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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, «PN,'. «ll-PÄanstau-n Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postdot-nunduns-rcAu-- «»gcr und DkschLfisftclltn 77 1 " nehmen ,u jeder Zen Be- »rllnngrn entgegen. Im Fall- höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht Hein Anspruch aus Lieserung der Zeitung oder «ür,ung de» Bezugspreises. — Rücksendun, eingesandter Schriftstücke ersolgt nur, wenn Porto deiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gespaltene Raumzelle 20 Goldpfennig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold- pfenmg, die 3 gespaltene Aeklamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Rachweisungsgebühr 20 Goldpsennig. Dor. wer^d-n nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 d»ücksichdg!.^Äm^ annahme bis vorn,. IVUgr ' — U Für die Süchtigkeit der durch F-rnrus übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabaitanspruch erlisch!, wenn der Betrag durch Klagecing-zogenw-rbenmuboderder Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. »a« Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstreutamts Tharandt, Finanzamts Noffen. Nr.63. — 86.Iahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt* Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden 2640 Mittwoch, den 16 März 4K27 Der Bau des MiiellanKkanaLs. Verkehrsnetz in den G r e n z p r o v in z c n. dr,. Haushaltsausschutz des Reichstages entspann sich bei uber^^tung des Etats des RcichsverkehrsmiNlsierE d"s Etatskapitel, das die Fortsetzuna des KanalbaneS Schwierige Wirtschsfislage. Bei der jetzt eröffneten zweiten Lesung des Haus halts des Reichswirtschaftsministeriums im Reichstag hat gegenüber der jetzt weit verbreiteten Hoffnungsfreudigkeit, mit der die Entwicklung der deutschen Wirtschaft betrachtet wird, ein Redner daran erinnert, daß unsere Ausfuhr noch immer 35 bis 40 2S hinter der des Jahres 1913 zu rücksteht. Den Grund hierfür gibt aber nicht bloß die außerordentlich starke Zusammenschrumpfung unserer Ausfuhr nach Rußland ab, sondern geben auch die handelspolitischen Schwierigkeiten, die wir mit unseren allernächsten Nachbarn haben, nämlich mit Polen, der Tschechoslowakei und Frankreich. Der Neichs- wirtschaftsminister Dr. Curtius charakterisierte deshalb unsere handelspolitische Lage als zurzeit wenig befriedi gend. Hat sich doch das Gesamtbild der deutschen Aus fuhr insofern verschoben, als wir nicht mehr die Mehrzahl unserer Ausfuhrwaren in den europäischen Staaten ab- setzen, wie das früher der Fall war, sondern, daß uns die inderen Erdteile mehr abnehmen als Europa. Gerade jetzt hat wieder Frankreich einen neuen Zolltarif veröffentlicht, ver selbst dann für unsere Ausfuhr eine außerordentliche Belastung bedeutet, wenn wir mit diesem Lande zu einem Handelsvertrag kommen. Denn bei den Verhandlungen hat zwar die deutsche Regierung hinsichtlich der Höhe der deutschen Zölle freie Hand, weil diese autonom, also an eine feste Grenze nicht" gebunden sind, während die fran- jösische Negierung unter die Minimalzölle nicht herunter gehen kann. Und aus Polen kommt soeben die Kunde, daß man dort mit der Absicht umgehe, eine Erhöhung der an sich schon enorm hohen Zollsätze um 40 erfolgen zu lassen. Auch dort haben wir für dis deutsche Einfuhr bis her ein Entgegenkommen in den Vertragsverhaudlungsn aicht feststellen können; ebenso denkt die Tschechoslowakei aicht daran, aus ihrer hohen Schutzzolimauer zu unseren Gunsten auch nur einen Stein herauszunehmen. Die künftige Weltwirtschaftskonferenz wird also über einen Mangel in Ausgaben nicht klagen können. Die Hoffnungen auf eine Ausfuhrsteigerung habe,; sich also nur in sehr mäßigen Grenzen erfüllt und unsere Negierung ebenso wie die Führer der deutschen Wirtschaft oeranlaßt, der Stärkung des Binnenmarktes ein größeres Augenmerk zu widmen. Es ist seit langem allzuviel von ser Rationalisierung gesprochen worden, ohne vaß man sich ganz im klaren darüber ist, ob eigentlich das wste Ziel dieser Nationalisierung, nämlich nicht etwa bloß vie Hcrabdrückung der Produktionskosten, sondern vor Allein die Minderung der Preise, erreicht worden ist. Die Linie des Index für den Großhandel inInd u st r i e- orodukten bewegt sich schon seit Monaten etwas wch unten. Im Lebcnshaltungsindex hat ich das nicht im gleichen Verhältnis ausgewirkt. Die Jndustrieprodukte verbilligten sich also, die Preis- unie der Lebensmittel aber, namentlich des Getreides, wwie die Mieten stiegen in die Höhe. Minister Dr. C u r- tius wies in seiner Rede darauf hin, daß die betriebs technische Rationalisierung in Deutschland durchaus nicht vollkommen durchgeführt ist. Nicht aber das Endziel, sondern nur eine bestimmte Etappe auf dem Wege der Nationalisierung bedeute eine Preissenkung. Auf der anderen Seite müsse dem dis Hebung der Kaufkraft der Massen, also eine Vermehrung der Nachfrage auf dem Binnenmarkt und damit wieder eine Erhöhung der Nach frage und der Produktion entsprechen. Diese natürliche Erhöhung der Produktion ist dann aber erst die Voraus- kur dem Endziel der Rationalisierung, gamftch der W, ederaufnahme aller brauch- Elichwi^ in den Arbeitsprozeß, all- ,.„a wäre verlaufen, diese Entwick- wenn nicht der große oem Dawes - Gutacht - n auf aus Minister wies darauf hin, die Ncparationsverpflichtungen sei im ^-s-m^FEuug d^ hinausgelaufen, die Jahresleistungen durchs Aufnahme .euer Schulden abzuoeuen, also nicht etwa aus Ar Überschuß der Produktion. Früher emmal hat ein be kannter schwedischer Nationalokonom erklärt, die führung des Dawes-Planes bestehe eigentlich darin, dar feine Urheber, also jene Staaten, an die Deutschland die Leistungen zu erfüllen habe, die Leistungssummen durch Aufnahme deutscher Ausfuhr selbst zahlen. Das ist leider nur in sehr beschränktem Ausmaße geschehen, vielmehr wächst die Verschuldung Deutschlands an das Ausland in schnellem Ausmaß und damit sein Substanzverlust. Wir würden heute wohl nur die Hälfte der Erwerbs- iosenzahl ausweisen, wenn nicht diese Substanzverluste, »lso die Ausfuhr deutscher Waren in Form von Sach- liefernnaen ohne Gegenleistungen, die Linie der deutschen wirtschaftlichen Entwicklung so ungeheuer stark beein- stussen würde. W WWMM einmütig hinter LttesmM. Stresemanns RsHmschastMM. Wichtige Sitzung der N e i ch s r e g i e r n n g. Am Dienstag nachmittag hat ein Kabinettsrat statt gefunden, in dem Neichsaußenministcr Dr. Streseman« über dis letzte Genfer Ratstagung ausführlich Berich erstattete. Diese Sitzung des Reichskabinetts stand unter dem Vorsitz des Reichspräsidenten, der de; Wunsch ausgsdrückt hatte, im Kabinettsrat einen auS führlichen Bericht Dr. Stresemanns über die Genfer Er eignisse entgegenzunehmen, nachdem ihm der Reichs außenminister gleich nach feiner Ankunft ein kurzes Nefs rat über Genf gehalten hatte. Wie man hört, sollen tu Anschluß an die Ausführungen Dr. Stresemanns auck die vom polnischen Außenminister Zaleski in Genf ge machten Vorschläge für die Wiederaufnahme dei deutsch-polnischen Verhandlungen crörü r und auch die angekündigte offizielle Demarchi Deutschlands wegen der Rheinlandräumuux besprachen sein. Nach einem Beschluß des Ältestenrates des Reichs tages wird sich der Auswärtige Ausschuß am Donners tag mit den Ergebnissen von Genf beschäftigen. In Plenum des Reichstages wird diese Frage bei der Be ratung des Etats des Auswärtigen Amtes besprochen werden, die für Montag nächster Woche angesetzt ist. Der dem Reichsaußcnmiuister Dr. Stresemann nahe stehenden Täglichen Rundschau scheint die Entwicklung der Dinge im Osten das beherrschende Moment der großen Außenpolitik zu sein. Stresemann werde wahrscheinlich sowohl hierüber wie über die Gesamt, situation der deutsch-französischen Beziehungen bei de; Beratung des Etats des Auswärtigen Amtes sprechen Dann werde mau vielleicht auch erkennen, daß viel; Fragen in einem Zusammenhang stehen, der nicht in dü Augen fällt, wenn man sie als Einzelfragcn betrachte. Eigener Fernsprechdienst des „Wüsdrusser Tageblattes". Berlin, 15. März. Amtlich wird mitgetM: „In dem heutigen, unter dem Vorsitz des Reichspräsidenten abgehaltenen Kabinettsrat berichtete Reichs außenminister Dr. Stresemann Wer die außenpolitische Lage und die Verhandlungen des Völker bundes in Geirs. Nach eingehender Aussprache, bei der insbeson dere die Rechtsausfassung geteilt wurde, wie sie der Außenmini ster in Genf bei den Deutschland berührenden Fragen vertreten hat, stimmte das Kabinett dem vorliegenden Ergebnis der Genfer Tagung einmütig zu." und Kriegsgefahr. Das in Genf tagende Ratskomitce hat unter dem Vorsitz des deutschen Delegierten, Gesandten Göppert, dis Erörterung des ihm vorliegenden Berichtes über die vorn Nat auf Grund des Artikels 11 im Falle drohender Kriegsgefahr zu ergreifenden Maßnahmen abgeschlossen. Besonders drehte sich die Debatte um die Frage der Zurückziehung der diplomatischen Mis sionschefs und der See- und Lufislottendemonstra- tiou. Bei der letzten Frage wurde insbesondere in Er wägung gezogen, welche völkerrechtlichen Schwierigkeiten etwaige Notlandungen der demonstrierenden Flugzeuge nach sich ziehen könnten. Dies wurde besonders von dem deutschen Delegierten Göppert betont, dessen Ausführungen sich der italienische und der japanische Vertreter auschlosien. D^r Verlierer Kolumbiens lehnte jede Luftdemonstration ab. Der Rumäne Titulesku, Paul-Boncour und Benesch setzten sich dagegen sehr lebhaft für die Demonstration ein. Schließlich wurde ein von Cecil vorgelegter Vermitt- luugsvorschlag einstimmig angenommen, dessen Inhalt besagt, der Nat könne, wenn er es für nötig und nützlich halten sollte, die Natsstaaten zu einer Luftdemon- stration in vernünftigen Grenzeu aufsorderu. Das Ende der völkischen Fraktion im Reichstage. Tigmer Fcrnfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 15. März. Die nativnalsszialistischen Abgeord neten im Reichstage veröffentlichen eine Erklärung, in der es heißt, sie hätten an den Vorsitzenden der völkischen Arbeitsgemeinschaft, Abgeordneten von Graefe, die Aufforderung gerichtet, ihnen den Vorsitz der Fratticn der Völkischen Arbeitsgemeinschaft abzutreten, da sie nach dem Uebertritt verschiedener Abgeordneter zu den Nationalsozialisten die stärkste Gruppe dieser Fraktion seien. Da Graefe sich geweigert habe, den Vorsitz abzugeben, hätten die na tionalistischen Abgeordneten ihren Austritt aus der Völkischen Arbeitsgemeinschaft erklärt, so daß die Völkische Fraktion nunmehr aufgehört habe, zu bestehen. Enpen-Malmedy vor der belgischen Kammer. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Brüssel, 15. März. Im Verlauf der Eupen-Malmedy- Debatte erklärte Ministerpräsident Iaspar, die Interpellation könne keine praktischen Folgen haben. Eine neue Regelung könne . niemals in Frage kommen, umsoweniger, als die Grenzen durch ! zwei feierliche Verträge und durch die belgisch« Verfassung sest- grlegt seien. Tie These Sommerhausens über die Anwendung des Artikels 16 des Versailler Vertrages sei nicht realisierbar, denn ; inan könne den Vertrag von Versailles nicht ändern. Belgien habe ! sich Eupen-Matmedy gegenüber sehr liberal gezeigt; mar; könne i aber eine Agitation in diesem Gebiete nicht dulden. Die Interven tion Sommerhausens könne diese Agitation nur vermehren. Dir i Verhälnisse in Enpen-Malmedy seien endgültig und unumstößlich s sestgeregL, und die gegenwärtige Regierung werde keine Initiative i im Sinne des Vorschlages Sommerhausens ergreifen. Die Be- völksrung des Gebietes sei belgisch und werde belgisch bleiben. ' Der Vertrag von Locarno sehe die Unantastbarkeit der belgischen > Grenzen vor. Deutschland habe diesem Vertrag freiwillig zugr- i stimmt. Sommerhausen antwortete, die Intervention werde ein- ! gereicht werden. Darauf behauptete Iaspar, die Agitation in Eupen-Malmcdy werde von einer Minderheit im Einverständnis mit Deutschland betrieben. Er wolle nicht glauben, daß die deutsche Negierung diese Agitation begünstige, dagegen aber die nationalistische Partei, die den Krieg wünsche. Der frontistische Abgeordnete Vos erklärte, die Gegner der Annektion in Euprn- Malmedy täten Recht daran, deutsche Hilfe anzunehmen, da sie ülbst Deutsche seien. Der Sozialist Pierrard widersprach Ichpars Behauptungen, daß sich die Verhältnisse in Eupen-Malmedy nie geändert hätten, zumal schon Verhandlungen gepflogen worden seien. Bandewelde erklärte demgegenüber, daß zwischen der bel gischen und der deutschen Negierung keine Verhandlungen über Eupen-Malmedy stattgefunden hätten. östlich Hannover einschließlich des mit dem Bauzweck im wirtschaftlichen Zusammenhänge stehenden Gruuderwerbs be- trisft und hierfür sowie für Vorarbeiten und Bauausführun gen am Sudflügel 40 300 000 Mark fordert, eine längere Aus sprache. Verschißene Abgeordnete verlangten die Streichung der Bauausführüngeil am Südflngel, da sonst eine Ver zettelung bei der Inangriffnahme der verschiedenen Ban strecken des Mittellandkanals zu befürchten sei. Gesandter für Anhalt, Wirkl. Geh. Rat Boden, erklärte namens der Regierung des Landes Anhalt, das unmittelbar am Süd- flügel beteiligt sei, er müsse entschiedenen Einspruch gegen diesen Antrag erheben und bitte dringend, ihn abzulehnen. Er sei überzeugt, daß der gleiche Einspruch auch vom Laude Sachsen, das ebenso am Südflügel beteiligt sei, würde er hoben werden. Auch Reichsverkehrsminister Dr. Koch prote stierte gegen die beabsichtigte Streichung der Vauausführun- gen am Südflügel des Mittellandkanals. Im Anschluß an Ausführungen des Abg. Schultz-Brom berg (Dtn.) erkannte Reichsverkehrsminister Dr. Koch an, daß durch die Grenzverlegungen im Osten und Westen des Reiches, die uns der Versailler Vertrag gebracht hat, das Verkehrsnetz in den tzkenzprovinzen stark beschädigt worden sei. Sowohl in; Osten, insbesondere in Schlesien, wie natür lich auch jn den rheinischen Gebieten müßten in dieser Be ziehung wesentlich andere Zustände geschaffen werden. Es müsse den Grenzgebieten so geholfen werden, daß die berech tigten Klagen verstummen. Der Haushallsausschutz überwies alle Kanalprojekte, die mit einem ersten Teilbetrag im Etat des Reichsverkeürs- > Ministeriums ausgeführt sind, zur weiteren eingctzeuven Ve- ratung dem Unterausschuß, ebenso den Etatstitel über den s Mittellandkanal. Daraus folgte eine Generaldebatte über die R c i ch s e i s c n b a h n. WoiiSLrhshMs im LküechmW. Neue Seeabrüstungsnote Amerikas. Admiral Sir Reginald Hall trat bei einer Marin debatte im Unterhaus ebenso wie Oberstleutnant Hilton Uoung für den Bau leichter Kreuzer ein. Ad miral Hall vertrat den Standpunkt, daß dis schweren Kreuzer im Kriegsfälle keine nützliche Verwendung fin den könnten, Oberstleutnant Ummg bezeichnete sie von' Gesichtspunkte der allgemeinen Abrüstung aus als weniger zweckmäßig. Admiral Hall erklärte weiter, daß keine Flottenabrüstuilgskonferenz Großbritannien die Häuft, hinsichtlich des Baues leichter Einheiten binden würd' Der liberale Abgeordnete Runciman wie alle anderen Redner betonten, daß Flottcnbcgrenzungen sich im Rah nien des Möglichen halten müßten. Eine allgemeine Kritik fanden die für die Marine aufgewandtcn Kosten, dic gegenüber der Zeit vor dem Kriege eine Steigerung um 156 Millionen Pfund aufweisen und weiterhin eine an steigende Tendenz zeigen. Zu gleicher Zeit wird bekannt, dgß die amerikanlsche Neaieruna in Varis eine neue Note in der Frage der