geschäftsräume im Sinne dieser Verordnung find, ab gesehen von den im 8 3 letztem Satz genannten, alle Räume, die zurzeit des Inkrafttretens der Verordnung nicht Wöhnräume sind. Der April zeigt jetzt -aller Stunden ein anderes Gesicht. Bald lacht die Sonne, bald regnets, mal lockt laue Frühlingsluft, mal einiger Höhlen lassen darauf schließen, baß nur diese^aufbewahrt worden sind, ohne die Körper. Und dies führt unwillkürlich zu der Frage, ob damit nicht vielleicht die Ahnung verbunden ge wesen ist, das Haupt müsse als Sitz einer unbekannten, aber doch gefühlten Macht betrachtet werden. Spielt hier nicht schon ganz leise ein gewisses Ahnen von seelischen, geistigen Kräften und Eigenschaften unbewußt in die rohen Sitten hinein? Mehr wohl noch in der Erscheinung der Hockergräber, die, wie das Skelett von La Ferrassie zeigt, bereits im Paläolithikum der älteren Steinzeit üblich waren. Hier mischt sich der Gedanke der leiblichen Auferstehung mit dem des Fortbestehens des son derbaren, geheimnisvollen Etwas, das den toten Körper im Augenblicke des Ablebens zu verlassen pflegt. Dem Urmenschen mußte der natürliche Tod als etwas Unfaßliches, Fremdes er scheinen. Der Hordengenosse, der eben noch neben ihm lebte, warm und beweglich, lag plötzlich kalt und starr vor ihm. Nach dem Schlaf des Lebenden kehrte das rätselhafte Etwas in den Körper zurück, und er erwachte wieder. Sollte der Tote nicht vielleicht auch wieder erwachen, an anderem Orte, in besseren Jagdgründen? Er erschien dem Lebenden im Traume, forderte und drohte — dieser Urmensch war noch nicht so sehr Herr über seine Vorstcllungsreihen, daß er Wirkliches von Unwirklichem hätte unterscheiden können. Für ihn ging der Tote „um". Er war plötzlich etwas Unheimliches geworden, und allem Unheim lichen stand der Primitive feindselig gegenüber. Im Bestreben, es unschädlich zu machen, kam er auf den Gedanken, den Toten zu fesseln, eng zusammenzuschnüren, vielleicht mit Riemen aus Tierhaut. Er legte schwere Steine auf ihn, damit er nicht zu rückkehre und ihn beunruhige. Allmählich wurden Beerdigungen in Hockerstellung üblich, — aus Furcht vor dem Auferstehen der Toten. Daher sind die Grabstätten der Urzeit auch so angelegt gewesen, daß die Lebenden sie jederzeit vor Augen hatten. Der Tote sollte sie nicht necken, quälen, stören oder sich an ihnen rächen. — In manchen Gegenden Deutschlands soll man noch heute die Gruft recht tief machen, sonst gehe der Tote „um". Wie vielfach mögen im Unterbewusstsein haften gebliebene Ueber- lieferungen Zusammenhänge geschaffen haben, deren Ursprung in nebelhafter Ferne liegt. Jedenfalls ist es als sicher anzu nehmen, daß auf dem rohen Unterbau des Auferstehungsgedan- kens in der Urzeit sich spätere, höhere Anschauungen aufgebaut haben. Vermischtes. „Ja, wenn es in Berlin kein Kammersiericht gäbe!* Jedes Kind kennt die Geschichte von Friedrich dem Große» und dem Mütter von Sanssouci. Kürzlich nun hatte das in dieser Geschichte genannte, nur etwas modernisiert« .Kammergericht sich wieder mit einem originellen Mühle«' Prozeß zu beschäftigen, nur daß die Parteien diesmal nick' ein König und ein Müller, sondern eine kleine märkiM Ortschaft und ein Müller waren. Der Müller besitzt eint Windmühle und der Wind benahm sich früher seine' natürlichen Bestimmung gemäß sehr windig und trieb dü Mühle in einwandfreier Weise, so daß sie ein gehöriges Quantum Korn mahlen konnte. Da kam aber die Ge< meinde, zu der die Mühle gehört, und nahm dieser Muh' sozusagen den Wind ans den Flügeln. Dis Gememv hatte nämlich Chausseebäume gepflanzt und diese Baun wurden allmählich so hoch, daß die Mühle nur noch Wind bekam. Das war Grund genug sür einen gedE neu Prozeß, in dem wieder der Müller siegte: die meinde wurde verurteilt, eine ganze Anzahl Bau niederzulegen und eine ganze Anzahl anderer zu kurz ^ damit der Müller leinen Wind krieae. M WMtWWMM m der Urzeit. Von E. Seeger-Kiel. Wer jemals das urmenschliche Skelett des Homo Monste- riensis Hauseri und das des Homo Aurignacensis im Museum für Völkerkunde in Berlin -aufmerksam betrachtet und den ganzen wilden Zauber ihres säst noch tierischen Aussehens auf sich Hai wirken lassen, dem ersckeini. besonders dem ersteren, viel alteren Schädel gegenüber, der „Auferstehungsgedanke" in diesem Zusammenhangs wohl kaum angebracht. Aber so wenig, wie wir den einstigen Trägern dieser furchterregenden Schädel den Menschennamen vorenthalten können, — denn ihr Gebiß war menschlich, sie hatten den aufrechten Gang, besaßen Werk zeuge und Waffen, zweckentsprechend aus Feuerstein zurecht geschlagen, und kannten vor allem den Gebrauch des Feuers — ebenso wenig läßt sich bei einiger Vertiefung in das Leben und Treiben dieser Wesen ihnen eine gewisse geistige Tätigkeit absprechen. In diesen ungeheuerlichen Schädeln mit den tief in den Höhlen liegenden Augen, über denen sich starke Augsn- wülste wölbten, in diesen Köpfen, die noch einen vorspringenden schnauzenähnlichen Unterkiefer ohne Kinn besaßen und deren Lippen wahrscheinlich noch nicht in artikulierten Lauten ge sprochen haben, lag der Urkeim zu allen großen, guten, klugen Gedanken, die je Menschengeist in seiner höchsten Entfaltung gedacht, ja, hier lagen die Vorbedingungen zum Genie! Mit dem ersten Schlag, den die wuchtige, plumpe Hand des Urmenschen Stein auf Stein ausführte, um bewußt einen Gegenstand'als Werkzeug oder Waffe zu formen, erhob er sich turmhoch über seinen bisherigen Zustand! Dieser erste, absichtlich formende Schlag war eine Spitzenleistung. Wenn nun der Auferstehungs gedanke mit diesen Hirnen in Verbindung gebracht wird, so ist das nicht so zu verstehen, daß der Gedanke an eine geistige Auf erstehung, wie unser Geschlecht sie versteht, schon fertig geprägt in ihnen gelebt hätte! Aber sicherlich der an eine leibliche Wie dererstehung, wie uns die bei diesen Skeletten gemachten Funde zeigen. Der Urmensch im haarigen Fellkleide hat seine Toten be stattet. Dies tut kein Tier. Er hat das Haupt des Monster jünglings sorgsam auf eine Art von „Kissen", eine Unterlage von roh behauenem Feuerstein, gebettet. Er hat für den Körper des Aurignacgreises eine Vertiefung im gewachsenen Fels aus gemeißelt, ihm in kindlich-naivem Gefallen am Farbigen bunte Schneckenhäuschen als Kette um den Hals in's Grab mitge geben. Er Hal den beiden Kindern aus der „Kindergrotte" in Südfrankreich Röckchen oder Schürzchen aus Schnecken häuschen umgelegt, die wahrscheinlich aus Tiersehnen aufgereihi waren. Er hat neben seine Toten den besten Schaber zum Fell- rbkratzen, den schönsten Faustkeil als sichere und furchtbare Waffe gelegt und ihnen Nahrung sür den Weg ins unbekannte Land mitgegeben, wie angebrannte Knochen vom Urstier be weisen. Also alles, was den Inhalt eines damaligen Menschen lebens bildete, was seine Begrifsswelt umfaßte, bekam der Tote mit ins Grab. Folglich lebte doch in diesen Hirnen etwas, das über Raum und Zeit hinausragte, das sich ein Fortleben nach dem Tode zwar kindlich, dämmerhaft, aber doch überhaupt vor stellte. Daß sich so wenige Bestattungen aus jener Zeit erhalten' haben, mag verschiedene Gründe gehabt haben. Nicht alle Toten scheinen bestattet worden zu sein, vielleicht nur die Führer der Horde oder durch besondere Ursachen, Krankheit. Blitzschlag, Schlangenbiß, um das Leben gekommene. Viele, viele werden von wilden Tieren zerrissen worden, viele im Kampfe Mann gegen Mann gefallen sein. Andere hat man gewiß, wie es jetzt noch bei wilden Völkern üblich ist, auf den Hochebenen einfach ausgesetzt, — Plateaufunde in Südfrankreich deuten darauf hin. Außerdem gehörten sehr günstige Umstände dazu, die Skelette durch Hunderttausende von Jahren zu erhalten. Funde von mehreren Schädeln zusammen im .snnterarund
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)