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MsdmfferTageblatt N/Mnneit» Tacies^eituna für die Landwickschaff. für Äüraerfum. Intimi?. Jsnaeffellte II Jlrbeiter Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Da, Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmanuschaft Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstreutamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Dienstag, den 29. März 192? Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2840 Nr. 74, — 86. Jahrgang. Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" »A.NW "Wn Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend W».-nm.d^ «s»rr a«d GUckäsrsItellrn " 777 7 ' 7° 77 nchm.n ,u jeder Znt Be- KeS»naen eutoeoen -Im j^alle höherer Sewall, Krieg oder jonftiger DrlriedistSrringen deftehl kein Anspruch aus Lieferung »«r Zeitung »der Kürzung de« Bezugspreise«. — ANcksendung eingejandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Anzeigenpreis: die Sgespaltrne Raumzelle LO Goldpfennig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold. 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Die jugo- iMsche Regierung sträubt sich nämlich dagegen, das; tue "'"erluchu,^ ausschliesslich an der südslawischen Grenre Dis „gelbe Gefahr". Die chinesischen Wirren, vor allem die Ereignisse in Nanking, wo angeblich eine große Anzahl von Euro päern und Amerikanern ihr Leben eingebüßt hat, veran lassen namentlich England, Japan und Frank- r e r ch zu einem noch schärferen Vorgehen in China. Aber auch Amerika hat sich dieser Verschärfung des Vor gehens anschließen müssen, weil bei den Unruhen in Nanking anscheinend viele Amerikaner ermordet worden sind. Man hatte ja dem amerikanischen FloUenführer völlig freie Hand gelassen und der Admiral ist denn auch rücksichtslos vorgegangen. Damit hat sich Amerika nun bedingungslos der Politik der anderen Mächte ange schlossen und angeblich soll die ganze pazifische Flotte der Vereinigten Staaten nach China gesandt werden, um dort eine große Kundgebung an der nord- und südchinesischen Küste zu veranstalten. Es ist ja selbstverständlich, daß die kantonesischen Armeesührer alles daransetzen, vorläufig mit den frem den Mächten in keine militärischen Konflikte zu geraten. Ist es doch das Ziel der Südchinesen, zunächst einmal auch Nordchina in irgendeiner Form zu erobern oder zu gewinnen. Die Rolle des nordchinesischen Generals Tschangtsolin ist nach wie vor eine sehr unbestimmte und man scheint aus feiten der kantonesischen Führer sehr stark damit zu rechnen, daß es mit der Regierung in Peking und mit Tschangtsolin zu irgendeiner Einigung kommt. Trotzdem kann es nicht ausbleiben, daß es bei diesen Wirren zu Überfällen auf die Fremden kommt, wenn auch die Mächte schleunigst ihre Staatsangehörigen an die Küste heranzuholen, also aus dem bedrohten Innern zu entfernen versuchen. Nach wie vor ist ja in der kantonesischen Armee der innere Zwiespalt nicht über wunden, der sich daraus ergibt, daß zu dieser an und für sich rein nationalistischen Bewegung starke bolschewistische Elemente hinzugetreten sind. Dieser Bolschewismus wird nun hauptsächlich getragen durch die junge Intelligenz der chinesischen Studentenschaft. Man will aber auch hierbei von einem russischen Einfluß nicht viel wissen, obwohl sich die Sowjetregierung nach wie vor aufs eifrigste bemüht, die Hände im chinesischen Spiel zu behalten. Durch eine etwaige Einigung zwischen dem Süden und dem Norden Chinas werden nun die japanischen und die nordamerikanischen Interessen stärker berührt als die englischen, die sich in der Hauptsache im reichsten Gebiet Chinas, im Becken des Jangtsekiangs, befinden. Man rechnet in Kanton damit, daß in der Mandschurei, also im Stammland Tschangtsolins, und im Rücken der Pekin ger Regierung gleichfalls ein nationalistischer Aufstand ausbrechen und das Vordringen der Kantonesen auf Peking erleichtern wird. Gelingt es dann wirklich, China wieder zu einigen, den mit dem Sturze der Mandschu- Dynastie herbeigeführten Zwiespalt zwischen dem Süden lind dem Norden zu beseitigen, so ist auch für die fremden Mächte in China eine ganz neue und nicht gerade sehr erfreuliche Situation geschaffen. Der Oberkommandierende A"-'- ist ja recht deutlich geworden in einer Erklärung, die er unmittelbar nach seinem Eintreffen in Schanghai erlassen hat: Solange ungleiche Ver träge zwischen China und den Großmächten beständen, würden die gegenseitigen Beziehungen unbefriedigend bleiben, und solange das chinesische Volk nicht sein volles Recht erhalte, werde es den Kampf fortsetzen. Das heißt nichts anderes, als daß China irgendwelche Sonder rechte der Fremdmächte nicht mehr dulden wird, damit also denselben Weg gehen will, den die Türkei mit Erfolg eingeschlagen hat. Wir Deutsche sind daran nicht mehr interessiert, weil wir sür unsere Staatsangehörigen in China solche Sonderrechte seit Jahren nicht mehr in An spruch nehmen. Die Kantonregierung scheint aber doch nicht so ganz Herr jener bolschewistischen Nntecströmunaen zu sein Die Waffe Äon das ja schon verschiedentlich mit vollstem Erfolg in An wendung gebracht worden ist. Angeblich sollen aber die chinesischen Kommunisten sehr bald zu wirklichen An griffen auf die Konzessionsgebiete der fremden Mächte in Schanghai überzugehen beabsichtigen —, kurz, die in China machtpolitisch interessierten Länder sehen sich einer Frage gegenüber, der sie mit Schisfskanonen und Lan- dungskorvs nicht restlos beikommen können. Der mili tärische Spaziergang des Jahres 1900 anläßlich des Boxeraufstandes ist heute nicht mehr möglich und die gelbe Gefahr ist keine Phantasie mehr, sondern Tatsache. China hat aufgehört, Kolonialland zu sein. WWmzWe Wmie« in Wim. Frankreichs Aiederlaffnug in Schanghai gefährdet. England soll helfen. In Schanghai soll es zu starken Unstimmigkeiten zwischen Franzosen und Engländern gekommen sein. Die Franzosen, die sich in Schanghai sehr schwach fühlen, sollen an die Engländer herangetreten sein, ihnen Truppen für die Verteidigung der französischen Konzession in Schanghai zur Verfügung zu stellen. Die Engländer wollen dies jedoch nur unter der Bedingung tun, daß sie die Oberleitung übernähmen, was die Franzosen bisher abgelehnt hätten. über die p e s s i m i st i s ch e Stimmung in der fran- zösiswen Konzcssionszone bringen die Pariser Blätter aus führliche Nachrichten. Danach hatte man in französischen Kreisen Schanghais geglaubt, daß die Chinesen einen Unterschied zwischen den französischen Interessen und den Interessen der Nachbarn machen würden. Als die Er eignisse sich verschlimmerten, habe man diese Meinung nicht aufrechterhalten können. Das „Journal" glaubt, behaupten zu können, daß die französische Ko n- Jn Schanghai hat sich die Lage dadurch verschärft, als jetzt auch die französische Niederlassung stark gefährdet ist. zesstonszone schwer zu verteidigen set; denn während die internationale Kolonie von Schanghai von ungefähr 15 000 Mann, die hinter seit langem errich teten Verschanzungen lägen, verteidigt werde, sei die fran zösische Konzession nur durch etwa 4000 Bawnette ge schützt. Die französischen Untertanen hätten sich deshalb erregt und den Konsul angerufen. Dieser habe sich um den Beistand der kleinen englischen Armee bemüht. Das „Journal" ist der Ansicht, daß die französische Konzesstons zone in Schanghai geräumt werden müsse. Zwei be sonders ernste Tatsachen ergäben sich aus den letzten Schanghaier Nachrichten. Die erste beweise, daß die Verteidigungsmittel der französischen Konzessionszone ungenügend seien. Die zweite zeige, daß zwischen der französischen Konzessionszone und der internationalen Zone Mißverständnisse bestünden. Nach einer Agenturmeldung aus Schanghai bat der Kommandant der Kantontruppen, General Tschangkaischek, den Vertretern der Mächte ein Memorandum überreicht, in dem er die Abschaffung der Sonderrechte und der un gerechten Verträge fordert. Jie srüuzöfW Konzession in S-W- hoi Vier englischem Schütz. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 28. März. Nach Meldungen aus Schanghai hat nunmehr der britische Oberkommandierende Duncan die Be fehlsgewalt in der französischen Konzession übernommen. Britische und amerikanische Marinesoldaten haben Befehl erhalten, im« Notfälle auch die französische Konzession zu verteidigen. Wie die englischen Blätter melden, sollen in Schanghai noch immer kom munistische Agitatoren am Werte sein, um die Einwohner Schang hais zu einem Sturm auf die ausländischen Konzessionen zu ver anlassen. Tschangkaischek hat an seine Truppen einen neuen Be fehl erlassen, jeden Angriffsversuch auf die fremden Nieder lassungen zu verhindern. Demonstration in Nanking. i Rückgabe.der Konzessionen gefordert. In Nanking hat eine Demonstration stattgesundcn, an welcher ungefähr 30 000 Personen teilnahmen. Es wurden Resolutionen angenommen, in welchen die sofor tige Übergabe der ausländischen Niederlassungen unter Androhung eines Generalstreiks verlangt wird. Die infolge der Unruhen und Feuergefechte aus Nanking geflüchteten Fremden sind in Schanghai ange kommen. Sie befanden sich in einem bedauernswerten Zustande und waren zum Teil nur notdürftig bekleidet. Manche haben buchstäblich nur das nackte Leben gerettet. Die Flüchtlinge gaben herzzerreißende Schil derungen von ihren Erlebnissen in den Händen der Kantontruppen. Wie der „Times"-Korrespondent aus Peking berichtet, bezeichnete Tschangtsolin in einem Presse-Interview die Nankinger Tragödie als einen v o n S o w j e t r u ß l a n d inspirierten Akt. Er erklärte, daß er die aus ländischen Gesandten schon vor einiger Zeit gewarnt habe, daß ernste anti-ausländische Entwicklungen zu erwarten seien, da Sowjetrußland das Geld für die revolutionäre und antirevolutionäre Bewegung in China kompensiert habe. Die fremden Mächte seien größtenteils für die Lage selbst verantwortlich zu machen, und zwar erstens wegen ihrer schwankenden Politik China gegenüber im allge meinen: zweitens wegen ihrer gescheiterten Bemühungen, irgendwelche Schritte zu unternehmen, dem Bolschewismus eutgegenzutreten, und drittens wegen ihrer Bereitwillig keit, angesichts all dieser Drohungen und Angriffe mit I dem Süden zu verhandeln. Japanische Flottendemonstrationen an der chinesischen Küste. Wie aus Tokio gemeldet wird, hat die japanische Ne gierung beschlossen, mehrere Kreuzer nach Tsingtau zu ent senden und ferner acht weitere Zerstörer nach Schanghai. Des weiteren wird ein japanisches Geschwader, bestehend aus vier Schlachtkreuzern, 17 Kreuzern, 19 Zerstörern und 7 Unterseebooten, eine Fahrt entlang der Küste nördlich von der Mündung des Bangtse unternehmen. Zwei Schlachtkreuzer, acht Kreuzer, 23 Zerstörer und 12 Unter seeboote werden die Häsen zwischen Amoh und Macao angeblich für Manöver besuchen. Albaniens «»gestellt werden soll. Andererseits will Italien es nicht zulassen, das? auch die angeblich gegen Südflawien gerichteten militärischen Vorbereitungen in Albanien fest gestellt werden. Die jüngsten Vorschläge an die beiden streitenden Mächte gehen nun dahin, das? Italien und Jugoslawien indirekteBerhandlungen über den Streitfall eintreten, um in diplomatischen Besprechungen untereinander eine gütliche Verständigung zu erreichen zu suchen. In Neusatz in Jugoslawien versuchten unbekannte Täter, das ungarische Kasino durch eine Ekrasitbombe in die Luft zu sprengen. Infolge der Explosion sind zwei Zwischenmauern eingestürzt, sämtliche Fensterscheiben des Gebäudes und der Sauser der Umgebung zertrümmert. Die Polizei hat zwei Mitglieder der Orjuna-Organisation, unter ihnen den Journalisten Naffaitsch Bogoljub, ver- haftet. Die Angelegenheit hat in der Stadt große Er. regung hervorgerufem Tödliche Sportunsälle. Ein unglücklicher Rekordsprung, verhängnisvoller Boxhieb. Der Schwimmer Lamberg, der in Hamburg von einem 54 Meter hohen Turm einen Sprung in die Elbe auskübren wollte, kam beim Absprinaen nicht aanZ glücklich ab, kippte in halber Höhe um, verlor das Gleichgewicht und schlug halb auf die Wasserfläche auf. Er kam nicht wieder an die Oberfläche. In Alt-Haldensleben erhielt der Gießer Wilhelm Niemann während eines Boxkampfes in der Turnhalle von seinem Partner einen derartigen Schlag vor den Unterleib, daß Darmzerreißungen erfolgten, die den Lod des jungen Mannes verursachten. Deutscher Reichstag. <298. Sitzung.) 68. Berlin, 28. März. Ein Haftbefehl gegen den Abg. Thabor (Soz.) wurde dem Geschäftsordnungsausschuß überwiesen. Das Haus trat dann in die zweite Lesung des Haushalts des Reichswehrministeriums ein. Abg. Stücklcn (Soz.) gab einen überblick über die Aus schußverhandlungen. Die Reichswehr allein erfordere in diesem Jahre einen Zuschuß von 475, die Marine einen von 223 Millionen Mark. Der Minister hätte im Ausschuß er klärt, er brauche keinen Staatssekretär. Seine Vertreter seien der Ches der Heeresleitung «nd der Chcs der Marincleitung- Die Mehrheit des Ausschusses habe sich damit einverstanden erklärt und sowohl die Heeresleitung als auch die Mehrheit des Ausschusses sei der Ansicht gewesen, daß die Ret«bllk sich aus die Reichswehr verlassen könne.