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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ »«« ««»vr-ft-r Togrblan- erschnnt Ii«Nch nachm. 5 Uhr für d« Ta«, »ezugtprrir: Sri Addolung in »rr DriaiüftLstrlle nnd den Andgnbeftelle» 2 Mk. IM Monat, bei Zustellung dnrch die Bote» 2,30 Mb., bei Poftdestellung «Md --uSolich «dtrng« .. . gebühr. Einzelnummern «ll-P°ft°nst-lten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend P-ftd°l-nundun>er-An-- Aüa« »nd «-Ichäiirk-llrn — ! U nehmen ,u feder Ze« Be- »e^,ngen e»,gegen. I» Kalle hüherer Dewall, «lieg oder sonstig.» B-tried.stSrungen destehl bei» Anspruch auf L<e,-rnng A-ttuna oder Kürzung d« Bezugspreise». — Rücksendung eingejandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto betliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8geipalteneAaumzeUe 20 Goldpfennig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4V Gold pfennig, die 3 gespaltene Aeklamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Rcchweisungsgeoühr 20 Goldpfennig. Bkr- geschriebene Lrsche,nungs. tage und Platzvorschrifttn wcrdrn nach WSglichdeil Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 drrüchfichli,,. «nz-iiimo. annahme bis oorm. 1b Uhr — — — - - Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anze.gen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Radatran,pruch erlischt, wenn der Betrag dupü) Kiageeingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerat. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen- Da« Wilsdruffer Tageblatt enthält Lie amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgericht« und Stadtrats w Wilsdruff, Forstrenlamts Tharandt, Finanzamts Raffen Air 75 86.Jahrgang Tel gr Adr .Amtsblatt« Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden 2640 Mittwoch, den 30 März 102? Kommunistische AMoren in Schanghai. Kabinettssitzung in London. Nach Meldungen aus Schanghai hat der britische Oberkommandierende Duncan die Befehlsgewalt in der französischen Konzession übernommen. Britische und amerikanische Marinesoldatcn haben Befehl erhalten, im Notfälle auch die französische Konzession zu verteidigen. Wie die englischen Blätter inelden, sollen in Schanghai noch immer kommunistische Agitatoren am Werke sein, um die Einwohner. Schanghais zu einem SturmaufdieausländischenKonzessionen zu veranlassen. Das englische Kabinett hat in etwa zweistündiger Sitzung die Lage in China erörtert. Ein Teil der Blätter sieht in der Einberufung des Kabinettsrates ein sicheres Anzeichen für eine ernste Wendung der Lage im Fernen Osten. In der Kabinettssitzung hat die Regierung endgültig beschlossen, angesichts der gegenwärtigen Lage in China keine Verhandlungen mit der Kantonregierung über die zukünftige Verwaltung der internationalen Siedlungen zu beginnen. Dieser Beschluß dev Regierung wird von der nahezu gesamten Presse gulgeheißen. Keine GeschästsbeleSung. über die Wirkungen der im vorigen Jahre in Deutsch land eingeführten und vielbesprochenen Einrichtung, Waren an Kunden auf Kredit und zu Ratenzahlungen ab zugeben, wird uns von sachkundiger Seite geschrieben: Der Verband deutscher Waren- und Kaufhäuser hat soeben einen Geschäftsbericht für 1926 veröffentlicht und er behandelt darin auch die Entwicklung einer Einrichtung, die bei ihrer ersten Einführung sehr heftige Auseinander setzungen hervorrief. Es war dies die sogenannte „Kon sumfinanzierung", also Hergabe von Waren, für die eine Bezahlung nur zum Teil sofort in bar erfolgte, während die restliche Abdeckung des Kaufpreises durch Ratenzahlung vor sich gehen soll. Was man dadurch erreichen wollte, war eine Belebung des Verbrauchs, war Anreiz zum Kauf von Waren, die an und für sich infolge Mangels an Bar mitteln sonst nicht beschafft werden können. Belebung der Nachfrage, und zwar eine dauernde Belebung durch nne derartige Kreditgewährung, sollte nun — und diese Rechnung war theoretisch richtig — auch folgerichtig eine Steigerung der Erzeugung herbeiführen, also eine all gemeine volkswirtschaftliche Belebung ermöglichen. Schon damals wurden gegen die Einführung dieser ursprünglich amerikanischen Einrichtung in Deutschland schwere Bedenken vorgebracht, die sich hauptsächlich da gegen richteten, daß auf eine dauernde Belebung der Nachfrage zu rechnen sei. Im Gegensatz zu den sog. Ab zahlungsgeschäften bedeutet die Kredithergabe bei der „Konsumfinanzierung" nicht einen „Realkredit", sondern es erfolgt eine Prüfung der persönlichen Kreditwürdigkeit dessen, der den Kredit in Anspruch nehmen will; das be deutet also eine Hergabe von Personal kredit. Mehrere Systeme solcher „Konsumfinanzierung" sind ja nun in Deutschland eingeführt worden, aber der Geschäftsbericht des Verbandes der Waren- und Kaufhäuser stellt fest, daß das ins Auge gefaßte volkswirtschaftliche Ziel nicht erreicht worden ist. Zwar erfolgte bei Einführung dieses Kreditierungssystems eine augenblickliche Belebung des Warenverkaufs, aber das war nur eine Vorwegnahme der Bedarfsdeckung, führte also nicht zu eines ständigen Steige rung des Verbrauchs, sondern zu einem — Nachlassen der Nachfrage in den dem Kauf folgenden Monaten. Statt einer Belebung der Nachfrage erfolgte also nur eine zeit liche Verschiebung, die volkswirtschastliich von keinem Nutzen ist. Der Geschäftsbericht äußert sich auch über die Gründe, warum eine Kredithergabe bei Warenverkauf im Einzelhandel zwar in Amerika möglich und volkswirt schaftlich erfolgreich ist, in Deutschland aber nicht. Wäh rend nämlich in Deutschland die Höhe des Einkommens bei den großen Massen die gleiche ist wie das allgemeine Preisniveau des Existenzminimums oder, einfacher ge sprochen, der deutsche Arbeiter in der Hauptsache nur soviel verdient, als er zur Fristung seines und seiner Familie Lebens braucht, ist die allgemeine Preishöhe in Amerika etwa 150 A gegenüber 1913, die allgemeine Lohnhöhe aber rund 225 N, so daß der amerikanische Arbeiter durchschnittlich mehr verdient, als er zur Dek- kung des Existenzminimums nötig hat. Und dieses Mehr NUN wird durch die „Konsumfinanzierung" ergriffen; das ist hier kein vorweggenommener Arbeitsverdienst wie bei der deutschen Kreditbeanspruchung, sondern ist wirklicher vorhandener Verdienst, der nun in Ware umgesetzt wird. „Die Frage also, ob durch die Konsumfinanzierung ein stark erhöhter Bedarf erweckt und erhalten werden kann, läßt sich aus diesen Gründen für Deutschland nicht be jahen", lautet das vorsichtige, aber unzweideutige Urteil jenes Geschäftsberichts, zumal man nicht einmal genau weiß, ob an Orten, wo mehrere Arten der Konsumfinan zierung eingeführt sind, Kreditnehmer zu allen ihnen sich darbietenden Gelegenheiten gewandert sind. Allerdings sollen wirkliche Ausfälle bisher im allgemeinen selten ge blieben sein, wofür wohl aber das geringe Ausmaß das diese ganze für uns sich kaum empfehlende Einrichtung bis heute genommen hat, den Hauptgrund abgibt. Tas HMkMismum mil FMrG SeuMe RUfragen in Paris. Grundsätzliche Zustimmung zum Handelsprovisorium. Das Reichskabinett hat sich mit dem provisorischen Handelsabkommen beschäftigt, aus das sich die deutsche und die französische Wirtschaftsdelegation vor kurzem geeinigt haben. Das Kabinett hat dem Abkommen grund sätzlich zugestimmt und seine endgültige Zustimmung nur von einigen kleineren Abänderungen abhängig gemacht, die aber an dem wesentlichen Inhalt des Abkommens nichts ändern. Das Kabinett hat eine Rückfrage nach Paris über einen bestimmten Verhandlungspunkt gerichtet. Die französische Presse hat Mitteilungen über das Er gebnis der deutsch-französischen Handelsvertragsverhand lungen gemacht, die in ihren Einzelheiten nicht zutreffen. Diesen Meldungen zufolge soll der Zoll auf französische Weine von 80 auf 15 Mark herabgesetzt worden sein. Dem Wert des französischen Einsuhrkontingents von 40 Mil lionen soll nur ein deutsches Einsuhrkontiugent für chemische Erzeugnisse im Werte von 15 Millionen Frank gegenüberstehen, und diese Chemikalien sollen nicht im sreien Handel abgesetzt werden dürfen. Diese Mitteilungen sind nicht richtig, vielmehr soll für französischen Wein ein bestimmtes Kontingent unter Meistbegünstigung zugelassen werden; an Stelle des autonomen Zollsatzes von 80 Mark soll ein Zoll in Höhe von 45 Mark sür Weißwein und von 32 Mark für Rotwein erhoben werden. Der Wert der von Deutschland verlangten Einfuhrkontingente Leträat für Maschinen 23 Millionen Frank, für Erzeugnisse der elektrotechnischen Industrie 17 und für die der Chemie 12 Millionen, insgesamt also, unter Berücksichtigung von Bier und Holz, rund 60 Millionen Frank. Die deutschen Chemikalien können im freien Handel abgesetzt werden. Von einer sonst in Handelssragen gut unterrichteten Seite wird bekannt, daß man in Kreisen der deutschen Industrie mit dem Provisorium nicht restlos zufrieden ist. Von industrieller Seite wird besonders bemängelt, daß eine erhebliche Anzahl deutscher Industrien in dem Ver trage keine Berücksichtigung gefunden habe, insbesondere die ganze Kleineisenindustrie, die Leder industrie, die Papierindustrie, die Metallwarenindustrie, die Uhrenindustrie usw. Gerade bei diesen Industrien handele es sich um Fabrikationen, die wirklich in der Lage seien, innerhalb eines nur dreimonatigen Provisoriums von erleichterten Einfuhrmöglichkeiten nach Frankreich Gebrauch zu machen und dafür schnell liefersähige Waren in größerem Umfange bereitzustellen. Der Maschinenbau und die Elektrotechnik würden dagegen kaum in der Lage sein, von den diesen Industrien zugestandenen Einfuhr erleichterungen nach Frankreich einen umfangreichen Ge brauch zu machen, da ihre Produkte längerer Lerstellungs fristen bedürfen und die Unsicherheit der Verlängerung des Provisoriums nach drei Monaten es ihnen schwermachen würde, sich auf das französische Geschäft tatkräftig genug einzustellen. Das Niederlassunssrecht in Polen. Gesandter Rauscher in Berlin. Der deutsche Gesandte in Warschau, Rauscher, ist für einige Tage in Berlin, um über die Frage des Nieder lassungsrechts Deutscher in Polen Veracht zu erstatten und neue Instruktionen über den deutschen Standpunkt in der Niederlassnngsfrage nach Warschau milzunehmen. Die Verhandlunacn über den eigentlichen Handelsvertrag werden vorläufig zurückgestellt, b's eine Verständigung in der Niederlassungsfrage erreicht ist. Aussetzung der Liquidierung des deutschen Eigentums in Rumänien. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Bukarest, 29. März. Die rumänische Regierung HÄ beschlossen, die Liquidierung des beschlagnahmten deutschen Eigen tums auszusetzen. ZLwi« ige Lage Oer kuglänaersinLanglft Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 29. März. In maßgebenden politischen Kreijen find soeben Berichte aus dem fernen Osten vingegangen, wonach sich die maßgebenden britischen Stellen in Chino entschlosst» haben, die Städte Ischang, Tschangscha und Sunking völlig M räumen. Die Frauen und Kinder sind aus diesen drrä Städten bereits ablransportiert worden. Die Situation wird dort als außerordentlich ernst bezeichnet. KriMM im SAnghaier Einge- lmmn-Mnel. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 29. März. Die heute in London eingegongeiKn Berichte aus dem fernen Osten lassen erkennen, daß die gestrigen Meldungen erheblich übertrieben waren. General Tschangkw schek hat im Eingeborenen-Bertel Schanghais bas KriegsreHt erklärt, um Ordnung zu schaffen. Wie Wester aus Schanghai berichtet wird, hat General Tschangkaischek heute dem amerikani schen Admiral Williams auf dessen Flaggschiff einen Besuch ad- gestüttet. Der Admiral empfing den chinesischen Heerführer ohne die üblichen militärischen Ehrenbezeugungen. Vs; Weiße hau; zur Lage I« Lkins Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Neu york, 29. März. Nach einer Kabinettssitzung über China erklärte das Weiße Haus, daß die cmerikanischcn TruMi keinem fremden Oberbefehl unterstellt würden. Das Weiße Haus erklärte ferner, es könne infolge der unsichere« Lage in China test« genaueren Mitteilungen über Amerikas künftige Lhinapviink machen; man sei auf alles vorbereitet, hoffe aber, daß keine weid, ren Truppenfer düngen notwendig sein würden. Die ameridr nifchen Konsule seien instruiert, den amerkanischen Staatsbürgern im Innern Chinos nach Möglichtest zur Abreise zu raten. MW» voll derMMölkslittossebesreit. Paris, 29. März. Die Botschafterlonferenz hat heute morgen nach Kenntnisnahme des Berichtes der Interalliierte« Kontrollkommission für Ungarn im Einverständnis mit den allster ten Regierungen die Aufhebung der Militärkontrolle über Uugap« beschlossen Die Interalliierte Kontrollkommission wird am 31. h. M. zu funktionieren aufhören. Ihre Mitglieder werden allerdings bis zum 15. Moi in Budapest bleiben, um die Durchführung noch zu erfüllender Restverpslichtungen zu überwachen. Gegen kommunistische Ausschreitungen. Brachsen und der Neichswirtschafksrat. Wahlen zur Gemeindekammer. (23. Sitzung.) 0L. Dressten, 29. März. Vor Eintritt in die Tagesordnung des Sächsischen Land tages gab Präsident Schwarz bekannt, daß der Abgeordnete Roscher (Komm.) wegen der Vorfälle vom letzten Donners tag auf eine Woche von den Sitzungen ausgeschlossen worden ist. — Abg. Böttcher (Komm.) verliest eine lange und heftige Erklärung gegen die .mieterfeindliche Haltung" der Regie rung. Dann fährt das Haus in der Beratung der am Donners tag abgebrochenen Tagesordnung fort. Der erste Punkt betrifft wieder die Wahlen von den Mit gliedern und 20 Stellvertretern zur Gemeindekammer. Der am Donnerstag bekanntgegebene Antrag der Regierungs- parteien hierzu ist zurückgezogen worden. Abg. Böchel (Soz.) bespricht die Vorgänge vom Donners tag, wobei er dem altsozialistischen Abg. Bethke vorwirft, er ginge mit seinen Handlungen an die Grenze des Erpresser- Iums. Es sei jetzt klar erwiesen, daß er tatsächlich die Äuße rung getan habe, die in der letzten Sitzung erwähnt wurde und den Lärm hervorgerufen habe. Weiter protestiert der Redner lebhaft gegen den Antrag der Regierung auf Er laubnis der Strafverfolgung von drei kommu nistischen Abgeordneten wegen der Rorderunaen am Donnerstag und meint, die Regierung sei doch nicht der Var mund des Landtages. Abg. Renner (Komm.) spricht in ähnlichem Sinne mH nennt den Antrag der Regierung einen Verfassungsbruch rmd ein Kennzeichen der Klassenjustiz. Abg. Bethke (Altsoz.) betont, man habe ihn verurteitz, ohne ihn zu hören. Es habe ihm völlig fern gelegen, politische. Momente mit persönlichen Interessen zu verquicken. Es A ein sehr komisches Bild, daß die sozialistische Pressb die selbst so verlumpt und widerlich sei, sich jetzt als Hüterin der Moral aufspiclt. Ministerpräsident Heldt weist die Borwürfe gegen die Regierung zurück. Es handle sich um einen so unerhörten Vorgang, daß man nicht wohl zuschen dürfte. Solche VAk' würfe seien zurzeit nicht geeignet, den republikanischen danken zu stärken. Wer für die republikanische Staatssoktn eintretc, müßte sich energischgegenfolche Ausschrei tungen wenden. Daraus ergebe sich der Strafverfar- gungsantrag der Regierung. Nach weiterer Aussprache wird endlich zur Sacke zurüA- gekehrt: Wahlen zur Gemeindekammer. Man beschließt dtz Wahlen durch Stimmzettel vorzunehmcn. Die Stimmzettel müssen aber erst gedruckt werden, so daß die Wahlen im späte ren Verlauf der Sitzung stattfindcn. Inzwischen werden die übrigen Punkte verateit. Ein van dem Abg. Böttcher (Komm.) begründeter Antrag, dcrEtfp spruch gegen das Schmutz- und Schundgesetz verlangt, wird nach langer Aussprache an den Nechtsausschuß verwiesen. —