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Zwei Wand rer 's geht mancher mit lächelnden Lippen einher, 'Von Sonnenstäubchen umflutet, ünb seiner ahnt, wie bas Herz >ihm schwer, s Und wie die Seele ost blutet. „ Manch' anb'rer geht finster und grollend einher, Von Wolkenschleiern umgeben murrende SeAe blickt freudlos und leer, So reich auch gesegnet sein Leben. — Nun wähle bir, Bruder, zum Weggescll Den einen ober den andern! . Und merke wohl auf! Du spurzt es schnell Mit welchem es gut sich läßt wandern. Frieda Nier. Generalpostmeister Stephan. Zur 30. Wiederkehr seines Todestages am 8. April. Auf der Postwoche in Berlin haben Reichspost minister Dr. Schätzel und Staatssekretär Sautter mit be rechtigtem Stolz von dem großartigen Aufschwung des deutschen Postwesens gesprochen. Sie hätten dabei des Mannes gedenkm sollen, dessen noch unvergessenem Wir ken dieser Au,scwvung im wesentlichen zu verdanken ist, und seit dessen ^ode letzt dreißig Jahre verflossen sind: des Generalpos.mersters Heinrich von Stephan. Stephan, der am 8. April 1897 gestorben ist, war der weitaus be kannteste und populärste aller deutschen „Postmänner", und sein Name wurde schließlich zu einer Bezeichnung für alles, wa» imt deutscher Post in Beziehung steht: noch heute spricht man von Stephansjüngern, Stephansboten usw. Als Sohn eines schlichten Handwerkers zu Stolp in Posnern geboren, war Stephan schon früh bestrebt, der Post als einem Hebel der Kultur Weltgeltung zu ver schaffen. Die Zahl der von ihm dnrchgeführten Postre formen ist erstaunlich groß; fast alles, was wir heute auf dem Gebiete des Postwesens für selbstverständlich halten, 'st letzten Endes auf Heinrich Stephan — der Adelstitel wurde ihm erst späte,, verliehen — zurückzuführen: Schaf fung des Einheitsportos, Einführung der Postkarten, Postanweisungen, Postmandate, Einführung des Wort tarifs bei den Telegrammen, Errichtung der Rohrpost in Berlin, Begründung des Fernsprechwesens in Deutschland usw. Sein bedeutsamstes Werk aber war die Gründung des Weltpostvereins, eine Tat, die des Generalpostmeistcrs nationale Bedeutung zu einer internationalen erweiterte. Im Jahre 1899 ist im Lichthofe des Reichspostmuseums in Berlin dem ausgezeichneten Manne ein Standbild er richtet worden. s ?oMil<I>r Kunal»«» i Deutsches Reich 80 Millionen für verstärkten Wohnungsbau in Preußen. Das preußische Staatsministerium hat dem Landtag den Gesetzentwurf übersandt, durch den das Staatsministe- rium ermächtigt wird, zur verstärkten Förderung der Bau tätigkeit auf dem Gebiete des Wohnungswesens 80 Mil - lionen lIN Kreditwege zu verwenden. Der Ettt- des Landtagsbeschlusses vom dienen, der das Staatsministerium be- "n verstärktes Wohnungsbanpro- wekci duÄ,^ durchzuführen, daß zweite Hypo- lckmkk! -^^"^^"bhnahme des Kapitalmarktes be- !aufenden^Miu^'"el Zur Verzinsung und Tilgung aus fenoen Mitteln entnommen werden. Sächsischer Einspruch gegen den Finanzausgleich. * B sächsische Gesamtministerium hat beschlossen, beim Zu beantragen, daß gegen die vom Reichstag beschloßenen Gesetze zur.übergangsregclung des Finanz- zwischen Reich, Ländern und Gemeinden sowie Gesetzes über den Eintritt der Frei- Bayern und Baden in die Bier- Grund des Artikels 6-1 der Neichs- verfastung Einspruch eingelegt werde Trauerzug für den Generalmajor v. Wrisberg. Die Beisetzung des am 1. April bei dem Zusammen stoß mit der Polizei anläßlich einer Bismarckfeier am Herzschlag verstorbenen Generalmajors v. Wrisberg fand in Berlin auf dem Jnvalidenfriedhof statt. An der Trauerfeier nahmen Reichspräsident v. Hindenburg, Generalfeldmarschall v. Mackensen und noch mehrere be kannte Persönlichkeiten teil, namentlich ehemalige höhere Militärs. Die Berliner Garnison stellte eine Trauer parade unter dem Kommando General Severins. Gegen Verringerung der braunschweigischen Landtags mandate. Der Braunschweigische Landtag lehnte den verfas sungsändernden Gesetzentwurf ab, wonach der Landtag künftig aus 36 Abgeordneten statt wie bisher aus 48 Abgeordneten bestehen soll und Mitglieder des Staats ministeriums nicht zugleich Landtagsabgeordnete sein dürfen. Dagegen stimmten 23 Abgeordnete der Linken, dafür 20 der Rechten, 3 Abgeordnete fehlten. Frankreich Französische Flottenbauten. Ein vom Präsidenten der Republik genehmigtes Flottenbauprogramm für die Zeit vom 1. Juli 1927 bis 30. Juni 1928 sieht den Bau von einem Kreuzer, sechs Torpedobootszerstörern, fünf U-Booten, einem U-Boot, das gleichzeitig Minen legen kann, und von zwei Avisos für die Verwendung im Aus lande vor. Aus Zn« und Ausland. Berlin. Reichspräsident von Hindenburg hat den neu- ernannten jugoslawischen Gesandten zur Entgegennahme seines Beglaubigungsschreibens empfangen. London. Das neue englische Gewcrkschastsgesetz, das namentlich für politische Streiks strenge Strafen Vorsicht, hat die innenpolitische Lage des Landes verschärft. Gegen das neue Gesetz wird ein erbitterter Kamps seitens der Arbeiter partei vorbereitet. Warschau. Der Papst hat der Gattin und den beiden jugendlichen Töchtern des Marschalls Pilsudski drei kostbare, aus Gold und Edelstein gefertigte Rosenkränze zum Geschenk gemacht. Begleitet war diese Gabe vom apostolischen Segen für die Familie des Marschalls. Oslo. Der Staatsrat hat dem Gesetz über die Aufhebung des Alkoholverbots in Norwegen seine Zustimmung erteilt Das Gesetz wird am 2. Mai in Kraft treten. Der Plauener Stresemann-Prozeß. 8 Plauen, 6. April. Die Berichte des damaligen Bevollmächtigten Kranz vom 10. November 1921 über die Vcrschrottungsgeschäste der Eva poratorgesellschaft in Königsberg werden vorgelegt. Sie be lasten die Gesellschaft schwer. Auf verschiedene Fragen der Ver teidigung bekundet der nochmals vorgerufene Zeuge David Litwin, lediglich bei einem einzigen Geschäft sei überhaupt Schrott ausgcführt worden Das Material wurde von der italie nischen Regierung gekauft. Der Reichstreuhandgesellschaft seien für ihre Mitwirkung 25 aus dem Reingewinn des italienischen Geschäftes zugcflossen. Gemeinsame Geschäfte mit der Reichstreubandgesellschaft seien nicht getätigt worden. Der 4. Kapitel. „Na, Jolantha, Vögelchen, bist wieder da? Siebst so erregt aus, hast so heiße, rote Bäckchen! Der Tee war wohl zu stark bei der da unten, bei der Reinach?" knurrte der alte Oberstleutuant, nickte aber doch der Enkelin wohlwollend zu. Tante Cölestine saß mit dem unvermeidlichen Strick strumpf bei ihrem Vater. Sie blickte mißbilligend über die runden Brillengläser zu der Nichte, die eben ins Zimmer getreten war. „Kommst spät, Jolantha —" „Kaum sechs vorbei ,Tantchen. Bis dahin hast du mir ja Urlaub gegeben!" „Nun ja, du weißt aber, Großpapa kam nicht so spät zu Abend essen, und gar heute, wo wir die ge dünsteten Ganslebern haben! — Amalie kann daun anrichten." Sie strickte schnell noch einige Nadeln ab und wickelte den Wollknäuel sorgfältig auf ,ehe sie die Arbeit aus der Hand legte. Beim Aufstehen war sie dem Vater behilflich, der im rechten Bein, das dick umwickelt war, von argen Schmerzen gequält wurde. Beim Essen legte die Tante reichlich vor. „Iß dich satt, Jolantha, du wirst unten nicht so viel bekommen haben." Das junge Mädchen lachte auf. „Aber Tantchen, zum Tee ißt man sich doch überhaupt nicht satt!" „Ob sich die Reinachs wohl jemals satt essen?" fragte Tante Cölestine. „So sieht's mir da unten wirkttch nicht aus. Offen gesagt, Jolantha, ich liebe ven Verkehr mit der Baronesse gar nicht. Was Gu tes lernst du von der nicht." „Aber Tantchen, wie kannst du nur so lieblos prechen! Leonie ist so freundlich, so —" „Von einer Freundlichkeit, die ich gar nicht liebe! Ich halte sie für falsch und berechnend. Traue meiner Menschenkenntnis! — Und was ist das für eine Art, Lie Frau desAdjuLanteu Roman von Fr. Lehne >0- Fortsetzung. Nachdruck verboten beabsichtigt ausgedehnt. '^Vtdorf^^ und Benno folgte seinem Beispiel letzt auf und Als er sich von Jolantha „ ihre Hand fest in der seinen und h.elt er hübschen Augen auf ihr Gesicht. Er kanntet« d^ seines Blickes, und die,es schlanke, naive Goldsischleft zu erringen, dünkte chm ein kleines. Mein „Liebster!" flüsterte Leonie und sah Heinrich voll Demut und Hingebung an. Heiß strömte ihm das Blut zu Herzen, als sie sich neben ihn stellte und ihre Schultern sich berührten. Sie erschien ihm so hausfraulich in der weißen Tündelschürze und der schlichten, weißwollenen Bluse, worin sie ihm ungleich besser gefiel als in ihrer son stigen Eleganz. Und wenn sie erst fern war, dann würde er sie sich auch nach seinen Wünschen erziehen. Das, was ihm an ihr mißfiel, war wohl nur das Er gebnis ihrer Umgebung. Das ängstliche Bemühen, den Schein zu wahren, das Glänzen nach außen hm, das mit häuslichem Entbehren und Entsagen ver knüpft war — alles das schaffte die Halbheiten und Unwahrheiten, die ihm so verhaßt waren. Gleich unten au der Tür trennten sich die beiden Offiziere da Altorf nach Hause gehen wollte, während Benno noch eine Verabredung mit Lezius hatte, Hauptsächlich war es wohl beider Wunsch, nicht länger als nötig zusammen zu sein, denn sie standen sich nicht besonders. Benno war sehr leicht,innig und auch kein tüchtiger Offizier; Altorf dagegen war mit Leib und Seele Soldat. Es hatte schon manchmal kleine Reibereien zwischen ihnen gegeben. -zeuge r^oerreulnam a. ^>. Aver, vcr m der fraglichen Zeit als Angestellter der Evaporatorgesellschaft die Verschrottung und den Versand der Munition leitete, erklärte, es sei nichts an Polen gegangen, sondern nur ordnungsmäßig delaborierte Munition an einwandfreie Eisenwerke in Böhmen. Das An halten dieses Schrotts sei unberechtigt und die Behauptung, cs sei Munition, falsch gewesen. Barmai-Prozeß. Lange-Hegermann erläutert seine Schulden. In der weiteren Barmat-Verhandlung zu Berlin machte der Angeklagte Lange-Hegermann über die Schuld von WO 000 Mark bei Barmat folgende Angaben: Für Aussichts ratsgelder habe er 42 000 Mark gebraucht, Minister Hoefle habe 33 000 Mark erhalten, für 106000 Mark seien Efsekten gekauft worden, auf Privatentnahmen entfielen 28 000 Mark, auf Beteiligung bei der Kerstholt-A.-G. 45 000 Mark, bei der Mologa 82 060 Mark. Zwischen Schäfer-Bonn und ihm habe kein Darlehnsvertrag über die zwei Millionen bestanden, sondern er habe nur einen Schuldschein von Schäfer erhalten. Die Zinsdisserenz für den Kreditbctrag sei über sein Konto gegangen. Auf die Frage des Vorsitzenden, ob cs ihm nicht ausgefallen sei, daß Schäfer so selten Beträge von dem Konto abgerufen habe und warum er nicht nachgeforscht habe, ob Schäfer sich gebührend für die Köttcwitzer Angelegenheit inter essiert hatte, antwortete der Angeklagte, er habe dazu nicht Zeit gehabt. Daraus wurde die Verhandlung aus Freitag vertagt. l Neues aus aller Weit r Eine Liebestragüdie. In Hamburg fanden Eisen- bahnbedienstete auf dem Abstellbahnhof in eiueni Eisen bahnwagen die Leichen eines 53jährigen Weichenstellers und einer 40jährigen Frau. Beide wiesen Schußver- letzungen aus. Nach den bei den Toten Vorgefundenen Briefschaften ist anzunehmen, daß zwischen ihnen, die beide verheiratet waren, ein Liebesverhältnis bestanden hat. Kraftübertragung von der Schweiz nach Baden. Der Schweizer Bundesrat ermächtigte die Aktiengesellschaft Motor Columbus in Baden (Aargau), vorübergehend 14 000 Kilowatt täglicher Kraft an Waldshut (Baden) zu liefern. Die Bewilligung gilt bis Schluß des Jahres. Zwölf Personen ertrunken. Wie aus St. Etienne gemeldet wird, ereignete sich auf der Loire ein schweres Unglück. Eine mit zwölf Personen besetzte Barke scheiterte. Sämtliche Passagiere ertranken, die Leichen konnten bis her noch nicht geborgen werden. Ungültige Gcmcindcwahlen in Polnisch-Obcrschlesien. Die Kommunalwahlen in Gieraltowitz, die vor einiger Zeit stattfanden und bei denen die Deutschen 423 Stim men und die Polen nur 371 Stimmen erhielten, wurden für ungültig erklärt, weil der polnische Gemeindevor steher den Wahlakt in betrunkenem Zustande eingeleitet hatte. Ebenso waren die Briefumschläge so durchsichtig, daß man die Listennummern feststcllen konnte. Den Schnaps und die Briefumschläge lieferte ein polnischer Kaufmann. Das Grabmal eines deutschen Pfarrers von den Polen zerstört. InMyslowitz wurde auf das Grab mal des Pfarrers Bresler, der den Polen als aufrechter deutscher Mann sehr verhaßt war, ein Dhnamitattentat verübt, wodurch das Grabmal zerstört wurde. Scharen von Besuchern, die das Zerstörungswerk besichtigen wollten, wurden von der Polizei zurückgehalten. Austausch deutscher und ungarischer Landwirtssöhnc. Im Zusammenhang mit dem Austausch von jungen deut schen und ungarischen Landwirtssöhnen sind 40 deutsche Landwirtssöhne aus den Gegenden von Halle, Leipzig Weimar und Dresden in Budapest eingetroffen. Die erste ungarische Gruppe ist bereits vor einer Woche nach Deutschland abgegangen, der nach Ostern zwei weitere Gruppen folgen. Eine beladene Motorjacht gestohlen. Im Kopen hagener Hasen wurde eine mit Steinen beladene Born holmer Motorjacht gestohlen, während die Besatzung an Land gegangen war. Ein dänisches Zollfahrzeug beob achtete die Jacht einige Meilen von der schwedischen Küste entfernt und hielt sie an. An Bord befand sich der deutsche Seemann Franz Karl Sommerfeld, der sich seit einiger Zeit ohne Beschäftigung in Kopenhagen aufgehalten hat. Por dem Untersuchungsrichter wurde festgestellt, daß er iu Dänemark vorbestraft ist und von hier ausgewiesen wurde. Er gab zu, er habe die Absicht gehabt, Schiff und Ladung, die einen Wert von 13 000 Kronen haben, in Schweden oder in Deutschland zu verkaufen. einen Haushalt zu führen! Alles dem Mädchen über lassen, weil beide nichts tun wollen und auch nichts verstehen! Und die Wäsche? Kein ganzes Hemd nnd dabei voller Spitzen nnd Einsätze, die halb zerrissen sind! Und die Nett- und Tischwäsche!" In heiliger Entrüstung schlug sie die Hände zusammen. „Die Strümpfe dünn wie Spinnweb, keine Ferse mehr drin — une dabei den ganzen Tag herumlaufen —" „Woher weißt du denn das so genau, Tine?" forschte der Oberstleutnant. „Auf dem Boden hab' ichs gesehen. Daß sich die Leute nicht schämen, so was aufznhängen!" „Mas geht dich denn anderer Leute Wäsche an!" knurrte der Alte. „Du brauchst sie ja nicht anzuziehen und zu stopfen — also kann es dir ganz egal sein!" Cölestine errötete über den Vorwurf des Vaters. „Ich meinte auch nur, daß solche Leute kein Verkehr für unsere Jolantha sind!" „Na, 'n bißchen Aussprache wollen wir dem Bögel chen doch gönnen! Wir zwei Alten sind doch nichts den ganzen Tag für sie." Er strich zärtlich über ihre Hand. „Ich habe bisher noch nichts vermißt, Großpapa!" sagte sie weich, „und Leonie ist auch nicht so, wie Tante denkt. Sie möchte es wohl anders haben, hat aber keine Zeit, alles zn tun. Sie arbeitet für ein Geschäft, um sich ein Taschengeld zu verdienen, und geniert sich nicht, mir das cinzugestehen." „Wenn sie es nicht haben, dann braucht sie sich auch nicht so aufzudonnern — immer gleich nach der neue sten Mode! — Wie bescheren bist du dagegen!" „Ach, Tantchen — ich! Mir steht ja doch nichts, ,nährend Leonie anziehcu kann, was sie will — sie ist immer schön!" Bestätigend nickte der Oberstleutnant. „Siche res appetitliches Frauenzimmer ist sie! Das muß ihr der Neid schon lassen! Diese Figur, diese Augen —" (Fortsetzung folgt.)