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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Do, Wilsdruffer Tageblatt* erscheint an allen Werktagen nachmittags L Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 AM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 AM., bei Postbestellung 2 AM. zuzüglich Abtrag» —, . gebühr. Einzelnummern ISRpsg.All-Postanstalten Wochenblatt für WitSokUff u. Umgegend Postbote»undnnser-Aus« trilgerundGeschäftsstellen —' !— U nehmen zu jeder Zeit B-. ft-llungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht dein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung cingesandter Schriftstücke erfolg! nur, wenn Porto beiliegt. für Äürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigcnpreis: die 8 gespaltene Aaumzeilc 20Rpfg., die < gespaltene Zeile der amtlicher, Bekanntmachungen 40 Reichs« Pfennig, die 3 gespaltene Neklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. 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Es bedeutete keine Überraschung mehr, daß die Sowjet- rcgierung jetzt eine scharfe Note an die nordchinesische Regierung richtete, worin bestimmte Forderungen auf gestellt werden und außerdem noch mitgeteilt wird, daß bis zur Erfüllung dieser Forderungen der russische Ge sandte mit dem gesamten Botschaftspersonal Peking ver lassen wird, überraschend ist deswegen auch die andere Mitteilung nicht, daß der chinesische Gesandte in Moskau daraufhin feine Pässe verlangen wird. Nur einige Beamte zur Erledigung der russischen Konsulats geschäfte sollen in Peking bleiben. Was die Note verlangt, ist eigentlich verhältnismäßig wenig: Abrücken des chinesischen Militärs und der Polizei aus dem Botschaftsgebiet, Freilassung der dort verhafteten Nüssen, Rückgabe alles dessen, was in der russischen Bot schaft beschlagnahmt oder fortgenommen worden ist. Der soeben eröffnete dreizehnte allrussische SowjeAsAgreß in Moskau steht natürlich ganz unter dem Eindruck dieses russisch-chinesischen Zerwürfnisses. Nun bedeutet an und für sich ja ein Abbruch der diplomatischen Beziehungen noch längst nicht den Krieg; so hat beispielsweise England nach der Ermordung des serbischen Königspaares seinen Gesandten aus Belgrad zurückgezogen und jahrelang den diplomatischen Verkehr mit Serbien ruhenlassen. Ebenso schweigt die Moskauer Regierung darüber, was sie nun eigentlich zu tun gedenkt. Erleichtert wird ihr die Lage auch gerade dadurch nicht, daß jetzt eine französische Zei tung durch ihren Pekinger Berichterstatter in die Lage ver setzt Wird, mehrere der beschlagnahmten Dokumente zu veröffentlichen. Freilich wird dadurch gerade bewiesen, daß sich gewisse Fäden von Moskau her über die russische Gesandtschaft in Peking zur chinesischen Südarmee hin über angesponnen haben. Auf der Moskauer Versamm lung schob aber der Präsident der Volkskommissare, Nykow, alle Schuld für das, was nun kommen würde, der nordchinesischen Regierung zu, die offensichtlich den Plan verfolge, bewaffnete Zusammenstöße zwischen der russischen uud der chinesischen Bevölkerung hervorzurufen und die russische und die chinesische Revolution in Gegen satz zueinander zu bringen. Ob hiermit nur die übliche Formel dafür gefunden ist, ein Vorgehen russischer Trup pen gegen die Mandschurei einzuleiten, ist durchaus nicht von der Hand zu weisen. Noch wahrscheinlicher wird diese Absicht durch dis Tatsache, daß der Siegeslaus der südchinesischen Armee aus ernste Schwierigkeiten gestoßen ist. Schuld daran haben die inneren Streitigkeiten im Süden, wo es schon zu er bitterten Kämpfen zwischen den radikalen Bolschewisten, also der Kuomintangpartei, und den Gemäßigten ge kommen ist. Der Norden scheint sich aufzuraffen, käme aber seinerseits wieder in eine kritische Lage, wenn Ruß land in der Mandschurei vorgehen würde. Das ist aber keineswegs leicht; denn vor allen Dingen sind doch die Entfernungen so ungeheuer, daß ein russisches Einrücken in absehbarer Zeit nur dann möglich ist, wenn die Sowjet regierung dort schon seit längerer Zeit Truppen angesam- melt hat. Moskau hat sich anscheinend in die chinesischen Wirren so tief eingelassen, daß es sich jetzt Wohl kaum noch daraus zurückziehcn kann, will es seinen mühsam errungenen Ein- sluß nicht ganz verlieren. Auch die Stellung der Sowjet regierung im Innern würde zweifellos stark erschüttert werden, wenn es allein bei der Protestnote bliebe und ernsthaftere Maßnahmen gegen die nordchinesische Regie rung nicht erfolgen würden. Schon daß man einen gänz lichen Abbruch aller diplomatischen Beziehungen dadurch vermieden hat, daß die russischen Konsularbeamten zurück gelassen sind, scheint aber darauf hinzuweisen, daß die Sowjetregierung von den Vorgängen etwas überrascht worden ist und sich deshalb wohl uoch nicht in der Lage fühlt, ohne weiteres einzugreifen. Außerdem ist noch zu erwägen, daß die Pekinger Regierung bekanntlich Mitglied des Völkerbundes ist und nicht zögern würde, wenn nötig, von den hieraus entspringenden Rechten Gebrauch zu machen. Bei der Stimmung, die aber gerade in Genf gegenüber der Sowjetregierung herrscht, könnte die nordchiuesische Negierung dort sehr leicht wenigstens ein moralisches Eintreten des Völkerbundes gegen Moskau herbeiführen. Wieweit eine wirkliche Unterstützung durch europäische Machts erfolge« würde, vor allem erfolgen könnte, läßt sich bei dem Dunkel, das noch immer über dem Hintergründe dieser Geschehnisse liegt, wirklich noch nicht sagen. Werfall aas einen russischen Konsul. Bedauern der Reichsregierung. In Königsberg ist auf den russischen Konsul K a n - i o r ein überfall verübt worden. Nach dem Polizeibericht wurde der Konsul mit einem schweren Stock auf den Kopfgeschlagen, so daß er zu Vodenfiel, wo bei er sich die Verstauchung einer Hand und die Verletzung eines Beines zuzog. Ernster Natur scheinen diese Ver letzungen nicht zu sein, da sich der Konsul außer Bett be findet. Außerdem ist der Konsul von mehreren Personen grob beschimpft worden. Als Täter ist der Haus- lehrerBorisLechel,der mit einer größeren Anzahl -- fünfzig bis sechzig — Personen zusammen aus einer kuhlancks «ruck mit Lhins. Mle-Me DM» « MW. Abberufung des Pekinger Geschäftsträgers. In Verfolg der Vorgänge in Peking, wo russische Baulichkeiten von chinesischen Polizeikräften verschiedent lich durchsucht und zahlreiches Material beschlagnahmt wurde, hat jetzt dis russische Sowjetregierung zu einem Gegenschlag ausgeholt. Sie hat dem Vertreter der Pekin ger Regierung in Moskau eine Protestnote über reichen lassen, in der folgende Forderungen ausge stellt werden: 1. Das chinesische Militär und die Polizei müssen unverzüglich aus dem Gebäude des Militärattaches, dem Mitarbeiter der Botschaft, und der Handelsver tretung entfernt werden. 3. Die verhafteten Angestellten der Sowjetbotschaft und der Wirtschaftsvertretung müssen unverzüglich be freit werden. 3. Alle weggenommenen Dokumente des Militär attaches müssen unverzüglich zurückerstattet werden. 4. Das Eigentum an Geld, Wertsachen, Möbeln, Büchern usw., das von der Polizei und dem Militär Tschangtfolins geplündert wurde, ist unverzüglich den Eigentümern zurückzugeben. Bis zur Befriedigung dieser Forderungen sieht sich die Sowjetregierung gezwungen, zum Zeichen des Pro testes ihren Geschäftsträger Tschernych mit dem gesamten Botschastspsrsonal aus Peking abzubcrnfen und dortselbst nur Personal zur Erfüllung konftüarcr Funktionen zurück zulassen. Am Schluß ihrer Rote erklärt die Sowjetregierung, daß sie sich von niemand provozieren lassen und mit allen Mitteln die Sache des Völkerfriedens verfechten wird. Nach einer anderen Meldung soll der Rat der Volks kommissare in Moskau in stürmischer Sitzung beschlossen haben, die diplomatischen Beziehungen mit Nordchina abzubrechen. * Schwere Kämpft nördlich -es Zangise. Nördlich des Jangtse sind zurzeit schwere Kämpfe zwischen den Nord- und den Südtruppen im Gange, bei denen die Nordtruppen die kommunistischen Süd truppen zurückgedrängt haben. Der Rückzug der Engländer, Amerikaner und Japaner aus Jnnerchina wird fortgesetzt. Schantung ist von den Missio nen geräumt worden. Westlich von Hankau ist kein Eng länder mehr anzutrefsen. Die Räumung findet weniger wegen der gegenwärtigen Gefahr statt, sondern offenbar zur Erleichterung späterer Maßnahmen. Die Deutfchen bleiben im allgemeinen aus ihren Plätzen; die deutsche Kolonie in Hankau ist noch säst vollständig. Die Lage in Schanghai ist ruhig; der Streik hält sich in mäßigen Grenzen. Sie AeSerreichung der Yrolesirwten wegen Mnling. Paris. Havas teilt mit: Die identische Note, die die Ver einigten Staaten, Frankreich, England, Italien und Japan aufgesetzt haben, um gegen die Zwischenfälle von Nanking zu protestieren, wurde von den Konsuln der betreffenden Mächte in Schanghai und Hankau gleichzeitig dem Militärkommando und der Südregierung überreicht. Diese Note protestiert gegen die Unruhen von Nanking, fordert die Feststellung der schul digen Offiziere und ihre Bestrafung sowie Geldentschädigun- gen für die Opfer und ihre Familien. Versammlung der Nationalsozialistischen Deutschen Ar beiterpatei und der Nationalsozialistischen Arbeitsgemein schaft kam, von den Beamten der politischen Abteilung des Polizeipräsidiums ermittelt worden. Uber den Grund zu der Tat gibt Lechel, der Reichsdeutscher ist, aber lange Zeit in Rußland gelebt hat und der russischen Sprache mächtig ist, an, er habe, als er den Konsul mit mehreren Personen zusammen traf, ge hört, daß sich dieser inabfälligerWeiseüberdie Christen in Rußland geäußert hätte. Diese Äußerung habe ihn so gereizt, daß er sich nicht mehr habe halten können und blindlings aus den Konsul einge- fchlagen habe. Er will aber, als er schlug, nicht gewußt haben, daß er den Konsul vor sich hatte, sondern er habe geglaubt, er hätte es mit russischen Juden zu tun. Nach Aussagen von Zeugen ist die Darstellung des Lechel un richtig, da der Konsul eine abfällige Äußerung nicht ge tan hat. Der Leiter der Ostabteilung des Auswärtigen Amtes in Berlin, Ministerialdirektor Wallroth, hat dem Bot schafter der Sowjetunion, Krestinsky, das aufrichtige Be dauern der Reichsregierung über die Vorgänge in Königs berg ausgesprochen. Er gab dem russischen Botschafter Kenntnis von dem bisher festgestellten Tatbestand und teilte gleichzeitig mit, daß ein Ermittlungsver fahren eingeleitet worden sei. Auch der Regierungs präsident der Provinz Ostpreußen und der Polizeipräsident von Königsberg statteten dem Konsul Besuche ab. Die MWW -er Unser MiWMerhMiiM Wloffen. Gens, 11. April. Die vorbereitende Abrüstungskommis sion beendete heute nachmittag die Beratungen über die Be schränkung der Flottenabrüstungen. Da über die Hauphiunkte der Flottenabrüstung in den Verhandlungen der letzten Tage eine Einigung nicht erzielt worden ist, wurden heute lediglich eine Reihe rein technischer Fragen von untergeordneter Bedeutung behandcli, so die Begrenzung der Kaliber der Schiffsgeschütze und der Torpedos sowie die Festsetzung einer Altersgrenze für die SchUMMen. In der Diskussion wies Paul Doncour auf die Schwierigkeiten der Behandlung dieser Frage hin, solange man sich nicht darüber einig sei, ob die Schisse, die die Schiffsgeschütze tragen sollen, beschränkt werden. Entsprechend dem heutige« Vorschlag des Präsidenten wird die vorbereitende Abrüstungs- kcmM'ssicn nunmehr ihre Arbeiten bis Donnerstag vor Ostern sortfttzen und am Dienstag nach Ostern zum letzten Male zur Entgegennahme des Berichtes des Büros über die erste Lesung zusammentreten. Hieraus wird sich die Kommission auf unbe stimmte Zeit vertagen. Die Einberufung zu einer neuen Tagung bleibt hem Büro der Abrüstungskommission überlassem Mis »II km Mius kr MHWMlWK lSWN Mlritkr. Eigener Nachrichtendienst des „Wilsdruffer Tageblattes". P a r i s, 12. April. In französischen diplomatischen Kreisen ist man mit Hem Verlauf der Genfer Abrüstungsverhandlungen unzufrieden. Man hegt kaum mehr die Hoffnung, daß es gelin gen wird, eine Formel für die Einberufung der endgültigen Ab rüstungskonferenz zu finden. Io, wenn selbst noch diese Mög- tichteit osfen bliebe, zögert man nicht, zu erklären, und dies viel leicht aus taktischen Gründen, daß mit einer Vertagung der Ab rüstungskonferenz aus unbestimmte Zeit zu rechnen sei. Die Schuld hierfür wäre England zuzuschreiben, daß unter dem Schutz von Italien es Mehne, den französischen Vorschlag über die Beschränkung der Srestreitkräste anzunehm-m. Frankreich könnte aber unter keinen Umständen zulasten, daß eine Abrü stungskonferenz einberufen werde, die nicht gleichzeitig die Frage der Beschränkung der Luft-, See-- und Landstreitkräfte behandelt. Infolgedessen sei zu erwarten, daß die nächste Völkerbunds- ratstagung die AbrisslungsverhaMnnKn auf unbestimmte Zeit vertagen werde. Das BeDden -es «imöMk« MU M. Eigener Fcrnsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Bukarest, 12. April. Da das Befinden des Königs Fer- dinand andauernd gut ist, wird die Ausgabe von ärztlichen Bulle tins wieder eingestellt. Zwei schwere WnWsiWk i« Ammoim. Bukarest, 11. April. In der vergangenen Nacht stieß bei Ograda in der Walachei ein aus 36 mit Benzin gefüllten Tankwagen bestehender Eisenbahnzug mit einem Leerzug zusam men und verbrannte vollständig. Vier Eisenbahnbeamte fanden de« Ted, während vier weitere verletzt wurden. — Bei Augustin in Siebenbürger? entgleiste der Budapester Zug, wobei zwei Per sonen schwer und neun leicht verletzt wurden. Die AbriHLMg ZM' Gse. Die Begrenzung der Stärke der Kriegsflotten. Der Borbereitungsausschuß für die Abrüstungs konferenz fetzte die Aussprache über die Frage der See abrüstung fort. Zur Beratung stand der französische Vor schlag über die Begrenzung der Stärke der Kriegsflotten, ver ein Komprvmiß zwischen dem-englischen Vorschlag, die Begrenzung «ach Schiffszahl uyd Gesamttonnage der Schiffsklassen zu regeln, und dem ursprünglichen franzö sischen Vorschlag aus die Gcsamttsnnage darstellt. Als erster Redner teilte Lord Robert Cecil mit, daß die englische Regierung bereit sei, hinsichtlich einiger Punkte e n t g e g e n z u k o m m e n; was jedoch die Begrenzung der Stärken der Kriegsflotten anbelange, könne die englische Regierung den französischen Kom promißvorschlag unter der jetzigen Fassung nicht an nehmen, denn der Vorschlag würde weder hinsichtlich der Stärke der Schlachtschisse noch ihrer Ausrüstung ein Wettrüsten v e r h i n d e r n, er würde außerdem nicht jenes Minimum an nationaler Sicherheit England ver bürgen, auf die England zur Sicherstellung der Freiheit seiner Seewegs Bedacht nehmen müsse. Der italienische Delegierte de Marines lehnte in einer Erklärung den sranzösischen Kompromißvsrschlag ebenfalls ab, und zwar, weil er eine Unterscheidung zwischen Kolo nial- und Heimatflotte mache. De Marines machte einen Gegenvorschlag. Der sranzösische Delegierte Paul-Bon-